Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 1)

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Aendsburger M Wochenblatt. 
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Morgen Depeschen 
Berlin, 13. Juni. Die Kaiserin wird 
mit den kaiserlichen Kindern den bereits 
früher in Aussicht genommenen vierwöchigen 
Aufenthalt auf Schloß Urville in Lothringen, 
wie dem „Bcrl. Tagebl." aus Straßbnrg 
gemeldet wird, Anfang iAugust antreten. 
Berlin, 13. Juni. Offiziös wird mit 
getheilt, daß durch die Schließung der 
Privatkrankenanstalt der Alexianer zu 
Mariaberg der Fortbestand der klösterlichen 
Niederlassung nicht berührt wird. Hingegen 
ist den Alexianern zu Mariaberg die Be 
sugniß zur Behandlung von Kranken ent 
zogen worden. 
Berlin, 14. Juni. An Stelle des ver 
storbenen Polizeipräsidenten, Frhr. von 
Richthofen, ist der Polizeipräsident von 
Stettin, von Windheim, zum Polizei 
Präsidenten von Berlin ernannt worden. 
^ Berlin, 14. Juni. Seit gestern Abend 
. Uh" steht der in der Köpenicker Vor- 
Nadr bclegene Viktoriaspeicher der 
Heu, Möbel, Getreide, Spiritus und an 
dere leicht brennbare Stoffe enthält, in 
Flammen. Sämmtliche Reserven der 
Feuerwehr wurden herangezogen. Mehrere 
Feuerwehrleute wurden verletzt, drei in 
das benachbarte Krankenhaus geschafft 
Infolge des starken Windes sind die be 
Nachbarten Gebäude gefährdet. 
Elberfeld, 14. Juni. Der Eisenbahn- 
Assistent Schwankte ist, nachdem er 
12 000 M ark Pensionsgelder unter 
^ ļ a g e n und die erforderlichen Quittun 
3kn gefälscht hatte, flüchtig geworden. 
Q Şprottau, 14. Juni. Ganz Nieder- 
Bchlesien wurde gestern von sehr schweren 
Gewittern heimgesucht. Ein Blitz- 
llrohl traf das Schulhaus in Kusser bei 
'-eusalz. Unter den 95 Schulkindern griff 
^>ne entsetzliche Panik Platz. 25 wurden 
eläubt unter den Bänken hervorgezogen, 
er zehnjährige Knabe Friedewald war 
°dl. Die Mehrzahl der Betäubten hat 
"ch erholt; der Zustand der Uebrigcn ist 
dlcht unbedenklich. 
<n Saga», 13. Juni. Der Hausbesitzer 
^urtz wurde in seinem Bureau durch seine 
. hefrau und durch zwei Helfer in der 
Sten Nacht gräßlich ermordet. 
Leipzig, 13. Juni. Dw Revision des 
"t einiger Zeit wegen des Halverschen 
ankkrachs zu Gefängniß verurtheilten 
^aut von Heede, Sohn des durch Selbst 
mord geendeten Abgeordneten von Heede, 
"urde beute vom Reichsgericht verworfen. 
^ Kopenhagen, 13. Juni. Der dänische 
Journalistenverein ladet alle in Kiel 
anwesenden Journalisten zu einem Besuche 
in Kopenhagen ein. Derselbe stellt in 
Kiel einen Dampfer zur Verfügung und 
vom Betreten des Schiffes an sollen die 
Journalisten Gäste des Vereins sein. 
Brüssel, 13. Juni. Die Kammer hat 
heute nach heftiger Debatte den Artikel 
des Tarifgesetzes der Regierung, nach wel 
chem ausländisches Mehl einem Eingangs 
zoll von 2 Fr.., Malz einem solchen von 
1'/„ Frs. unterliegt, in erster Lesung mit 
77 gegen 67 Stimmen angenommen. 
London, 13. Juni. Aus Rom wird 
dem „Daily Chronicle" gemeldet, der Papst 
habe den Plan, die anglikanische mit der 
römischen Kirche zu vereinigen, nicht auf. 
gegeben, im Gegentheil beabsichtige der 
Heilige Vater ein Konzil aller englischen 
Bischöfe einzuberufen, dessen Aufgabe es 
sein soll, über die Wiedervereinigung der 
beiden Kirchen zu berathen und zu be 
schließen. 
UWslsMV. 
Außereuropäische Gebiete. 
Der Andrang der Bewerber um das 
Commando preußischer Offiziere nach Chile 
beim General Körner, ist, wie die „Bert. 
N. N." schreiben, ein außerordentlich 
großer; über zweihundert Offiziere aller 
Waffen sollen sich bis jetzt theils persön 
ltch, theils schriftlich gemeldet haben. Vor- 
läufig beabsichtigte die chilenische Regierung 
nur 15 deutsche Offiziere — 8 der Jnfan 
terie, 4 der Cavallerie, 3 der Artillerie 
in Dienst zu nehmen. Wegen des 
über Erivarten großen Andranges hat 
General Körner seine Regierung' telegra 
7hisch um Verdoppelung jener Zahl er 
ncht. Bei so überaus großer Auswahl 
wird Chile auf treffliche Kräfte rechnen 
können. In nächster Zeit bereits wird iin 
„Mil.-W.-Bl." die Veröffentlichung der 
Namen der zu jenem Zweck mit Aussicht 
auf Wiedereintritt in die deutsche Armee 
verabschiedeten Offiziere zu erwarten sein 
Die Offiziere werden übrigens ihre Lebens 
weise ganz als chilenische Offiziere führen. 
chilenische Uniform tragen, größtentheils 
auch wie die chilenischen Offiziere in der 
Kaserne wohnen und an der Menage theil- 
nehmen. Ihr Verhältniß entspricht dem 
in der deutschen Armee dienstthuenden tür 
kischen Offiziere 
17Ì 
Der Kronzeuge. 
Erzählung aus der Schleswig-Holsteinischen 
Verbrecherwelt vergangener Tage. 
Von Ulrich Qhlerich. 
A Ahrens verschwand, ohne daß Jemand 
Hub i )aia ar war eingeschlummert 
hin To? Hclltz und Hoffmann wie Eisen- 
H” *“ Si? """" 
.„."Mein Mann!" hatte die j.mqe Frau 
S°s°gt als sicihrcm Gatten entgegengetreten war. 
...Ihr Mann! Schon der bloße Klang 
r einfachen, aber inhaltsreichen Worte 
tz/gte, den Bann, unter dessen Druck 
ih/nhut wie erstarrt dagestanden, zu brechen, 
ş über äußere Gefahr wie über innere 
q 3 hinwegzuhebcn, ihn alles Andere vcr- 
>l>it ^ Su lassen- Roch bebten die Finger, 
e - n er sieh ihm entgegenstreckende 
tz/'s seiner Frau ergriff, aber unter der 
Nnrkung eines anderen Gefühls als vorhin, 
sich Wort und Blick vergewisserten sie 
2 gcgcngeitig von der Fortdauer ihrer 
shreä^E^ngehörigkeit; sich über Das auszu- 
btifi • 's ^as zwischen ihnen lag, ließ dec 
fe™ ” lIld Ķ Situation nicht zu, bald aber 
Stìitîhi'j, şiâf das Bedürfniß nach einem 
dps M^n Herzensaustausch Beiden gewaltig 
t>o[/ .allem der jungen Frau, deren Herz 
>f)r e ^ "jlastiger Sehnsucht danach begehrte, 
Bîaà?uungcn aus das bessere Sein ihres 
'»>d vertrauter, von fremden Augen 
bc ftciw ,ren ,?icht überwachter Zwiesprache 
^etn (I şiàn. Nachgerade siel ihr an 
sich g,,. î" bîņ unruhiges Wesen auf, das 
dcii, Schuldbewußtsein und aus 
)en brennenden Verlangen, das ihr 
England. 
Aus London meldet das „Berl.-Tgbl": 
Nach einer Meldung aus Jersey brach 
Feuer auf dem Segelschiffe „Why Not" 
bei St. Brieux aus. Alle halfen löschen. 
Da ließ der Kapitän ein Boot herunter 
unter dem Vorwände, über Bord gefallene 
Eimer wiederzuholen, und ruderte mit 
drei Matrosen davon. Ein nach 
springender Passagierwurde ins Boot ge- 
nommen, das in Equi landete. Die übrigen 
Passagiere erreichten Equi nach hartem 
Kampf mit dem Feuer und sind bis au : 
einen unversehrt. Der Kapitän und die 
Matrosen wurden in Equi verhaftet. Die 
Bevölkerung versuchte sie zu lynchen. 
Unter der Anklage, einen Mordver 
such auf den Kardinal Maughan 
ausgeführt zu haben, wurde Lorenzo 
Covington dem Polizeigerichtshof in 
London vorgeführt. Der Angeklagte schrieb 
vor Kurzem an den Kardinal und stellte 
das Verlangen an ihn, zweihundertfänfzig 
Pfund zu zahlen, welche er (Covington) 
verloren hatte dadurch, daß gewisse katho 
lische Funktionäre ihn schädigten Er ver 
band mit dieser Forderung die Drohung, 
den Kardinal durch Vitriolschleudern 
bei erster Gelegenheit umzubringen. Der 
Brief wurde der Polizei ausgehändigt, 
und diese ließ durch Detektives den Mann 
aufsuchen. Er versprach damals, jeden 
Angriff zu unterlassen, heute aber erneute 
er seine Drohungen und wurde verhaftet 
und in Gewahrsam behalten, bis weitere 
Nachforschungen angestellt werden können 
Spanien. 
Madrid, 14. Juni. Zur Zeit werden 
die Küsten von Cuba durch 11 Kriegs- 
chiffe belvacht. Zur Verstärkung der 
Küstenbewachung sollen drei weitere Schiffe 
angekauft werden, worüber der Minister 
rath, welcher in den nächsten Tagen statt 
inden wird, beschließen wird. 
Frankreich 
Paris, 13. Juni. Pasteur liegt, wie 
ein Schweizer Arzt, der sich gegenwärtig 
hier als Patient im Institut Pasteur auf 
hält, einer heimathlichen medizinischen 
Zeitschrift in einem Brief vom Ende Mai 
mittheilt, seit November krank darnieder. 
Der berühmte Forscher ist herzleidend und 
leidet an halbseitiger Lähmung. — Beim 
Totalisator wurden nach der „Köln. 
Ztg." am Sonntag, dem Tage des Grand 
Prix, in Longchamps 3,346,000 Frs. ver- 
wettet. An Eintrittsgeldern wurden 385,000 
Franken eingenommen. Auf den Outsider 
„Andröe", der den großen Preis errang, 
wurden von einigen Personen große Sum 
men gewonnen; so von dem Exkönig 
Milan 300,000 Fr. und dem gegenwärtig 
beim Train dienenden jungen Millionär 
Max Lebaudy 700,000 Frs. 
Inland. 
Berlin, II. Juni. Bei Bonn ist heute 
Prinz Friedrich Heinrich von 
Preußen, Sohn des Regenten von Braun 
schweig, bei einem Spazierritt gestürzt 
Das Pferd überschlug sich, der Prinz er 
litt nur einige Hautabschürfungen. 
Auf der Reise nach Berlin verunglückt 
ist gestern früh der Landtagsabgeordnete 
Frhr. v. Diergardt. Kurz hin!er der 
Station Fürstenwalde wollte Frhr. v. D., 
wie der „L.-A." berichtet, einen Neben 
raum in dem sogen. Harmonikazuge auf 
suchen, verfehlte jedoch die Thür, stürzte 
aus dem Wagen und blieb auf der Strecke 
liegen. Als der Unfall bemerkt war 
wurde bis zur Unglücksstätte zurückgefahren 
der Verunglückte gefunden und wieder auf 
genommen. Er hatte eine Verrenkung der 
rechten Schulter davongetragen, außerdem 
versttnedene kleinere Verletzungen. In 
Berlin angekommen, fuhr Herr v. D. in 
Begleitung einer Dame und eines Herrn 
mit einer Droschke in die königl. Klinik, 
wo ihm in der Chloroformnarkose die 
Schulter wieder eingerenkt wurde. 
— Zur Rede des Fürsten Bis 
marck an die Leitung des „Bundes dctt 
Landwirthe" sagt die freikoiiseroatioe 
„Post", das sogenannte Botschafter-Organ: 
-Daß es lediglich darum sich gehandelt 
hat, einem alten Groll einmal voll die 
Zügel schießen zu lassen, darf bei der 
Planmäßigkeit und dem inneren Zusammen- 
hange der. bisherigen Reden des ’ Fürsten 
Bismarck nicht angenommen werden. Alan 
wird vielmehr annehmen müssen, daß er 
einen starken Drücker sür nöthig hält, um 
die Beseitigung dessen herbeizuführen, was 
ihm an der jetzigen Regierung tadelnswerth 
erscheint. Fragt man sich, was ihm an 
der Politik der Gegenwart nicht gefällt, 
o giebt die Rede nach der sachlichen Seite 
keinen sicheren Aufschluß. Das Vorwiegen 
des persönlichen Monients legt vielmehr 
die Annahme nahe, daß es sich dabei mehr 
um Personenfragen handelt und daß die 
Frage der Homogenität der Regierung 
eine neue scharfe Beleuchtung erfahren und 
im Vordergrund der öffentlichen Eröterung 
m 
eigenes Gemüth durchdrang, erklärte, ... 
welchem Maße äußere Umstände an der Er- 
zcugnng dieser Unruhe mithbetheiligt waren, 
davon hatte sie keine Ahnung. Bon Alleny 
was sie seit ihrem Eintritt umgab, hatte sie 
im Grunde nur ihren Mann gesehen und 
als er sich jetzt erhob, blieb sie, von dem 
Gedanken an ihn völlig in Anspruch 
genommen, in sich versunken sitzen, ohne 
anderen Dingen die mindeste Beachtung zu 
zuwenden. 
Eisenhut sah sich um; der Feind war 
verschwunden, das Feld anscheinend frei. 
Während er sich Frahm näherte, um sich 
von diesem zu verabschieden, trat Dwinger 
ihm entgegen. 
„Ahrens behauptet, Du ständest mit dem 
Oberpolizeisergeanten Lau aus 1., der sich 
t)ier vermummt Herumtreiben soll, in Ver 
bindung," redete ihn der schlaue Reinecke an 
dabei mit Spannung die Wirkung der plötz 
lichen, unerwarteten Anschuldigung auf Eisen- 
hut beobachtend. ö J 
,ß ü feinem eigenen Erschrecken hatte Twinge^ 
nichts umsonst auf den Busch geklopft, Eisen- 
hut fuhr unter diesem neuen Angriff heftig 
zusammen und Dwinger runzelte jetzt von wirk 
lichem Argwohn durchdrungen, finster die Stirn 
Mit großer Schnelligkeit erholte sich jedoch 
Eisenhut von seiner Ueberraschung und gewann 
es über sich, mit leichtem Lachen zu er 
widern: „Warum nicht gar mit dem Präsi 
denten selbst? am Ende schleicht auch der im 
Orte herum, — ich bitte Dich, überlasse 
doch Ahrens, Berrülher zu suchen, wo keine 
sind, mich aber lasse gehen, ich will meine 
Frau nach ihrem Quartier geleiten." 
Dwinger ließ sich indeß in dem einmal 
gefaßten Mißtrauen nicht beirren. „Wir 
und des Interesses bleiben soll. Gut 
Wetter auf dem Gebiet der inneren Politik 
bedeutet das nicht." 
— Der Petroleum.Ring scheint 
sich doch noch immer fester zu schließen. 
Einem Telegramm zufolge haben die 
Amerikanische Standard Oil > Compagnie 
und die Schottische Mineralöl-Compagnie, 
die bisher dem Ring nicht angehörte, eine 
Preisvereinbarung auf 2 Jahre abge 
schlossen. Demnach dürfte die Preistreiberei 
gegen den Winter hin flott fortgesetzt 
werden. Die Seele des Ringes sind weder 
Rockefeller noch Rothschild, sondern die 
russische Regierung, der die Haupt- 
quellen im Kaukasus gehören. 
Berlin, 13. Juni. Die Töpfer be 
schlossen in einer von 1000 Personen be 
suchten Versammlung, von Montag, den 
17. Juni, an zu streiken. Gearbeitet 
darf nur auf den Bauten werden, auf 
denen der 1886 bewilligte Tarif gezahlt 
wird. Die tarifmäßig Arbeitenden haben 
10 pCt. ihres Verdienstes zur Unterstützung 
der Arbeitslosen abzugeben. 
— Bei der in Aussicht genommenen 
Abänderung des Irren w es ens handelt 
es sich nack der „Voss. Ztg." nicht allein 
um eine Verschärfung des Aufnahmever 
fahrens und der Beaufsichtigung dieser 
Anstalten, sondern auch um Abänderung 
der die Entmündigung und das Entmün- 
digungsverfahren betreffendenBestimmungen 
her deutschen Civil-Prozeßordnung. Es 
ist in Vorschlag gebracht worden, die Ver 
nehmung des zu Entmündigenden stets 
durch den Richter unter Hinzuziehung von 
Sachverständigen geschehen zu lassen; auch 
das Rechtsmittel der Revision soll im Ent 
mündigungsverfahren eintreten dürfen. 
Ferner kommt in Betracht, ob die Be 
itimmungen der Gewerbeordnung über die 
Ertheilung von Concessionen zur Errichtung 
von Priv atheilanstalten und über die 
Entziehung dieser Concessionen der Ab 
änderung und Ergänzung bedürfen. 
— Zur Revision der Irrenanstalt 
liegt es in Anlaß des Falles Mellage 
nach der „Voss. Ztg." in der Absicht 
der Ministerien, auf der Grundlage 
eines Gutachtens der wissenschaftlichen 
Deputation für das Medizinalwesen soge 
nannte Besuchskommissionen zu bil 
den, die nicht nur die Einrichtungen der 
Anstalten prüfen, sondern auch auf das 
Wohl der einzelnen Personen bedacht sein 
ollen. Dies entspricht der vor einigen 
Jahren von Prof. Mendel in der „Deutsch. 
werden morgen genauer untersuchen, ob etwas 
Wahres an der Sache ist, bis dahin bleib! 
Du hier," gebot er. „Frahm wird Dir und 
Deiner Frau Unterkunft verschaffen." 
Eisenhut wollte in heftigem Zorn auf 
fahren, ein Blick in das das entschlossene 
Gesicht Dwingers belehrte ihn jedoch, jede 
'pļ/ , f* c und Hoffmann damit „Vielleicht schon nach einer Stunde werde: 
widerspenstige Regung werde seine Lage nur 
verschlimmern, ein gewisses Mitleid mit den 
alten, die Gefahr wohl, nicht aber ihre Nahe 
ahnenden Genossen trat hinzu und ruhig ent- 
gegnete er: „Meinetwegen denn, mir soll's 
recht sein, durch eine nähere Untersuchung 
von dem auf mich geworfenen Verdacht 
gründlich befreit zu werden, nur um meiner 
Frau wegen ist es mir nicht angenehm, 
verrathe ihr deshalb nicht, weshalb ich hier 
zurückgehalten werde." 
Dwinger athmete erleichtert auf. „Wohl 
ein ziemlich unschuldiges Ding," sagte er 
mit einem Seitenblick auf die im Hinter 
grund des Kellers ihres Mannes wartenden 
„sicht man sic, begreift man wohl 
wie Ahrens zu seiner Vermuthung gelangte 
Um so besser für Dich, wenn dieselbe unbe 
gründet ist." 
Frahm wurde geweckt, so weit es möglich 
war und bereitete, Dwingers Aufforderung 
Folge leistend, ohne nach dem Grunde zu 
ragen, mit Hülfe von Klüdden-Klas dem 
Ehepaar ein dürftiges Nachtquartier in einem 
unbenutzten Dienstbotenzimmer, wohin Frau 
Eisenhut ihrem Manne auf seinen Wink ohne 
jedes äußerliche Widerstreben folgte. Dwinger 
geleitete ^ sie; nachdem Eisenhut die Thür 
hinter sich geschlossen, instruirte jener den 
Knecht, bis auf Weiteres dem Verdächtigen 
die Entfernung nicht zu gestatten und begab 
sich dann mit Frahm nach dem Keller zurück. 
beschäftigt, Mohr auf die Beine zu bringen, 
was anfänglich nicht gelingen wollte. 
„Quält doch den armen Teufel nicht," 
bat Dwinger, hinzutretend. „Es ist nutzlos, 
ich glaube, er ist weit mehr krank als be 
trunken. Seht ihm nur in's Gesicht." Mohr 
n,achte in der That ganz den Eindruck eines 
Fieberkranken. 
„Krank?" rief Hoffmann wild, „er dar^ 
es nicht sein, ich bringe ihn ins Leben zurück 
und sollte ich Wasser kübeiweisc über ihn 
ausschütten. Wir wollen zum Pennwirth 
Schmoraal mit ihm, in die Nähe des Bahn 
hofes, damit wir morgen den Zug nach 
Norden nicht verschlafen." 
Endlich stand Mohr aufrecht, schwankend 
zwar und offenbar nicht halbwegs klar bei 
Sinnen. Holtz und Hoffmann nahmen ihn 
in die Mitte, faßten ihn unter und verließen 
langsamen Schrittes mit ihm den Keller. 
Dwinger sah ihnen mit bedenklichem Kopf- 
şchûtteln nach. 
Frahm, der sich mittlerweile ein wenig 
ermuntert hatte, forderte Dwinger auf, mit 
ihm gemeinsam die letzten Flaschen zu leeren. 
Dwinger leistete mit dem Bemerken Folge, 
es sei freilich schon halb Eins. Dann begann 
Zwischen Beide eine Unterhaltung, die sich 
von Dwingers Seite hauptsächlich um die 
von Ahrens empfangenen Mittheilungen, von 
Seiten Frahm's um seinen neuen Kunden, 
den Handelsmann Lars Christensen, drehte 
und schließlich unter der Mitwirkung reich 
lichen Geträykes einen äußerst lebhaften 
Charakter annahm. 
„Bìein Gott, warum bleiben wir hier?" 
hatte die junge Frau gesagt, als sie sich mit 
ihrem Manne allein befand. 
wir dieses Haus verlassen, um es niemals 
wieder zu betreten," hatte zuversichtlich der 
Mann erwidert, um nach einem tiefen 
Athemzuge fortzufahren: „Ich will Dir be 
kennen, wer und was ich bin, sür unser 
künftiges Leben soll reiner Tisch zwischen 
uns sein." 
Darauf legte Eisenhut seiner Frau, soweit 
cs seine Theilnahme an verbrecherischer Thä 
tigkeit betraf, eine vollständige Beichte ab. 
Sein ganzes Leben bis zu deni entscheidenden 
Wendepunkt, der ersten Unterredung mit dem 
Präsidenten, breitete er vor ihr ans und 
childerte sich ihr, wie er sich in Stunden 
der inneren Einkehr selbst gesehen. Solche 
Stunden hatte er in der letzten Zeit häufig 
gehabt und je öfter ihre Wiederholung ein 
getreten, desto schonungsloser war er mit sich 
elbst ins Gericht gegangen — sein jetziges 
offenes Bekenntniß trug daher den unver 
kennbaren Stempel innerer Wahrheit und, 
was sich der armen jungen Frau vor Allem 
einstigen!) aufs bedrückte Herz legte, cs zeugte 
zugleich von aufrichtiger tiefer Reue. „Zu 
meiner theilweisen Enschiildigung kann ich 
nur eins anführen," sagte er, die Hand seiner 
Frau erfassend und ihr tief in das thränen- 
chiinmcrndc Auge schauend: „Wie würde 
mancher tilgend- und ehrenreiche Mensch da 
stehen, wäre er aufgewachsen ,vie ich, früh 
verwaist, wurde meine Jugend durch Hände 
gelenkt, die mich nur dann streichelten, wenn 
ìch etwas nach Hause brachte, gleichviel wober 
genommen, und später — unwissend, leicht 
sinnig und lebenslustig, wie ich war, rollte 
ich auf der schiefen Bahn vorwärts im Leben, 
weiter und immer weiter. Machte ich einmal 
Halt oder wollte ich gar abweichen von dem
	        
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