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-ļ» Gr scheint tägLich
„O ja," antwortete Frahm offenbar ver
gnügt. „Holtz und Hoffmann haben aus
ihrer Jagd nach Mohr einen Menschen auf
gegabelt, einen halben Dänen aus Nord
schleswig, mit dessen Hülfe wir uns einen
neuen guten Mark! im Norden eröffnen
werden; künftig geht dann nicht Alles nach
Süden. Es that Noth, die Preise in
stock mit
Abzugeben
ngstraße.
en, meine
versehenen
ien.
gegen die
ier nehme
Mendsburger L Wochenblatt
Hey.
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Bezugspreis:
Viertel,LKrlich 2 Jl.—, frei ins Haus geliefert
, 2 Jl 15 Ķ
steht zum fü r Auswärtige, durch die Post bezogen
2 .fl 25 <)
Wcl. Postprovision rc-, jedoch ohne Bestellgeld.
Lohe.
adtstraße Jņşerļisnsprcjs: pro Petitzeile 15 <).
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Be
Aeltestes und yelesenstrs Klatt im Kreise Rendsburg.
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten.
88ster Jahrgang.
Bei Betriebsstönlngen
irgend welcher Llrt ist die regelmäßige Lieferung
dieses Blattes vorbehalten.
Als Beilagen
werden dem Blatt „Ter Landwirth" sowie das
Blatt „Mode und Heini" gratis beigegeben.
3000 Abonnenten.
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MI), bei
Miihlen-
Wo. 131.
Sonnabend, den 8 Juni
1895.
e
h zu ver>
Kühl.
Morgeņ-Depescheu.
Frankfurt a. M., 7. Juni. Freiherr
Hammerstein hat nunmehr gegen die
erren Leopold Sonnemann und Dr.
acher wegen Beleidigung die Privatklage
thvben. Es dürste vielleicht, so schreibt
ie „Kleine Presse", auch für weitere Kreise
»vn Interesse sein, zu erfahren, daß Herr
d. Hammerstein keineswegs wegen allen
2 jenem Artikel behaupteten Thatsachen
tm
en^OsfeUen^ Kläger auftritt, sondern nur diejenigen
Hamburg. Ņunktc herausgegriffen hat, welche sich auf
euer zwei'
önseld.
kaufen bei
Rade.
^en Lebenswandel des Herrn v. Hammer
betn und die Vermögenslage der „Kreuzztg."
^ziehen. Das obengenannte Blatt stellt
ausdrücklich fest, daß Herr v. Hammerstein
die ihm nach dem allgemeinen Urtheil am
weiften belastenden Behauptungen
Und Beschuldigungen wegen des
Ņensionsşonds und wegen der Papier-
ļieşerungen nicht zum Gegenstände der
Klage gemacht hat.
Ocdcnburg, 7. Juni. Die Ortschaft
Abersdorf ist durch einen furchtbaren
Wvlkenbruch verwüstet worden. Sämmtliche
.Naher»Hauser waren in kurzer Zeit vollständig
Unterwaschen, so daß eine große Anzahl
Bewohner nicht rechtzeitig flüchten konnte.
Ueber 100 Personen werden vermißt, bis-
, sind 18 Leichen aus den Fluthen ge-
angels sw worden. Auch einige Brücken sind
dyn der Gewalt des Wassers mit fortge-
önigstr. sjjhŗî worden. In Wettersdorf schwamm
Ï&JSMM0 % Kind in der Wiege auf dem Wasser
»nb konnte gerettet werden. Ein Post
eis Ht, kntscher hat mitsammt der Post den Tod
) «♦ in ben Fluthen gefunden.
£1 hüKk. Unbeschreibliches Elend.
à^WļÄM Füvfkirchen, 8. Juni. Durch eine zwischen
Pischeley und Simontornya Nachts durch
ein s urchtbares Unw etter hervor
gerufene Ueberschwemmung entgleiste ein
Güterzug. Fünfzehn Waggons wurden
Zertrümmert.
^ Wien, 8. Juni. In verschiedenen Theilen
Oesterreich-Ungarns sind theils Wolken-
Brüche, theils Hagelschauer nieder
rangen und sollen einen bedeutenden
igstraße.
iscUs r0
Eng.-Buv
1178.
Mg er
um 3 Uhr 55 Min. ein heftiges Schwanken
des Erdbodens.
Graz, 7. Juni. Auch in der hiesigen
Umgebung hat das Unwetter arg gehaust.
Die Bergflüsse schwollen zu reißenden
Strömen an und vernichteten Alles, was
ihnen auf ihrem Laufe begegnete. Die
Ortschaften Peggan, Frohnleiten und Sem-
riach haben schweren Schaden erlitten.
Viele Erdrutsche haben stattgefunden, neue
Quellen haben sich gebildet. Tie Ernte ist
vernichtet.
Mailand, 7. Juni. Aus der Umgebung
von Bologna kommen Nachrichten, nach
welchen ein furchtbares Hagelwetter
unberechenbaren Schaden daselbst verursacht
hat. Die Landleute betrauern den Ver
lust der ganzen Ernte.
Lemberg, 8. Juni. Im Bezirk Kolomea
wüthete ein heftiger Orkan mit Hagel
wetter. In Korstow sind 22 Wirth
schastsgebäude eingestürzt, 200
andere Gebäude wurden erheblich beschädigt.
Auch in Sambor und Sadowa ist unge
heurer Schaden angerichtet worden. Alle
Feldfrüchte sind vernichtet.
Paris, 7. Juni. Die Regierung hat
in Erfahrung gebracht, daß bei der Ab
fahrt des französischen Geschwaders nach
Kiel Demonstrationen inscenirt werden
sollen. Aus diesem Grunde ivurden mehrere
Geheimpolizisten nach Brest entsandt.
London, 8. Juni. Wie aus Formosa
gemeldet wird, feuerten die Rebellen vor
Tamsuhe auf einen deutschen Handels-
dumpfer, woraus das Kanonenboot „Iltis"
das Fort beschoß. Europäer wurden sonst
bis jetzt von den Parteien nicht belästigt.
Hongkong, 7. Juni. Das Kanonenboot
„Iltis" eröffnete das Feuer auf die chinesi
schen Forts, vermuthlich weil sich die
dortigen Behörden weigerten, die Abfahrt
eines deutschen Handelsdampfers mit dem
Präsidenten Tang und Soldaten und Flücht
lingen an Bord zuzulassen. Die Forts
wurden zum Schweigen gebracht; die
Kanoniere flohen; der Danipfer ging in
agen vo» Cchgtzxņ angerichtet haben
Aus Obclsteieruiark kommen fortwährend
lternehmk Ņachņchxen von dem Erdbeben <
J Donnerstag. In Trasoyach fand um
Khr 9 Min. ein kurzer starker Erdstoß
von Westen nach Osten statt, um 4 Uhr
V e ine wellenförmige Erderschütterung, die
wnstcdt. ^ Sekunden dauerte. In Seegraben be
merkte man um 3 Uhr 55 Min. einen
solids îurzen, heftigen Stoß; in St. Cathrein
Es sind die Köpfe von Angehörigen des
aufständischen Stammes der Rahamna. In
Rabat mußten die Köpfe aufs Neue ein
gesalzen werden, weil sie der Verwesung
nahe waren. Juden mußten die Arbeit
zwangsweise verrichten.
Italien.
Ueber einen schrecklichen Unglücksfall
wird aus Puzzuol bei Neapel berichtet:
Eine vornehme Dame aus Rumänien,
Fürstin Helene Teodoraki, die an Rheu
matismus litt, wollte, wie gewöhnlich,
ein Bad in den sogenannten Stufe di
Nerone nehmen. Unglücklicherweise kam
sie dem Bassin, in dem Schwefeldämpse
kondensirt werden, zu nahe, rutschte aus
und fiel in das siedende Wasser. Ein
Führer, der ihr Hilfegeschrci hörte, wollte
ihr die Hand reichen, fiel jedoch gleichfalls
ins Bassin und beide wurden lebenden
Leibes förmlich gesotten.
Ruhtsņr.
Riga, 7. Juni. Ein entsetzlicher Un
glücksfall ereignete sich auf dem Stintsee.
Ein Segelboot, aus dem sich sechszehn
Personen befanden, schlug um, wobei
zwölf Personen ertranken. Zwei
Männer und 2 Frauen wurden gerettet.
Eine der letzteren hat ihre fünf Kinder bei
diesem Unfall verloren.
ree.
Ausland.
Auftcreuropäische Gebiete.
Einen erschreckenden Beitrag zu den
marokkanischen Zuständen liefert folgende
Mittheilung des Reuter'schen Bureaus in
London aus Tanger: Vier Wagenladungen
mit eingesalzenen Menschenköpfen befinden
sich unterwegs von Mukaresch nach Fez
Berlin, 7. Juni. Der „Reichsanzeiger"
schreibt: Nach einem Telegramm des kaiser
lichen stellvertretenden Gouverneurs von
Puitkamrr aus Kamerun hat die
Schntztruppe unter Führung des Ritt
meisters Frhrn. v. Stetten den seit längerer
Zeit aufsässigen Stämmen der Bakokos am
unteren Laufe des Sannagaflusses eine
empfindliche Niederlage beigebracht. Vier
Houptorte der Stämme wurden erstürmt.
200 Todte blieben auf dem Felde, zahl
reiche Gefangene fielen in die Hände der
Sieger. Die kaiserliche Schutztruppe hatte
12 Todte und 47 Verwundete. Deutsche
Offiziere und Unteroffiziere sind nicht ver
letzt. Die deutschen Truppen gelangten
ungehindert nach Munde, das unter Lei
tung des Lieutenants Dominik militärisch
besetzt wurde. Es ist niit Sicherheit an
zunehmen, daß im Bakoko-Land, das bis
her dem Handel verschlossen war und dessen
Bewohner sich dauernd der schwersten Ge
ivaltthätigkeiten gegen Europäer und
Duallas schuldig gemacht haben, nunmehr
geordnete Zustände herrschen werden.
— Tie Affaire des Chefs der „Kreuz-
Ztg." Herrn v. Hammcrstein nimmt
immer seltsamere Formen an. Im „Neuen
Wiener Tagbl." lesen wir: „Um die Briefe,
welche Baron Hammerstein an Fräulein
Flora Gaß (eine jüdische Dame) ge
mästet, wieder zu erlangen, reiste er kürz
lich nach der Schweiz, wo diese Dame
gegenwärtig wohnt. Vom Inhalte der
Briese haben außer dem Minister Freiherrn
v. Berlepsch auch Freiherr v. Manie uff el
und ein zweiter konservativer Ab
geordneter Kenntniß. Diese Briefe
Hammersteins werden im Prozesse gegen
die Frankfurter „Kleine Presse" ihre Rolle
spielen. Die Personen, welche die Briese
gelesen haben, werden als Zeugen vorge
laden werden."
— Grund st eueren tschädigungs
kapitalien. Die „Post" fordert ihre
Freunde dazu auf, zur Unterstützung des
Gesetzentwurfs auf Aufhebung der Rück
zahlungspflicht für die Grundsteuer
entschädigungskapitalien zahlenmäßig die
Betheiligung von Groß- und Kleingrund
besitz an einem solchen Geschenk zu er
mitteln. Wir möchten bitten, diese Enquete
noch besonders auszudehnen auf die nach
folgenden Großgrundbesitzer, denen als In
habern von Gutsbezirken vom 1. April
1895 die Grundsteuer erlassen worden
ist für die beifolgende Anzahl von Gütern
und Hektaren:
Fürst PIeß für 83 Güter mit 70139 Hektaren,
Fürst Puttbus für 32 Güter mit 19 752 Hektaren,
Fürst Stolberg-Wernigerode für 21 Güter mit
19649 Hektaren, Fürst Hohenlohe-Oehringen für
43 Güter mit 39365 Hektaren, Graf Return fur
24 Güter mit 18766 Hektaren, Graf Stolberg-
Roßla für 13 Güter mit 8871 Hektaren, Herzog
von Ratibor für 53 Güter mit 34 026 Hektaren,
Prinz Biron von Kurland für 29 Güter mit
22691 Hektaren, Fürst Hatzseldt für 30 Güter
mit 18538 Hektaren, Fürst Lichnmvsky für 1b
Güter mit 8691 Hektaren, Frhr. o. Eckardstem
für 16 Güter mit 13 485 Hektaren, Graf Henckel
von Donnersmark für 33 Güter mit 23731 Hek
taren, Reichsgraf von Oppersdorfs für 21 Güter
mit 5992 Hektaren, Rcichsgras v. Brühl für 12
Güter mit 22716 Hektaren, Reichsgraf von Schass-
gotsch für 39 Güter mit 31011 Hekt. Graf zu
Stolberg-Stotberg für 4 Güter mit 8794 Hektaren.
Die Herren sind vorstehend aufgeführt
in der Reihenfolge der Höhe des Grund
steuer-Reinertrages ihres Grundbesitzes
Der Grundsteuer-Reinertrag des Fürsten
v. Pleß beträgt 358 753 Ml., für den an
letzter Stelle angeführten Grasen zu Stol-
berg-Stolberg 115 864 Ml. Da die Grund
steuer 9'/z pCk. des Grundsteuer-Reiner-
träges beträgt, so beziffert sich beim Fürsten
Pleß der Steuererlaß aus minde
-tens 36000 Ml. und bei dem letzten
in der obigen Reihe ausgeführten Grafen
Stolbcrg-Stolberg auf über 13000 Mt.
Die vorgenannten Herren sparen also jeder
zwischen 12000 und 36000 jährlich an
Grundsteuer, dafür sollen sie nun noch
nicht einmal Entschädigungskapitalien zu-
rückzahlen, welchen diesen Majoraten 1865
in 4 V 2 prozentigen Staatspapieren in Höhe
des 13 V 3 « fachen Jahresbetrages der da-
mals eingeführten Grundsteuer ausgezahlt
worden sind.
Berlin, 7. Juni. Wie die „Breslauer
Zeitung" erfährt, hat der Cultusminister
Dr. Bosse zum ersten Mal einer Dame,
der Tochler eines bekannten schlesischen
Geistlichen, die Erlaubniß ertheilt, an
einem preußischen Gymnasium das Abi-
turienten-Examen abzulegen. Die junge
Dame hatte sich mit ihrem Gesuche zu
nächst an das Provinzial-Schulkollegium
in Breslau gewendet, von diesem jedoch
einen abschlägigen Bescheid erhalten. Sie
appellirte dann mit Erfolg an den Minister.
Stuttgart, 7. Juni. Der Minister des
Innern ist nach Balingen abgereist. —
Gestern Abend ging ein starker Wolken
bruch nieder, der neue Ueberschwemmungen
im Eycha-Thale verursachte. Bisher ist
kein Verlust an Menschenleben gemeldet
worden. Im Remsthale ist gleichfalls ein
starker Wolkenbruch niedergegangen, über
haupt war in ganz Süd-Württemberg
gestern Gewitter. Die Donau und der
Neckar sind hoch angeschwollen. Jetzt hellt
das Wetter auf. —- Ein Telegramm des
Präsidenten v. Leibbrand an den Staats
minister v. Pischek gibt die Zahl der durch
die Ueberschwemmung in Balingen
und Umgegend ums Leben gekommenen
Personen auf 50 an. Völlig zerstört sind
30 Häuser, theilweise zerstört sehr viel
mehr. Sämmtliche Brücken mit Ausnahme
einer einzigen sind weggerissen. 84 Pioniere
der Ulmer Garnison treffen heute nach
dem Schauplatz der Verheerungen ein. —
Von dem gemeldtten Wolkenbruch sind
am schwersten die Gemeinden Balingen,
Frommern, Lausten und Dürrwangen be
troffen worden. Insgesammt sind 50 Per-
sonen ertrunken und 30 Häuser theils zer
stört, theils beschädigt. Schwer betroffen
sind auch bie^ Gemeinden Thailfingen,
Truchtelfingen und Meßstetten, weniger
schwer die Gemeinden Lautlingen, Ebingen
und Onstmettingen. Abends traf eine Ab
theilung Ulmer Pioniere per Sonderzug
in Balingen ein. Behufs Beseitigung der
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ni Der Kronzeuge.
Erzählung ans der Schleswig-Holsteinischen
Verbrecherwelt vergangener Tage.
Von Ulrich Ohlcrich.
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„Selbstverständlich mit weitgehendster Voll
macht an die Beobachter für den Fall, daß
Deine Vermuthung sich bestätigen sollte,"
grinste Frahm. „Aus Deinen Worten schließe
îch, daß der Betreffende heute Abend nicht
hier sein wird und-wohl schwerlich zu meinen
ftgclmäßigm Kunden gehört. „Kenn- ich
% überhaupt näher?"
, „Ob er heute Abend hier sein wird, weiß
ltf ) nicht," cntgcgnctc Ahrens, „seine An
wesenheit würde mich übrigens durchaus nicht
geņiren. Ob Du ihn kennst? fragst Du;
>chr genau, antwortete ich Dir, und Du
Mist sogar, ich glaube unverdient, große
St,
errzül^l
895.
We auf ihn."
, „Das wäre!" Der dicke Körper Frahm's
Kttcrte förmlich vor Aufregung. „Nenne
wir, ganz im Vertrauen, seinen Namen."
Ņhrens zögerte eine Sekunde, dann sagte
„Laß mich bis heute Abend, warum habe
Dir schon gesagt. — Kommen wir aus
e ’ti anderes Thema, — was gicbt's sonst
Klane).
Mes bei Dir?"
r „Ein schöner Dank für meine Gast-
wcundschaft!" brauste Frahm voll Aerger
ti-. „Einen neugierig machen 'unö dann
şippeln lassen, so verfährt man nur, wenn
.'chrs dahinter steckt. — Nun gut, habe
cun Deinen Willen," lenkte er, durch
Uten kalten, festen Blick aus den dunklen
^Ugen seines Gastes eingeschüchtert ein.
cues willst Du wissen? Oh, davon gicbt's
°c Menge, obenan eine ganz prachtvolle
Geschichte, bei der Du, wenn Du willst,
heute Abend selbst eine angenehme Rolle
übernehmen kannst. Du weißt wohl schon,
was Holtz, Hoffmann und Mohr auf dem
Rathhause zu X. angestellt haben?"
Ahrens bejahte. „Ich hörte davon im
Gefängniß durch meinen Wärter und war
über die Thäter sofort im Klaren. Was ist's
damit?"
„Die Historie ist gut," lachte Frahm.
„Also die Drei bringen ihren kostbaren, leider
aber wenig handlichen Schatz vorläufig in
Sicherheit, vergraben ihn, vermuthlich in einem
Waloc bei X. und schwören sich gegenseitig
zu, ihn nur in ihrer Aller Gegenwart wieder
herausscharrcn zu wollen. Jeder ist, glaube
ich beinahe, auch Willens, seinen Schwur zu
halten. — soweit ist Alles in Ordnung.
Mit dem ausgesprochenen Vorsätze, sämmtlich
einstweilen die Gegend zu verlassen, trennen
sic sich. Leider aber hat Jeder für sich ins
geheim beschlossen, in der Nähe zu bleiben
und ein wachsames Auge darauf zu halten,
daß die beiden Partner nicht etwa einen Eid
bruch begehen, Jeder will also dann und wann
durch Nachgraben und Nachsehen das Un
berührtsein des Schatzes konstatiren. Zuerst
ist Mohr auf's Nachsehen ausgegangen und
dabei auf den unheilvollen Gedanken gerathen,
sich jede fernere Unruhe dadurch zu ersparen,
daß er die Silbersäcke ausgrub und anderswo
wieder einscharrte. Wie nun die beiden An
deren znnl Nachsehen kommen — sie mögen
sich nicht gerade unwahrscheinlich mit ähn
lichen Absichten auf dem gleichen Wege zu
sammengefunden haben, — da haben sic zu
ihrer unbeschreiblichen Wuth wirklich das
Nachsehen gehabt. Mohr, der dumme Teufel,
hatte indeß einen verkehrten Fluchtweg ge
nommen, das Glück half de» Verfolgern auf
seine Spur und ehe er sich's versah, hatten
sic ihn ergriffen. Mohr soll nun, verlangen
sie, nicht nur redlich theilen, sondern zur
Strafe obendrein seinen Theil noch einmal
theilen. Mohr will sich das aber nicht ge
fallen lassen, er behanpret, und wie ich selbst
annehme, nicht mit Unrecht, seine Kompagnons
seien um kein Haar besser als er, schon durch
die überaus schnelle Entdeckung seiner That
sei vollauf bewiesen, daß er vor ihnen nicht
den Gedanken, sondern nur die Raschheit in
der Ausführung vorausgehabt. Großartiger
Zank ohne Ende! — wie bissige Köter, die
sich um einen Knochen balgen, hängen die
Kerle ineinander, heute ist der vierle Tag,
daß sie mir damit auf dem Halse liegen; ich
stand schon mehrmals auf dem Punkte, sie
hinauszuwerfen, so überdrüssig war ich ihrer!
da machte ich ihnen in halber Verzweiflung
den Vorschlag, wir Andern wollten die Sache
heute Abend durch einen Schiedsspruch zu
Ende bringen und diesen Vorschlag haben sie
angenommen, sie sagten sogar, sie hätten nur
darauf gewartet und seien expreß dazu her
gekommen."
Ahrens hatte mit stetig wachsendem Interesse
zugehört. „Alle Wetter! ein förmliches
Schiedsgericht, — feer Fall ist übrigens da
nach — wer soll denn als Schiedsrichter
fungiren?" fragte er lachend.
Holtz und Hoffmann haben mich selbst
erwählt. Mohr hat unsern Reinecke, Dwinger,
vorgeschlagen; die Rolle des Obmanns ist
noch unbesetzt — willst Du sie?"
Ahrens schien inzwischen Etwas durch den
Kopf gefahren zu sein; erst nach kurzer
Pause entgcgneie er sich wie besinnend:
„Warum nicht? und am Ende kriegt Pas
Schiedsgericht noch weitere Arbeit, falls ich
mich entschließe, jenen mir verdächtigen Mann
des Vcrraths anzuklagen; die Rolle des
Obmanns vertritt da ein Anderer. — Auf
wessen Seile stehst Du? wohl auf Seiten
Deiner Wähler?"
„Ohne Frage — Mohr verdient Strafe,
schon seiner Dummheit wegen. Läuft der
Bursche nach einer flachen Haidcgegend, wo
man jede Menschenseele auf meilmwcilc
Entfernung gewahr wird, statt in der
Menschcnsluth einer größeren Stadt unter
zutauchen. Kaum glaublich, solche Thorheit,
nicht wahr?"
Wie ein schneller Blitz hatte cs, von
Frahm unbeachtet, bei dieser Aeußerung in
den Augen von Ahrens aufgefunkelt; un
mittelbar darauf neigte er den Kopf und
sagte in gleichgültigem Tone:
„Dumm genug in der That - wo hat
man ihn denn cingcfangen?"
Frahm nannte den Namen deS Haide
dorfes und fügte hinzu: „Man umstellte
ihn in einem kleinen Privathause, wo er sich
vermuthlich cinzulogiren beabsichtigt hatte."
Ahrcns wandte sich, um sein Taschentuch
zu gebrauchen. Leicht fuhr er sich dabei mit
der Hand über die Brustgegend; ein leises
Kistern wurde an sein Ohr vernehmbar,
worauf er sich Frahm wieder zukehrte. „Sonst
etwas Neues?"
Hamburg-Altona werden immer schlechter.
Ein prächtiger Kerl, dieser Lars Christensen,
und vor allem mit Geld reichlich versehen.
Ich bin wie im Handumdrehen mit ihm
vertraut geworden und habe ihn bei einer Reihe
unserer Freunde eingeführt. Das wird ein
Mann für uns, ich sage Dir, ganz von
selbst wird er uns immer näher kommen."
„Nur nicht zu schnell intim mit einer
neuen Bekanntschaft," warnte Ahrens, indem
er sich mit der ausgesprochenen Absicht
erhob, einen Spaziergang ins Freie zu
machen, wozu ihm Frahm auf seinen Wunsch
bereitwilligst andere Kleidung zur Verfügung
stellte.
„Apropos — hast Du Eisenhut in letzter
Zeit gesehen?" fragte der Erstere, während
er sich zum Gehen wandte.
„Eisenhiit? Nein, nicht seit Du und er
zusammen bei mir waren. Es ist schon
gestern nach ihm gefragt worden, ivic meine
Frau mir sagte."
(Fortsetzung folgt.)
— Die größten Kartoffeln. „Herr In
spektor, ich haben Sie rufen lassen, um
Sie zu fragen, ob wir den freigewordenen
Vorstandspostcn im Bureau 5 dem Herrn
Müller Ihrer Abtheilung geben sollen?"
— „Um Gottes Willen, Herr Direktor,
nur das nicht! Der Müller ist der Ein
zige bei mir, der was versteht und wirk-
lich arbeitet. Wenn Sie mir den neh
men, bin ich in der größten Verlegenheit!
. . . Es sind ja genug Faulenzer da!"
— Verschnappt. „Johann, Sie sollen
ja Kohlen aus dem Keller holen! Was
suchen Sie denn noch mehr?" „Einen
Korkzieher, gnä' Herr!"