Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 1)

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Viertetjührlich 2 Ji.- 
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frei ins Haus geliefert 
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für Auswärtige, durch die Post bezogen 
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mel. Postprovision :c., jedoch ohne Bestellgeld. 
Paulseņ. 
JnsertionsprciS: pro Petitzcile 15 
No. 138. 
Arltrttrs und gelefeultes Statt im Kreise Rendsburg. 
Anzeigen für die Tagcsnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten. 
88ster Jahrgang. 
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irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung 
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werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das 
Blatt „Mode und Heim" gratis beigegeben. 
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Morgen-Depeschen 
Helgoland, 5. Juni. Bei prächtigem 
Wetter sind der Reichskanzler und der 
Minister Dr. von Boetticher, von Köllcr, 
Thielen, Hollmann u. a. mit Damen, 
sowie Direktor Ballin von der Packetfahrt 
soeben hier eingetroffen. Helgoland ist 
reich geschmückt. Auch die Flotte ist hier 
angekommen und manöverirte brillant. 
Kissingen, 5. Juni. Die Königin- 
Wittwe von Hannover ist an rechtsseitiger 
Lungenentzündung schwer erkrankt. Der 
Herzog von Cumberland, der Sohn der 
greisen Königin, ist telegraphisch berufen 
worden. 
Berlin, 5. Juni. Die in der Nacht 
von Freitag auf Sonnabend erfolgte Ber> 
Haftung zweier bulgarischen Studenten, 
Namens Ilia Jvanoff und Ranan Reinhardt 
ist auf politische Motive zurückzuführen. 
Beide wurden in ihrer gemeinschaftlichen 
Wohnung Nachts aus dem Bette geholt. 
Wie verlautet, ist eine Denunziation 
seitens der Wirthsleute, bei denen die 
Studenten wohnten und mit welchen sie 
wegen der Kündigungsfrist in Konflikt 
gerathen waren, die Ursache der Berhaf- 
ļung.^ Jvanoff soll in Bulgarien wegen 
politischer Umtriebe relegirt worden sein 
Berlin, 1. Juni. Zu der Blättermel- 
«mng, daß das Strafverfahren gegen den 
Freiherrn v. Stumm wegen Herausforde- 
rung zum Zweikamps eingeleitet worden sei, 
schreibt die „Post", die Untersuchung könne 
nur mit Genehmigung des Herrenhauses, 
«essen Mitglied bekanntlich Frhr. v. Stumm 
ļļj' stattfinden. Davon, daß eine solche 
Genehmigung nachgesuchr und ertheilt wor- 
den ist, set nichts bekannt. 
Berlin, 1. Juni. Wie wir von unter 
richteter Seite vernehmen, hat sich ein 
preußischer Minister gelegentlich einer Un 
terredung dahin ausgesprochen, daß die 
verbündeten Regierungen nicht die Absicht 
pegen, den Reichstag bei seinem Wieder- 
Susantmentritt auszulösen, falls sich durch 
°w Ablehnung irgend einer Vorlage Ge- 
wgenheit dazu fände. Der Herr Minister 
J Ņ Gegentheil der Ueberzeugung, daß 
kr Reichstag in seiner gegenwärtigen Zu- 
wwmensetzung noch manche nützliche Arbeit, 
. zwar im Einvernehmen mit der Re- 
gierung, verrichten wird. Derselbe wird 
aU Beginn der konnnenden Session außer 
-ui Etat eine Reihe von Gesetzesvorlagen, 
i, ■ die Börsenreform, den Gesetzentwurf 
^treffend den unlauteren Wettbewerb und 
°!e Gewerbenovelle vorfinden, auf deren 
Annahme gerechnet werden könne. Die 
Finanzrcform ist vorläufig bis zu dem 
Zeitpunkte vertagt, wo die Einzelstaaten, 
durch Fehlbeträge gedrängt, von Neuem 
auf einer Regelung bestehen werben. Un> 
ter keinen Umständen sei daran zu denken, 
daß die verbündeten Regierungen in der 
nächsten Session einen der Umsturzvorlage 
ähnlichen Gesetzentwurf oder irgend ein 
militärisch zugespitztes Ausnahmegesetz dem 
Reichstage verlegen werden. Darin ist 
der Bundesrath vollständig einig. 
Wien, 1. Juni. Im Pulverstampfraum 
der Firma Mayer & Roth in Felixdors ist 
abermals eine größere Quantität Pulver 
in die Luft geflogen. Durch die Explosion 
wurde das Gebäude vollständig zerstört 
Zwei Männer und vier Frauen haben da- 
bei ihr Leben verloren. 
Laibach, 4. Juni. Gestern Abend 9'/,, 
111)1' wurde ein heftiger wellenförmiger 
Erdstoß verspürt, der zwei Secunden 
dauerte und allgemeine Bestürzung hervor 
rief. 
Triest, 5. Juni. Im Benediktiner- 
kloster zu Banca ist am Sonntag Feuer 
ausgebrochen, welches das Gebäude voll- 
bändig zerstörte. Mehrere Nonnen haben 
bei dem Brande ihr Leben verloren, 
während 21 Nonnen mit Mühe gerettet 
wurden. 
Warschau, 5. Juni. Graf Herbert 
Bismarck ist mit Gemahlin zum mehr 
tägigen Besuche bei dem Generalgouverneur 
Grasen Schuwalow eingetroffen. 
Antwerpen, 1. Juni. An der hiesigen 
Börse hat die Nachricht von dem Brande 
des großen Petroleumlagers in Harburg 
riesige Bestürzung hervorgerufen. 
Madrid, 3. Juni. Ein Major der 
Reserve drang heute Mittag in das 
Bureau des Generalkapitäns von Madrid, 
Primo Botvera und gab zwei Revolver- 
schüsse auf ihn ab, von denen einer traf 
und den General sehr schwer verletzte. 
Der Ordonnanzoffizier verwundete den 
Attentäter, welcher sofort verhaftet wurde. 
Er soll an Bersolgungswahnsinn leiden 
Brüssel, 3. Juni. Die Polizei ver- 
haftete aus die Angaben des Wechselagenten 
Cordeweener, welchem kürzlich ein bedeuten- 
der Betrag an Werthpapieren gestohlen 
worden war, eine aus 7 männlichen und 
weiblichen Individuen bestehende inter 
nationale Diebesbande. Auch würbe 
ein weiterer Genosse verhaftet, der von 
Paris hier angekommen war; dieser soll 
sich im Besitze von mehr als einer Million 
in gestohlenen Werthpapieren befinden. 
Eine Requisition ist nach Paris abgegangen. 
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Der Kronftilge. 
Erzählung aus der Schleswig-Holsteinischen 
Verbrecherwelt vergangener Tage. 
Ausland. 
Außereuropäische Gebiete. 
Newyork, 4. Juni. Ein furchtbarer 
Wald brand überzog beinahe das ganze 
Oelgebiet von Nord > Pennsilvanien und 
zerstörte mehrere kleine Städte. Der 
Schaden wird aui mehrere Millionen 
Dollars geschätzt. Biele Menschenverluste 
werden befürchtet. 
Newyork, 3. Juni. Infolge der in den 
Vereinigten Staaten herrschenden außer 
ordentlichen Hitze wurde in verjähre 
denen Eisenwerken der Union die Arbeit 
eingestellt. Biele Personen stürzten, 
vom Herzschlag getroffen, zu Boden; 
mehrere davon sind gestorben. 
Port Said, 2. Juni. Durch eine g r o ß e 
Feuersbrunst wurde gestern ein Theil 
der Eingeborenenstadt zerstört. 2 00 
Häuser sind niedergebrannt. Die Ma- 
trosen des britischen Kanonenboots „Dryad" 
betheiligten sich beim Löschen. 
Frankreich. 
Paris, 5. Juni. Wie dem „B. T." 
von hier gemeldet wird, werden wegen 
der angesetzten Nationaltrauer am 24. Juni, 
als am Todestage Carnot's, die fran 
zösischen Kriegsschiffe, welche zu den 
Kieler Festlichkeiten entsandt werden, nur 
vom 20. bis 21. Juni in den deutschen 
Gewässern liegen. Die Offiziere wer- 
den also an den Kieler Festlich- 
ketten nicht theiln eh men. 
Paris, 3. Juni. Zwischen Chaumont 
und Nogent wurde ein Postbote, der viele 
Geldbriefe trug, ermordet und beraubt. 
Ein Theil der Geldbriefe wurde wieder- 
gefunden. 
Jtsliev. 
Rom, 1. Juni. Der allerneucsten 
sogenannten Enthüllungen in der Ordens- 
Affaire Crispi-Cornelins Herz (die 
im Grunde übrigens nichts Neues ent 
halten) haben in der italienischen Presse 
ein neues Tohuwabohu entfesselt. Alle 
Blätter bringen Leitartikel darüber und 
verlangen, daß Cavallotti endlich mit den 
versprochenen Beweisen für seine Anklagen 
herausrücke. Wie in den offiziellen Kreisen 
verlautet, soll Crispi die Absicht geäußert 
haben, die neue Kammer wiederum auf 
zulösen, falls die Regierungspartei ihm 
nicht die Garantie genügender Festigkeit 
biete. — Fürst Linguagloffa, Crispis 
Schwiegersohn, stellt sich in einem öffent 
lichen Briefe Cavallotti zum ehrenrechtlichen 
Austrag der Affaire zur Verfügung. 
England. 
Ein Wagen voll Kinder, die von 
einem Ausflug zurückkehrten, wurde in 
Ferriscowles bei Blackburn (in der eng 
lischen Grafschaft Lancaster) am Montag 
durch das Scheuwerden eines Pferdes um 
geworfen, gerade als der Wagen die Brücke 
über den 40 Fuß darunter fließenden 
Darwen passirte. Sechs Kinder wurden 
in den Fluß geschlendert, eins blieb sofort 
todt, die übrigen sind auf das Schwerste 
verletzt. 
Bulgarien. 
Aus Sofia meldet die „Franks. Ztg." 
Die Polizei verhaftete 2 verdächtige Mace 
donier, die 14140 türkische Pfund in 
baar bei sich hatten. Die Untersuchung 
ergab, den Zeitungen zufolge, daß die 
Verhafteten, int Verein mit einem be- 
kannten serbischen Räuber den Ingenieur 
Prewo, der bei einem Bahn bau in Mace- 
donien beschäftigt ist, entführten und von 
der Eisenbahngesellschaft ein Lösegeld von 
3000 Francs erpreßt haben. 
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Von Ulrich Ohlerich. 
Seine Zukunft? — Das heisere Auflachen, 
ocm er ihrer gedachte, verwandelte sich ohne 
e Zuthat seines Willens in ein qualvolles 
ff äst besser, er bereitete 
m Wrack fernes Lebens eine Ruhestätte auf 
® şch'°ŞGrunde jener Moorgrube, auf 
er vorher bl,ndüngs losgerannt, von deren 
Ran er aber mstmktiv noch rechtzeitig 
w letzten Moment zurückgewichen war? 
^°ure er etwa umtehren, den Schicksalswink 
putzen? Nein! Halb zu seinem «amen 
ftremden fühlte er sich trotz alledem noch 
'°>t gebrochen genug, um zu dem Mittel 
Reifen, durch welches Geister, die jeden 
f^.^en Haft verloren, sich vom Dasein be- 
başt^' Gegentheil, je länger und ernst- 
C g > cr darüber nachsann, desto mehr widerte 
dv"'^ war wohl ein zu weiter Schritt, 
lxj,^ wenigen Stunden noch auf ein neues 
zv Ķd schaffensfreudiges Dasein gehofft 
tzêx das ihm im Vergleich zu seiner 
öangcnheit wie ein Paradies erschien, und 
seine q? leches Ende, — oder auch reichte 
wir .tiassungskrafr nicht aus, sein Unglück 
Sreise'"^al in seiner ganzen Größe zu be- 
Weo° t aber dann? Zwei andere 
«S- vor ihm — ein scharf geschiedenes : 
»ns bn .Vr àv! — Ob er weiterging 
fiinft Elche er durch die Ueberein- 
^>nir .Präsidenten betreten, und sich 
Gewinn, C »reihest und die Möglichkeit der 
Erbest CI " er Existenz durch ehrliche 
°»! fremdem Boden erkaufte? Freiheit! 
und ehrliche Arbeit — wofür denn? In 
gewissenserregten Momenten früherer Jahre 
waren ihm diese beiden Dinge in ihrer Ber 
einigung, ob auch im Bunde mit Dürftigkeit, 
als das einzig Erstrebenswerthe auf der Welt 
erschienen, setzt erstarb ihr Reiz nahezu voll 
ständig unter der Betrachtung, daß ihm der 
stete Gedanke an die Verlassenen das Errungene 
jederzeit vergällen mußte — „ich werde ent 
weder stumpfsinnig dahin vegetiren oder die 
innere Qual wird mich fast vergehen lassen", 
dachte er voll finsterer Schwermuth. War es 
aber besser gehandelt, auch nur, soweit es ihn 
selbst anging, wenn er, das Vertrauen des 
Präsidenten täuschend und den Sergeanten im 
Stich lassend, das von ihm verrathene, aber 
noch nicht gefangene Heer seiner Schuldgenoffen 
wieder aufsuchte und unter Maskirung seiner 
Angeberschaft durch irgend welche Vorwände 
in den Stand setzte, den wider sie geplanten 
Maßregeln beizeiten auszuweichen? Warum 
/w™ rr Ģeschah es aus Neigung zu seinen 
Genossen, aus Wohlgefallen an ihrem Hand 
werk, wenn er diesen anderen Weg betrat? 
Nein und abermals nein! Es schien, als ob 
der die «Seele in ihren Tiefen aufwühlende 
Schmerz der vergangenen Stunde die seit den 
Unterredungen E-senhuts mit dem Präsidenten 
begonnene Umkehrung seines Inneren mesent- 
tich gefördert, seinen moralischen Standpunkt 
erhöht hatte, — nie vorher war ihm das 
Thun und Treiben seiner ehemaligen Spieß- 
gesellen und sein eigenes, früheres so grenzen 
los schlecht und niedrig erschienen, als im 
gegenwärtigen Augenblick; kaum begriff er 
mehr, daß er jemals so vollständig im Banne 
dieser ehrlosen Rotte habe stehen können, wie 
er es in Wirklichkeit gethan und damit hatte 
zugleich das im Anfang so unerträgliche 
- Der Kaiser hat den in Kosen per- 
>ammelten Korpsstudenten auf ein Hut 
digungstelegramm folgende Erwiderung ge- 
andt: „Ich danke den deutschen Korps 
Indenten für die erneute Versicherung un 
verbrüchlichcr Treue, und wünsche, baß die 
studirende Jugend Gottesfurcht 
Königstreue und Vaterlandslieb, 
allezeit als die vornehmsten Güter vfleae 
und hochhalte." 
Der frühere Justizminister Dr. v. Fried 
berg ist am Sonntag Abend 8 Uhr ge 
storben. 
- Das Wiener „Vaterland" hatte ge 
meldet, daß Dr. Kr op a ts check zum Herbst 
aus der Redaction der „Kreuzztg." aus 
scheide und in das Cultusministerium be 
rufen sei. Von einer solchen Berufung 
so schreibt jetzt Dr. Kropatscheck der „Voss. 
Ztg.", sei ihm nichts bekannt. Er wisse 
auch nicht, worauf sich ein so sonderbares 
Gerücht gegründet hätte. 
— Ein kalter Wasserstrahl trifft 
oeben die Kreuzzeitungs-Partei. „Die 
steisinnigen Ambitionen", die auf die Ein- 
mhrung des parlamentarischen Regierungs- 
systems auch in Deutschland gerichtet sind, 
haben die „Kreuz-Zt." in den letzten Tagen 
zu folgenden Auslassungen bewogen: 
„Man will den Monarchen zu einem Schein 
fürsten degradiren und über ihn das Parteiwcsen 
stellen, man will die Zügel der Regierung selbst 
ergreifen und nach eigenem Ermessen die Be- 
mntcnstellen besetzen." Der Kampf der Parteien 
um die Macht ist da, wo der Parlamentarismus 
aufgekommen, Zweck und Ziel des gesammten 
politischeil Lebens. Die Parteien reiben sich auf, 
die Verwaltung wird zersetzt, und die öffentlichen 
Interessen leiden. Es wurde endlich auch darauf 
hingewiestn, welchen günstigen Nährboden die 
parlamentarische Monarchie für die Entwicklung 
einer „geheimen Nebcnregierung" biete. 
Die Antwort der freisinnigen Presse 
aus diese Vorhaltungen war bemerkens- 
werth; sie suchte den Nachweis zu führen, 
daß das von der „Kreuz-Ztg." entworfene 
Bild von Parteiambitionen Zug um Zug 
aus das eigene Verhalten der Kreuz- 
zeitungs-Partei mit ihren Nebenregierungs, 
gelüsten passe. Daraufhin ertheilte gestern 
Abend die „Norddeutsche Allgemeine Ztg." 
in hochosfiziösem Ton denen von Hammer- 
kein folgende „Belehrung": 
„Es läßt sich denn auch in der That nicht 
leugnen, daß das traditionelle Verhalten der 
Konservativen im Parlament und in der Presse 
gegenüber den von Sr. Majestät berufenen Mi 
nistern in den letzten Jahren sich um einige nicht 
unbedeutsame Schattirungen verschoben hat — 
Der Eindruck wird doppelt peinlich, wenn in der 
Presse — wie in dieser Woche in der „Deutschen 
Tageszeitung" geschehen — willkürlich Gruppen 
mnerhalb des von dem Monarchen zusammenae- 
setzlen und nach seinem Willen — wie LhaLsäch- 
sich in Harmonie thätigen Ministeriums ge- 
btldst werden, von denen die eine auf den Schild 
gehoben und als angeblich gegnerisch gegen die 
andere ausgespielt wird. Er wird nicht minder 
peinlich, wenn man einen Minister oder Staats 
sekretär mit so unverantwortlichen Unwahrheiten 
wie der Bezeichnung des Frhrn. v. Marschall als 
eines vollkommenen „Manchestcnnannes", der 
--sich 3anz auf die Seite des Kapitalismus und 
Manchesterthums geworfen hätte", zu diskreditiren 
verbucht. Das sind Dinge, die für das von der 
,Kreuz.Zrg." gezeichnete Bild von dem mit allen 
ich darbietenden Mitteln geführten „Kampf der 
warteten um die Macht", der „Zersetzung der 
Verwaltung" us. allerdings einen ganz eigen 
artigen Hintergrund ergeben. — Es wäre^ zu 
wünschen, das; den berechtigten Anklagen, welche 
die „Kreuz-Ztg." gegen die Demokratie erhebt, 
nicht solche Einwendnngen entgegengehalten werden 
konnten. Der Kamps für die gute Sache des 
machtvollen Königthums und der starken Staats- 
autorttät, unter deren Banner wir den Ausgang 
aus de», Wirrwarr des Streites der Parteien 
und der Zersetzung des öffentlichen Lebens ge- 
wmnen wollen, würde dann erheblich an Kraft, 
an Klarhert der Bahn und an sicheren Sieges 
chancen gewinnen." 
Berlin, 4. Juni. Ein völliges Ein 
uhr verbot für Schweine aus Oester- 
eich.Ungarn steht, der offiziösen „Berl. 
Corresp." zufolge, bevor. In der "öfter' 
Gefühl, er beginge durch seinen Verrath ein 
schweres Unrecht an seines Gleichen, seinen 
empfindlichsten Stachel verloren, es vermochte 
nicht mehr, wie ursprünglich, als Hemmschuh 
auf seine Entschlüsse zu wirken. Jene Worte 
des Präsidenten am Schluffe der entscheiden 
den Unterredung, die er sich immer wieder 
eifrigst zur Gewissens-Beruhigung ins Ge 
dächtniß zurückrufen, so oft ihm das Gefühl 
des Unrechtthuns allzu Arg zusetzte — mit 
unter war er, der Verräth er, sich selbst in 
schwärzerem Licht erschienen, als die Ver 
rathenen alle miteinander, erklangen wiederum 
vor seinem inneren Ohr, mit mehr als ge 
wohnter Wirkung, — niemals vorher hatten 
sie so ganz das Gepräge eigener Gedanken 
getragen und niemals vorher war es ihm so 
trostvoll gewiß erschienen, daß der Präsident 
mit sicherer Erkenntniß denn doch ein Besseres 
in ihm herausgefunden als ein bloßes mit 
nützlichen Eigenschaften versehenes, im Uebri- 
gen gleichgiltiges Werkzeug. Ja, er durfte 
sich mit einigem Recht über seine Genossen 
erheben und sein Schicksal von dem ihrigen 
lösen; weder war er ihres Gleichen mehr 
noch war er es jemals ganz gewesen. Und 
den Bkann, der dieses ihn zum Menschen 
machende Bewußtsein in ihm erweckt, der ihn 
aus einer Schaar thierähnlichen Raubgesindels 
hervorgezogen, den sollte er täuschen? Der 
bloße Gedanke an die Verachtung, mit welcher 
der Präsident ihn als den Letzten der Elenden 
jenem Haufen Nichtswürdiger wieder beigesellen 
würde, trieb Eisenhul die brennende Scham- 
röthe in die Stirn. Die Schamröthe ob 
'eines Schwankens, — denn in Wirklichkeit 
'chwankte er noch, trotzdem er reiner dachte 
und empfand als je zuvor. Was half ihm 
alles Bestreben, sich innerlich aufzurichten? 
über seine tiefstehenden Genossen mochre er 
sich erheben, zu seinem Weibe führte ihn keine 
Anstrengung mehr hinan. Felsenfest stand 
diese Ueberzeugung in seinem Geiste; seine 
vollständige Ohnnlacht in diesem Punkte aber 
erweckte in ihm ein förmlich lobendes Be 
dürfniß nach Betäubung, nach einem auf 
regenden wilden Leben mit stetem Wechsel. 
Wo gab es mehr Nahrung für dieses Bedürf 
niß seiner Natur, als im Kreise jener frechen, 
verwegenen Raubgesellen, zur gegenwärtigen 
Zeit namentlich, wo die Staatsgewalt endlich 
einmal ernsthaft auf ihre gänzliche Vertilgung 
sann? „Ich kann aber nicht, ich kann nicht 
mehr, — vor eigenem Ekel und des Präsi 
denten wegen." Mir diesem innerlichen Auf 
schrei war der Kämpf entschieden, nicht zum 
Wenigsten durch den Einfluß, welchen Dr. 
Edelshard's Persönlichkeit noch in der Ferne 
auf ihn ausübte. Sowie das Verderben der 
Vcrbrecherschaar auf's Neue beschlossene Sach 
bei ihm geworden lvar, warfen sich alle 
Kräfte seines Innern mit geeinter Wucht auf 
ein anderes Angriffsziel 'als das durchgc- 
peinigtc eigene Ich. Vernichten wollte er die 
ganze Schaar, ihrer Verworfenheit wegen, ja, 
vor Allem aber seiner selbst wegen. Rach- 
üchtiger Haß erfüllte ihn mehr und mehr 
gegen Diejenigen, welche den Hinausstrebenden 
immer wieder mit Hohnlachen in den vcr- 
lossenen Sumpf zurückgezerrt hatten, zuletzt 
nannte es in ihm vor Verlangen, den zer- 
chmctternden Blitzstrahl mit tödtlicher Sicher 
heit auf sie und ihre Schlupfwinkel hinab- 
juteitcii. 
Es war spät geworden und der Sergeant 
wartete seiner gewiß mir Ungeduld — eilig 
ehritt er vorwärts, dem Kruggebäude, in 
welchem er noch Lichter flammen sah, entgegen. 
Berm Verlassen des Fußpfades, auf welchem 
er seinen verhängnißvollen Schritt angetreten, 
stuvtc er und machte Halt. Ein leiser Pfiff 
war an sein Ohr gedrungen, das mit dem 
Sergeanten für besondere Fälle verabredete 
Signal. Rasch antwortete er und im nächsten 
Augenblick tauchte Lau neben ihm auf. 
„Sic sind s also doch?" fragte der Sergeant 
mit mürrischer Verwunderung. „Dachte 
schon allen Ernstes — was, können Sie 
übrigens leicht errathen. Oder sage ich's 
Ihnen lieber: Dachte, des Präsidenten 
Wissenschaft hätte an Ihnen schmählichen 
Bankerott gemacht, Sie wären mit den Ihrigen 
über alle Berge und ich hätte mich nur 
bannn, zum Hanswurst geschworen, um hier 
incognito die Meinigc uni die Kunst des 
Bescnbindens zu bereichern." 
„Beinahe Alles richtig, was Sie gedacht 
haben," erwiderte Eisenhut in einem Ton, 
der dem Sergeanten ob seines dumpfen 
Klanges auffiel, „aber auch nur beinahe; 
ich bin in der That lange ausgeblieben, 
länger als ich gewollt und bitte dafür um 
Entschuldigung. Ich hatte sehr dringende 
Gründe —" 
„Ihre Frau hatte solche, wollen Sie sagen," 
fiel Lau ein. „Sollen ausnahmsweise gelten, 
zumal Ihr Ausbleiben mir nichts geschadet 
hat. —- Kommen Sic ein wenig abseits, 
ich muß Etwas mit Ihnen besprechen. Es 
ist Ihnen wohl recht, daß Solches im Freien 
geschieht, ich nehme an, Sie gehen nicht gern 
in s Haus, des müssigen Gefrages wegen. 
— Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen 
berichte, daß ich, der glattgesichtige Handels 
mann Lars Christensen aus Nord-Schleswig, 
hier in diesem Kruge ein? Geschäftsverbindung 
mit der ehrenwerthcn Firma Detlef Frahm in
	        
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