Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 1)

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Empfindungen nur um die bevorstehende 
Begegnung dieses trübe fragenden Blicks mit 
dem eigenen Auge — sollte er in seinem 
durch die jüngsten Ereignisse erschütterten 
Gemiithszustande einer vorwurfsvollen Klage 
über sein langes Ausbleiben mit unbefangener 
Miene standhalten, das Geheimniß seiner 
Brust noch länger bergen können? frug er 
sich angstbeklemmt. So schwer es war, es 
mußte sein, mit gewaltsam erzwungener Ruhe 
und Heiterkeit mußte er ihr gcgenübertreten 
— das erforderte aber Vorbereitung, und 
immer langsamer wurde sein Schritt. Da 
erhob sich in ihm wie ein gespenstiger 
Schatten der Gedanke: sie weiß vielleicht 
schon Alles, was sie nicht wissen soll — 
— Die schreckende Vorstellung dieser Mög 
lichkeit jagte ihn wieder vorwärts. 
Da« kleine Haus lag unmittelbar vor ihm; 
ringsum war, soweit der Blick reichte, keine 
Menschenseele wahrzunehmen. Aus den nie 
drigen Fenstern drang gedämpfter Lichtschein; 
sie war also daheim; jeglicher Muth aber, 
die Schwelle zu betreten, war ihm vergangen. 
Unhörbaren Schrittes näherte Eisenhut sich 
dem nächsten Fenster. Der dünne Vorhang 
hatte sich in der einen Ecke etwas gesenkt und 
gestattete einen vorsichtigen Blick in das 
Innere. 
Die junge Frau saß ihm direkt gegenüber 
an der entgegengesetzten Seite des Wohn 
zimmers neben dem Ofen. Sie war unbe 
schäftigt; ihre Hände ruhten gefaltet im 
Schoße. Daß Antlitz hatte sie dem . Theil 
des Zimmers zugekehrt, welchen Eisenhut 
von seinem Standpunkt aus nicht überschauen 
konnte. Plötzlich schüttelte sie den Kopf 
wandte sich dabei und es schien Eisenhut, als 
ob ihre Lippen sich bewegten, deutlich konnte 
er es indeß durch das angelaufene Glas nicht 
unterscheiden. 
„Sollte sie Besuch haben?" fragte er sich 
und begab sich, leise auftretend, an das an 
dere Fenster. Hier war der Vorhang oben 
dicht angezogen, am unteren Ende dagegen 
ließ er einen schmalen Spalt zur Durchsicht 
frei. Eisenhut ließ sich sachte in eine hockende 
Stellung hcrabglciten und schaute hinein. 
Das Erste, was ihm in Auge fiel, waren 
ein Paar vom Licht beschienene blanke hohe 
Stiefel, dann gewahrte er eine sich bewegende 
Hand mit einer Tabakspfeife und jetzt, nach 
dem er den Kopf ganz auf die Seite gelegt, 
erkannte er deutlich eine Männergestalt in 
dunkler Kleidung, welche, behaglich im Lehn 
stuhl ausgestreckt, abwechselnd zu rauchen und 
mit der jungen Frau sich zu unterhalten schien. 
Die Gesichtszüge vermochte Eisenhut nicht 
zu erkennen; daß derselbe aber nicht zu den 
Dorfbewohnern gehörte, darüber war er sofort 
mit sich einig. Es war also ein Fremder 
und, soviel sah er, ein Mann in jüngeren 
Jahren und von großer kräftiger Gestalt und 
mit üppigem, dunklen Kops- und Barthaar. 
Wer war der Fremde und was wollte er? 
Unwillkürlich brachte Eisenhut den Besuch 
sofort mit seiner eigenen Person in Verbin 
dung; jeder eifersüchtige Gedanke blieb ihm 
fern, trotzdem die Anwesenheit des Unbekannten 
zu später Abendstunde bei der alleinstehenden 
jungen Frau im einsam gelegenen Hause be 
fremdlich genug erschien. Seltsamer Weise 
setzte der Mann, der von Anbeginn sein 
Weib getäuscht, seinerseits unbedingtes Ver 
trauen in dessen Treue; er war ohne Weiteres 
überzeugt, daß irgend eine andere besondere 
Veranlassung Jenen herbeigeführt haben mußte. 
Ob diese Veranlassung aber mit dem Ge 
heimniß Eisenhut's zusammenhing, wie dieser, 
»on Angstschauern durchbebt, befürchtete, das 
blieb ungewiß. Im Grunde war es nicht 
recht wahrscheinlich, versuchte er sich _ zur 
eigenen Beruhigung einzureden, weit eher stand 
anzunehmen, daß der Mann da drinnen einen 
gleichgültigen Zweck im Auge hatte — ver 
muthlich wollte er die leerstehende Wohnung 
im anderen Ende des Hauses miethen und 
unterhielt sich mit der künftigen Hausnachbarin 
lediglich über die Miethsbedingungen. 
Eisenhut athmete tief auf, als ihm diese 
Erklärung einfiel, — ja, so mußte es sein 
und so war es jedenfalls; welche anderen 
Absichten konnte der wildfremde Mensch mit 
seinem Besuche verfolgen? 
Mittlerweile hatte sich der Unbekannte aus 
dem Lehnstuhl erhoben und begonnen, lang 
sam in der Stube auf- und abzugehen. 
Schnell huschte Eisenhut an seinen früheren 
Beobachtungspostcn zurück; jetzt gab cs viel 
leicht eine Gelegenheit, ihn näher zu betrachten, 
zu sehen, ob es wirklich ein Frenider war. 
Die Gelegenheit kam — bei einer Wendung 
machte der Mann Halt und blieb Eisenhut 
direkt gegenüber stehen, so nahe, daß der 
Beobachter unwillkürlich ein wenig zurückwich. 
Die Züge des Fremden erschienen in heller 
Beleuchtung, Eisenhut sah ein rothes volles 
Gesicht, er sah ein Paar hervortretende Augen, 
er sah, wie Jener mit lebhaftem Mienenspiel 
lachend den Mund öffnete und er hatte genug 
gesehen — wie von einem Schlage getroffen, 
fuhr er zurück. 
„Heinrich Mohr," flüsterte er, vor Schrecken 
zitternd. Kein Zweifel, es war Heinrich Mohr, 
einer der drei Genossen, die er neulich an 
den Präsidenten Dr. Edelhard als die muth- 
niaßlichen Verüber des Einbruchsdiebstahls 
im Rathhailse zu X. verrathen hatte. 
Wahrscheinlich verrieth ihn Mohr soeben 
in unbewußter Wiedervergeltung an sein 
eigenes Weib. Eiscnhut blieb keinen Augen 
blick im Zweifel darüber, daß Mohr, ein 
leichtsinniger, lebenslustiger, aber nicht auf 
den Kopf gefallener Patron, sofern seme, Ersen- 
überbauvt rur Sprache 
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Den geehrten Landleuten sowie Fuhrwerksbesitzern von Jeveu- 
stedt und Umgegend hierdurch die ergebene Anzeige, daß ich da 
von Herrn C. Th. Harbs bisher geführte 
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bereits übernommen und dasselbe in unveränderter Weise fortsetzen 
werde, indem es mein Bestreben ist, bei mäßig gestellten Preisen ge 
schmackvolle und dauerhafte Arbeit anzufertigen. 
VI. Pahl, Slhiilick II. Wnzeickiitt. 
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hut's, Persönlichkeit überhaupt zur Sprache 
gekommen, schnell herausgebracht haben werde, 
wer hinter dem harmlosen Landarbetter 
Christoph Schweiger steckte ^ t 
Hatten denn aber Mohr und Elsenhut 
direkte Veranlaffung gehabt, von dem ab 
wesenden Ehemann der Letzteren zu sprechen? 
Eisenhut konnte es sich nicht denken. Aller 
dings, zufällig konnte es geschehen sein, und 
zufällig sich die Unterhaltung soweit ausge 
dehnt haben, daß Mohr auf die richtige 
Spur gerieth, und dann sich ein boshaftes 
Vergnügen daraus machte, die Unschuld vom 
Lande über den Mann, welchem sie sich zu 
eigen gegeben, aufzuklären. Bei Mohr lag 
diese Gefahr näher als bei einem Anderen, 
Mohr war neugierig und schwatzhaft, ein 
unermüdlicher Frager und Erzähler, und 
offenbar handelte es sich bei dem Gespräch 
mit Frau Eisenhut nicht allein uni erne 
flüchtige Erkundigung. Andrerseits war es 
sehr gut möglich, daß Mohr, zufällig herge 
kommen und einmal in's Plaudern gerathen, 
seiner Zuhörerin lediglich einen Haufen 
Scherze und Anekdoten auftischte; der stillste 
Zuhörer war ihm jederzeit der liebste gewesen, 
Dagegen sprach' nach Eisenhuts Bedünken 
nichts dafür, daß Mohr zum Vornherein 
darauf ausgegangen sein sollte, sein Versteck 
auszuforschen und bei der Gelegenheit sein 
Eheglück durch Verrath zu zerstören. Was 
konnten Mohr und seine Genossen sich daraus 
machen, wo er eine Zeitlang gesteckt hatte, 
nachdem er seit Monaten wieder der Ihrige 
war. Vordem, während er sich ehrlich und 
fleißig als Landarbeiter ernährte, wäre ihr 
Interesse an einer solchen Aufspürung ver 
ständlich gewesen, jetzt nicht mehr. Was 
aber hatte Mohr im Dorfe zu thun, und 
gar in seinem Hause, wenn eine derartige 
Absicht nicht vorlag? Sollte er vielleicht 
Gründe haben, für einige Zeit still und 
verborgen zu leben? Der Fall war denkbar 
und damit zugleich erklärlich, daß er nicht 
in der Schänke logiren, sondern ein einsameres 
Quartier aufsuchen wollte. Ja, diese Ver 
muthung hatte entschieden Manches für sich, 
a 6cr — was war am Ende nicht Alles 
möglich! Sollten etwa die Genossen Eiscn- 
hut's das ihm während der letzten Zeit ent 
gegengebrachte Vertrauen nur erheuchelt und 
auf Grund einer mehr oder weniger bestimmten 
Ahnung dessen, was er beabsichtigt gehabt, 
den Plan gefaßt und ins Werk gesetzt haben, 
ihm seinen Traum vom Ehrlichwerdm gründ 
lich zu vereiteln? 
Eine ganze Weile zermarterte sich Elsen 
hut mit diesen Vorstellungen den brennenden 
Kopf; das resultatlose Für und Wider 
peinigte ihn indeß so sehr, daß er beschloß, 
sick auf jeden Fall Gewißheit zu verschaffen, 
wie die Sache stand. Allzu schwer konnte 
dies nicht halten; es war ein Leichtes, die 
Hausthür aufzudrücken und sich von der 
Vordiele in die zwischen dieser und der 
Wohnstube gelegene, unerleuchtete Küche hin- 
einzuschleichen, um dort, das Ohr an die 
dünne Bretterwand gelegt, welche Küche und 
Wohnzimmer schied, das Gespräch seiner 
Frau mit Mohr zu belauschen. Im Falle 
einer Ueberraschnng konnte er mit einem 
Sprunge entrinnen und sich für alle Fälle 
einen zweiten Fluchtweg dadurch bereiten, daß 
er im Vorwege das Küchenfenster öffnete. 
(Fortsetzung folgt.) 
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