der Polizeibeamte mit
' n ' Sachkenntniß.
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Erscheint tägLich. t^.
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j ^ierteljäbrlich 2 .ş.—, frei ins Haus qeliesert
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j ffir Ausivänigc, durch die Post bezogen
fff 2 Jl 25 §
§Æ ■ i w.cl. Postprovision jc., jcbodļ ohne Bestellgeld.
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werden dem Blatt „Der Landwirt!," sowie das
Blatt „Mode und Heim" gratis beigegebcn.
SOOO Absnneuterr.
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Ao. 110.
Montag, den
Mai
1896.
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gesucht.
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ute.
62
Zimmern
317
m. i5 Ş tt'îŞ eich sn.
Berlin, 11. Mai. Nachdem K 112 der
Umsturzvorlage in der Kommissionssassung,
ivwie in der Regierungssast'ung abgelehnt,
verzichtete das Haus auf die Weiterbe-
talhung der gcsainmten Vorlage. Die
ganze Umsturzvorlage wurde dann para>
graphenweise debattelos abgelehnt. Sodann
wurde die Sitzung geschlossen.
Frredrichsrnh, 11. Mai. Bei dem heute
Dcittag stattgefundenen Empfang der West-
laten durch den Fürsten Bismarck hielt
ber Fürst eine äußerst humoristische Rede,
>n welcher er namentlich die oft bewiesene
Tapferkeit und die Kampflust der Westfalen
hervorhob und sie als Musterbild germani-
icher Männlichkeit hinstellte. Der Fürst
zählte mehrere Einzelfälle auf, welche
icine Ansicht von der Tüchtigkeit der West
falen besonders zum Ausdruck brachten
und schloß dann mit den Worten: „In
aer Nähe betrachtet, kann ich nur ver
lieren, ich bin zu alt/' Auf den Zuruf:
„Noch 20 Jahre, Durchlaucht!" antwortete
der Fürst: „Ja, nach meinem Tode bin
lch bereit, noch als Geist herumzugehen.
Ich bin sehr neugierig, wie es wird!"
8u einem Kriege von Gravelotte äußerte
der Fürst: „Da wäre ich auch beinahe
angeschossen worden."
Neustadt a d. H., 12. Mai. Ein jun
ger Mann, einzigster Sohn sehr reicher
Und angesehener Leute unserer Stadt, er
schoß sich im Garten seiner Eltern, weil
rs ihm untersagt war, seinem leidenschaft
lichen Hang zum Spiel nachzugehen und
die Eltern es müde waren, noch weiter
?ine Spielschulden zu bezahlen.
München, II. Mai. Redakteur Rost
dom Freien Landesboten wurde heute vom
hiesigen Amtsgericht wegen Verübung
groben Unfugs, begangen in zwei Artikeln
über den Fuchsmühl-Prozeß, zu 60 Mark
Geldstrafe verurtheilt.
Weimar, 11. Mai. Bei der Reichs-
:°gsstichwahl ist nach den neuesten Feststel-
wogen der konservative Kandidat Reich-
Wuth mit über 100 Stimmen Mehrheit
liegen den sozialdemokratischen Kandidaten
Zaubert gewählt worden.
Miskolcz, 12. Mai. Hier herrscht großes
Aussehen über die Vergiftung der Familie
^-udwig Faye. Der Vater und der
Uteste Sohn sind bereits gestorben, die
Cutter und zwei Töchter befinden sich in
Kößter Lebensgefahr. Die Aerzte haben
sie Hoffnung, dieselben zu retten, aufge-
Men. Man vermuthet ein Verbrechen.
Budapest, 12. Mai. Gestern Nachmit
tag hat ein dreistündiger Ministerrath
stattgefunden; Abends begaben sieb der
Ministerpräsident Banffy und der Minister
Josica nach Wien. Die Situation hat
sich bisher nicht geändert. Vor Schluß
der Delegationen dürfte wohl kaum ein
Personenwechsel im Ministerium stattfinden.
Brünn, 12. Mai. Seit einiger Zeit
ist in dem Dorfe Lukawetz nach jedem statt-
gesundenen Tanzvergnügen Feuer ausge-
brochen, ohne daß man sich diese auf
fallende Thatsache erklären konnte. Auch
vorgestern, an welchem Tage die Veteranen
ein Fest abhielten, brannte es, und es ge
lang endlich, den Brandstifter zu entdecken
Es ist ein Feuerwehrmann, welcher
die Wache hatte und das Feuer jedesmal
selbst anlegte, um die Brandprämic zu er
halten.
Trieft, 12. Mai. Unter der hiesigen
Bevölkerung herrscht große Unruhe und
Aufregung, weil seit gestern wiederholt leichte
Erderschütterungen wahrgenommen sind.
Budapest, 11. Mai. Die Ortschaft
Veszka im Neutraer Komitat ist niederge-
brannt. Acht Wohngebäude und zahlreiche
andere Häuser sind zerstört. Eine Person
kam in den Flammen um, viele Andere
trugen schwere Verletzungen davon.
Laibach, 11. Mai. Heute früh fand
wiederum ein Erdstoß statt. Viele Ein-
wohner verlassen die Stadt.
Paris, 12. Mai. Die Ermordung
Gloesers, des Unterdirektors der hiesigen
Bangue ruffe, durch eine Engländerin,
Namens Helene Bonkley, hat in Finanz
kreisen großes Aufsehen hervorgerufen.
Die Mörderin, welche erst 20 Jahre alt
ist, war jahrelang die Geliebte des Ge
töteten und hat die That begangen, weil
Gloeser das Verhältniß nach Entrichtung
einer Entschädigungssumme von 12,000
Francs lösen wollte.
Paris, 12. Mai. Die collectivistischen
Dissidenten haben daraus verzichtet, mäh
rend der Festlichkeiten in Kiel anläßlich
der Eröffnung des Nordostseekanals durch
Bebel und Liebknecht Vorträge abhalten
zu lassen.
Paris, 12. Mai. Soviel bisher die
Untersuchung über die Eruiordnng des
Abbs de Broglie durch die 40jährige Mo
distin Amelot ergeben hat, ist die That
in einem Anfall von Verfolgungswahnsinn
vollbracht worden. Der 61jährige Abbe
hat keinerlei Beziehungen zur Mörderin
unterhalten. (S. unter Paris.)
Deutscher Reichstag.
, 10. Sitzung.
Die zweite Berathung der Umsturzvorlage
wird fortgesetzt
Nach tz 112 wird bestrwt, wer einen Ange
hörigen des deutschen Heeres oder der Marine
auffordert oder anreizt, dem Beichte des Obern
nicht Gehorsam zu leisten, wer insbesondere eine
zun: Beurlaubtenstante gehörige Person auf
fordert, der Einberufung zum Dienste nicht zu
folgen.
Im zweite» Abschnitt des Connnissionsbeschlusses
wird Derjenige, der in der Absicht die mili-
tärische Zucht und Ordnung zu untergraben,
gegenüber iinem Angehörigen des aktiven Heeres
oder der aktiven Marine das Heer oder die
Marine oder die Einrichtungen derselben ver
ächtlich macht oder zur Verletzung der auf die
Verwendung der bewaffneten Macht im Frieden
oder Krieg auffordert oder anreizt, mit Ge
fängniß bis zu drei Jahren bestraft.
Abg. Haust mann (Südd. Volksp.): Derselbe
Geist, der gestern mit dem § 111 abgelehnt wor
den ist, waltet mich in dem § 112. Hoffentlich
war diese gestrige erste Breschclegnng vorbe
deutend auch für diesen Paragraphen. Was den
§ 112 anlangt, so ist auch er mindestens ebenso
gefährlich wie § 111. Die Art, wie er mit
Strafen bedroht und wie er begründet ist, ist
außerordentlich charakteristisch. Wir könnten ja
dem Beispiele des Herrn Koller folgen und
den Regierngen sagen: Um Ihre Gründe kümmern
wir uns überhaupt nicht. Wir thun das aber
nicht, weil wir das für nnconstitutionell halten.
Ich unterschreibe alles das, was gestern Herr
Gröber darüber gesagt hat und constatire, daß
Herr v. Köller auf alle Angriffe kein Wort der
Erwiderung gefunden hat. (Zustimmung.) Zur
Versöhnung des Nordens und des Südens dienen
solche Vorgänge nicht. Indessen will ich mich
dem Kriegsminister anschließen, der in derartigen
Füllen auf mildernde Umstände plädirt (Heiter
keit), tim so mehr, als Minister v. Köller als
der wichtigste Vorkämpfer der Opposition gegen
die Vorlage sich erwiesen hat. (Sehr gut.) Die
dem 8 112 betgegebenen Motive begründen der
artige Bestimmungen ganz und gär nicht. Die
Zahl der bezüglichen Aeußerungen, die unter
diesen Paragraphen fallen würden, war in den
letzten Jahrzehnteu ganz gering, sogar Wirths
hausäußerungen wurden herangezogen. Zwei
Zeitungsäußerungen waren anarchistische und zwei
stud auf Grund des bestehenden Gesetzes mit
zwei Jahren abgeurtheilt worden. Die beige
legten Gedichte sind so holprig und langweilig,
daß ich mir nicht denken kann, daß sie "gewirkt
haben. Dann kommt allerdings ein sehr langes
Gedicht Freiligraths. Es ist unerhört, daß die
Vorlage mit Gedichten von einem Dichter, der
vor 1848 geschrieben hat, begründet wird. Durch
den Paragraphen, der von der Verächtlichmachung
der Einrichtungen von Heer und Marine spricht,
wird ein ganz neues Delict geschaffen damit, daß
der Begriff auf leblose Dinge ausgedehnt wird.
Auch was man berechtigte Kritik nennt, kann
hierunter einbezogen werden. Es wird also jede
Kritik unter Strafe gestellt, auch wenn sie ob
jektiv vollständig richtig ist. Es ist unerhört, daß
die Verächtlichmachung auch bestraft werden soll,
wenn der, der die Kritik übt, von ihrer Be
rechtigung durchdrungen ist. lind welche Aus
führungen können unter diesem Paragraphen sub-
sumirt werden! Wenn wir sagen, das Institut
der Regierungsofsiziere sei ein Unding, wenn wir
sagen, der Dunkelarrest sei eine menschenunwürdige
Streue, wenn ivir sagen, die Offizierskasinos seien
eine Brutstätte der Ueberhebung über das Bürger-
thum und Schuld an den Auswüchsen, die nist
dem kurzen Name n „Der olle, ehrliche Seemann"
bezeichnet worden, so haben wir Einrichtungen
des Heeres verächtlich gemacht und können mit
Gefängniß bis zu 3 Jahren bestraft werden.
Der Paragraph bedeutet die Unterbindung jeder
freien Meinungsäußerung in Bezug auf das
ganze Heerwesen, für das wir jährlich eine halb
Milliarde aufwenden. Es ist ein Manlkorbgesetz
jeder rechtmäßigen Kritik. Ich lehne daher diesen
Paragraphen ab, und ich bin der Hoffnung, daß
auch die anderen Parteien zu der Einsicht ge
kommen sind, daß man sich auf verkehrtem Wege
befindet. Wer Strafparagraphen zur politischen
Verfolgung säet, wird politischen Haß ernten.
Im Interesse des Ansehens der Justiz inuß auch
der Justizminister diesen Paragraphen zurück
weisen.
Fassung zu geben, eine Fassung, die nicht m
solcher Schärfe trifft, als die Militärverwaltung
ins Auge gefaßt bat, die allerdings auf der
anderen Seite einiges offerirk, was wir gar
nicht gefordert haben. Von meinem Stand
punkte kann ich nur sagen, ich stehe auf dem
Boden des g 112 nach der Militärvorlage (große
Heiterkeit) — verzeihen Sie, nach der Re
gierungsvorlage. Ich bin auch gar nicht in der
Lage, etwas anderes vertreten zu können Denn
die verbündeten Reg elungen haben keine Ge
legenheit gehabt, sich über die Fassung der
Commission schlüssig zu machen.
; Stuben,
ße 504
Kriegsminister Bro n sart v. S che! le n dor s:
Nachdem ich bereits in der ersten Lesung unter
Hinweis ans die Moüvc zur Einbringung dieser
Vorlage den Standpunkt der Militärverwaltung
zu 8 112 kurz und, wie ich glaube, klar und
deutlich dargelegt habe, nachdem in der Com
mission von Vertretern meines Ressorts jede
wünschenswerthe Auskunft crlheill worden ist,
sollte ich meinen, daß der Gegenstaud nahezu
erschöpft ist. Neues hat auch der Herr Vorredner
nicht vorgebracht, neu war auch nicht seine Be
mängelung des zur Begründung der Vorlage
erbrachten Materials. Daß von der socialdemo
kratischen und vielleicht auch von anderer Seite
dieses Freiligrath'sche Gedicht als ein ganz herr
liches Kunstwerk betrachtet wird, will ich gar
nicht bezweifeln. In meinen Augen ist'cs
gleichwerthig mit anderen Erzeugnissen einer
hirnverbrannten Phantasie, die als Flugblätter
in die Kasernen gebracht, Schaden stiften können,
dessen Tragweite gar nicht zu übersehen ist.
Ob der Verfasser eines solchen Gedichtes ein
Dichter, ein hervorragender Gelehrter oder irgend
ein beliebiger absurder litterarischer Schmierfink
ist, ist in Bezug auf die Wirkung dieses Ge
dichtes ganz unerheblich. (Sehr richtig, rechts.1
Ich erblicke in der Armee das größestc und
festeste Werk, das sich der Verwirklichung Ihrer
Pläne entgegensetzt, gleich einer Mauer, von
Erz und Stein (Lachen bei den Sozialdemokralcn),
die nicht niederznrcmicn ist, weder mit den
Köpfen ihrer sämmtlichen Genossen noch aus
irgend eine andere Weise, und nicdergcbrvchcn
werden muß sie, che es ihnen gelingt, auch nur
einen einzigen Punkt ihres Programms zu ver
wirklichen, z, B. die Proklamirung der Republik,
denn nur ein ebrloses und treuloses Heer ver
räth seinen König und Herrn. Deshalb sehen
ivir seit geraumer Zeit anarchistische und sozial
demokratische Agitatoren energisch an der Arbeit,
an diesem Bollwerk, dieser 'Mauer zu graben^
zu bohren und zu stochern. Diesen Bohrvcr-
suchen, diesen Versuchen zu stochern wollen wir
begegnen und wir erblicken eine wirksame Hand
habe dazu in dem § 112 der Regierungsvorlage
In der Commissionsvorlage ist allerdings per
sucht worden, diesem Paragraphen eine andere
Abg. Bebel (Soz.-Dem.): Der Minister hat
wieder eine Reihe vrovocntorischer Bemerkungen
gegen die Soziajdemokratie geschleudert, und in
der Commission ist von Seiten der Regierungs-
Vertreter so gegen uns polemisirt worden, daß
cs gerechtfertigt ist, wenn ich etwas näher darauf
eingehe. Unserer Partei wirft man vor, sie
wolle die Armee auf ihre Seite bringen, um ein
wirksames Werkzeug, das in einem gegebenen
Augenblicke, Bestrebungen entgegenzutreten be
stimmt sein würde, seiner Wirksamkeit zu be
rauben. Was in der Commission zur Begründung
dieser Behauptung gesagt ist, beweist, daß der
betreffende Commissar eine ganz falsche Auffassung
von den Bestrebungen der Sozialdemokraten hat.
Wir hatten stets, eine bessere Ordnung der ge
sellschaftlichen Zustände im Auge In der Coin-
mission ist eine meiner Reden, die ich in Wien
gehalten, citirt worden. Ich habe dantals aus
geführt, auf dem Wege der Gewalt ließe sich
unser Ziel nicht erreichen; es müßte im Gegen
theil durch politische Aufklärung propagirt werden,
also das Gegentheil dessen, was man uns nach
sagt, habe ich in Wien geäußert. Dagegen ist
notorisch, daß seit Jahr und Tag in Offizicrs-
krciscn Gegenstand der Unterhaltung ist, was zu
geschehen habe, wenn die Armee einmal vor die
Sozialdemokraten gestellt sein werde. Da wäre
cs doch Wahnsinn, wenn nicht die Führer der
Sozialdemokratie die Massen von Allem zmück-
hielten, was zu dem führen muß, was man auf
der Gegenseite wünscht. Wenn auf der anderen
Seite der Staatsstreich, der Bruch der Verfassung,
des Vertrages mit dem Volke betrieben wird, so
ist auch die andere Seite ihrer Pflichten ledig,
und dann tragen die Verantwortung die, die
solche Zustände herbeigeführt haben. Man beruft
sich ouf „Die Freiheit", „Die Autonome" tc,,
die schon zum Zweck der Verlängerung des
Sozialistengesetzes ihre Dienste gethan haben;,
um derartige Druckschriften zu verfolgen, braucht
man die Vorlage nicht, Wenn man die Ver
breiter ertappte, würde man sie außerordentlich
schwer bestrafen können auf Grund der bestehen
den Gesetze. Dagegen werden die Gedichte Freilig-
raths, mcht nttr das, aus das man sich berusen
hat, sondern auch viele schönere von demselben
Dichter in der Volksausgabe von Cotta in Tausenden
von Exemplaren unbeanstandet im Volke verbreitet.
Würden Sic auf einem Blatt Papier gedruckt in
den Kasernen verbreitet, würden die Verbreiter
schon jetzt als Hochverräther schweren Strafen
unterliegen. Selbst auf Material, das offenbar
dazu bestimmt ist, die Sozialdemokratie zu ver
höhnen. beruft sich die Regierung. Das bekundet
doch ein solches Maß von Leichtfertigkeit und
Gemisienlosigkeit, daß man den Beamten, der das
als belastend angeführt hat und den Reichstag
mit Unwahrheit hintergeht, wegen Unbrauchbar-
r
cn 18».
Der Falschmünzer.
Novelle von Ludwig Habicht.
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Nr. 73.
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îauflc.^
m Reut hos:
L „Bemühe Dicht nicht," spotcte Templeton,
(M den Weg vertretend.
». „Meine Herren, ich verzichte auf Ihre
Gastfreundschaft," lallte Jean.
L „Ich werde mich auch hüten, solchen
Schurken länger als es nöthig ist, unter
seinem Dache zu beherbergen," ries Templeton;
klingelte und sein Tiger erschien, „Sind
°'e Polizeibeamten bereits eingetroffen?"
- „Lie warten schon unten," war die
"dtwort.
„Ich lasse sie bitten."
iļ. $ean starrte in sprachloser Vewirrung auf
F beiden Freunde, sein Kopf begann sich
.drehen, in seinen! Hirn arbeitete Angst
î^d Trunkenheit um die Wette, ihm jede
Borstellung zu rauben. Als er von
Polizeibeamten hörte, sah er sich noch
t t "sal instinktartig nach Rettung um; hätte
jk ntd)t an seinen Füßen die furchtbarsten
^ngcwichtc gehabt, würde er versucht haben,
? en ^ ei kommen, um hinabzuspringen;
^ ßeblich war sein Mühen, bei den ersten
Kitten schon begann er zn stolpern und
wieder zu Boden.
k 5^ die Polizeibeamten jetzt eintraten, schien
'He A smiting verloren zu haben; er halte
trugen geschlossen und regte sich nicht
„ķ'? Beaniter gab ihm einen Fußtritt.
6 ^ltie - C àlPäudcr sind unhöflich," lallte Jean,
w Mindesten seine Lage zu verändern.
^Ot * Schelk nicht." er ist wirklich total
Während Doktor Willibald sich beim
Eintritt in die Wohnung mit Jean beschäftigte,
hatte Templeton heimlich seinen Tiger nach
Polizeibcamļcn geschickt und diese waren mit
der ihnen nachgerühmten Pünktlichkeit er
schienen.
„Hier stelle ich Ihnen einen entsprungenen
Galeerensträfling vor," wandte sich Templeton
zu den Beamten, „und der Andere unten
ist sein würdiger Genosse."
Wirklich zeigten sich auf der Schultcr
Jean's bei näherer Untersuchung die ein
gebrannten Buchstaben T. F.
Templeton gab über das Verbrechen der
Beiden noch weitere Auskunft uud nun
machten sich die Polizcibeamten an die
schwierige Aufgabe, die völlig Besinnungs
losen fortzuschaffen. Auch Müller war aus
seinem Rausche nicht herauszubringen; als
er endlich mit Mühe und Noth in den
Wagen geschleppt worden war, lallte er noch
einmal: „Ein Glas Grog!" ohne deshalb
die Augen zn öffnen. Die beiden verwandten
Seelen hatten völlig Zeit, im Gefängniß
ihren Rausch auszuschlafen. —
Kaum rollte der Wagen mit den beiden
Gefangenen an dem bereits erwachten Morgen
hinaus, da sank Templeton mit einem Jubel
schrei, wie er an dem ernsten, schweigsamen
Engländer etwas Außerordentliches war, deni
Doktor in die Arme. „O, wie danke ich
Ihnen, mein theurer Freund!" rief er voll
tiefer Empfindung.
„Wir hatten ja Beide das gleiche Interesse,
den armen Waxmann zu retten.
Templeton machte ein verwundertes Gesicht.
Trotzdem er Gelegenheit genug gehabt, die
aufkeimende Liebe Harriet's und des Doktors
zu beobachten, hatte er diesen Verkehr für
einen rein freundschaftlichen angesehen. Erst
jetzt tauchte in ihm die Ahnung auf, sein
Freund könnte wohl doch sein Herz verloren
haben. „Sie lieben meine Schwägerin?"
fragte er nach einigem Nachdenken.
„Ist Ihnen dies wirklich entgangen, liebcr
Templeton?" fragte dieser zurück. „Ach, das
beweist nur, wie lief und innig Ihre Liebe
zn Mary ist, das Sic darüber Alles ver
gessen und übersehen."
„Sie haben Recht," sagte Templeton
langsam. „Nach dem heutigen Tage kann
ich Ihnen völlig mein Herz öffnen," er legte
dabei die Hand auf die Schultern des
Doktors und fuhr nach einigen raschen
Athemzügen fort:
„Ich habe, wie Sie, an die Schuld
Waxmanns nicht geglaubt; nun warf aber
doch der weitere Verlauf der Untersuchung
einen argen Flecken auf ihn — mein künftiger
Schwiegervater ein Verbrecher! cs war mir
entsetzlich, unmöglich! — ich wollte Mary
entsagen und konnte es nicht. Der Muskel
hier war stärker als ich!" und er wies auf
sein Herz.
„Das ist brav! Was braucht uns dieser
Jugendstreich zu irren!" meinte Willibald.
„Nein, es ist mir noch heute nicht gleich
gültig," entgegnctc Templeton. „Sie kennen
nicht genug unsere Gesetze der Gesellschaft.
Indem ich der Tochter eines solchen Mannes
die Hand reiche, sind mir die besseren Kreise
ebenfalls verschlossen. Ich habe mir das
Alles gesagt und bereits meinen Entschluß
gefaßt. Wir werden nach unserer Hochzeits
reise uns in Deutschland, vielleicht am Rhein
niederlassen."
„Könnte ich Sic dorthin begleiten!" seufzte
der Doktor.
„Was hindert Sic daran? Ah, ich vergaß,
daß Sic ein Verbannter sind."
„Run, mir soll es ganz gleichgültig sein,
was die gute Gesellschaft von mir hält und
denkt, ich werde dennoch Harriet als Gattin
heimführen," entgcgnete Willibald.
Templeton mochte ihm seine Illusionen nicht
zerstören, sonst würde er gesagt haben: Sic
kennen unser Alt-England nicht.
„Sie werden unter dem vor aller Welt
vernichteten Rufe des Schwiegervaters zu
leiden haben, dessen Rcspektability für immer
dahin, denn wir sind das aristokratischste
Volk der Welt, und unsere erste Frage, wenn
wir uns nach Jemand erkundigen, bleibt
immer dieselbe: „Ist er auch von guter
Familie?"
Da Templeton schwieg, fuhr Willibald in
seinen Träumereien fort, sich ein glückliches
Hcimwesen auszumalen. Endlich Hieß sich
auch der nüchterne Engländer mit fortreißen,
und jetzt umgaukelten Beide die süßesten
Zukunftsbilder.
Der Morgen war völlig angebrochen und
ein matter, gedämpfter Sonnenschein ruhte
über den fernen Straßen, während die hohen
Ulmen deS weiten stillen Platzes, in blauen
Dust getaucht, sich leise träumerisch hin und
her wiegten, als wollten Sie den beiden
Glücklichen noch von schöneren Stunden
erzählen. Ueber dem grünen, im Morgen-
schein versunkenen Platze dänimertc jder
Morgen wcißlichblau, die Vögel jubilirten
und ein kühler Windhauch berührte die
erhitzten Stirnen.
Mitten in allen Träumereien und Zukunfts
plänen jauchzte immer wieder der Gedanke
auf, daß ein Unschuldiger im letzten Augen
blick gerettet und der schwarze, mit teuflischer
Klugheit ausgeführte Anschlag dennoch endlich
vernichtet worden.
Das Erwachen Müller's war ebenso spät
wie unangenehm. Er fühlte sich mehrmals
an den furchtbar hämmernden Kopf, eh' er
begreifen konnte, wo er sich befand, und
glaubte anfangs, daß er noch betrunken sei;
erst nachdem er herzhaft auf den Tisch
geschlagen, nach einem Glase Grog geschrieen
und eine rauhe Stimnie von draußen Ruhe
gebot, begannen sich seine Vorstellungen zu
klären und er kani zu der Erkenntniß, daß
er im Gefängniß sitze. Wie und warum er
hierher gekommen, war ihm freilich ein
großes Räthsel und er giübeltc vergeblich
darüber nach, wodurch er sich wieder einmal
das Quartier hinter vergitterten Fenstern
verdient.
Wahrscheinlich habe ich mit Jemand Streit
bekommen und ihn arg zerschlagen, beruhigte
er sich. Sich an den Gcfängnißwärtcr zu
wenden, der ihn bald daraus mit verdrossener
Miene das Frühstück brachte, hielt er für
überflüssig, er wußte aus Erfahrung, wie
wenig diese Schlüsselbewahrer geneigt, irgend
eine Auskunft zu ertheilen und er konnte es
ja abwarten. Die Sache mußte sich im
Laufe des Tages aufhellen.
Als jedoch eine Stunde nach der andern
verging und er noch immer nicht zuni Verhör
abgerufen wurde, verließ ihn seine Ruhe.
„Ich muß etwas Bedeutenderes verbrochen
haben, dachte cr und versank in eine trübe
Stimmung. „Ob ich nur Jemand erschlagen
habe; aber das kann inir unmöglich hoch
angerechnet werden, denn ich war sinnlos
betrunken. Es ist zwar zweifelhaft, ob diese
heillosen englischen Gesetze hierin eine Aus
nahme machen." Forts, folgt.