Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 1)

Erscheint iclgX'iái. °Z- 
ahrenes 
f 
ios|n. 
413. 
i r 
it per 
nscn. 
‘ n 
80. 
ldt. 
irg. 
gesucht 
inder in 
ids burg. 
RendSd. 
ictftcu- 
. rr. 
41. 
fzimnier 
then. 
147 
449. 
ûn 
tuben :c. 
mblatt". 
ieti: 
mb eine 
räumen. 
(1. Et.) 
$06. 
en 
pibehör- 
nstratze. 
traße 9; 
c. 23. 
ttttg 
dtstrage- 
lge.^ 
„ Bk.;»gc.»rcisr 
tertcljährlich - —, frei imS i'pauá Geliefert 
2 Ji 15 Ķ 
für Auswärtige, durch die Post bezogen 
2 Ji 25 c) 
'«ei. Postprovision jc., jedoch ohne Bestellgeld. 
JuķcrļionsprriS; pro Petitzelle 15 Ķ 
Mo. 105. 
Kàlîes und tidrscustrs Klntt int Kreise Rendsburg. 
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten. 
88ster Jahrgang. <=r- 
Dienstag, Öen 7. Wai 
Bei Betriebsstörungen 
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
vorbehalten. 
Als Beilagen 
werden dein Blatt „Der Landwirth" sowie das 
Blatt „Mode und Heim" gratis bcigegeben. 
3VVO Abonnenten. 
1895. 
-n Dainm 
ark Geld 
i Wochen 
r Kosten. 
steher. 
nwerk. 
903. 
rmirtes 
hie)- 
Russischen Hose. 
Berlin, 6. Mai. Eine Deputation der! 
^tadt Remscheid unter Führung des Ober- »>> LLNETiV. 
şiirgermeisters überreichte heute dem Staats- Außereuropäische Gebiete 
frf ^Stephan den kunstvoll ausge- New-York, 6. Mai. Ein Cyklon vcr 
£T Ehre,.burgerbr-cs der Stadt. wüstete drei Meilen westlich vom Sioux 
ii, " Der „Köln. Ztg." werd Fall die Gegend vollständig und richtete! fechte am 
M2T& sfc? 
Vollständig niedergebrannt ist durch Fahr 
Lässigkeit das Theater in Tula in Rußland 
Der Schaden ist bedeutend. 
Frankreich 
Paris, 6. Mai. Nach Meldungen aus 
Mayunga sollen die Hovas in dem Ge 
d. Mts. 300 Todte, darunter 
kl 
Yung Japans von der Verzichtleistung Itödtet sind. 
fangen 
n paar 
Exped. 
U Abtretung' dèr^Halbinftl'Äas-TÜngl'^Baltiuwre 6 Mai Die "b-utet. Die Sakalavas 
^erreicht worden ist. Dasselbe Blatt und Oh-o Babn hat m .en Ur«? P ltnt ^ er,ei '-.. 
tteibt weiter: Nachdem nun Japan dem Tunnel für 8 Win t langen Ber einem Sturme ist am Freitag bei 
|5 8itt e S riSte n n Team TvZbZ îÄ « erfef £ 1)01 ^nächst für Bautenminister Dupuy-Dutemps hat der 
e ntfrhr4S- ^ ģ- >- h°hung der Kriegs. Guterzuge durch den, Tunnel begonnen. Handelskammer von Eviual erklärt dak 
Ņ°tt Arthurs "zu ^vegichten^ mW "Javan Làotioen^" durch elektrische die Abschätzung des durch die Katastrophe 
tn 
>à,i,ch- Smin (.»,*£ TS”Ä “»“h”“ Uri «" 6 -» b-wiM,e». 
s"terschnfken. In Nürnberg wurden 6000,şEnde <•- ™ “ r, ~ I ll einem l Serbien. 
Würzburg gegen 
...... 3500, i„ Snrtf, SSt chLÄLLNÄ, .ïfÄ Ì! » i« 
: st«..“Kt Itart . r ,Mst «" w w “4 t! r 6 k« «-«Ü'ÄÄL'Ä 
H Honkong melden, i)ct der Gouverneur Petersburg, 6. Mai Der Reichsrath werdet — Könia^^^w" bewilligt 
1ÄÄsÆr*sr»teKr.t»K4-* k w à - 
"ê°-°° ļ.°.n m». ÄÄK," ‘ „ „ *;•iLti'Vz Ts„?' 2 S* &*% 
l ì°n unausbleiblich sein kßremia" -„şmno Z,,L ( h,L V T?? e L Jh > ctì ' b - Mai. Die in Budapest mm 
Arüssel, 6. Mai. Der hiesige Nuntius Existenz des J,stiiui ch'd1,rchpriES^7k^ über Unruhen 
dem Abbè Daens mit, der Papst Mittel sicher gch llt ^ Moate « er bre n beruhen auf Erstndung^ 
1 1 ; B 1 ut ‘ ' ganzen Laude herrscht Ruhe und Ordnung 
^ilte 
i n 
?lle 
Cbr Äioi, ^ ì . à dm Situation Petersburg, 6. Mai. Das Kriegsgericht 
llten '^'Demokraten ^Belgien unter- in Kuba (Ostasien) verur.heilte dreizehn 
begiebt sich insolge dem- kaukasische Räuber zum ~ 
U nach Rom. I bildeten seit 1888 eine 
CV'W'J- ^ Ql - Der Contract zum förmlich 
er ersten 250 Meilen der HudsonIniirt war und unter der kautaMcken Be 
Im 
tlitt Falschmünzer. 
Şûļweiz. 
„ . , Basel, 6. Mai. Der hier auSgebrochene 
Tode. Dieselben M a u r e r st r e i k hat große Ausdehnung 
-e., «ante, welche angenommen; heute mußten vier Abthei- 
militarisch vrgaiirsttt und unifor-slungen der Feuerwehr zur Unterstützung 
ber Polizei aufgeboten werden. Die Ban 
meister beschlossen, auf allen Baustellen die 
Arbeit völlig einzustellen. Die Streikenden 
beschlossen gestern in einer Versammlung, 
den Streik mit allen Mitteln so lange als 
möglich durchzuführen. Das Polizeidepar 
tement hat einen Aufruf erlassen, in dem 
die Ausständigen um Aufrechterhaltung der 
Ruhe und Ordnung ersucht werden. 
Genf, 6. Mai. Der berühmte Natur 
forscher Professor Carl B o g t ist gestern 
Nachmittag hier gestorben. 
Dänemark 
Kopenhagen, 6. Mai. Ein hiesiger 
deutscher Geschäftsmann Namens Heitsch 
ist gestern wegen Unterschlagungen, die 
über 35,000 Kr. betragen, verhaftet 
worden. Heitsch war seit vielen Jahren 
Direktor einer hiesigen großen Fabrik, die 
mehrere hundert Arbeiter beschäftigt. Heitsch 
leckte mit dem Kassirer unter einer Decke. 
Wenn sie die Löhne der Arbeiter auszahlten, 
verzeichneten sie in den Büchern größere 
Summen, als sie wirklich gezahlt hatten, 
und steckten den Ueberschuß in ihre eigenen 
Taschen. Dieses Verfahren wurde jähre 
laug befolgt, und da der Chef sich au^ 
den Direktor Heitsch verließ, so entdeckte 
nichts. Der Kassirer hat sich gestern 
eine Kugel in den Kopf geschossen. 
England. 
London, 6. Mai. Wie das „Reuter'sche 
Bureau" aus Hongkong meldet, ist die 
Lage auf Formosa ernst. Die 
Mannschaften ausländischer Kriegsschiffe 
lud in Aiipeng gelandet, um die fremden 
Ortsansässigen zu schützen. Die britischen 
Matrosen patrouilliren im Hafen von 
Takao in bewaffneten Booten. Die Schwarz 
loggen sind sehr unruhig; es werden ernst 
liche Ruhestörungen befürchtet. 
Bulgarien. 
Der „Köln. Ztg." wird aus Sofia vom 
d. Mts. gemeldet: In Vranja fanden 
Zusammenstöße der Parteien 
tatt, bei denen ein Mann getödtet und 
mehrere verwundet wurden. Der Bürger- 
meister, der zugleich liberaler Deputirter 
st, telegraphirtc an den Fürsten Ferdinand, 
üaß die Polizei die Verhafteten im Ge- 
ängniß mißhandle und, mitParteiümtrieben 
beschäftigt, ihren Zweck nicht erfülle. Wenn 
nicht Abhülfe geschaffen werde, würden die 
Bürger die Waffen ergreifen, um ihre 
Rechte zu vertheidigen. Der Bürgermeister 
wurde seines Amtes entsetzt. 
Belgien. * • 
Der Anfang April ausgebrochene partielle 
Glasarbeiterstreik in Charleroi ist 
Schürz 
Novelle von Ludwig Habicht. 
."Willibald achlete nicht weiter aus ihre 
„»jtimniung. „Sagen Sie mir, welchem 
, chm der Nachbarschaft Jean den Hof 
%.7 t f , kM, cs ist dies von höchster 
Akigkeit,' drängte Willibald. 
-Ģ,àtty die Wahrheit dieses Ans- 
^chcs nicht begreifen konnte, sagte sic doch: 
IC e y ķ geschwatzt, wie soll ich nur 
w behalten. 
"Und kennen Sie nicht wenigstens seine 
Liebschaft? Entschuldigen Sic nur daß 
°n Sic solche Fragen stelle," ' fuhr 
Cr, f° rt ' ba er ben höher steigenden 
'"en der Alten bemerkte; „ich muß cs 
e "' das Glück des Herrn Waxmann 
Ņ davon ab." 
e schwatzte mir zuletzt von dem hübschen 
di 
ÎÌ 
k 
eririädchm des Dr. Ham," berichtete die 
.'"der 
>k. 
Kennen Sic das Mädchen." 
’S ‘ U J lm sollte ich das kleine schwatzhafte 
Sb?',-Ü kennen?" entgegnete Betty mürrisch, 
't der, 8-şi^h b °â> öcn ganzen dtachmitlag 
S»”,, nbcni in der Nähe unseres Hauses 
iS*»!'» 
Sie mir die Kleine näher bc- 
und die einzige 
'Hi 
Sbkn V" 
! t le t 'st eine Französin 
unserem Platze." 
Doktor wußte genug! mehr war 
.ri mtcn "'chr hcrauszupressen 
dSstjhl Erließ er das Haus — viellcickit 
ibn das Glück. 
5 ltt , ' kaum den Platz betreten, da sah 
" 'n der Nähe ein Mädchen unter 
schien. Die ihrer Abhut anvertrauten Kinder 
tummelten sich weit entfernt auf dem schattigen 
Platze herum. 
Der Doktor trat langsam näher und fragte 
daim in leisem, thcilnehmendem Tone auf 
französisch: „Was fehlt Ihnen, Fräulein?" 
Trotzdem die hübsche Kleine heftig er 
schrocken war, nahm sie sogleich die Schürze 
von den Augen, verbeugte sich und entgegnete 
mit dcni ganzen theatralischen Aufwande, der 
jeder Französin zur Verfügung steht: „O 
mein Herr, ich bin sehr unglücklich — 
verlassen von aller Welt!" 
.Haben Sie bei Ihrer Jugend schon solche 
Erfahrungen gemacht?" 
„Und welche! Es ist unglaublich!" und 
ie nahm eine wahrhaft tragische Miene an 
„Armes Kind! Wer kann so nichtswürdig 
cm ein, solch' hübsches, blühendes Mädchen 
weulos zu verlassen." 
In all' ihrem Schmerz fand dies Compliment 
einen Eingang in ihr Herz. „Sic sind sehr 
liebenswürdig,' sagte sie geschmeichelt, „aber 
es ist doch so, er hat mir wohl versprochen 
daß er mich nicht vergessen will, aber ich 
weiß schon, ich werde ihn nie wiedersehen " 
Bei solcher Jugend schon so viel Erfahrung, 
dachte Willibald; ein deutsches Mädchen 
würde die Versicherungen des scheidenden 
Geliebten doch mehr Glauben schenken 
aber diese Französinnen kennen bereits die 
Welt, wo die Deutschen noch mit ihrer Puppe 
pielcn. „Warum hat er sich denn überhaupt 
von Ihnen getrennt," fragte er weiter. 
O, das ist plötzlich gekommen, vor einer 
Viertelstunde stürzte er mit Sack und Pack 
an mir vorüber. Ich fragte ihn, wohin die 
Reise gehen solle und er sagte mir, er möchte 
nicht länger in dem Hause eines Btannes 
bleiben, der zur Deportation verurtheilt 
worden, denn Sie müssen wissen, mein Herr 
daß er Bedienter bei dem Falschmünzer 
drüben war. Wer hätte daS aber denken 
können, so ein anständiger Mann und die 
jungen Fräulein sind garnicht so steif und 
stolz wie all' die Engländer. Ol, cs ist ein 
Jammer! Sie mußte sich wieder ihre Thräucn 
trocknen und es blieb ungewiß, ob sie noch 
ihr eigenes oder schon daê fremde Leid 
weinte. 
„Warum ist er dann erst gegangen und 
so plötzlich?" 
„Das hab' mich auch gefragt," entgegnete 
die kleine Französin lebhaft, „aber ich durch 
schaue seine Schändlichkeit. Er hat cs nur 
als Vorwand benutzt, um mich zu verlassen 
weil er eingesehen, daß er mich doch nicht 
hintergehen kann." 
Das wäre ja nichtswürdig, wenn 
einem solch' hübschen artigen Kinde nicht 
treu sein wollte." 
Und doch war cs der Fall," rief die 
Französin lebhaft und fuhr mit großer Er 
rcgung fort: „O, ich habe die Beweise 
dafür!" ' 
»Fast jeden Abend war er nicht zu haben, 
er redete mir vor, er habe einem reichen 
Oheim zu besuchen, den er beerben wolle 
und deshalb nicht vernachlässigen dürfe und 
ich Thörin glaubte Anfangs an diesen abge 
nutzten Onkel in der Komödie; endlich wurde 
mir diese Geschichte zu bunt, der Onkel 
wollte seinen Neffen alle Abende sehen — 
ich mußte Licht haben in dieser dunklen Sache 
mid gestern Abend wußte ich mich auf einige 
'tunfeen frei zu machen, lauerte ihm aus 
im Abnehmen. Eine größere Zahl de: 
Ausständigen hat die Arbeit wieder ausge- 
nommen. Man glaubt, daß der Streik in 
vierzehn Tagen beendet sein wird. 
In Gent sand Sonntag ein großer 
Umzug der Sozialisten statt, an 
welchem 6000 Personen theilnahinen. Ein 
mit Blumen geschmückter Wagen, welcher 
das sozialistische Ideal darstellen sollte, 
wurde mit lebhaftem Beifall begrüßt. Auch 
in Antwerpen veranstalteten die Sozialisten 
einen Umzug, an welchem sich etwa 3000 
Personen betheiligten. Die Ruhe wurde 
nicht gestört. 
Oesterreich-Ungarn. 
Budapest, 6. Mai. Der Ministerpräsi. 
dent Baron B a n f f y beantwortete im 
Abgeordnetenhause die vorgestrige Inter- 
wllation Apponyi's über den Nuntius 
Agliardi. Banffy verlas den hierüber ge 
pflogenen Notenwechsel zwischen ihm und 
Kalnoky, um darzuthun, daß er berechtigt 
war, vorauszusetzen, Graf Kalnoky habe 
die diplomatischen Schritte nach Rom schon 
gethan. Die Mehrheit nahm von der Er- 
klärung Banffy's beifällig Kenntniß. 
Wien, 6. Mai. Gras Kalnoky 
beharrt auf seiner Demission und führt 
nur noch provisorisch die Geschäfte. Sein 
Nachfolger soll der bisherige gemeinsame 
Finanzminister Kallay werden. 
Wien, 6. Mai. Der Kaiser richtete 
unter dem heutigen Datum an den Grasen 
Kalnoky ein Handschreiben, in dem er 
unter dem Ausdruck des vollsten Vertrauens 
die Annahme des von dem Grafen ein- 
gereichten Demissionsgesuches ablehnt. 
Wien, 6. Mai. Die Krise, deren Bei 
legung der Kaiser auf das lebhafteste 
wünschte, ist beseitigt und eine Verstän- 
d i g un g zwischen Kalnoky undBanffy 
durch Vermittelung herbeigeführt worden; 
hierüber herrscht allgemeine Befriedigung. 
Banffy wird im Reichstage mit Kalnoky 
vereinbarte, aufklärende Mittheilungen 
machen. 
Ueber einen v e r s u ch t e n S ch w e st e r- 
m ord-wird aus Pest gemeldet: Ein aus 
Zala-Egerszeg zugereistes Mädchen, die 
26jährige Rosa Schlesinger, welche seit 
Wochen ^ vollkommen erblindet ist, begab sich 
am Sreitog in Begleitung ihres Bruders 
Karl zu einem Professor, um denselben 
zu konsultiren. Auf den Ausspruch des 
Professors, daß das Leiden unheilbar sei, 
ffßte der Bruder der Unglücklichen den 
Entschluß, seine Familie von der Last der 
Erblindeten zu befreien und seine Schwester 
und schlich ihm nach. Ja, der Onkel wohnte 
sehr weit und cs ging durch eine Menge 
Straßen, die ich nie gesehen, und mir wurde 
ganz Angst, aber ich mußte endlich hinter 
seine Schliche kommen und ich nahm mein 
Herz in meine Hände. Immer weiter ging 
die Reise, endlich blieb er vor einem alten, 
übclausschenden Hause stehen, aus feem schon 
von weitem wildes Geschrei und Gesang er 
schallte. Er -verschwand in der gemeinen 
Spelunke — dort also wohnte sein Onkel 
Durch die Fenstcrladcnritze konnte ich zwei 
Harfeiimädcheil bemerken und wie er an ihnen 
vorbei ging, küßte er die eine, ich hab' 
noch deutlich gesehen. Und ich hätte nichts 
dagegen gehabt, wenn cs ein anständiges 
Wirthshaus gewesen wäre, aber seine Abende 
im „durstigen Hering" zuzubringen, anstatt 
bei mir, das konnte ich ihm nicht verzeihen. 
Der „durstige Hering" ist vielleicht ganz 
anständig und sah nur von außen etwas 
ichäbig ans," meinte Willibald. 
„Nein, nein," eiferte die Kleine, die elende 
Schänke liegt in dem verrufenen Stadtviertel, 
wie mir ein Polizcimann sagte, den ich um 
Beistand bat, mich ans dem Labyrinth hei- 
auszufindcn. Es war mir daher garnicht 
in verargen, daß ich ihm heut Morgen einige 
Vorwürfe machte, brauchte deshalb der er 
bärmliche Feigling gleich Reißaus zu nehmen?' 
Die Französin blickte mit ihren klugen leb 
haften Augen dm Doktor fragend an. 
„Gewiß nicht! Sic haben ganz recht daran 
gethan, ihm dm Onkel aus dem durstigen 
Hering vorzuhalten," entgegnete Willibald, 
grüßte artig und verschwand dann zum Er 
staunen der Kleinen in dem Hause des 
Falschmünzers. 
* Jjc 
In London grenzt das Elend dicht an die 
Größe, dm Reichthum und die Pracht, seine 
stolzesten Marmorpaläste werfen ihren Schatten 
auf kümmerliche Wohnungen der Armul auf 
moderfeuchte Stätten des Verbrechens' und 
parallel mit^ seinen vornehmsten und leben- 
digstm Straßen läuft aus beiden Seiten ein 
verfallenes Gaffmgewirr, in welchem die 
Fäulniß, der Schmutz und die Verworfenheit 
'hrm bleibenden Wohnsitz aufgeschlagen. 
Richt weit vom Ouadrant, jenem präch 
tigen Straßmbogm am Ende von Regenl- 
trect, mit dem Denkmal des Herzogs von 
York, dm breiten Treppen, die zum Park 
niederführen und der Aussicht auf die dichten 
dunklen Baiimgrnppm desselben, steht eine 
Reihe von vier oder fünf Säulen zwischen 
dm Häusern, mit einem Architraf, das sie 
in ihrer stattlichen Höhe verbindet und unter 
welchem man aus der breiten, weltberühmten 
Hauptstraße in eine kleine, dunkle, schmale 
und verkommene Seitengasse einbiegt, Unttr- 
Johnstrect genannt. Am Ende dieser Gaffe 
befand sich die Travemc „zum durstigen 
Hering." 
Es ging nun heule sehr lustig zu im 
durstigen Hering." Matrosen, Abenteurer 
a-,s aller Herren Länder hatten sich eingesunden 
die dem Wirthshausschild völlige Rechnung 
trugen. Die kleine Französin hatte Recht 
gehabt, Jean war hier Stammgast und durfte 
auch heute nicht fehle». Während an den 
meisten Tischen gelärmt,, getrunken oder auch 
gespielt wurde, tonnte er den galanten 
Franzosen nicht verleugneil und war eifrig 
um die beiden Harfenmädchm beschäftigt die 
mit ihrem Spiel und Gesang den wilden 
Lärm noch zu erhöhen hatten. 
„Dieser Jean bleibt doch ein nichtswürdiger
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.