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Wo. 103.
MorgenDepeschen
Altona, 2. Mai. Sämmtliche hiesige
Stadtverordneten haben soeben
ihre Zustimmung zu dem Berliner Protest
Segen die Umsturzvorlage erklärt.
Berlin, 3. Mai. Die conservative
^eichstagsfraction trat am Donnerstag
Abend behufs Stellungnahme zur
Umsturzvorlage zusammen und be.
chloß, gegen die Commisstonsbeschlüsse eine
^blehnendeHaltung einzunehmen,
wird aber versuchen, durch Abänderungs.
"«träge und Zurückgreifen auf die Regie-
'»ngsvorlage etwas Positives zu schassen.
! Berlin, 3. Mai. Oberbürgermeister
Zelle stellte Strafantrag gegen die
«Kreuzzeitung" wegen eines Artikels, in
FM Zelle der Borwurf der Gesetzwidrig-
>eit gemacht wird, weit er eine Petition
°ks Magistrats an den Reichstag wegen
^ichtgenehmigung der Umsturzvorlage an
Stadtverordneten übersandt hat.
Mainz, 3. Mai. Nach einem Beschluß
"er nationalliberalen Fraktion der Stadt
verordnetenversammlung wird sich dieselbe
1 er hiesigen Zustimmungserklärung zu den
Beschlüssen der städtischen Bertretung in
Zerlin in Angelegenheit der Umsturzvor-
^ge anschließen.
Wiesbaden, 3. Mai. In der heutigen
Stadtverordneten - Versammlung cirkulirtc
°we Erklärung, welche von zahlreichen
Stadtverordneten unterschrieben ist, und
welche an die am Sonntag, den 5. Mai
!Ü Berlin tagende Versammlung deutscher^
btädtc gegen die Umsturzvorlage abgesandt
wird.
Wiesbaden, 3. Mai. Dieser Tage wird
^'kr unter dem Namen: „Wiesbadener
Mhalatorium" ein neues Inhalatorium
«r Hals- und Lungenkranke eröffnet, nach-
km im Bersuchsinhalatorium zu Karls.
Ahe große Resultate erzielt worden sind.
si°ß neue Verfahren besteht darin, daß ein
/"rch trockene Destillation von Fichtennadeln
ņd Fichtenholz gewonnenes Produkt, wel>
J* hauptsächlich aus Holztheeren, Phenolen,
Zlpenen und aromatischen Kohlenwaffer-
°sien besteht, vermittelst besonderen, speziell
Richteten, pantentirten Central-Apparates
Zk stundenlangen Einathmung in den In-
^ationsräumen gelangt. Diese Art der
( Aathmnng unterscheidet sich wesentlich von
wn, ^durch feuchte Destillation ge
70U
Arlteftrs «;:v «àsetîşirs Katt im Kreise Rendsburg.
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten.
88ster Jahrgang, chs-
Sonnabenh, den 4. Wai
Bei Betriebsstörungen
irgend welcher Art i,i die regelmäßige Lie^nmg
dieses Blattes vorbehalten.
AIS Beilagen
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie da§
Blatt „Mode u. Heim" gratis beigegeben.
3800 Abonnenten.
vniieii, „Fichtennadeldämpfen", da diese
^uupisächlich aromatische Kohlenwasserstoffe,
die wichtigeren Bestandtheile:
iztheere und Phenole enthalten. Tie
Leitung des Inhalatoriums hat Herr Dr.
Georg Hansmann übernommen.
Crossen, 3. Mai. Das Dorf Pommer,
z i g, das größte im Kreise Crossen, ist
gestern durch eine F e u e r s b r u n st zum
größten Theil zerstört. Infolge des starken
Nordwestwindes wurden in zwei Stunden
65 Wohngebäude, 150 Scheunen und Stal-
lungen eingeäschert. Auch viel Vieh ist
verbrannt. Pfarr- und Schulgebäude könn-
ten nur mit Mühe erhalten bleiben. Den
meisten Leuten ist alles verbrannt, da sie
beim Ausbruch des Feuers auf dem Felde
waren. Das Feuer ist dem „Crossener
Wochenblatt" zufolge durch das Spielen
von Kindern mit Streichhölzern entstanden
Nieuwpoort, 2. Mai. Die seit Sonn
tag verschwundene Bark „Lydia" ist 2
Kilometer von Nieuwpoort entfernt gegen
über Lombardzyde gescheitert aufgefunden
worden Ueber das Schicksal, der aus 6
Personen bestehenden Mannschaft ist leider
kein Zweifel, doch ist noch keine Leiche
gefunden worden.
Mailand, 3. Mai. Zn einer der Bor
stable von Ravenna ist es gestern zwischen
der bewaffneten Macht und einer großen
Anzahl Arbeiter zu einem heftigen Ren
kontre gekommen. Die Arbeiter hatten ans
offener Straße anarchistische Ruse ausge
stoßen. Mehrere Personen wurden ver
mundet. Erst nach längerer Zeit gelang
es, die Ruhe wieder herzustellen.
Peking, 3. Mai. Der Friedens
vertrag zwischen Japan und China ist
gestern ratificirt worden.
Ncwvvrk, 2. Mai. Ein fürchterlicher
Stur m verwüstete den East Hutchinson-
Distrikt des Staates Kansas. Zehn Per
so neu wurden getobte t, zwanzig schwer
verletzt.
Dentschex Reichstag.
88. Sitzung.
Berlin, 3. Mai.
Zn dritter Berathung wird der -Gesetzentwurf
für Elsaß-Lothringen über die Aufhebung des
Gesetzes betr. die Ernennunz und Besoldung der
Bürgermeister und Beigeordneten vom 4. Juli
1887 ohne Debatte angenommen.
Nächster Punkt der Tagesordnung ist die erste
und zweite Berathung des Nachtcagsetats für
die feierliche Eröffnung des Nord-Qstseekanals in
Höhe von 1 700 000 Mark.
Staatssekretär Dr. v. Boetticher: Das
große vaterländische .Unternehmen, der Nord-
Ostseekanal, geht seiner Vollendung entgegen;
er wird arri I. Juli dem Verkehr übergeben wer
den können. Das hat den Gedanken nahegelegt,
die Eröffnung durch eine große Feier auszu
zeichnen. Die Regierungen schlagen Ihnen ein-
stimmig vor die erforderlichen Mittel zu bewilligen.
Wenn ich mir vergegenwärtige, mit welcher Be
reitwilligkeit 1886 der Reichstag die Bedeutung
des Kanals anerkannt hat, so kann ich mir nicht
denken, daß die Forderung auf Widerspruch stoßen
wird. Es handelt sich jetzt aber nicht nur um
eme nationale Feier wie 1886, sondern es soll
auch das Ausland herangezogen werden, um auch
ihm die Bedeutung des Kanals und ein schönes
Werk deutschen Gewerbefleitzes vor Augen zu
füfjmt. Die an alle seefahrenden Nationen
Europas und an die Vereinigten Staate" v-n
Nordamerika ergangenen Einladungen stub freund
lich angenommen worsen und wir werden im
Kieker Hafen 50 «remde KrieaSschisie mit voraus
sichtlich 13 Admiralen, 800 Offizieren und 16006
Mann Besatzung empfangen. Das Programm
der Eröffnung ist in der Ihnen vorgelegten Denk
schrift mitgetheilt. Die Festtheilnehmer werden
während der Dauer auf besonderen Schiffen unter
gebracht werden. — Eine des Reiches und ihrer
Bestimmung würdige Feier verursacht natürlich
Kosten, die durch einen besonderen Nachtragsetat
gedeckt werden sollen. Das empfiehlt sich schon
deshalb, weil wir wünschen müssen, daß der Reichs
tag dadurch, daß er die Kosten bewilligt, der
Feier den nationalen Stempel aufdrückt. Ich
freue mich, dankbar anerkennen zu können, daß
bereits das Präsidium des Reichstages sich bereit
erklärt hat, an den Vorbereitungen der Feier mit
zuwirken. Die geforderten Kosten werd-n ange
sichts der zu veranstaltenden Feierlichkeiten nicht
zu hoch gegriffen sein. Die Eröffnung des Suez
kanals hat eine Ausgabe von 50 Millionen Frcs.
erfordert. Als Trost kann ich Ihnen mitgeben,
daß die Bauleitung des Nord-Ostsee-Kanals so
sparsam gebaut har, daß der Fonds von 156
Millionen Mark nicht nur ausreichen wird, son
dern daß noch eine nicht unerhebliche Ersparniß
zu erwarten ist. Diese Ersparnis; beläuft sich
auf .700-000 Mk. (Heiterkeit.) Das erscheint ge
ring, aber wenn ich Ihnen sage, wieviel noch ge
leistet worden ist, wie der Kanal einen halben
Meter tiefer ausgebaggert worden ist, als die
Marineverwältung gefordert hat, daß ferner eine
feste Brücke gebaut worden fft, so gewinnt die
Ersparniß doch an Bedeutung Außerdem sind
die Berechnungen sehr vorsichtig aufgestellt. Ich
glaube Ihnen versprechen zu können, daß über
die Hälfte der heute geforderleu Summe durch
Zurück, rstattung wird gedeckt werden können. Ich
hoffe, daß Sie es nicht zu bedauern haben wer
den, wenn sie heute die Kosten iür das vater
ländische Fest, werth der Förderung aller Vater
landsfreunde, bewilligen. Auch hier gi't der Satz:
P;ro rpatria es-t, dmu Jndea-e •videmur.
Abg. Bebel (Soz. ': Auch wir erkennen an,
daß es sich hier um eia vaterländisches Werk
handelt. Als es sich um die Beivilligung der
Mittel handelte, hat auch unsere Fraktion dafür
gestimmt, obgleich sic durch den Abg. Hasen-
clever erklären ließ, daß cs sich davei um ein
im militärischen Interesse auszuführendes Werk
handle. Kriege gehören ja aber zu den Aus
nahmen, und der Zeiipunkt, wo Kriege zwischen
Kulturnationen unmöglich sind, ist näbcr als
Biete glauben. Unter diesen Umständen finden
wir auch eine Feier des Abschlusses dieses Werkes
er klärt ick, Wunen ihr aber, so wie sie geplant
ist. keine freundliche Seile abgewinnen. Derer,
die mit ihrem Fleiße und jhrxr Arbeit den Bau
geiordert haben, wird nicht gedacht. — Man
Der Fliischmünzer.
Novelle von Ludwig Habicht.
müßte in erster Reihe für das Unterkommen
der nach Vollendung des Kanals brodloS werden
den Arbeiter sorgen. Ferner hat der Kana!
vielen Anwohnern das Wasser abgegraben: auch
diesen müßte Hülse des Reiches werden. Wir
wünschen, daß das Werk sich möglichst gedeihlich
entwickele. Der geplanten Feier können wir
aber nicht zustimmen, einmal, weil wir Gegner
solcher Feste sind, zumal 'n einem Augenblick,
wo ständig nach neuen Steuern gesucht wird:
auch angesichts der Umsturzvorlage, die den
Sozialdemokraten einen Mühlstein um den Hals
hängen soll, werden Sic cs begreiflich finden
w'nn wir der Forderung unser: Zustimmung
nicht geben.
Abg. Richter (-reis. Dp.): Wir sind für die
Bewilligung der Summe, wollen auch das Fest
programm nicht kritisircn, aber wir hätten ge
wünscht, daß die Forderung schon im März an
den Reichstag gelangt wäre, so daß der Reichs
tag im Einzelnen Ausstellungen hätte machen
können. Mit der Deckung der Kosten durch
Matrikularbeiträgc sind wir'nicht einverstanden,
sondern glauben, daß die Deckung sich aus an
dere Weise ermöglichen lassen wird. Was die
vom Vorredner angezogene Umsturzvorlage be
trifft, so glaube ich, daß diese bereits begraben
sein wird, wenn das Fest gefeiert wird. iHciter-
keit.)
Das Haus geht über zur Interpellation
des Abg. v. Liebermann und Genossen: „Welche
Maßregeln gedenken die verbündeten Regierungen
zu ergreifen, um die Ausbeutung, von welcher
das ucsammte d Nische Volk durch die künstliche
Preistreiberei des Petroleums augenblicklich
betroffen ist, zu beseitigen?“
Staatssekretär Dr. v. Boetticher: Ich
möchte die Beantwortung der Frage, ob ich zur
Beantwortung der Interpellation bereit bin, mit
einigen Bemerkungen einleiten Die Dinge,
aus die sich die Interpellation bezieht, die Ring-
bildung, der Pctroleumyanoel in Amerika sind
der Aufmerksamkeit der Regierung nicht ent
gangen Schon seit langer Zeit beschäftigt sich
die Reicksregierung im Verein mit der preußischen
Regierung mit der Frage, ob und welche Maß
regeln zum Schutze der deutschen Interessen
gegenüber den Wirkungen dieser Ringbildung
zu ergreifen seien, . Die Erwägungen sind dem
Abschluss- nahe Eine Be'chlußiassung darüber,
was zu thun ist. hat aber zur Zeit noch nicht
erfolgen könne». Ich halte es nicht für ge
rathen, über das Ergebniß der angestellten Er.
Mittelungen und Erwägungen über den Stand
der Dinge und über die einzelnen Maßregeln
von denen in der Presse und im Kreise der
Interessenten gesprochen worden ist, hier ein
Wort zu veriicrev. Ich glaube vielmehr dem
Interesse des deutschen Handels und der
deutschen Consumcntcn mehr zu entsprechen,
wenn ich zur Zeit die Beantwortung der Inter
pellation ablehne.
Abg. Dr. Barth (kreis. Ver.) beantragt nichts
destoweniger die Besprechung der Interpellation.
Es erhält zunächst zu ihrer Begründung das
Wort
Abg. Zimmcrmann (Antis.) Die Frage des
Petroleums ist eine brennende, für die deutsche
Bevölkerung äußerst wichtige, und wir stehen
BOl '_ dem Schluffe der Session. Der Reichstag
muß gegenüber der unerhörten Hausse des Pe
troleums, der Preistrcibkrei Stellung nehinen.
.--Ihr wißt, daß er vor einigen Monaten
>bcv kam," fuhr Wapmarm tief Athem
ivpfeiid fort. „Feodor war immer tiefer
funken, er hatte sich wieder einmal nach
.Zutschland verirrt, mußte dort irgend ein
ivrcchcn begangen haben, denn er wurde,
kJ 55 mir mittheilte, steckbrieflich verfolgt.
!ji ,~- r k“ 1 st»! eine Zufluchtsstätte, ich mußte
!« rhm gewähren. Einmal in meinem Hause
^ tde er immer unverschämter — er drang
^auŗ, m meine Familie eingeführt zu werden
à O, was es mich gekostet hat - Euch mit
klln, Elenden nur tn Berührung zu bringen."
ltj «er arme unglückliche Mann, vermochte
, W weiter zu sprechen, Thränen erstickten
"k Stimme.
H Wahrend Harriet mit unendlicher Zärt-
^ est bemüht war, die Verzweiflung des
zu beschwichtigen, saß Mary noch
’ e 5 unbeweglich da.
,i *e dachte nur, daß sich jede Schuld räche
en ' sie selbst namenlos un-
! Ic( ) sei; als aber jetzt der Vater erzählte,
^bevdor zuletzt um ihre Hand angehalten
stsst durch seine entschiedene Weigerung
-Şhiu ^şiPsikn Zorn erregt und wie er an-
î>> e/ņ u>üsse, daß der Schändliche dennoch
" sei und das Verbrechen feiner
° °us Rachsucht zur Anzeige gebracht
t'ährt, a )ch"wlz der starre Sinn des jungen
Wnf*?' cö î Qnî mit Einem schmerzlichen
JJ r bem Vater an die Brust und ries
üb
Empfindung: „Verzeihe mir,
Vheimlich anklagte, ja, Du hast
schuld gebüßt." —
et Vater verstand vollkommen den Sinp
ihrer Worte und eiitgegnete mit milder Resig
nation: „Nein, nein, jetzt erst büße ich sie
und deshalb werde ich ruhig tragen, daß
man mich gestern unschuldig verurtheilt hat,
denn so war Gott lebt, an diesem Bebrechcn
bin ich unschuldig: aber das Gold war es,
das mich damals Verblendete und jetzt kommt
nur die Vergeltung und es ist wieder Gold,
das mich ins Unglück stürzte." Der Gc-
fäugnißwärter mahnte jetzt daran, daß die
bewilligte Zeit abgelaufen sei und nun brach
noch einmal ein furchtbarer Schmerz über
sie herein — die Trennung. Waxmann be
durfte all' seiner Fassung, um sich ausrecht
zu erhalten, er suchte seine Kinder zu trösten,
daß sic sich vorläufig noch öfter wiedersehen
würden, aber als die Thür des Gefängnisses
sich schloß, er wieder allein war — brach
er doch in die Knie . . .
Mary war jetzt wie verwandell — der
Alpdruck war von ihr genommen. Sie konnte
wieder ihrem Vater das vollste, innigste
Mitleid schenken, wie sie es vorher nicht
vermocht. Ihrer Schwester bekannte sie offen,
ww hart sic den Vater beurtheilt und wie sie
sich eines bitteren Gefühles nicht habe erwehren
können, daß sie sich selber ehrlos genlacht.
Nun aber wußte sie Alles! daß er sich lieber
elbst als sein Kind geopfert und nun schlug
die grollende Stimmung in das Gegentheil
um. Sie mußte ihn wieder lieben und
bewundern, der so schwer gelitten und so
entschlossen für ihr Glück gekämpft, ohne nur
ein Work davon zu sagen, wie viel für ihn
auf dem Spiele stand . . .
Noch besprachen die Schwestern daö ent-
etzliche Geschick des Theuren, da trat Jean
herein und meldete, daß Herr Müller da sei
und Fräulein Diary allein zu sprechen wünsche.
So hatte der Vater nur zu richtig ver
muthet, der Elende war noch in London und
die Anzeige sein Werk. Zitternd vor Auf
regung entgegnete Mary: „Wie kann es der
Nichtswürdige wagen, unsere Schwelle zu
betreten!" aber Harriet rief sogleich rasch
besonnen: „Führe Herrn Müller in das
Empfangszimmer, Mary wird bald erscheinen."
„Wie kannst Du es dem Elenden erlauben?"
fragte Mary heftig. Die Schwestern schienen
ihre Rollen vertauscht zu haben, während
die Aelteste aus ihrer passiven Ruhe völlig
herausgerissen war und sich jetzt heftiger,
leidenschaftlicher zeigte, entfaltete die Jüngste
eine Ruhe und Besonnenheit, die ihr sonst fern
gewesen und sie entgegnete ohne die mindeste
Erregtheit: Warum sollten wir ihn auf der
Stelle zurückweisen? Vielleicht verräth er sich
mit manchem Wort, deshalb, Mary, zeige
ihm dein ruhiges, kaltes Gesicht von früher."
«Und haben wir nicht Alles von diesem
Schurken zu fürchten?" sraqtc Mary in
großer Erregung. „Ich werde Dich begleiten,
war Harriet's Antwort. Aber trotz des
Zuspruches war cs Mary doch, als veiffagten
ihr die Knie. — Harriet mußte muthig in
das Empfangszimmer voranschreiten, dann
erst folgte sie.
Herr Müller war schon da und hielt seine
großen Augen aufmerksam auf die Thür
gerichtet; als er die Jüngste zuerst eintreten
ah. zeigte sich deutlich auf seinem blühenden
Gesicht eine Enttäuschung.
Dem Abenteurer mußte es in der
Zwischenzeit leidlich gut ergangen sein;
wenigstens seine Kleidung ließ nichts zu
wünschen übrig, sie war elegant und was bei
ihm viel sagen wollte, sogar äußerst sauber.
Selbst die rothbraunen Glacehandschuhe
Die Standard-Oil-Company ist vor keinem Mittel
zurückgeschreckt, die Petrolcumproduktion zu mono-
polisiren.ķ Die Reichsregicrung muß gegen die
Auswüchse des Großkapiials Stellung nehmen.
Das Organ der Sozialdemokratie sieht in diesenr
Petroleummonopol einen Schritt auf dem Wege
zum Sozialismus. Wenn die Sonaldemokrati:
wirklich die Arbeiterpartei wäre, vann freilich
würde sie nicht als lachender Dritter b-i Seite
stehen. Es ist das bezeichnend die Verbindung
vor- Soziaioemotralre und Großkavitab Nicht
einmal die Paffümerien wollen die Sozialdemo
kraten höher belasten. Es handelt iich "m. Sein,
oder Nichtsein des modernen Staatslebens. Vom
Graten. Eapnvi konnten wir <a nichts Durch
greifendes erwarten. Noch ist es Zeit, zu z-'g'n,
daß der Staat fich dem Machtgebote der Kapi
talisten nicht fügt. Bei dieser Gelegenheit wäre
cs ja leicht, zu zeigen, wie gerade das inter
nationale Judenthum der Träger internationaler
Gefahren ist. (Lachen und Aha! links.) Wenn
Sic uns provociren, sind wir bereit. Ihnen zu
dienen. (Beifall bei den Antisemiten.)
Zur Geschäftsordnung nimmt das Wort
Abg. Dr von Bennigsen (nat.-lib.): Der
Herr Präsident ist nicht ganz geschäftsmäßig ver
fahren. Er hätte, nachdem der Antrag auf Be
sprechung der Interpellation gestellt war, zunächst
die Frage der Unterstützung durch 50 Mitglieder
stellen sollen. Ich würde wünschen, daß in Zu
kunft nach der Geschäftsordnung verfahren wird
und niöchte dem Abg. Dr. Barth den Rath er
theilen, seinen Antrag auf Besprechung der Inter
pellation zurückzuziehen. Ich meine, die Grünve
des Herrn Staatssekretärs, weshalb er heute eine
Besprechung nicht wünscht und eine Antwort zu
ertheilen nicht im Stande ist, sollten auch für
uns ausschlaggebend sein. Der Gegenstand ist
wichtig genug, und sowohl die verbündeten Re
gierungen wie der Reichstag werden ihm gewiß
alle Aufmerksamkeit zuwenden. Aber wenn Ver
handlungen schweben, in welcher Weise der Preis
treiberei entgegengetreten werden kann und wenn
diese Verhandlungen noch nicht zum Abschluß ge
kommen sind, so meine ich doch, daß wir in sie
nicht störend eingreifen sollten. (Beifall.)
Abg. Dr. Lieber (Centr.) meint, daß der
Pràsldent dem Abg. Dr. Barth gegenüber ganz
richtig verfahren sei. Vielleicht wäre es besser
gewesen, wenn der Staatssekretär sich zur Be
antwortung der Interpellation bereit erklärt und
dann die Rede gehalten hätte, die er zur Begrün
dung der Ablehnung der Antwort gehalten habe
(Heiterkeit und Zustimmung). Was dann den
Antrag des Abg. Dr. Barth betrifft, die Inter
pellation zu besprechen, so meinen wir, daß eine
olche, wenn eine Beantwortung von der Re
gierung abgelehnt ist, nur einen ganz geringen
Werth hat. Meine politischen Freunde legen auch
kemen Werth darauf, auf die Ausführung des
Vorredners einzugehen. Aus diesem Grunde
fließen mir uns dem Wunsche des Hern, von
Bennigsen an, vo»i einer Besprechung jetzt abzu-
ckieben""" àe gelegenere Zeit zu ver-
f at ^ (freist Vereinig.): Darin
kann ich mich dem Abg. Dr. Lieber nicht anschlie-
gei., datz, wenn die Regierung die Besprechuna
einer Interpellation ablehnt, eine solche keinen
Werth mehr hat. Inzwischen hat der Interpellant
ûbersà ŞAabt und ich gestehe, ich hade ihn
überschätzt, ich glaubte, es ivürde nothwendig sein,
waren völlig neu. Dian konnte deutlich
bemerken, daß sich der eitle Mensch in seinem
neuen Anzüge sehr gefiel.
Harriet grüßte freundlich und nahm zuerst
das Wort: „Sie haben zwar meine Schwester
allein zu sprechen gewünscht, aber wir sind
jetzt unzertrennlich und was Sie ihr anzu
vertrauen haben, können Sie ruhig in meiner
Gegenwart sagen. Ich hoffe, daß Sic es
nicht stören wird."
Mary begriff nicht, wie die Schwester
diesen verhaßten Menschen mit solcher
Höflichkeit behandeln konnte. Bei seinem
Anblick kam ihr ja das ttaurige Schicksal
ihres Vaters mehr als je zum Bewußtsein
Das war also der Elende, dessen Vcrführunqs-
tünsten damals der Jüngling unterlegen, der
dann den llnglücklichen beständig geguält,
verfolgt, ^ und zuletzt sogar die Frechheit
gehabt, sich einzubilden, daß sie ihn liebe und
ihm willig ihre Hand reichen werde. — Der
tiefe Abscheu gegen den Elenden grub sich
in ihre Seele — sie mochte ihm keinen Blick
gönnen, obwohl sie fühlte, daß seine Augen
auf sic gerichtet waren.
Das sichere Auftreten Harriet's machte
doch auf Feodor einige» Eindruck; er verlor
etwas von seiner kecken Unverschämtheit, die
er sonst gern zur Schau trug und sagte nach
einigem Zögern: „Was ich mit ihrer
Schwester zu sprechen habe, macht man
reilich gern unter vier Augen ab; doch habe
ich stets gewußt, was ich Damen schuldig
bin und füge mich Ihrem Willen." er machte
dabei gegen Harriet eine Verbeugung, dann
trat er Mary einige Schritte näher und sich
noch einmal räuspernd, fuhr er lebhafter fort,
indem er seine rauhe Stimme nach Möglich
keit zu mildern suchte: „Fräulein Mary, ich
kann wohl ohne Umstände mit Ihnen sprechen?
Sic wissen längst, wie es in meinem Herz
en
aussieht und auch ich schmeichle mir mit der
Hoffnung, daß ich Ihnen nicht ganz gleich
gültig geblieben bin." Er machte eine Pause
um die Wirkung seiner Worte zu beobachten'
Während Mary's Antlitz eine Zornesröthe
bedeckte und sie ihre Entrüstung kaum nnter-
drucken konnte, spielte um die Lippen Harriet's
mi Lächeln Wie ernst und düster sich auch
Alles gestaltet hatte, das Auftreten dieses
Menschen war doch zu komisch und weckte
unwillkürlich ihre Heiterkeit. Sie hakte dabei
alle Mühe, durch Blicke und Zeichen einen
Zornesaubruch ihrer Schwester zu unterdrücken.
Feodor legte das Erröthen Mary's sowie
ihr schüchternes Schweigen zu seinen Gunsten
aus und begann mit stcigemder Sicherheit
von Neuem: „Jeder Andere würde unter
olchen Umstünden feinem Herzen einen
Gnadenstoß gegeben haben; — aber meine
Siebe ist echt, die kümmert sich nicht um die
ganze Welt und deshalb komme ich, wo sie
ganz allein und verlassen dastehen und biete
Ihnen meine Hand, Sie und Ihre Schwester
haben dann für immer' einen Beistand; wir
wandern dann zusammen nach dem freien
Amerika aus, dort fragt Niemand nach Ab
stammung, Vater und Mutter und wir
werden mit einander ein Leben wie im
Paradiese führen. Schlagen Sie ein, mein
üßes Herz! Er trat dicht an sie heran und
hielt ihr die Hand hin. Sie mich mit der
Miene tiefsten Abscheus einen Schritt zurück
aber noch eh sie die Lippen öffnen und
ihrem erbitterten Herzen Luft machen konnte,
wandte sich Harnet rasch dem frechen
Menschen zu und sagte mit erhobener Stimme:
Mary und ich haben uns feierlich gelobt,