rechten Oberarme. Er suchte den Blut
erguß zu hindern. Im Krankenhaus wurde
festgestellt, daß die Schußverletzung von
einem Mannlicher-Geschoß herrühren dürfte.
Auf der Militär-Schießstätte fanden zur
kritischen Zeit Schießübungen statt, und
aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte das
Projektil von dort abgelenkt und bis nach
Donaufeld gestrichen sein. Es ist noch
ungewiß, ob dem Unglücklichen der Arm
erhalten bleiben wird. Das Projektil hat
den Arm unter Zurücklassung eines dem
Mannlicher-Geschosse entsprechenden Schuß
kanals vollständig durchlöchert und ist biê
her nicht aufgefunden worden. Die Distanz
zwischen dem Ursprung des Projektils und
dem bereits jenseits der Kraganer Brücke
einherschreitenden Manne soll ca. 2500—
3000 Schritt betragen haben.
Spanien
Gibraltar, 1. Mai. Die hier äuge
kommene holländische Brigantie
„Anna" meldet, daß, während sie auf
der Höhe der maurischen Küste von einer
Windstille aufgehalten wurde, von acht
mit Arabern besetzten Booten angegriffen
wurde. Die Araber erschossen den Kapitän,
verwundeten den Steuermann und plün
derten das Schiff.
Dänemark.
Kopenhagen, 1. Mai. Die hiesige „Freie
Bühne" brachte gestern ein neues Werk
von Karl Gjellerup, „Seine Excellenz",
Mr Aufführung. Das Stück war von
den hiesigen Theatern als „unsittlich" ab
gewiesen worden. Gjellerup schildert in
diesem Stück einen Justizminister, der mit
seiner früheren Geliebten in „faux mánage“
lebt. In seiner legitimen Familie reprä-
sentirt er den mächtigen Mann, wogegen
er bei seiner Geliebten alle äußere Würde
von sich wirft, um nur für seine Liebe zu
leben. Er hofft, seine Stellung benutzen
zu können, um seine freien Jugendideen
durchzuführen, wird jedoch vom Schicksale
erreicht. Der Führer der Opposition hat
im Reichstage eine Vorlage über die Gleich
stellung unehelicher Kinder mit ehelichen
eingebracht, und obgleich er persönlich diese
Vorlage völlig billigt, da er selbst einen
illegitimen Sohn hat, der ihm als Sekre
tär dient, wird er doch aus politischen
Rücksichten gezwungen, dieselbe zu bekäm
pfen. Um sich zu rächen, enthüllt der
Führer der Opposition das Geheimniß im
Leben des Ministers, und dieser wird so
stark kompromittirt, daß er seine Demission
einreichen muß, worauf er seine Heimath
verläßt und mit seiner Geliebten ins Aus
land geht. Das Stück errang einen großen
Erfolg.
Kopenhagen, 1. Mai. Ein hiesiger
Deutscher namens Heitsch, Direktor einer
großen Fabrik, wurde wegen Unterschlagung
von 50000 Kronen verhaftet. Der Cas
sirer derselben Fabrik hat sich erschossen.
Zrrlemd.
— Behufs Einlegung eines Massen -
Protestes gegen die- Umsturzvor
lage war zu Dienstag.Abend von Männern
der verschiedensten politischen Parteirich-
tungen in Berlin eine Volksversammlung
nach dem Konkordia-Etablissement einbe
rufen worden. Etwa 4000 Personen hatten
sich eingefunden. Den Vorsitz führte Prof.
Dr. Döhring.
Als erster Redner bekämpfte Sanitätsrath
Dr. Küster die Umsturzvorlage vom natur
wissenschaftlichen Standpunkt aus. Er er-
klärte, für ihn sei jede Umsturzvorlage
unannehmbar, weil eine wirthschaftliche
Bewegung nicht durch Straf-Paragraphen
niederzuhalten sei. Die menschliche Ent
wickelung sei durch Gewaltmaßregeln nicht
aufzuhalten. Oberlehrer Dr. Jordan
bezeichnete die Umsturzvorlage als ein
Unglück für das Volk. Die Umsturzpartei
werde man nur durch Schaffung besserer
Zustände bannen. Rechtsanwalt Kat ten
dusch sprach sich ebenso gegen die Um
sturzvorlage aus. Darnach übte Schrift
steiler Arnold Perls eingehende Kritik
an der Umsturzvorlage. Deutschland solle
ein Umsturzgesetz erhalten, weil in ver-
schiedenen europäischen Südstsaten anar-
chistische Attentate vorgekommen seien. 25
Jahre nach Wiederherstellung der deutschen
Einheit, für die das gesammte deutsche
Volk freudig Gut und Blut zugesetzt habe,
pfiudlich berührte, schon sein Erscheinen wurde
für mich zur Quelle namenloser Unruhe,
brachte mir mein Verbrechen wieder in Er
innerung und raubte mir allen Frieden."
AIs Waxmann erschöpft inne hielt, sagte
Harriet: „Ach, darum Dein Trübsinn, wenn
dieser elende Mensch erschien. Aber warum
ließest Du es nicht lieber zum Acußersten
kommen, als diese beständige Erpressung zu
ertragen?!" Ihre dunklen Augen leuchteten,
der energische Zug um die Lippen bewies,
daß sie einen solchen Widerstand geleistet
hätte.
„Die Furcht vor Schande lahmte jeden
anderen Entschluß," entgegnete der Vater;
„wohl sah ich ein, daß Feodor seine For
derungen immer höher spannen und ich doch
endlich erliegen würde; — aber mit der
ganzen Zähigkeit der Feigen suchte ich diese
letzte Entscheidung so weit wie möglich hin
auszuziehen."
(Fortsetzung folgt.)
solle der freie Gedanke in Polizeigesetze
gezwängt werden. Der Deutsche werde
ohnedies von der Wiege bis zur Bahre
von Schutzleuten begleitet. Nun wolle man
sogar noch den lieben Gott mit einem
Schutzmannsposten versehen.
Es sprachen dann noch der christ
lich soziale Redakteur v. G e r l a ch
und Herr v. Egidy gegen die
Umsturz-Vorlage. Darauf gelangte fob
gende Protest-Resolution zur Annahme:
„Die Umsturzvorlage ist sowohl in ihrer
ursprünglichen, als auch in der Fassung
der Kommission zurückzuweisen. Sie ist
erstens eine Unmündigkeitser
klärung fürdas deutscheVolk,
das als Kulturvolk die großen Fragen des
gesellschaftlichen Lebens in freier Er
örterung auszutragen im Stande ist. Sie
ist zweitens eine mit Entrüstung zurückzu-
weisende Verletzung natürlicher und ver.
fassungsmäßig gewährleisteter Rechte. Sie
ist drittens eine uns mit patriotischer
Trauer und Sorge erfüllende, den ge-
waltsamen Um stürz fördernde
Maßregel. Die Versammlung ersucht
daherdenReichstag, die Vorlage abzulehnen."
— Die Umsturzvorlage, so meint
die „Nationalliberale Korresp.", kann nach
dem Fraktionsbeschluß der Freikonservativen
als gescheitert angesehen werden.
Es sei jetzt für das Centrum und die Kon
servativen vollkommen aussichtslos gewor
den, im Plenum des Reichstags noch eine
Mehrheit zusammenzubringen. Beide Par
teien haben sich nur noch darüber schlüssig
zu machen, in welcher Form sie die Hände
aus einem verlorenen Spiele herausziehen
und ob sie dabei mitwirken wollen, die
beiden Heeresparagraphen mit zu beschließen
— In Sachen der von der Berliner
Sradtverordneten-Versammlung gegen die
Umsturzvorlage gerichteten Petition an den
Reichstag ist dem Oberbürgermeister
Zelle ein neues Schreiben des Ober
präsidenten von Achenbach zugegan
gen, das sich im wesentlichen mit dem an
den Stadtverordneten-Borsteher Dr. Langer-
hans gerichteten deckt, wonach diesem bei
300 Mark Geldstrafe die Absendung der
Petition verboten worden war. Das neue
Schreiben schließt wie folgt:
„Bei der bereits in meiner Verfügung vom 25.
April angeordneten Berichterstattung wollen Ew.
Hochwohlgeboren auch die Gründe angeben, aus
denen die sofortige Beanstandung des Beschlusses
der Stadtverordneten Versammlung unterblieben
ist, und unter Einreichung eines Exemplars der
in Geltung befindlichen Geschäftsordnung die
Frage erörtern, ob die Behandlung des von
Herrn Dr. Langerhans gestellten Antrages in der
Sitzung vom 25. April den Borschriften dieser
Geschäftsordnung entsprochen hat. Von der die
Beanstandung des erwähnten Beschlusses aus
sprechenden Verfügung ist mir gest. Abschrift
vorzulegen."
Berlin, 2. Mai. Der Direktor der
Colonialabtheilung im Aus
wältigen Amt, Dr. K a y s e r hatte vor
einigen Wochen ohne Unterbrechung seiner
Thätigkeit wegen einer empfindlichen Krank
heit eine Arsenik - Behandlung begonnen.
Durch Nichtbeachtung von Anzeichen, die
das Einstellen der Behandlung erforderlich
gemacht hätten, sind am 27. April Er
scheinungen von Blutvergiftung eingetreten,
die einen energischen operativen Eingriff
erforderten, der gestern anscheinend erfolg-
reich ausgeführt worden ist. Die Wieder-
herstellnng des Kranken dürfte einige Zeit
in Anspruch nehmen.
— Zur ostasiatischen Frage schreibt
die „Nordd. Allg. Ztg." in offiziösem
Sperrdruck und an hervorragender Stelle:
„Nach den über den japanisch-chinesischen
Friedensschluß bisher bekannt gewordenen
Nachrichten ist der Austausch der Ratifika
tionen desselben auf den 8. Mai in Tschifu
festgesetzt worden. Dies würde die Absen
dung des Ratifikations- Dokumentes von
Peking am 2. oder 3. Mai bedingen. Für
die japanische Regierung dürfte es keinen
Vortheil bieten, auf der Einhaltung des
Ratifikationsternlines zu bestehen, da die
Bedenken der drei Mächte gegen den Ver-
trag nach der Ratifikation dieselben bleiben
werden wie vor diesem Schritte." Nach
dieser Auslassung ist also der neue Drei
bund und mit ihm also auch Deutschland
entschlossen, selbst für den Fall, daß China
die gestellten Friedensbedingungen annimmt,
doch noch seinerseits den Vertrag zu be
anstanden.
Berlin, 2. Mai. Zur Affaire Kotze
erhält die „Rhein. Wests. Ztg." folgendes
Schreiben: „Die in dem Artikel „Noch ein-
mal der Kotze-Skandal" in Nr. 106 vom
17. April berührten Behauptungen in be
treff des unverkennbar bezeichneten, der
Kaiserin verwandtschaftlich nahestehenden
Prinzen sind durchaus unwahr. Derselbe
steht mit dem Verfasser der anonymen
Btiefe in keinerlei Beziehung, lebt mit
Ihren Majestäten, dem Kaiser und der
Kaiserin, in herzlichstem Einvernehmen,
steht im Begriff, wie bei Antritt seiner
Reise beabsichtigt war, nach Berlin zurück
zukehren und deninächst der Eröffnung des
Nord-Ostsee-Kanals beizuwohnen und den
Sommer in Deutschland zu verleben. Ganz
ergebenst Freiherr von Buddenbrock, Hof-
marschall."
Die Auseinandersetzung des Herrn v.
Kotze mit seinen Gegnern wird, wie der
L. A." berichtet, in kurzer Zeit, wabr-
Icheinlich in seinen Einzelheiien an Die
Oeffentlichkeit kommen. Die P r i v a t-
klage gegen den Ceremoniennieister von
Schrader ist thatsächlich angestrengt
worden. Schon am 9. Mai findet der
Termin statt.
Berlin, 2. Mai. Der Abg. Jürgen
s e n (natl.) hat, unterstützt von einer An
zahl nationalliberaler, conservativer und
freiconservativer Abgeordneten, analog dem
dem Herrenhause vorliegenden Antrage,
dem Abgeordnetenhaus einen Gesetzentwurf
vorgelegt, nach dem die §§ 18—27 des
Gesetzes wegen Aufhebung der directen
Staatssteuern aufgehoben und die aus
Grund dieser Atz erfolgten Rückzahlung
der Grund st euer-Entschädig un
gen aus der Staatskasse zurückerstattet
werden sollen.
— Ein Theil der Konservativen
will, wie das Organ des Bundes der
Landwirthe, die „Deutsche Tagesztg.", be
richtet, sich von der Festfahrt bei der
Ein weihungsfeier des Nord-Ost sc e-
Kanals wegen wirthschaftlicher Bedenken
fernhalten.
Berlin, 30. April. Das große Loos
der preußischen Lotterie ist diesmal
Leuten zugefallen, die es brauchen können;
es wurde in Zehnteln gespielt. Die Ge
winner, die in Berlin X. wohnen, sind
Steindrucker, Postschaffner, Kaffenboten,
Wäscherinnen und dergleichen. Jeder Be
sitzer eines Zehntel-Antheils erhält 42,100
Mark baar ausgezahlt. Verschiedentlich
freilich sind diese Zehntel noch weiter ge
theilt, allenthalben aber herrscht bei den
Gewinnern große Freude.
— Der Entwurf eines Apotheken -
gesetzes, wie er im Reichsamt des
Innern aufgestellt und den Regierungen
der Einzelstaaten zur Begutachtung mitge
theilt worden ist, gelangt in der „Rhein.-
Westf. Ztg." vollständig zur Beröffent-
lichung. Danach sollen die Apotheken-
Konzessionen ertheilt werden nach Maß
gabe des öffentlichen Bedürfnisses auf
Grund einer öffentlichen Aufforderung zur
Bewerbung. Unter mehreren Bewerbern
ist die Erlaubniß demjenigen zu ertheilen,
welcher die Approbation früher als
die übrigen Mitbewerber erhalten hat. Die
Erlaubniß bezieht sich auf einen bestimmten
örtlichen Bezirk und gilt nur für die
Lebenszeit. Wenn die Erlaubniß an
Stelle einer erloschenen Betriebserlaubniß
tritt, so darf dem Erwerber die Verpflich
tung auferlegt werden, von seinem Vor
gänger oder dessen Erben die zur Ein
rich tung und zum Betriebe gehörigen
Vorrichtungen, Geräthschaiten und Waaren-
vorräthe gegen Entschädigung zu
übernehmen. Im Streitfall entscheidet
über den wahren Werth ein Schiedsgericht,
dessen Vorsitzender ein höherer Medizinal
beamter ist. Nach dem Tode des Berech
tigten ist den Erben zu gestatten, den Be
trieb der Apotheke noch höchstens ein
Jahr lang nach vem Tode, falls sich
aber unter den Erben eine Wittwe oder
ein minderjähriges Kind befindet, bis zur
Wiederverheirathung der Wittwe bezw. bis
zue Großjährigkeit des hinterlassenen Kindes
auf Rechnung der Erben durch einen appro-
birten Apotheker versehen zu lassen.
Die Grundsätze des Gesetzes finden auf
dingliche A potheken be rechtigun
gen keine Anwendung. An deren Stelle
sind die bezüglichen landesrechtlichen Be
stimmungen maßgebend. Das Gleiche gilt
bis zum Ablauf des Jahres 19 . . hin
sichtlich der sonstigen übertragbaren, zur
Zeit der Verkündigung des Gesetzes bereits
verliehenen Apothekenberechtigungen. Neue
übertragbare, insbesondere dingliche Apo
thekenberechtigungen dürfen nicht mehr be
gründet werden. Die bereits bestehenden
Berechtigungen solcher Art können im
Wege der Landesgesetzgebung gegen Ent
schädigung aufgehoben werden.
— Der Reichstagsabgeordnete Dr. Sigl
schreibt im „Bayerischen Vaterland" über
Ibsen in seiner liebenswürdigen Weise:
„In dem z. Z. im Volkstheater etablirten
S . . stall der „Modernen" wurde wieder-
holt eines der widerwärtigsten und ab
stoßendsten Stücke Ibsen's, „Rosmersholm",
aufgeführt. Der „Held" ist ein prote
stantischer Pastor, im Uebrigen ein zwei
beiniges Kameel, das sich von einem ränke
süchtigen Weibsbilde (Rebekka) zum Atheisten
machen läßt, während seine Frau sich er
tränkt. Das Kameel heirathet das Weibs
bild und Beide „sühnen (!) ihre Schuld",
indem sie sich gemeinsam im Mühlbach er
tränken! Das Publikum fand die Ver
rückten der „Modernen" so interessant, daß
sie vor Freude über das gebotene Sch
sutler fast aus der Haut fuhren."
Königsberg i. Pr.. 1. Mai. Die Königs
berger Hartungsche Zeitung meldet, der
Regiernngspräsid eni habe den Ober-
Bürgermeister angewiesen, den Beschluß
der Stadtverordneten gegen die Umsturz
vorlage zu beanstanden. Da die
Petition aber bereits an den Reichstag
abgegangen, konimt die Beanstandung zu spät.
In dem Orte Osteel, Ostfriesland, ent
stand in der Nacht auf Sonntag in einem
Hause Feuer — wie man annimmt, durch
Einschlagen des Blitzes — das schnell über
das ganze Gebäude sich ausbreitete. Ehe
die Bewohner aus dem Schlafe erwachten,
hatten die Flammen bereits die Treppen
ergriffen, jo vaß an ein Retten der Per
sonen nicht gedacht werden konnte. Zwei
bejahrte Leute fanden einen grüß
lichen Tod im Feuer, ein 16jahriges
Mädchen erlitt so schwere Brandwunden,
daß es vor Schmerz sich in einen der
Brandstätte nahen Bach stürzte. An ihrem
Aufkommen wird gezweifelt.
Ems, 1. Mai. Der Badearzt Dr. von
Jbell wurde vom hiesigen Schöffengericht
wegen Beleidigung, begangen gegen einen
hier ansässigen Kaufmann, zu einer Geld
strafe verurtheilt. Die inkriminirte Aeuße
rung hatte einen antisemitischen Charakter.
Wiesbaden, 2. Mai. Die Eröffnung
des Testaments GustavFreytags findet
am 4. Mai im Gerichtsgebäude zu Gotha
statt. Die Trauerfeier im Sterbehause
erfolgt Freitag, die Beerdigung in Sieb-
leben am Sonnabend in Freytag's Garten,
wo seine erste Frau und sein Sohn ruhen.
Parchim, 30. April. Schon wieder
ist ein Sittlichkeitsverbrechen
und Mordversuch aus Mecklenburg
zu berichten. Der Hofgänger Joh. Pingel
aus Prestin, 30 Jahre alt, kam gestern
von Crivitz, wo er verschiedene Einkäufe
gemacht, und traf auf dem Wege von
Barnin nach Bütow in den Tannen mit
dem Dienstmädchen Bertha Böller und
der 11jährigen Büdnertochter Lucie Heyden
zusammen. Pingel versuchte einen Angriff
auf die Bökler, diese entwand sich jedoch
zunächst den Armen des Verbrechers, der
aber die Verfolgung aufnahm, sein Opfer
wieder ergriff, es vergewaltigte und miß-
handelte. Schließlich versuchte er noch,
dem Mädchen einen Strick um den Hals
zu legen und es zu erdrosseln. In der
Todesangst gelang es jedoch der Aermsten,
sich unter furchtbarer Kraftanstrengung
von dem Unmenschen zu befreien und glück
lich zu entkommen. In Crivitz wurde der
Fall sofort zur Anzeige gebracht, es gelang
auch dieses Mal, den Thäter in der Person
des oben Genannten zu ermitteln und zu
verhaften. Bemerkt sei noch, daß der Ver
brecher taubstumm ist.
Ein Verwandter der G o e t h e' s ch e n
Familie, der Sanitätsrath Dr. Felix
V u l p i u s, ein Neffe der Gattin des
Dichters, ist am 27. v. Mts. in Weimar
gestorben. Nachdem er in Gemeinschaft
mit dem Grafen Leo Henckel von Donners-
marck einen Theil des Goethe'schen Nach
lasses ererbt hatte, stifteten beide eine
Anzahl werthvoller Gegenstände aus diesem
Nachlasse unter dem 15. November 1835
dem Goethe-National-Museum, darunter
das Stammbuch der Frau Rath Göthe.
Nach Errichtung des Göthe-National-Mu-
ieums wurve Vulpius durch den Groß-
herzog für das Curatorium dieser Anstalt
als Mitglied ausersehen. Der Dahinge
schiedene hat seine ärztliche Kraft lange
Jahre hindurch der Meyer-Amalien-Stiftung
dem Krankenhaus, dem Leichenhaus ge
widmet und war ein beliebter Arzt der
Stadt Weimar.
Hamburg. 1. Mai. Das große Manu-
facturwaarenlager von Hirsch u. Co. ani
Reesendamm ist in Brand gerathen. Der
Schaden ist sehr bedeutend.
Der dieser Tage verstorbeye Chef des
Bankhauses L Behrens Söhne in
Hamburg soll dem Vernehmen nach das
ansehnliche Vermögen von 25 Millionen
Mark hinterlassen haben.
In Hamburg hat sich ein „Kaufmänni
scher Verein für Damen" gebildet, wel
cher es sich zur Aufgabe gemacht, die
Stellenvermittelung für kaufmännisch ge
bildete Damen in die Hand zu nehmen.
(Die Herren kochen und bügeln indessen wohl
zu Hause.)
— Die Steigerung der Petro
leu mp reise hat wieder einem Rückgang
Platz gemacht, allein die interessirten Kreise
machen sich auf eine abermalige Steigerung
im Herbste gefaßt, da die großen Petro
leum-Lieferanten die Abschlüsse längerer
Kontrakte trotz der guten Preise noch immer
verweigern. Es ist erfreulich, daß Mr.
Rockefeller den Widerstand der „Outsiders"
trotz aller Machinationen noch immer nicht
brechen konnte. Die letzten Erfahrungen
sollten aber auch dem Detailhandel zur
ernsten Warnung dienen, ihre Unabhängig
keit der Standard Co. gegenüber zu wahren.
Die A l st e r i n s e l, welche in Ham-
burg künstlich hergestellt werden soll bei
der Feier für die Eröffnung des
Nord ostsee kanals, erheischt einen
Kostenaufwand von 150 000 M k. Die
Insel muß durch Pfahleinrammungen auf
dem Moorgrund der Alster hergestellt und
gleich nach der Festlichkeit wieder beseitigt
werden. Auf dieser Insel soll der Kaiser
nach dem Festdiner Cercle unter seinen
Gästen abhalten. In Hamburg war keine
besondere Stimmung für diesen Aufwand.
Aber der Plan für die Herstellung dieser
Insel stammt ans der Initiative
des Kaisers, welcher sich von dieser
Insel einen besonders schönen Eindruck ver
spricht. Im Ganzen hat Hamburg einen
Credit von 500 000 Mk. für die Festlich
keiten dieses Tages bewilligt. Man glaubt
aber, daß in Wirklichkeit die Kosten den
Betrag von 1 Million Mark übersteigen
werden. Das Couvert für das Festessen
kostet 75 Mk.
Hamburg, 2. Mai. Das hier nur noth
dürftig sein Dasein sristende Anlisemlien
blätlchen „Die A b w e h r" versucht seit
einiger Zeit dadurch Propaganda zu machen,
daß es Extrablätter verbreitet, in
denen hiesige Einwohner auf
das Aergste verunglimpft wer
den. Ein solches Extrablatt, welches in
den letzten Tagen verkauft wurde, hat
wegen seines Inhalts, durch den ein hiesiger
angesehener Einwohner auf das Schwerste
gekränkt wird, den Unwillen weitester
Kreise hervorgerufen. Bezeichnend ist noch
die Thatsache, daß die „Abwehr" in einem
Inserate sich erboten hat, allen denjenigen,
welche einen besonderen Fall der Aus
beutung zn veröffentlichen und weiteren
Kreisen zugängig zu machen wünschen, die
Spalten _ der Abwehr zur Verfügung zu
stellen. Es sollen alsdann für 1000 Stück
des Blattes einschließlich schriftstellerischer
Verarb-itung des zu kennzeichnenden Falles
25 Mark berechnet werden. Bei der
Staatsanwaltschaft ist bereits der Antrag
gestellt worden wegen aller dieser sehr
„sauberen" Machinationen die öffentliche
Klage gegen die Abwehr zu erheben.
Provinzielles
X Itzehoe, 1. Mai. Die detachirte
Strafkammer hiesigen Amtsgerichts ver
handelte heute gegen ein 12jährigen Kna
ben aus Hohenaspe. Derselbe war ange
klagt, das Gewese seines Dienstherrn, des
Landmannes Carstens in Reher am Abend
des 16. März in Brand gesetzt zu haben.
Derselbe hat auf dem Boden durch ein
brennendes Zündholz das Dach angesteckt
und sind das Wohnhaus mit Feuerungs
schuppen, sowie eine Altentheilskathe abge
brannt. Als Beweggrund führte der An
geklagte an, daß ihm sein Dienst nicht ge
fallen habe. Seine frühere Lehrerin be
kundet, daß dem Knaben die nöthige Er
kenntniß der Strafbarkeit seiner Handlung
gefehlt hat und wird derselbe deshalb von
der Anklage der Brandstiftung kostenlos
freigesprochen, die Ueberweisung des Kna
ben in eine Erziehungs- bezw. Besserungs
anstalt aber seitens des Gerichts angeordnet.
Kiel, 2. Mai. Zur Eröffnungsfeier ves
N o r d o st s e e - K a n a l s sendet England
102 Schiffe, Italien 9 Schiffe, Oesterreich
Frankreicht 3, Nord-Amerika 4, Ruß
land 3, Schweden-Norwegen 5, Dänemark
Spanien 3, die Niederlande 2, Ru
mänien 2 Schiffe, die Türken 1 Schiff.
Ganzen 52 Schiffe mit 811
Offizieren und 16 468 Mann Besatzung.
Kiel, 2. Mai. Die Annahme des Wille-
schen 2 Millionen-Legats ist nunmehr
der Stadt Kiel durch Allerhöchste Kabinetts
ordre gestattet. Danach ist die Stadt Kiel
auch gehalten, die früher cvmmissarisch ver
einbarte Summe von 10 000 Mk. an die
Christian Albrechts-Universität auszukehren.
Kellinghusen, 30. April. Herr Jakob
Fleischer, welcher lange Jahre in Kclling-
Husen als Kaufmann ansässig war und
daselbst u. A. die Sparkasse mit gegründet
hat, ist kürzlich in Plauen (Königreich
Sachsen) gestorben und hat seiner Vater
stadt Kellinghusen zwei ansehnliche Legate
testamentarisch vermacht, nämlich 24000 .-F
zur Erbauung und Einrichtung eines
Krankenhauses und 55000 Jl für einen
Unterstützungsfond. Von letzterer Summe
iollen die Zinsen von 25 000 alljährlich
zu Weihnachten an verschämte Arme ver
theilt und die Zinsen von 30000 M zur
Hälfte wieder für Arme, zur Hälfte für
bedürftige Studenten, Seminaristen rc. ver-
wenoet werden.
Die Neuemühle in Apenrade, welche
im gerichtlichen Zwangswege für ca. 79 000
Mark, verkauft worden ist, war im Jahre
1880 für 112 000 Mk. gekauft worden.
Später ist noch ein Neubau aufgeführt
und sind noch verschiedene Verbesserungen
vorgenommen worden. Im Jahre 1886
wurde der Besitz von einer sachkundigen
Kommission auf einen Kaufwerth von ca.
170—180 000 Mark taxirt; und nun —
9 Jahre später — ist derselbe für noch
nicht einmal die Hälfte jener Taxations
summe verkauft.
Flensburg. 1. Mai. Eine Feuers
brunst, wie sie seit Jahren hier nicht er
lebt worden, kam gestern Abend zum Aus
bruch. Seinen Ausgang nahm das Feuer
in der Angelburgerstraße in einem Stall
gebäude Ş des Holzhändlers Aug. Hansen,
worauf in ganz kurzer Zeit auch die Hin
tergebäude des Schlächtermeisters Chr. Jensen
und des Kaufmanns I. F. Matthiessen
vom Feuer ergriffen und vollständig in
Asche gelegt wurden. Mit Mühe gelang
es nur, die im Stall befindlichen Pferde
zu retten. Ueber die Entstehungsnrsache
hat sich, den „Fl. Nchr." zufolge, noch
nichts ermitteln lassen.
Tondern. Für Briefmarken - Sammler
dürfte es von Interesse sein, daß der er
schütternde Untergang des deutschen Aus'
wanderschiffes „Elbe" eine Novität g e '
zeitigt hat. Die aufgefundenen und der
deutschen Reichspostbehörde überlieferten
Postsachen wurden getrocknet und gesäubert
und mit dem die Verzögerung begründen
den mittelst Kautschukstempels gemachtes
Vermerk: „Briefschaften von dem unter
gegangenen Norddeutschen Lloyddampffr
Elbe" an ihren Bestimniungsort abge
sandt. Der Umschlag eines derartige"
Briefes ist aus Oxaca in Mexico als K»ri0'
filät dem hiesigen Absender Herrn Stadt'
raih L. Andresen unversehrt wieder z"g^
führt. Eine Krone ist vergeblich für da»
diene Stück geboten.
Wasbek
einige Feu
anwesend,
^rte zu bi
dünnen di
8uges der
keit gesetzt,
Baffer. T
Ņorfûhrur
die Jeven
schlossen h
Lrtes zu
Ņôhrenbrr
empfehlen
, L»v
den 4. M
I D. I.
Fest ihrer
. X Re,
"es Schift
Ķ'analufer
erhebliche
°ie entsta
Steinen t
zu d
Steine ist
gerutscht,
ausgehobe
kolken die
kein, ihre
digen, das
gestellt we
ünederholt
Ķänal du,
c? Ren
um 8 Uh,
ein Leich t>
den Thor!
mllte, da
kt? Meter
ein der ļ
Dampfer,
zeug, well
T Ren
erfreuliche
straße, be
lust beend
gerade u
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verschöne:
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