Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 1)

rechten Oberarme. Er suchte den Blut 
erguß zu hindern. Im Krankenhaus wurde 
festgestellt, daß die Schußverletzung von 
einem Mannlicher-Geschoß herrühren dürfte. 
Auf der Militär-Schießstätte fanden zur 
kritischen Zeit Schießübungen statt, und 
aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte das 
Projektil von dort abgelenkt und bis nach 
Donaufeld gestrichen sein. Es ist noch 
ungewiß, ob dem Unglücklichen der Arm 
erhalten bleiben wird. Das Projektil hat 
den Arm unter Zurücklassung eines dem 
Mannlicher-Geschosse entsprechenden Schuß 
kanals vollständig durchlöchert und ist biê 
her nicht aufgefunden worden. Die Distanz 
zwischen dem Ursprung des Projektils und 
dem bereits jenseits der Kraganer Brücke 
einherschreitenden Manne soll ca. 2500— 
3000 Schritt betragen haben. 
Spanien 
Gibraltar, 1. Mai. Die hier äuge 
kommene holländische Brigantie 
„Anna" meldet, daß, während sie auf 
der Höhe der maurischen Küste von einer 
Windstille aufgehalten wurde, von acht 
mit Arabern besetzten Booten angegriffen 
wurde. Die Araber erschossen den Kapitän, 
verwundeten den Steuermann und plün 
derten das Schiff. 
Dänemark. 
Kopenhagen, 1. Mai. Die hiesige „Freie 
Bühne" brachte gestern ein neues Werk 
von Karl Gjellerup, „Seine Excellenz", 
Mr Aufführung. Das Stück war von 
den hiesigen Theatern als „unsittlich" ab 
gewiesen worden. Gjellerup schildert in 
diesem Stück einen Justizminister, der mit 
seiner früheren Geliebten in „faux mánage“ 
lebt. In seiner legitimen Familie reprä- 
sentirt er den mächtigen Mann, wogegen 
er bei seiner Geliebten alle äußere Würde 
von sich wirft, um nur für seine Liebe zu 
leben. Er hofft, seine Stellung benutzen 
zu können, um seine freien Jugendideen 
durchzuführen, wird jedoch vom Schicksale 
erreicht. Der Führer der Opposition hat 
im Reichstage eine Vorlage über die Gleich 
stellung unehelicher Kinder mit ehelichen 
eingebracht, und obgleich er persönlich diese 
Vorlage völlig billigt, da er selbst einen 
illegitimen Sohn hat, der ihm als Sekre 
tär dient, wird er doch aus politischen 
Rücksichten gezwungen, dieselbe zu bekäm 
pfen. Um sich zu rächen, enthüllt der 
Führer der Opposition das Geheimniß im 
Leben des Ministers, und dieser wird so 
stark kompromittirt, daß er seine Demission 
einreichen muß, worauf er seine Heimath 
verläßt und mit seiner Geliebten ins Aus 
land geht. Das Stück errang einen großen 
Erfolg. 
Kopenhagen, 1. Mai. Ein hiesiger 
Deutscher namens Heitsch, Direktor einer 
großen Fabrik, wurde wegen Unterschlagung 
von 50000 Kronen verhaftet. Der Cas 
sirer derselben Fabrik hat sich erschossen. 
Zrrlemd. 
— Behufs Einlegung eines Massen - 
Protestes gegen die- Umsturzvor 
lage war zu Dienstag.Abend von Männern 
der verschiedensten politischen Parteirich- 
tungen in Berlin eine Volksversammlung 
nach dem Konkordia-Etablissement einbe 
rufen worden. Etwa 4000 Personen hatten 
sich eingefunden. Den Vorsitz führte Prof. 
Dr. Döhring. 
Als erster Redner bekämpfte Sanitätsrath 
Dr. Küster die Umsturzvorlage vom natur 
wissenschaftlichen Standpunkt aus. Er er- 
klärte, für ihn sei jede Umsturzvorlage 
unannehmbar, weil eine wirthschaftliche 
Bewegung nicht durch Straf-Paragraphen 
niederzuhalten sei. Die menschliche Ent 
wickelung sei durch Gewaltmaßregeln nicht 
aufzuhalten. Oberlehrer Dr. Jordan 
bezeichnete die Umsturzvorlage als ein 
Unglück für das Volk. Die Umsturzpartei 
werde man nur durch Schaffung besserer 
Zustände bannen. Rechtsanwalt Kat ten 
dusch sprach sich ebenso gegen die Um 
sturzvorlage aus. Darnach übte Schrift 
steiler Arnold Perls eingehende Kritik 
an der Umsturzvorlage. Deutschland solle 
ein Umsturzgesetz erhalten, weil in ver- 
schiedenen europäischen Südstsaten anar- 
chistische Attentate vorgekommen seien. 25 
Jahre nach Wiederherstellung der deutschen 
Einheit, für die das gesammte deutsche 
Volk freudig Gut und Blut zugesetzt habe, 
pfiudlich berührte, schon sein Erscheinen wurde 
für mich zur Quelle namenloser Unruhe, 
brachte mir mein Verbrechen wieder in Er 
innerung und raubte mir allen Frieden." 
AIs Waxmann erschöpft inne hielt, sagte 
Harriet: „Ach, darum Dein Trübsinn, wenn 
dieser elende Mensch erschien. Aber warum 
ließest Du es nicht lieber zum Acußersten 
kommen, als diese beständige Erpressung zu 
ertragen?!" Ihre dunklen Augen leuchteten, 
der energische Zug um die Lippen bewies, 
daß sie einen solchen Widerstand geleistet 
hätte. 
„Die Furcht vor Schande lahmte jeden 
anderen Entschluß," entgegnete der Vater; 
„wohl sah ich ein, daß Feodor seine For 
derungen immer höher spannen und ich doch 
endlich erliegen würde; — aber mit der 
ganzen Zähigkeit der Feigen suchte ich diese 
letzte Entscheidung so weit wie möglich hin 
auszuziehen." 
(Fortsetzung folgt.) 
solle der freie Gedanke in Polizeigesetze 
gezwängt werden. Der Deutsche werde 
ohnedies von der Wiege bis zur Bahre 
von Schutzleuten begleitet. Nun wolle man 
sogar noch den lieben Gott mit einem 
Schutzmannsposten versehen. 
Es sprachen dann noch der christ 
lich soziale Redakteur v. G e r l a ch 
und Herr v. Egidy gegen die 
Umsturz-Vorlage. Darauf gelangte fob 
gende Protest-Resolution zur Annahme: 
„Die Umsturzvorlage ist sowohl in ihrer 
ursprünglichen, als auch in der Fassung 
der Kommission zurückzuweisen. Sie ist 
erstens eine Unmündigkeitser 
klärung fürdas deutscheVolk, 
das als Kulturvolk die großen Fragen des 
gesellschaftlichen Lebens in freier Er 
örterung auszutragen im Stande ist. Sie 
ist zweitens eine mit Entrüstung zurückzu- 
weisende Verletzung natürlicher und ver. 
fassungsmäßig gewährleisteter Rechte. Sie 
ist drittens eine uns mit patriotischer 
Trauer und Sorge erfüllende, den ge- 
waltsamen Um stürz fördernde 
Maßregel. Die Versammlung ersucht 
daherdenReichstag, die Vorlage abzulehnen." 
— Die Umsturzvorlage, so meint 
die „Nationalliberale Korresp.", kann nach 
dem Fraktionsbeschluß der Freikonservativen 
als gescheitert angesehen werden. 
Es sei jetzt für das Centrum und die Kon 
servativen vollkommen aussichtslos gewor 
den, im Plenum des Reichstags noch eine 
Mehrheit zusammenzubringen. Beide Par 
teien haben sich nur noch darüber schlüssig 
zu machen, in welcher Form sie die Hände 
aus einem verlorenen Spiele herausziehen 
und ob sie dabei mitwirken wollen, die 
beiden Heeresparagraphen mit zu beschließen 
— In Sachen der von der Berliner 
Sradtverordneten-Versammlung gegen die 
Umsturzvorlage gerichteten Petition an den 
Reichstag ist dem Oberbürgermeister 
Zelle ein neues Schreiben des Ober 
präsidenten von Achenbach zugegan 
gen, das sich im wesentlichen mit dem an 
den Stadtverordneten-Borsteher Dr. Langer- 
hans gerichteten deckt, wonach diesem bei 
300 Mark Geldstrafe die Absendung der 
Petition verboten worden war. Das neue 
Schreiben schließt wie folgt: 
„Bei der bereits in meiner Verfügung vom 25. 
April angeordneten Berichterstattung wollen Ew. 
Hochwohlgeboren auch die Gründe angeben, aus 
denen die sofortige Beanstandung des Beschlusses 
der Stadtverordneten Versammlung unterblieben 
ist, und unter Einreichung eines Exemplars der 
in Geltung befindlichen Geschäftsordnung die 
Frage erörtern, ob die Behandlung des von 
Herrn Dr. Langerhans gestellten Antrages in der 
Sitzung vom 25. April den Borschriften dieser 
Geschäftsordnung entsprochen hat. Von der die 
Beanstandung des erwähnten Beschlusses aus 
sprechenden Verfügung ist mir gest. Abschrift 
vorzulegen." 
Berlin, 2. Mai. Der Direktor der 
Colonialabtheilung im Aus 
wältigen Amt, Dr. K a y s e r hatte vor 
einigen Wochen ohne Unterbrechung seiner 
Thätigkeit wegen einer empfindlichen Krank 
heit eine Arsenik - Behandlung begonnen. 
Durch Nichtbeachtung von Anzeichen, die 
das Einstellen der Behandlung erforderlich 
gemacht hätten, sind am 27. April Er 
scheinungen von Blutvergiftung eingetreten, 
die einen energischen operativen Eingriff 
erforderten, der gestern anscheinend erfolg- 
reich ausgeführt worden ist. Die Wieder- 
herstellnng des Kranken dürfte einige Zeit 
in Anspruch nehmen. 
— Zur ostasiatischen Frage schreibt 
die „Nordd. Allg. Ztg." in offiziösem 
Sperrdruck und an hervorragender Stelle: 
„Nach den über den japanisch-chinesischen 
Friedensschluß bisher bekannt gewordenen 
Nachrichten ist der Austausch der Ratifika 
tionen desselben auf den 8. Mai in Tschifu 
festgesetzt worden. Dies würde die Absen 
dung des Ratifikations- Dokumentes von 
Peking am 2. oder 3. Mai bedingen. Für 
die japanische Regierung dürfte es keinen 
Vortheil bieten, auf der Einhaltung des 
Ratifikationsternlines zu bestehen, da die 
Bedenken der drei Mächte gegen den Ver- 
trag nach der Ratifikation dieselben bleiben 
werden wie vor diesem Schritte." Nach 
dieser Auslassung ist also der neue Drei 
bund und mit ihm also auch Deutschland 
entschlossen, selbst für den Fall, daß China 
die gestellten Friedensbedingungen annimmt, 
doch noch seinerseits den Vertrag zu be 
anstanden. 
Berlin, 2. Mai. Zur Affaire Kotze 
erhält die „Rhein. Wests. Ztg." folgendes 
Schreiben: „Die in dem Artikel „Noch ein- 
mal der Kotze-Skandal" in Nr. 106 vom 
17. April berührten Behauptungen in be 
treff des unverkennbar bezeichneten, der 
Kaiserin verwandtschaftlich nahestehenden 
Prinzen sind durchaus unwahr. Derselbe 
steht mit dem Verfasser der anonymen 
Btiefe in keinerlei Beziehung, lebt mit 
Ihren Majestäten, dem Kaiser und der 
Kaiserin, in herzlichstem Einvernehmen, 
steht im Begriff, wie bei Antritt seiner 
Reise beabsichtigt war, nach Berlin zurück 
zukehren und deninächst der Eröffnung des 
Nord-Ostsee-Kanals beizuwohnen und den 
Sommer in Deutschland zu verleben. Ganz 
ergebenst Freiherr von Buddenbrock, Hof- 
marschall." 
Die Auseinandersetzung des Herrn v. 
Kotze mit seinen Gegnern wird, wie der 
L. A." berichtet, in kurzer Zeit, wabr- 
Icheinlich in seinen Einzelheiien an Die 
Oeffentlichkeit kommen. Die P r i v a t- 
klage gegen den Ceremoniennieister von 
Schrader ist thatsächlich angestrengt 
worden. Schon am 9. Mai findet der 
Termin statt. 
Berlin, 2. Mai. Der Abg. Jürgen 
s e n (natl.) hat, unterstützt von einer An 
zahl nationalliberaler, conservativer und 
freiconservativer Abgeordneten, analog dem 
dem Herrenhause vorliegenden Antrage, 
dem Abgeordnetenhaus einen Gesetzentwurf 
vorgelegt, nach dem die §§ 18—27 des 
Gesetzes wegen Aufhebung der directen 
Staatssteuern aufgehoben und die aus 
Grund dieser Atz erfolgten Rückzahlung 
der Grund st euer-Entschädig un 
gen aus der Staatskasse zurückerstattet 
werden sollen. 
— Ein Theil der Konservativen 
will, wie das Organ des Bundes der 
Landwirthe, die „Deutsche Tagesztg.", be 
richtet, sich von der Festfahrt bei der 
Ein weihungsfeier des Nord-Ost sc e- 
Kanals wegen wirthschaftlicher Bedenken 
fernhalten. 
Berlin, 30. April. Das große Loos 
der preußischen Lotterie ist diesmal 
Leuten zugefallen, die es brauchen können; 
es wurde in Zehnteln gespielt. Die Ge 
winner, die in Berlin X. wohnen, sind 
Steindrucker, Postschaffner, Kaffenboten, 
Wäscherinnen und dergleichen. Jeder Be 
sitzer eines Zehntel-Antheils erhält 42,100 
Mark baar ausgezahlt. Verschiedentlich 
freilich sind diese Zehntel noch weiter ge 
theilt, allenthalben aber herrscht bei den 
Gewinnern große Freude. 
— Der Entwurf eines Apotheken - 
gesetzes, wie er im Reichsamt des 
Innern aufgestellt und den Regierungen 
der Einzelstaaten zur Begutachtung mitge 
theilt worden ist, gelangt in der „Rhein.- 
Westf. Ztg." vollständig zur Beröffent- 
lichung. Danach sollen die Apotheken- 
Konzessionen ertheilt werden nach Maß 
gabe des öffentlichen Bedürfnisses auf 
Grund einer öffentlichen Aufforderung zur 
Bewerbung. Unter mehreren Bewerbern 
ist die Erlaubniß demjenigen zu ertheilen, 
welcher die Approbation früher als 
die übrigen Mitbewerber erhalten hat. Die 
Erlaubniß bezieht sich auf einen bestimmten 
örtlichen Bezirk und gilt nur für die 
Lebenszeit. Wenn die Erlaubniß an 
Stelle einer erloschenen Betriebserlaubniß 
tritt, so darf dem Erwerber die Verpflich 
tung auferlegt werden, von seinem Vor 
gänger oder dessen Erben die zur Ein 
rich tung und zum Betriebe gehörigen 
Vorrichtungen, Geräthschaiten und Waaren- 
vorräthe gegen Entschädigung zu 
übernehmen. Im Streitfall entscheidet 
über den wahren Werth ein Schiedsgericht, 
dessen Vorsitzender ein höherer Medizinal 
beamter ist. Nach dem Tode des Berech 
tigten ist den Erben zu gestatten, den Be 
trieb der Apotheke noch höchstens ein 
Jahr lang nach vem Tode, falls sich 
aber unter den Erben eine Wittwe oder 
ein minderjähriges Kind befindet, bis zur 
Wiederverheirathung der Wittwe bezw. bis 
zue Großjährigkeit des hinterlassenen Kindes 
auf Rechnung der Erben durch einen appro- 
birten Apotheker versehen zu lassen. 
Die Grundsätze des Gesetzes finden auf 
dingliche A potheken be rechtigun 
gen keine Anwendung. An deren Stelle 
sind die bezüglichen landesrechtlichen Be 
stimmungen maßgebend. Das Gleiche gilt 
bis zum Ablauf des Jahres 19 . . hin 
sichtlich der sonstigen übertragbaren, zur 
Zeit der Verkündigung des Gesetzes bereits 
verliehenen Apothekenberechtigungen. Neue 
übertragbare, insbesondere dingliche Apo 
thekenberechtigungen dürfen nicht mehr be 
gründet werden. Die bereits bestehenden 
Berechtigungen solcher Art können im 
Wege der Landesgesetzgebung gegen Ent 
schädigung aufgehoben werden. 
— Der Reichstagsabgeordnete Dr. Sigl 
schreibt im „Bayerischen Vaterland" über 
Ibsen in seiner liebenswürdigen Weise: 
„In dem z. Z. im Volkstheater etablirten 
S . . stall der „Modernen" wurde wieder- 
holt eines der widerwärtigsten und ab 
stoßendsten Stücke Ibsen's, „Rosmersholm", 
aufgeführt. Der „Held" ist ein prote 
stantischer Pastor, im Uebrigen ein zwei 
beiniges Kameel, das sich von einem ränke 
süchtigen Weibsbilde (Rebekka) zum Atheisten 
machen läßt, während seine Frau sich er 
tränkt. Das Kameel heirathet das Weibs 
bild und Beide „sühnen (!) ihre Schuld", 
indem sie sich gemeinsam im Mühlbach er 
tränken! Das Publikum fand die Ver 
rückten der „Modernen" so interessant, daß 
sie vor Freude über das gebotene Sch 
sutler fast aus der Haut fuhren." 
Königsberg i. Pr.. 1. Mai. Die Königs 
berger Hartungsche Zeitung meldet, der 
Regiernngspräsid eni habe den Ober- 
Bürgermeister angewiesen, den Beschluß 
der Stadtverordneten gegen die Umsturz 
vorlage zu beanstanden. Da die 
Petition aber bereits an den Reichstag 
abgegangen, konimt die Beanstandung zu spät. 
In dem Orte Osteel, Ostfriesland, ent 
stand in der Nacht auf Sonntag in einem 
Hause Feuer — wie man annimmt, durch 
Einschlagen des Blitzes — das schnell über 
das ganze Gebäude sich ausbreitete. Ehe 
die Bewohner aus dem Schlafe erwachten, 
hatten die Flammen bereits die Treppen 
ergriffen, jo vaß an ein Retten der Per 
sonen nicht gedacht werden konnte. Zwei 
bejahrte Leute fanden einen grüß 
lichen Tod im Feuer, ein 16jahriges 
Mädchen erlitt so schwere Brandwunden, 
daß es vor Schmerz sich in einen der 
Brandstätte nahen Bach stürzte. An ihrem 
Aufkommen wird gezweifelt. 
Ems, 1. Mai. Der Badearzt Dr. von 
Jbell wurde vom hiesigen Schöffengericht 
wegen Beleidigung, begangen gegen einen 
hier ansässigen Kaufmann, zu einer Geld 
strafe verurtheilt. Die inkriminirte Aeuße 
rung hatte einen antisemitischen Charakter. 
Wiesbaden, 2. Mai. Die Eröffnung 
des Testaments GustavFreytags findet 
am 4. Mai im Gerichtsgebäude zu Gotha 
statt. Die Trauerfeier im Sterbehause 
erfolgt Freitag, die Beerdigung in Sieb- 
leben am Sonnabend in Freytag's Garten, 
wo seine erste Frau und sein Sohn ruhen. 
Parchim, 30. April. Schon wieder 
ist ein Sittlichkeitsverbrechen 
und Mordversuch aus Mecklenburg 
zu berichten. Der Hofgänger Joh. Pingel 
aus Prestin, 30 Jahre alt, kam gestern 
von Crivitz, wo er verschiedene Einkäufe 
gemacht, und traf auf dem Wege von 
Barnin nach Bütow in den Tannen mit 
dem Dienstmädchen Bertha Böller und 
der 11jährigen Büdnertochter Lucie Heyden 
zusammen. Pingel versuchte einen Angriff 
auf die Bökler, diese entwand sich jedoch 
zunächst den Armen des Verbrechers, der 
aber die Verfolgung aufnahm, sein Opfer 
wieder ergriff, es vergewaltigte und miß- 
handelte. Schließlich versuchte er noch, 
dem Mädchen einen Strick um den Hals 
zu legen und es zu erdrosseln. In der 
Todesangst gelang es jedoch der Aermsten, 
sich unter furchtbarer Kraftanstrengung 
von dem Unmenschen zu befreien und glück 
lich zu entkommen. In Crivitz wurde der 
Fall sofort zur Anzeige gebracht, es gelang 
auch dieses Mal, den Thäter in der Person 
des oben Genannten zu ermitteln und zu 
verhaften. Bemerkt sei noch, daß der Ver 
brecher taubstumm ist. 
Ein Verwandter der G o e t h e' s ch e n 
Familie, der Sanitätsrath Dr. Felix 
V u l p i u s, ein Neffe der Gattin des 
Dichters, ist am 27. v. Mts. in Weimar 
gestorben. Nachdem er in Gemeinschaft 
mit dem Grafen Leo Henckel von Donners- 
marck einen Theil des Goethe'schen Nach 
lasses ererbt hatte, stifteten beide eine 
Anzahl werthvoller Gegenstände aus diesem 
Nachlasse unter dem 15. November 1835 
dem Goethe-National-Museum, darunter 
das Stammbuch der Frau Rath Göthe. 
Nach Errichtung des Göthe-National-Mu- 
ieums wurve Vulpius durch den Groß- 
herzog für das Curatorium dieser Anstalt 
als Mitglied ausersehen. Der Dahinge 
schiedene hat seine ärztliche Kraft lange 
Jahre hindurch der Meyer-Amalien-Stiftung 
dem Krankenhaus, dem Leichenhaus ge 
widmet und war ein beliebter Arzt der 
Stadt Weimar. 
Hamburg. 1. Mai. Das große Manu- 
facturwaarenlager von Hirsch u. Co. ani 
Reesendamm ist in Brand gerathen. Der 
Schaden ist sehr bedeutend. 
Der dieser Tage verstorbeye Chef des 
Bankhauses L Behrens Söhne in 
Hamburg soll dem Vernehmen nach das 
ansehnliche Vermögen von 25 Millionen 
Mark hinterlassen haben. 
In Hamburg hat sich ein „Kaufmänni 
scher Verein für Damen" gebildet, wel 
cher es sich zur Aufgabe gemacht, die 
Stellenvermittelung für kaufmännisch ge 
bildete Damen in die Hand zu nehmen. 
(Die Herren kochen und bügeln indessen wohl 
zu Hause.) 
— Die Steigerung der Petro 
leu mp reise hat wieder einem Rückgang 
Platz gemacht, allein die interessirten Kreise 
machen sich auf eine abermalige Steigerung 
im Herbste gefaßt, da die großen Petro 
leum-Lieferanten die Abschlüsse längerer 
Kontrakte trotz der guten Preise noch immer 
verweigern. Es ist erfreulich, daß Mr. 
Rockefeller den Widerstand der „Outsiders" 
trotz aller Machinationen noch immer nicht 
brechen konnte. Die letzten Erfahrungen 
sollten aber auch dem Detailhandel zur 
ernsten Warnung dienen, ihre Unabhängig 
keit der Standard Co. gegenüber zu wahren. 
Die A l st e r i n s e l, welche in Ham- 
burg künstlich hergestellt werden soll bei 
der Feier für die Eröffnung des 
Nord ostsee kanals, erheischt einen 
Kostenaufwand von 150 000 M k. Die 
Insel muß durch Pfahleinrammungen auf 
dem Moorgrund der Alster hergestellt und 
gleich nach der Festlichkeit wieder beseitigt 
werden. Auf dieser Insel soll der Kaiser 
nach dem Festdiner Cercle unter seinen 
Gästen abhalten. In Hamburg war keine 
besondere Stimmung für diesen Aufwand. 
Aber der Plan für die Herstellung dieser 
Insel stammt ans der Initiative 
des Kaisers, welcher sich von dieser 
Insel einen besonders schönen Eindruck ver 
spricht. Im Ganzen hat Hamburg einen 
Credit von 500 000 Mk. für die Festlich 
keiten dieses Tages bewilligt. Man glaubt 
aber, daß in Wirklichkeit die Kosten den 
Betrag von 1 Million Mark übersteigen 
werden. Das Couvert für das Festessen 
kostet 75 Mk. 
Hamburg, 2. Mai. Das hier nur noth 
dürftig sein Dasein sristende Anlisemlien 
blätlchen „Die A b w e h r" versucht seit 
einiger Zeit dadurch Propaganda zu machen, 
daß es Extrablätter verbreitet, in 
denen hiesige Einwohner auf 
das Aergste verunglimpft wer 
den. Ein solches Extrablatt, welches in 
den letzten Tagen verkauft wurde, hat 
wegen seines Inhalts, durch den ein hiesiger 
angesehener Einwohner auf das Schwerste 
gekränkt wird, den Unwillen weitester 
Kreise hervorgerufen. Bezeichnend ist noch 
die Thatsache, daß die „Abwehr" in einem 
Inserate sich erboten hat, allen denjenigen, 
welche einen besonderen Fall der Aus 
beutung zn veröffentlichen und weiteren 
Kreisen zugängig zu machen wünschen, die 
Spalten _ der Abwehr zur Verfügung zu 
stellen. Es sollen alsdann für 1000 Stück 
des Blattes einschließlich schriftstellerischer 
Verarb-itung des zu kennzeichnenden Falles 
25 Mark berechnet werden. Bei der 
Staatsanwaltschaft ist bereits der Antrag 
gestellt worden wegen aller dieser sehr 
„sauberen" Machinationen die öffentliche 
Klage gegen die Abwehr zu erheben. 
Provinzielles 
X Itzehoe, 1. Mai. Die detachirte 
Strafkammer hiesigen Amtsgerichts ver 
handelte heute gegen ein 12jährigen Kna 
ben aus Hohenaspe. Derselbe war ange 
klagt, das Gewese seines Dienstherrn, des 
Landmannes Carstens in Reher am Abend 
des 16. März in Brand gesetzt zu haben. 
Derselbe hat auf dem Boden durch ein 
brennendes Zündholz das Dach angesteckt 
und sind das Wohnhaus mit Feuerungs 
schuppen, sowie eine Altentheilskathe abge 
brannt. Als Beweggrund führte der An 
geklagte an, daß ihm sein Dienst nicht ge 
fallen habe. Seine frühere Lehrerin be 
kundet, daß dem Knaben die nöthige Er 
kenntniß der Strafbarkeit seiner Handlung 
gefehlt hat und wird derselbe deshalb von 
der Anklage der Brandstiftung kostenlos 
freigesprochen, die Ueberweisung des Kna 
ben in eine Erziehungs- bezw. Besserungs 
anstalt aber seitens des Gerichts angeordnet. 
Kiel, 2. Mai. Zur Eröffnungsfeier ves 
N o r d o st s e e - K a n a l s sendet England 
102 Schiffe, Italien 9 Schiffe, Oesterreich 
Frankreicht 3, Nord-Amerika 4, Ruß 
land 3, Schweden-Norwegen 5, Dänemark 
Spanien 3, die Niederlande 2, Ru 
mänien 2 Schiffe, die Türken 1 Schiff. 
Ganzen 52 Schiffe mit 811 
Offizieren und 16 468 Mann Besatzung. 
Kiel, 2. Mai. Die Annahme des Wille- 
schen 2 Millionen-Legats ist nunmehr 
der Stadt Kiel durch Allerhöchste Kabinetts 
ordre gestattet. Danach ist die Stadt Kiel 
auch gehalten, die früher cvmmissarisch ver 
einbarte Summe von 10 000 Mk. an die 
Christian Albrechts-Universität auszukehren. 
Kellinghusen, 30. April. Herr Jakob 
Fleischer, welcher lange Jahre in Kclling- 
Husen als Kaufmann ansässig war und 
daselbst u. A. die Sparkasse mit gegründet 
hat, ist kürzlich in Plauen (Königreich 
Sachsen) gestorben und hat seiner Vater 
stadt Kellinghusen zwei ansehnliche Legate 
testamentarisch vermacht, nämlich 24000 .-F 
zur Erbauung und Einrichtung eines 
Krankenhauses und 55000 Jl für einen 
Unterstützungsfond. Von letzterer Summe 
iollen die Zinsen von 25 000 alljährlich 
zu Weihnachten an verschämte Arme ver 
theilt und die Zinsen von 30000 M zur 
Hälfte wieder für Arme, zur Hälfte für 
bedürftige Studenten, Seminaristen rc. ver- 
wenoet werden. 
Die Neuemühle in Apenrade, welche 
im gerichtlichen Zwangswege für ca. 79 000 
Mark, verkauft worden ist, war im Jahre 
1880 für 112 000 Mk. gekauft worden. 
Später ist noch ein Neubau aufgeführt 
und sind noch verschiedene Verbesserungen 
vorgenommen worden. Im Jahre 1886 
wurde der Besitz von einer sachkundigen 
Kommission auf einen Kaufwerth von ca. 
170—180 000 Mark taxirt; und nun — 
9 Jahre später — ist derselbe für noch 
nicht einmal die Hälfte jener Taxations 
summe verkauft. 
Flensburg. 1. Mai. Eine Feuers 
brunst, wie sie seit Jahren hier nicht er 
lebt worden, kam gestern Abend zum Aus 
bruch. Seinen Ausgang nahm das Feuer 
in der Angelburgerstraße in einem Stall 
gebäude Ş des Holzhändlers Aug. Hansen, 
worauf in ganz kurzer Zeit auch die Hin 
tergebäude des Schlächtermeisters Chr. Jensen 
und des Kaufmanns I. F. Matthiessen 
vom Feuer ergriffen und vollständig in 
Asche gelegt wurden. Mit Mühe gelang 
es nur, die im Stall befindlichen Pferde 
zu retten. Ueber die Entstehungsnrsache 
hat sich, den „Fl. Nchr." zufolge, noch 
nichts ermitteln lassen. 
Tondern. Für Briefmarken - Sammler 
dürfte es von Interesse sein, daß der er 
schütternde Untergang des deutschen Aus' 
wanderschiffes „Elbe" eine Novität g e ' 
zeitigt hat. Die aufgefundenen und der 
deutschen Reichspostbehörde überlieferten 
Postsachen wurden getrocknet und gesäubert 
und mit dem die Verzögerung begründen 
den mittelst Kautschukstempels gemachtes 
Vermerk: „Briefschaften von dem unter 
gegangenen Norddeutschen Lloyddampffr 
Elbe" an ihren Bestimniungsort abge 
sandt. Der Umschlag eines derartige" 
Briefes ist aus Oxaca in Mexico als K»ri0' 
filät dem hiesigen Absender Herrn Stadt' 
raih L. Andresen unversehrt wieder z"g^ 
führt. Eine Krone ist vergeblich für da» 
diene Stück geboten. 
Wasbek 
einige Feu 
anwesend, 
^rte zu bi 
dünnen di 
8uges der 
keit gesetzt, 
Baffer. T 
Ņorfûhrur 
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schlossen h 
Lrtes zu 
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I D. I. 
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Ķ'analufer 
erhebliche 
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Steinen t 
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Steine ist 
gerutscht, 
ausgehobe 
kolken die 
kein, ihre 
digen, das 
gestellt we 
ünederholt 
Ķänal du, 
c? Ren 
um 8 Uh, 
ein Leich t> 
den Thor! 
mllte, da 
kt? Meter 
ein der ļ 
Dampfer, 
zeug, well 
T Ren 
erfreuliche 
straße, be 
lust beend 
gerade u 
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me Bepfll 
verschöne: 
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geschaffen 
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eigenen 
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