Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 1)

Männer" wieder zur Vernunft zu bringen. 
Am Mittwoch versagte dieses Heilmittel 
vollkommen. Der 3. Strafkammer wurde 
der Hausdiener Meyhöfer vorgeführt, wel 
cher s. Z. einen Ausbruch aus dem Ge 
fängniß verübt hatte und sich nun wegen 
Meuterei verantworten sollte. Der Ange 
klagte betrat theils lachend, theils lärmend 
den Gcrichtssaal und amüsirte sich damit, 
daß er immer wieder mit Stentorstimme 
in den Saal rief: „Kellner, bringen Sie 
ein Glas Bier!" Alle Versuche ihn 
zur Ruhe zu bringen, mißlangen; der An 
geklagte wurde immer lebendiger, fiel einem 
Leidensgenossen auf der Anklagebank um 
den Hals und rief ihm fröhlich zu- „Bru 
derherz, wir wollen uns Brüderschaft 
trinken!" Dann wandte er sich an den 
Gerichtsdiener und herrschte ihn an: 
„Portier, ein Glas Bier!" Es blieb dem 
Gerichtshof nichts übrig, als den Ange 
klagten in das Untersuchungsgefängniß 
zurück zu schicken und dem Anstaltsarzt 
das Weitere zu überlassen. Der Staats 
anwalt hob hervor, daß derartige Fälle 
jetzt an der Tagesordnung sind. 
Eisenach, 5. Aprii. Bis jetzt wurden 
für Casselmann (freis. Volksp.) 3421, 
Roesicke (Bund der Landwirthe) 2663, 
Pätzold (Solialdemokrat) 2608, Riemann 
(Antisemit) 2285 und Eckels (natl.) 1861 
Stimmen gezählt. Wahrscheinlich findet 
eine Stichwahl zwischen dem Kandidaten 
der freisinnigen Volkspartei und dem des 
Bundes der Landwirthc statt. 
Berechtigtes Aufsehen in juristischen 
Kreisen erregt ein Kompetenzkonflikt zwi 
schen dem Redakteur der in Erfurt er 
scheinenden sozialdemokratischen „Thüringer 
Tribüne", Gustav Hülle, und dem Ersten 
Staatsanwalt in Erfurt, Lorenz, wel 
cher am 5. April vor dem Oberverwal 
tungsgericht zum Austrag gelangt. In 
einer Verhandlung gegen Hülle am 20. 
November 1893 hatte Lorenz Hülle einen 
gewerbsmäßigen Ehrabschneider genannt. 
Zittau, 3. April. Gestern trank ein 
hiesiger Militärarzt aus Versehen Car 
bol und starb nach kurzer Zeit. 
Pieschen, 5. April. Fünfundzwanzig 
von der Kontrolversammlung heimkehrende 
Bauernburschen überfielen den Gendarm 
Soboczpnski in Brzezie und verletzten ihn 
lebensgefährlich. 
In Bruchsal wurden zwei Schüler des 
Gymnasiums, die sich absichtlich der öffent 
lichen Bismarckfeier fern gehalten 
hatten, mit 12 Stunden Karzer 
e st r a f t. Auf Beschwerde der Eltern 
hat der Oberschulrath die Strafe wieder 
aufgehoben. 
Greiz, 4. April. Das „Greizer Tgbl." 
bringt folgende bezeichnende Mittheilung 
über die Bismarckfeier in Reichenbach. 
Bei dem Freudenfeuer am Sonntag wur 
den 14 Klafter Holz verwendet; einzelne 
Scheite trugen die Namen der 
Abgeordneten, welche gegen die Ehrung 
Bismarcks gestimmt hatten. — Ob diese 
Feier eine offizielle war, ist lnicht ange 
geben. 
Aus dem Fürstenthum Reich ä. L. wird 
ein Erlaß gemeldet, in dem wir, wie an 
dere Blätter, anfänglich ein Versehen eines 
mangelhaft unterrichteten Berichterstatters 
vermutheten, der sich aber thatsächlich im 
„Amts- und Verordnungsblatt" des Fürsten 
thums in folgender Form findet: „Seine 
Hochfürstliche Durchlaucht der Fürst haben 
den Hofmarschall und Flügeladjutanten 
Major Freiherrn Titz von Titzenhofer 
zum Oberst à la suite des vormal i - 
gen fürstlich reußischen Bun- 
descon^tingents Allergnädigst zu er 
nennen geruht." 
Hamburg, 3. April. Die größte Sal- 
aeter-Ladung aus Chile traf gestern mit 
dem englischen Dampfer „Strathgarrh" 
hier mit 6600 Tons ein. Es ist dies 
das größte Quantum, welches jemals in 
einem Schiffe nach Hamburg gekommen ist. 
Hamburg ist zur Zeit der größte Salpeter 
Hülle klagte daraufhin wegen Beleidigung, 
doch wurde die Klage vom Erfurter Amts 
gerichte abgewiesen, worauf sich Hülle an 
das Landgericht zu Erfurt wandte, welches 
die Klage annahm und an das Schöffen 
gericht verwies. Ehe jedsch Termin statt 
fand, bestritt Lorenz im Juni v. I. die 
Kompetenz des Gerichts. Nunmehr wird 
das Obcrverwaltungsgericht zu entscheiden 
haben, ob der beleidigte sozialdemokratische 
Redakteur sein Recht gesetzlich suchen kann 
Hülle wird durch Rechtsanwalt Heine ver 
treten. 
Frankfurt a. M., 5. April. Heute Nacht 
starb in Folge eines Schlaganfalles 
der hiesige Rechtsanwalt August Becker. 
Kurz nach seinem Tode erschoß sich seine 
junge Frau, weil sie ohne ihren Mann 
nicht weiter leben wollte. 
Magdeburg, 3. April. Die Lehrer A 
Schröder und G. Helnicke von hier, die 
Vorstandsmitglieder des Preußischen Lau 
des-Lehrervereins sind, haben dieser 
Tage eine Audienz beim Finanzminister 
Dr. Miguel gehabt, um demselben den 
sehnlichen Wunsch der preußischen Lehrer 
schaft in Bezug aus ein Besoldungsgesetz 
vorzutragen. Der Minister hat angesichts 
der gespannten finanziellen Verhältnisse 
auf bessere Zeiten vertröstet. 
Kassel, 4. April. Der Provinzial 
Steuerdirektor, Geheimrath Peine 
wurde heute durch einen großen Bierwagen 
dessen Pferde wild geworden, überfahren 
und getödtet. 
Hagen, 2. April. In vergangener Nacht 
wurde hier der „Köln. Bolksztg." zufolge 
ouf der Kölnerstraße ein Concertunter 
nehmer aus Bochum, welcher in einem 
hiesigen Restaurationslokol mit einer Da- 
men-Gesellschaft Concerte veranstalte, im 
Streite mit drei jungen Burschen durch 
einen Messerstich in die Brust so 
schiver verletzt, daß er bald darauf seinen 
Geist ausgab. Die drei Burschen wurden 
verhaftet. 
zu spenden, welche das Denkmal, das man 
Heinrich Heine in Düsseldorf errichten wollte, 
gekostet haben würde. Aber der Plan zerschlug 
sich, wie man weiß. Und so hat denn die 
hohe Frau in ihrem Sonnen- und Lorbeer 
parke auf Corfu, wo sie eifrig das Studium 
der griechischen Sprache betrieb, Heinrich 
Heine ein schönes, von Meister E. Herter in 
Berlin stammendes Denkmal errichtet. Ihn 
hat sic dort verewigt und außer ihm nur 
noch Einen, den jugendlichen „Achilles" von 
Oesterreich, den Kronprinzen Rudolf, ihren 
Sohn, dessen Züge man in dem Marmorkopfe 
wieder erkennt, welcher Griechenland zugekehrt 
ist. Aber noch schärfer beleuchtet die Schwärmerei 
der Kaiserin für Heinrich Heine die Steife 
welche die hohe Frau nach Hamburg unter 
nahm. Sic besuchte dort die alte überlebende 
Schwester des Dichters, Frau Embden, und 
sprach stundenlang mit ihr über das Leben 
des Verewigten, ließ sich die Briefe des 
Bruders der alten Dame zeige», und verließ 
mit warmem Händedrucke die Frau, welche 
in ihrem Bruder mit hochgeehrt wurde. Von 
dieser Kaiserin gilt ganz das Wort: „Es 
soll der König mit dem Dichter gehen, denn 
b,.idc stehen auf der Menschheit Höhen!" und 
von Kaiser Franz Fosef hofft Oesterreich, 
daß es noch lauge weiter von ihm regiert 
werden möchte! 
End e. 
Jmportplatz und betrug im letzten Jahre 
der Werth über 54 Millionen Alk. 
Hamburg, 5. April. Den „Hamb. 
Nachr." zufolge beträgt die Zahl der in 
den drei Tagen vom 31. März bis 2. 
April beim Fürsten Bismarck eingelaufenen 
Telegrammv 8390, deren Wortzahl sich 
auf 277,697 beläuft. Die Zahl der 
Briefe wird auf 50,000, die der Postkarten 
auf 110—120,000 geschätzt. 
In Hamburg sind 7000 Mk für ein 
Bismarckdenkmal auf dem Knivsberge 
an der Gjennerbucht in Nordschleswig 
gezeichnet. 
Provinzielles. 
Kiel, 3. April. Der letzte Damm des 
Nordostsee-Kanals, der hier noch die 
Leie Durchfahrt hinderte, wurde gestern 
durchstochen. 
In Husum verstarb im 72. Lebensjahre 
der frühere Bahnhofsverwalter auf Jübeck 
H. Jasker, ein in der ganzen Provinz 
bekannter und beliebter Mann. 
Aus Nordschleswig, 4. April. Das 
ziemlich starke Gewitter, daß wir am 
letzten Sonntag-Nachmittag hier hatten 
führte eine Wasserhose über das Dorn 
Abel, die an der neu aufgeführten 
Scheune des Hufners A. H a t t e s e n 
ziemlich arge Verwüstungen anrichtete 
Kolossale Thore, mit Eisen beschlagen und 
auf eisernen Rädern laufend, wurden 
ganz aufgehobenundweithin 
geschleudert, wobei der eiserne Be 
schlag natürlich stark gebogen wurde, 
der Schetine konnte sich niemand wegen 
des umherfliegenden Strohs und Heues 
aufhalten. 
Am Sonnabend-Abend ist dem Postboten 
Schack aus Süderbrarup in Boel oder 
auf dem Wege nach Süderbrarup ein 
Postbeutel mit 500 Mk. Inhalt in barem 
Gelde geraubt worden. Das Geld sollte 
von der Postagentur in Boel an das 
Hauptamt in Süderbrarup abgeliefert 
werden und war dem Postboten zur Be 
förderung übergeben worden. Die ange 
stellte Untersuchung hat bisher keinen Er 
folg gehabt. 
Bei dem P o st r a u b , der in der Nacht 
zum 30. März au der Personenpost von 
Sonderburg nach Gravenstein während der 
Fahrt ausgeführt wurde, ist, nach einer 
an die hiesige Polizeibehörde gelangten 
Mittheilung ein Geldbrief entwendet, der 
2 Stück oberschlesische Eisenindustrieaktien 
a 1000 Mk. Nr. 2864 und 2865, sowie 
3 Stück oberschlesische Eisenbahnbedarfsaktien 
zu 200 Thaler, Nr. 11 463, 4939 und 
6847 enthielt. Der That verdächtig er 
scheint ein getvisser Christian Frederik 
Hansen, vermuthlich identisch mit einem 
in Kolbing entsprungenen Sträfling Jung 
der am 13. April 1863 in Kopenhagen 
geboren, mittelgroß und kräftig gebaut ist 
er hat blasses, hageres Gesicht, dünnen 
Schnurrbart und mittelblondes Haar, spricht 
deutsch und dänisch; oder der Tischlergeselle 
Peter Lorenz Thomsen, geb. 15. Juli 185 
zu Norburg, 1,75 Meter groß; dunkel 
blondes, etwas grauenielirtes Haar, wenig 
Backenbart, etwas Schnurrbart, spricht 
ebenfalls deutsch und dänisch. Auf Er 
greifung des Thäters ist eine Belohnung 
von 300 Mk. ausgesetzt. 
Sonderburg, 5. April. (F. N.) Merk- 
würdige Resultate haben sich infolge des 
Bauktrachs mit Rücksicht auf die Vermögens- 
Verhältnisse mancher Leute herausgestellt, 
indem es sich gezeigt hat, daß mancher 
besser situirt war, als allgemein angenommen 
wurde. Es soll uns garnicht wundern, 
wenn infolge des Bankkrachs noch Leute 
mit der Steuerbehörde in Konflikt gerathen. 
Für ärmere Leute indeß, die im Besitz 
von Aktien sind, bleibt das Fallissement 
immer noch verhängnißvoll, und es dürfte 
gewiß als sehr wünschenswerth bezeichnet 
werden, wenn mit dem Einziehen des 
Restbetrages der Aktie mit möglichster 
Schonung vorgegangen würde. Die ein 
zelnen Theile unseres Kreises scheinen sehr 
verschieden an dem Krach betheiligt zu sein. 
Während wir einerseits erfahren, daß eini 
ge Landgemeinden wenig oder gar keine 
direkte Verbindung mit der Bank hatten, 
hören wir andererseits daß einige Gemeinden 
darunter recht kleine, mit Summen von 
50 000 bis 150 000 Mk. betheiligl sind. 
Bei dem mäßigen Stand der Landwirth- 
Ichaft sind das Zahlen, die nicht so bald 
zu verschmerzen sein dürften. Doch giebt 
ich die Bevölkerung der Hoffnung hin, 
daß beim Eintreiben von Wechselschulden 
mit möglichster Rücksicht vorgegangen 
werden möchte, da unter den jetzigen er 
schütterten Kreditverhältnissen die Beschaf 
fung von Geld bedeutend erschwert ist. 
Garding, 3. April. Auf Einladung des 
Bundes der Landwirthe hatten sich gestern 
ungefähr 170 Personen im Lokale der Frau 
Nootbaar zusammengefunden. Zunächst er 
griff der Provinzial-Vorsitzeude von Buch- 
waldt-Rögen das Wort. Derselbe schilderte 
die Noth der Landwirthe, für die unbe 
dingt Abhülfe geschaffen werden müsse; 
einem großen Theil dieser allgemein ge 
haltenen Schilderungen konnte man getrost 
zustimmen. Eine schwierigere und gerade 
unseren Landwirthcn gegenüber undankbare 
Aufgabe hatte der zweite Redner, Dr. 
Plönnis, der nun mit den speziellen Forde 
rungen des Bundes herausrückte und diese 
zu begründen suchte. Dieser mußte sich 
vom Amtsvorsteher Tönnics - Kirchspiel 
Garding in wesentlichen Punkten verschiedene 
Berichtigungen gefallen lassen. Tönnies 
schilderte unter Anderem die Undurchführ 
barkeit des vom Bunde geforderten An 
träges Kanitz, die Vortheile der jetzigen 
Währung gegenüber der verlangten Doppel 
währung und zeigte speziell, in welche 
schlimme Lage die hiesigen viehgräsenden 
Landwirthe gerathen würden, wenn jede 
Bieheinfuhr aus Dänemark und anderen 
Ländern, wie der Bund der Landivirthe 
eS bekanntlich verlangt, verboten würde 
Selbst wenn es im Laufe der Jahre ge 
lingen sollte, den Bedarf an Magervieh zu 
decken, würde die Uebergangszeit genügen 
viele Gräser durch das rapide Steigen der 
Magerviehpreise zu ruiniren. Schließlich 
nahm noch Chr. Dircks das Wort, um zu 
erklären, daß Niemand die schlimme Lage 
der Landwirthe leugne und daß kein ver 
nünftiger Mensch etwas dagegen einwenden 
könne, wenn sich die Landwirthe zur Ver 
tretung ihrer Interessen zusammenschlössen 
Der Bund der Landwirthe müsse aber so 
lange bekämpft werden, als er Forderungen 
auf seine Fahne schreibe, die mit dem 
Allgemeinwohl unvereinbar und 
deshalb verwerflich und undurch 
führ bar seien. Der Antrag Kam: 
mit seiner staatlichen Versorgung der Land 
Wirthe steuere unzweifelhaft in sozialistischem 
Fahrwasser und müsse unbedingt andere 
nicht minder nothleidende BevölkerungS 
klaffen und Geiverbe zu einer gleichen Be 
gehrlichkeit aufreizen, die der Staat nie 
und nimmer erfüllen könne. — Wie zu 
erwarten stand, ivar der Erfolg der Ver 
sammlung für den Bund der Landwirthe 
kein gerade ermuthigender, — wir haben 
nicht bemerkt, daß Neuanmeldungen zum 
Eintritt erfolgt sind. (Eid. u. Stapelh. W. 
Schleswig, 4. April. Nachdem im 
Eckeruförder Kreistage der Antrag des 
Herrn Petersen-Möhlhorst auf Bau einer 
vollspurigen Eisenbahn von Eckernförde 
nach Owschlag, für welche der Kreistag 
250000 Mk. bewilligen sollte, gefallen und 
damit die Ausführung dieses Projekts so 
gut wie aussichtslos geworden ist, ist bei 
den Bewohnern des Amtes Hütten, deren 
Landwirthschast an dem Bau einer Bahn 
ein sehr großes materielles Interesse Hut, 
der Gedanke lebendig geworden, sich um 
ein Bahnprojekt Eckernförde-Schleswig, das 
Amt Hütten durchquert, zu bemühen, ul 
um den Ausbau einer Linie Eckernförde- 
Osterby - Hütten-Ascheffel-Brekendorf-Lotturf- 
Selk-Schleswig. Um diesen Plan zu fördern 
hatte auf gestern Nachmittag Herr Amts 
Vorsteher Robbert - Hütten Vertreter der 
interessirten Ortschaften nach Ascheffel ge 
laden. Das Interesse an der Bahn be 
kündete sich dadurch, daß in der Ver 
sammlung beim Gastwirth Marth 
Stadt Eckernförde durch Vertreter des 
Magistrats und des Stadtverordneten 
collegiums, das Landrathsamt Eckernförde 
durch Herrn Reg.-Assessor Dr. Juzi, die 
Stadt Schleswig durch die Mitglieder des 
geschäftsführenden Ausschusses des Eisen 
bahncomitees, und die dazwischen liegenden 
Landgemeinden meistens durch die Ge 
meindevorsteher und sonstige angesehene 
Gemeindeinitglieder vertreten waren. Ter 
Einberufer Herr Robbert, konnte nut- 
lhäiîen, Vaß Ver Herr Landrail) von 
Bülow dem Unternehmen, sobald es 
greifbare Gewalt gewinne, seine sUnter- 
'tützung als Landrath und Landtags 
abgeordneter zugesagt habe. Nachdem Herr 
Eisenbahndirektor Klehböcker, der auch ein 
geladen war, in einem kurzen, technischen 
Gutachten die Möglichkeit der Ausführung 
eines solchen Unternehmens erörtert hatte, 
das allerdings etwas theurer würde, als 
die früher geplante Linie über Fleckebq, 
und pro Kilometer wohl 60000 Mk. Bau 
kosten beanspruche, bei einer Länge von 
26 Kilometer, wurde einstimmig beschlossen, 
ans den vertretenen Ortschaften ein Eisen- 
bahncomitee zu bilden, das um Ge- 
nehmigung der Vorarbeiten für dieses 
Eisenbahnprojekt einkommen soll. In dem 
Eisenbahncomitee sind die verschiedenen 
interessirten Gemeinden durch folgende 
Herren vertreten: Osterby: Gem.-Borst. 
Schnack und Hufner D. Neve, Hütten: 
Gem.-Vorst. Sorth und Parzellist Nass, 
Damendorf: G.-V. She und Hufner Claus 
Peter, Ascheffel: Amtsvorsteher Robbert 
und Möller Fr. Greve, Breckendorf: 
G.-B. Nath und Hufner Tams II, Geltorf: 
--V. Frahm und Meierist Suhr, Selk: 
G.-V. Koberg und G.-V. Reimer, Lottorf: 
G.-V. Frahm, Hummelfeld: G.-B. Röh, 
Norby: G.-V. Sievers, Ramsdorf: 
Amlsvorsteher Koll, Owschlag: G.-B. 
Ewald, Ahlefeld: Hofbesitzer Dick 
mann - Friedrichshof, Schleswig: 
Consul Horn, Holzhändler Röschmann, 
Fabrikant Menge, Redacteur Leonhard, 
Eckernförde: Bürgermeister Fclgenhauer, 
Stadtvv. Timm, Arnemann und Kaufmann 
E. Lorentzen. Die anwesenden Vertreter 
der Landgemeinden beschlossen noch, in einer 
Petition an den Landwirthschaftsminister 
auf die Bedeutung dieser Bahn für die 
wirthschaftliche Hebung des Amtes Hütten 
hinzuweisen und ihn zu bitten, im Interesse 
der Landwirthschast die Genehmigung dieses 
Eisenbahnunternehmens beim Eisenbahn- 
minister zu empfehlen. — Das Komitee 
trat gleich nach der Versammlung zu einer 
Konstituirung zusammen. Es wurde ein 
geschäftsführender Ausschuß eingesetzt, be- 
tehend aus den Komiteemitgliedern aus 
Eckernförde, Konsul Horn-Schleswig und 
Robbert-Hütten. Der Vorsitz des Aus 
schusses wurde auf Antrag des Konsuls 
Horn dem Herrn Bürgermeister Felgen 
hauer übertragen, an welche alle Schreiben 
und Anfragen in dieser Angelegenheit zu 
richten sind. (S. N.) 
□ Rendsburg, 6. Avril. In der gestrigen 
Sitzung der städtischen Kollegien wurde zunächst 
das Protokoll der letzten Stadtkassenrevision vor 
gelegt, g>gen welches Einwendungen nicht er 
Hoden wurden. Der nächste Gegenstand betras 
die Beschlußfassung wegen einer von Stadtschuld 
scheinen zu beschaffenden städtischen Anleihe. Der 
Herr Vorsitzende bemerkte hierzu, daß im Lause 
des Jahres verschiedene städtische Anlagen und 
Einrichtungen, ivie der Umbau der Gasanstalt, 
sie Herstellung einer elektrischen Centrale, der 
Bau eines DoppelschulhquseS, einer Kaserne 
. w. zur Ausführung kommen würden, welche 
die Beschaffung größerer Summen nöthig mache. 
Da außerdem der Bau eines Schlachthauses 
wenn auch nicht für dieses Jahr in Aussicht stehe 
und der Geldmarkt augenblicklich einer größeren 
Anleihe günstig sei, empfehle es sich, die bisherige 
kündbare städtische Anleihe gleichzeitig mit der 
neuen Anleihe m eine unkündbare umzuwandeln 
und zu diesem Zwecke im Ganzen 2 300 (XX) Mk. 
aufzunehmen. Es sei nothwendig, hierüber schon 
jetzt einen Beschluß herbeizuführen, da zur Aus- 
üyrung desselben nicht nur der Bezirksausschuß 
seine Zustimmung geben, sondern nach die aller - 
Ermächtigung eingeholt werden muffe, welche sich 
in der Regel längere Zeit verzögere. 
Herr Thormann glaubt auch, daß die jetzige 
Lage des Geldmarktes eine derartige sei, daß steh 
eine Anleihe in solcher H.-he zu dem Zinsfuß 
von 3'/, pCt. werde beschaffen lassen. Er fürchtet 
aber, daß die Summe von 2 800 000 Mk. nicht 
ausreichen werde und will daher gleich 2'/- 
Millionen Mark angeliehen wissen. 
Aus eine An rage des Herrn Malthiessen, wie 
es mit der Amvrlisalion der neuen Anleihe z 
nehmigt. Der Kaufpreis soll 1 Mk. per Quadrat, 
meter betragen. 
Ter Antrag des Herrn Mathiessen auf 
Gehaltserhöhung eines Polizeisergeanten wurde 
abgelehnt. Damit war die Tagesordnung er 
ledigt und die Sitzung wurde nach Verlesung 
des Prolokolls geschlossen. 
-s- Rendsburg, 6. April. Auf einer 
Fahrt zur Besichtigung des Nordostsee 
kanals trafen kurz nach 12 Uhr mit dem 
Dampfer Berlin von Kiel kommend Ihre 
Exellenzen die Staatsminister v. Boetticher, 
Hammerstein und v. Köller hier ein. 
In der Begleitung derselben befanden sich 
Se. Exellenz der Oberpräsident v. Stein- 
mann-Schleswig, der Geh. Oberregierungs 
rath v. Jonquieres, die Mitglieder der 
Kaiser!. Kanal-Kommission, der Polizeirath 
Eickart aus Berlin, sowie mehrere Re 
gierungsassessoren. Die Fahrt durch den 
Kanal dehnte sich bis zur ersten Eisen 
bahnbrücke aus. Von da aus erfolgte die 
Rückkehr und begaben sich die sämmtlichen 
Herren bei der Eiderhalle an Land und 
nahmen im Bahnhofshotel ein Frühstück 
ein. Während der Herr Oberpräsident 
bereits um 1 Uhr 24 Min. nach Schles 
wig abfuhr, kehrten die übrigen Herren 
mit dem 2 Uhr fälligen Personenzug, dem 
ein Salonwagen angehängt war, nach 
Berlin resp. nach Kiel zurück. 
A Rendsburg, 6. April. Am Wasier- 
thurm ist die Bansirma aus Berlin, welche 
die Schäden an der Umhüllung des Bassins 
garantiemäßig auszubessern hat, mit der 
Anbringung eines Baugerüstes beschäftigt. 
Den gemachten Erfahrungen entsprechend, 
wird die Firma einige Konstruktions-Ver 
änderungen im Eisengerüst vornehmen und 
wetterfesteres Material verwenden. Wie 
wir erfahren, hat die Unternehmerin, auf 
einfache Anzeige der Beschädigung des hies. 
Bauamtes hin, sofort die unentgeltliche 
Reparatur angeordnet, obgleich der Schade« 
wohl mehr auf den orkanartigen Sturm, 
als auf unrichtiger Ausführung zurückzu 
führen war. 
O Rendsburg, 6. April. Zur Ein 
ebnung des Platzes und Abtrag des Walles 
zwischen der Infanterie-Kaserne und der 
Baronstraße sind die Arbeiterkolonnen ver 
stärkt worden. In 30 Lowries, bedient 
von zusammen 60—70 Arbeitern, wird der 
Erdtransport bewirkt und dürfte in etwa 
3 Wochen die Arbeit vollendet fein. Das 
Terrain soll dem Bau des neuen Infanterie- 
Kasernements dienen. 
Rendsburg, 6. April. (Theater-Tonhalle.I 
Aus die am Sonntag, d. 7. April, stattfiadenve 
Vorstellung des Hamburger Plattdeutsche» 
Künstler Ensembles verfehlen wir nicht, a» 
dieser Stelle noch besonders hinzuweisen. E» 
gelangt die unverwüstliche Posse „Schäscr Ast, 
ver Wundcrdoctor von Radbruch" zurDarstellmijp 
Es steht zu erwarten, daß das hier in Rendsburg 
leider nur auf einen Tag berechnete Gastspiel 
der Hamburger Künstler einen recht starken Be 
such finden wird. Den zahlreichen Freunde» 
unverfälschten, gesunden plattdeutschen Humor, 
kann diese Vorstellung angelegentlichst em 
pfohlen werden. 
X Rendsburg, 6. April. Der heutige 
Wochenmarkt war von Landleuten nicht 
sehr stark besucht. Die Ferkelpreise habe» 
gegen die Vorwoche eine Veränderung 
nicht erfahren und kosteten wie bisher 1° 
bis 17 M., Butter wurde mit —,90 bis 
J( das Pfund bezahlt, Eier kostete» 
1 — 1,10 </Hi das Stieg, Hühner 1,40 bis 
1,60 das Stück. Fett- und Wurstwaare» 
kosteten die gewöhnlichen Preise. Karlost 
feln waren recht reichlich am Markte u»7 
wurden mit 6—7 Mk. die Tonne bezahlt- 
Torf kostete wie immer 4—5 Jt pr. lOOO 
Soden. . 
halten sei, erklärt der Herr Vorsitzende, daß der 
Versuch gemacht werden würde, dieselbe auf 1 
pCt. zu beschränken. Andererseits werde dieselbe 
1'/« pCt. betragen. Hieraui wird einstimmig 
folgender Beschluß gesagt: „Es wird beschlossen, 
die jetzt kündbare Anleihe der Stadt Rendsburg 
in eine unkündbare umzuwaudelu und demgemäß 
für die gegenwärtige Sladtsch cid und für sonstige 
außerordentliche Bedürfnisse der Stadtverwaltung 
bis zu 2-/, Millionen 3'/ 2 prozentige Stadtschutd- 
scheiue mit jährlicher Auslassung auszugeben und 
hierfür die allerhöchste Ermächtigung nachzusuchen." 
Das Extraordinarium für 1895/96 wird hier 
aus in Einnahme und Ausgabe auf 1626000 
Mark festgesetzt. 
Bezüglich der Erhebung der Kreissteuer für da 
lausende Rechnungsjahr berichtete der Herr Bor- 
sitzende, daß der durch Kreisumlage aufzubringende 
Betrag in der ant 2. April stattgefundenen 
Sitzung deS Kreistages auf 52 000 Ä festge 
setzt seien. Einschließlich der Vorbelastung^ für 
die Eyausseestrecke nach Nobiskrug habe die Stadt 
emen Betrag von reichlich 20 000 Mk. aufzubrin 
gen. Der Antrag gehe dahin zur Aufbringung 
dieser Summe zu den normirten städtischen 
Steuern einen Zuschlag von 20 pEt. zu erheben. 
Falls die beim Bezirksausschuß bezüglich des 
voni Kreistage vorgenomnienen Vertheiluugs- 
modus angestrengte Klage Erfolg habe, weide 
sich der Beitrag der Stadt auf 16 770 Mk. er 
mäßigen. 
Betont wurde noch, daß die Kteislasten i 
sparsar 
^obileni: 
non R W 
«■ zu Taus 
»nd Land 
flrennma 
befer Mas- 
»llen dents 
Ei eg da, 
iahlreichen 
«en höchst. 
Ji 80- 
. 75-7 
1. Classe feinste pr. 5« KUogr 
11 „ feine (( d°. 
Tendenz: „ruhig . 
Ferner Prioatnonrungen: pr. 50 Ko. < 
Acska ildene Parthien Hofbutter 65— ' 
zchlcsw.-Holst, u. ähnliche Bauerbutker 60— » 
Livländische Meieret-Butter . .unverzollt — 
Böhmische, Galizische u. ähnliche l « l 60— Jjj 
Finnländische Sommer- I S I 60—7; 
Schmier- u alte Butter aller Art s A ļ 25— $ 
Amerikanische ».Australische Butter j ~ \ M— * 
Es schien im Anfang dieser Woche, daß unsst 
Preise feinster Butter noch weiter iveichen müßls 
und wurden schon Parthien 2—3 Mark niedrig; 
verkauft. Da sich aber am Ende der Woche mşş 
Käufer einstellten, England, wenn auch ruh'd 
doch unverändert notirte, Kopenhagen ebe»), 
blieb, konnten wir unsere Notirung 80—83 | 
behaupten, bei allerdings ruhiger Tendenz. D", 
aufs Neue ivinterlich gewordene Wetter verzog»; 
den Frühjahrs-Anfang und trägt dazu bei, h 
Stimmung etwas zu heben. In allen and«»' 
Sorten ist sehr wenig Handel. / 
nächsten x»h»e erheblich steigen würden, da die 
Ueberweisiing aus dem Hünefouds zum letzten 
Male stattgefunden habe. 
Ein Antrag der Flensb. Exportbraucrci auf 
tlcberlassnng eines 3 Meter breiten Landstreisens 
bei ihrem Grundstück im Kronwerk ist von 
der Bankommission genehmigt, der Precs jedoch 
aus 1,50 Mk. pro Quadratmeter festgesetzt 
worden. Ein weiterer Antrag der Brauerei, 
den Kaufpreis auf 1 Mk. zu belassen, wurde 
von den Coüeglcn abgelehnt und zum Ausdruck 
gebracht, daß es sich empfehle, den Preis für 
Banplätze im Kronwerk iiberhnupt zu erhöhe». 
Ecu Antrag des Herrn Jaeob auf fiiuiliclic 
liebetlusfung eines Landftteifens hinter feinem 
Grundstück ir. der Reveiulowsttaße, wende ge- 
Ab end-Depeschen. 
Leipzig, 6. April. Vor dem Di' 
ziplinarhof des Reichsgerichts beg«'' 
heute Vormittag die Verhandln^ 
gegen den Kanzler Leist. Die Oefst" 
lichkcit wurde nicht ausgcschlosst' 
da der Ankläger und der Angeklaļl^ 
darauf verzichteten. Der Präsident * 
sucht die Vertreter der Presse, 
jedenfalls schmutzige Sachen vorkä»' 
diese mastvoller Weise zu bringen- 
Paris, 6. April. Der Min'ffA 
rath beschlost die Auflösung j 
socialistischen (tzemeindrräthe 
Suiurdenis und Roubait wegen k. 
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Butter-Bericht 
von Ahlmann & Bohsen IN Hambu" 
Hamburg, den 5. April 1895- 
Butter- Notirung der Itottrungs-Commisst? 
oereinigter Butterkaufleute der Hamburger 
Brulto-Vertausspreise. Hof- und Meiereibutl^ 
frische wöchentliche Lieferungen: 
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