Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 1)

maßen des menschlichen Körpers getrieben wirs, 
so ist es auch beim Handel, der durch den Or 
ganismus des ganzen Staates hindurch die Be 
dürfnisse befriedigt. Wenn man >n diesem Or 
ganismus an einem Punkte hineingreift, so kann 
man damit leicht den ganzen Organismus zerstören. 
Auch ist der Antrag Kanitz sozialistisch. 
Die Berufsstatistik oon 1882 weist nach. daß ca 
ö Millionen Ackerivirthschaften existiren, aber lo 
Millionen Landleute würden von dem Antrag 
Kanib keinen Stutzen haben, ìa sie kein Getreide 
verkaufen können. Man hat also Unrecht, wenn 
man sich immer an die gesammte Landwirthschaft 
mit diesem Antrage gewandt hat. Man muß 
also nach anderen Maßregeln suchen, und da 
schlagen wir vor: 1) die Börsenreform, 2) die 
Branntiveinsteuer, 3) Einschränkung der Transtt- 
läger, 41 Reform der Zuckersteuer, 5) Herabsetzung 
der Tarife für Düngeinittel und 6) Ausbildung 
des Rentengütergesetzes; endlich wird auch die 
Währungsfrage Gegenstand unserer Erörterungen 
Hg. Uh den scans.) tritt für Coir missions- 
berathung des Antrags Kanitz ein. 
Abg. P a a s ch e (nat -lib.) erhebt vielfache Be 
denken gegen den Antrag, wenngleich er die Ten 
denz anerkennt. Der Bauernstand dürfe nicht 
untergehen. Der vorgeschlagene Weg sei aber 
ungangbar. Einzelne seiner politischen Freunde 
erkennten das Prinzip des Antrags als richtig 
an, der Antrag sei aber doktrinär und praktisch 
undurchführbar. Der private Getreidehandel 
müßte aufhören, der Staat, würde die einzige 
Getreideversorqungsanstalt sein, wie das der 
sozialistische Staat will. Nur wenige Landwirthe 
würden Vortheil von der Durchführung des An 
trages haben. Etwas müsse allerdings geschehen, 
so eine Reform der Terminbörse. Mit Verzweif 
lung brauche die Landwirthschaft nicht in die Zu 
kunft zu gehen. 
Abg. v. Ploetz scons.) erklärt, der Antrag 
Kanib sei das einzige Mittel, um der Landwirth 
schaft zu helfen, und bemerkt, wenn auf dein 
Handelstage Staatssekretär v. Boetticher die 
Handelsverträge gerühmt habe, ohne von der 
Regierung desavouirt zu werden, so müsse er 
annehmen, daß die ganze Regierung denselben 
Standpunkt einnehme. 
^Preußischer Landwirthschaftsminister Frhr. v. 
Hammerstein verweigert, auf gegen ihn im 
Reichstag gemachte Angriffe zu erwidern. 
Abg. v. H a mine r st ein scons.) bemerkt, Fürst 
Hohenlohe habe keine genügenden Gründe für die 
ablehnende Haltung der Regierung gegeben. 
Staatssekretär Frhr. v. Marsch all lehnt es 
entschieden ab, m,t anderen Staaten Verhand 
lungen einzuleiten, um den Antrag Kanitz zu 
verwirklichen. 
Abg. Richter: Herr v. Hammerstem hat sich 
gewundert, daß wir bisher nicht das Wort ge- 
nommen haben. Ich will ihm aus Höflichkeit 
antworten. Der ganze Antrag Kanitz ist schon 
so oft debattirt worden und wir haben uns schon 
so oft gegen denselben ausgesprochen, daß Ihnen 
unsere Ansichten darüber längst bekannt sein 
müssen. Wir halten den Antrag einmal für 
schädlich, dann für unausführbar, drittens aber 
für unvereinbar mit den Verträgen. Mit Ihren 
Jahre langen Agitationen haben Sie ja auch nur 
wie die Unterschriften zeigen, zwei Bekehrte ge 
wonnen. Uns kann es überhaupt nur interessire n, 
zu hören, wie sich der neue Herr Reichskanzler 
und der neue Herr Landwirthschaftsminister jetzt 
zu dem Antrage stellen, nachdeni sie denselben 
zunächst dilatorisch behandelt hatten. Wir können 
nur noch wünschen, daß der Antrag sobald als 
möglich und zwar gleich in Plenum abgelehnt 
wird. (Beifall). 
Es tritt Vertagung ein 
InlŞd. 
Berlin, 29. März. In der Umsturz 
commission wurde heute auf Grund 
einer Verständigung zwischen dem Centrum 
und den Conservativen die wesentlichen 
Bestimmungen der Vorlage gegen die 
Stimmen der Nationalliberalen, Frei 
sinnigen und Socialdemokraten ange 
n o m m e n. Die zweite Lesung wird morgen 
beendigt werden. 
— Augenblicklich thun sich die Lob" 
redner der Umsturzvorlage ganz be' 
sonders hervor in der Empfehlung des 
Umsturzes der Reichsverfassung, u. A. 
Graf Mirbach, der direct empfiehlt, 
einen neuen Reichstag auf der Basis eines 
neuen Wahlrechts zusammentreten zu lassen. 
Demgegenüber ist der § 126 der Umsturz- 
mich, dies freudige Ereigniß gebührend zu 
feiern und stellte mir ein Flasche Sekt kalt, 
aber die Abkühlung besorgte der Klempner 
meister, der mir mit freudigen Lächeln über 
sein gelungenes Werk eine Rechnung über 
siebenundvicrzig Mark präsentierte. 
„Aber lieber, bester Meister," rief ich, 
„Sie sprachen doch von zwölf Mark?" 
„Ja, ja," entgegnetc er nachdenklich, „da 
haben Sie wohl Recht, aber wissen Sie, so 
genau kann man das selbst als Autorität 
nicht immer berechnen." 
Schweren Herzens griff ich in die Tasche 
und trennte mich von meinem Geld. Schließ 
lich, Gold ist doch nur Chimäre, wenigstens 
hatten wir jetzt endlich einmal eine Hausglocke, 
die tiu ckg siècle war. Was würden die 
Leute morgen für Augen inachen, wenn sie 
statt des alten blanken Messingknopfes eine 
schöne elektrische Glocke vorfänden! 
Vergebens wartete ich am nächsten Morgen 
auf meine Zeitung. „Ich begreife gar nicht," 
sagte ich zu meiner Frau, „wo der Zeitungs 
junge bleibt, ich will doch 'mal nachsehen." 
Ich öffnete die Etagenthür und blieb fast 
versteinert stehen. Auf dem Fußboden lag 
der kleine weiße Knopf zur elektrischen 
Glocke und groß prangten an der Wand die 
Worte: „Man bittet stark zu ziehen." Ein 
Bindfaden, der uni den weißen Knopf 
geschlungen war, bewies, wie genau man dem 
Wunsche nachgekommen war. 
Gebrochen an Leib und Seele wankte ich 
in das Frühstückszimmer. „Laß uns aus 
ziehen," bat ich, „irgendwohin, ist mir ganz 
einerlei, lieber der Glocke unserer Etage 
schwebt ein Unstern. Auf alles Mögliche 
war ich gefaßt: aber daß man uns den 
Drückerknopf herausreißt, ich glaube, das ist 
so lange die Welt steht, noch nicht dagewesen." 
vorläge höchst bemerkenswerth, welcher 
lautet: 
Wer durch Androhung eines Verbrechens 
den öffentlichen Frieden stört, wird mit 
Gefängniß bis zu einem Jahre bestraft. 
Hat der Thäter in der Absicht gehandelt 
auf den gewaltsamen Umsturz der 
bestehenden Staatsordnung hinzu- 
wirken, oder darauf gerichtete Bo 
strebungen zu fördern, so tritt Zucht 
Haus st rase bis zu fünf Jahren ein; 
auch kann auf Zulässigkeit von Polizei 
aufsicht erkannt werden. 
' — Die Einladung, der Eröffnungsfeier 
des Nord-Ostsee-Canals beizuwohnen, 
haben sämmtliche deutschen Fürsten 
angenommen, mit Ausnahme des seit eini- 
ger Zeit leidenden Herzogs von Meiningen 
Berlin, 29. März. Der Antrag Ka 
nitz wird, nachdem sich gestern das Cen 
trum für Kommissionsberathung erklärt 
hatte, an eine Commission verwiesen wurde. 
— Eine wahre Palastrevolution ist 
im Bunde der Landwirthe ausge 
brochen. Wie die „Voss. Ztg."hört, wer 
den demnächst nicht nur sämmtliche Herren 
des Preßbureaus, sondern auch diejenigen 
des statistischen Bureaus des Bundes aus 
ihren Aemtern scheiden. Zunächst hat Dr. 
Gebet, der Organisator der Presse des 
Bundes, dem Vorstande diese seine Stel 
lung gekündigt und zwar aus persönlichen, 
unpolitischen Gründen. Außer Dr. Gebet 
verlassen auch noch der Redakteur der 
„Correspondenz" des Bundes, Hoffmann, 
und die Leiter des statistischen Bureaus 
ihre Stellungen. Man nimmt an, daß 
dieser tiefgreifende Personenwechsel eine 
Aenderung in der bisherigen Stellung des 
Bundes zum Antrag Kanitz einleiten dürfte. 
— Die „M. P. C." will aus gut unter 
richteten betheiligten Kreisen hören, daß 
innerhalb der Leitung des Bundes der 
Landwirthe in nächster Zeit wesentliche 
Veränderungen zu erwarten seien. Bon 
den beiden schon lange neben einander be 
stehenden Strömungen habe die eine mehr 
das Ziel im Auge, die Bewegung der con 
servativen Sache zu Gute kommen zu 
taffen, die andere aber möchte um jeden 
Preis das geschäftliche Interesse in den 
Vordergrund schieben. Es scheine festzu 
stehen, das sich sehr einflußreiche Kreise 
bemühen, die letztere Richtung mehr zurück 
zudrängen. Ob diese Bestrebungen von 
Erfolg gekrönt sein werden, erscheint uns 
fraglich. Uebrigens ist im Augenblick der 
Unterschied zwischen „conservativ", sofern 
die Zugehörigkeit zur parlamentarischen 
Fraktion damit bezeichnet wird, und 
„agrarisch" im Sinne des Bundes der 
Landwirthe ein so geringer, daß Aende 
rungen in der Bnndesleitung gegenwärtig 
mehr einen persönlichen als einen sachlichen 
Charakter tragen würden. 
Sämmtliche Lehrervereine in Barmen 
sind nach dem „Vorw." unter das Ver 
einsgesetz gestellt worden. 
Köln, 28. März. Der Rhein steigt 
hier stündlich um 27 2 vm. Die Schiffs 
brücke ist für Fuhrwerke gesperrt. Die 
Nebenflüsse sind im weiteren Steigen be 
griffen. 
In Biebrich versuchte der Tagelöhner 
Schmidt aus Eifersucht Abends auf 
offener Straße seine Geliebte zu er 
morden und brachte ihr eine lebensgefähr 
liche Schnittwunde am Halse bei. Später 
stellte er sich selbst der Polizei. 
Coblenz, 28. März Der Hafencom 
missar macht bekannt, daß der hiesige 
Pegelstand sowie die ungünstigen Nachrich 
ten von dem Oberrhein und seinen Neben 
flüssen ein Uebertreten der Mosel und des 
Rheins erwarten lassen. Ein Theil der 
Rheinwerft ist bereits überschwemmt. 
Dresden, 28. März. Die Ueber- 
schwemmung in unserem Stadtgebiete 
hat sich immer weiter ausgedehnt, tiefge 
legene Straßen sind nur auf Nothbrücken 
passirbar, viele Wohnungen stehen unter 
Wasser. Traurige Berichte kommen aus 
den Ortschaften des oberen Elbthales. Auch 
im Eisenbahnverkehr hat das Hochwasser 
Betriebsstörungen veranlaßt. 
Frankfurt a- M, 28. März. Die 
„Franks. Ztg." meldet aus Kopenh agen, 
daß der Abg. Dinesen, ein hervorragen 
des Mitglied des Reichstages, heute Selbst 
mord verübt habe. 
Passau, 28. März. Bei der Reichs 
tagswahl wurde Dr. Pichler (Centr.) 
mit großer Majorität wiedergewählt. 
Der Strafsenat des Oberlandesgerichts 
in Celle hat infolge der von Ast in Rad- 
bruch eingelegten Revision das Urtheil 
der Strafkammer, nach ivelchem Ast zu 
150 Mk. Geldstrafe verurtheilt wurde, 
aufgehoben und die Sache zur ander 
weitigen Verhandlung an die Strafkammer 
Lüneburg zurückgewiesen. 
Fricdrichsruh, 29. März. Eine aus 3 
Personen bestehende Commission des Ber 
liner Vereins von Gasthofbesitzern 
wurde soeben vom Fürsten empfangen. 
Die Herren überbrachten eine Majolika- 
Base, auf der das Bildniß der verstorbenen 
Fürstin angebracht ist. 
Zur Beglückwünschung des Für 
sten Bismarck werden von fürstlichen 
Personen in Friedrichsruh noch der König 
von Sachsen und der Großherzog von 
Sachsen-Weimar erwartet. Die Zahl der 
einlaufenden Glückwünsche ist bereits enorm. 
Täglich kommen viele hundert Briefe und 
etwa 200 Depeschen in Fricdrichsruh 
an. Die Post brachte bis jetzt über 400 
zum Theil sehr kostbare Festgaben, die 
Eisenbahn deren hundert größeren Um 
fangs. Im Erdgeschoß wird alles sorg 
fälkig ausgepackt, genau aufgeschrieben und 
dann in einem Saal aufgestapelt. Bilder, 
Stickereien, Vasen, Adressen, Waffen, 
alles liegt und steht bunt durcheinander. 
— Die Zahl der Vereine und Korpora 
tionen, die den Wunsch geäußert haben, 
ihre Gratulationsadressen dem Fürsten 
Bismarck durch Deputationen persönlich 
zu überreichen, ist neuerdings so bedeutend 
getvachsen, daß der Fürst — wie durch 
Dr. Chrysander in den „Hamb. Nachr." 
mitgetheilt wird — sich auf ärztliches An 
rathen außer Stande sieht, in nächster 
Zeit diesen Wünschen zu entsprechen. — 
Zur Zeit befindet sich übrigens der Fürst 
äußerst wohl, trotz der anstrengenden 
letzten Tage. 
Provinzielles. 
‘i Kiel, 28. März. Die heutige Stadt- 
rathswahl ergab ein völlig unerwartetes 
Resultat: Assessor Starke-Kiel wurde 
mit 637 Stimmen gewählt, gegen Stadt 
rath Utke-Frankfurt a. d. Oder, der 541 
Stimmen erhielt, während Rathsherr Lütke- 
Stralsund wieder ohne Stimme blieb. 
Der Umstand, daß verschiedene Mitglieder 
des liberalen Vereins, der freisinnigen 
Volksparrei, des Kieler Bürgervereins und 
der Innungen, welche Ulke zur Wahl em 
pfohlen hatten, bei dieser doch für Starke 
stimmten, weil er als Kieler Bewohner 
Manchen persönlich bekannt war, mag den 
Ausschlag gegeben haben. Die Wahlbethei- 
ligung war eine verhältnißmäßig rege zu 
nennen, wenigstens im Vergleich mit der 
Stadtrathswahl am Dienstag. 
? Kiel, 28. März. Heute bekam das 
vordere Dampfrohr des Panzerschiffs IV. 
Klasse „Hayen", welches Schießübungen 
ausführte, einen Riß; infolgedessen mußte 
„Hayen" zur Reparatur in die kaiserliche 
Werft gehen. 
Die Sparkasse in Kelliughusen bewilligte 
zum Bau einer neuen Orgel für unsere 
Kirche 6000 Mk. 
Der Frachtfuhrmann Henningsen aus 
Schleswig wurde in letzter Nacht gegen 
2 Uhr auf dem Wege nach Bilschau von 
2 Strolchen überfallen und seiner Baar 
schaft von etwa 250 Mk. beraubt. 
Das nördlich von Itzehoe liegende, ca. 
800 Hectar große adlige Gut Mehlbek, 
einst ein bedeutender Herren- und Edelsitz, 
hat jetzt aufgehört, als Gut zu existiren, 
da der letzte Besitzer, Schmidt aus Magde 
burg, dasselbe an Koch & Co. in Mehlbek 
verkaufte, welche das Gut verparcellirten 
und die Wirthschaftsgebäude abbrachen. 
Das „Eisenbahn-Hotel" in Tönning, 
Besitzer Herr Rathmann Rickerts, ist ani 
gestrigen Tage von der Schwiegertochter 
des bisherigen Besitzers käuflich überommen 
worden. 
In Hciligenhafeu wurden am Sonntag 
fünf Kinder ans einer Familie getauft, 
welche in Texas geboren und deren Namen 
in kein Kirchenbuch eingetragen sind. Ge 
wiß eine Seltenheit! 
Die Flensburger Glasfabriken-Aktienge 
sellschaft hat in ihrer letzten Generalver 
sammlung die Liquidation der Gesellschaft 
beschlossen. 
Die Aktiengesellschaft Kurhaus Amrum 
(Satteldüne), Sitz in Wandsbek, wird 
liquidieren. Wie man vernimmt, hat die 
selbe ihren Gläubigern 50 Prozent ange 
boten. 
In eigenartiger Lage befand sich dieser 
Tage der Bahnhofsrestaurateur in Trittau. 
Der Stationsbeamte hatte zur aushülfs 
weisen Benutzung die Tische und Stühle 
beider Wartesäle nach Friedrichsruh fort 
geschickt. Herr Schacht, welcher zufällig 
verreist war, fand bei seiner Rückkehr nur 
die leeren Räume vor. Die Sachen ge 
hören freilich der Königl. Eisenbahn, aber 
als Miether der Bahnhosswirthschaft steht 
ihm immerhin das Nutznießungsrecht zu 
und in dem Fortschaffen des Inventars 
ohne seine Einwilligung sah er eine Ver 
letzung seines Rechts. Auf seine telegraphi 
sche Beschwerde beim Königl. Eisenbahn- 
Betriebsamt zu Hamburg wurde die so 
fortige Zurücksendung der Mobilien an 
geordnet. 
Eine dänische Kirche soll in Haderslebcn 
erbaut werden. An der Spitze des Unter- 
nehmens steht der aus Dänemark gebürtige 
Bankdirektor Amorsen in Hadersleben. 
In Mögeltondern vertauschte ein Ein 
wohner, welcher sich mit den. Ausstopfen 
von Vögeln beschäftigt, zwei ausgestopfte 
Vögel gegen zwei fette Kalbsköpfe. Vorigen 
Herbst vertauschte derselbe einen Kanarien 
vogel gegen einen alten Ofen. 
Der verstorbene Bankdirektor in Sondcr- 
burg hat sein Leben hoch versichert, die 
betr. Versicherungsgesellschaft beanstandet 
aber die Auszahlung der Versicherungs 
summe, weil sie der Meinung ist, der Ver 
sicherte habe sich das Leben genommen. 
Es ist daher nicht unmöglich, daß die 
Leiche exhumirt wird. 
Das am Marktplatz in Wesselburen be< 
egene Wirthschaftsgewese des Herrn Ju 
lius Heim („Tonhalle") ging durch Kauf 
an den Herrn Thebens ans Hehm über. 
Der Kaufpreis beträgt 48,000 Mk. 
Im Kreise Steinburg haben mehrere 
Ortsvorsteher es angeregt, am 80. Geburts 
tage des Fürsten Bismarck eine Linde oder 
Eiche zu Ehren Bismarcks zu pflanzen. 
Postdirektor Even in Eckerusörde ist 
zum 1. April d. I. in gleicher Eigenschaft 
nach Schöneberg bei Berlin versetzt. 
Bei einem Brandunglück in Abbehauser 
groben verlor der Hausmann Gerdes 12 
Pferde und 40 Stück Hornvieh. 
s. Erfde, 28. März. Der Erfder Di- 
lettanten-Berein wird am Montag, 1. April 
im Hause des Gastwirths P. H. Rief, zur 
Feier des Geburtstages Fürsten Bismarck 
eine Theater-Vorstellung nebst Ball ver 
anstalten. — Ein Schulmädchen wurde 
von dem Spitzhunde eines hiesigen Ein 
wohners derartig ins Bein gebissen, daß 
ärztliche Hülfe in Anspruch genommen 
werden mußte. 
G Büdelsdorf, 29. März. „Wer 
Büdelsdorf in 5 Jahren nicht gesehen, 
wird es kaum wieder erkennen", so hört 
man vielfach ausrufen und dem ist auch 
wirklich so. Die letzten Jahre haben unser 
Dorf recht stattlich heranwachsen sehen und 
noch immer wird fleißig darauf losgebaut. 
Wie man vernimmt werden bereits in 
diesem Frühjahr wieder 11 Neubauten be 
gonnen werden, die auch bereits zum 
größten Theile noch ehe der Bau be- 
gönnen ist, schon vermiethet sind und zum 
1. October bezogen werden. Es sollen 
nicht weniger wie 40 Familien nach hier 
ziehen. 
X Rendsburg, 29. März. Die nun 
mehr beendigte Ausstellung der von den 
Schülern der Neuwerker Knabenschule an 
gefertigten Handfertigkeits-Arbeiten lourde 
in diesem Jahre ungemein stark besucht 
und zwar aus allen Schichten der Be 
völkerung, ein erfreulicher Beweis, daß 
die Bestrebungen der erziehlichen Knaben 
handarbeit von den verschiedenen Kreisen 
höher geschätzt zu werden beginnen als 
dies früher der Fall war. Jeder Besucher 
hat sich mit leichter Mühe darüber unter 
richten können, was der Handfertigkeits 
unterricht will und was er zu erreichen 
bestrebt ist. Durch den Besuch wird 
manches Borurtheil geschwunden sein und 
der Ueberzeugung Platz gemacht haben, 
daß der Handfertigkeitsunterricht volles 
Anrecht hat auf einen Platz in der Er 
ziehung der Knaben. Was die gefertigten 
Gegenstände selbst betrifft, so waren die 
selben durchweg gediegen und sauber ge 
arbeitet, vorgeschrittene Schüler hatten 
ganz hervorragend schöne Arbeiten ausge- 
stellt, (z. B. Karl Schöning) die von regem 
Fleiß und großer Ausdauer ein erfreuliches 
Zeugniß ablegen. Neben den Fortschritten 
der Handgeschicklichkeit waren auch Fort 
schritte in Bezug auf Anstelligkeit, Ord 
nungsliebe, Sorgfalt und Gewissenhaftig 
keit unverkennbar. Die Anerziehung dieser 
Eigenschaften, die der Handfertigkeitsunter 
richt wie kein anderer Unterrichtsgegenstand 
weckt und fördert, ist fürs spätere Leben 
von außerordentlich segensreichem Einfluß. 
Das sollten auch diejenigen einsehen, die 
sich bisher dem Unterricht ferngehalten 
haben. 
X Rendsburg, 30. März. Von einem 
Unfall wurde heute Vormittag ein in 
diesen Lagen zum Besuche hier weilender 
sehr bekannter Rendsburger Herr betroffen 
Als derselbe in einem geschlossenen Wagen 
den Schloßplatz passirte, wurde das Gefährt 
durch einen unglücklichen Umstand umge 
worfen. Glücklicher Weise kam der Insasse 
mit dem bloßen Schreck davon. 
ff- Rendsburg, 30. März. Der heutige 
Wochenmarkt war von Lsndleuten stark 
besucht. Die Zufuhr an Ferkeln war eine 
reichliche. Die Preise variirten je nach 
der Waare zwischen 12—20 Mk. Butter 
wurde mit 90 Pf. — 1 Mk. das Psd. be 
zahlt. Eier kosteten das Stieg 1 Mk. bis 
1,10 Mark. Hühner wurden 1,40—1,60 
Mark bezahlt. Verschiedene Fett- nnv 
Wurstwaaren kosteten die üblichen Preise. 
Kartoffeln waren für 6—7 Mk. die Tonne 
käuflich. Torf war heute reichlich am 
Markte und kostete 4—5 Mk. pr. 1000 
Soden. 
Wichtige Fragen an Alle. 
Sind Sie mil Unverdaulichkeit — Schmerzen 
im Magen — saurem Ausstößen und Kopfschmerzen 
behaftet?, 
In diesem FUle nehmen Sie Warners Safe 
Cure, welches nie verfehlt, diese Uebel prompt zu 
beseitigen. 
Haben Sie Schmerzen in der rechten Seite und 
unter den Schulterblättern, einen bitteren Geschmack 
im Munde und belegte Zunge? Es sind dies sichere 
Zeichen, daß die Leber nicht richtig arbeitet. 
Dann gebrauchen Sie Warners Safe Cure, da; 
weltberühmte Mittel, welche sichere Heilung bringt. 
Leiden Sie an Rheumatismus oder Gicht? Es 
sind dies die Folge« von unreinem Blute. 
Dann nehmen Sie Ihre Zuflucht zu Warners 
Safe Cure, welches von Tausenden in solchen 
Leiden mit Erfolg angewandt ivird. 
Haben Sie ein schläfriges Gefühl während des 
Tages und Schlaflosigkeit des Nachts? Schmerzen 
im Rücken? Kurzathmigkeit? Appetitlosigkeit und 
Kraftlosigkeit? Schmerzen beim Uriniren mit 
Niederschlag im Urin? Anschwellung der Knöchel 
und anderer Körpertheile? 
In solchen Fällen sind die Nieren krank und 
man sollte keine Zeit verlieren, Warners Safe 
Cure anzuwenden, das anerkannte Mittel gegen 
Nierenleiden, wie von Tausenden attestirt. 
Zu beziehen von den bekannten Apotheken 
Haupt-Depot: Pharmacy International, neuer 
Wall in Hamburg — Adler Apotheke in Lübeck. 
Je nach den Körpertheilen, an denen sie sich 
ani stärksten äußert, werden 3 Formen der In 
fluenza unterschieden. Die cerebrale oder ner 
vöse Art macht sich vor Allem durch Kopfweh 
und Niedergeschlagenheit geltend, mit demn sich 
meist wieder heftige Gliederschmerzen verbinden. 
In anderen Fällen werden vornehinlich die Ver 
dauungsorgane ergriffen; zumal mangelt der 
Appetit vollständig. Am häufigsten befällt die 
Influenza die Athmungsorgane; ein ungemein 
hartnäckiger rauher Catarrh der Rachen- und 
Bronchialschleimhaut plagt die Patienten 
uns 
wird derselbe am schnellsten nur durch 
Fay's ächte S 0 Ä e n e r 
Pastillen erfolgreich bekämpft, welche zum 
Preise von 85 Pf. überall erhältlich sind. 
Anzeigen. 
Todes-Anzeige. 
(Statt jeder besonderen Meldung.) 
Heute Nachmittag 4 Uhr entschlief sanft 
nach kurzer schwerer Krankheit unsere liebe 
Schwester und treue Mitarbeiterin 
Friederike. 
Die Geschwister Haase. 
Rendsburg, den 29. Mürz 1885. 
Die Beerdigung findet am Dienstag- 
Nachm. 4 Uhr voni Sterbehause aus statt. 
Butter-Bericht 
von Ahlmann & Boysen in Hamburg 
Hamburg, den 29. Mürz 1895 
Butter. Notirung der Notirungs-Commissim- 
oereinigter Butterkaufleute der Hamburger Börse 
Brutto-Verkaufspreise. Hof- und Meiereibuttei 
frische wöchentliche Lieferungen: 
(rein Nktto-G ewlch. 
1. Classe feinste pr. 50 Kilogr ^ 80— 83 
II ., seine do. „ 77— 79 
Tendenz: „flau". 
Ferner Privatnotirungcn: pr. 50 Ko. 
Gestandene Parthien .Hofbutter 65— 70 
Schlesw.-Holst. u. ähnliche Bauerbutter 60— 70 
Livländische Meierei-Butter .. unverzollt 
Böhmische, Galizische u. ähnliche) ^ l 60— 66 
Finnländischc Sommer- I S I 60— 70 
Schmier- u. alte Butter aller Ar! ('S) 25— 45 
Amerikanische «.Australische Butter > " I 40— 60 
Wir konnten in dieser Woche den letzten Preis 
nicht behaupten, die Zufuhren waren zu groß und 
ehlte es dementsprechend an Abnehmern, nament 
lich hielt sich England mit Aufträgen zurück. Wir 
mußten England mit billigen Offerten entgegen 
kommen, die wir, da Kopenhagen 4 Kr. herunter 
ging, entsprechend ermäßigten, indeß ohne die 
gewünschten hinreichenden Aufträge zu erhalten 
Ein großer Theil der dieswöchentlichen Zufuhr 
blieb trotz des ungewöhnlichen niedrigen Preises 
von 83 Mk. nnvcrknuft und müssen wir auf 
besseren Absatz in der nächsten Woche hoffen. 
Fremde Butter aller Art, ebenso ältere ab 
weichende unverändert, sehr ruhig. 
Todes-Auzeige. 
Gestern Abend 9V, Uhr entschlief sanft 
und ruhig nach kurzer, schwerer Krankheit 
unser lieber Bruder, Schwager und Onkel 
der Landmann 
Claus Lühs, 
in seinem 48. Lebensjahre. Tiefbetrauert 
von den Stinigen. 
Hinrich Fahl und Frau Anna, 
geb. Lühs. 
Niibbel, den 29. März 1895. 
Die Beerdigung finget am Dienstag, 
den 2. April, Nachmittags 3 Uhr, vom 
Sterbehause aus, statt. 
Tod es-Anzeige. 
(Statt besonderer Anzeige.) 
Heute entschlief sanft zu emem besseren 
Erwachen der Privatier 
Ernst C. Cfir. Weylie, 
im 85. Lebensjahre und im 50. Jahre 
seiner Ehe. Tief betrauert von 
seiner Frau und seine» Kindern. 
Sörnp, den 28. März 1895. 
Ui. Weyhe. 
I 
Todesanzeige. 
Am 28. d. M., Abends 10 Uhr, entschlief 
nach achttägigem, schweren Krankenlager 
mein geliMcr Mann 
Jürgen Hinrich Böhrnsen 
in Mohr, 
im Alter von 51 Jahren. 
, Tief betrauert von mir, sammt den 
Kindern und dem alten Vater. 
Mohr, den 30. März 1895. 
Maria Böhrnsen, geb Greve. 
Die Beerdigung findet statt am Mittwoch, 
den 3. April, Morgens 9 Uhr vom Sterbe- 
hause aus. 
Danksagung. 
Für die so vielfach bewiesene Theilnahme und 
Kranzspende bei der Beerdigung unserer guten 
Tochter und Schivester Wilhclmine Brandt 
sagen Allen, besonders Herrn Hauptpastor Hel 4 
für die trostreichen Worte am Sarge, sowie den 
junge» Leu en, welche die Verstorbene zur l tzten
	        
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