Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 1)

welches wir zwar müssen leiden, aber sie 
mögen sich vorsehen, daß sie nicht das all 
gemeine Gebot verlieren, und sich hüten, 
daß dies Stücklein im Vater Unser nicht 
Wider sie gehe." 
— Wie die „Freis. Ztg." mittheilt, wird 
Präsident v. Levetzow am Sonnabend bei 
Beginn der Reichstagssitzung das Ersuchen 
stellen, ihm zu gestatten, dem Fürsten Bismarck 
die Glückwünsche des Reichstages zu über 
bringen. Alsdann werden diejenigen Par 
teien, die mit einer solchen Demonstration 
des Reichstages nicht einverstanden sind, 
solches kurz erklären. Eine Abstimmung 
wird alsdann entscheiden. Die Sitzung im 
Senioren-Convent am Mittwoch bekundet, 
daß sich in der ablehnenden Haltung der 
freisinnigen Volkspartei, der deutschen 
Volkspartei, der Centrnmspartei, der Polen 
und der Sozialdemokraten nichts verändert 
hat. Für den Vorschlag des Präsidenten 
lverden die beiden konservativen Fraktionen, 
die Nationalliberalen, die freisinnige Ver 
einigung mit Ausnahme des Abgeordneten 
Dr. Barth und einzelner anderer Herren 
stimmen. Zur Zeit zählt der Reichstag 
388 Mitglieder. Nach den Erklärungen 
im Senioren-Convent sind bei voller Be 
setzung des Hauses 175 Mitglieder für die 
Huldigung und 213 dagegen. 
Berlin, 19. März. Nachdem dem 
Lehrer der hum anistischen Gemeinde, 
Herr Schäfer, wegen seiner pantheistischen 
Weltanschauung der Religionsunterricht in 
seiner Gemeinde vom Kultusministerium 
verboten worden war, hatte derselbe am 
11. November 1894 die Erlaubniß zu 
anderem Elementarunterricht nachgesucht. 
Dieselbe ist ihm jedoch, wie die „Volksztg." 
hört, jetzt ebenfalls von der städtischen 
Schuldeputation in höherem Aufträge ver 
weigert worden. Wenn Herr Schäfer als 
Lehrer an einer christlichen Schule eine 
heidnische Weltanschauung hat, so hat er 
unseres Erachtens die Verpflichtung, den 
Religionsunterricht freiwillig nieder 
zulegen. 
Berlin, 19. März. Die dieser Tage 
durch eine große Anzahl Blätter gegangene 
Nachricht, die Seehandlung habe dem 
landwirthschaftlichen Centralverband für 
Brandenburg die Summe von 500,000 
Mark für Zwecke der Förderung der Land 
Wirthschaft zu 2 pCt. x. a. versprochen, 
ist, wie die „Post" aus wohlunterrichteter 
Quelle erfährt, nicht zutreffend. Das 
Blatt ist in der Lage, die Meldung, die 
Regierung erachte einen Zinsfuß von 2'/ 2 
pCt. für zu niedrig, um sich dauernd zu 
binden, voll zu bestätigen. Die Seehand 
lung werde also Gesuche um Geld zu 2 
pCt. wenigstens vor der Hand nicht berücf 
sichtigen. Was obige Meldung betrifft 
so schweben Unterhandlungen mit verschie 
denen landwirthschaftlichen Centralvereinen 
ihnen gegen Hinterlegung von Sicherheit 
im Rahmen der heutigen Gesetzgebung am 
kurze Zeit zu 2'/ 2 pCt. Geld seitens der 
Seehandlung zur Verfügung zu stellen 
Es handelt sich also um keine außerordent 
lichen Maßnahmen, sondern um ein täglich 
vorkommendes Geschäft. Uebrigens sind 
die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen 
und die Bedingungen noch nicht festgestellt. 
Berlin, 21. März. In nationalliberalen 
Kreisen wurde heute versichert, es sei eine 
feste Mehrheit vorhanden für den Vorschlag 
eine Prozentuale Werthsteuer von 
ausländischem Rohtabak mit einem 
Zuschlag von 15 pCt. beginnend und unter 
Freilassung der geringeren Tabake, einzu- 
führen und daneben die Gewichtssteuer vom 
inländischen und den Zoll vom ausländi 
schen Tabak bestehen zu lassen. Der Mehr 
ertrag wird auf 18 Millionen Mark be 
rechnet, damit wäre eine Fabrikatsteuer 
ganz aufgegeben. 
Berlin, 21. März. Die städtische Bau 
Deputation sprach sich im Prinzip für die 
Umwandlung des gesammten Pferde 
bahnnetz es in ein elektrisches mit 
oberirdischer Stromleitung aus. 
Berlin, 20. März. Mit einer auffal 
lenden Sicherheit scheint man innerhalb 
der Regierung auch jetzt noch auf das Zu- 
standekommen der Umsturzvorlage in 
einer der Reichsregiernng genügenden Form 
zu rechnen. Es zirkuliren darüber in poli 
tischen Kreisen verbürgte Aeußerungen, aus 
denen man entnehmen muß, daß die Re 
gierung der Mitwirkung des Cen 
trums sicherer ist, als man nach Verlauf 
der ersten Lesung annehmen möchte. Außer 
dem ist es bekannt, daß zwischen den Con 
servativen und dem Centrum eifrige Ver 
Handlungen gepflogen werden, um vor der 
2. Lesung der Vorlage in der Kommission 
eine Einigung zu erzielen. 
— Fürst Bismarck bringt seine eigenen 
Freunde im Reichstage in Verlegenheit 
durch die Art, wie sein Organ, die „Hamb 
Nachr.", sich in gehässigen Ausfället 
ergeht. Während die Konservativen und 
Freikonservativen das Centrum noch zu 
bestimmen suchten, eine Beglücklvünschung 
des Fürsten Bismarck „über sich ergehen 
zu lassen", brachten die „Hamb. Nachr.' 
einen Artikel, in welchem der Centrums 
Partei wiederum die „Reichsfeindschaft 
in ihren Ohren war ein seltsames, brausendes 
Rauschen, und die Gestalt des Mannes, der 
da zu ihr sprach, wuchs vor ihren verschleierten 
Augen zu der phantastischen Riesengroße eines 
unwiderstehlichen Dänions an. Wenn cs ihr 
Leben gegolten hätte, so wäre sic in Liesen 
schrecklichen Minuten nicht imstande gewesen, 
ihm auf seine zweimal wiederholte Frage mit 
dem befreienden Nein zu antworten, daS sie 
doch in einer fast körperlichen Empfindung 
auf ihren Lippen brennen fühlte. Und als 
er ihrem Schweigen dann die einzige Deutung 
gab, die er nach allem Vorausgegangenen für 
möglich halten konnte, als er sie Plötzlich in 
seine Arme riß, um ihre Stirn, ihre Augen, 
ihre Wangen niit lodernden Küssen zu bedecken, 
da ließ sic Sekunden lang widerstandlos das 
Entsetzliche mit sich geschehen, weil ihre 
Gedanken sich bereits zu verwirren begannen, 
wie in den letzten Augenblicken vor einer, 
schweren Ohnmacht. 
(Fortsetzung folgt.) 
attestirtund ausgeführt wird, daß dem Fürsten 
Bismarck die Angriffe der Centrumspartei 
eine Genugthuung bereiten, die im geraden 
Verhältniß zur Steigerung der klerikal- 
demokratischen Angriffe stehe. In dieser 
Weise wüthet das Organ des Fürsten 
Bismarck zu einer Zeit, in der dem Frei 
herrn v. Sch orlem er -Alst, der auch 
ebenso wie Windthorst und v. Franckenstein 
zu den „Reichsfeinden" im Sinne des 
Fürsten Bismarck gehörte, große Ehren 
bezeugungen seitens des Monarchen selber 
zu Theil werden. Auch die „Germania" 
hebt letzteres hervor und meint, die Sprache 
dem Centrum gegenüber verrathe zu deut- 
lich den Aerger darüber, daß das Centrum 
den Cartellparteien bei der Huldigung vor 
dem Gewaltigen im Sachsenwalde keine 
Knechtschaftsdienste zu leisten gewillt ist. 
— Nicht weniger wie 16 Zwangs 
Versteigerungen von Grundstücken 
werden in der heutigen Nummer 'des 
Teltower Blattes bekannt gemacht. 7 der 
Grundstücke liegen im „Millionärdorf" 
Schöneberg, wo es jetzt bedenklich kracht, 
4 in Wilmersdorf, das auch schon viel zu 
viel vom Baugründungsfieber erfaßt ist. 
zwei in Friedenau, die übrigen in Treptow 
Lichterfelde und Mellen. 
In Berlin haben Eltern, der 33jährige 
Maurer Spangenberg und dessen Ehefrau 
ihre drei Kinder verlassen. Wohin sie sich 
gewandt haben, ist bis jetzt unbekannt. 
Die Kinder wurden in hülflosem Zustande 
in ihrer Wohnung aufgefunden und sind 
im Waisenhaus untergebracht. 
Das erstaunliche Ergebniß der Wahl in 
Es ch wege-Sch mal kalden, der Sieg des 
Herrn Is kr a nt über den Sozialdemo 
kraten Huhn, scheint nur durch starke Be 
einfluffungen zu Stande gekommen zu sein 
In Anknüpfung hieran wird dem „B. T. 
ans Barchfeld geschrieben: 
Sämmtlichen Leuten, von denen man 
annahm, daß sie in der Hauptwahl ihre 
Stimmen dem Sozialdemokraten Huhn ge 
geben hätten, wurde von der hiesigen Spar 
und Vorschußkasse (System Raiffaisen) auf 
gegeben, ihre bei der Kaffe gemachten An 
lehen innerhalb 14 Tagen zurück 
zuzahlen. Auch aus dem Kriegerverein 
wurden deshalb 10 Mitglieder ausgewiesen 
Die Folgen zeigten sich bei der Stichwahl 
— Und das nennt man: Freie Wahl 
Lieber gar keine! 
In der Verhandlung gegen den früheren 
Direktor Becker an der Volks bank zu 
Halver int Kreise Altena und den Sohn 
des mationalliberalen Landtagsabgeordneten 
vom Heede, der im vorigen Jahre durch 
Selbstmord aus dem Leben schied, vor der 
Strafkamnier zu Hagen sind eigenartige 
Verhältnisse zur Sprache gekommen. Der 
verstorbene vom Heede hat seinen Ein flu, 
als Landtagsabgeordneterund Mit 
glied des Provinzialausschusses dazu benutzt 
um persönliche Vortheile sich zu ver 
schaffen. Der Staatsanwalt sprach es in 
einem Plaidoyer aus, daß vom Heede ein 
durch und durch schlechter Charakter sei, 
der sein Landlagsmandat zu eigennützigen 
Zwecken mißbraucht hätte. Der Vorsitzende 
des Aufsichtsrathes der Volksbank erklärte 
als Zeuge, es habe sich herausgestellt, daß 
vom Heede von dem Bauunternehme 
Sönderop in Berlin 120000 Mar. 
erhalten hätte dafür, daß er dieseni den 
Ban der Kreis Altenaer Schmal 
purbahn verschafft hätte, und aus 
einem in der Verhandlung verlesenen Briefe 
vom Heedes ging hervor, daß Sönderop 
ihm noch 60 000 Mark versprochen hätte, 
wenn er ihm den Bau eines andern im 
Kreise Altena geplanten Kleinbahnprojektes 
verschafflc. Im Uebrigen bot die Ver 
Handlung das alte Bild von dem Aufsichts 
rathe, der im Vertrauen auf seine Be 
amten die Geschäftsführung nur ganz ober 
lächlich kontrolirt und revidirt, von den 
ungetreuen Directoren, die das Geld der 
Aktionäre und die Spareinlagen unbe 
mittelter Geschäftsleute für ihre Zwecke 
verwenden und Bücher und Bilanzen 
mischen, und von gewaltigen Summen, 
die in Reitwechseln cirkulirren, ohne daß 
man in den Geschäftskreisen der Heimath 
vom Heedes etwas wußte und von seinen 
geschäftlichen Verhältnissen überhaupt die 
leiseste Ahnung hatte. 
Detmold, 21. März. Die „Lippische 
Landeszeitung" veröffentlich einen Erlaß 
des verstorbene n Fürsten W oldemar 
vom October 1890, durch den Prinz Adolf 
von Schaumburg-Lippe zum Regenten er 
nannt wird, da Prinz Alexander, der 
Bruder des verstorbenen Fürsten Waldemar, 
geisteskrank ist. — Prinz Adolf von 
Schaumburg-Lippe ist heute Nacht zwöb 
Uhr hier eingetroffen. 
__ Eislcben, 19. März. In den letzten 
Tagen hat es hier wieder eine ganz e An 
zahl von Erdstößen gegeben. Eine 
wichtige Maßregel bereitet jetzt die Mans 
felder Gewerkschaft vor. Mit Zu 
stimmung der Bergbehörde will sie vom 
Ottoschachte aus einen Stollen unter unsere 
Stadt führen, um die dort befindlichen 
Hohlräume, die als die Ursache unserer 
Kalamität gelten, zu untersuchen. Ob dies 
gewiß mit großen Schwierigkeiten ver 
bundene Vorhaben gelingen wird, bleibt 
abzuwarten. 
Ein naiver Gemeindevorstand hat 
Herda, im Wahlkreise Eisenach, die An 
Meldung einer freisinnigen Versammlung 
bescheinigt mit dem Bemerken, daß er 
seine „Genehmigung unter der Bedingung 
ertheile, daß Aufhetzereien eines 
Standes gegen den andern vermieden und 
die öffentliche Ordnung und Sicherheit 
nicht gefährdet wird." — Der Kandidat 
der Bündler, Gerichtsaffessor a. D. Dr. 
Roes icke gab in Madlungen seinen Zu 
Hörern den Rath, „daß sie, wenn die 
Herren aus der Stadt kämen, die natt 
onalliberalen Professoren oder die 
freisinnigen Führer, und auch Wahlreden 
halten wollten, Thür und Thor ver 
schließen sollten", — Wie geschmack 
voll die Bündler agitiren, das zeigt die 
„Rhönztg.", indem sie sich in Gleichnissen 
über die Gegner des Bundes, wie folgt, 
äußert. Es seien Personen, welche Narren 
kappen mit Eselsohren und einem 
Schwanz mit einer Quaste tragen, wie 
es nun einmal bei Eseln üblich ist. „Als 
Begleiter dieser letzten beiden Figuren 
laufen eine Anzahl Köter mit, die kläffen 
und bellen, und namentlich wenn der Zug 
bei einer Schafheerde vorübergeht, giebt 
sich die Gefolgschaft alle erdenkliche Mühe. 
den Schafen glauben zu machen, der vor 
antrottende Esel sei gar kein Esel, 
habe kein Recht, wirkliche Eselsohren zu 
tragen, und zur Bekräftigung dieses Ge 
bahrens wackelt der eine Verfolger mit 
seinem künstlich angebrachten Eselsschwanz 
während der andere die papiernen Esels 
ohren zappeln läßt und mit der Narren 
kappe ein närrisches Getöse hervor 
ruft. Die daneben herlaufenden Kläffer 
reißen die Mäuler auf und schreien, kein 
Einziger aber ist im Stande, und mag 
er sich noch so sehr anstrengen, ein der 
Natur des E s e l s entsprechendes „I — a a a 
herauszubringen." Das nennt man Anstand 
Hannover, 21. März. In einer von 
600 Personen aller Parteien besuchten 
Versammlung wurde nach einem zün 
denden Vortrage des Redakteurs Schacht 
aus Altona eine scharfe Resolution gegen 
die Umsturzvorlage angenommen 
Eine Bestie in Menschengestalt 
wurde dieser Tage vom Schwurgericht zu 
Hildesheim unschädlich gemacht. Der Dach- 
decker Leise aus Salzdetfurth hatte das 
voreheliche Kind seiner Frau durch unsag 
bare rohe Behandlung und Entziehung 
der Lebensmittel ermordet und wurde 
deßhalb zum Tode vcrurtheilt. Damit ist 
aber das Sündenregister dieses Unmenschen 
noch nicht abgeschlossen. Vor zehn Jahren 
hat L., wie erst jetzt bekannt wird, seinen 
igenen zehnjährigen Sohn durch 
ortgesctzte Brutalitäten zum Selbstmorde 
getrieben. Auch hierbei wurde ein Mord 
verdacht gegen L. laut. Endlich ist vor 
Jahresfrist noch ein anderes Kind des L 
verschwunden, und alle behördlichen Nach 
Buchungen nach dem Verbleib desselben 
ind erfolglos geblieben. Jetzt hat man 
aber Kleidungsstücke des verschwundenen 
Kindes aufgefunden, so daß die Wahrschein 
lichkeit immer mehr Platz greift, daß auch 
dieses Kind ein Opfer seines Vaters, dieses 
Scheusals in Menschengestalt, geworden ist 
In Altrig, einem Orte von 1200 Seelen 
hat sich dieser Tage der fünfte Gesang 
verein gebildet. Wie viele Vereine sonst 
dort noch existiren, davon ist nichts gesagt 
Wie groß die Zerfahrenheit am 
politischem und sozialem Gebiete ist, das 
beweist eine Versammlung in Halle, wo 
man eine große sogenannte Mittelstands- 
Partei gründen wollte. Ein Redner be 
ürwortetc den Anschluß an die Conferva- 
liven, einer an die Antisemiten, ein dritter 
an die Sozialisten, ein vierter verlangte 
volle Parteilosigkeit und so weiter. Dabei 
waren nur 30 bis 40 Personen anwesend 
Kattowitz, 21. März. Der zwanzig 
jährige Schlepper Kuklas in Maczeikowitz 
hat seinen greisen Vater im Streite 
an der Stubenthür gekreuzigt. Die 
Nachbarn befreiten den Gemarterten. 
Myslowitz, 21. März. Infolge drohen 
der Verhaftung wegen Veruntreuungen im 
Amte verübte der Gerichtsvollzieher Klos- 
sowsky Selbstmord. 
Ein schreckliches Unglück hat sich 
auf dem Mauersee im Kreise Angerburg, 
dem größten See des preußischen Staates, 
ereignet. Vier mit Mehl beladene Schlitten 
der Kolmarischen Mühle in Rastenburg, 
die auf dem Wege nach Angerburg die 
Eisdecke des Mauersees . überschritten, 
brachen ein und versanken. Die Führer 
er vier Fuhrwerke ertranken, ebenso die 
Pferde. 
Mannheim, 22. März. Im Anschluß 
st' 
an die gestrige Generalversammlung der 
hiesigen Börse wurde die Gründung eines 
"ber ganz Deutschland sich er 
reckenden Vereins zur Wahrung 
erJnteressen des Getreidehandels 
und verwandter Berufszweige beschlossen, 
um den agrarischen Bestrebungen entgegen 
zutreten. 
Hamburg, 21. März. Der Staatsab 
schluß pro 1894 ergibt einen Ueberschuß 
von 427,000 Mk. Veranschlagt waren 
6'/., Mill. Mk. Defizit. 
Hamburg, 21. März. Nachdem die 
Altonaer Stadtverwaltung der Gesellschaft 
die den elektrischen Betrieb mit 
oberirdischer Stromzuführung auf der 
Hamburg - Altonaer Pferdebahn einführen 
wollte, diesen Betrieb untersagt, hat die 
Gesellschaft die Einführung des elektrischen 
Betriebes auf Hamburgischem Gebiete mit 
Umgehung Altonas beschlossen. 
Fricdrichsruh, 21. März. Fürst Bis 
marck hat gestern einen seiner ältesten 
Diener, den Kastellan Hackmack in Frie 
drichsruh, durch den Tod verloren. Der 
68 Jahre alte Mann verwaltete daß Schloß 
seit ca. 25 Jahren. 
-Vrovinzielles. 
Schwer geprüft wurde eine Arbeiter 
familie in Itzehoe, indem sie dieser Tage 
ihr letztes Kind, das dreizehnte, das 
einer Lungenentzündung erlegen, zur letzten 
Ruhe bringen mußte Außerdem hat sich 
die Frau durch einen Sturz vom Boden 
schwere Verletzungen zugezogen. 
Die Leiche eines Geschäftsmannes in 
Wilster, der vor einem Vierteljahr dort 
gestorben ist, wird auf Anordnung der 
Staatsanwaltschaft wieder aus- 
gegraben und gerichtsärztlich untersucht 
werden, weil der Verdacht laut geworden 
daß es sich um eine Vergiftung handelt. 
Das in Konkurs gerathene Aktienhotel 
>) r em s m üh le n" wurde am gestrigen 
Tage ohne Inventar für die Summe von 
110,000 Mk. von der früheren Besitzerin 
Frau Bade gekauft. Von der Aktienge 
sellschaft wurden seiner Zeit 360,000 Mk 
für das Hotel bezahlt. 
Heiligcnhafeu, 19. März. Das Stadt 
verordneten-Collegium lehnte in seiner 
letzten Sitzung die vom Magistrat gemachte 
Vorlage, betreffend Erbauung eines 
Krankenhauses, ab. Aus Kreismitteln 
sind der Stadt 6000 Mk. zur Verfügung 
gestellt. 
Eckerusörde, 21. März. Heute wurde 
die Abgangsprüfung am hiesigen Seminar 
beendet. Bei derselben waren die Herren 
Generalsuperintendent Kaftan und 
Schulräthe Schöppa und Saß zugegen 
Der Prüfung hatten sich 33 Seminar- 
Abiturienten und 3 Autodidakten unter 
zogen, davon bestanden 31 Abiiurenten 
und 1 Autodidakt dieselbe. Es bestanden 
u. a. die Herren D. Növe-Wittensee, H 
Peters - Hütten, K. Reimer - Bergenhusen 
H. Soll-Reversdorf. 
In dem gestrigen Zwangsverkaufstermin 
über die Nagelsche Maschinenfabrik in 
Schleswig erhielt I. C. Braun, Ma 
'chinenfabrik in Reichenbach im Voigtlande 
den Zuschlag auf 44 000 Mk. 
X. Rendsburg, 22. März. Wie wir aus 
icherer Quelle erfahren, wird Herr Post- 
direktor B u r t h am 1. April von hier 
nach Erfurt versetzt. An seine Stelle tritt 
Herr Postdirektor Fielitz aus Köpenick 
iff Rendsburg, 22. März. Das An 
denken des Kaisers Wilhelm I. wurde heute 
an seinem Geburtstage in den Schulen der 
Stadt in entsprechender Weise geehrt. 
A Rendsburg, 22. März. Ein hie 
iger Fuhrwerksbesitzer vermiethete ein Pferd 
nebst Wagen an einem auswärtigen Händler 
Völlig abgetrieben und schweißtriefend 
wurde das Pferd nebst dem Wagen, am 
Abend durch eine andere Person dem Eigen 
thümer wieder zugeführt. Sticht genug, 
daß das Thier durchaus überanstrengt und 
arg geschlagen worden war, wollte der Hand- 
ler den Eigenthümer auch noch um den 
Fuhrlohn prellen. Auch noch als man 
des sauberen Burschen habhaft geworden 
verweigerte er die Bezahlung. Er zahlte 
erst, nachdem er zur Polizeiwache geführt 
war. 
X. Rendsburg, 21. März. Sowohl im 
„Rendsburger Arbeiterverein von 1848' 
(morgen, Sonnabend) als auch im Sonn 
kagsheim (am Sonntag-Abend), wird der 
beliebte Reuter-Vorleser, Herr Carl Reth 
wisch einen Vortrag halten. Wir weisen 
an dieser Stelle nochmals auf die bekannten 
trefflichen Leistungen des Herrn Rethloisch 
hin, die einen größeren Besuch dieser Ver 
anstaltungen veranlassen dürsten. 
c? Rendsburg, 22. März. Das erste 
Fahrzeug, daß in diesem Jahre die hiesige 
Schleuse passirte, ist der Dampfer „Neu 
Hof". Derselbe kam gestern vom Osten, 
und ist nunmehr die Fahrt von hier bis 
Holtenau frei. Heute fährt der Dampfer 
weiter stromabwärts nach Tönning. Dem 
Vernehmen nach ist die Untereider von 
hier bis hinter Breiholz offen, auch ist die 
Strecke von Friedrichstadt bis Tönning zu 
befahren, dagegen soll sich in der Gegend 
von Süderstapel noch ziemlich festes Eis 
befinden. 
X. Rendsburg, 22. März. Am Montag. 
24. März und Dienstag, 25. März, wer 
uujijcumici. Im üiui»"'', 
wurde ich zur 5. Festungsbatterie verses 
-VV.VJ vinijiua, a/iuij, IŅ- und obgleich selbst noch Rekrut, mußte im 
den in der Tonhalle die Gebr. Fas be n».doch schon neueingestellte Rekruten mit au-' 
veranstalten. Man schreibt darüber aus 
Heide: Mag auch mancher Zuschauer mü 
nicht sehr hoch gespannten Erwartunze» 
gekommen und ein gut Theil Neugierde 
die Haupttriebfeder seines Kommens ge 
wesen sein (Herr Fasbender ist nämlich au^ 
der Albersdorfer Gegend gebürtig sowie 
ein Enkel des s. Zt. hier sehr gut bekann 
ten Athleten Claus Andresen), so wird ge' 
wiß Keiner bereut haben, daß er der Bor- 
stellung beigewohnt hat. Wenngleich dre 
anderen Mitglieder der Gesellschaft ihn 
Bestes thaten, die Zufriedenheit des Publo 
kums zu erwerben, so wendete sich doch 
die Hauptaufmerksamkeit der Zuschauer den 
Produktionen Fasbenders zu und es gN' 
lang dem Genannten vollständig, den Be>' 
fall des Auditoriums zu erwerben. Das 
hochbefricdigte Publikum ließ es denn auch 
nicht daran fehlen, seine Anerkennung sammt- 
lichen Mitwirkenden zu erkennen zu ge& e »' 
Jttitt 24. Mär;. 
Von einem hiesigen Mitbürger, der auch 
an der Schlacht bei Eckernfvrde am 5. Apc» 
1849 Theil nahm, erhalten wir nachstehend^ 
Schilderung der Ereignisse zur Zeit des 
Anfanges der schleswig-holsteinischen Er 
hebung, wie sie derselbe persönlich m» 
erlebte. 
Rendsburg, März 1895. 
Geehrter Herr Redakteur! 
Da der 24. März in der Geschichte uw 
serer engeren Heimath stets ein Tag s"» 
und bleiben wird, der werth ist, daß fei»^ 
gedacht werde, so gestatten Sie mir, Jhu^ 
zu diesem Tage das mitzutheilen, was iw 
an Selbsterlebtem aus jener großen Zc» 
noch erinnere. Dasselbe hat sich meinen' 
Gedächtnisse derartig eingeprägt, daß 
es 
davon hatte ich keine Ahnung. Eines 
guten Tages trat mein Meister in 
die 
Werkstatt und machte mir die Mittheilung, 
daß der Prinz von Noer die Festung 
Rendsburg eingenommen habe. Daß diese 
Nachricht mich niächtig erregte, liegt an 
der Hand. Die Thatsache überraschte mich 
um so mehr, als ich wußte, daß Rends' 
burg eine starke Garnison hatte. Mit del 
Ruhe bei der Arbeit >var es nun aus- 
Jch nahm meine Entlassung und waş 
mich — dem damaligen Gebrauche gemäst- 
natürlich auf Schusters Rappen — dec 
Heimat zu. Als ich am Gründonnerstag' 
Abend 1848 vor dem Leipziger Thor aw 
langte und der Thorwärter aus meine»' 
Paß ersah, daß ich nach Holstein wollte, 
wies er mich an den deutschen Verein, dec 
mich mit Jubel aufnahm und dessen Präses 
mir folgenden Schein ausstellte: „Dec 
Tischlergeselle H. J. aus Rendsburg wi» 
in seine Heimath, um an dem Kanşş 
gegen die Dänen Theil zu nehmen. Dir 
Herren Beamten werden ersucht, demselben 
unentgeltliche Fahrt bis in seine Heimath 
zu gewähren." Schon am Abend des 
nächsten Tages kani ich in Braunschweig 
an und hier wurde ich am Abend in dec 
Herberge von Leipziger Studenten auî9 e ' 
sticht, welche sich zum Tann'schen Freicorps 
begeben wollten. Dieselben erzählten mic, 
daß der Major v. d. Tann den Däne» 
auf eine kuriose Art eine Schlappe beige' 
bracht hätte, indem er einen Baumstam»' 
auf ein Wagenstell gelegt und die dergestalt 
niarkirte Kanone von den Dänen erstürmt 
worden sei. Da sich zu beiden Seiten des 
Weges in gedeckter Stellung Tannsş 
Truppen befunden hätten, wären die 
Dänen zum Rückzug gezwungen wordem 
Diese Episode hatte sich in der Nähe vo» 
Altenhof zugetragen, das ich in der Ostes' 
woche des nächsten Jahres in einer Weise 
kennen lernen sollte, daß es mir für das 
ganze Leben unvergeßlich bleiben mußte. ^ 
Als ich am Osterabend spät in Rends' 
burg eintraf, fand ich hier alles voller 
Einguartirung. Da ich meinen Elter» 
meine Ankunft nicht angezeigt hatte, w»c 
meine Mutter, die mich in dem Gedrängt 
erst garnicht erkannte, sehr erstaunt, aber 
nicht minder erfreut, mich wieder dahei»' 
zu haben und meinem Wunsche, mich sofort 
beim Militär zu stellen, widersetzte sie sich 
auf das Entschiedenste. Ihrem anhaltende» 
Bitten gab ich nach und trat zunächst d fl 
meinem früheren Lehrherrn in Arbeit- 
Ich hatte bei derselben indeß keine Ruhe, 
umsoweniger, als ich sah, wie sich täglich 
meine Schulkameraden freiwillig stellte» 
und die Begeisterung derartig zunahm, 
daß selbst junge Leute von 17—18 Jahre» 
reiwillig unter die Fahne gingen. 
lange litt es mich an der Hobelbank. *8" 
der nächsten Rekrutenaushebung stellte auch 
ich mich freiwillig, wurde bei der Artillerie 
gezogen und unter dem Hauptwa»» 
Christianßen ausgebildet. 8m Frühjah» 
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mir fast vorkömmt, als sei das Alles erst 
gestern und heute geschehen und doch st»" 
seitdem 47 Jahre dahingegangen. Ich 
fand mich als Tischlergeselle in Augsburg 
und wußte wohl, daß in Frankreich 51 . e 
Revolution ausgebrochen war, auch ^ 
in München Studentenkrawalle stattgefunden 
hatten, war mir bekannt und daß in meine'- 
Heimath Wirren mit Dänemark entstände» 
waren, hatte ich ebenfalls erfahren, dad 
aber dort so rasch losgehen würde. 
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