— Die sogenannten Konservativen
sind sehr unzufrieden mit der Auswahl
der zur Theilnahme an den Verhand
lungen des Staatsraths berufenen Per
sonen. So ist der Führer des Bundes
der Landwirthe v. Plötz nicht eingeladen
worden, ebensowenig der Führer der
rheinischen Agrarier, Frhr. v. Los. Da
gegen hätte man, wie das „Volk" klagt,
befremdlicher Weise den Grafen Dönhoff
Friedrichstein eingeladen, obwohl derselbe
aus der konservativen Fraktion „hinaus
gethan" worden sei. Ebenso habe man
den Grafen Kleist eingeladen, obwohl der-
selbe der intimste politische Freund Hell
dorffs sei. Sehr richtig fühlt auch das
„Volk" heraus, daß „bei der Ausdehnung
der Tagesordnung der Staatsrathstagung
dasjenige, was sie dadurch an zeitlicher
Ausdehnung gewinnt, ihr an Nachdruck in
Bezug auf den Kernpunkt, die Frage der
Hebung der Getreidepreise, verloren gehen
soll".
Die Majestätsbeleidigungen
sollen nach der „Volksztg." derart. zuneh
men, daß ein Untersuchungsrichter in Ber
lin in derselben Woche nicht weniger als
6 8 Fälle solcher Anklagen zu bearbeiten
hatte. — Das erscheint kaum glaublich.
— Dem Grafen Herbert Bis
marck ist es sehr unangenehm,
daß die „Kreuzztg." seine offenherzigen
Aeußerungen aus den Verhandlungen der
wirthschaftlichen Vereinigung veröffentlicht
hat. Bekanntlich hat danach Graf Bis
marck gesagt, die Handelsvertragspolitik
sei gar nicht genug zu verurtheilen. Die
selbe sei der Ausfluß eines politischen
Leichtsinns, wie er gar nicht schlim
mer zu denken sei. Dieser Fehler müsse
der Regierung immer wieder unter die
Nase gerieben werden. — Die „Berl.
Neuest. Nachr." versuchen nun, jede Ver
antwortlichkeit des Grafen Bismarck für
den Bericht der „Kreuzztg." abzulehnen.
Ueber die Sitzung der wirthschaftlichen
Vereinigung hätte nichts veröffentlicht wer<
den sollen, um derselben den Charakter
des vertraulichen Meinungsaustausches zu
wahren. — Das ist ja gerade das P i>
kante, daß auf diese Weise die wir k-
liche Meinung des Grafen Bismarck
ebenso zum Vorschein gekommen ist, wie
die Ansicht der Bündler über den Minister
v. Köllrr in dem Brief an den „hohen
Chef".
— Die Gewerbe kommissi on des
Reichstags nahm mit 8 gegen 6 Stim
men die Regierungsvorlage an, wonach der
Kleinhandel mit Bier bei Unverläßlichkeit
der Gewerbetreibenden zu untersagen ist.
— Für die Hinterbliebenen der
beim Untergang der „Elbe" Verunglückten
sind bei dem hiesigen Unterstützungs-Comitö
103,014 Mk. eingegangen.
Berlin, 28. Febr. Ein Stadtbahn
räuber ist am Mittwoch Abend auf der
Station Warschauerstraße in der Person
des 18jährigen Kürschners Hermann
Große, bei seinen Eltern in Friedrichs
berg wohnhaft, verhaftet worden. Er
hatte in einem Coupee zweiter Klasse eine
Frau unter Bedrohungen mit einem Re
volver zur Herausgabe ihrer Baarschaft
gezwungen Bei seiner Vernehmung ou :
dem Polizeibüreau legte der freche Bursche
das Geständniß ab, daß er bereits am
Montag > Abend eine nach Rummelsburg
fahrende Dame mit dem Revolver bedroht
habe. Dieselbe sei jedoch aus dem Zuge
hinausgesprungen.
Ungefähr der fünfteTheil der städ
tischen Beamten soll in Berlin an
Influenza erkrankt sein. Nach einer
Lokalkorrespondenz ist im Reichsmarineamt
ein Drittel der Beamten an der In
fluenza erkrankt, in der Geh. Registratur
des Oberkommandos der Marine war an
einem der letzten Tage das ganze Per
sonal dienstunfähig. Zu der Refe
rendariats-Prüfung im Kammerge
richte waren am Freitag die vier Kandi
daten vergeblich erschienen und mußten
in ihrem Wichse unverrichteter Sache
wieder nach Hause gehen, da der Vorsitzende
der Prüfungskommission, Senatspräsident
Lettgau, wegen Jnfluenzaanfalles am Er
scheinen verhindert war. Auch die gericht
lichen Verhandlungen leiden unter der
Epidemie. Ein anschauliches Bild zu
gleich von der Ueberbürdung der Gerichts
Höfe bot sich am Sonnabend vor der achten
Strafkammer dar. Vor dieser waren 30
Anklagen wegen Polizei- u. s. w. Ueber-
tretungen zur Verhandlung in der Be
rufungsinstanz angesetzt. Gegen 3 Uhr
waren 23 Sachen abgewickelt, da erklärte
der amtircnde Staatsanwalt Stachow II,
außer Stande zu sein, den Verhandlungen
noch weiter zu folgen. Da er Rekonvales
cent sei, gestatte ihm sein körperlicher Zu
stand nicht, länger als 6 Stunden, un
mittelbar neben dem warmen Ofen sitzend
und schlechte Luft einathmend, seines Amtes
zu walten. Nach seiner Ansicht würden
inimer zu viel Sachen auf einen Tag gesetzt.
Der Gerichtshof folgte dem Antrage des
Staatsanwalts, die übrigen 7 Sachen zu
vertagen und die Sitzung zu schließen.
Die Frau eines Berliner Industriellen
— so schreibt man einem Berliner Blatte
— wollte mit ihrem Bildniß dem Gatten
eine Weihnachtsfreude bereiten, ließ von
einem Hoskunsthändler sich an ein wer
dendes Genie empfehlen und von diesem
auf der Leinwand sich verewigen. Die
Dame erschien zu etwa fünfzehn Sitzungen,
jedoch war all die Mühe umsonst gewesen,
denn als das Bild auf dem Weihnachts
tisch prangte, konnte von 30 Laien und
Künstlern aus der Bekanntschaft kein
Einziger eine Aehnlichkeit entdecken. Der
Maler versprach Aenderungen, doch führten
diese nach allgemeinem Urtheil auch nicht
weiter. Inzwischen kam die Fasching- und
Ballzeit, das Genie brauchte Geld und
sandte eine Zahlungsaufforderung durch
den Rechtsanwalt. Nach allseitigem Rath
entschloß sich die Bestellerin, das Urtheil
eines gerichtlichen Sachverständigen abzu
warten. Dieses Urtheil erfolgte und lautete
dahin: Das Bild sei zwar nicht gut,
doch Aehnlichkeit ließe sich ihm nicht ab
sprechen, denn ein Porträt sei ähnlich,
wenn es möglich wäre, aus einer Reihe
von etwa fünf Damen die gemalte zu er
kennen. Nach einer so hochwcisen Ent
scheidung aus dem Munde des Herrn ge
richtlichen Sachverständigen, Professors
der Akademie und der Künste u. s. w.,
zog die Auftraggeberin es vor, keine Ver-
urtheilung abzuwarten, und zahlte.
Posen, 28. Febr. Zum „Kampf für
Religion, Ordnung und Sitte" bringt die
Germania" folgenden Beitrags Im
Chrosnizer Wäldchen bei Bentschen (Pro
vinz Posen) fand am 25. ds. Mts. ein
Duell zwischen zwei Amtsrichtern
statt, von denen der eine ein Anhänger
des „Vereins zur Förderung des Deutsch
thums", der andere Gegner des Vereins
ist. Eine Meinungsverschiedenheit über
tie Zweckmäßigkeit des Vereins soll die
Ursache zu dem Zweikampf gewesen sein.
Die Duellanten blieben beide unverletzt.
Ein Formular für ein Führungs-
attest wird der „Freis. Ztg." eingesandt.
Der Bürgermeister zu Minden i. W. be
scheinigt einem Kaufmann daselbst auf sein
Ersuchen, „daß derselbe sich während dieser
Zeit, soviel hier bekannt, gut geführt und
sich sozialdemokratischen Bestrebungen nicht
hingegeben hat." Das genannte Blatt
bemerkt, daß das Formular dazu, u. A.
auch die Stelle, daß der Betreffende sich
sozialdemokratischen Bestrebungen nicht hin
gegeben hat, gedruckt ist. Demgemäß
wird also ein Attest in dieser Form Jeder
mann ausgestellt, der überhaupt ein
Führungsattest von dem Bürgermeister
verlangt. Im gegebenen Falle wurde das
Zeugniß verlangt im Interesse eines Ge-
schäftsreisenden, also nicht etwa in Mili
tärangelegenheiten.
Barmen, 28. Febr. Der hoffnungsvolle,
äußerst begabte 19jährige Sohn eines
hiesigen Fabrikanten, der bereits seit vori
gen Sonnabend spurlos verschwunden war.
hat sich gestern Abend in Bonn erschossen
Aus mehreren Briefen, die er von dort
aus an seine hiesigen Freunde geschrieben
hat, geht hervor, daß der junge Mensch
einem amerikanischen Duell zum
Opfer gefallen ist. Sein Vater, der ihm
nach dem Bekanntwerden seines Aufent
haltes gestern Nachmittag sofort nachreiste
konme ihn nicht niehr retten.
Auf bedauernswerthe Weise ist in der
Nacht zum Freitag der Direktor des Land
krankenhauses in Hanau Dr. Middeldorp-
plötzlich verstorben. Er war leicht an
der Influenza erkrankt und verlangte, um
sich durch längeren Schlaf erholen zu
können, nach Morphium. Von der im
Landkrankenhause anwesenden Oberschwester
wurde ihm, da nur Pulver in ganzen
Grammen vorhanden waren, ein solches
übermittelt, das er ohne nähere Prüfung
an sich nahm, während die Schwester an
genommen hatte, er werde die Dosis jeden
falls selbst noch prüfen. Dr. Middeldorp'
starb, ohne das Bewußtsein wieder erlangt
zu haben.
Ein Bankier in Frankfurt a. M. hat
einen Agenten nach Kopenhagen geschickt,
um mit einem dortigen Arzt über den An
kauf seiner einzig dastehenden Sammlung
australischer Briefmarken zu verhandeln.
Der Arzt fordert für seine Sammlung
100000Kronen, geboten sind ihm 75000.
Wegen zahlreicher Uitterschlagungen von
amtlichen Geldern wurde in Ncbra a. U.
der Stadtkämmerer Huhn verhaftet. Die
Unterschlagungen wurden bei einer Revision
durch einen Beamten der Regierung ent
deckt. Außer der Stadt ist namentlich die
Kasse der landwirthschaftlichen Haushal
tungsschule durch den ungetreuen Beamten
geschädigt worden.
Ueber die Zunahme der Sozial
demokratie im Wahlkreise Eschwegc-
Schmalkaldeu schreibt der in Schmalkalden
erscheinende „Thür. Hausfreund": „Daß
die sozialdemokratische Stimmenzahl riesig
gewachsen ist, kann nicht wunder nehmen.
Hier zeigt sich klar und deutlich, daß unsere
gegenwärtigen Zustände keineswegs erfreu-
licher Natur sind, und daß die ungünstige
Geschäftslage immer weitere Kreise in das
Lager der Unzufriedenheit treibt. Nicht
weniger als 1562 Stimmen hat die So
zialdemokratie neu erobert, und zwar aus-
chließlich in den Kreisen Eschwege und
Witzenhausen. Daß es sich hier am wenig-
len um überzeugte Sozialdemokraten han
delt, ist sonnenklar. Wir leben in einer
Zeit der allgemeinen Unzufriedenheit, und
Zahlreiche Wähler geben bei der Wahl
ihrem Unmuth dadurch Ausdruck, daß sie
ihre Stimmen demjenigen Kandidaten geben,
welcher der Regierung am wenigsten ge
nehm ist. Die Regierung könnte aus dieser
Wahl viel lernen, wenn sie es wollte.
Dieser hörbare Ruck nach links, welcher
bei der Reichstagswahl am Donnerstag
erfolgt ist, bedeutet einen flammenden
Protest gegen die derzeitige politische Lage.
Es giebt nur ein Mittel gegen das riesen
hafte Anwachsen der Sozialdemokratie, und
dieses Mittelheißt: Freiheitliche Politik!
Keine Reaktion!
An den Abg. Frhrn. v. Manteuffel
haben die Tabakindustrieellen der Stadt
Finstcrwalde aus seinem Wahlkreis eine
Eingabe gerichtet, in welcher sie unter
Schilderung der schweren Nachtheile der
Tabaksteuervorlage für die dortige Tabak-
Industrie die Erwartung aussprechen, daß
derselbe der Vorlage seine Zustimmung
versagen werde.
In Scharnbeck ist nach dem „Vorwärts"
in zwei Cigarrenfabriken sämmtlichen
Arbeitern gekündigt worden für
den Fall, daß die Tabaksteuer angenommen
würde.
Ein böser Druckfehler findet sich im
diesjährigen Adreßbuch von" Mannheim
Da ist ein Herr, seines Zeichens Kassen
diener bei der Reichsbank, durch einen
unglücklichen Zufall als Kassendieb
bezeichnet.
Regensburg, 2. März. Verschiedene
Gruppen und Kreisverbände der bayrischen
Bauernbundbewegung vereinigten sich in
der heutigen Versammlung zu einem Bay
rischen Bauernbunde unter Vorsitz
des Barons von Thüngen; angenommen
wurde der Antrag Kanitz; ferner die Be
seitigung der Bodenzinsen, die Errichtung
einer Staatshypothekenbank, die Herab
setzung der Zinslasten und die Ablösung
der bäuerlichen Hypothekenschulden befür
wortet.
Hamburg, 1. März. Ein Raub üb er-
fall wurde heute früh 7 Uhr auf ein
Dienstmädchen in der Hansa-Straße von
einem Strolch gemacht. Das Mädchen
hatte ein Portemonnaie in der Hand und
suchte der Frevler dasselbe zu entreißen,
wobei er der Angegriffenen mehrere Schläge
auf den Kopf gab. Auf deren Hülferufe
kamen mehrere Arbeiter hinzu, doch gelang
dem Strolch zu entkommen, ohne das
Portemonnaie erhalten zu haben. Das
arme Mädchen wurde schwer verletzt ins
Hospital gebracht.
Der Rechtsanwalt Dr. Bert hold wird,
weil er seinem Freunde Dr. Samuelsohn
einen Revolver im Gefängniß zugesteckt,
auf Grund des § 257 des Strafgesetzbuches,
wegen Begünstigung eines Verbrechens,
unter Anklage gestellt werden.
Hamburg, 2. März. Wie verlautet,
wird hier demnächst eine neue Bersiche
rungs-Gesel lschaft mit einem Aktien
kapital von vier Millionen Mark, wovon
eine Million eingezahlt werden soll, ge
gründet werden. Die Gesellschaft wird
sich außer der Feuerversicherung mit allen
Arten der Versicherungen, in erster Linie
jedoch mit der See-, Fluß und Unfall
Versicherung befassen.
Provinzielles.
Altona, 3. März. Auch Graf W a l
der see, der kommandirende General des
9. Armeekorps, ist von einem heftigen
Influenza-Anfall betroffen und muß infolge
dessen das Bett hüten.
- Der bekannte Groß-Mühlenbesitzer
Cäsar Lange in Altona, in Firma H.
Lange u. Co., ist nach längerem Leiden,
52 Jahr alt, verstorben. Derselbe war
eine durch sein liebenswürdiges Wesen,
wie durch seine Geschäftsgewandtheit allge
mein hochgeachtete Persönlichkeit an der
Hamburger Börse.
- Dr. Rudolf Schleid en, von 1868
bis 1870 rechtsgelehrter Senator in Altona,
ist im 80. Lebensjahre in Freiburg i. Br.
gestorben. Rudolf Schleiden wurde am
22. Juli 1815 in Ascheberg geboren,
tudirte die Rechte und trat dann in den
dänischen Staatsdienst. 1848 wurde er
von der provisorischen Regierung in den
Bundesrath entsendt, war in den fünfziger
Jahren Ministerresident erst für Bremen,
dann für die drei Hansestädte in Washington
und von 1865—1866 hanseatischer Minister
resident in London. Am 7. April 1868
wurde er zum besoldeten Senator in Altona
gewählt und schied am 1. September 1870
aus dieser Stellung. Von nun an lebte
er als Privatmann in Freiburg in Br.
1867—73 gehörte er als Mitglied der
deutschen Reichspartei dem norddeutschen,
dann chem deutschen Reichstage an. Er
vertrat den Wahlkreis Altona - Oldesloe.
Schleiden hat verschiedene Schriften ver
saßt, von denen zu nennen sind „Das staats
rechtliche Verhältniß der Herzogthümer
Schleswig-Holstein", „Zum Verständniß
der deutschen Frage", „Reiseerinnerungen
aus den Bereinigten Staaten in Amerika",
„Jugenderinnerungen eines Schleswig-
Holsteiners". Der Verewigte >var ein
treuer Sohn seiner schleswig-holsteinischen
Heimath und ein vornehmer, geradsinniger
Charakter. Sein Andenken bleibt in Ehren!
Ein schrecklicher Unglücksfall ereig
nete sich heute nachmittag in der großen
Dampfgerberei von Piening in Elmshorn,
indem ein Lehrling in die frische Kalkgrube
fiel. Derselbe wurde in stark verbrühtem Zu
stände mittelst Tragkorb in das Kranken
haus geschafft.
Neumünster, 2. März. In geradezu er
schreckendem Maße herrscht zur Zeit in
unserer Stadt die Influenza. Zwar
tritt dieselbe diesmal minder gefährlich auf,
jedoch kaum eine Familie in der Stadt ist
in den letzten Wochen von dem unheim
lichen Gaste verschont geblieben, und in
fast allen Geschäften machen sich zahlreiche
Erkrankungen bemerkbar. Noch immer
fehlen bestimmte hygienische Vorbeugungs
mittel, sowie ein sicheres Heilverfahren.
Als Volksarzneimittel wird in zahllosen
Erkrankungsfällen zumeist zu Cognac und
zu schweren, erhitzenden Getränken Zuflucht
genommen, obwohl keineswegs bislang die
Zuträglichkeit solcher Mittel feststeht. (H. C.)
0 Neumünster, 3. März. Herr Büse
Hierselbst soll vorbehaltlich der Kon-
zessionsertheilung, die im neuen Stadt
theile zu Rendsburg neu angelegte Gast
wirthschaft „Vinzier-Hof" für die Summe
von 47 500 Mark gekauft haben.
Kiel, 27. Febr. Im Getreidegeschäst ist
es ferner still und lustlos und Preise un
verändert. Heutige Rotirungen sind per
1000 Kilo: Weizen nach Qual, von 100
bis 125 Mk., Roggen nach Qual, von
100 bis 115 Mk., Gerste nach Qual, von
95 bis 110 Mk., Hafer nach Qual, von
100 bis 120 Mk.
? Kiel, 2. März. Nach sehr langer
Pause hielt die hiesige Ortsabtheilung
des deutschen Vereins für das
nördliche Schleswig gestern eine Ver
sammlung unter Vorsitz des Hardesvogts
a. D. Gotthard ab. Wie aus dem
Jahresbericht über das verflossene Jahr
sich ergab, hat sich das Interesse für die
Bestrebungen des Vereins in nicht geringem
Maße gesteigert, da auch zahlreiche Mit
glieder dem Verein beigetreten sind. Nach
dem die Vorstandswahl vorgenommen,
welche durchweg eine Wiederwahl der aus
scheidenden Mitglieder ergab, hielt der als
Gast anwesende Pastor Jacobsen aus
Scherrebek im Kreise Hadersleben einen
etwa Inständigen Vortrag über das
Thema: „Um den nationalen Sieg des
Deutschthums in der Nordmark herbeizu
führen, bedürfen wir wirthichaftliche Hilfs-
fräste." Der Vortragende entwarf ein
Bild der Verhältnisse in Nordschleswig,
der eifrigen Wirksamkeit der Dänenfreunde
durch Presse, Vereinswesen und auf wirth-
schaftlichem Gebiete und betonte die Noth
wendigkeit der vom deutschen Verein für
das nördliche Schleswig seit 1891 ver
tretenen Bestrebungen. An die begeistert
aufgenommene Rede schloß sich eine län
gere, anregende Debatte.
Ein trauriger Fall ereignete sich rn
Ahrensbök. Die 12jährige Tochter des
Arbeiters Pries hatte mit andern Kindern
im Schnee gespielt, sich dann auf den
kalten Erdboden gesetzt und wurde dadurch
an den unteren Seiten des Körpers ge
lähmt. Auf Rath des Arztes wurde das
Kind nach Kiel ins Krankenhaus geschafft,
ist dort indeß nach mehrtägiger Krankheit
gestorben.
Husum, 28. Febr. Den Urhebern der
hier vorgekommemen Einbrüche ist man
den „H. W." zufolge bisher nicht auf die
Spur gekommen. Wahrscheinlich handelt
es sich um fremde Spitzbuben, die unserer
Gegend einen Besuch abgestattet haben
In der Mildstedter Kirche ist in derselben
Nacht eingebrochen worden. Leider ist bei
dem Einbruch ein werthvolles Fenster, das
der Kirche von Apotheker Jngwersen Hier
selbst geschenkt war, zerstört worden. Die
Diebe haben die an der Kirche hängende
Leiter benutzt, um an das betreffende
Fenster zu gelangen. Es ist vollständig
zertrümmert; die Bleieinfassungen der
Scheiben sind durchschnitten, man hat eine
zweite Leiter hineingeschoben und ist an
dieser wieder hinabgestiegen. Das Altar
tuch war vom Altar heruntergerissen und
elbst oben auf der Orgel waren die
Spuren der Einbrecher zu erkennen. Im
Thurm befanden sich mehrere Sammel
büchsen für Miffionszwecke rc. Die eigent
liche Armenbüchse wird nach jedem Gottes
dienste nach dem Pastorate gebracht. Die
genannten Büchsen sind erbrochen, jedoch,
was den Vorfall räthselhaft erscheinen
läßt, nicht geleert Ob ein Theil des In
Halts fehlt, kann natürlich nicht festgestellt
werden. Ob die Einbrecher verscheucht
md oder ob ihnen bei dem Kirchenraube
das Gewissen erwacht ist, bleibt dunkel.
Tondern, 3. März. Zu dem Mrttel-
chulexamen, welches hier morgen semen
Anfang nimml, haben sich 22 Herren ge
meldet. Im Anschluß an dieses Examen
mdet die Rektoratsprüfung statt, wozu
ich 9 Examinanden einfinden werden.
Die Deutsche Creditbauk in Haders-
leben hat für das verflossene Geschäftsjahr
bei einem Reinertrag von 18,978 Mk.
eine Dividende von 12 pCt. an die Mit-
glieder vertheilt und überdies dem Reserve-
ftnds 9000 Mk. überwiesen. Dieser ist
auf rund 40,000 Mk. angewachsen. Die
Mitgliederzahl beträgt 288.
Bon der Eider, 1. März. Heute Nach
mittag 4'/2 Uhr findet im Gasthofe zu
Achterwehr eine Versammlung des Obst-
bauvercins statt. Herr Wanderlehrer Lesser
wird einen Vortrag halten. — Die
Baggerarbeiten bei Königsförde sind wieder
aufgenommen, nachdem das Eis im Kanal
vom Osterraderholz bis Flemhudersee, auf
gebrochen ist. Die Brücke über den Kanal
ist abgebrochen. Das Eis auf dem Kanal
war an einigen Stellen nicht sicher, sodaß
bei Landwehr die Pferde eines Gutsbesitzers
einbrachen; dieselben wurden aber gerettet.
Der harte Winter hat voraussichtlich Ab
schied genommen. Darüber kann auch nur
Freude herrschen, denn die verheiratheten
Kanalarbeiter haben seit 5 Wochen keine
Arbeit gehabt und die Landleute sind an
Stellen noch recht weit mit ihrer Feldarbeit
im Rückstände. Man hofft, vaß das Winter
korn hübsch grün unter dem Schnee liegt
und sich gehalten hätte; dagegen sieht man,
daß die junge Saat eine vermoderte gelbe
Farbe hat.
> Hohuer Harde, 3. März. Eine be
kannte alte Bauernregel lautet: „Märzen
schnee thut den Saaten weh." In der
That, nichts kann unseren Roggenfeldern
mehr Schaden bringen, als die augen
blickliche Witterung. Der am Tage herr
schende helle Sonnenschein macht den Schnee
schmelzen, so daß sich eine Menge Waffer
um die jungen Pflanzen ansammelt. Wegen
des gefrorenen Bodens kann dasselbe nicht
in das Erdreich einsinken und die Pflanzen
stehen bei dem Abend und in der Nacht
eintretenden Frost in Eis. Wenn nicht
bald andere Witterung eintritt, so sieht es
für die Wintersaat keineswegs rosig aus-
X Rendsburg, 3. März. In der gestrigen
Sitzung des Kreistages wurden zunächst die neu
eingetretenen Mitglieder eingeführt. Es waren
dieses die Herren Dr. Volbehr-Rendsburg, Stolley-
Fockbek, Stahl-Schenefeld, Wittmack-Maisborstel
und Hebbeln-Lütjenwestedt. Der wichtigste Gegen
stand der Tagesordnung betraf die Beschluß
fassung über die Vertherlung und Aufbringung
der Kreisabgaben. Zur Zeit besteht hierfür iw
Kreise Rendsburg folgende Norm:
Die Kreissteuern sind auszubringen zu 40 pCt.
nach Klassen- und Einkominensteuer, unter Frei
lassung der ersten Stufe der Klassensteuer und
zu je 20 pCt. nach Grund-, Gebäude- und Ge
werbesteuer, und ist der Fiskus mit 40 pCt. der
Grund- und Gebäudesteuer heranzuziehen.
Stach dieser Ikon» hat bei einer zu Grunde
gelegten Kreislastensumme von 100000 Mk. die
Stadt 36169 Mk. auszubringen. Ob diese Norw
ür die Form für die Folge wird aufrecht er
halten werden können, wird vom Kreisausschuß
als fraglich hingestellt. Jedenfalls würde für die
Beibehaltung derselben die Genehmigung des
Bezirksausschusses erforderlich sein. Der Kreis-
Ausschuß schlägt nun folgende Norm vor:
Der Bedarf an Kreissteuern ist als Zuschlag
zu den staatlich veranlagten Real- und Personal
teuern aufzubringen, so daß für je 2 pCt. der
Einkominensteuer 1 pCt. der Grundsteuer und
pCt. der Gebäude-, Geiverbe- und Betriebs
teuer zur Erhebung gelangen.
Der Fiskus wird mit der Grund- und Ge
bäudesteuer um die Hälft« desjenigen Prozent
satzes stärker zu belasten sein, mit welchem die
Einkominensteuer herangezogen ivird. Der Bei
trag der Stadt würde in diesem Falle 36 47t
Mark betragen, also noch etwas mehr, als nach
der bisherigen Norm. Auch diese Festsetzung
würde der Genehmigung des Bezirksausschusses'
bedürfen. Diese Genehmigung würde nicht er
forderlich sein, wenn folgende Norm zur Ein
führung gelangen würde:
Der Bedarf an Kreissteuern wird als Zuschlag
zu den staatlich veranlagten Real- und Personal
steuern ausgebracht und zwar durchs gleichmäßig!
Zuschläge zur Grund-, Gebäude-, Gewerbe- urU>
Betriebssteuer, sowie Einkommensteuer.
Der Fiskus wird niit der Grund- und Ge
bäudesteuer »in das Ursache des zur Erhebung
gelangenden Prozentsatzes höher zu belasten sein,
wie die übrigen Steuern.
Hiernach würde sich die von der Stadt zü
leistende Quote ans 29733 Mk. ermäßigen, liw
eine weitere Entlastung der Stadt herbeizu
führen, bea. lragte Herr Bürgermeister von
Lilienslern die Persvnalsteuer mit 125 pCt. und
Realsteuern (Grund-, Gebäude-, Gewerbe-
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und Betriebssteuer) mit nur je 100 pCt. zu be
lasten. Während Herr Senator Hollesen diesen
Vorschlag leohast unlersrützte, beantragte Heft
GiissmanmNortof auch die Gewerbesteuer mü
nur 100 pCt. zu belasten. Die Abstimmung
ergab die Annahme der vom Kreisausschuß
befürworteten Norm mit 17 gegen 7 Stimmen.
Falls diese Feststellung nicht die Genehmigung
des Bezirksausschusses erhalten und ein ander
weitiger gültiger Beschluß in dieser Sache nicht
gefaßt werden sollte, würde die gleichmäßige
Vertyeilung der Kreislasten auf die verschicüenen
Stenerarten zur Einführung gelangen müssen-
Der nächste Verhandlungsgegenstand betraf
die gutachtliche Aeußerung des Kreistages über
eine Grenzregulierung zwischen der Stadt
Rendsburg und der Gemcide Budelsdorf. Die
Grenze zwischen ocr Stadt Rendsburg und der
Gemeinde Büdclsdors ichnerüet eine Koppel des
Direktor Meyn zu Budelàrs in gerader Linie.
Die Koppel i,t von ihrem Bescher zu Bauplätzen
ausgelegt und über dieselbe ist eine Straße an
gelegt worden, lvelche die Grenze an mehreren
Punkten kreuzt. Die,er Umstand wird nach Be
bauung der Grundstücks einen erheblichen Wider-
streit der beider,ettigeri kommunalen Interessen
herbeiführen und es i)i daher eine Grenz-
regullerung in Anregung gekommen. Die Be-
AftUgien, d. h. Sladt Rendsburg, die Gemeinde
Budelsdorf und der Besitzer des Grundstücks
surd damil^ einverstanden, daß die Grenze dem
Zuge der Straße folgend festgestellt werde, doch
will di« Stadt Rendsburg die Grenze an der
Westküste der Straße und zwar so festgestellt
wissen, daß die ganze Straße der Gemeinde
Büüclsdocf verbleibt, während die Gemeinde
Budelsdorf umgekehrt, die Grenze an der öst
lichen Seile der Straße entlang führen, und die
ganze Straße der Stadt Rendsburg überlassen
will.
Die Angelegenheit hat den Kreistug bereits
in seiner Sitzung vom 4. Juli 1894 beschäftigt,
doch kam damals ein Beschluß nicht zu Stande.
Der Kreisausichuß hatte dem Kreistage vorge-
'chlagen, sein «Gutachten dahin abzugeben, daß
als Grenze zweckmäßig die Mitte der neu ange
legten Straße festzusetzen sei und solches wird
auch jetzt dem Kreistag anheim gegeben. Der
selbe beschloß dem Antrage gemäß.
Auf Antrag des Kreisausschusses wurde dst
Beivilligung ^nachstehender Subventionen fü«
das Jahr 1895—96 ausgesprochen:
1. An den Zweig-Verein der Kaiser Wilheli»
tiftung 60 Mt. 'I. Fortbildungsschulen Hohen-
Je eine,
in 6 Stl
E. Lister
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