Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 1)

— Die sogenannten Konservativen 
sind sehr unzufrieden mit der Auswahl 
der zur Theilnahme an den Verhand 
lungen des Staatsraths berufenen Per 
sonen. So ist der Führer des Bundes 
der Landwirthe v. Plötz nicht eingeladen 
worden, ebensowenig der Führer der 
rheinischen Agrarier, Frhr. v. Los. Da 
gegen hätte man, wie das „Volk" klagt, 
befremdlicher Weise den Grafen Dönhoff 
Friedrichstein eingeladen, obwohl derselbe 
aus der konservativen Fraktion „hinaus 
gethan" worden sei. Ebenso habe man 
den Grafen Kleist eingeladen, obwohl der- 
selbe der intimste politische Freund Hell 
dorffs sei. Sehr richtig fühlt auch das 
„Volk" heraus, daß „bei der Ausdehnung 
der Tagesordnung der Staatsrathstagung 
dasjenige, was sie dadurch an zeitlicher 
Ausdehnung gewinnt, ihr an Nachdruck in 
Bezug auf den Kernpunkt, die Frage der 
Hebung der Getreidepreise, verloren gehen 
soll". 
Die Majestätsbeleidigungen 
sollen nach der „Volksztg." derart. zuneh 
men, daß ein Untersuchungsrichter in Ber 
lin in derselben Woche nicht weniger als 
6 8 Fälle solcher Anklagen zu bearbeiten 
hatte. — Das erscheint kaum glaublich. 
— Dem Grafen Herbert Bis 
marck ist es sehr unangenehm, 
daß die „Kreuzztg." seine offenherzigen 
Aeußerungen aus den Verhandlungen der 
wirthschaftlichen Vereinigung veröffentlicht 
hat. Bekanntlich hat danach Graf Bis 
marck gesagt, die Handelsvertragspolitik 
sei gar nicht genug zu verurtheilen. Die 
selbe sei der Ausfluß eines politischen 
Leichtsinns, wie er gar nicht schlim 
mer zu denken sei. Dieser Fehler müsse 
der Regierung immer wieder unter die 
Nase gerieben werden. — Die „Berl. 
Neuest. Nachr." versuchen nun, jede Ver 
antwortlichkeit des Grafen Bismarck für 
den Bericht der „Kreuzztg." abzulehnen. 
Ueber die Sitzung der wirthschaftlichen 
Vereinigung hätte nichts veröffentlicht wer< 
den sollen, um derselben den Charakter 
des vertraulichen Meinungsaustausches zu 
wahren. — Das ist ja gerade das P i> 
kante, daß auf diese Weise die wir k- 
liche Meinung des Grafen Bismarck 
ebenso zum Vorschein gekommen ist, wie 
die Ansicht der Bündler über den Minister 
v. Köllrr in dem Brief an den „hohen 
Chef". 
— Die Gewerbe kommissi on des 
Reichstags nahm mit 8 gegen 6 Stim 
men die Regierungsvorlage an, wonach der 
Kleinhandel mit Bier bei Unverläßlichkeit 
der Gewerbetreibenden zu untersagen ist. 
— Für die Hinterbliebenen der 
beim Untergang der „Elbe" Verunglückten 
sind bei dem hiesigen Unterstützungs-Comitö 
103,014 Mk. eingegangen. 
Berlin, 28. Febr. Ein Stadtbahn 
räuber ist am Mittwoch Abend auf der 
Station Warschauerstraße in der Person 
des 18jährigen Kürschners Hermann 
Große, bei seinen Eltern in Friedrichs 
berg wohnhaft, verhaftet worden. Er 
hatte in einem Coupee zweiter Klasse eine 
Frau unter Bedrohungen mit einem Re 
volver zur Herausgabe ihrer Baarschaft 
gezwungen Bei seiner Vernehmung ou : 
dem Polizeibüreau legte der freche Bursche 
das Geständniß ab, daß er bereits am 
Montag > Abend eine nach Rummelsburg 
fahrende Dame mit dem Revolver bedroht 
habe. Dieselbe sei jedoch aus dem Zuge 
hinausgesprungen. 
Ungefähr der fünfteTheil der städ 
tischen Beamten soll in Berlin an 
Influenza erkrankt sein. Nach einer 
Lokalkorrespondenz ist im Reichsmarineamt 
ein Drittel der Beamten an der In 
fluenza erkrankt, in der Geh. Registratur 
des Oberkommandos der Marine war an 
einem der letzten Tage das ganze Per 
sonal dienstunfähig. Zu der Refe 
rendariats-Prüfung im Kammerge 
richte waren am Freitag die vier Kandi 
daten vergeblich erschienen und mußten 
in ihrem Wichse unverrichteter Sache 
wieder nach Hause gehen, da der Vorsitzende 
der Prüfungskommission, Senatspräsident 
Lettgau, wegen Jnfluenzaanfalles am Er 
scheinen verhindert war. Auch die gericht 
lichen Verhandlungen leiden unter der 
Epidemie. Ein anschauliches Bild zu 
gleich von der Ueberbürdung der Gerichts 
Höfe bot sich am Sonnabend vor der achten 
Strafkammer dar. Vor dieser waren 30 
Anklagen wegen Polizei- u. s. w. Ueber- 
tretungen zur Verhandlung in der Be 
rufungsinstanz angesetzt. Gegen 3 Uhr 
waren 23 Sachen abgewickelt, da erklärte 
der amtircnde Staatsanwalt Stachow II, 
außer Stande zu sein, den Verhandlungen 
noch weiter zu folgen. Da er Rekonvales 
cent sei, gestatte ihm sein körperlicher Zu 
stand nicht, länger als 6 Stunden, un 
mittelbar neben dem warmen Ofen sitzend 
und schlechte Luft einathmend, seines Amtes 
zu walten. Nach seiner Ansicht würden 
inimer zu viel Sachen auf einen Tag gesetzt. 
Der Gerichtshof folgte dem Antrage des 
Staatsanwalts, die übrigen 7 Sachen zu 
vertagen und die Sitzung zu schließen. 
Die Frau eines Berliner Industriellen 
— so schreibt man einem Berliner Blatte 
— wollte mit ihrem Bildniß dem Gatten 
eine Weihnachtsfreude bereiten, ließ von 
einem Hoskunsthändler sich an ein wer 
dendes Genie empfehlen und von diesem 
auf der Leinwand sich verewigen. Die 
Dame erschien zu etwa fünfzehn Sitzungen, 
jedoch war all die Mühe umsonst gewesen, 
denn als das Bild auf dem Weihnachts 
tisch prangte, konnte von 30 Laien und 
Künstlern aus der Bekanntschaft kein 
Einziger eine Aehnlichkeit entdecken. Der 
Maler versprach Aenderungen, doch führten 
diese nach allgemeinem Urtheil auch nicht 
weiter. Inzwischen kam die Fasching- und 
Ballzeit, das Genie brauchte Geld und 
sandte eine Zahlungsaufforderung durch 
den Rechtsanwalt. Nach allseitigem Rath 
entschloß sich die Bestellerin, das Urtheil 
eines gerichtlichen Sachverständigen abzu 
warten. Dieses Urtheil erfolgte und lautete 
dahin: Das Bild sei zwar nicht gut, 
doch Aehnlichkeit ließe sich ihm nicht ab 
sprechen, denn ein Porträt sei ähnlich, 
wenn es möglich wäre, aus einer Reihe 
von etwa fünf Damen die gemalte zu er 
kennen. Nach einer so hochwcisen Ent 
scheidung aus dem Munde des Herrn ge 
richtlichen Sachverständigen, Professors 
der Akademie und der Künste u. s. w., 
zog die Auftraggeberin es vor, keine Ver- 
urtheilung abzuwarten, und zahlte. 
Posen, 28. Febr. Zum „Kampf für 
Religion, Ordnung und Sitte" bringt die 
Germania" folgenden Beitrags Im 
Chrosnizer Wäldchen bei Bentschen (Pro 
vinz Posen) fand am 25. ds. Mts. ein 
Duell zwischen zwei Amtsrichtern 
statt, von denen der eine ein Anhänger 
des „Vereins zur Förderung des Deutsch 
thums", der andere Gegner des Vereins 
ist. Eine Meinungsverschiedenheit über 
tie Zweckmäßigkeit des Vereins soll die 
Ursache zu dem Zweikampf gewesen sein. 
Die Duellanten blieben beide unverletzt. 
Ein Formular für ein Führungs- 
attest wird der „Freis. Ztg." eingesandt. 
Der Bürgermeister zu Minden i. W. be 
scheinigt einem Kaufmann daselbst auf sein 
Ersuchen, „daß derselbe sich während dieser 
Zeit, soviel hier bekannt, gut geführt und 
sich sozialdemokratischen Bestrebungen nicht 
hingegeben hat." Das genannte Blatt 
bemerkt, daß das Formular dazu, u. A. 
auch die Stelle, daß der Betreffende sich 
sozialdemokratischen Bestrebungen nicht hin 
gegeben hat, gedruckt ist. Demgemäß 
wird also ein Attest in dieser Form Jeder 
mann ausgestellt, der überhaupt ein 
Führungsattest von dem Bürgermeister 
verlangt. Im gegebenen Falle wurde das 
Zeugniß verlangt im Interesse eines Ge- 
schäftsreisenden, also nicht etwa in Mili 
tärangelegenheiten. 
Barmen, 28. Febr. Der hoffnungsvolle, 
äußerst begabte 19jährige Sohn eines 
hiesigen Fabrikanten, der bereits seit vori 
gen Sonnabend spurlos verschwunden war. 
hat sich gestern Abend in Bonn erschossen 
Aus mehreren Briefen, die er von dort 
aus an seine hiesigen Freunde geschrieben 
hat, geht hervor, daß der junge Mensch 
einem amerikanischen Duell zum 
Opfer gefallen ist. Sein Vater, der ihm 
nach dem Bekanntwerden seines Aufent 
haltes gestern Nachmittag sofort nachreiste 
konme ihn nicht niehr retten. 
Auf bedauernswerthe Weise ist in der 
Nacht zum Freitag der Direktor des Land 
krankenhauses in Hanau Dr. Middeldorp- 
plötzlich verstorben. Er war leicht an 
der Influenza erkrankt und verlangte, um 
sich durch längeren Schlaf erholen zu 
können, nach Morphium. Von der im 
Landkrankenhause anwesenden Oberschwester 
wurde ihm, da nur Pulver in ganzen 
Grammen vorhanden waren, ein solches 
übermittelt, das er ohne nähere Prüfung 
an sich nahm, während die Schwester an 
genommen hatte, er werde die Dosis jeden 
falls selbst noch prüfen. Dr. Middeldorp' 
starb, ohne das Bewußtsein wieder erlangt 
zu haben. 
Ein Bankier in Frankfurt a. M. hat 
einen Agenten nach Kopenhagen geschickt, 
um mit einem dortigen Arzt über den An 
kauf seiner einzig dastehenden Sammlung 
australischer Briefmarken zu verhandeln. 
Der Arzt fordert für seine Sammlung 
100000Kronen, geboten sind ihm 75000. 
Wegen zahlreicher Uitterschlagungen von 
amtlichen Geldern wurde in Ncbra a. U. 
der Stadtkämmerer Huhn verhaftet. Die 
Unterschlagungen wurden bei einer Revision 
durch einen Beamten der Regierung ent 
deckt. Außer der Stadt ist namentlich die 
Kasse der landwirthschaftlichen Haushal 
tungsschule durch den ungetreuen Beamten 
geschädigt worden. 
Ueber die Zunahme der Sozial 
demokratie im Wahlkreise Eschwegc- 
Schmalkaldeu schreibt der in Schmalkalden 
erscheinende „Thür. Hausfreund": „Daß 
die sozialdemokratische Stimmenzahl riesig 
gewachsen ist, kann nicht wunder nehmen. 
Hier zeigt sich klar und deutlich, daß unsere 
gegenwärtigen Zustände keineswegs erfreu- 
licher Natur sind, und daß die ungünstige 
Geschäftslage immer weitere Kreise in das 
Lager der Unzufriedenheit treibt. Nicht 
weniger als 1562 Stimmen hat die So 
zialdemokratie neu erobert, und zwar aus- 
chließlich in den Kreisen Eschwege und 
Witzenhausen. Daß es sich hier am wenig- 
len um überzeugte Sozialdemokraten han 
delt, ist sonnenklar. Wir leben in einer 
Zeit der allgemeinen Unzufriedenheit, und 
Zahlreiche Wähler geben bei der Wahl 
ihrem Unmuth dadurch Ausdruck, daß sie 
ihre Stimmen demjenigen Kandidaten geben, 
welcher der Regierung am wenigsten ge 
nehm ist. Die Regierung könnte aus dieser 
Wahl viel lernen, wenn sie es wollte. 
Dieser hörbare Ruck nach links, welcher 
bei der Reichstagswahl am Donnerstag 
erfolgt ist, bedeutet einen flammenden 
Protest gegen die derzeitige politische Lage. 
Es giebt nur ein Mittel gegen das riesen 
hafte Anwachsen der Sozialdemokratie, und 
dieses Mittelheißt: Freiheitliche Politik! 
Keine Reaktion! 
An den Abg. Frhrn. v. Manteuffel 
haben die Tabakindustrieellen der Stadt 
Finstcrwalde aus seinem Wahlkreis eine 
Eingabe gerichtet, in welcher sie unter 
Schilderung der schweren Nachtheile der 
Tabaksteuervorlage für die dortige Tabak- 
Industrie die Erwartung aussprechen, daß 
derselbe der Vorlage seine Zustimmung 
versagen werde. 
In Scharnbeck ist nach dem „Vorwärts" 
in zwei Cigarrenfabriken sämmtlichen 
Arbeitern gekündigt worden für 
den Fall, daß die Tabaksteuer angenommen 
würde. 
Ein böser Druckfehler findet sich im 
diesjährigen Adreßbuch von" Mannheim 
Da ist ein Herr, seines Zeichens Kassen 
diener bei der Reichsbank, durch einen 
unglücklichen Zufall als Kassendieb 
bezeichnet. 
Regensburg, 2. März. Verschiedene 
Gruppen und Kreisverbände der bayrischen 
Bauernbundbewegung vereinigten sich in 
der heutigen Versammlung zu einem Bay 
rischen Bauernbunde unter Vorsitz 
des Barons von Thüngen; angenommen 
wurde der Antrag Kanitz; ferner die Be 
seitigung der Bodenzinsen, die Errichtung 
einer Staatshypothekenbank, die Herab 
setzung der Zinslasten und die Ablösung 
der bäuerlichen Hypothekenschulden befür 
wortet. 
Hamburg, 1. März. Ein Raub üb er- 
fall wurde heute früh 7 Uhr auf ein 
Dienstmädchen in der Hansa-Straße von 
einem Strolch gemacht. Das Mädchen 
hatte ein Portemonnaie in der Hand und 
suchte der Frevler dasselbe zu entreißen, 
wobei er der Angegriffenen mehrere Schläge 
auf den Kopf gab. Auf deren Hülferufe 
kamen mehrere Arbeiter hinzu, doch gelang 
dem Strolch zu entkommen, ohne das 
Portemonnaie erhalten zu haben. Das 
arme Mädchen wurde schwer verletzt ins 
Hospital gebracht. 
Der Rechtsanwalt Dr. Bert hold wird, 
weil er seinem Freunde Dr. Samuelsohn 
einen Revolver im Gefängniß zugesteckt, 
auf Grund des § 257 des Strafgesetzbuches, 
wegen Begünstigung eines Verbrechens, 
unter Anklage gestellt werden. 
Hamburg, 2. März. Wie verlautet, 
wird hier demnächst eine neue Bersiche 
rungs-Gesel lschaft mit einem Aktien 
kapital von vier Millionen Mark, wovon 
eine Million eingezahlt werden soll, ge 
gründet werden. Die Gesellschaft wird 
sich außer der Feuerversicherung mit allen 
Arten der Versicherungen, in erster Linie 
jedoch mit der See-, Fluß und Unfall 
Versicherung befassen. 
Provinzielles. 
Altona, 3. März. Auch Graf W a l 
der see, der kommandirende General des 
9. Armeekorps, ist von einem heftigen 
Influenza-Anfall betroffen und muß infolge 
dessen das Bett hüten. 
- Der bekannte Groß-Mühlenbesitzer 
Cäsar Lange in Altona, in Firma H. 
Lange u. Co., ist nach längerem Leiden, 
52 Jahr alt, verstorben. Derselbe war 
eine durch sein liebenswürdiges Wesen, 
wie durch seine Geschäftsgewandtheit allge 
mein hochgeachtete Persönlichkeit an der 
Hamburger Börse. 
- Dr. Rudolf Schleid en, von 1868 
bis 1870 rechtsgelehrter Senator in Altona, 
ist im 80. Lebensjahre in Freiburg i. Br. 
gestorben. Rudolf Schleiden wurde am 
22. Juli 1815 in Ascheberg geboren, 
tudirte die Rechte und trat dann in den 
dänischen Staatsdienst. 1848 wurde er 
von der provisorischen Regierung in den 
Bundesrath entsendt, war in den fünfziger 
Jahren Ministerresident erst für Bremen, 
dann für die drei Hansestädte in Washington 
und von 1865—1866 hanseatischer Minister 
resident in London. Am 7. April 1868 
wurde er zum besoldeten Senator in Altona 
gewählt und schied am 1. September 1870 
aus dieser Stellung. Von nun an lebte 
er als Privatmann in Freiburg in Br. 
1867—73 gehörte er als Mitglied der 
deutschen Reichspartei dem norddeutschen, 
dann chem deutschen Reichstage an. Er 
vertrat den Wahlkreis Altona - Oldesloe. 
Schleiden hat verschiedene Schriften ver 
saßt, von denen zu nennen sind „Das staats 
rechtliche Verhältniß der Herzogthümer 
Schleswig-Holstein", „Zum Verständniß 
der deutschen Frage", „Reiseerinnerungen 
aus den Bereinigten Staaten in Amerika", 
„Jugenderinnerungen eines Schleswig- 
Holsteiners". Der Verewigte >var ein 
treuer Sohn seiner schleswig-holsteinischen 
Heimath und ein vornehmer, geradsinniger 
Charakter. Sein Andenken bleibt in Ehren! 
Ein schrecklicher Unglücksfall ereig 
nete sich heute nachmittag in der großen 
Dampfgerberei von Piening in Elmshorn, 
indem ein Lehrling in die frische Kalkgrube 
fiel. Derselbe wurde in stark verbrühtem Zu 
stände mittelst Tragkorb in das Kranken 
haus geschafft. 
Neumünster, 2. März. In geradezu er 
schreckendem Maße herrscht zur Zeit in 
unserer Stadt die Influenza. Zwar 
tritt dieselbe diesmal minder gefährlich auf, 
jedoch kaum eine Familie in der Stadt ist 
in den letzten Wochen von dem unheim 
lichen Gaste verschont geblieben, und in 
fast allen Geschäften machen sich zahlreiche 
Erkrankungen bemerkbar. Noch immer 
fehlen bestimmte hygienische Vorbeugungs 
mittel, sowie ein sicheres Heilverfahren. 
Als Volksarzneimittel wird in zahllosen 
Erkrankungsfällen zumeist zu Cognac und 
zu schweren, erhitzenden Getränken Zuflucht 
genommen, obwohl keineswegs bislang die 
Zuträglichkeit solcher Mittel feststeht. (H. C.) 
0 Neumünster, 3. März. Herr Büse 
Hierselbst soll vorbehaltlich der Kon- 
zessionsertheilung, die im neuen Stadt 
theile zu Rendsburg neu angelegte Gast 
wirthschaft „Vinzier-Hof" für die Summe 
von 47 500 Mark gekauft haben. 
Kiel, 27. Febr. Im Getreidegeschäst ist 
es ferner still und lustlos und Preise un 
verändert. Heutige Rotirungen sind per 
1000 Kilo: Weizen nach Qual, von 100 
bis 125 Mk., Roggen nach Qual, von 
100 bis 115 Mk., Gerste nach Qual, von 
95 bis 110 Mk., Hafer nach Qual, von 
100 bis 120 Mk. 
? Kiel, 2. März. Nach sehr langer 
Pause hielt die hiesige Ortsabtheilung 
des deutschen Vereins für das 
nördliche Schleswig gestern eine Ver 
sammlung unter Vorsitz des Hardesvogts 
a. D. Gotthard ab. Wie aus dem 
Jahresbericht über das verflossene Jahr 
sich ergab, hat sich das Interesse für die 
Bestrebungen des Vereins in nicht geringem 
Maße gesteigert, da auch zahlreiche Mit 
glieder dem Verein beigetreten sind. Nach 
dem die Vorstandswahl vorgenommen, 
welche durchweg eine Wiederwahl der aus 
scheidenden Mitglieder ergab, hielt der als 
Gast anwesende Pastor Jacobsen aus 
Scherrebek im Kreise Hadersleben einen 
etwa Inständigen Vortrag über das 
Thema: „Um den nationalen Sieg des 
Deutschthums in der Nordmark herbeizu 
führen, bedürfen wir wirthichaftliche Hilfs- 
fräste." Der Vortragende entwarf ein 
Bild der Verhältnisse in Nordschleswig, 
der eifrigen Wirksamkeit der Dänenfreunde 
durch Presse, Vereinswesen und auf wirth- 
schaftlichem Gebiete und betonte die Noth 
wendigkeit der vom deutschen Verein für 
das nördliche Schleswig seit 1891 ver 
tretenen Bestrebungen. An die begeistert 
aufgenommene Rede schloß sich eine län 
gere, anregende Debatte. 
Ein trauriger Fall ereignete sich rn 
Ahrensbök. Die 12jährige Tochter des 
Arbeiters Pries hatte mit andern Kindern 
im Schnee gespielt, sich dann auf den 
kalten Erdboden gesetzt und wurde dadurch 
an den unteren Seiten des Körpers ge 
lähmt. Auf Rath des Arztes wurde das 
Kind nach Kiel ins Krankenhaus geschafft, 
ist dort indeß nach mehrtägiger Krankheit 
gestorben. 
Husum, 28. Febr. Den Urhebern der 
hier vorgekommemen Einbrüche ist man 
den „H. W." zufolge bisher nicht auf die 
Spur gekommen. Wahrscheinlich handelt 
es sich um fremde Spitzbuben, die unserer 
Gegend einen Besuch abgestattet haben 
In der Mildstedter Kirche ist in derselben 
Nacht eingebrochen worden. Leider ist bei 
dem Einbruch ein werthvolles Fenster, das 
der Kirche von Apotheker Jngwersen Hier 
selbst geschenkt war, zerstört worden. Die 
Diebe haben die an der Kirche hängende 
Leiter benutzt, um an das betreffende 
Fenster zu gelangen. Es ist vollständig 
zertrümmert; die Bleieinfassungen der 
Scheiben sind durchschnitten, man hat eine 
zweite Leiter hineingeschoben und ist an 
dieser wieder hinabgestiegen. Das Altar 
tuch war vom Altar heruntergerissen und 
elbst oben auf der Orgel waren die 
Spuren der Einbrecher zu erkennen. Im 
Thurm befanden sich mehrere Sammel 
büchsen für Miffionszwecke rc. Die eigent 
liche Armenbüchse wird nach jedem Gottes 
dienste nach dem Pastorate gebracht. Die 
genannten Büchsen sind erbrochen, jedoch, 
was den Vorfall räthselhaft erscheinen 
läßt, nicht geleert Ob ein Theil des In 
Halts fehlt, kann natürlich nicht festgestellt 
werden. Ob die Einbrecher verscheucht 
md oder ob ihnen bei dem Kirchenraube 
das Gewissen erwacht ist, bleibt dunkel. 
Tondern, 3. März. Zu dem Mrttel- 
chulexamen, welches hier morgen semen 
Anfang nimml, haben sich 22 Herren ge 
meldet. Im Anschluß an dieses Examen 
mdet die Rektoratsprüfung statt, wozu 
ich 9 Examinanden einfinden werden. 
Die Deutsche Creditbauk in Haders- 
leben hat für das verflossene Geschäftsjahr 
bei einem Reinertrag von 18,978 Mk. 
eine Dividende von 12 pCt. an die Mit- 
glieder vertheilt und überdies dem Reserve- 
ftnds 9000 Mk. überwiesen. Dieser ist 
auf rund 40,000 Mk. angewachsen. Die 
Mitgliederzahl beträgt 288. 
Bon der Eider, 1. März. Heute Nach 
mittag 4'/2 Uhr findet im Gasthofe zu 
Achterwehr eine Versammlung des Obst- 
bauvercins statt. Herr Wanderlehrer Lesser 
wird einen Vortrag halten. — Die 
Baggerarbeiten bei Königsförde sind wieder 
aufgenommen, nachdem das Eis im Kanal 
vom Osterraderholz bis Flemhudersee, auf 
gebrochen ist. Die Brücke über den Kanal 
ist abgebrochen. Das Eis auf dem Kanal 
war an einigen Stellen nicht sicher, sodaß 
bei Landwehr die Pferde eines Gutsbesitzers 
einbrachen; dieselben wurden aber gerettet. 
Der harte Winter hat voraussichtlich Ab 
schied genommen. Darüber kann auch nur 
Freude herrschen, denn die verheiratheten 
Kanalarbeiter haben seit 5 Wochen keine 
Arbeit gehabt und die Landleute sind an 
Stellen noch recht weit mit ihrer Feldarbeit 
im Rückstände. Man hofft, vaß das Winter 
korn hübsch grün unter dem Schnee liegt 
und sich gehalten hätte; dagegen sieht man, 
daß die junge Saat eine vermoderte gelbe 
Farbe hat. 
> Hohuer Harde, 3. März. Eine be 
kannte alte Bauernregel lautet: „Märzen 
schnee thut den Saaten weh." In der 
That, nichts kann unseren Roggenfeldern 
mehr Schaden bringen, als die augen 
blickliche Witterung. Der am Tage herr 
schende helle Sonnenschein macht den Schnee 
schmelzen, so daß sich eine Menge Waffer 
um die jungen Pflanzen ansammelt. Wegen 
des gefrorenen Bodens kann dasselbe nicht 
in das Erdreich einsinken und die Pflanzen 
stehen bei dem Abend und in der Nacht 
eintretenden Frost in Eis. Wenn nicht 
bald andere Witterung eintritt, so sieht es 
für die Wintersaat keineswegs rosig aus- 
X Rendsburg, 3. März. In der gestrigen 
Sitzung des Kreistages wurden zunächst die neu 
eingetretenen Mitglieder eingeführt. Es waren 
dieses die Herren Dr. Volbehr-Rendsburg, Stolley- 
Fockbek, Stahl-Schenefeld, Wittmack-Maisborstel 
und Hebbeln-Lütjenwestedt. Der wichtigste Gegen 
stand der Tagesordnung betraf die Beschluß 
fassung über die Vertherlung und Aufbringung 
der Kreisabgaben. Zur Zeit besteht hierfür iw 
Kreise Rendsburg folgende Norm: 
Die Kreissteuern sind auszubringen zu 40 pCt. 
nach Klassen- und Einkominensteuer, unter Frei 
lassung der ersten Stufe der Klassensteuer und 
zu je 20 pCt. nach Grund-, Gebäude- und Ge 
werbesteuer, und ist der Fiskus mit 40 pCt. der 
Grund- und Gebäudesteuer heranzuziehen. 
Stach dieser Ikon» hat bei einer zu Grunde 
gelegten Kreislastensumme von 100000 Mk. die 
Stadt 36169 Mk. auszubringen. Ob diese Norw 
ür die Form für die Folge wird aufrecht er 
halten werden können, wird vom Kreisausschuß 
als fraglich hingestellt. Jedenfalls würde für die 
Beibehaltung derselben die Genehmigung des 
Bezirksausschusses erforderlich sein. Der Kreis- 
Ausschuß schlägt nun folgende Norm vor: 
Der Bedarf an Kreissteuern ist als Zuschlag 
zu den staatlich veranlagten Real- und Personal 
teuern aufzubringen, so daß für je 2 pCt. der 
Einkominensteuer 1 pCt. der Grundsteuer und 
pCt. der Gebäude-, Geiverbe- und Betriebs 
teuer zur Erhebung gelangen. 
Der Fiskus wird mit der Grund- und Ge 
bäudesteuer um die Hälft« desjenigen Prozent 
satzes stärker zu belasten sein, mit welchem die 
Einkominensteuer herangezogen ivird. Der Bei 
trag der Stadt würde in diesem Falle 36 47t 
Mark betragen, also noch etwas mehr, als nach 
der bisherigen Norm. Auch diese Festsetzung 
würde der Genehmigung des Bezirksausschusses' 
bedürfen. Diese Genehmigung würde nicht er 
forderlich sein, wenn folgende Norm zur Ein 
führung gelangen würde: 
Der Bedarf an Kreissteuern wird als Zuschlag 
zu den staatlich veranlagten Real- und Personal 
steuern ausgebracht und zwar durchs gleichmäßig! 
Zuschläge zur Grund-, Gebäude-, Gewerbe- urU> 
Betriebssteuer, sowie Einkommensteuer. 
Der Fiskus wird niit der Grund- und Ge 
bäudesteuer »in das Ursache des zur Erhebung 
gelangenden Prozentsatzes höher zu belasten sein, 
wie die übrigen Steuern. 
Hiernach würde sich die von der Stadt zü 
leistende Quote ans 29733 Mk. ermäßigen, liw 
eine weitere Entlastung der Stadt herbeizu 
führen, bea. lragte Herr Bürgermeister von 
Lilienslern die Persvnalsteuer mit 125 pCt. und 
Realsteuern (Grund-, Gebäude-, Gewerbe- 
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und Betriebssteuer) mit nur je 100 pCt. zu be 
lasten. Während Herr Senator Hollesen diesen 
Vorschlag leohast unlersrützte, beantragte Heft 
GiissmanmNortof auch die Gewerbesteuer mü 
nur 100 pCt. zu belasten. Die Abstimmung 
ergab die Annahme der vom Kreisausschuß 
befürworteten Norm mit 17 gegen 7 Stimmen. 
Falls diese Feststellung nicht die Genehmigung 
des Bezirksausschusses erhalten und ein ander 
weitiger gültiger Beschluß in dieser Sache nicht 
gefaßt werden sollte, würde die gleichmäßige 
Vertyeilung der Kreislasten auf die verschicüenen 
Stenerarten zur Einführung gelangen müssen- 
Der nächste Verhandlungsgegenstand betraf 
die gutachtliche Aeußerung des Kreistages über 
eine Grenzregulierung zwischen der Stadt 
Rendsburg und der Gemcide Budelsdorf. Die 
Grenze zwischen ocr Stadt Rendsburg und der 
Gemeinde Büdclsdors ichnerüet eine Koppel des 
Direktor Meyn zu Budelàrs in gerader Linie. 
Die Koppel i,t von ihrem Bescher zu Bauplätzen 
ausgelegt und über dieselbe ist eine Straße an 
gelegt worden, lvelche die Grenze an mehreren 
Punkten kreuzt. Die,er Umstand wird nach Be 
bauung der Grundstücks einen erheblichen Wider- 
streit der beider,ettigeri kommunalen Interessen 
herbeiführen und es i)i daher eine Grenz- 
regullerung in Anregung gekommen. Die Be- 
AftUgien, d. h. Sladt Rendsburg, die Gemeinde 
Budelsdorf und der Besitzer des Grundstücks 
surd damil^ einverstanden, daß die Grenze dem 
Zuge der Straße folgend festgestellt werde, doch 
will di« Stadt Rendsburg die Grenze an der 
Westküste der Straße und zwar so festgestellt 
wissen, daß die ganze Straße der Gemeinde 
Büüclsdocf verbleibt, während die Gemeinde 
Budelsdorf umgekehrt, die Grenze an der öst 
lichen Seile der Straße entlang führen, und die 
ganze Straße der Stadt Rendsburg überlassen 
will. 
Die Angelegenheit hat den Kreistug bereits 
in seiner Sitzung vom 4. Juli 1894 beschäftigt, 
doch kam damals ein Beschluß nicht zu Stande. 
Der Kreisausichuß hatte dem Kreistage vorge- 
'chlagen, sein «Gutachten dahin abzugeben, daß 
als Grenze zweckmäßig die Mitte der neu ange 
legten Straße festzusetzen sei und solches wird 
auch jetzt dem Kreistag anheim gegeben. Der 
selbe beschloß dem Antrage gemäß. 
Auf Antrag des Kreisausschusses wurde dst 
Beivilligung ^nachstehender Subventionen fü« 
das Jahr 1895—96 ausgesprochen: 
1. An den Zweig-Verein der Kaiser Wilheli» 
tiftung 60 Mt. 'I. Fortbildungsschulen Hohen- 
Je eine, 
in 6 Stl 
E. Lister 
8. Heir 
Radfahi 
Mähren! 
kam. c 
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