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88steŗ Jahrgang.
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Mo. 41.
Montag, den 18 Iebŗuar
1895.
Morflen-Depeschen.
Berlin. 16. Febr. Die auf heute Vor
mittag angesetzte Audienz einer Abordnung
des Bundes der Landwirthe brim Kaiser
wurde abgesagt, weil der Kaiser leicht an
Influenza erkrankt ist. Auf den Rath der
Aerzte muß der Kaiser mehrere Tage das
Zimmer hüten.
Berlin. 16. Febr. Die Absage der Au
dienz der Abordnung des Bundes der
Landwirthe beim Kaiser erfolgte im letzten
Augenblick., als bereits die Wagen vorge
fahren waren, welche die Herren zum
Schlosse bringen sollten, durch eine Mit-
theiluug des Landwirthschaftsministers, daß
aus Grund eines Telegrammes des Ober
hofmarschallamts die Audienz auf unbe
stimmte Zeit verschoben werden müsse.
Saarbrücken, 18. Febr. Der Wacht-
P o st e n vor der neuen Jnfanteriekaserne
Hierselbst wurde gegen Mitternacht von
einem Wolfe im Nacken angepackt; doch
verscheuchte er das Raubthier. Der Sol-
dat ist unverletzt.
Budapest, 16. Febr. Seit heute früh
herrscht hier wieder ein kolossaler Schnee
sturm. Die Bahnzüge verkehren nur in
beschränkter Zahl. In manchen Gegenden
ist jeder Verkehr unmöglich. In Temes-
var schneit es feit 3 Tagen; dort herrschen
12 Grad Kälte.
Brüssel, 16. Febr. Heute Mittag wur
den hier große rothe Plakate an die Mauern
geschlagen, in denen die sozialistische Partei
gegen die Militäraushebung, die in den
Anschlägen „Blutlotterie" genannt wird,
protestirt und die Bevölkerung auffordert,
die Stimmzettel dazu zu benutzen, die Ab
schaffung der Armee zu verlangen, die
jährlich 60 Millionen koste.
Deutscher Reichstag.
39. Sitzung.
Berlin. 16. Februar.
Die Beratbung des Währungs-Antrages F.r i eb
be rg und Genossen wird fortgesetzt.
Abg. Siegle (nl): Durch Annahme des An
trages wird nach außen hin ein falscher Eindruck
Zweckt. Schon aus diesem Grunde kann ich als
Überzeugter Anhänger der Goldwährung den An
trag nicht annehmen. Nach meiner Ueberzeugung
renkt auch England gar nicht daran, sich an einer
^Eingehenden internationalen Vereinbarung zu
Abg. Leuschner (R.-P): Herr Schönlank be-
weist, wenn er im Interesse der Arbeiter den
-ounetaUismus bekämpft, damit nur. daß die So
zialdemokratie für die Arbeiter nicht sorgt. Was
"ützt Ihnen den, die Goldwährung; wenn die
Arbeiter brotlos werden, weil die Geschäfte alle
bUlnirt werd»n.
Abg, Richter (frs. Vp.): Ich kann der Re
gierung nur dafür danken, daß sie diese Gelegen
heit benutzt hat, um uns zu der Goldwährung
zu verhelfen. Abgesehen davon, daß wir das
Silber überhaupt als geeigneten Maßstab für die
Werthbemessung nicht halten, wollen wir auch
nur deshalb nicht, weil das Uebe, gangsstadium
von dem eineil zu dem anderen Maßstab zu den
größten Ungerechtigkeiten führen muß. Der An
trag ist erschöpft, wenn die Einladungen ergangen
sind. Der Herr Reichskanzler hat eine Erklärung
verlesen ganz im Thronredenstil. Der Sinn der
selben war: Bis jetzt haben wir darüber noch
keine Ansicht, wir werden daher die Meinungen
austausche.!!" — Wir haben überhaupt jetzt einen
Reichskanzler, der sehr lernbegierig ist (Heiter
keit.) Aber eine Regierung ist doch keine politi
sche Akademie, vielmehr muß sie doch feste Ueber
Zeugungen haben, die sie sich vorher gebildet hat.
(Beifall.) '
Abg. Friedberg (nl.): Es handelt sich hier
darmn, mit den Valuta-Differenzen ein Hinderniß
für den Weltverkehr aus deni Wege zu räumen.
Die Regelung der Währungs-Verhältnisse ist da
nach also nicht nur von agrarischer, sandeln auch
von handelswirthschaftlicher Bedeutung. Ohne
England geht die Sache freilich nicht, aber es ist
nicht anzunehmen, daß es sich einer Vereinbarung
widersetzen wird, denn auch England hat unter
den gegenwärtigen Zuständen mit Schwierigkeiten
zu kämpfen.
Staatssekretär Graf Posadowsky: Es ist
nicht zu bezweifeln, daß der schwindende Werth
des Silbers große Unzutrüglichkeiten mit sich
bringt. Auch für unseren Export nach Silber-
landern. Ebenso jetzt für unseren Silberbergbau.
Die Existenz der in di sein Bergbau beschäftigten
Arbeiter ist schwer gefährdet. Auch liegt die'Ge
fahr einer Nachprägung unserer Silbermünzen
für uns vor. Es ist doch nicht zu leugnen, daß
die Bewegung eine tiefgehende ist. Auch die
Monometallisten erkennen doch das Vorhandensein
von Uebelständen an. Und da kann man doch
wenigstens den Versuch machen, ob sich vielleicht
der Silberpreis heben läßt. Ich resümire mich
dahin: Die Früge ist von hoher Bedeutung, eilt
großer Theil der Landwirthschaft verspricht sich
Vortheil von dem Versuch einer Conferenz, uns
bei der Vertretung, da diese Frage hier seitens
einer überwiegenden Majorität des Reichstages
gefunden hat, war es doch Pflicht des Reichs
kanzlers, eine wohlwollende Prüfung zuzusagen.
(Beifall.) ° 1 a
Ein Schlußantrag wird jetzt angenommen;
nach einem Schlußworte des Abg. v. Kardorff
sieht sich der Schatzsekretär Graf Posadowsky noch
zu folgender Bemerkung veranlaßt: Herr von
Kardorfs hat im Laus seiner Rede angedeutet,
daß die Geheimen Räthe eine andere Politik in
der Währungsfrage verfolgten, als der Herr-
Reichskanzler, und dadurch dessen Maßnahmen
durchkreuzten. Dem muß ich entgegentreten. Die
Herren Geheimen Räthe haben nur der ihnen
gegebenen Direktive zu folgen. — Die Debatte ist
somit wiedereröffnet.
Abg. Meyer-Halle (frs. Vp) wendet sich
gegen d-e Friedberg'schen Ausführungen. Er und
seine Freunde seien, darin habe Friedberg ganz
Recht, im Allgemeinen für internationale Ver
träge, aber nicht für Münzverträge weil er nicht
wolle, daß durch diese unser Geld verschlechlert
werde.
Damit ist die Debatte wiederum geschlossen und
nach einem abermaligen kurzer Schlußwort des
Abg. v. Kardorff wird der Antrag Fried
berg und Genossen mit großer Mehrheit ange
nommen. Dafür stimmte die gesammte Rechte,
das Centrum, die Nationalliberalen.
Auf der Tageso dnung steht ferner der Bericht
der Geschäftsordnungs-Commission über den An
trag Arl betr. Disziplinargewalt des Präsiden
ten In der Commission ist ein Beschluß nicht
zu Stande gekommen. Hierzu liegt der bereits
bekannte Antrag Roere n und Genossen vor,
wonach die Ausschließung eines Mitgliedes für
eine Sitzung zulässig sein soll. Eine etwaige Ab
stimmung soll jedoch wiederholt werden müssen,
wenn die Stimme des ausgeschlossenen Mitgliedes
hätte ausschlaggebend sein können.
Abg. Traeger referirt über die Verhandlun
gen der Commission, dabei betonend, daß dem
Präsidenlen persönlich von allen Seiten das
vollste Vertrauen ausgesprochen worden sei.
Abg. Roeren (Ctr.): Dieser ganzen Ange
legenheit ist in der Presse eine Bedeutung beige
messen worden, welche sie gar nicht besitzt. Keines
falls darf diese Disziplinarsrage verknüpft wer
den mit der Frage der Jinmunität der Abgeord
neten oder speziell mit der Frage der Straf
verfolgung des Abgeordneîen Liebknecht. Es
handelt sich nur darum, eine Lücke in der Ge
schäftsordnung auszufüllen. Ich bitte Sie, meinen
Antrag anzunehmen, umsomehr, als ich glaube,
daß er auch den Wünschen des Herrn Präsidenten
entgegenkommt.
Abg. Sing e r (Soz.-Dem.), den Antrag Roeren
bekämpfend, führt aus, der Zusammenhang der
ganzen Sache mit dem Falle Liebknecht sei nicht
aus der Welt zu schaffen und die Presse habe
ein durchaus richtiges und feines Gefühl dafür
gehabt, daß es verschüfter Disziplinar-Bestim-
mungen nicht bedürfe. Viel eher liege Anlaß
vor, dem Präsidenten größere Rechte zu geben
zum Schutze der Mitglieder des Hauses gegen
über Angriffen vom Bundesrathstische aus.
Er erinnere nur an das neuliche Auftreten des
mecklenburgischen Bevollmächtigten.
Mecklenburgischer Bevollmächtigter v Oertzen:
Was hat denn Herrn Singer an meinem Auf
treten auszusetzen? Ich brauche Ihre Immunität
ich handle und spreche nur nach meinem Auftrag
und nach meinem Gewissen.
Präsident v. Levetzow: Ich will auf die
Rede des Herrn Singer nicht weiter eingehen.
Nur das muß ich ausdrücklich in Abrede stellen,
daß mein Munich nach schärferen Disziplinar-
bestlnllnungen durch einen gewissen staatsanwalt-
schaftlichen Antrag veranlaßt worden sei. Den
jetzt vorliegenden Antrag Roeren halte ich für
zweckmäßig. Durch Annahme desselben entheben
Sie mich der Erwägung, ob nicht zwischen der
Auffassung des Reichstages und der meinigen
eine Differenz besteht, die mich dahin führ-n
könnte, den mir von Ihnen anvertrauten Pochn
niederzulegen. Auf die Vorschläge betreffs der
Beschlußunfühigkeitsziffer will ich nicht eingehen,
da sie hiermit nicht in näherem Zusammenhange
stehen.
Abg. P i e s ch e l (natbl.) spricht sich für den
Antrag Roeren aus.
Abg. L e n z m a n n (Frs. Vg.) giebt Namens
einer Partei die Erklärung ab, dieselbe könne
trotz ihrer Verehrung für den Präsidenten di-sen
Schritt nicht mitmachen, denn derselbe habe Con-
sequenzen, die sich vielleicht bei ganz anderen Ge
legenheiten geltend machen dürsten.
EUsland.
Junge Anfänger.
Außereuropäische Gebiete.
Tschifu, 16. Febr. Sämmtliche in chi
nesischen Diensten stehende Ausländer
in Weihaiwei wurden von den Japanern
freigegeben, niit alleiniger Ausnahme des
Amerikaners Howie, welcher mit seinem
Genossen Brown Anfangs November in
Kobe verhaftet und bald darauf wieder
freigelassen worden war. Howie hatte
seiner Zeit angegeben, er hätte den Chi
nesen einen von ihm selbst erfundenen
Sprengstoff verkauft, durch den die japa
nische Flotte in die Lust gesprengt werden
sollte.
Aus New-Aork wird berichtet:
Süd-Georgien ist ein noch nicht dagewesener
Schneesall vorgekommen; in Montana sind
2500 Schafe umgekommen.
England.
Wir stehen auf der Höhe, des Winters,
und dieser ist diesmal in England sehr
scharf. Da wird die Noth in den ar
beitenden Klassen selbst in dem reichsten
Lande der Welt um so fühlbarer. Die
Noth ist nicht nur in der Hauptstadt,
in London, sehr groß, sondern erstreckt
sich auch über alle Grafschaften ohne Aus
nähme. Am Mittwoch begab sich eine
Abordnung der Arbeikslosen in Birmingham
zum Bürgermeister und bat ihn, eine
Sammlung zu veranstalten. Es wären
15 000 Arbeiter in Birmingham außer
Arbeit. Es hungerten deshalb, Frauen
und Kinder eingerechnet, 40 000 Menschen
in der Stadt. Seit 1878 sei die Noth
nicht so groß gewsen. — In Leeds und
in Liverpool halten die Arbeitslosen Ver-
sammlungen vor dem Stadthaus ab. —
Im Londoner Stadtdistrikt West Ham, den
Keir-Hardie im Parlament vertritt, treten
die Arbeitslosen schon höchst drohend vor
dem Gemeinderath auf. Man solle ihnen
Arbeit oder Unterstützung geben, sonst
könne sich Verschiedenes ereignen.
Oesterreich-Ungarn.
Szegcdiil, 15. Febr. Die Tochter der
hiesigen Menageriebesitzerin K u p e tz k i
will gegen den Willen ihrer verwittweten
Mutter einen Thier bündiger hei-
rathen und verlangt die Herausgabe des
väterlichen Erbtheiles, das aus Löwen,
Tigern und anderen Thieren besteht.
Heute erschien nun die behördliche Kom
mission in der Menagerie, um die Aus-
folgung der Erbschaft an die Tochter durch
zuführen. Als die Kommission eintrat,
riß Frau Kupetzki die Thüren der Käfige
auf und rief den Amtsorganen zu, sie
möchten doch von der Verlassenschaft Be
sitz ergreifen. Entsetzt wichen die Beamten
zurück und veranlaßten die Frau, die
Thüren wieder zu schließen. Gegen die
Menageriebesitzerin wurde die Anzeige
erstattet.
Gegen das Duell haben sich die
Ultramontanen des Tiroler Landtages mit
großer Entschiedenheit ausgesprochen: „Wir
können es uns nicht versagen, den nach
göttlichen und menschlichen Gesetzen ver
pönten Duellunfug zu ermähnen, der sich
noch immer gegen Vernunft, Religion und
Gesetz fortzubestehen erdreistet, bis zu dem
Grade, daß der Offizier, der sich der
Tyrannei dieses Duellzivanges nach Ge
wissen und Gesetz entziehen will, sogar
hierzu durch Vorurtheil und falsche Ehr-
begriffe fürmlich gezwungen wird."
Arco, 15. Febr. Großes Aufsehen er
regt das Verschwinden eines Vertreters
der Prager Tuchffrma Loew, Herrn
G o p p o l d, der ein Gasthaus mit Mädchen-
Bedienung besuchte und nicht zurückkehrte.
Man vermuthet, daß an demselben ein
Verbrechen verübt wurde.
Dänemark.
Eine gefährliche Feuersbrnnst
wüthete am Donnerstag in Kopenhagen.
In einer großen Fahrradfabrik >oar ein
Arbeiter so unvorsichtig geivesen, ein bren-
nendes Zündholz in die Nähe eines mit
Naphtha gefüllten Glasbehälters zu brin
gen. Die Strohhülle des Behälters fing
Feuer. Als der Mann, um des Feuers
Herr zu werden, den brennenden Behälter
aus der Werkstatt auf den Flur rollte,
-prang der Behälter, ein Feuerstrom drang
in die Werkstätte und floß alle Treppen
hinab. Wunderbarerweise gelang es dem
Manne und seinen Kameraden sich durch
die Flammen zur aufwärts führenden
Treppe zu retten, wo sie bei der Ankunft
der Feuerwehr in äußerster Gefahr, halb
erstickt gefunden und über die Rettnngs«
{eitern in Sicherheit gebracht wurden.
Eine große Zahl fertiger Räder und
Massen von Gunimiringen verbrannten.
Kopenhagen, 12. Febr. Großes Auf-
seben erregt hier die V e r h a f t u n g einer
den besseren Kreisen angehörenden Frau,
die seit vielen Jahren kleine Kinder
in Pflege nahm. In der letzten Zeit
starben fünf der Kinder, und es hat sich
Novelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
1.
Eine neue Firma.
. Druck und Leidlich, zwei Freunde, und
'îît Jahren an ein und demselben Comtoir
äls Commis thätig, sind eben mit den Vor-
ereilungen zur Gründung einer eigenen Firma
ffchnftigt. Beibe haben das abhängige Leben
wtt, und stehen überdies in dem Alter, wo
^ Zeit wird, eine stelbstständige Stellung in
der Welt einzunehmen, und dies ist das Ziel
«ries jeden strebsamen Menschen, vor Allem
seder das ein-s Mercurjüngers, wie die
äglich überhand nehmenden neuen Firmen
beweisen.
Vermögen, wenigstens was man Vermögen
ņenncn könnte, hat Keiner von den Beiden,
über Zeder verfügt über eine Reihe lang-
lahriger Erfahrungen und einflußrcichcr
Connexivnen. Leidlich besitzt einige hundert
whaler, die er in dein Unternehmen anlegen
^d, Druck dagegen schießt seine praktische
C^lchjjstsgcnicmdtheit a i§ Capital ein, die dem
ņlehr theoretisch gebildeten, hinter Strazzen
aufgewachsenen Leidlich abgeht.
Cs giebt so allerhand kaufmännische Exi-
' mzen, die keinen Capitakaufwand erfordern,
Udtige Handlanger- und Eckcnsteherpostcn im
großen Wcltverkchr
Unscre Freunde werden ein „Commissions-
und Speditionsgeschäft" gründen und daniit
rrnc Tabaksniederlage verbinden. Druck hat
Nämlich einen auswärtigen Tabaksfabrikanten
;um Freunde, der dem zukünftigen Handlungs-
Wuse ein kleines Commissiouslaqcr anver
trauen wird.
Je nach dm verschiedenen Richtungen hin,
in welchen jeder der unternehmenden jungen
Leute sein Etablissement vorstehen wird,
treffen beide Theile jetzt ihre Vorbereitungen.
Der praktische Druck macht kleine Reisen,
um Geschäftsverbindungen anzubahnen, Agen
turen zu erwerben und dergleichen mehr.
Druck fand auf diesen Reisen mannigfache
Gelegenheit, seine Menschenkenntniß zu erwei
tern A er hätte sie, wie mancher gelehrte Tou-
ist die seinigen, „empfindsame" Reise nennen
können. Wer nie selbstständig war, wer mit
der Well nur immer für fremdes Interesse
verkehrte, der kennt sie erst halb.
Druck warb für die künftige Firma um
Credit. . Er suchte seine zahlreichen Freunde
auf, mit denen er in den früheren Jahren
g-zeck,t und gearbeitet, gelebt und geliebt hatte.
Sic waren inzwischen selbstständig und
wohlhabend geworden, sie freuten sich herz
lich, daß er kam, der alte, ergötzliche Spaß
macher, wünschten ihm Glück zu seinem
Unternehmen, luden ihn zu Tische und ver
säumten seinetwegen wohl auch ihre Ge
schäfte. Aber dem neuen Etablissement ihre
Kundschaft zuzuwenden oder Commissions-
läger anzuvertrauen, — das konnten sic nicht
versprechen. „Wenn Du nur einen Tag
früher gekommen wärest," hieß es hier, „wenn
Du für Dich allein wärst und nicht einen
mir wildfremden Menschen zum Associe
hättest," entschuldigte sich ein Anderer, und
ein Dritter zeigte nach dem trüben Gewölk
am politischen Horizont, — den er bei der
artigen Gelegenheiten schon seit zehn Jahren
als Vogelscheuche benutzte und wahrscheinlich
noch lange wird benutzen können.
Auf seiner Reise besuchte Druck auch einen
alten Schulkameraden; nicht zu geschäftliche»
Zwecken, sondern nur, um ihn nach langen
Jahren der Trennung wiederzusehen.
Der Mann war Handelsgärtner, und es
wurde ihm gar sauer, sich und seine zahlreiche
Familie zu ernähren, und dabei die Schulden
abzutragen, die noch auf dem kleinen Grund
stücke lasteten. Seine Freude über das Wie
dersehen war unaussprechlich, und als er
hörte, daß Druck sich in nächster Zeit eta-
blircn werde, jubelte er laut auf.
In seiner Einfalt glaubte er, ein Kauf
mann sei schon ein „gemachter Mann", so
bald er sich nur ctabtirc, und sein Freund
Druck stand jetzt nahe vor einem durch jahre
lange Mühen erreichten Ziele.
Als er freilich erfuhr, daß jetzt erst die
schwersten Sorgen des Lebens für Druck be
gannen würden und welche bitteren Erfahrungen
dieser bereits habe machen müssen, da schüt
telte er traurig das Haupt, und war so von
herzlichem Mitleid erfüllt, daß er in dieser
Stunde kauni wagte, den. Freunde eine an
genehme Uebcrraschung zu bereiten, mit der er
sonst, wenn Jemand ihn besuchte, nie lange
hinter dem Berge zu hatten vermochte.
Nächst Weib und Kindern nämlich war
noch ein Drittes vorhanden, daß des armen
Gärtners Lebensglück ausmachte. Seine holde
Gönnerin, die Mutter Natur, hatte ein Fleck
chen Erde in seinem Garten auserschen, der
Tummelplatz einer ihrer lieblichsten Laune zu
sein; es war eine Ausnahme von der Regel
und deshalb ein kleines Wunderwerk, und der
Gärtner war dazu gekommen, wie mancher
Andere zun, Genie. Auf einem der Beete
wuchs nämlich eine Riesen-Nelke. Auf einem
förmlichen Busche staudenartiger Blätter, mir
leisem Silberscheine überhaucht, als hätte die
Nacht dort aus Vergeßlichkeit dm Mondschein
zurückgelassen, schwankte, groß wie Sonnen
rosen, ein Nelkmflor, von dem tiefglühenden
Roth der Feuernclke, bis zum schnecgleichen
Weiß, das vor Zartheit an hundert Punkten
leise zu erröthen scheint.
. Schon mannigfach war der seltenen Pflanze
in den Zeitungen gedacht worden; es verging
fast keine Woche, wo nicht Durchreisende
kamen, um das Wunder in Augenschein zu
nehmen, und einzelne wohlhabende Bluuien-
frenndc hatten dem armen Gärtner schon nam
hafte Summen geboten. Aber btt Riesen-
Nelke war ihm nicht für Geld feil, er be
trachtete sie als ein Sinnbild seines Berufs,
als ein Geschenk der gütigen Natur, wie ihm
das Leben Weib und Kind geschenkt hatte.
„Ja! man sollte warhaftig nicht mehr an
Freundschaft glauben," rief der ehrliche Gärt
ner, als Druck seine Erzählung von der Treu
losigkeit seiner Freunde beendet hatte, „wenn
ich Dir nur helfen könnte, wenn ich im Stande
wäre, zu Deinem Glücke Etwas beizutragen
cs sollte gewiß geschehen. „Ritze mir eine
Ader," fügte cr hinzu indem er den Hemd
ärmel in die Höhe streifte und dem ehemaligen
Schulkameraden den kräftigen Arm entgegen
hielt, „wenn Dir mein Blut nützen kann, —
Du sollst cs haben."
„Ich weiß! — ich weiß!" entgegnete
Druck, den Freund auf die Schulter klopfend.
Druck mußte bei seinem Freunde über
Nacht bleiben. Als er am nächsten Morgen
Abschied nehmen wollte, sagte der Gärtner-
treuherzig zu ihm:
„Du weißt, ich bin ein armer Teufel und
kann für Dich nichts thun, aber Eins mußt
Du von mir annehmen. S'ist nicht viel und
Du wirst mich auslachen, aber thu' mir's
zu Gefallen — nimm die Riesen-Nelke mit
und schmücke damit Dein Geschäfts-Local aus."
Frau und Kinder standen dabei, als der
Gärtner so sprach. In aller Augen spielte
der Ausdruck der reinsten Freude, der Gärt
ner hatte seine beiden Hände treuherzig aus
Druck's Schultern gelegt.
Hätte er ihm Geld angeboten, — Tau
sende, — Druck wäre davon nicht so gerührt
worden, als von diesem gutgemeinten kind
lichen Anerbieten. — Er konnte die Riesen-
Nelke nicht brauchen, und gerade darin lag
der eigenthümliche Werth des Opfers. Hat
doch die wahre Liebe oder Freundschaft oft
nichts Anderes zu verschenken als Blumen!
Druck dachte mit einem wehmüthigen
Lächeln an seine übrigen Freunde.
, Er lehnte das großmüthige Opfer ab, und
wie ernst cs dem Gärtner damit gewesen war,
bewies die tiefe Niedergeschlagenheit, mit
welcher dieser von Druck endlich schied.
Inzwischen kaust Leidlich daheim Stahl
federn und Papierproben ein, bestellt Hand
lungsbücher, läuft bei allen Graveurs der
Stadt herum und laßt sich Proben zu Pet
schaft und Stempel vorlegen, um Beides zu
letzt doch noch von einem Auswärtigen an
fertigen zu lassen; gehl in alle Auktionen,
wo Pulte, Tafeln und andere Bureau-Uten-
silien zur Versteigerung kommen; täfelte Rech-
nungs- und Wechsclformulare aus; besieht
sich lithographirte Schriftproben zu geschmack
vollen Empsthlungskartcn; entwirft das Cir-
kulair, an dem er täglich etwas ändert, und
übt sich ein kühn vwschlungenene Unterschrift
ein, die ebenso schwer nachzumachen als zu
lesen ist.
Das Circulair übrigens mußte eines Tages
endlich der Gegenstand einer delikaten Unter-