Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

anwesend waren. Der Kaiser schritt mit 
dem Fürsten zum Salonwagen, drückte dem 
Fürsten herzlich die Hand und küßte mehrere 
Male beide Wangen. Nachdem der Fürst 
eingestiegen war, wandte sich der Kaiser 
mit einigen Worten an Herbert Bismarck 
und sprach dann mit dem Fürsten, der 
sich mit bloßem Haupte aus dem Salon 
wagen hinauslehnte. Das Publikum 
brachte dem Kaiser und dem Fürsten leb 
haste Hochrufe dar; das theilweire zum 
Bahnhof zugelassene Publikum stimmte das 
Lied: „Deutschland, Deutschland über 
Alles" an. Bei der Abfahrt ertönten 
abermals lebhafte Hochrufe, worauf Fürst 
Bismarck sich freundlich lächelnd und 
dankend verneigte. In seiner Begleitung 
waren die Grafen Herbert und Wilhelm 
und Dr. Schweninger. Der Salonwagen 
war mit reichen Blumenspenden angefüllt; 
der Kaiser verließ unter den Hochrufen 
der Menge die Bahnhofshalle. 
— Das Aeußere des Fürsten Bismarck 
wird von Personen, welche beim Empfange 
auf dem Bahnhöfe in Berlin in nächster 
Nähe zugegen waren und den Altreichs 
kanzler seit seiner Verabschiedung nicht 
mehr gesehen hatten, als überaus verändert 
bezeichnet. Das Gesicht ist schmal und 
welk, die Haltung eine unsichere geworden, 
was bei dem hohen Alter und den über 
standenen Krankheiten allerdings erklärlich 
ist. Personen, welche den Fürsten Bismarck 
während seines letzten Aufenthalts in 
Kissingen gesehen haben, meinen, daß sein 
Aussehen seit jener Zeit sich aber gebessert 
habe. 
Fricdrichsruh, 26. Jan. Der Fürst traf 
verspätet um 11 Uhr sichtlich im besten 
Wohlbefinden, begleitet von den Grafen 
Herbert und Wilhelm sowie Dr. Schwenin 
ger wieder hier ein. Der Weg vom Bahn 
hos bis zum Schlosse war mit Magnesium 
licht erleuchtet. Hunderte von Menschen 
brachten dem Fürsten ein brausendes Hur 
rah dar. 
Inland. 
Ausland. 
Serbien. 
Belgrad, 25. Jan. Aus sicherster 
Quelle verlautet, daß die Ex-Königin 
Natalie im Laufe des morgigen oder 
übermorgigen Tages hier eintrifft. - 
Paschic demissionirte heute als Gesandter 
in Petersburg. 
Belgrad, 25. Jan. Vor dem Palaste 
spielten sich soeben größere, angeblich von 
Führern der Radikalen angefachte D em on 
strati on en ab. Gegen 5 Uhr zogen 
etwa zweihundert Studenten, denen sich 
mehrere hundert Neugierige anschlossen, 
vor den Konak, und nachdem sich in der 
Stadt der Ruf „Die Königin Natalie 
kommt" blitzschnell verbreitet hatte, war 
ein ganzer Straßentheil bald von Menschen 
dicht besetzt. Die Studenten singen in der 
Nähe der Fenster des Königs zu demon- 
striren an mit den Rufen „Es lebe das 
Volk, es lebe die Verfassung", wobei auf 
einer großen Stange ein Exemplar der 
Verfassung in die Höhe gehoben und ver 
brannt wurde. Nach wenigen Minuten 
erschien berittene Gendarmerie, welche die 
Menge auseiuandertrieb, ohne auf Widern 
stand zu stoßen. 
Frankreich. 
Paris, 26. Jan. Paris wird seit einiger 
Zeit mit Taschenuhren überschwemmt, 
die auf dem Wege des Schmuggels 
über die französische Nordgrenze nach Frank 
reich eingeführt werden, ohne daß die Zoll 
beamten dies verhindern könnten. Es er 
klärt sich daraus der merkwürdig niedrige 
Preis für diese Gattung von Waare. Nach 
dem „Gaulois" stammen diese Uhren aus 
der Schweiz. Sie werden zunächst nach 
Belgien exportirt, wo sie kein Eingangs 
zoll trifft. Von da finden sie ihren Weg 
nach Frankreich in den Westentaschen von 
Reisenden und die Zollbehörde hat das 
Nachsehen. 
Italien. 
Venedig, 26. Jan. Bei dem hier der 
hafteten Vertreter der Firma Luckau & 
Compagnie in Remscheidt, Hugo Sohn 
aus Solingen, der nach Unterschlagung von 
200,000 Mark entflohen war, sind 6000 
Mark baar sowie Wechsel vorgefunden 
worden. 
Griechenland. 
Wie aus Athen unter dem 19. d. Mts. 
berichtet wird, ist daselbst der deutsche 
Thierbändiger Lorenz Müller in 
der Menagerie des Herrn Montenegro von 
Tigern zerrissen worden. Schon während 
der Probe wurde Müller, der Erste, der 
seit zwei Jahren den Fuß in diesen Käfig 
zu setzen gewagt hatte, von einer Tigerin 
angefallen, doch ohne Schaden zu nehmen, 
indem das Thier sich auf einen kräftigen 
Peitschenhieb zurückzog. Während der Vor 
stellung glitt Müller aus, und alle drei 
Tiger stürzten sich auf ihn; er wäre voll 
kommen zerrissen worden, wenn nicht der 
jugendliche Sohn des Besitzers hinzugeeilt 
und mit Schlägen die Bestien zurückgetrieben 
hätte. Müller wurde bewußtlos davonge 
tragen und starb sehr bald an den Ver 
letzungen der Brust, wo die Krallen das 
Fleisch heruntergeriffen hatten und bis in 
die Lunge gedrungen waren. 
— Wie die Minister die Begegnung 
des Kaisers mit dem Fürsten Bismarck an 
gesehen zu wissen wünschen, ergibt sich aus 
der Berliner Korrespondenz, der Wiener 
„Politischen Korrespondenz", deren Inhalt 
außerdem durch das offiziöse „Wolff'sche 
Telegraphenbureau" verbreitet wird. Es 
handle sich um einen Ausdruck persönlicher 
Gesinnung des Kaisers für seinen und 
seiner Vorfahren früheren Reichskanzler. 
„Die Wenigen, die auch diesen lediglich 
dem persönlichen Gefühle des Kaisers ent 
sprungenen Vorgang für ihre eigenen par 
teipolitischen Zwecke ausnutzen möchten, 
und damit die Intentionen Sr. Majestät 
ebenso mißdeuten, wie sie dem Entschluß 
des Fürsten Bismarck, nach Berlin zu 
kommen, falsche Motive unterlegen, kommen 
nicht zu Worte im Chor Derjenigen, deren 
Patriotismus sich, von jeder Parteistellung 
abgesehen, in rein menschlichem Empfinden 
an der That ihres Kaisers freut. Zu den 
Letzteren sind auch die derzeitigen vom 
Kaiser gewählten obersten Rathgeber der 
Krone zu zählen, denen der Kaiser seinen 
Entschluß kurz nach dessen Ausführung 
mitgetheilt hat." 
— Wie Graf Herbert Bismarck 
die neuen Vorgänge zwischen dem Kaiser 
und dem Altreichskanzler beurtheilt, ergibt 
sich aus der Berliner Bismarck-Korrespon 
denz in der Münchener „Allg. Ztg.". Da 
heißt es, daß die Huld des Kaisers die 
Irrthümer des neuen Kurses nicht 
aus der Welt schaffe und die Fehler der 
Caprivischen Politik nicht in ihr Gegentheil 
verwandele. „Fürst Bismarck wird selbst 
verständlich seinem König einen von diesen 
geforderten Rath nie verweigern, so 
weit die Kenntniß der Dinge ihm diesen 
Rath gestattet, aber dann kommt es doch 
darauf an, ob dieser Rath befolgt und von 
wem er und wie er ausgeführt wird. 
Fürst Bismarck hat es seit nun bald vier 
Jahren abgelehnt, und dürfte es auch fer 
ner ablehnen, den Kaiser und sich selbst in 
eine falsche Rolle zu bringen durch 
Ertheilung von Rathschlägen, die nicht oder 
nur theilweise oder unrichtig oder unge 
schickt ausgeführt und ihn mit einer Ver 
antwortlichkeit belasten würden, die er nicht 
übernehmen kann. Mit dem bloßen Ein 
tritt der Thatsache, daß Fürst Bismarck 
nicht schlechter als irgend ein anderer ver 
dienter hoher Beamter behandelt wird, ist 
doch an sich noch keine politische Wendung 
oder Wandlung verbunden. Weiterhin 
wird ausgeführt, daß der politische Opti 
mismus, der in Kundgebungen über die 
Aussöhnung hervortrete, bis zu dieser 
Stunde noch keine Berechtigung habe. „Ob 
es nach zweimal vierundzwanzig Stunden 
anders sein wird, kann heute kaum der 
Kaiser selbst wissen." — Die „Hamburger 
Nachrichten" setzen den kleinen Krieg gegen 
die Regierung auch in diesen Tagen fort. 
Besondere Verwahrung legen sie dagegen 
ein, daß sie, und namentlich Fürst Bis 
marck in den „Hamb. Nachr.", erst in 
diesen Tagen den Abschluß eines Handels 
Vertrags mit Rußland für eine politische 
Nothwendigkeit erklärt haben. 
Berlin, 26. Jan. Die „Norddeutsche 
Allg. Ztg." begrüßt den Besuch des Fürsten 
Bismarck, für dessen unvergleichliche Ver 
dienste der Kaiser und die ganze Nation 
unverändert dankbar seien. Jeder gute 
Patriot blicke dankerfüllt zum Kaiser auf, 
der aus hochherziger Entschließung Deutsch 
land einen solchen freudigen Tag bereitete 
Möge dieses Fest der Versöhnlichkeit weitere 
Früchte tragen für unser ganzes politisches 
Leben. 
- Zum Militärdienst der Volks 
schullehrer hat der Kultusminister Dr. 
Bosse, wie die „Magd. Ztg." glaubt mit 
theilen zu können, die Nothwendigkeit einer 
anderweiten Neuordnung der Militärpflicht 
der Volksschullehrer anerkannt, insbesondere 
bestehe bei ihm auch kein Zweifel darüber 
„daß die Allgemeinbildung eines angehen 
den Volksschullehrers gründlicher sei, als 
die eines 15- bis 18jährigen Jünglings, 
der sich lediglich das Zeugniß zum ein 
jährigen Militärdienst erworben hat." 
Neuerdings seien darüber auch Verhand 
lungen zwischen dem Kultus- und Kriegs- 
Ministerium gepflogen worden. Der Kriegs 
minister soll nicht abgeneigt sein, den 
Lehrern allgeniein die ein- 
jährigeDienstzeit auch unter gleich 
zeitiger Gewährung des entsprechenden ein 
fachen Soldes zu gewähren. 
Karlsruhe, 25. Jan. Eine Anzahl her 
vorragender Kaufleute und In 
dustrieller, darunter der Präsident 
der Handelskammer, erlassen einen Aufruf 
zur Bildung eines Vereins zur Wahrung 
gewerblicher und Handelsinter 
essen. Der Verein wird eine Gegen 
wirkung gegen die landwirthschaftlichen In 
teressenvertretungen anstreben. 
Sprottau, 26. Januar. Die Regierung 
in Liegnitz sandte den Geheimen Medizinal 
rath Dr. Philipp zur Untersuchung der 
betreffs der Typhusepidemie von den 
städtischen Behörden angeordneten Maß- 
regeln her. Derselbe hat sich über die 
zur Bekämpfung der Seuche getroffenen 
Maßnahmen lobend ausgesprochen und sie 
als ausreichend anerkannt. Bis heute be- 
trägt die Gesammtzahl der Kranken 39. 
In 
der sächsischen Fabrikstadt Meerane 
herrscht schon seit längerer Zeit ein nicht 
unbedenklicher Wassermangel vor, unter 
dem namentlich die Fabriken schwer zu 
leiden haben. Die Brunnen sind größten 
theils leer und der Stand des Grundwassers 
sinkt beständig. Der Wassermangel ist durch 
den allmählichen Rückgang aller Zuflüsse 
verursacht worden und die städtischen Be 
hörden werden daher baldigst an die Er 
schließung neuer Quellen denken müssen. 
Inzwischen wird unter Zuhülfenahme von 
Sprengwagen das nöthige Wasser aus den 
benachbarten Dörfern herbeigeschafft. 
Ludwigshasen, 26. Jan. Der Stadtrath 
beschloß heute Abend die Errichtung eines 
Wasserwerks mit einer vorläufigen 
Maximal-Leistung von 3750 Kubikmeter- 
pro Tag, die durch Erweiterung des Be 
triebs auf 7500 Kubikmeter erhöht werden 
kann. Die Leitung wird mit Grundwasser 
aus der Nähe von Mutterstadt versorgt; 
sie erhält eine Länge von 15 Kilometer. 
Die durch ein Anlehen aufzubringenden 
Baukosten belaufen sich auf 1200000 J(. 
Hamburg, 27. Jan. Es wird berichtet 
und auf Nachfrage von den Herren Director 
Ch. Maurice und Hofrath Pollini als 
richtig bestätigt, daß der Erstere per 1. 
September ds. Js. das Thalia-Theater an 
Herrn Hofrath Pollini verkauft hat, jedoch 
für längere Zeit in finanzieller und künst- 
lerischer Beziehung an deni Unternehmen 
betheiligt bleibt. Das Thalia > Theater 
wird in gleicher Weise, wie bisher, unter- 
völlig selbstständiger Leitung geführt werden. 
Provinzielles. 
Altona, 25. Jan. In der Nähe der 
Weidmannsstraße befindet sich ein großer 
Tümpel, der mit Schmutz, Schlamm und 
Abfällen gefüllt ist. Gestern bemerkte man 
nun etwas aus dem Schlamm herausragen, 
welches einem menschlichen Bein ähnlich 
sah. Bei näherer Untersuchung entdeckte 
man, daß sich die Annahme als wahr 
herausstellte und zog eine männliche Leiche 
aus dem Wasser. Der Todte war schon 
stark in Verwesung übergegangen, das Ge 
sicht total unkenntlich, von. dem einen Arm 
fehlte vie Hand, der Stumpf war mit einem 
Gummipflock zugebunden. Eins feinet* 
Stiefel lag neben ihm, ein Pfeifenkopf 
und eine Schwannndose, verziert mit einem 
Hirsch, führte die Leiche bei sich. Zwecks 
Recognoscirung ist der Todte in der 
Leichenhalle aufgebahrt worden. 
Wegen unrechtmäßigen Tragens eines 
Ordens (des'eisernen Kreuzes von 1870,71) 
ist der langjährige Vorsitzende eines 
Altonaer militärischen Vereins aus dem 
selben ausgeschlossen. 
Neumünster, 25. Jan. Bei Nacht und 
Nebel ein lebendes, fettes Schwein zu 
stehlen, das ist doch wohl etwas stark und 
doch ist dies gestern Abend versucht worden. 
Als ein hiesiger Einwohner, im Haart 
wohnhaft, von einem Krankenbesuch spät 
heim kam, hörte er, daß das Schwein im 
Stall schrecklich schrie. Um nach der Ur 
sache zu sehen, begab er sich sofort nach 
dem Stall und konnte zu seinem nicht ge 
ringen Schreck wahrnehmen, wie ein Mann 
eifrigst bemüht war, das Schwein aus 
dem Stall zu ziehen. Durch die Hülfe 
rufe und das Erscheinen des Mannes 
wurde der „Schweineliebhaber" stutzig 
und ergriff schleunigst die Flucht. Leider 
hat man den Dieb in der Dunkelheit nicht 
zu erkennen vermocht. (S. C.) 
Kiel, 25. Jan. Eine aufsehenerregende 
Verhandlung gegen den Redakteur der 
sozialistischen „Schlesw.-Holst. Volksztg." 
Ströbel fand vor der hies. Strafkammer 
statt. Die „Volksztg." hatte nach den 
Aussagen von Augenzeugen berichtet, daß 
auf dem Panzer „Kaiser Wilhelm" ein 
Soldat in der Weise bestraft worden 
sei, daß er mit gereckten Armen auf 
gehängt wurde, sodaß er nur mit den 
Zehen den Boden berührte. Der Komman 
dant des Schiffes von Prittwitz kühlte sich 
durch diese Schilderung beleidigt; der Staats 
anwalt erhob Anklage. Die Anklageschrift 
stellte fest, daß das Aufhängen, das eine 
Verschärfung der Arreststrafe sei, zulässig 
wäre. Es bestehe aber in dem schmerz 
losen Befestigen der gereckten Hände, wobei 
der Bestrafte mit der ganzen Fußsohle den 
Boden berühren könne. Die Marine-Unter 
offiziere des Panzerschiffes bekundeten eid 
lich, daß der in der „Volksztg." geschil 
derte Strafakt nicht vorgekommen sei. Ein 
Schiffszimmermann erklärte unter seinem 
Eide, er habe während seiner Beschäftigung 
auf dem „König Wilhelm" gesehen, daß 
ein Mariner an einem Querholz mit ge 
reckten Armen derart aufgehängt worden 
sei, daß er nur mit den Zehen den Boden 
berührte. Ein anderer Zeuge hatte einen 
ähnlichen Strafakt beobachtet. Der Kom 
mandant, Kapitän z. S. von Prittwitz, der 
kommissarisch vernommen worden ist, be 
kundete, daß er die reglementsmäßige Strafe 
angeordnet, der Ausführung aber nicht bei 
gewohnt habe. Die Darstellung der „Volks 
zeitung" sei falsch, da der Bestrafte andern 
falls den Beschwerdeweg beschritten 
hätte. Der Staatsanwalt beantragte einen 
Monat Gefängniß. Der Vertheidiger, 
Graf Reventlow, betonte, daß das 
Beschwerderecht völlig illusorisch 
sei und die schändlichen Soldatenmißhand- 
lungen nicht einzudämmen vermöge. Es 
sei deshalb Recht und Pflicht der Preffe, 
diese Lücke auszufüllen und für die Miß 
handelten einzutreten. Diese Aeußerungen 
führten zu einer heftigen Auseinandersetzung 
zwischen dem Staatsanwalt und dem Ver 
theidiger. Das Gericht erkannte auf einen 
Monat Gefängniß, da der Wahrheitsbeweis 
nicht erbracht sei. 
Garding, 23. Jan. Der „Bund der 
Landwirthe" ließ heute Nachmittag im 
Lokale der Frau Nootbaar eine Versamm- 
lnng abhalten. Bei der Eröffnung der 
selben durch Herrn Kaufmann-Dammkoog 
waren ca. 50 Zuhörer anwesend. Herr 
Kaufmann hielt einen längeren Vortrag, 
der sehr maßvoll und ruhig gehalten 
wurde; derselbe schloß mit einem Hoch auf 
Se. Majestät den Kaiser. Eine Debatte 
fand nach dem Vortrage nicht statt; laut 
los ohne jede Kundgebung hatte man die 
Ausführungen des Redners gehört; lautlos 
entfernten sich die Anwesenden aus dem 
Versammlungslokal; auf der ausgelegten 
Liste zeichnete sich aber auch kein einziger 
als Mitglied ein. Herr Kaufmann hatte 
vollkommen Recht, wenn er später sein 
Unternehnien hier als „unfruchtbar" be 
zeichnete. — Ebensowenig, wie die Sozial 
demokraten trotz aller Agitation hier Er 
folge bei den Arbeitern erzielen können, 
ebensowenig wird der „Bund der Land 
Wirthe" bei unserer freien selbstständigen 
Bauernschaft auf Erfolg rechnen können. 
— Nach Schluß der Versammlung konnte 
man auch den Herrn Landrath Fritsche 
bemerken, der in der Versammlung nicht 
zugegen war. (Fs N.) 
Die Bahnhofsrestauration in Lütjcnburg 
wurde mit Uebernahme zum 1. März d. I. 
für 1400 Mk. Jahrespacht dem Gastwirth 
Struck jun. aus Eutin übertragen, 
hatten sich um die Stelle nicht weniger 
als 40 Personen beworben. 
t Owschlag, 26. Jan. Der Gastwlrth 
Cl. Sierck in Norby hat in den letzten 
Tagen seinen Besitz mit einer kleinen Wiese 
an Fritz Hagen für 18 200 Mk. verkauft. 
Zum 1. März erfolgt schon der Antritt. 
* Kreis Rendsburg, 26. Januar. In 
Lütjenwestedt wurde der Lehrer Reuß 
aus Esch mit großer Majorität für die 
Hauptlehrerstelle daselbst erwählt. — In 
Mörel wurde Lehrer Glindemann, bisher 
in Nordschleswig angestellt, mit 37 Stim 
men gewählt gegen 13, welche auf Lehrer 
Freese entfielen. 
'■ X Rendsburg, 27. Jan. In Anlaß der 
Feier des Geburtstages Sr. Majestät des 
Kaisers hat die Stadt reichen Flaggen 
schmuck angelegt. Gestern Abend fand der 
übliche Zapfenstreich und heute Morgen 
Reveille statt. In den Volksschulen wurden 
meistens in den einzelnen Klassen ent 
sprechende Festakte abgehalten und nur in 
der Neuwerker Mädchenschule fand eine ge 
meinsame Feier durch Gesang und Dekla- 
niationen statt; die Ansprache hielt Herr- 
Lehrer Jensen. In der Aula des Gym 
nasiums hielt Herr Professor Hunrath 
die Festrede mit dem Thema: „Ueber den 
Einfluß der Gymnasialbildung auf den 
Prinzen Wilhelm (jetzigen Kaiser Wil 
helm II.)". In der höheren Töchterschule 
wurden Deklamationen in Kostüm sowie 
gesangliche Vortrüge gehalten. Die Fest 
rede hielt Herr Lehrer Siebel „Ueber 
Friedrich den Großen und seine Gemahlin." 
In der Neuwerker Kirche wurde Militär 
gottesdienst abgehalten, bei welchem Herr 
Pastor Dr. Trepte die Festrede hielt. 
Die Parade mußte des ungünstigen Wetters 
wegen ausfallen, dagegen wurde der übliche 
Kanonensalut abgegeben. 
X Rendsburg, 27. Jan. In der gestrigen 
Sitzung unserer städtischen Collegien wurde zu 
nächst das Protokoll über die letzte Cassenrevision 
vorgelegt und wurden Einwendungen gegen das 
selbe nicht, erhoben. 
2. Der Vorsitzende theilte mit, daß die Stadt 
rechnung pro 1892/93 abgeschlossen sei und die 
Wahl einer Commission zur Revision derselben 
vorgenommen werden müsse. Die Commission 
wird bestehen aus dem Herrn Senator Paap, den 
Herren Stadtverordneten Tams und Wolff und 
Kaufleuten E. Glien und H. Jacob. 
3. Von der Landcommission befürwortete Vor 
nahmen von Aenderungen in den Pachtverhält 
nissen und Pachtübertragungen städtischer Parzellen 
wurden genehmigt. 
4. Zur Vorlage gelangte ein Plan und Kosten 
anschlag für die Abtragung eines Theiles des 
Hauptwalles, Planirung des Terrains vor dem 
Neuthore und Bewilligung der entstehenden Kosten. 
Der Vorsitzende hob hervor, daß die Aufstellung 
eines Bebauungsplanes für dieses nunmehr in . grf,t a 4, 
den Besitz der Stadt übergegangene Terrain früher ® Ï Cttt 
von den Collegien beschlossen worden sei. Be 
züglich des rechts von der Königstraße belegenen 
Terrains seien die Verhandlungen noch nicht zum 
Abschlüsse gelangt. Es empfehle sich nicht, schon 
jetzt die Straßenlinie definitiv festzulegen, da man 
noch nicht wissen könne, in welcher Weise dre 
Anlage eines Bahnhofes für die projectirte Bahn 
nach Hohenwestedt ausgeführt werde und deshalb 
leicht später wieder Aenderungen tn dem m - 
bauungsplane vorgenommen werden müßten. 
Nach dem jetzt vorliegenden Plan nebst Kosten 
anschlag soll zunächst nur der eigentliche Wall 
abgetragen werden, die Planirung der sog. Kunter- 
schaft aber noch verschoben werden. Da die Erd 
bewegung von 25,000 Cbm. aus 50 Pfg. pr. Cbm. 
veranschlagt worden ist, würden die erforderlich 
werdenden Kosten ca. 13000 Mk. Betragen. 
Im Anschlüsse hieran betonte der Vorsitzende, 
daß durch die Ausführung dieser Arbeit den 
Arbeitern Gelegenheit zum Verdienst gegeben 
werde, wenn man hier auch von einer Arbeits 
losigkeit wohl eigentlich nicht reden könne. Stark 
zugenommen habe indeß die Vagabondage und 
jeden Augenblick müßten Transporte von 
Gefangenen nach Nortorf, Schleswig oder 
Flensburg ausgeführt werden. Er müsse be 
dauern, daß die hiesige Vcrpflegungsstation auf 
gehoben worden sei. 
Nachdem noch Herr Senator Rohwer bemerkt, 
hatte, daß noch ca. 10 000 Cbm. Erde abgetragen l 
werden müßten konnte ein Wunsch des Herr» 
Wolff, auf Festsetzung des Preises für die in 
Folge der Abtragung entstehenden Bauplätze 
nicht erfüllt werden, weil ein öffentlicher Verkauf 
stattfinden muß. Die Vorlage wurde hieraus 
einstimmig genehmigt. 
6. Die Vorlage der Gaskommission auf 
Herstellung besserer Straßenbeleuchtung durch 
Anbringung größerer Brenner wurde angenom- 
men. und entstehende Kosten bewilligt. Es sollen 
zunächst die Hauptstraßen und Plätze mehr Licht 
erhalten. 
7. Für die Unterhaltung der gewerblichen 
Fortbildungsschule des Arbeitervereins hatten 
die Kollegien für die Zeit vom 1. Avril 1893 
bis dahin 1896 einen um 200 Mk. erhöhten 
Zuschuß unter der Bedingung bewilligt, daß der 
Staat den Zuschuß entsprechend erhöhe. Statt 
dessen ist aber der Staatszuschuß um 202 M 
ermäßigt worden, weil die betreffenden Fond- 
erschöpft waren. Die Kollegien beschlossen ,die 
bewilligten 700 Mk. trotzdem fortzuzahlen. 
8. Von dem Vorsteher der Dohrn'schen Schule, 
Herrn Kühl, lag ein vom Herrn Hauptpastor 
Hess und dem Kuratorium der Schule unter 
stützter Antrag auf Einrichtung einer neuen 
Klasse und Anstellung eines neuen Lehrers mit 
einem Anfangsgehalt von 1200 Mk. vor. Für 
die zu bildende neue Klasse wird gleichzeitig die 
Hebung eines Schulgeldes von 48 Mk. in 
Vorschlag gebracht. In der Begründung des 
Antrages hob der Vorsitzende hervor, daß es sich 
nur um eine vorläufige Aushülfe handle, da die 
zur Verfügung steherden Räume die Schüler 
absolut nicht fassen könnten. Im Uebrigen könne 
man noch nicht wissen, wie die Regierung 
in Zukunft über dicseSchulcentschcidcN 
werde. Für später würde sich eine Herabsetzung 
des Schulgeloes event, empfehlen. Herr Mohr 
bemerkt, daß man durch die Herabsetzung des 
Schulgeldes die Volksschulen zu reinen Armen- 
schulen stempeln werde und auch Herr Pfahle! 
hält die Herabsetzung des Schulgeldes für 
außerordentlich bedenklich. Die provisorische 
Einrichtung der neuen Klasse und die Anstellung 
eines 4. Lehrers wird genehmigt. 
9. Die Auszahlung einer nach Abschluß des 
Rechnungsjahres eingegangenen Rechnung wird 
genehmigt. 
10. Der Herr Vorsitzende macht Mittheilung 
über einen Prozeß zwischen zwei hiesigen Ein- 
wohnern wegen Fischereiangelegenheiten. Dir 
Stadt ist an der Sache insofern betheiligt, als 
eine irrthümliche Ansicht über die Grenzlinir 
zwischen dem fiskalischen und dem städtischen ©e’ 1 
wässer bestanden hat. Es wurde daher beschlösse»/ 
in den Prozeß, der in der Berufungsinstanz liegt 
und arts dem hiesigen Amtsgerichte zu Ungunste» 
des städtischen Pächters entschieden ist, mit ein 
zutreten. 
11. Ein Antrag des katholischen Pfarrers Stock- 
hofs, den für 1893 aus der Stadtkasse gezahlte» 
Zuschuß zur Unterhaltung der katholischen Schutz 
im Betrag von 300 JU auch für 1894 und ferner! 
Jahre zu leisten, wurde mit der Modifikativ» 
angenommen, den Zuschuß zunächst nur für 1891 
zu bewilligen. 
12. Der Vorsitzende theilt den Kollegien ei» 
Schreiben der Garnison-Verwaltung, betreffend 
eine Einladung zur Theilnahme an der in Anlas 
des Geburtstages Sr. Maj. des Kaisers statt- 
findenden Parade, mit, so wie eine gleiche Ein- 
ladung von Herrn Direktor Dr. Wallichs zw 
Theilnahme an dem im Gpmnasium stattfindende» 
Festakt. 
13. Ein Antrag des im vorigen Jahre an des 
höheren Mädchenschule angestellten Herrn Lehrers 
Siebel, um Anrechnung von auswärtigen Dienst 
jähren und Erhöhung seines Gehaltes, wurde i» 
geheimer Sitzung berathen. 
X. Rendsburg, 27. Jan. Am Dienstag 
den 30. d. Mts. bringt uns Herr Direktor 
Peters wieder einen neuen Gast, und zwar 
Herrn Ludwig Max, das langjährige Mit 
glied der Thalia-Bühne in Hamburg, wo 
er durch seine Darstellungskunst und Erre- 
gung der Lachmuskeln die Herzen der Zu 
hörer im Fluge gewonnen hat, so daß ma» 
ihn woht als den beliebtesten Schauspieler 
von Hamburg bezeichnen kann; den Ren 
dant „Lemke" in „Der Bureaukrat," welche 
Rolle er zu seinen allerbesten zählt und 
dabei die Lachmuskeln in steter Thätigkeit 
hält, wird uns Herr Max zum Beste» 
geben. Hoffen wir, daß der Kassenerfolg 
hinter des dem Resemann'schen Gastspiels 
nicht zurückbleibt. 
X Rendsburg, 27. Jan. Wie wir er' 
ahren, wird unsere Stadt demnächst uw 
Ine Fabrikanlage reicher werden, da i» 
er früheren Lohgerberei des Hrn. Brandt 
kine Pappefabrik eingerichtet werden soll- 
X Rendsburg, 27. Jan. In der Kron 
prinzenstraße entstand gestern Abend kurz 
nach 7 Uhr ein gewaltiger Menschenauflauf- 
Derselbe wurde veranlaßt durch eine arge 
Schlägerei, die sich zwischen mehreren Ar 
beitern entspann. ^ beider spielte das Messer 
hierbei wieder eine bedeutende Rolle n»d 
soll ein Arbeiter recht arge Verletzungen 
davon getragen haben. 
X Rendsburg, 27. Jan. Der heutige 
Wochenmarkt war von Landleuten nur 
schwach gesucht. Für Ferkel wurden die 
üblichen Preise von 10—15 JL bezahlt 
geringer. Kartoffeln 
wurden mit 4 Ji die Tonne bezahlt. Weiße 
und graue waren schon für 3—3,50 Jk 
zu haben. Butter kostete 1,15—1,20 J 
das Pfd., Eier pr. Stieg 1,60 M Hühner 
waren knapp und kosteten pr. Stück 1,50 
bis 1,80 Jf, Enten 3—4 Jt Geräucherte 
Waaren waren reichlich am Markt. Spesļ 
wurde mit 80—90 Pfg., Mettwurst mit 
80 Pfg. bis 1 bezahlt. Torf kostete 
wie immer 4—5 Ji pr. 1000 Soden. 
von A 
Getreidebericht. 
Hamburg, den 25. Januar. 
Preise pr. 1000 Kg. 
Weizen,ruhig, 128—I33psd. Holstein. 138-144-^ 
128—133pfd. Mecklenb. 138-144 „ 
La Plata 113—117 t 
Roggen, ruh., 123—128pfd. Holstein. 128—132 „ 
123-128pfd. Mecklenb. 130-135 „ 
117—125psd. Türkisch. 87- 95 
Gerste, fest. Holsteinische u. Meckl. 135—150 n 
Ungarische u. Mährische 160—204 » 
Rumänische u. Bulgar. 84-110,- 
Lafer,behaupt.Elber u. West-Lolsteiner 160—166 
Ost-Holst. u. Mecklenb. 162-175 „ 
Böhmischer 
But> 
bereinic 
Brut 
frische 
1. Clc 
ll 
Tend 
~ Fe 
Gestaw 
Sollest 
Ļwländ 
oohmr 
ftinnlä 
|innlä 
êchrrne 
Sn 
»au ui 
dem, d 
Mglisck 
hier ge 
weitere 
dings 
firn dü 
A . 
Schwe 
Woche 
schwer 
füage 
fieiger 
und i 
für r 
gute 
bezahl 
Hände 
Pro § 
Wurde 
fand 
Schlei 
Unit 
und a ! 
den H, 
Folger 
Miller 
schreibt 
Mein 5 
dort h 
Nicht I 
warm 
bleibe» 
schwitz 
von e 
bemerk 
aber - 
nicht ( 
Mich n 
erklärt 
sei chr 
Mache, 
daß fi. 
keinen 
Da!B< 
Warm 
Gebra 
besser 
tückisch 
M-r D 
Meinei 
kann 
leiden! 
gemac! 
Wa 
bekam 
„ Hau 
Wallt 
m Lü> 
immer 
Anerb 
lichen 
liche 
allen 
krankh 
Mit ^ 
Hände 
Blatte 
Ņd°l 
thati 
der cu 
sich al: 
Krank! 
Anerk- 
1°i 
Mk 
ihr 
Alle 
Unsere 
Ņļari 
Miese,, 
wostre 
derzlic, 
% 
De 
lhurn 
8estu, 
Und i 
burea 
langst 
bureg 
Rei 
unverzo
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.