Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

waren bis 
gilt als ein gewandter Berwaltungsbeamter, 
sowie hervoragender Militär mit den kon 
ziliantesten Formen. Man bezeichnet 
zeichnet Rosenbach als einen besonders 
glücklichen Griff sowohl bei Russen wie 
Polen. 
Norwegen. 
Aus Bergen wird vom 7. d. Mts. ge 
meldet; Zwei hoffnungsvolle junge Leute, 
der 23jährige Nordahl Grieg und der 
29jährige Hans Hille ertranken bei der 
glücklich vollführten Rettung ihres auf dem 
Eise eingebrochenen Freandes, des Kauf 
mannes I. Schelderup, in Firma Jacob 
sen & Schelderup. Die Aermsten hielten 
sich eine Viertelstunde am Eise über Wasser 
und sanken weg, kurz bevor Hülfe herbeikam 
^Schweiz. 
Die Journalisten Monod, Redacteur ^ 
des Blattes „Etincelle" zu Genf und 
Mosti, Berichterstatter mehrerer sicilianischer 
Zeitungen, traten mit dem Thierbändiger 
Pionet in der genannten Stadt in einen 
Käfig ein, in welchem sich drei Löwen 6e 
fanden, und spielten dort ruhig drei Partien 
Escartä. Die Journalisten wurden wegen 
ihrer Kaltblütigkeit vom Publikum mit 
Beifall überschüttet. 
Serbien. 
Belgrad, 18. Jan. Die L a ge ist heutekritr 
scher als vor dem 1. April und wird vor Allem 
bedingt durch die offene Fehde im radikalen 
Klub, sowie durch die Haltung der Armee 
gegen die Regierung und den Kabinetschef 
General Gruic besonders. Es ist kein 
Geheimniß, daß fast sämmtliche Os fr 
ziere im Innern des Landes bereits im 
dritten Monat ohne Sold sind und eine 
Deputation dieser Offiziere an den König 
von Gruic an der Vorlassung verhindert 
wurde. Der König selbst ist noch un 
schlüssig und scheint Rathschläge seines 
Vaters abzuwarten. Die heutigen radr 
kalen Morgenblätter werden den König 
warnen, einen inkonstitutionellen Schritt 
zu unternehmen, der ihm dasselbe Loos wie 
Alexander Battenberg bereiten könne. Die 
Sprache der Blätter ist eine so heraus 
fordernde, wie sie selbst hier im Lande der 
größten Preßfreiheit noch nicht vorkam. 
Thatsache ist, daß die Tage der Regierung 
gezählt sind. 
Oesterreich. 
Ein himmelschreiendes Verbrechen, eine 
unmenschliche, durch fünfzehn Jahre fort 
gesetzte Mißhandlung eines tief beklagens- 
werthen Menschen ist, so wird dem „Vaterl." 
aus Salzburg geschrieben, endlich entdeckt 
worden. Man würde eine solche Greuel 
that gar nicht für möglich halten, wenn 
sie nicht geschehen wäre. Im hiesigen 
St. Johann-Spitale befindet sich nämlich 
seit ein paar Wochen ein beiläufig 20 Jahre 
alter Mann, der volle fünfzehn Jahre lang 
eingesperrt, ja eingemauert leben mußte 
und dem man eine armselige Kost in seinem 
Kerker zumittelte. Der arme Mann hat 
während dieser langen Zeit kein mensch 
liches Angesicht mehr gesehen und ist daher 
so herabgekommen, daß er fast mehr Thier 
als Mensch ist. Er kann nicht mehr 
sprechen, sondern bellt vielmehr wie ein 
Hund; sein Bart reicht beinahe bis zu 
den Knieen. Ja, was ist denn geschehen? 
werden die Leser fragen. Der Mann ist 
vor ein paar Wochen zu St. Wolfgang 
am Abersee (Oberösterreich) in seinem 
unterirdischen Verließ entdeckt worden, man 
höre und staune: seine eigene Mutter und 
seine zwei Schwestern haben ihm obiges 
Schicksal bereitet, um im Genusse einer 
rechtlich ihm zukommenden Erbschaft zu 
bleiben. 
Bei einem Commerse, welcher jüngst in 
Wien stattfand, hat sich eine kleine, nur 
von wenigen Personen bemerkte Episode 
ereignet, die aber erzählt zu werden ver 
dient. Ging da ein Student der Philo 
sophie „mit Koller und Kanonen", ein 
„bemoostes Haupt", auf einen Herrn zu, 
der an einem der Tische saß, und sprach: 
„Mein Herr! Ihr Alter läßt mich ver 
muthen, daß Sie die Herren Professoren 
von der philosophischen Fakultät schon ïert 
nen. Ich möchte Sie daher ersuchen, daß 
Sie beim event. Erscheinen eines der Herren 
durch Applaudiren Stimmung machen." — 
Der also Angesprochene aber erwiderte: 
„Herr Collega! Ich werde das umsomehr, 
und zwar sofort thun, als ich selbst ein — 
Professor der Philosophie bin!" . . . 
— Im Herrenhause gab gestern der 
Landwirthschaftsminister v. Heyden folgend 
Erklärung ab: Die Regierung habe in der 
Thronrede anerkannt, welchen Werth sie auf 
Erhaltung seines kräftigen Grundbesitzen 
standes lege und gezeigt, welche Wege sie 
zunächst einschlagen zu müssen glaube. Die 
Hauptursache her Nothlage der Land 
wirthschaft sei Ludest die Verschul 
dung! Die Frage, was die Regierung 
noch weiter thun wolle, habe zunächst den 
Eindruck auf ihn gemacht, als ob sie eine 
Antwort auf die Thronrede sein solle. Es 
freue ihn, daß dies nicht der Fall sei. Was 
die Frage der Rentengüter betreffe, so könne 
die Regierung hier nur eine geringe Ein- 
Wirkung üben. In Reichsangelegenheiten 
habe die preußische Regierung stets die 
Interessen der Landwirthschoft Wahrgenom 
men. Die Währungsfrage werde 
vielfach überschätzt; er könne aber 
Namens der Regierung erklären, daß die 
angekündigte Enquete nicht den wissen 
schaftlichen Streit theoretisch fortsetzen solle 
sondern als ein Versuch zu betrachten sei, 
die Währungssrage aus dem Gebiete 
theoretischer Diskussionen auf den Boden 
praktischer Vorschläge überzufüh 
r en. Zu diesem Zwecke sei zu prüfen, ob 
und auf welchem Wege die Wiederherstellung 
oder Steigerung des Silberwerthes resp. 
eine Milderung der Schwankungen des 
Silberpreises möglich sei. Die Staats- 
regierung erkenne an, daß der ge 
unkene Silberpreis einen Einfluß 
auf die allgemeine Preisbildung 
haben könne und es solle deshalb ge- 
orüst werden, ob Deutschland allein in der 
Lage sei, durch gesetzgeberische Maßnahmen 
diesen Nachtheilen zu begegnen, oder ob 
eine internationale Verständigung 
hierzu geeignet und nothwendig 
ei. Im klebrigen bedaure es auch die 
Regierung, wenn einzelne Landwirthe sich 
nicht halten könnten. Auf dem Wege der 
Produktionssteigerung könne noch viel er 
reicht werden, nach weiteren Mitteln und 
Wegen zu forschen, dazu sollten die Land- 
wirthskammern mithelfen. 
— Die deutsche Reichs bank behan 
delt das Verhältniß zwischem ihrem Gold- 
und Silberbestande als ein Geheimniß. 
Eine Ausnahme machte sie, als sie der 
österreichischen Regierung im Interesse der 
wegen der Valutaregulirung veranstalteten 
Enquete bie betreffenden Daten zur Ver- 
ugung stellte. Selbstverständlich geschah 
das nur unter der Bedingung, daß die 
Daten nicht an die Oeffentlichkeit dringen. 
Dies ist indeß trotzdem geschehen. Wegen 
der hier vorliegenden Indiskretion hat nun 
die österreichische Regierung eine Disziplinär- 
Untersuchung eintreten lassen. 
Berlin, 18. Jan. Im Reichspostamt ist 
Berlin, 18. Jan. Wie das „Kl. I." Zwischenfällen geben 
meldet, ist das hiesige Victorialhehater 
am Mittwoch geschlossen worden. Der 
Direktor hat Berlin verlassen. Die Gage 
Inland. 
— Große Paroleausgabe wird, wie am 
Neujahrstage, am 27. Januar um 12 Uhr 
Mittags im Lichthofe des Zeughauses statt 
finden zu der der Kaiser mit seinen fürst 
lichen Gästen, u. A. dem König von Sach 
sen und dem König von Württemberg, er 
scheinen wird. Ebenso findet um 8 Uhr 
früh wiederum ein großes Wecken vom 
Schloß aus statt. In der Mittagsstunde, 
von 12—1 Uhr läuten sämmtliche Glocken 
der Stadt und um dieselbe Zeit wird die 
Leib-Batterie auf dem Lustgarten 101 Sa 
lutschüsse lösen. 
meldet. Diese soll die Absicht als irrthüm 
eines Zuges auf dem Bahnhof. Sie wußte, lich bekämpfen, daß die Bezeichnung des 
daß es der Zug war, der nach Berlin ging; Reichskanzlers als eines „Exekutivbeamten", 
die Arme mit der Serviette sanken langsam sowie der Ausdruck „Schreiber der Urias- 
herab, sie neigte den Kopf und weinte. Briefe" auf eine beleidigende Absicht 
(Fortsetzung folgt.) j schließen lasse 
man, wie die „Volksztg." meldet, mit der 
sollen am 16. d. Mts. nicht mehr gezahlt 
worden sein. 
Ihres Zopfes berau bt wurde in den 
Straßen Berlins ein junges Mädchen aus 
Lichterfelde. Nachdem sie mit zwei Be 
gleiterinnen eine Zeitlang verschiedene 
Straßen durchwandert hatte, bemerkte sie 
plötzlich, daß ihr der starke dreisträhnige 
Zopf bis auf eine Strähne glatt durchge 
schnitten war. Das junge Mädchen hatte 
nicht den geringsten Ruck bemerkt 
Berliner Blätter wissen zu melden, daß 
im L.'schen Bazar in der Rosenthaler 
Straße nicht weniger als 42 Sp itz buben 
im Monat Dezember abgefaßt worden ftnb, 
zum größten Theil Taschendiebe, welche die 
Börsen des kaufenden Publikums gelegen! 
lich des großen Gedränges in diesem Laden 
erleichtert hätten. Elf der Verhafteten 
wurden dabei abgefaßt, als sie versuchten 
zum Aussuchen auf den Ladentisch gelegte 
Waaren verschwinden zu lassen. In dem 
Bazar des gegenüberwohnenden Concur 
renten W. sollen in der Weihnachtszeit 
14 Langfinger dingfest gemacht worden sein. 
Eine arg verstümmelte Depesche 
ist kürzlich aus Berlin nach Zürich gelangt 
und hat dort einen liebenden Bräutigam 
in nicht geringe Aufregung versetzt. Ein 
junger Herr aus einer bekannten Zürcher 
Familie ist mit einer Berlinerin verlobt; 
da ist die Auserwählte seines Herzens an 
der tückischen Influenza plötzlich krank ge> 
worden. Der besorgte Bräutigam tele- 
graphirt nach Berlin und erbittet sich so 
fortige Auskunft über das Befinden seiner 
Angebeteten. Wie groß war aber sein Er- 
'Launen, als die ersehnte Drahtantwort 
endlich eintraf und die Drahtmeldung 
schwarz auf weiß die folgenden Worte trug: 
„Wiener Würstel!" Was sollte dies 
bedeuten? War die Dame seiner Wahl 
Nützlich anderen Sinnes geworden? Den 
Seelenzustand", in den der liebende Bräu 
tigam durch diese verhängnißvolle Depesche 
versetzt wurde, kann man sich leicht aus 
malen. Bald klärte sich glücklicherweise 
das Mißverständniß auf. Die Braut hatte 
mit fliegender Feder auf die besorgte An 
wage des Geliebten geschrieben: „Wieder 
wohler!" und der neckische Telegraph 
machte daraus: „Wiener Würstel". Das 
Histörchen klingt wie eine lustige Erfindung, 
hat sich aber, so versichert die „Neue 
Zürch. Ztg.", buchstäblich so ereignet. 
Eine wilde Jagd raste vor einigen 
Tagen Morgens durch die Straßen des 
idyllischen Britz bei Berlin. Wie ein ge 
icheuchtes Wild flog der 13jährige Schiil- 
knabe Bild dahin; er setzte über Gräben 
sammlung der studentischen Corporationen 
hat nämlich gestern mit Majorität beschlossen, 
im offiziellen Theile des Commerses einen 
Toast aufBismarck auszubringen. Eine 
katholische Corporation Hut in Folge dessen 
schon erklärt, sich an dem Commers 
nicht betheiligen zu können. 
Ein 13jähriger Knabe hat am Sonn 
tag in Coburg seinem Leben ein Ende be 
reitet. Er wartete vor dem Schützenhofe 
auf den kurz nach 7 Uhr vorbeikommenden 
Zug, warf sich auf die Schienen und wurde 
bald darauf als entsetzlich verstümmelte 
Leiche vorgefunden. Kopf, Arme und 
Beine waren vom Rumpfe getrennt. Dem 
Vernehmen nach war dem jugendlichen 
elbstmörder eine Züchtigung angedroht. 
Er entzog sich der Bestrafung durch eilige 
Flucht, wurde gesucht, aber leider zu spät 
gefunden. Die Eltern des Knaben sind 
ebenfalls freiwillig aus der Welt gegangen. 
Aus Dessau wird geschrieben, daß dort 
ein Verein in der Bildung begriffen ist, 
welcher alle Wittwen und Wittwer 
der anhaltinischen Residenzstadt umfassen 
oll, die sich entschlossen haben, nicht wieder 
zu heirathen. Nach den Vereinssatzungen 
werden in der Wintersaison musikalische 
Unterhaltungen veranstaltet und im Som 
wer gemeinschaftliche Ausflüge gemacht 
Unter solchen Umständen wird wohl die 
ehefeindliche Gesinnung nicht lange in diesem 
Kreise vorhalten, vielmehr der schlaue, kleine 
Gott mit dem Pfeil und Bogen ein recht 
gesegnetes Operationsfeld finden. 
Hannover, 17. Jan. Eine 500jährige 
Schützenjubelfeier steht bevor. Im 
Jahre 1897 sind 500 Jahre verflossen, 
eit der Schützenverein Hannover gegründet 
wurde. Unsere Schützen beabsichtigen diesen 
Gedenktag in hervorragender Weise zu be 
gehen und sind schon jetzt dieser Frage 
näher getreten. Es wird geplant, das 
500jährige Jubiläum in Verbindung mit 
dem Deutschen Bundesschießen zu begehen, 
und es soll deßhalb beim Deutschen Schm 
Weltbünde der Antrag gestellt werden, das 
Bundesfest im Jahre 1897 in Hannover 
abzuhalten. Vorher ist allerdings noch die 
Frage eines nicht unbeträchtlichen Garantie- 
onds zu erledigen. Zu dem genannten 
Zeitpunkt sind auch 25 Jahre verflossen, 
eit in Hannover das 4. Deutsche Bundes 
chießen abgehalten wurde (Juli 1872). 
selnden kleinen Unterschieden bei einander. Erkl 
Hamburg, 18. Jan. Zur Kennzeichnung 
Reform des Zeitungsposttarifs be- 
schäft und zwar sollen demnach in Zukunft 
10 pCt. des Einkaufspreises (gegen 25 bezw. 
12 PCt. nach dem alten Tarif) und außer, 
dem ein Zuschlag von 25 Pf. pro Num 
mer wöchentlich erhoben werden. Dieser 
Zuschlag soll aber jährlich mindestens 40 Pf. 
betragen. 
Berlin, 17. Jan. Ein b l u ti g e s A t t e n - 
tat auf seinen Chef hat am Donners 
tag-Vormittag der am Tage zuvor ent 
lassene Stadtreisende Max Victor der 
Chappe-Seidenfabrik von H. Joeffel & Co., 
Zehdenickerstraße 2, ausgeführt. Victor 
hatte Herrn Joeffel, wie das „Kl. Journ." 
berichtet, im Kontor aufgesucht, um sein 
Gehalt zu fordern, das er noch nicht er- 
halten haben wollte. Herr Joeffel legte 
dem jungen Mann jedoch eine von ihm am 
vergangenen Tage ausgestellte Quittung 
über das empfangene Gehalt vor und er 
suchte den Stadtreisenden, das Kontor zu 
verlassen. Als Victor, von Herrn Joeffel 
begleitet, bis zur Thür gelangt war, stieß 
er dem ehemaligen Chef plötzlich 
ernen 
Dolch in die Brust, sodaß der Getroffene 
blutüberströmt zusammenbrach. Ein sofort 
hinzugerufener Arzt konstatirte eine etwa 
3 Centimeter tiefe Wunde. Herr Joeffel 
hat nur dem Umstande, daß er dicke Winter- 
kleider getragen, sein Leben zu verdanken. 
Der Stoß wäre bei der Heftigkeit, mit der 
er geführt worden, unzweifelhaft bis zum 
Herzen gedrungen. Der Uebelthäter, der 
nach der That entflohen war, ist verhaftet 
worden. 
— Nicht weniger als 54 Züge sind 
am Mittwoch in Folge eines Zusammen 
toßes am Schlesischen Bahnhöfe liegen ge 
blieben. Die Geschäftswelt Berlins wurde 
durch den Eisenbahnunfall empfindlich ge 
kört, da ein großer Theil der Postsendun 
gen ausblieb. Die Frühpost aus Schlesien, 
Posen, Preußen konnte erst am Nachmittag, 
diejenige aus der Rheinprovinz, Hannover 
usw. gegen Mittag ausgegeben werden. — 
Der durch den Zugzusammenstoß angerich- 
tete Schaden an Material beträgt nach 
oberflächlicher Schätzung etwa 8000 Mark. 
Gegen die Verurtheilung des Schrift- 
kellers Maximilian Harden in Berlin 
wegen Beleidigung des Reichskanzlers hat 
dessen Vertheidigung die Revision ange- 
und Zäune, aber hinter ihm unerbittlich 
wie die strafende Nemesis folgte der wür 
dige Amtsdiener des Ortes, Herr Zilvach. 
Mit stauuenswerther Behendigkeit wußte 
er dem leichtfüßigen Buben auf den Fersen 
zu bleiben, aber endlich erlahmten seine 
Kräfte. So wäre der Schlingel, ein be 
rüchtigter Schulschwänzer, der von Amts 
wegen zum Unterricht geholt werden sollte, 
Wohl wieder seinem Verfolger entgangen, 
wenn nicht das Publikum sich an der Jagd 
betheiligt hätte. Als der rabiate Bengel 
endlich eingeholt war, setzte er der bewaff 
neten Macht einen so hartnäckigen Wider 
stand entgegen, daß er gebunden auf 
einen Schiebkarren geladen und in 
das Amtsgefängniß transportirt werden 
mußte, wo er einstweilen in Haft verblieb, 
bis Weiteres über ihn beschlossen sein wird. 
Gegen neun Charlottenburger Arbeitgeber 
hat, der „Eh. Z." zufolge, der Vorstand 
der Jnvaliditäts- und Altersversicherungs 
anstatt der Provinz Brandenburg erhebliche 
Geldstrafen verhängt, weil sie unterlassen 
hatten, für die von ihnen beschäftigten, 
dem Versicherungszwange unterliegenden 
Personen Marken in zureichender Höhe 
und in vorschriftsmäßiger Beschaffenheit 
rechtzeitig zu verwenden. 
Der „Neisser Ztg." zufolge sind im 
Dorfe Osscg (Kreis Grottkau) die sämmt 
lichen dortigen Mitglieder des Bundes 
der Landwirthe, 13 an der Zahl, aus 
geschieden, ebenso sämmtliche (10) Mitglie 
der von Graschwitz. 
Schneidemühl, 18. Jan. Eine Deputation 
des Magistrats fährt im Laufe nächster 
Woche nach Berlin, um vom Kaiser die 
Genehmigung zur Veranstaltung einer 
Brunnenlotterie zu erbitten. 
Eine angesehene Familie in Krefeld ver 
lor innerhalb einiger Tage ihre beiden 
Söhne. Der jüngste Sohn brachte ein 
schlechtes Zeugniß von der Schule, worüber 
ihm der Vater, von seinem ältesten Sohne 
unterstützt, mit Vorwürfen zusetzte, als 
plötzlich der junge Mensch das Fenster 
aufriß und sich auf das Straßenpflaster 
stürzte. Einige Tage darauf wurde der 
älteste Sohn aus dem Geschäft, in welchem 
er als Commis thätig war, entlassen. 
Als die Mutter in das Zimmer kam, in 
das der Sohn gegangen, fand sie ihn als 
Leiche am Boden liegen. Der junge Mann 
hatte in der Verzweiflung Hand an sich 
gelegt. 
Bonn, 17. Jan. Der diesmalige Kaiser- 
Commers der Studentenschaft aus Anlaß 
des Geburtstages des Landesherrn dürfte 
voraussichtlick wiederum Veranlassung zu 
der schlechten Geschäftsverhältnisse im Vor 
jahre werden aus Hamburg beredte Ziffern 
mitgetheilt. Es gab in der reichsten 
deutschen Handelsstadt im Laufe des Jahres 
1893 nicht weniger als 2 0 7 K o n k u r s e 
und 1580 Offenbarungs-Eide, 
die meistens r-on Kaufleuten und Gewerbe 
treibenden geleistet worden sind. Es sind 
dies Ziffern, die für sich selbst reden. — 
Auf der Straße wurde ein Knabe von 
einem vom Dache herunterfallenden schweren 
Eiszapfen getroffen und war sofort todt. 
Ein eigenthümlicher Schiffs uns all 
hat sich am Montag in der Einfahrt des 
„Köhlbrands" bei Hamburg ereignet. Der 
Schlepper „Franziska" des Herrn John 
E. Lösche in Altona sollte den schwedischen 
Dampfer „Norrköping" nach Harburg bug 
siren. In der Nähe des „Köhlbrands" 
gerieth die „Franziska" im Eise fest und 
konnte sich in Folge dessen nicht vom Platze 
bewegen. Der im Treiben befindliche 
„Norrköping" fuhr nun auf den Schlepper 
zu, eine ungeheuere Menge Treibeis vor 
sich herschiebend. Die Eismassen ergossen 
sich über das Deck der „Franziska", die 
stark auf die Seite gelegt und dabei aus 
ihrer Haft im Eise befreit wurde. Die 
Besatzung sprang an Bord des schwedischen 
Dampfers, da sie in großer Gefahr schwebte. 
Die Maschine der „Franziska" war aber 
nicht in Ruhe gesetzt und arbeitete weiter. 
Ohne Führung rannte der Schlepper jetzt 
gegen den von Harburg kommenden Eis 
brecher und Passagierdampfer „Köhlbrandt", 
wobei ihm die Wallschiene eingedrückt wurde. 
Glücklicherweise kam das Schiff dabei zum 
Stehen, so daß die Maschine gestoppt wer 
den konnte. Unter Beihülfe eines Schlep 
pers wurde es später nach Altona gebracht. 
Hamburg, 17. Jan. Die Aufbesserung 
des Fahrwassers der Unterelbe wird dem 
Hamburgischen Staat viel Geld kosten 
Der Ausschuß für die Arbeiten verlangt 
für Regulirung des Fahrwassers der Elbe 
bei Papensand rc. 4,566,000 Mark, für 
Verbesserung des Fahrwassers im unteren 
Köhlfleth 334,000 Jl, für Einrichtungen 
Zur Gewinnung von Löschplätzen bei Papen 
sand und vor Finkenwärder 1,708,000 Ji, 
insgesammt 6,608,000 Jt. 
Ein Wettlauf zwischen einem Herrn 
und einem Pferdebahnwagen hat am Sonn 
tag in Hamburg stattgefunden, und gewann 
der betreffende Herr seine Wette glänzend. 
Der Wettlauf fand statt vom Berliner 
Bahnhofsplatz aus mit dem Ringbahnwagen 
Nummer 474, und zwar in der Richtung 
Hafen, Zirkusweg, Heiligengeistfeld, Hol- 
stenthor, Ringstraße, Esplanade, Glocken 
gießerwall, Steinthorwall bis zum Ab 
gangspunkt. Kurz vor Beginn des Laufes 
hatte sich dem wettlaufenden Herrn noch 
ein zweiter Läufer angeschlossen, und beide 
Herren blieben bis zum Zirkusweg mit 
dem Ringbahnwagen ziemlich zusammen. 
Von da ab aber erlangten die Läufer einen 
großen Vorsprung. Die beiden Herren^ 
ln bei 
anlag: 
Frist 
die 8 
könnei 
Pflicht 
entbm 
Dort überholte der hinzugekommene Herr 
den eigentlichen Wettläufer und kam noch 
3 / 4 Minuten früher an's Ziel, wenngleich 
dieser den Pferdebahnwagen noch um 4% 
Minuten schlug. Das Resultat war fol 
gendes: Der Ringbahnwagen gebrauchte 
46 Minuten, der zuerst an's Ziel gekom 
mene Herr 40'/2 Minuten und der zweitel < 
Läufer (der eigentliche Wettläufer) 41 -/ 4 Min. die 5, 
Provinzielles. burgis 
Eine Wette um zehn Runden ist in Güstr, 
Friedrichstadt dieser Tage abgeschlossen deninä 
worden. Dieselbe dreht sich darum, ob Konku 
die Indianer, welche jüngst in Hamburg beiner! 
konzertirten, echt sind oder nicht. Während Melder 
einerseits darauf bestanden wird, die Ge- ireffen 
nannten seien waschecht, wird andererseits also, 
behauptet, Tätowirung und der Teint hätten bungei 
ihren Ursprung außerhalb des Indianer- "" 
Territoriums Nordamerikas. 
Zum Stadtbaumeister in Elmshorn ist 
der Regierungs-Bauführer Disent aus Rix- 
dorf bei Berlin ernannt worden. 
Ein eigenthümliches Geschäft kam vor 
einigen Tagen in Broncker zu Stande, in- Jahre 
Berbrl 
dürfte 
Quelle 
dte Fj 
kaufte, 
von Cl 
genau. 
Sehnn 
Aļargl 
neuner 
aus d 
tenden 
dem eine alte silberne Uhr für 8 Mk. pro 
Pfund verkauft wurde. Das Gewicht der 
Uhr betrug nur 82 Gramm und ihre Kauf 
summe 1,35 Mk. 
Hohcnweftedt, 16. Jan. Als Mitglieder 
der Kommission, mit der die Beauftragten 
des Kreisausschusses sich zwecks vorläufiger 
Festsetzung der Bahnrichtung Rendsburg- 
Hohenwestedt in Verbindung setzen können, 
ind von der Gemeindevertretung Hierselbst 
Hofbesitzer Hinrichsen, Gastwirth Joh. 
Tietje und Rudolph in Hohenwestedt ge 
wählt worden. 
Herr Gastwirth Reimers in Jnnien kaufte 
einen daselbst belegenen Grundplatz zun> 
Preise von 14 000 Mk., um auf demselben 
einen Neubau aufzuführen. 
Luhnstcdt, 18. Jan. In dem ver 
flossenen Jahre wurde an die Genossen- 
chaftsmeierei Luhnstedt-Stafstedt 903 8851 
Liter Milch geliefert, welche durchschnittlich 
mit 8,8 Pf. pro Liter vergütet wurde. 
Rechnet man nun den Liter entrahmter 
Milch, die an die Interessen zurückgegeben 
wird, auf 2,2 Pf., so werden Hierselbst 
ungefähr dieselben Milchpreise erzielt, wie 
von den Landleuten in der Nähe der Stadt, - io e Y*e- 
wo die Milch an Händler verkauft wird. kcmme! 
Hufner Markus Wittmaack verkaufte tz 
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geeicht 
gestern an Viehhändler A. Schlüter in 
Nortorf seinen 3 Jahre alten Stier für 510 M- 
O Büdclsdorf, 19. Jan. Am nächsten 
Sonntag findet der 2. Volksunthaltungs- 
abend Hierselbst statt. Das Programm 
desselben ist, wie zu dem ersten, ein sehr 
reichhaltiges. Dasselbe lautet: 1. Marsch, 
vorgetr. von der Kapelle der Karlshurte. 
2a) „Frühlingsglaube" vonTschirch, i>)„Aus 
der Jugendzeit" von Hauptmann (Männer 
gesang). 3. Romanze, für Philemone mit 
Klavierbegleitung. 4. „Erlkönig", Solo 
vortrag. 5. Wissenschaftlicher Vortrag- 
6. Allgemeines Lied. 7. „Ziegeunerleben" 
Orchester. 8. „Sturmbeschwörung" von 
Dürrner (Männergesang). 9. Reutervor 
lesung. 10. Komischer Vortrag. 11. „Der 
verspätete Urlauber", komisches Duett. 12.1 
Allgemeines Lied. 
□ Rendsburg, 19. Jan. Nachdem zu 
vor die Gartenhäuser, sowohl südlich als 
nördlich der Stadt durch den mit den Oert- 
lichkeiten jedenfalls recht bekannten Dieb 
ihres brauchbaren Inhalts mittelst Ein 
bruchs beraubt worden sind, werden jetzt, 
die Gärten selbst heimgesucht und der' 
Winterkohl abgeschnitten. Derselbe ist in 
diesem Jahre besonders gut gediehen, sodaß- 
leicht zu einer Mahlzeit zu kommen ist- 
Die menschliche Kunst ist ja leider noch 
nicht so weit vorgeschritten, neben dein 
Kohl gleich die nöthigen Fleischwaaren iin 
Garten bauen zu können, sonst hätte des 
freche Dieb, der gestern zwischen 5 und 6 
Uhr Nachmittags im Kronwerk 30 Kohl- 
pflanzen abschnitt, von denen er 29 mit 
fortführte, ein noch besseres Geschäft ge- 
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kaffen, 
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macht. In Anbetracht des Umstandeê îrstgà 
jedoch, daß Kohl jetzt ein allgemein belieb 
tes Gemüse ist, wird er wohl die Hälfte 
des gestohlenen Gutes verkaufen, um sich 
den nöthigen Speck erhandeln zu können. 
□ Rendsburg, 19. Jan. Der uns vor 
liegende Geschäftsbericht des Hüttener Feuer- 
Versicherungs-Vereins gestattet sich sehr 
günstig. Dem Verein gehören zur Zeit 
808 Mitglieder an, welche zum größte» 
Theil in den Kreisen Rendsburg und Eckern- 
örde wohnhaft sind. Die Gesammt-Ver- 
icherungssumme beträgt 5 294 900 Mark- 
Seit dem 1. Dezbr. 1892 erfuhr die Zahl 
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der Versicherten einen Zuwachs von 2t "ch auf 
Mitgliedern und der Versicherungsbetraß 
wuchs um 43 700 Mk. bis zur vorgenann 
ten Summe an. In Jahre 1840 gegründet, 
blickt der Verein auf ein 53 jähriges Be- ' 
tehen zurück. Während dieses Zeitraums 
ist im Ganzes à 100 Mk. Bersicherungê' 
summe ein Prämienbetrag von 7,42 Bft- 
gezahlt worden. Der jährliche Durchschnitt 
der Prämie für 100 Mk. beträgt als" 
15 Pfg. ^ i/j Prozent. Das letzte Ge 
schäftsjahr gestaltete sich besonders günstiß- 
da keine nennenswerthe Schäden vorş 
de: 
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