An anderen Stellen arbeiten die Italiener-
unter polizeilichem Schutz. Man befürchtet
ernste Konflikte. Die gesammte Garnison
ist konsignirt.
Aus Cette melden die Morgenblätter:
Ein Individuum, Namens Gramer, wel>
ches von der Gerichtsbehörde vernommen
werden sollte, tödtete sich vorher selbst
durch Dolchstiche. Granier hatte bereits
am Montag-Abend zu einer Zeit, als das
Attentat in Cette noch nicht bekannt sein
konnte, seinen Freunden die Nachricht von
der Ermordung Carnots mitgetheilt.
Aus Paris meldet man der „Voss. Z-":
Zu dem Lyoner Bürger der bei Caserio's
Verhaftung mit half, sollen zwei wohl-
gekleidete Männer gekommen sein, die sich
als Herren von der Presse ausgegeben und
um seine Photographie gebeten hätten, um
sie einem Antrage um Dekorirung beizu
legen. Als sie das Bildniß hatten, seien
sie mit den Worten verschwunden: „Jetzt
haben wir Deinen Kopf, wir sind Anarchisten."
Paris, 29. Juni. In Bussieres - les-
Clermont, Departement Haute-Marne, er
st a ch der Rechenlehrer G u i l l e m in ver
sehentlich den achtjährigen Schüler
G « r a r d, als er mit geöffnetem Taschen
messer der Klasse zeigen wollte, wie Ca
s e r i o C a r n o t erstochen hätte. Ein
Stich drang dem unglücklichen Knaben ins
Herz.
Italien.
Rom, 29. Juni. Wenn der römische
Berichterstatter der „Times", dessen enge
Beziehungen zu Crispi bekannt sind, recht
berichtet ist, so beabsichtigt die italienische
Regierung den Mächten ein System
internationaler Ueberwachung
der Anarchisten vorzuschlagen, womit
die Bildung eines Centralbureaus in Gen :
für den Austausch der Nachrichten über die
Bewegung der berüchtigsten Anarchisten
verbunden werden soll.
Holland.
Anistcrdam, 28. Juni. Die Meldung,
daß ein Anarchist, Namens van der
Zwan einen Pfarrer während der Predigt
erstochen habe, ist falsch. In Wirklichkeit
drang nur am vergangenen Sonntag in
die protestantische Nieuwe Kerk ein Jndl
viduum mit dem Messer in der Hand gegen
die Kanzel vor. Ehe der Mann den Pre-
diger erreichte, wurde er ergriffen und der
Polizei ausgeliefert. Man glaubt, daß der
gegenwärtig im Krankenhause sich befindende
Attentäter geistesgestört ist.
Oesterreich.
Rcichenberg in Böhmen, 29. Juni. Bis
zum späten Abend waren aus dem einge
stürzten Neubau 11 Todte und 17 Schwer
letzte ausgegraben.
Inland«
Berlin, 29. Juni. Der Kaiser hat
den Botschafter Grafen Münster mit seiner
Vertretung bei dem Leichenbegängnisse des
Präsidenten C a r n o t beauftragt und ihn
angewiesen, im Namen des Kaisers einen
Kranz an dem Sarge des verstorbenen
Präsidenten niederzulegen.
— Der „N. A. Ztg." zufolge wurde
der Botschafter Her bette nach der gestn-
gen Privataudienz an Bord der „Hohen
zollern" mit seinem Sohne zur Tafel ge-
zogen.
Berlin, 29. Juni. Der Cultusimmster
erlangte die Zustimmung des Finanzmini
sters zur Einstellung einer entsprechenden
Summe für die Errichtung von Lehrstühlen
der Elektrotechnik an technischen Hochschulen
in Berlin, Hannover und Aachen in den
nächsten preußischen Etat.
— In der Affaire von Kotze
werden nunmehr die Namen der Empfänger
der vier anonymen Briefe mitgetheilt, die
noch nach der Verhaftung des
Herrn von Kotze zur Versendung kamen.
Es sind dies: Gräfin Hohenau, Gene
ral v. H a h n k e, Graf v. W e d e l l und
v Koscielski. — Der „Braunschw.
Landes-Ztg." zufolge soll man jetzt auch
in hohen Hofbeamtenkreisen Bedenken hegen,
daß Herr v. Kotze in Militärhaft behalten
werde da er als Rittmeister „a. D." oder
auch „z. D." vor das Civilgericht gehöre.
— In der v. Kotzeschen Angelegen
heit wird die Untersuchung äußerst ener
gisch geführt. Ueber den haarsträubenden,
gemeinen Inhalt der Briefe, die an ver
schiedene hochstehende und durchaus unbe
scholtene Damen gelangten, herrscht allge
meines Kopfschütteln; die Briefe sind zum
Theil mit unzüchtigen Zeichnungen
versehen und mit Drohungen angefüllt.
Die Gräfin Fritz Hohenau, eine geborene
v. d. Decken, erhielt einmal beim Betreten
des Tattersalls einen Brief, worin sie ge
warnt wurde, nicht zu Pferde zu steigen,
da sie sonst lebend die Reitbahn nicht
verlassen würde. In ihrer Wohnung
sie sich niemals darüber geäußert. So wie
das Verbotene oder Verborgene immer einen
großen Reiz ausübt, so geschah es auch hier
— ich habe meine Mutter oft damit gequält,
daß sie das Verlogne aus seinem Verwahrungs
ort holen mußte, damit ich mich daran er
freuen konnte. Nach dem Tode meiner
Mutter habe ich cs für immer aus seiner
Verborgenheit geholt und trage es seitdem
an meiner Uhrkette."
(Schluß folgt.)
wurde sie mit derartigen Briefen geradezu
überschüttet, sodaß die geänstigte junge
Frau nicht aus noch ein wußte »nd eine
Zeit lang mit ihren Kindern das Haus
nicht verließ. — Es erscheint schon heute
zweifellos, daß bei der Verübung der
That mehrere Personen verschiedener
gesellschaftlicher Stellung die Hand im
Spiele gehabt haben, umsomehr, als ja,
wie schon kürzlich erwähnt, auch die Hand
schriften einen verschiedenen Charakter
tragen. Dieser Umstand ist für den Zere-
monienmeister in hohem Grade entlastend;
die einen Briefe, deren Thäterschaft ihm
zugeschrieben wird, zeugen von einem
helleren Verstände, als er ihn besitzt, die
anderen sind für einen Mann von seiner
Stellung zu roh und unfläthig. Leberecht
von Kotze hat sich durch sein hochfahrendes
Wesen viele Feinde gemacht, und so ist es
erklärlich, daß ein gewisser Theil der Hof
gesellschaft nicht nur in dem Beschuldigten
den Thäter sieht, sondern auch die ge-
waltigsten Anstrengungen macht, um durch
private Recherchen neues Belastungsmaterial
zu sammeln. Es bereitet sich somit ein
Krieg der nobilium contra nobües vor,
welcher, wie die Entscheidung des Kriegs
gerichts auch ausfallen möge, zu allerlei
bedauerlichen Vorkommnissen in der Hos
gesellschaft führen dürfte.
— Znni Selb st morde des Abg
vom Heede bringt die „Tremonia" noch
weitere Aufklärungen. Danach soll vom
Heede seiner Zeit seinem Mitdirektor in
der Halver Volksbank mit derPi stole
in der Hand die für Wechsel auf die
Volksbank in Höhe von 400000 Mk. für
ihm hinterlegten Depots abgenommen haben
Es würden nunmehr in der Bank nicht
allein die Spareinlagen verloren gehen,
wndern die Aktionäre 50 pCt. des Aktien
kapitals, die noch nicht eingezahlt waren,
nachzahlen müssen.
Nun bringt die „Kreuzztg. an
Stelle eines Leitartikels einen Vorschlag
des früheren Abg. v. Below-Saleske,
da bei der jetzigen Reichstagsmehrheit der
Antrag des Grafen K a n i tz noch keine
Aussicht habe, „auf kürzestem Wege" durch
önigliche Verordnung der Acker-
bau treibenden Bevölkerung Preußens das
Recht zu geben, einen Theil der
Steuern an den Staat, Einkommen
steuer, Ablösungsrente, Maischsteuer usw.,
Roggen und Hafer entrichten
zu können. Der Staat habe — das sei
das Ausschlaggebende hierbei — für obige
Naturalien einen Preis nach drei-
jährigem Durchschnitt zu zahlen.
Die auf diese Weise übernommenen Naturalien
seien zum Uebernahmepreis derMilitär-
v e r w a l t u n g für die Naturalverpflegung
des Heeres abzuliefern. Ueber den Be
darf der Militärverwaltung hinaus seien
Naturalien nicht abzunehmen. Früher habe
jeder Staat Steuern in Naturalleistungen
gekannt. Zur Aufnahme der Naturalien
könnte man Holzbauten an den Bahn-
krängen errichten. Nach Maßgabe des
Naturalienbedarfs der Armee seien an die
in Frage kommenden Steuerzahler B e -
rechtigungsscheine zu geben zur
Lieferung der Naturalien nach dem Durch
schnittssatz der letzten drei Jahre. Das
Kontingent sei für die einzelnen Berech
tigungsscheine nach der Ackerfläche oder
der Grundsteuer zu berechnen.
Es ist schwer, diesen Vorschlag ernsthaft
zu behandeln. In formeller Beziehung
würde er sowohl gegenüber Preußen als
gegenüber dem Reich einenV erfassungs-
undGesetzesbruchderschwersten
Art darstellen. Die Kosten der
neuen Liebesgabe würden dem Militär
et at zur Last fallen, also den Reichs
knanzen, hinsichtlich deren es gerade jetzt
besonders knapp bestellt ist. Darüber
kommt indeß Herr v. Below-Saleske hin
weg, indem er meint, in dem Militäretat
leien die Naturalienpreise ohnehin nach
dem Durchschnitt der letzten drei Jahre
in Ansatz gebracht. Dem Militäretat
entgehe daher in diesem Falle nur eine
Ersparniß zum Besten der nothleidenden
Agrarier. Ein Blick in den Militär
etat lehrt aber, daß die Naturalienpreise
im Militäretat zur Hälfte nach den Ist
preisen des October 1893, zur andern
Hälfte nach den Durchschnittspreisen der
Jahre 1883 bis 1892 unter Abrechnung
des theuersten und des billigsten Jahres
etatisirt sind. Für die erste Hälfte des
lausenden Etatsjahres sind nun die
Naturalien bereits im Oktober 1893 zu
den etatsmäßigen Preisen angekauft worden.
Für die an dem kommenden Oktober anzu
kaufende zweite Hälfte des Naturalienpreises
steht die Tonne 29 Mk. über dem gegen-
wältigen Roggenpreis und 10 Mk. über
dem gegenwärtigen Haferpreis in Berlin.
Der ganze Jahresbedarf des preußischen
Kontingents an Roggen beträgt 106,174
Tonnen, an Hafer 180,655 Tonnen.
Dieser Bedarf umfaßt aber auch denjenigen
Theil des preußischen Kontingents, welcher
sich aus den Kontingenten der norddeut
scheu Kleinstaaten zusammensetzt. Berück
sichtigt man dies, so würde nach dem Bor-
schlag des Herrn v. Below-Saleske der au:
den preußischen Staat entfallende Natura
lienbedarf, der für die zweite Hälfte des
Etatsjahres im Herbst zu den Etatspreisen
übernommen würde, im Verhältniß zu dem
gegenwärtigen Lieferungspreise eine Lie-! Provinzielles,
des gäbe für die Agrarier im Altona, 29. Juni. Wie nunmehr defini
Betrage von nicht ganz 2 Mil-tiv beschlossen ist, werden an Stelle des
lionen Mark ergeben, was ungefähr mit dem 1. April 1895 aufgelöst werden
einer halben Monatsrenteden Königlichen Eisenbahn - Betriebsamts
Ver G run d st e u e r gleichkomme n zu Kiel drei Betriebs-Jnspekti one
würde. — Diese Liebesgabe würde sich errichtet werden, und zwar je eine in
entsprechend geringer bemessen, wenn die Ncumünster und Oldesloe, und sind mit
natürlichen Oktoberpreise über die gegen- letzteren beiden Städten die Verhandlungen
wältigen Preise hinausgehen sollten. bereits eingeleitet. Jede Bau-Jnspektion
Selbstredend haben sämmtliche Schuh - wird von einem Techniker geleitet werden
m a ch e r>J n n u n g e n Deutschlands nun dem ein Administrativer zur Seite steht
das Recht, von der Reichsregierung zu In Kiel wird außerdem eine Maschinen,
vrdern, daß ein Theil der Steuern an den Inspektion eingerichtet, welche von emem
Staat in Schuhwaaren nach dem Durch- Maschinen-Techniker geleitet wird. Der
ichnittspreis angenommen werde, ebenso Betriebs-Inspektion Oldesloe wird gleich
die Schneider, Sattler, Tuchfabriken usw.; zeitig der Neubau der Linie Hagenow
mit einem Worte: Alle Gewerbe, welche Oldesloe unterstellt werden. Die Beamten
Militäreffekten zu liefern im Stande sind.şdes Betriebsamts werden theilweise in den
Gelsenkirchen, 27. Juni. In b'rei|Betriebs-Jnspektionen und theilweise
nt
Tagen haben hier vier Menschenleben der Direktion Verwendung finden. (K. Z
ein gewaltsames Ende gefunden. In Altona, 30. Juni. Die schon seit län
Braubauerschaft wurde am Sonntag ein j gerer Zeit in Angriff genommenen Arbeiten
rn
Mann erstochen und in Schalke am selben zur Vergrößerung der Wasserwerke
Tage eine Frau von einem polnischen Bl ankenese gehen jetzt ihrer Vollendung
Bergmann erschlagen. Montag Abend entgegen. Die Arbeiten, die sich westlich
erstachen junge Burschen aus dem Moltke-I von „Westerbad am Elbstrand entlang
platze einen Arbeiter und in der Nacht weithin erstrecken, sind augenblicklich sehr
aus Dienstag ermordete ein Bergmann interessant. Am Strande sind große Klar-
eine Frau als er sie bei einem Kostgänger decken angelegt. Hier wird das Waster
fand zu dem sie in unerlaubten Beziehungen zur Zeit der Fluth, also wo es am wenig-
gestanden haben soll. sten Fremdstoffe enthält, aufgenommen um
Winzig in Schles., 26. Juni. Bei seinem später, nachdem es vorläufig geklar ist
Schwiegersohn, dem Rittergutsbesitzer von noch ein zweites Klärbecken zu passiren
Strien erschoß sich der auf Besuch an- und dann in die Sandfilter gepumpt, um
wesende Hauptmann a.D. Brie g er mit hier völlig geremtgt zu werden. Das
seinem Jagdgewehr. Was den Mann in Wasser wird wie schon erwähnt nur bei
den Tod^ getrieben hat, darüber wird von höchster Fluth dem Strom entnommen,
seinen Angehörigen Schweigen beobachtet. Die erwähnten Klärbecken stehen mit einer
Osnabrück 26. Juni. Ein in dem Orte Brunnenrohrleitung in Verbindung, in oer
Gohfeld ansässiger Mattenmacher feierte sich das Wasser ebenfalls ansammelt, um
dieser Tage d i e Taufe seines 25. auf den Bauersberg m die neuen Filter
Kindes. Zu dieser hatte der Vater 7 Pathen gepumpt zu werden. Außerdem ist eine
und 7 Pathinnen eingeladen, Söhne und direkte Verbindung mit der Elbe hergestellt
Töchter der reichsten dortigen Landwirthe, durch ein I V2 Meter breites Rohr, das
Ein B i t r i 0 l - A t t e n t a t ist in der ebenfalls mit der Brunnenrohrleitung tn
Nähe von Schirwindt in Ostpreußen ver- Convex gebracht werden kann. Durch zwei
übt worden. Die Braut eines Schlosser- große neue Pumpwerke ist die Verwaltung
gesellen hatte mit diesem gebrochen und ihr des Wasserwerks ui der Lage, innerhalb
Herz einem andern zugewandt. Der ver- 24 Stunden durch zede Pumpe 18,000
Offene Liebhaber goß dem Mädchen eme Kubikmeter Wasser, unter Umstanden auch
Flasche Schwefelsäure ins Gesicht, wodurch mehr in die Filter zu treiben. Das gibt
letzteres sehr entstellt wurde. Das Mädchen also ein Quantum von 36,000 Kubikmeter
wird jedenfalls erblinden. neben den schon setzt pro Tag gelieferten
Weil sie mit ihm in „T od fei ndscha ft" 21,000 Kubikmetern Der Uàrnehmer
lebe, weigerte in der Kirche zu Wertingci. Van Heese denkt mit Ende die,es ^ahre»
Schwaben ein Pfarrer, einer Frau die die Arbeit fertiggestellt zu haben. Es be
Kommunion zu spenden. Die Frau steht übrigens die Absicht, auf Bauersberg
stellte daraufhin Beleidigungsklage. noch ein Remwasserbecken anzulegen. Daß
Aus g e r i n g f ü g i g e r U r s a ch e hat das Röhrennetz an vielen Stellen eme ©*
ein Ehepaar bei Sensburg Selbstmord Weiterung erfahrt, ist bekannt. Sind die
begangen. Die Frau hatte in ihrer GasiMarauf bezüglichen Arbeiten erledigt, so
wirthschaft Branntwein verkauft, der nicht dürften damit zunächst wohl die Erweite
den vorgeschriebenen Stärkegrad besaß, und rungsarbeiten des Altonaer Wasserwerkes
war deshalb zu 3 Mark Geldstrafe verur- als abgeschlofien zu betrachten film
theilt worden Auf der Rückkehr von der In Altona wurde der ehemalige Direktor
Gerichtsverhandlung stürzten sich beide in Mazier von der Verficherungsbank m
einen See. Die Leichen sind gefunden. Güstrow verhaftet, der sich zahlreicher B
Metz, 28 Juni. Wie die „Str. P." trügereien schuldig gemacht hat. Der Ver
meldet, versuchten gestern Abend Arbeiter haftete hat sich besonders dadurch Gelder
aus dem französischen Grenzort Villerupt verschafft daß er vorgab an. die Bank
in größerer Anzahl auf deutsches Gebiet noch Forderungen m Hohe von 100000 ^
zu dringen in der Absicht, Thätlichkeiten zu haben. Das gewandte und elegante Auf-
gegen die in Deutsch-Oth wohnenden i t a- treten des Schwindlers ermöglichte es daß
lienische Arbeiter zu verüben. Der er auf die vorgezeigten Papiere mehrfach
französische Grenzposten hinderte sie am Vorschüsse erhielt.
uSffiSta7«@«n } « uni, S e lfl re». e M« ? Siel 29. 3u„i *;
Rathhauses und an der Wagestraße. Sechs Uhr bei dem Kaiser an Bord der „Hohen-
zum Theil neue Gebäude sind mit allen zollern", während des Blumenkorso stand
Hintergebäuden zerstört. Die Gefahr der der französische Botschaft»: neben dem
Weiterverbreitung war erst um 12 ‘/ 2 Uhr Kaiser. Die Nacht verbrachte Herbette im
Nachmittags vorüber. „Hotel Germania" und heute Vormittag
Lübeck, 28. Juni. Wegen Kindes - unternahm der Botschafter eme Tour zur
m o rd e's wurde heute die Hebamme Lang-şBesichtigung des Nordostsee-Kanals.
das Mädchen so unglücklich ins Auge, daß
es dasselbe wahrscheinlich verliert. Es
mußte sofort nach Kiel befördert und dort
in Behandlung genommen werden.
Q Ersde, 29. Juni. In der Nacht
vom 10. zum 12. d. Mts. entstand in
dem Hause des Hökers Jürgen Frahm
in Megger dors ein Feuer, welches jedoch
3alb wieder gelöscht wurde. Jetzt ist der
selbe vor Kurzem angeblich wegen Verdachts
der Brandstiftung in Untersuchungshaft ge
nommen worden.
—n Jevenstedt, 27. Juni. Vom Kgl.
Landesdirektorat in Kiel war gestern Herr
Inspektor Schmidt hier anwesend, um die
Blitzableitung an unserm Kirch-
thurm einer Revision zu unterziehen. Mit
hören, daß sonderliche Mängel nicht ge
funden sind. — An der Kanalstrecke Schacht-
Holm-Rüsterbergen ist gestern ein Kanal
arbeiter, der aus Ostpreußen gebürtig war,
beim Baden ertrunken. Erst beim Her
aussteigen aus dem Wasser bemerkten sieben,
daß einer fehle. Die Leiche wurde am
Abend nicht mehr gefunden. — Die Heu
ernte ist hier nunmehr in vollem Gange.
Der Ertrag wird im Allgemeinen als
mittelmäßig bezeichnet. Den Landleuten
wäre zu wünschen, daß die gegenwärtigen
Witterungsverhältnisse noch einige Zeit
anhalten möchten. — Beim Gastwirth
Matthiesen hiers. ereignete sich heule der
änderbare Fall, daß ein Bienenschwarm
ich an ein Fuder Heu festsetzte.
/X Rendsburg, 30. Juni. Die Fa
brikanten Bock & Hinrichsen hiers. unter-
nahmen heute mit den in ihrer Jnstru-
mentenfabrik beschäftigten Arbeitern eine
Ausfahrt pr. Dampfer „Pilot" nach
Achterwehr. Es zeugt dies von einem
schönen Einvernehmen zwischen den Arbeit-
;ebern und Arbeitern, wie man es leider
m unserer Zeit nur vereinzelt findet.
X Rendsburg, 30. Juni. Mit dem
fahrplanmäßigen Dampfer trafen von
Kiel kommend heute Vormittag die oberen
Klassen des Real - Pro - Gymnasiums in
Grabow-Mecklenburg mit einigen Lehrern
hier ein und nahmen zunächst Aufenthalt in
der Eiderhalle. Unter Führung des Vorsitzen
des Vereins zur Hebung des Fremdenverkehrs
besichtigten dieselben dann die Stadt und
nahmen bei Herrn Hundertmark im Apollo
saal ein Mittagessen ein. Heute Nachmittag
reisten die Ausflügler nach Hamburg weiter.
X Rendsburg, 30. Juni. Der heutige
Wochenmarkt war von Landleuten nur
schwach besucht. Ferkelmarkt wurde wegen
des bestehenden Verbots nicht abgehalten.
Butter wurde mit 80—90 Pf. das Pfund
bezahlt, Eier kosteten das Stieg, 1—1,20 Jl
Kartoffeln wurden mit 10 Pf., Erbsen
gleichfalls mit 10 Pf. das Liter bezahlt
Kirschen kosteten 25 Pf. das Pfund, Bick-
beeren 30 Pf. das Liter. Hühner wurden
mit 1,30—1,50 -F, Küken mit 50—60 Pf.
das Stück bezahlt. Geräucherte Fett- und
Wurstwaaren kosteten die gewöhnlichen Preise
Torf war wenig am Markte, trotzdem
schwer verkäuflich und kostete wie immer
■7 Ji pro 1000 Soden.
maak vom hiesigen Schwurgericht, wie be
reits gemeldet, z um T o d e veru r t h eilt.
Die Angeklagte hatte ein Kind der unver-
Kiel, 29, Juni. Das heutige W ett
segeln des Kaiserlichen Yachtklubs nach
I Travemünde nahm erst um 9 Uhr heute
ehelichten Wichmann, das diese in ihrem Vormittag semen Anfang, weil der flaue
Hause geboren hatte, in einer Badewanne Wind ewige starten um die ans Uhr
ertränkt Die unverehelichte Wichmann, festgesetzte Zelt »rcht zulreß- Die Segel
welche die Beseitigung des Kindes hatte Yachten wurden per Barkassen nach Laboe,
ohne Widerspruch geschehen lassen, wurde dem Start, ^2'9 nte
wegen Beihülfe zum Morde zu 1 Jahr der K a i s e r begab fich erst g g Ş
Gefängniß und der Bräutigam der Wich- an Bord der „Hohenzollern nach Là
mann, der von der Hebamme gewünscht Prinz, Heinrich war gestern fc n°ch
hatte, daß „der liebe Gott das kleine Beendigung des Corsos um 10/J
Wesen gleich wieder zu sich nehmen möge nach Laboe gefahren und hatte dNch
und ihr event. 100 M versprochen hatte, auf seiner Sportsyacht „^ene z g Ģ -
wegen Anstistung zum Morde zu 4 Jahren Der Kaiser wird, 1- n°ch J«
Zuchthaus vertheilt. Tie Gerichts-Ver-Regatta, heute odermorgen M
hnndluug nahm theilweise einen dramatisch münde nach Kiel zuruckkehr^, ŗ ü n .
A?s ^schuldiger an der Bank- holz zu verweilen gedenkt. Die Yacht
notenfälschung in Hamburg wurde nach „Hohenzollern" rst beordert, die Kaiserin
dem „Reuter'schen Bureau" bei Ankunft aus Eckernfbrde nach Kiel zuruckzufchren
des Norddeutschen Lloyd-Dampfers „Satter" Em Geldbnef mit 3211 Mk. Zuhält
in Adelaide ein Mann Namens Bernard sollte vorgestern em Lehrling der General
Nester verhaftet. In seinem Gepäck wur- agentur Krelch m Kiel zur Bahn bringen,
den hundert falsche englische 5-Pfund- Derselbe hatte den Brief m das Postbuch
Banknoten gefunden gelegt und bemerkte auf der Hauptpost zu
Auf einem Elbkahn wurde ein H u n d seinem Schrecken, daß der Brief verschwunden
-um Lebensretter Das Thier schlug war. Derselbe war an den Landmann
nachts"unausgesetzt an. so daß der Schiffs- Baggesen in Medelby adressirt. Der Lehrling
eigner erwachte. Er hatte noch eben Zeit behauptet, den Brief verloren zu. haben-
Z und den Hund zu retten, da das Schiff In Skallebek in Nordschleswig wollte
einen Leck bekommen hatte und nach wenigen ein Mädchen den Korken ķs Bierfass
Minuten unterging los machen, ledoch, bevor es sich de sen
turnten unterging. > versah, flog der Korken heraus und traf
AbenÄ-Depescherr.
Kiel, 30, Juni. Der Kaiser ist
letzte Nacht auf der „Hohenzollern"
von der Travemünder Regatta zurück
gekehrt, wo 4 Yachten, darunter die
„Carina" mit dem Admiral Mon
tagu gestrandet sind. Der „Meteor"
erhielt den Kaiserpreis. Der Reichs
kanzler hatte heute Vormittag vor
dem Kaiser einen zweistündigen Vor
trag und ist nach Berlin um 2 Uhr
20 Min. Nachmittags zurückgekehrt.
Paris, 30. Juni. Ein Soldat
sagte vor Gericht aus, er wustte vast
Carnot in Lyon ermordet tverden
würde. Siebe» Anarchisten, deren
Namen er nannte, beschlossen die Er
mordung. Der Attentäter war aus-
geloost worden und habe sich erfreut
gezeigt, dasi ihn das Loos getrosten
habe.
Butter-Bericht
son Ahlmann & Boysen in Hamburg
Hamburg, den 29. Jnni 1894
Butier. Notirung der Notirungs-Commtssioņ
vereinigter Butterkausleute der Hamburger Börse.
Brutto-Berkaufspreise. Hof- und Meiereibulter
frische wöchentliche Lieferungen:
(rein Nctio-Grwicht)
I. Classe feinst- pr. 5V Kilogr. A 83- 85
II. „ feine do. * 80— 82
Tendenz: „ruhig."
Ferner Privarnotirungen: pr. 50 Ko. A.
Gestandene Parthien Hofbutter ..... 72— 7b
Schlesw.-Holst. u. ähnliche Baucrbutter 70— 72
Ävländische Meierei-Butter. .unverzollt
Böhmische, Galizische u. ähnliche \ « |
Finntändische Sommer- ... ... l«)
Schmier u. alte Butter aller Art l g*
Amerikanische u.Außralische Butter J ,
-zn den letzten drei Wochen des Juni haben
unsere Preise nur mühsam den niedrigen Stand
von 85 Mk. behaupten können. Wenn auch
Wärme fehlte, war das Wetter doch der Pro
duktion günstig, wodurch an allen Hauptmarkten
so starke Zufuhren eintrafen, daß der Verbrauch
nicht gleichen Schritt halten konnte. Kopenhagen
fiel noch zuletzt 4 Kronen auf eine Notirung von
66 wie wir sie lange nicht gehabt haben. Eng
land wird dadurch billiger von Dänemark be
dient und sendet wenig Aufträge hierher. Das
deutsche Inland bedarf weniger Butter von uns,
weil benachbarte Meiereien ihren Ueberfluß billiger
abgeben. Wir erwarten für den kommeirden Monat
kleinere Produktion und langsam bessernde şşife.
Geringe, sowie freinde Butter aller Art ist schwer
verkäuflich.
70- 80
70— 76
75- 78
35— 60
45- 70