verwerflichen Spekulation zu gelangen,
aber für jeden rechtlichen Menschen ist die
Grenze deutlich wahrnehmbar und ihm
selber bewußt, und wer dagegen anführen
wollte, die Versuchung sei zu groß, würde
doch unserem deutschen Adel ein sehr
schlechtes Zeugniß ausstellen. Hier unsere
Genossenschaft liefert ja schon einen Kursus
für solche, welche in die Kolonien hinaus
zuziehen beabsichtigen. Dasselbe auf breiterer
Basis wäre für unsere Verhältnisse meiner
Auffassung nach erstrebenswerth.
Zum Schluß unterwarf der Herzog, wo
zu er sich als Ehrenpräsident verpflichtet
fühlte, die Königstreue des Adelsblattes,
für das die Adelsgenossenschaft verantwort
lich gemacht würde, folgender Kritik:
Es sind zu meiner tiefen Betrübniß vor
nur kurzer Zeit im Adelsblatt Artikel er
schienen, die sich meiner Anpassung nach
nicht mit dem Standpunkte vereinigen
lassen, welchen der Edelmann seinem König
gegenüber hat nnd gottlob in der über
wiegenden Majorität noch einnimmt. Ich
werde auf den Artikel selbst nicht eingehen,
denn er hat viel von sich reden gemacht,
aber was mich mit besonderer Trauer er
füllt hat, ist die Wahrnehmung, daß meine
Beurtheilung vielleicht nur noch von einer
Minorität getheilt wird. Meine Herren,
lesen die den Artikel, Hand auf Herz, und
dann fragen Sie sich, wie das zusammen
geht mit der royalistischen Gesinnung. Ver
theidigen Sie Ihren Standpunkt in kon
servativen Parteiblättern. Sie haben das
Recht dazu, die Pflicht, und wenn es sach
lich geschieht, wird es Ihnen zur Ehre
gereichen, lassen Sie aber die Persönlich,
feit unseres Königs aus dem Spiel, na
mentlich in einem Blatt wie das Adels
blatt, das wohl den Zwecken des Adels,
der Religion und der Kontinuität dienen
soll, nicht aber zum Agitationsblatt sich
hergeben darf. Meine Herren, Ihre Väter
und Brüder haben für den König auf den
Schlachtfeldern geblutet, und Ihr letzter
Ausruf war: Es lebe der König! Und
wenn Mancher jetzt rühmlos zu Grunde
geht, der unverschuldet ins Elend gekommen
als ein Opfer seiner Zeit, ehren Sie den
gefallenen Genossen, verlangen Sie aber
nicht wild denselben vom Könige zurück."
Es ist der Schwager des Kaisers, der
dem Adel diesen Spiegel vorgehalten. Ob
der Appell an die Adelsgenossenschaft etwas
nützen wird? Es wäre zu bezweifeln, denn
Herzog Ernst Günther gab ja selbst der
Meinung Ausdruck, daß seine Beurtheilung
nur von einer Minorität getheilt werde.
Ausland.
Außereuropäische Gebiete.
Die Pariser Ausgabe des Newyorkcr
Sensationsblattes läßt in Hamburg
die Cholera wieder auftreten. Sie
veröffentlicht gestern ein Telegramm aus
Hamburg, wonach hier das Gerücht gehe,
daß drei Fälle von asiatischer Cholera wie-
der konstatirt seien. Der eine Fall betreffe
ein junges Mädchen, das heute seine Hoch
zeit feiern sollte und innerhalb 4 Stunden
erlegen sei. Es herrsche in Hamburg
große Aufregung und die officielle Meld
ung über die Wahrheit oder Unwahrheit
des Gerüchtes werde mit Ungeduld er-
erwartet. Das Medicinal-Collegium hat
sofort officiell bestätigt, daß das Gerücht
vom Anfang bis zum Ende erlogen
ist. Es ist dies sofort nach Newhork
telegraphisch gemeldet, aber das wird wohl
schwerlich hindern, daß die „Herald"-
Meldung die Runde durch alle amerikani
schen Zeitungen macht und dem Hamburger
Handel und Verkehr einen unberechenbaren
Schaden zufügt.
Aus Newhork wird gemeldet, daß der
Centralviehmarkt in Jersey City abbrannte.
Ueber 5000 Schafe sind dabei umgekom-
men, große Mengen von Häuten und ein
gemachtem Fleisch, sowie die ganze Ma
schinerie der Gefrierapparate sind zerstört
worden; der Schaden betragt etwa 750,000
Dollars.
Washington, 18. Juni. Ein hiesiges
Blatt veröffentlicht Einzelheiten über eine
jüngst endeckte Verschwörung, die be
zweckte, die Regierungsgebäude und das
Weiße Haus in die Luft zu sprengen.
Des Moines (Iowa), 16. Juni. Die
größte Bahnbrücke war bisher die
über den Firth of Forth in Schottland,
deren Hauptbau 5330 Fuß lang ist. Jetzt
wird von der Southern Pacific-Bahn eine
Brücke über den Mississippi bei New-
Musik und Alles, was das irdische Leben
schmücken mag. O ja, mein Lebensschiff,
es begann mit vollen Segeln seinen fröhlichen
Lauf und der Wind wehte frisch nnd wohlig
um meine sorgenfreie Stirn! Mein Leben
wurde schöner und schöner. Auf einer Dam-
pferparthie lernte ich in meinem vicrundzwan-
zigsten Lebensjahre ein Mädchen kennen, dessen
Bild in kurzer Zeit mein ganzes Herz er
füllte. Sie war sehr schön. So schön, wie
der junge Maimorgcn, wie eine herrlich er
blühende, süße Rosenknospe! Ich liebte sic.
Sie ward mein eigen. — Ob sie meine
große Liebe erwiderte? Damals glaubte ich
es fest; denn ihre Augen, die großen, blauen
Kinderangen, sagten es mir, so oft ich fra
gend in dieselben hineinblickte. —
(Fortsetzung folgt.)
Orleans gebaut, welche fast doppelt so
lang als jene wird. Auch was die Menge
des zum Bau verwendeten Materials an
betrifft, wird dieselbe die größte stählerne
Bahnbrücke der Welt werden. Ihre Länge
soll 10 500 Fuß betragen. Das abge
schätzte Gewicht des erforderlichen Materials
beträgt 25000 Tonnen und die Kosten
werden etwa 20 Millionen Mk. betragen.
Diese Brücke, die ein doppeltes Geleises
erhält, wird ein wichtiges Bindeglied zwi
schen den südwestlichen Staaten der Union
und den Golfstaaten bilden.
Jtalie«.
Rom, 18. Juni. C r i s p i hat bis jetzt
1800 Glückwunschtelegramme aus dem In
nnd Auslande erhalten. Sämmtliche Mit
glieder des italienischen Könighauses, wie
auch die Königin-Wittwe Maria-Pia und
der König von Portugal sandten ihm
Telegramme. Die Minister der Auswärtigen
Angelegenheiten der Hauptstaaten Europas
übermittelten ihm Glückwunschtelegramme.
Ueber das Attentat selbst tragen wir
noch folgende Einzeheiten nach: Als Cris
pi's Equipage, in welcher der Premier mit
seinem Kabinetschef Pinelli saß, aus der
Via Gregoriana in die Via Capo le Case
einbog, um nach dem Parlamente zu fahren,
sprang Lega an den linken Wagenschlag
und feuerte unter dem Rufe „Ewiva
l’anarchia!“ aus einer großen Pistole einen
Schuß auf den Ministerpräsidenten ab.
Obschon der Schuß aus allernächster Nähe
abgegeben worden war, ging er doch fehl,
worauf der Attentäter die abgeschossene
Pistole zu Boden warf, eine neue Pistole
aus der Tasche zog und auf die andere
Seite der Equipage rannte, um von Neuem
zu schießen. Crispi's Kutscher aber parirte
das Gespann und hieb dem Angreifer mit
der Peitsche mehrere Male über das Ge-
sicht. Der Diener Crispi's, Namens Pietro
Collini, der schon in Neapel den wahn-
sinnigen Attentäter Emilio Caporali arre-
tirte, sprang sofort vom Bock und dem
Attentäter an die Gurgel. Ein vorüber-
gehender Portier des Ministeriums des
Innern eilte ihm zu Hilfe und schlug den
Attentäter mit seinem Stock über den Kopf.
Dabei ließ Lega die zweite Pistole fallen,
die vom Abgeordneten Pugliesi aufgehoben
nnd Crispi überreicht wurde. Nach hefti
gem Widerstände wurde der Attentäter mit
Hilfe verschiedener Kriminalbeamten in
Civil überwältigt. Crispi verlor nicht einen
Augenblick die Geistesgegenwart; er befahl
dem Kutscher, nach der Kammer zu fahren.
Rom, 18. Juni. Der russische Minister-
resident I s w o l s k i überreichte heute
Mittag dem Papste sein Beglaubigungs-
schreiben und wurde im Vorzimmer des
Papstes von sämmlichen Würdenträgern des
päpstlichen Hofes empfangen. Die Audienz
dauerte fast ein Stunde und hatte einen
sehr herzlichen Charakter. Nach der Audienz
begab sich der Ministerresident znm Cardinal
Rampolla.
MrstlanD.
Im Hause eines kleinen Handelsmannes
zu Orel sollte die Verlobung seiner Tochter
mit einem Kleinbürger stattfinden. Als
das Fest seinen Höhepunkt erreicht hatte
— so erzählt der „Moskowskij Listok" -
wurde plötzlich Hundegebell gehört. Beide
Tafeldiener, zwei Lohndiener, bellten näm
lich und warfen sich auf die Gäste. Sie
zerrten die Braut in die Mitte des Rau
mes und begannen zu beißen, so daß Blut
zu fließen begann. Nur mit Mühe ge
lang es, die rabiaten Tafeldiener, die sich
in die Braut fest verbissen hatten, von
derselben loßzureißen und zu binden. Erst
nach einigen Stunden erholten sich die
Diener von diesem Zustand und waren
ganz verblüfft, als man ihnen ihr Be
tragen vorhielt. Sie erinnerten sich gar
nichts mehr. Es heißt, daß der Bräu
tigam zwei Bräute hatte und die Ver
lassene aus Rache in eine der Weinflaschen
irgend ein Pulver geschüttet habe. Die
Taseldiener sollen nun zufällig gerade aus
dieser Flasche getrunken und infolge dessen
ihren Wuthanfall bekommen haben. Die
Braut verzichtete nach der nervenerschüt
ternden Szene auf ihren Zukünftigen.
Oesterreich.
Wien, 18. Juni. Eine gestern Vor
mittag in einem Gasthause der Leopoldstadt
abgehaltene socialdemokratische
Versammlung wurde ebenfalls in
Folge des tumultarischen Verlaufs von der
Polizei aufgelöst und der Saal geräumt.
Inland.
Berlin, 19. Juni. Anläßlich der
Grünauer Ruderregatta am Sonntag hat
der Kaiser, welcher mit seiner Gemahlin
der Regatta beiwohnte, der Empfangs
deputation gegenüber sein besonderes Inter
esse für den Rudersport ausgesprochen. Er
erzählte, daß er selbst den Rudersport
übe, wenn auch nicht in freiem Wasser,
so doch in einem Zimmer seines Palais,
er habe sich dort eine Rudermaschine
mit Gleitsitz aufstellen lassen, in der er
alle Morgen fleißig die Ruderbewegungen
übe, und er habe dabei erkannt, daß der
Rudersport der einzige sei, der allen Körper-
theilen eine gesunde Bewegung gebe.
Scherzhaft fügte er hinzu: „Nächstens
machen wir einmal eine Regatta im
Marmorsaal." Er sprach sodann sein leb
haftes Bedauern aus, daß auf den
deutschenUniversitäten das Rudern
nicht mehr gepflegt werde, und ver
wies in dieser Beziehung als Vorbild auf
England. Prof. Max Müller, der an der
Universität Oxford wirkt, habe ihm einmal
geschrieben, ob es nicht möglich wäre, daß
einmal eine englische Universität gegen eine
deutsche in den Ruderwettkampf eintrete,
da habe er leider zurückschreiben müssen,
daß dies nicht möglich sei. Er beantragte
sodann, ein Mitglied der Deputation, Herr
Büxenstein, möge es in die Wege leiten,
daß auch die deutschen Universitäten sich
der Pflege des Rudersports widmen, und
versprach einen Preis zu stiften speziell für
einen Ruderwettkampf der Univer
si täten. Auch die Kaiserin äußerte
Interesse für den Rudersport.
Berlin, 18. Juni. Der Kaiser hat
durch einen Runderlaß, der durch die
betheiligten Minister den Regierungspräsi
denten mitgetheilt wird, bestimmt, daß bei
Veranstaltungen, die aus Anlaß Aller
höchster Reisen in die Provinzen
und der damit verbundenen Besichtigungen
getroffen werden, die durch die verfügbaren
Mittel gezogenen Grenzen inne zu halten
sind; insbesondere soll vermieden werden,
zur Deckung der durch derartige Veran
staltungen entstandenen Ausgaben mangels
anderer etatsmäßiger Fonds, den Aller
höchsten Dispositionsfonds in Anspruch zu
nehmen.
— Die „Voss. Ztg." erfährt: Bei der
gestrigen Grund st einlegung für
den Dom sprach der Kaiser gegenüber
dem Oberbürgermeister Zelle seine Genug
thuung über die Verschönerung aus, die
Berlin durch die Ausführung der in der
Nachbarschaft des kgl. Schlosses geplanten
Neubauten und Umgestaltungen erfahren
wird. Der Kaiser äußerte sodann, die
Pläne für den Umbau der nach dem Schloß
bau gelegenen Marstallgebäude seien fertig
gestellt; er beschrieb diese Pläne eingehend
und forderte den Oberbürgermeister auf,
einen Einblick in die Entwürfe zu nehmen.
Die Kosten für die Herstellung der Facade
wird der Kaiser aus seiner Privatschatulle
bestreiten. Der Kaiser hat dem Ober
bürgermeister ferner angedeutet, daß er
eine Verschönerung der nach der Breslauer
straße gelegenen Marstallfagade anordnen
werde.
Berlin, 18. Juni. Der „Reichsanz."
schreibt: Der Gesandte in Athen, Graf
e s d e h l e n, ist seinem Antrage gemäß,
von seinem Posten abberufen und dann in
den Ruhestand versetzt worden.
Berlin, 18. Juni. Gegen die Be
hauptung der „Korrespondenz des Bundes
der Landwirthe", daß Gras Caprivi bei
Zusammenbruch des Bankhauses Hirsch
f e l d & Wolf auch mit 400,000 Mark
zu den Geschädigten gehörte, sagt die
„Nordd. Allg. Ztg.", die geflissentlich ver
breitete Behauptung, durch die der Reichs
kanzler in schlechtem Lichte erscheinen solle,
beruhe auf drei st er Erfindung;
Graf von Caprivi habe iveder je ein Ver
mögen besessen, noch habe er mit denl Ban
kier Wolf in irgend einer Beziehung ge
standen.
— In einer an die „Voss. Ztg." ge
richteten Erklärung theilt Herr v. Diest-
Daber mit: Er habe in seiner Brauerei
zu Daber einen Traube'schen Apparat zur
Reinigung des Branntweins aufgestellt ge
habt. An Auslagen und Kosten, Verlust
an Spiritus seien an 10,000 Mark Un
kosten entstanden, hiervon sei nicht ganz
ein Drittel, ein Betrag von 5000 Mark
durch Cabinetsordre des Kaisers aus dem
Allerhöchsten Dispositionsfonds zurücker
stattet worden, da der Kaiser wie bekannt,
großes Interesse daran nehme, daß die
schädlichen Fuselsubstanzen aus dem Trink
branntwein der Arbeiter entfernt werden.
Im Bade Oeynhausen hat sich am Frei
tag ein Kurgast aus Berlin erschossen.
Derselbe war erst seit zwei Tagen an
wesend und hatte seine Kur kaum begonnen.
Wie verlautet, soll der Unglückliche eine
Nachricht erhalten haben, nach welcher er
einen Prozeß am Berliner Landgericht ver
loren haben soll. Diese Mittheilung hat
ihm den Revolver in die Hand gedrückt.
Die That geschah Vormittags im Kurgarten
loährend die Kurkapelle konzertirte.
Zu einem am Sonntag Mittag in Leip
zig (Lindenau) erfolgten Begräbniß eines
Sozialdemokraten, des Colporteurs Tau-
bert, hatte sich, wie die „Leipz. N. N."
berichten, eine unzählige Menge Menschen,
darunter sehr viele Frauen und Kinder,
eingefunden, die theils am Leichenzuge theil-
nahmen, in der Hauptsache aber sich in
den Straßen in der Nähe des Friedhofs
und auf diesem selbst aufgestellt hatten.
Die auf dem Leichenwagen angebrachte En
gelsfigur mußte auf Anordnung eines so
zialdemokratischen Führers entfernt werden.
Auf dem Friedhofe umstanden viele der
Theilnehmer die Gruft mit brennender Ci
garre und einer trieb den Unfug sogar so
weit, daß er die Cigarre in die Gruft hin
einwarf. Einigen merkte man an, daß sie
den geistigen Getränken bereits zu sehr zu
gesprochen hatten. Ohne jede Ceremonie
wurde der Sarg in die Gruft gesenkt. Als
hiernach der Todtenbettmeister eine mit in
die Gruft geworfene rothe Schleife aus
dieser wieder herausholte, zeigte sich recht
deutlich, welcher Geist die Demonstranten
beherrschte; ein allgemeiner Tumult, be
gleitet von Schimpfworten und Drohungen,
entstand, so daß es nur dem ruhigen und
besonnenen Verhalten der anwesenden Auf
sichtsbeamten zuzuschreiben ist, daß Aerge-
res verhütet wurde. Die kurzen Nachrufe
wurden wie in einer sozialdemokratischen
Volksversammlung mit lauten Bravorufen
begleitet, und erst nach einer reichlichen
Stunde beruhigten sich die Gemüther, nnd
nach und nach verließen die Demonstranten
den Friedhof.
Stendal, 17. Juni. Im Wahlkreise
Osterburg-Stendal rüstet man sich jetzt zur
Ersatzwahl zum Reichstage, da das Man
dat des Rittergutsbesitzers von Jagow-
Scharpenhufe infolge seiner Ernennung zum
Landrath erloschen ist. Von den Konser
vativen wird Herr von Jagow wieder auf
gestellt, die Freisinnigen haben wieder den
Handelskammersekretär Fischbek in Biele
feld nominirt, der dem Wahlkreise ent
stammt. Im vorigen Jahre erhielten von
Jagow 9319, Fischbek 5499, der sozial
demokratische Kandidat 2989 Stimmen.
Mainz, 18. Juni. Der Großherzog er
öffnete das lX. deutsche Bundes-
schießen. Bei der folgenden Concurrenz
erhielten die besten 10 Schützen einen
Standbecher; es sind die Herren: Ritzer-
Fügen (Tirol), Dorner-Nürnberg, Rentzel-
Hamburg, Gleichaug-Bockenheim, Batzick-
Liegnitz, Gustav Zimmermann-Newyork,
Blume-Erfurt, Halbach-Offenbach, Gruenig-
Wiesbaden und Brauns-Offenbach. Einen
Feldbecher erhielten: Ritzel-Zell, Liotal-
Dettweiler, Oering-Eisleben, Hertelt-Lieg-
nitz, dall'Armi-München, Hinsch-Hamburg,
Kirchner > Schweinfurt, Gebhard - Ludwigs
hafen, Truebenbach > Chemnitz, Christian
Hinkel-Offenbach.
Der Verkauf der Sammlung von 2'/ 2
Millionen Stück Briefmarken durch das
Gerichtsvollzieheramt in Hamburg hat nur
750 Mark erzielt. Es waren viele Aus
wärtige hierher gekommen, in der Hoff-
nung, Seltenheiten zu finden. Die Marken
waren jedoch ohne Ausnahme neueren Da
tums und die einzelnen Sorten massenhaft
vertreten. — Wegen dreifacher Majestäts-
Beleidigung wurde gestern ein Arbeiter zu
einem Jahre Gefängniß verurtheilt. Der
Staatsanwalt hatte wegen sechs Fälle 18
Monate beantragt.
BroÄttĢeKss.
Eine gesunde Stadt ist Wandsbeck, denn
es findet sich unter den deutschen Städten,
welche im Monat Mai die geringste Steeb-
lichkeitsziffer, unter 15 von 1000, auf
weisen. Die höchste Sterblichkeitsziffer 52
von 1000 hatte in demselben Monat die
Stadt Neumünster in der hiesigen Pro
vinz. Das Resultat eines einzelnen Mo
nats ist allerdings nicht maßgebend.
Fünfzig Zwangs versteigerungen
von Grundstücken sind für die nächsten vier
Wochen beim Amtsgericht zu Altona be
antragt worden. Man sieht daraus, wie
traurig augenblicklich die Verhältnisse der
Grundbesitzer liegen.
Zur Reichstagsersatzwahl in Elmshorn-
Pinnebcrg hat das Centralkomitee der
Freisinnigen Volkspartei in Elmshorn be-
schloffen, zur Stichwahl keine Wahlparole
auszugeben, sondern es den freisinnigen
Wählern zu überlassen, nach Ermessen
Stellung zu nehmen.
Pinneberg, 18. Juni. Nach amtlichen
Feststellungen erhielt bei der am 13. Juni
im 6. schleswig-holsteinischen Wahlkreise
Pinneberg-Segeberg stattgehabten Reichs
tagswahl Mohr (natlib.) 5994, v. Elm
(Soz.) 12,231, Kopsch (freis. Volkspartei)
5010 und Raab (Antis.) 2328 Stimmen.
Es hat somit eine Stichwahl zwischen
Mohr und v. Elm stattzufinden, die auf
den 23. d. Mts. angesetzt ist.
Neumünster, 18. Juni. Am 26. Juni
wird der neue Bürgermeister Roer
aus Peine durch den Landrath Baron von
Heintze-Bordesholm in sein Amt eingeführt.
In Neumünster soll eine Margarine-
fabrik in großem Stile errichtet werden.
Der Kaiser hat aus dem Dispositions-
fonds 170,000 Mark zur Erneuerung der
Marienkirche in Hädersleben bewilligt.
An den Flensburger Jagdschutzverein
wurden kürzlich vom Jäger des Frösleer
Distrikts zwei Fischotter eingeliefert, die
einige mit Strychnin vergiftete Hermge
verzehrt hatten, vie man wegen der Füchse
in der Nähe der Quellen der Meyn-Aue
ausgelegt hatte. Man wunderte sich, daß
die Fischottern, die doch sonst nur lebende
Fische vertilgen, sich an auf dem Lande
liegenden todten Tischen vergriffen haben.
Die Friedrichstädtcr wie auch die in der
Umgegend wohnenden Störfischer sind vom
Störfange, welchem dieselben an der Nord
seeküste obgelegen haben, zurückgekehrt. Im
allgemeinen ist der Fang als ein mittel-
mäßiger zu bezeichnen. Biele der Fischer
decken ihre Unkosten nicht.
Ueber ein amüsantes Mißverständniß ge
legentlich einer Theatervorstellung in Eckern
förde wird von dort geschrieben: Das auf
geführte Theaterstück „Theodor Preußer"
ist von Meyer geschrieben. Als am Schluffe
des Stückes Herr Meyer hervorgerufen
wurde, haben viele Zuschauer „Feuer" ver
standen und stürzten unter großer Auf-
regung dem Ausgange des Saales zu.
Nur der besonnenen Handlungsweise des
Publikums ist es zu danken, daß größeres
Unglück verhütet wurde.
Bei Grünenthal hat in der Nähe der
Hochbrücke eine recht bedeutende Rutschung
der Böschung des Kanalbetts des Nord-
Ostsee-Kanals stattgefunden.
Zu den in den Tagen vom 25. bis 29.
Juni auf der Kieler Föhrde stattfindenden
Wettfahrten des kaiserlichen Dacht-Clubs,
zu welchen der Kaiser erwartet wird, sind
im Ganzen nicht weniger als 299 Fahr
zeuge angemeldet, darunter 204 Dachten
und 95 Kriegsschiffsboote. Von England
sind 2, von Schweden 2 und von Oester
reich 1 Dacht angemeldet, während von
den unter deutscher Flagge segelnden 53
Dachten 9 aus Hamburg und 7 aus Ber
lin stammen. Aus Dänemark angemeldete
9 Dachten sind später wieder zurückgezogen
worden.
? Kiel, 18. Juni. Das heutige II. Konzert
des Schleswig-Holsteinischen Musik
festes, welches ebenfalls Nachmittags
5 Uhr seinen Anfang nahm, übertraf,
was den Besuch und die Aufnahme seitens
der Zuhörerschaft anbetrifft, noch die gestrige
Aufführung. Der heutige Tag wurde
ausgezeichnet durch die Anwesenheit des
Prinzen und der Prinzession Heinrich und
der gestern genannten distinguirten Per
sönlichkeiten. Das Konzert wurde eröffnet
durch die Ouvertüre zu „Euryanthe" von
Weber. Der Orchesterkörper entfaltete ein
ausgezeichnetes Zusammenspiel. Die Ge-
sammtwirkung war eine gewaltige, aber
auch in der feinen Ausarbeitung von Einzel
heiten wurde Treffliches geleistet. Auf die
Ouvertüre folgte Brahm's Schicksallied von
Hölderlin für Chor und Orchester. Hier
wurde dem Chor Gelegenheit gegeben, zn
einer imposanten Massenwirkung und in
der That entfaltete er eine so gewaltige
Kraft, Fülle und Schönheit des Klanges,
daß das ergreifende Tonwerk einen vollen
Erfolg erzielte. Das Quartett aus dein
3. Akt von Wagner's Oper „Die Meister-
sänger" erfuhr ebenfalls eine ausgezeichnete
Wiedergabe. Die Solisten, Frau Leisinger,
Frau Joachim, Gustav Wulff, van der
Smissen, Herr Messchaert boten wirklickl
hervorragende künstlerische Leistungen. Das
nun folgende Konzert für Pianoforte, v-ckw
von Mozart, wurde von Musikdirektor
Borchers mit ganz außerordentlicher
Feinheit zur Geltung gebracht. Eine er
greifende Wirkung übte die neue folgende
Schlußszene des II. Theils von Goethes Fauff
von Rob. Schumann, auf die Zuhörerschast-
Die Chöre gingen vorzüglich und die So
listen hielten nicht zurück mit ihren Stimm
mitteln, namentlich lobenswerth thaten fic6
Herr Gillmeister vom Hoftheater in Han
nover und Frl. Leisinger hervor. Beet
hovens 9. Symphonie bildete den Abschluß
des Konzerts. Noch bevor das Zeicht
zum Beginn dieses einzigen Tonwerks ge
geben wurde, griff eine weihevolle Stimm
ung Platz unter der Zuhörerschaft und
athemlos folgte man den Einzelheiten der
herrlichen Tonschöpfung. Die grandiose
Erhabenheit, die tiefe Empfindung und die
einfache, jedem Meuschenherzen verständliche
Ausdrucksweise, welche der 9ten Symphonie
einen hervorragenden Platz unter allen
Musikwerken sichert, kam voll zur Wür
digung durch die Mitwirkenden. Orchester,
Chor und Solisten leisteten, mit fortgerissen
von der Schönheit der Tonschönpfung, das
denkbar Beste, und als der letzte Ton ver
klungen, trat zuerst athemlose Stille ein
und dann durbrauste ein Beifallsjubel den
Festraum, wie er wohl selten gehört werden
mag und den sämmtlichen Mitwirkenden,
vor allem aber den Solisten und dem D>-
rigenten, Herrn Prof. Stange, ivurdeN
reiche Ovationen dargebracht. Letzterer
wurde durch einen prachtvollen LorbeerkraB
ausgezeichnet, eine verdiente Würdigung
für den Eifer nnd die Hingabe des Di
rigenten, dem in erster Linie der Dam
gebührt für den vorzüglichen Verlauf des
Festes.
Von der Genossenschaftsmeierei zu Toden-
darf wurde eine Milchprobe eines größeren
Landmannes, welche verdächtig war, stark
mit Wasser gefälscht zu sein, an die Unter
suchungsstation nach Kiel gesandt. Das
Ergebniß der Untersuchung war, daß die
Milch mit einer erheblichen Menge Masses
gefälscht ist. Der Vorstand der Meiers
hat nun Anzeige bei der Staatsanwaltschaff
erstattet.
Bei dem heftigen Gewitter am Donners-
tag-Mittag schlug der Blitz in eine Katen
stelle in Dünth bei Broacker ein und tödteck
den am Ofen sitzenden Käthner LoreN-s
Jessen.
—n. Jevcnstedt, 18. Juni. Die K"'
rung der Deckhengste im Kreise Rerķ
bürg wird am Montag den 16. Juli d. 3'
C. Ss ..... fr{ <,YY> n ssöV’Î,1V» Ti k ^, 4 „ Ìy\pXS'
bei dem Cl. Möller'schen Gasthause hier
von Morgens 8'/ 2 Uhr ab bewirkt werden-
Jeder Besitzer eines im vorigen Jahre ş
körten Hengstes hat alsdann den von de
Körungscommission ausgestellten Erlaubnis
schein mitzubringen, das Deckregister abe
bereits bis zum 1. Juli d. I. an da
Königliche Landrathsamt in Rendsburg ein
zureichen. — Während zu Anfang de
Frühjahrs wohl mancher Landmann ei
recht frühe Ernte erwartet hatte, wird B
selbe nach den gegenwärtigen Aussichte
wohl kai
Wenigster
sehr wen:
Heuernte.
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Rantzau,
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