fähre über den Oddesund ein Radfahrer
ein, dessen rechtes Bein vollständig ver
krüppelt ist, sodaß er sich nur mit Hülfe
einer Krücke fortbewegen kann. Die Krücke
nun benutzt der Fahrer, um das Pedal
auf der rechten Seite des Rades zu treten,
mit solcher Gewandtheit, daß er, was
Schnellfahren anbetrifft, mit manchem an
deren Fahrer, der im Vollbesitz seiner-
gesunden Gliedmaßen ist, concurriren kann.
Inland.
Berlin, 16. Juni. Heute hat die Ver
mählung der Tochter des Herrn Finanz-
Ministers Miq u el mit Herrn v. Schelib a
in der Garnisonskirche stattgefunden. Gestern
fand im Finanzministerium eine Vorfeier
in Gestalt eines Polterabends statt; zu
den Gästen gehörten auch Graf Caprivi,
fast sämmtliche preußische Minister mit ihren
Familien, Mitglieder des Bundesraths und
hohe Reichsbeamte, sowie sämmtliche vor
tragende Räthe des Finanzministeriums mit
ihren Damen.
— Das Reichsschatzamt hat die
Restaurirung des Juliusthurmes inSpandau,
der bekanntlich den Kriegsschatz birgt, an
geordnet. Das äußere Mauerwerk des
Thurmes ist stark verwittert; die vom
Zahn der Zeit morsch gewordenen Steine
sollen herausgestemmt und durch neue er
setzt werden. Betreffs der Ausführung
dieser Arbeit ist aber ausdrücklich bestimmt
worden, daß ein feststehendes Gerüst um
den Thurm herum nicht aufgestellt werden
darf, die Maurer müssen von Leitern aus
arbeiten. Tie Umfassungsmauer selbst ist
2'/'a Meter dick; der Schatz befindet sich
jedoch in einer besonders gemauerten Kammer
— Wie das Kohlensyndikat in
Rheinland-Westfalen, zu dessen Nutzen der
Dortmund-Rheinkanal hauptsächlich gebaut
werden soll, dem Gemeininteresse Rechnung
trägt, mag man aus folgenden Sätzen des
Jahresberichts der Handelskammer zu
Hagen pro 1893 entnehmen: „In dem
Berichtsjahre hat das rheinisch-westfälische
Kohlensyndikat seine Wirksamkeit begonnen;
in dem ersten halben Jahre ging das Ge
schäft noch fast überall in den alten, durch
längere Abschlüsse vorgezeichueten Bahnen.
Nach und nach nahm das Syndikat die
Zügel selbst in die Hand und zog sie
schärfer an; jetzt weiß die Industrie, daß
sie nicht nur mit erhöhten Preisen,
sondern auch mit einer straffen Hand
habung der Geschäftsleitung zu thun hat.
Die Preise sind um 5 bis 10 Mk., in
Einzelfällen noch mehr pro 10000 Kilo
erhöht und dabei können die industriellen
Werke in manchen Fällen für Geld und
gute Worte nicht einmal die Kohlen er
halten, welche sie Jahre lang verwendet
haben, an deren Gebrauch die Arbeiter ge
wöhnt und für deren Benutzung die ge-
sammten Feuerungen eingerichtet sind. Die
Zuweisung bestimmter Qualitäten wird als
unmöglich bezeichnet, weil die Kohlen theile
weise ohne Rücksicht auf die bisherige
Kundschaft der einzelnen Zechen verkauft
find, und zwar vielfach an Händler, an
welche sich die in eine Zwangslage ver
setzten Industriellen wenden müssen. Das
Syndikat nutzt seine Machtstellung aus,
und dieJndustrie ist hiergegen
machtlos. Die Großindustrie arbeitet
mit seltenen Ausnahmen ohne Nutzen, trotz der
ihr vom Deutschen Reiche gewährten Schutze
zölle. Wenn es aber so weitkommensollte, daß
sehr große und wichtige Gewerbszweige
theils ohne jeden Unternehmergewinn,
theils mit Schaden arbeiten,
weil die nothwendigen Produktionsmateri
alien nur von einer Hand zu hohem Preise
zu erhalten sind, so ist dies ein ungesunder
Zustand, welcher das Dasein der Industrie
in dem Machtbereiche eines solchen Syndikats
in Frage stellen kann . . . Auch das Kokes
fyndikat trägt nach wie vor zur Schwächung
der hiesigen und Kräftigung der ausländischen
Industrie bei, indem es angeblich nothge
drungen nach L u x e m b u r g, B e l g i e n
und Nordfrankreich erheblich
billiger verkauft als nach
W e st f a l e n, dem S i e g e r l a n d e
und Nassau. Alle Nachrichten aus den
erwähnten Grenzgebieten berichten über
das mächtige Aufblühen der Eisen- und
Stahlindustrie, und aus dem Geschäftsbe-
richte des Syndikats ersehen wir, daß der
Kokesabsatz nach dem lothringisch-luxembur
gischen Erzgebiete von 45,3 auf 47,5 pCt.
der gesummten Produktion des Ruhrgebietes
gestiegen ist."
In Charlottevburg ist, wie die „Voss
Ztg." mittheilt, die Wahl des Lehrers
Otto zum Stadtverordneten nun
mehr bestätigt worden. Nachdem anfänglich
die Bestätigung verweigert worden war
halte sich Otto an den Unterrichtsminister
gewandt, worauf unter dem 9. Juni d. I
von der königlichen Regierung zu Potsdan,
die Bestätigung ausgesprochen wurde.
Kaum glaubliche Zustände fanden zwei
Polizeibeamte in einer Wohnung in Rix-
dorf vor, der sie einen dienstlichen Besuch
abzustatten hatten. Beim Eintritt in die
wäre ich zu Hause geblieben. Aber das
wußte ich, diesen Gedanken durfte ich nicht
aussprechen zumal da auch Herbert mitge
nommen werden sollte. So oder so —
die Oual mußte doch einmal enden!
(Fortsetzung folgt.)
aus Stube und Küche bestehende Wohnung
wehte den Beamten ein Geruch entgegen,
der ihnen fast den Athem benahm. Eine
Heerde Kaninchen stob beim Erblicken der
Fremden in alle Winkel. Das Zimmer
wimmelte von Ameisen. In einer Ecke
des Zimmers standen zwei Säcke, die sich
ebenfalls bewegten; auch diese waren mit
Ameisen gefüllt. Die Familienmitglieder
gaben an, sie hätten die Ameisen aus dein
Köpnicker Forst geholt, um einen Handel
mit Ameiseneiern betreiben zu können. In
einem Bauer an der Wand befanden sich
zahlreiche weiße Mäuse, in einem anderen
eine Anzahl junger Singvögel, welche Tags
zuvor aus einem Nest ausgenommen wor
den waren. Einen ordentlichen Schreck
bekamen die Beamten aber, als Plötzlich
dicht über ihren Köpfen auf einem Schranke
eine mächtige — weiße Ratte sichtbar
wurde. Die Leute erklärten den Beamten,
sie seien große Thierfreunde und nur darum
hielten sie diese „Menagerie". Geradezu
unglaublich ist es aber, daß die ziemlich
zahlreiche Familie in den engen Räumen
mit all diesen Thieren zusammen haust.
Die Beamten waren froh, als ihre Mission
erfüllt war.
Die Mindencr Brauerei, die Feld
schlößchenbrauerei, welche sich der Sozial
demokratie für den Bierkrieg, gegen die
Braunschweiger Brauereien zur
Verfügung stellte, hat infolge dessen für
das Offizierkasino, die Kantinen, die ver-
schiedenen Lokale, in welchen Beamte und
Offiziere vorzugsweise verkehren, die Bier
lieferung verloren. Dasselbe ist in Bezug
auf eine Anzahl Wirthschaften der Fall, in
welchen bürgerliches Publikum verkehrt,
Das hervorragendste Wirthschafts-Etablisse-
ment, die „Tonhalle", (zugleich Stadttheater)
gehört der Brauerei, und da sich auch aus
dieser das Publikum theilweise zurückge
zogen hat, so hat der Wirth der Brauerei
gekündigt.
Ein besonderer Bierführer wird
'ür die Sozialdemokratie bei ihrem Volks
fest in Friedrichshagen an diesem Sonntag
ausgegeben werden müssen. Der „Vor
wärts" enthält so viel Warnungen vor
boykottirten Bierwirthschaften in Friedrichs
hagen und Umgegend, baß es den „Ge
nossen" sehr schwer fallen muß, sich ledig
lich nach dem Gedächtniß durchzufinden.
Dazu kommt, daß, wie man dem „Vor
wärts" entnimmt, in einzelnen Lokalen per
Plakat Bier angezeigt ist, welches aus einer
boykottirten Brauerei stamnien soll.
In einer neuerdings erschienenen biblio
graphischen Arbeit von Dr. Joh. Fickel
wird auf die seltsame Thatsache hingewie
sn, daß der Allerweltsvogel Spatz in
verschiedenen Orten des sächsischen Vogt-
landes überhaupt nicht vorkommt. Es sind
dies angeblich die Orte: Kottenhaide,
Gettengrün bei Adorf, Brotenfeld bei
Schöneck, Stangengrün bei Reichenbach,
bwie Vogelgrün und Schnarrtanne. Im
Anschlüsse an diese Notiz, die neuerdings
die Runde durch die sächsische Presse macht,
wird aus Zittau gemeldet, daß in den
Gebirgsdörfern Oybin und Hain in der
sächsischen Oberlausitz der Sperling ebenfalls
iehlt. Auf welche Ursachen diese Thatsache
zurückzuführen ist, konnte bisher noch nicht
festgestellt werden.
Aus Angermünde berichten die „B. N. N."
Eine Typhusepidemie unter der
civilen und militärischen Bevölkerung ist
aufgetreten. Professor Dr. Pfuhl und ein
Oberstabsarzt aus Berlin sind angekommen,
um die Ursache zu ergründen und die er-
iorderlichen Maßregeln zu treffen.
Bunzlau, 16. Juni. Unter den Zöglingen
der hiesigen königlichen Schulanstalten
sind ganz plötzlich Massenerkrankungen
ausgebrochen. Die Ursache ist noch nicht
festgestellt. Die Erscheinungen sind ruhr-
artig. Die Zahl der Erkrankten ist ziem
lich groß.
Ein „schwerer" D i e b st a h l ist in
Köpenick verübt worden. Von einem Neu
bau ist eine Anzahl eiserner Träger im
Gewicht von drei Centnern gestohlen worden.
Frankfurt, 15. Juni. Einen frecheren
D i e b st a h l hat wohl selten Jemand ver
übt als jüngst der Schreiner Johann Adam
Förster, der heute vor der Strafkammer
des Landgerichts stand. Er stahl nämlich
dem Schutzmann, der ihn zur Ruhe verwies,
die Uhr aus der Tasche.
Ani Mittwoch früh wurde am Bcnrad
zwischen Krefeld und St. Tönis, in der
Nähe des Mörterhofes, ein Mädchen von
11 Jahren von einem Scheusal überfallen
und ihm der Leib aufgeschlitzt. Das Kiud
schwebt in Lebensgefahr. Die polizeiliche
Untersuchung wurde sofort eingeleitet. Der
Thäter flüchtete in ein Roggenfeld. Das
Kind wollte in Begleitung eines andern
Mädchens die Schule in St. Tönis be
suchen und ging zu diesem Zwecke durch
ein Roggenfeld. Das andere Kind wurde
auch überfallen, es konnte aber flüchten
und das Entsetzliche melden. Man ist dem
Verbrecher auf der Spur. Es soll ein
vor Kurzem aus dem Zuchthause entlasse
ner Sträfling sein, der eine 10jährige Haft
abgebüßt hat.
Zu Schöningen im Herzsgthum Braun
schweig erkrankten plötzlich die vier Jahre
alten Zwillingssöhne des Schuhwaaren
Händlers F. an Vergiftungserschei
nungen. Es stellte sich heraus, daß die
Kinder Schoten des Goldregens gegessen
hatten. Das eine Kind ist bereits ge
storben, bei dem andern ist wenig Hoff-
nung auf Erhaltung des Lebens.
Posen, 16. Juni. Der „Posener Zei
tung" ging von dem hiesigen Generalkom
mando folgende Mittheilung zu: In der
Kaserne des Grenadier-Regiments in Lieg
nitz sind in der letzten Zeit mehrfach Fälle
von fieberhaftem Darmkatarrh
vorgekommen. Im ganzen sind zur Zeit
56 zum Theil auch in Bürgerquartieren
liegende Soldaten erkrankt. Bei 10 Sol
daten ist Typhus hinzugekommen. Der
kommandirende General hat sofort an Ort
und Stelle die sofortige Verlegung des
Bataillons von Liegnitz ins Barackenlager
angeordnet. Die Untersuchungen über die
Ursachen werden in kürzester Zeit beendet
und die Behörden daher in der Lage sein,
einer weiteren Ausdehnung der Erkrank
ungen vorzubeugen, deren Verlauf ein gün-
'tiger zu werden verspricht.
Siegen, 16. Juni. Im Prozeß des
Siege ner Bankvereins gegen
Brüggemann und Genossen wurde heute
das Urtheil gefällt. Brüggemann wurde
wegen Benachteiligung des Bankvereins,
Verschleierung und Betruges zu 5 Jahren
Gefängniß, 16,000 Jl Geldstrafe und 3
Jahren Ehrverlust, Koelsen wegen derselben
Strafthaten, ausgenommen Betrug, zu 2
Jahren 6 Monaten Gefängniß und 9000 </H
Geldstrafe, Kröger wegen beabsichtigter Be
nachtheiligung des Bankvereins zu 1 Jahr
Gefängniß und 3000 Jl Geldstrafe und
Franz wegen Beihülfe zur Verschleierung
und Bankerott zu 2 Jahren Gefängniß
und 1500 Jl Geldstrafe verurtheilt.
Elberfeld, 14. Juni. Eine Diebes-
und Räuberbande, in ihrer Art wohl
einzig, stand heute vorder hiesige» Straf-
kammer. Die Angeklagten waren vier
Burschen im Alter von 17 Jahren. Wahr
scheinlich haben ihnen die bekannten Schund-
und Schauerromane die Köpfe verdreht,
und wer weiß es, ob sie es nicht eines
Tages zu Mord und Todtschlag gebracht
hätten, wenn man ihnen nicht noch bei
Zeiten das Handwerk gelegt hätte. Schon
lange hatte die Polizei auf sie gefahndet,
allein sie hausten in einer Höhle der von
Barmen nach Schwelm zu sich hinziehenden
Gebirgskette, wo sie Niemand vermuthete.
Sie hatten alle einen Eid abgelegt, daß
sie sich nicht verrathen wollten; der Ver-
räther sollte mit dem Tode bestraft werden.
Aber trotz des Eidschiours prahlte einer
eines Tages, die Polizei erfuhr es und
hob das Nest aus. Das war aber noch
mit großen Schwierigkeiten verknüpft, denn
der Eingang zur Höhle war so eng, daß
die Beamten auf allen Vieren hineinkriechen
mußten. Aber es gelang, mit Kerzen in
der Hand drangen sie in die Höhle ein
und fanden Folgendes: Au den Wänden
hingen etwa 20 Säbel und Säbelklingen,
ferner Säbelkoppeln, Säbeltaschen und
Tornister. Davor lagen zwei blinkende
Schwerter, ein Todtenschädel und eine
Menge Dynamitpatronen. An einer an
deren Stelle stand eine Elektrisirmaschine,
ein Elektromagnet, ein Mikroskop, ein Fern
rohr und eine Dunkelkammer, endlich in
einer Ecke in wüstem Chaos Diebswerkzeug,
Dynamit und leere und gefüllte Wein- und
Liqueurflaschen. Außerdem fanden sich meh
rere Lampen vor, die die phantastischen
gen zur Beleuchtung ihres Schlupf
winkels benützt hatten. Sämmtliche Gegen-
iände hatten sie meist mittels Einbruchs
gestohlen, den Wein einem Wirth, die
Waffen einer Militäreffektenhandlung, die
Elektrisirmaschine, das Fernrohr, Mikros
kop rc. aus einer städtischen Schule und
das Dynamit aus einem im Walde befind
lichen Dhnamitlager. Sie hatien sich nun
heute wegen acht schwerer Diebstähle und
Dynamitverbrechens zu verantworten. Die
Strafkammer verurtheilte sie, mildernde
Umstände annehmend, zu Gefängnißstrafen
von 1, 2, 3 und 4 Jahren.
Ein theures Bad hat sich dieser
Tage in Mainz ein P s p a g e i verschafft.
Die Hausfrau hatte zur Feier des Namens
tagestages eines Familienmitgliedes eine
Erdbeerbowle bereitet und auf den Tisch
des Zimmers gesetzt, in dem sich der Vogel
frei bewegte. Als sie nun nach dem Bra
ten in der Küche sah, benutzte „Jakob" die
Gelegenheit, sich ein Bad in der großen
Terrine zu verschaffen, und plätscherte zum
Entsetzen der Hausfrau bei ihrer Rückkehr
noch vergnügt in der improvisirten Bade
wanne. Das köstliche Naß mußte selbst
verständlich fortgegossen werden.
Hannover, 14. Juni. Hier hat ein
Ha »sein stürz stattgefunden. Gestern
Nachmittag, als die Maurer ihre Vesper
beendet und sich rüsteten, den Bau wieder
zu besteigen, stürzte mit mächtigem Getöse
die größere Hälfte des Baues und zwar
die von den andern Häusern abgewande
Straßenecke, bis unten hin ein, daß Bau
gerüst mit sich reißend. Die Arbeiter hatten,
weil sie zuvor noch eine begonnene Arbeit
vollenden wollten, später als sonst gevespert;
einzig diesem glücklichen Umstand ist die
Rettung ihres Lebens zu danken. Es
waren 9 Maurergesellen und 6 Kalk- und
Steinträger an dem Bau beschäftigt.
Hamburg, 16 Juni. Die Verhandlun
gen zwischen Hamburg und Preußen wegen
Erbauung eines Central-Bahnhofes dürften
demnächst auf Grund einer neuen Vorlage
wieder aufgenommen werden. Wie ver
lautet, würde hierbei der Verkauf d ejr
VerbindungsbahnanPreußen
eine Basis der neuen Unterhandlungen sein.
Die Kosten des Hamburger Central-Bahn
hofes wurden früher auf 34 Millionen
Mark berechnet. Nach neueren Mittheilungen
aus Berlin wird jedenfalls der Hamburger
Central-Bahnhof mit einem entsprechenden
Kostenbeträge in dem nächstjährigen preußi
schen Etat erscheinen.
Eine neue Aktiengesellschaft unter dem
Namen „Wilhelmsburger Terraingesell-
schaft" wird demnächst mit 3 Millionen
Mark ins Leben treten. Wilhelmsburg
ist eine Elbinsel zwischen Hamburg und
Harburg, es soll das erworbene Terrain
zu Fabriketablissements dienen.
BroviuztellLS.
In Schleswig-Holstein existiren nach
einem Aufsatz des Geh. Regierungsraths
Frhrn. von Fircks in der „Zeitschrift des
Königl. preuß. Statistischen Bureaus" 34
Bäder und Trinkquellen. Von diesen sind
3 Mineralbäder.
sZEin rasender Insasse des Segeberger
städtischen Gefängnisses, welcher dort eine
Gefängnißstrafe verbüßt, hatte Donnerstag
in seiner Zelle den Ofen zertrümmert und
mit den Eisenstncken ein großes Loch in
die Wand gebrochen. Drei stämmige Po
lizisten waren nicht im Stande, den wü
thenden Menschen zu bewältigen, auch dann
noch nicht, als ein hinzueilender Schlachter
mit kunstgerechtem Handgriff ihn an der
Gurgel faßte. Derselbe kam erst zur Be
sinnung und konnte gefesselt werden, als
der kalte Wasserstrahl aus einer requirirten
Handspritze eine Zeit lang auf ihn applizirt
wurde. Jedenfalls wird der wüthende
Mensch wegen Sachbeschädigung noch eine
lange Nachstrafe zu gewärtigen haben.
Der Name Schmidt ist ja kein sehr
seltener; aber eine Seltenheit oder ein
merkwürdiges Zusammentreffen dürfte es
doch sein, daß in einem Geschäft zu Ncu-
münstcr und zwar in dem Barbiergeschäft
von W. Schmidt an der Kieler Brücke, der
Prinzipal, der Gehilfe und der Lehrling
nicht allein denselben Familiennamen, sondern
auch denselben Vornahmen führen, — alle
Drei heißen Wilhelm Schmidt!
? Kiel, 16. Juni. In der gestrigen
Sitzung der Strafkammer stand der
Fall Dr. Rüger-Elberfeld zur Verhand
lung. Der Chemiker Dr. Rüger hatte in
öffentlichen Vorträgen über Christenthum
und Sozialismus, wie es in der Anklage
schrift hieß, Gott gelästert durch beschim
pfende Ausdrücke und dadurch öffentliches
Aergerniß gegeben und die evangelisch!
wie die katholische Confession und deren Ein
richtuugen beschimpft. Der Angeklagte,
welcher aus der Haft vorgeführt Ivurde,
ist bereits ivegen ähnlicher Vergehen ver
schiedentlich vorbestraft; er ist zu den Vor
trägen über „Christenthum und Sozialis
mus" angeregt worden durch Freidenker
und Sozialdemokraten. Dr. Rüger bestritt
die Gotteslästerung und Beschimpfung der
Kirche und versuchte darzuthun, daß er die
Vorträge in ganz gleichem Wortlaut schon
verschiedenen Städten Mittel- und
Norddeutschlands gehalten habe. Infolge
dieser Vorträge ist der Angeklagte indessen
bereits wegen Gotteslästerung bestraft loor
den. Der Physikus Dr. Joens gab sein
ärztliches Gutachten dahin ab, daß Dr.
Rüger an paralytischem Wahnsinn und
Größenwahn leide und zwar sei die Geistes
erkrankung schon seit Jahren nachweisbar.
Auf Grund dieses Gutachtens beschloß das
Gericht Einstellung des Verfahrens gegen
Dr. Rüger und sofortige Entlassung des
Angeklagten aus der Haft. Die Staats
kasse hat sämmtliche Gerichtskosten zu tragen.
? Kiel, 17. Juni. Heute Nachmittag
Uhr nahm das e r st e Konzert des
S ch l e s w i g-H o l st e i n i s ch e n M u
s i k f e st e s seinen Anfang. Zur Auf
sührung gelangte das Mendelssohn'sche
Oratorium „Elia s". Der geräumige
ebenso reich als geschmackvoll dekorirte Fest-
saal, auf dessen Podium die ca. 500 mit-
wirkenden Sänger und Sängerinnen, das
Orchester und die Solisten plazirt waren,
vermochten kaum die Fülle die Konzert
besucher zu fassen, welche andachtsvollen
weihevollen Klängen der genialen Ton
schöpfung lauschten. Der Dirigent des
Musikfestes, Prof. H. Stange, wurde mit
reichem Beifallsgrüßen empfangen, als er
die Dirigentcnkanzel betrat. Dann ein
Moment erwartungsvoller Stille und nach
einem kurzen Sologesang des „Elias" setzte
die Ouvertüre ein und nun reihte sich
Nummer an Nummer des herrlichen Mu
sikwerks und immer begeisterter wurde das
Auditorium, bis es zum Schluß der mehr
als dreistündigen Aufführung nicht enden
wollenden Beifall spendete. Bei dem Chor
erwies sich das numerische Uebergewicht
des Soprans keinesfalls als den Gesammt-
erfolg beeinträchtigend, es wurde von
sämmtlichen Stimmen eine solche Tonfülle
entwickelt, daß die Ensemblesätze völlig aus
geglichen zum Ausdruck gelangten. Das
aus 77 ersten Künstlern zusammengesetzte
Orchester bot ein Bild der ausgezeichnetsten
Abrundung und die Solisten reihten sich
würdig ein. Der Beifall des Publikums
galt in erster Linie dem Vertreter der
Titelparthie, Herrn Messchaerdt aus Amster
dam, welcher eine volle, ausgiebige Baß
timme sein eigen nennt und eine fein nu-
ancirte Vortragsweise mit meisterhafter Ge-
ammtcharakterisirung verbindet. Frau
Joachim aus München entzückte nicht
minder durch ihr herrliches Altorgan; sie
mng die Parthie des Engels und der Kö
nigin mit vollendeter Meisterschaft. Frl.
Lei sing er aus Berlin, welche die Rollen
der Wittwe und des Knaben durchführte,
wirkte weniger durch Fülle des Tons und
sympathische Klangfarbe ihrer Stimme als
durch die treffliche geistige Durchdringung
ihrer Aufgabe. Herr Gust. Wulff-Straßburg
>ang die erste Tenorpartie (Obadja) mit an
sprechender seelenvoller Lyrik, van der
Smissen-Altona den König Ahab mit vec-
ständnißinnigem Vortrage. In kleineren
Partien wirkten Frau Johannsen aus Preetz,
der Opernsänger Gillmeister aus Hannover,
'owie Frau Jenny von Senden aus Altona
zur Zufriedenheit der Hörer. Reicher, nicht
endenwollender Beisall wurde dem Dirigen
ten sowie den sämmtlichen Mitwirkenden
zn Theil. Prinz und Prinzessin
Heinrich, der Oberpräsident v. Stein
mann Excellenz wohnten dem Konzert von
Anfang bis zum Ende bei.
7L Friedrichstadt, 17. Juni. Die hiesige
städtische Spar- und Leihkasse erzielte nach
der in der vorgestrigen Sitzung unserer
Stadtvertretung abgelegten Rechnung iw
Jahre 1893 einen Reinertrag v. 8804,83 M.,
gegen 13347,68 Mk. im Vorjahre. Es
wurden aus den letztjährigen UeberschüsseN
bewilligt für die hiesige Privat-Mädchen-
schule 600 Mk., für die gewerkt. Fort
bildungsschule 600 Mk., für Lehrmittel
für Kinder unbemittelter Eltern 200 Mk.,
für die Turnerfeuerwehr 75 Mk., für die
freiwillige Feuerwehr 50 Mk., für den
Stipendienfond 300 Mk., für die Klein
kinderschule 100 Mk., für die Stiftung für
die Wittwen und Waisen der Kampfgenossen
von 1870/71 50 Mk., für die Innung
bezw. für eine zu errichtende Herberge zur
Heimath 200 Mk., für die Kochanstalt
300 Mk., für den Kriegerverein 100 Alk.,
für den Haidekulturverein 60 Mk., für
Alters- und Jnvaliditätsrenten 800 Mk-
für die israelitische Gemeinde 150 Mk.,
für Verschönerungen 600 Mk.
^ Kropp, 17. Juni Vom schönste»
Wetter begünstigt, wurde hier heute das
Jahresfest der Anstalten abgehalten, z»
dem nicht nur die Gemeindegehörigen i»
großer Zahl erschienen, sondern von Nah
und Fern Theilnehmer hier eingetroffen
waren. Die Festrede in der mit Blume»
und Laub aufs Schönste geschmückten Kirchk
hielt diesmal Herr Pastor Paulsen selbst-
Rach derselben fand die Abordnung vo»
4 Predigerkandidaten statt, welche in de»
Anstalten für Amerika ausgebildet waren-
Zur Nachfeier hatten sich am Nachmittage
wieder zahlreiche Theilnehmer im Pastorat
garten eingefunden und wurden hier vo»
verschiedenen Geistlichen Ansprachen ge
halten und unter Begleitung des Posaune»'
chors Choräle und Lieder gesungen. I»
einer Zwischenpause trugen mehrere Zog
linge des Waisenhauses kleine Gedichte
vor. Mit einem am Abend in einer»
hiesigen Wirthshause abgehaltenen Liebes
mahl, bei dem noch verschiedene Ansprache»
gehalten wurden, fand das diesjährige Fest
sein Ende. Wer Kropp nach langen Jahre»
wiedersieht, wundert sich über die zahl
reichen hübschen und geschmackvollen Bau
ten, die dort aufgeführt sind und hctt de»
Ort sein Aufblühen lediglich dem Herr»
Pastor Paulsen zu verdanken, dessen An
stalten allein eine Kolonie ausmachen. Da»
durch dieselben viel Segen gestiftet wird,
steht außer Zweifel und daraus erklärt D
auch die Unterstützung, welche dem Kropp»»
Unternehmen selbst aus fremden Erdtheile»
zu Theil wird.
Kropp, 12. Juni. Der frühere Sķ
Benkwitz aus Brekendorf, welcher de»
Schreibtisch im Pastorat erbrochen hat, ff>
ergriffen und zu 3 >/- Jahren Zuchthaus
verurtheitt worden. Es stellte sich heraus,
daß Benkwitz eben erst aus dem Zuchthaus
in Celle kam, als er hier den Einbruch
verübte. Er war anfangs ein redliche»
Mensch, ist aber in der Großstadt Ha»»'
burg untergegangen und von Stufe $
Stufe gesunken. — Die große Anerkennung-
die der General-Superintendent Dr. Kafkas
am 5. Juni bei Gelegenheit der Kirchrst'
Synode in so ehrender Weise über d>»
Kropper Gemeinde aussprach, hat,
schreibt die „Kropper Wochenschau", »'
freudiges Echo in derselben gefunden, »>»
somehr, als die Gemeinde sonst ja nicst
gerade in bezug auf Lob verwöhnt ist.
— Bordesholm, 17. Juni. Die ¥
gestern stattgehabte Kreis-LehreroersaminluE
des Kreises Kiel war von ca. 60 Lehr»»^
besucht. Den ersten Vortrag hielt
Lehrer Struwe aus Kiel über „Zuge",
und Volksspiele". Referent führte
gendes aus: Das Spiel fördert die körp»s
liche und geistige Entwickelung der Jug»^
und ist eine dem kindlichen Gemüth t»»v
zusagende Leibesübung, als das Turn»
Darum ist es Pflicht der Lehrer, aus ö
Spiel der Jugend großes Gewicht zu leg
und den Kindern täglich Anleitung in
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Versammlung war mit dem Refer
einverstanden. Nach den »n der De
zum Ausdruck gekommenen Mtttheltu ö
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