Lande weilenden reichenden Mosaikhändlers
Bosi ein, erwürgten einen alten Bedienten,
überfielen hierauf das 17jährige Stuben
mädchen Rosa Galletti, welches sie durch
eine übergeworfene Schlinge tödteten, und
raubten die Kasse aus, aus welcher sie
Geld und Kostbarkeiten im Werthe von
80,000 Lire davontrugen.
Die Seminaristen in Molfetta zer-
trümmerten das Mobiliar, die Fenster und
Thüren des Seminars und zogen alsdann
in Begleitung einer großen Volksmenge
unter Pereatrufen und Drohungen vor
den bischöflichen Palast, den sie anzu
zünden versuchten.
şşruRkreiÄ.
Paris, 14. Juni. Bei einer Inspektion
des Forts Charenton ließ General Edon
sich den Revolver des Lieutenants Schiff
macher zeigen. Der General, der an
Taubheit leidet, überhörte die Bemerkung
des Lieutenants, daß der Revolver geladen
sei, und drückte los. Der Lieutenant brach
schwer verwundet zusammen.
Serbien.
Belgrad, 15. Juni. Das hiesige Metro-
politangericht ließ die sozialistischen Schrifi
ten des orthodoxen Archimandrite« Wasa
Pelagitsch als antikanonisch verbrennen und
verfügte dessen polizeiliche Vorführung, um
ihn in ein Kloster sperren zu lassen.
England.
London, 15. Juni. Wenn die Klage
der englischen Geschäftsleute Deutschland
gegenüber, namentlich über das made in
Germany schon eine recht bedeutende war,
so hat diese Mißstimmung sich neuerdings
noch auf einen ganz besonderen Einfuhr
artikel ausgedehnt. Es handelt sich um
nichts weniger als um deutsche Torpedo-
boote. Dieselben haben sich so außer
ordentlich bewährt, daß die englische Re-
gierung bei Schichau neue Bestellungen
machte. Die amtliche Anerkennung des
Marineministers, daß die deutschen Boote
den englischen überlegen seien, hat das in
seemännischen Angelegenheiten so stark aus
gestatteten Selbstbewußtsein der Engländer
sehr erregt. Aber der Marineminister er
klärte, daß er die besten Constructionen
sür Marinezwecke dort nehmen müsse, wo
er sie finde. Zu dieser Mittheilung der
„Köln. 33." können wir noch hinzufügen,
daß nicht nur Torpedoboote, sondern auch
Rettungsboote schon lange aus Deutschland
bezogen werden. Es ist ferner Thatsache,
daß die Säbel für die englische Cavallerie
in Solingen angefertigt werden, weil die
englischen selbst zu schlecht sind.
. In Douglas, auf der Insel Man, grub
man kürzlich einen Kasten aus der Erde,
der mit Münzen, Ringen und Spangen
gefüllt war! Die Münzen sind (Silber
skeatta oder Pennies, das gewöhnliche Geld
der Angelsachsen. Sie stammen aus der
Zeit von 925—975 während der Regierungs
zeit Athelstans, Edreds, Edwys und Edgars
des ersten Königs Englands.
Rufttņad
ertheilte dem Eigenthümer eine Quittung,
und trug ihm auf, am nächsten Tage sich
im Magistratsburean in Kutno einzufinden,
wo er sein Geld wieder erhalten werde,
wenn es echt sei. Irgend welcher Wider
stand wurde von den Kaufleuten nicht ge
leistet, da die Soldaten ausnahmslos gut
bewaffnet waren und der Eigenthümer des
Geldes seiner Sache sicher war. Am anderen
Tage wurde er freilich arg enttäuscht.
Nachfragen ergaben, daß die Soldaten
zweifellos Diebe waren, welche sich in die
Uniformen gesteckt hatten, um desto erfolg
reicher ihrem Handwerk nachgehen zu
können.
Dänemark.
Kopenhagen, 15. Juni. Der „National
Tidende" zufolge theilt der Baron Blixen
Finecke mit, daß seine Dacht „Beluga",
die zur Theilnahme an der K i e l e r Re
gatta angemeldet war, nicht daran theil-
nimmt.
Oesterreich.
Aus Budapest wird dem „L. A." ge
schrieben: In liberalen Parteikreisen ver
lautet, Dr. Weckerle werde den Heraus
geber der Wiener antisemitischen „Volks-
Zeitung" verklagen, weil dieser ihn be
schuldigte, in zwei Jahren 75000 Gulden
zu einem Gutskauf erspart zu haben bei
einer Einnahme von nur 40000 Gulden.
Aus Mährisch-Ostrau wird eine furcht
bare Grubenkatastrophe gemeldet.
Im Gräflich Larischen Schachte in Karmin
herrschen seit gestern Nacht schlagende Wet
ter und Explosionen. Bei der fünften Ex
plosion fuhren heute Beamte und Rettungs-
Mannschaften in den Schacht, die sämmtlich
umkamen. Bis Mittags sind bereits über
200 Todte, darunter zwei Beamte, aus
dem Marieschacht in Karwin herausge
schafft. Der Schacht scheint in Brand zu
stehen.
Inland.
lau,
15. Juni. In der Trocken
kämmer der hiesigen Fabrik von rauch
schwachem Pulver fand eine Explosion
statt, die sieben Arbeiter tödtete und das
Gebäude total zerstörte.
Aus Mohilew wird geschrieben: Am
29. Mai arbeiteten im Mohilewschen Kreise
mehrere Hundert Arbeiter auf einem
Zuckerrübenacker, als sie von einer unbe
deutenden Gewitterwolke überrascht wurden
Um sich einigermaßen gegen den Regen
zu schützen, stellten sich mehrere Arbeiter
unter einen wilden Apfelbaum. Bald
darauf schlug ein Blitz in diesen Baum
und tödtete acht von den Arbeitern auf
der Stelle, während 31 andere schwere
Brandwunden erlitten, denen zwei bereits
am nächsten Tage erlagen. An dem Auf
kommen mehrerer anderer wird gezweifelt.
Ueber ein russisches Gaunerstückchen wird
deni Graudenzer „Geselligen" Folgendes
mitgetheilt: Kurz vor dem Dorfe Lonkischen
wurde dieser Tage ein Wagen, auf dem
sich mehrere Kaufleute befanden, von einen,
Trupp Berittener in der Uniform
der Grenzwache angehalten. Der Führer
der bewaffneten Schaar forderte die Reisen
den auf, sich durchsuchen zu lassen. Das
Zollamt sei davon in Kenntniß gesetzt, daß
Einer von ihnen falsches Geld mit sich
führe. Bei einem der Reisenden wurde
eine bedeuiende Summe, ca. 10000 Rubel,
gefunden. Diese beschlagnahmte der Führer,
mehr ausgeben. Ich lauschte mit voller Ab
sicht. „Ich kenne sie ja noch viel zu wenig,"
war seine gleichmüthige Antwort.
„Lieber, alter Junge, ist es Dir denn
noch immer nicht möglich, Deine alte Feind
schaft gegen unser armes Geschlecht aufzu
geben? Kannst Du nie vergessen? Nie ver
zeihen?" — „Ich denke ja gar nicht an
Feindschaft, Leni, Du irrst Dich! — „Deine
Gleichgültigkeit ist aber fast noch schlimmer
als Feindschaft, lieber Henning! Du weißt
es doch, geliebter Bruder, wie sehr wir es
Alle wünschen, Dich einmal von Herzen froh
und glücklich zu sehen!" fügte sie fast bittend
hinzu. „Gieb Dir doch einmal ein wenig
Mühe, Dich überhaupt um ein Mädchen zu
kümmern!" Da stand er hastig auf und
sagte, so schien es mir, in unbeschreiblich
hochmüthigem Ton: „Lohnt sich's der Mühe
denn?"
(Fortsetzung folgt.)
— Es wird mitgetheilt, daß unser schles
wig-holsteinisches Schwarzbrot auf der kai
serlichen Tafel nicht fehlen darf. Es
geschieht dies auf ausdrücklichen Wunsch
der Kaiserin, die vom elterlichen Hause her
dieses Brot kennt. Wie ferner aus Hu-
um berichtet wird, liefert Schleswig-Hol
tein auch Fleisch für die kaiserliche Tafel.
Dieser Tage wurden zwei fette Lämmer
auf dem Husumer Markt für die kaiserliche
Küche angekauft und sofort als Eilgut
nach Berlin gesandt. Ein Lieferant für
die kaiserliche Hofküche besorgt seit längerer
Zeit Ankäufe auf den Fettviehmärkten in,
Westen Schleswig-Holsteins.
- Auf dem deutschen 3l d e l s t a g
hat H e r z o g E r n st G ü n t h e r von
Schleswig-Holstein eine längere
Rede gehalten. Er sprach darin die For
derung einer Verminderung des Luxus
aus. Man müsse den Anschein vermeiden,
daß Wohlstand vorhanden sei, wo er in
Wirklichkeit nicht da sei, ebenso das Streber
thum, daß jeder mehr scheinen wolle, als
er sei. Herzog Ernst Günther äußerte sich
auch über die landwirthschafkliche Arbeiter
frage und bedauerte das mangelnde Inter
esse in der Adelsgenossenschaft hierfür. In
seiner Landwirthschaft sei ein Arbeiter
mangel nicht vorhanden. Er habe versucht,
solcher Boden, der bisher nicht von ihm
bewirthschaftet sei, an die kleinen Leute zu
verpachten. Weiter bezeichnete er es als
wünschenswerth, daß Mitglieder des Adels,
jüngere Söhne oder auch zukünftige Be
sitzer selbst, sich die kaufmännischen und
technischen Kenntnisse erwerben, um selbst-
ständig irgend einem industriellen Etablisse
ment vorzustehen. Die Adelsgenossenschaft
würde anzukämpfen haben gegen ein leider
tief eingewurzeltes Vorurtheil, daß man
solche Leiter von industriellen Etablisse
ments, die aus den Reihen des Adels
hervorgegangen sind, als nicht voll ansehe
in sozialer Beziehung und sich daher von
ihrem Verkehr zurückziehe. Zum Schluß
wandte er sich dagegen, daß die Person
des Königs in konservativen Parteiblättern
mit ins Spiel gezogen werde.
- Der Führer der Kamerun-Expedition,
Herr v. U e ch t r i tz , ist so leidend hier
eingetoffen, daß er an dem Empfange durch
das Kamerun-Comitee am Bahnhöfe nicht
theilnehmen konnte und alsbald ins Kranken
haus gebracht werden mußte. Dem Ver
nehmen der „Kreuzztg." nach hat er ein
recht schmerzliches Leiden. Seine Her
stellung von den tropischen Krankheits-
Erscheinungen dürfte längere Zeit in An-
siruch nehmen.
- Der wegen Beleidigung des Reichs
kanzlers Grafen Caprivi zu 600 Mark
Geldstrafe verurtheilte Freiherr v. Thün
gen-Roßbach hat gegen das Urtheil des
Landgerichts I Berlin Revision ein
gelegt.
Berlin, 13. Juni. Der Finanz,
minister hat, wie die „Börsen-Zeitung"
chreibt, in letzter Zeit verschiedenen Per-
onen gegenüber die Auslassungen aus
drücklich bestätigt, wonach z. Z. an eine
Convertirung der 4procenti-
gen Consols seitens der Regierung
nicht gedacht wird. Nach der Beobachtung
competenter Persönlichkeiten sind die Be
träge für die in letzter Zeit so überstürzt
zum Verkaufe gebrachten 4procentigen An
leihen keineswegs in 3procentigen Consols
wieder angelegt worden, obgleich dies nach!mit ihrem Inhalt den ganzen Körper An
der Cursbewegung der letzteren angenommen gerieben. Dann hatte er sich Wohlgemuth
werden konnte; es sind demnach bedeutende ins Bad gelegt und geglaubt, daß sich nun
Summen den zweifelhaften Werthen zu alles in Wohlgefallen auflösen würde. Wie
Gute gekommen. groß aber war sein Schreck, als er nach
Berlin,-15. Junr. Anscheinend offiziös längerem bangen Harren sich davon über
schreibt die „N.-L. C.": „Immer dringen- zeugte, daß sich kein Tüpfchen löste. Nun
ger wird eine neue Regelung unserer h a n - war guter Rath theuer. Man versuchte
delspolitischen Beziehunge «alles mögliche, den Unglücklichen von der
zu den Vereinigten Staate n Theerkruste zu befreien, bearbeitete ihn mit
von Amerika, zumal wenn, wie es Tüchern und Rohrwischen, aber ganz um-
den Anschein hat, jetzt auch noch eine Be- sonst. Ein findiger Kopf verfiel endlich
drohung unseres Zuckerexp orts be-auf ein anderes Mittel: Man rieb den
vorsteht. Aber auch sonst ist eine Slender- Patienten mit Butter ein; doch wiederum
ung unserer Zoll- und handelspolitischen blieb der Erfolg aus. Endlich schickte man,
Beziehungen zu diesem Lande eine unauf- keinen anderen Ausweg sehend, zur Apotheke^
schiebbare Nothwendigkeit. Die Vereinigten und nun kam die Hülfe in Gestalt größerer
Staaten stehen mit Deutschland auf Grund Mengen Vaselin, die nach dem Anrathen
eines etwas zweifelhaften Rechtsbodens des kundigen Kräutermannes auf der Haut
(die Zustimmung des Reichstags ist nie- des Getheerten verrieben wurde. Und siehe
mals nachgesucht worden) in einem Meist- es half. Nachdem der Patient längere
begünstigungsverhältniß, das auf alle Fälle Zeit mit der Einreibung gelegen hatte, ge-
jeden Augenblick Akündigt werden kann. lang es schließlich, wenn auch mit vieler
Dieses Verhältniß gereicht in jeder Be- Mühe, die hartnäckige Theerschicht zu ent-
ziehung den Vereinigten Staaten zum Vor- fernen. Der Badegast, der ein paar
theil. Mit jedem Jahre verschärft dieses Stunden lang in Aengsten geschwebt, ver-
Land sein Zollsystem, das ohnehin schon schwor sich hoch und theuer, nie wieder ein
einen Prohibitivcharakter hat, bis zur „Theerbad" nehmen zu wollen,
völligen Absperrung. Die deutsche Einfuhr Dringend zur Vorsicht mahnt folgen-
geht jedes Jahr mehr zurück, dafür über- der Vorfall, der dem „Lokal-Anzeiger" mit-
schwemmt uns dieser Staat immer mehr getheilt wird. In einem Kupee dritter
mit landwirthschaftlichen Produkten, von Klasse der Stadtbahn in Berlin saßen ein
zum Theil sehr zweifelhaftem Werth. Aehn- Herr mit brennender Cigarre und ein Än
lich hat sich Amerika mit anderen enropäi- beiter, als ein Mädchen mit etwa 15 klei-
schen Ländern zu stellen verstanden. Es nen, farbigen Gummiballons,
ist ein Schmarotzer auf Kosten ganz En- die bekanntlich mit Wasserstoffgas gefüllt
ropas, der nichts bietet, sondern nur ein- sind, einstieg. Die brennende Cigarre kam
streicht. Selbst so berechtigte Beschwerden, einem Ballon zu nahe, im Nu waren die
wie sie noch in der jüngsten Reichstags- Ballons unter Entwickelung einer großen
session zur Sprache kamen, die Klagen über Stichflamme explodirt. Das Mädchen blieb
die durch die amerikanische Gesetzgebung unverletzt, der Arbeiter und der rauchende
hervorgerufene betrügerische Ausbeutung der Herr wurden indessen im Gesicht ziemlich
literarischen und künstlerischen Erzeugnisse erheblich verletzt.
Deutschlands, stoßen auf kalte Abweisung. Königsberg i. Pr., 15. Juni. Gestern
Hoffentlich faßt die Reichsregierung jetzt Abend erschoß sich ein 25jähriger Zahl-
einmal dieses Verhältniß ins Auge und meist er-A spirant eines hiesigen Jn-
dringt auf einen neuen Handelsvertrag, bei fanterie-Regiments. Der Grund zum
dem die deutschen Interessen besser gewahrt Selbstmord ist unbekannt,
werden als es gegenwärtig der Fall ist." Leipzig, 15. Juni. Das Reichsgericht
Wir halten diese Auslassungen für höchst hat die von dem Antisemiten Plack,
beachtenswerth, da sie sicher einen Handels- Dewald und Schweinhagen eingelegte Re-
politischen Hintergrund haben, der in un- vision gegen das Urtheil des Landgerichts
serem Verhältniß zu Amerika äußerst be- in Berlin, durch welches wegen Beleidig-
deutsam ist. ung des Finanzministers Dr. Miguel und
— Um die durch die militärischen des Reichskanzlers Grafen von Caprivi
Uebungen der Volksschullehrer ent- Plack zu 1 Jahr 9 Monaten, Dewald zu
stehenden Störungen für die Schule thun- zu 3 Monaten und Schweinhagen zu 1
lichst zu beschränken, soll nach höherer Jahr Gefängniß verurtheilt wurden, ver-
Weisung darauf Bedacht genommen werden, worsen.
die Schulferien in allen Fällen, in denen Breslau, 15. Juni. Die Breslauer
eine ordnungsmäßige Vertretung der ein- Eisengroßhändler setzten infolge der gestern
berufenen Lehrer nicht zu beschaffen ist, > beabsichtigten Preisherabsetzung des ober-
in die Zeit zu verlegen, während welcher! schlesischen Walzeisenverbandes den Preis von
die Lehrer ihrer Dienstpflicht zu genügen 145 auf 125 jl pro Tonne, den Weicheisen-
haben. Wie noth eine solche Maßregel grundpreis, ab Breslauer Lager von 14
rhut, zeigt z. B. die Thatsache, daß jetzt auf 13 Ji. 25 H pro 100 Kilogramm
in Charlottenburg nicht weniger als 19 herab.
Gemeindeschullehrer zu militärischen Uebun- Freiburg i. Br., 15. Juni. Im Abort
gen eingezogen sind. Da an einer Schule I des Hanptbahnhofes hatte gestern
nicht weniger als 4, an einer anderen Mittag ein vorgestern entlassener Zucht-
3 die Einberufungsordre erhalten haben, Häusler einen Reisenden durch einen Schlag
so folgen daraus große Störungen für auf dessen Hinterkopf niedergeschlagen
den Unterricht. und wollte ihn berauben. Er wurde
— Das bei der Infanterie zu ver- jedoch bei der Ausführung seines Vorhabens
wendende Fahrrad, zu dessen Be> festgenommen,
schaffung im laufenden Etat über 100000 Durch Spielen mit Schießgewehr
Mk. als einmalige Ausgabe ausgeworfen ist wieder einmal großes Unglück verur-
sind, ist ein Niederrad mit Rahmengestell, sacht worden. Der Kutscher Kindler in
Vorderradbremse und staubfreien Kugel- Gröditz am Gröditzberg bei Goldberg in
lagen. Ueber seine Verwendung sind von Schlesien ging mit seinem mit Schrot ge
der Heeresverwaltung folgende vorläufige ladenen Jagdgewehr auf deu Acker, um
Grundsätze aufgestellt worden. Auf dem nach Krähen zu schießen. Er stellte das
Marsche dienen die Fahrräder zur Ver- Gewehr hinter einen Strauch und entfernte
bindung zwischen einzelnen Gliedern der sich ein Stück davon. Ein auf dem Felde
Marschsicherung bei den Vorposten zur beschäftigter Knecht nahm unterdeß das
Uebermrttelung von Meldungen zwischen Gewehr an sich und richtete den Lauf
einzelnen Gliedern der Vorposten. Im desselben, da er es nicht für geladen hielt,
Quartier sind die mit Fahrrädern versehe- auf einige in der Nähe arbeitende Frauen
neu Mannschaften zu jeder Art des Or-und drückte los. Die Folgen waren
donnanzdienstes zwischen allen Dienststellen, furchtbare: eine Frau, Namens Wille,
die nicht beständig über Kavallerie-Ordon- stürzte tödtlich getroffen zu Boden und ver
nauzen verfügen bestimmt. Besonders nütz- schied nach einigen Minuten, vier andere
lich erweisen sich die Fahrräder im Relais- würden verwundet,
und Etappendienst, bei dem sie insbesondere Der Brandstifter und Menschenfallen-
die ohnehin stark in Anspruch genommene Verfertiger Bobbe, der selbst während
Kavallerie wesentlich entlasten. In den seiner Strafhaft im Zuchthaus zu Sonnen
großen Festungen haben die Rafahrer den bürg von sich hören ließ, hat abermals
Meldedienst vollständig zu übernehmen und einen verwegenen Fluchtversuch ausgeführt
die Kavallerie zu ersetzen. Seit dem letzten Ausbruchversuch war
Berlin, 15. Juni. Heute beginnt die Bobbe in einer besonders sicheren Zelle
Saal sperre für s o z i a l i st i s ch e internirt worden, von welcher aus jede
Versammlungen in Berlin und Möglichkeit der Flucht ausgeschlossen schien.
Umgegend. Brauereien, die davon ab- Der Verbrecher wußte sich aber zu helfen,
weichen, zahlen 5000 Mark, Wirthe 500 Die Zelle hatte in Manneshöhe ein kleines,
Mark Strafe. stark vergittertes Fenster; die Gitterstäbe
Ein mißverstandenes Theerbad waren durch die Holzbekleidung hindurch
versetzte in diesen Tagen eine Berliner in die Mauer eingelassen und stark ver-
Badeanstalt in nicht geringe Aufregung, ankert. Der Sträfling scheute nun die
Erschien da ein Herr, forderte ein Wannen- große Mühe nicht, das Fensterbrett zu
bad und verschwand in seiner Zelle. Nach lockern und unter unsagbaren Schwierig-
etiva einer halben Stunde schreckte der ketten die Mauersteine aus ihren Fugen
Bademeister aus seiner Ruhe auf. Unheil zu lösen. Bobbe konnte diese Arbeit nur
ahnend stürzt er nach der Zelle, öffnet Nachts verrichten; gegen Morgen verdeckte
eilends die Thür und fährt entsetzt zurück, er die Bruchstellen sorgfältig mit geknetetem
Eine teuflisch anzusehende Erscheinung dringt Brod, während er die in die Zelle gefallenen
mit wilden Geberden auf ihn ein, bei Spuren der Mauerarbeit vorsichtig beseitigte,
näherer Betrachtung ein Mensch von Kopf Eines Morgens jedoch bemerkte der Auf-
bis zu Fuß mit Theer beschmiert, der ihm scher bei Revision der Zelle am Fußboden
verzweifelt zuruft: „So helfen Sie mir einige Mauerreste; er untersuchte sofort
doch, es geht ja nicht wieder ab!" All-das Fenster und sah, daß die Steine nur noch
mählich klärte sich das Wunder auf. Der lose in der Mauer lagen; Bobbe hatte be-
Badegast hatte ein ärztlich verordnetes reits die ganze Fensterfront durchbrochen!
Theerbad nehmen wollen, sich zu diesem Nun wurde der gefährliche Ausbrecher, da
Zwecke eine Flasche Theer gekauft und — leine strengere Bestrafung seitens des
Anstalts-Arztes nicht gestattet wurde, in
Ketten gelegt, und außerdem muß Bobbe
sechs Wochen hindurch Sperrstangen an
Händen und Füßen tragen. Die Be
wachung des Verbrechers, der seine Flucht
pläne noch nicht ausgegeben zu haben scheint,
ist nunmehr eine überaus strenge; derselbe
wird nicht eine Minute allein gelassen, so-
daß die Wiederholung eines vierten Aus
bruchsversuches gänzlich unmöglich sein
dürfte.
Aus Liegnitz meldet das „B. T.": In
Folge der hier vorgekommenen Typhus
fälle wurde beschlossen, das Königsgrenadier-
Regiment nach dem Barackenlager Lerchen-
berg bei Glogau zu quartieren. Bisher
sind 70 Erkrankungen vorgekommen.
Braunschweig, 14. Juni. Die gefähr
liche Unsitte, jemandem, der sich eben setzen
will, den Stuhl wegzuziehen, hat
kürzlich denTod eines Menschen ver
anlaßt und einen bisher unbescholtenen
jungen Mann hier vor die Landgerichts-
strafkammer gebracht. Am 30. November
v. I. zog in der Gesindestube des Gerbers
Witte in Thedinghausen der sechzehnjährige
Schneiderlehrling Robert Stelle aus Mor
sum der Dienstmagd Adelbeid Heineinann,
die sich eben setzen wollte, scherzhafter
Weise den Stuhl weg. Das Mädchen
fiel zu Boden und verletzte sich derart,
daß es nach schwerem Krankenlager am
20. Dezember nach den übereinstimmenden
Gutachten der Sachverständigen infolge des
Falles gestorben ist. Dem große Reue
zeigenden und gut beleumundeten Ange
klagten wurden mildernde Umstände be
willigt und er kam mit einer Gefängniß-
strafe von fünf Tagen davon.
Mit der neuenUniformirungder Kellner
scheint es nun ernst zu werden. Auf dem
am Donnerstag geschlossenen deutschen
Gastwirthstage zu Hannover hat sich die
Versammlung für den blauen und grünen
Jackettanzug erklärt und empfiehlt
das blaue Jackett für Restaurationsräume,
das grüne für Gartenlokale. Der Kellner
rack wird in die Acht erklärt.
Hamburg, 14. Juni. Der neue Preußische
Gesandte für die Hansastädte und Mecklen
burg, v. Kiderlen-Wächter, traf heute hier
ein und stellte sich dem Senat vor. Der
selbe kehrt jedoch noch auf einige Zeit in
das Auswärtige Amt nach Berlin zurück.
Ein Gerichtsvollzieheramt in Hamburg
wird demnächst eine seltene Versteigerung,
nämlich von 2 215000 Stück Briefmarken
als Pfandobjekt, stattfinden.
Bergcdorf, 14. Juni. Gestern wurde
hier ein Höchst abler, der sich Freiherr
v. G., Rittmeister a. D., tituliren ließ,
in einem der besten Pensionate, in welchem
er seit einigen Tagen wohnte, verhaftet.
Er hatte früher hier seit April ds. Js.'
am Reinbeckerweg bei einem Beamten ge-
wohnt, welcher sich durch das noble Auf
treten des Herrn bestinimen ließ, ihm größeren
Credit einzuräumen. Der Verhaftete ist
auch verdächtig, in Hamburg ähnliche Be
trügereien vollführt zu haben.
Wrovinrielles.
Drei gefährliche Stempelfälscher sind
in Altona dunch die dortige Kriminalpolizei
festgenommen worden. 'Die Verhafteten,
angeblich Kaufleute, haben einen schwung
haften Handel mit gefälschten Legitimations-
papieren und Zeugnissen getrieben. Sie
fertigten falsche Steinpel an und lieferten
dann gegen Bezahlung Heimathscheine,
Sittenatteste, Zeugnissen usw. Auch nach
auswärts dehnten sich ihre Verbindungen
aus.
In einer Altonacr Volksversammlung,
ivelche am Mittwoch im „Kaisersaal" statt*
und und bei einem Eintrittsgeld von 10
Pfennigen von reichlich 400 Personen be
ucht war, hielt der Reichstagsabgeordnete
Liebknecht einen zweistündigen Vor
trag über die gegenwärtige Lage. An der
Diskussion betheiligte sich Biester-Berlin,
der Anarchist zu sein erklärte. Ihm
wurde bald das Wort entzogen.
Kiel, 15. Juni. Der Kaiser tritt
die Nordlandsreise von hier aus am 1.
Juli an.
Thatsächlich auf Eiern konnte man am
Dienstag-Vormittag am Eisenbahndamm in
Kiel gehen. Dort war nämlich ein mit
mehreren Tausend Eiern beladener Wagen
mit einem andern Gefährt zusammenge-
toßen und der ganze Inhalt ergoß sich auf
die Straße. Unter allgemeiner Heiterkeit
benutzten verschiedene Umstehende die Ge
legenheit, sich ein billiges Eiergericht zu
verschaffen.
Kiel, 15. Juni. Der Flensburger Kohlen
dampfer „Septinia" kollidirte heute im
hiesigen Hafen mit dem Segelschiff „Anna
Regina". Letzteres wurde schwer beschädigt
und leck.
Kiel, 15. Juni. Ein Familiendrama hat
ich in einer Familie in der Unterenstraße
zugetragen. Der 54 Jahre alte Vater
war mit dem 22jährigen Sohn in Mei
nungsverschiedenheiten gerathen, die den
Sohn dazu veranlaßten, seinem Leben
durch Erhängen ein Ende zu machen. Am
Abend hat der Vater sich gleichfalls im
Gartenhause erhängt. Die That ist um
o tragischer, als die zwischen Vater und
Sohn bestehenden Differenzen ihrer Natur
nach höchst gering waren.
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10 Pfg.,
40 Pfg.
20 Pfg.
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Karlsbad
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Bickbeeren
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60—80 Ps
gar nicht
wöhnlich 4-