Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

Lande weilenden reichenden Mosaikhändlers 
Bosi ein, erwürgten einen alten Bedienten, 
überfielen hierauf das 17jährige Stuben 
mädchen Rosa Galletti, welches sie durch 
eine übergeworfene Schlinge tödteten, und 
raubten die Kasse aus, aus welcher sie 
Geld und Kostbarkeiten im Werthe von 
80,000 Lire davontrugen. 
Die Seminaristen in Molfetta zer- 
trümmerten das Mobiliar, die Fenster und 
Thüren des Seminars und zogen alsdann 
in Begleitung einer großen Volksmenge 
unter Pereatrufen und Drohungen vor 
den bischöflichen Palast, den sie anzu 
zünden versuchten. 
şşruRkreiÄ. 
Paris, 14. Juni. Bei einer Inspektion 
des Forts Charenton ließ General Edon 
sich den Revolver des Lieutenants Schiff 
macher zeigen. Der General, der an 
Taubheit leidet, überhörte die Bemerkung 
des Lieutenants, daß der Revolver geladen 
sei, und drückte los. Der Lieutenant brach 
schwer verwundet zusammen. 
Serbien. 
Belgrad, 15. Juni. Das hiesige Metro- 
politangericht ließ die sozialistischen Schrifi 
ten des orthodoxen Archimandrite« Wasa 
Pelagitsch als antikanonisch verbrennen und 
verfügte dessen polizeiliche Vorführung, um 
ihn in ein Kloster sperren zu lassen. 
England. 
London, 15. Juni. Wenn die Klage 
der englischen Geschäftsleute Deutschland 
gegenüber, namentlich über das made in 
Germany schon eine recht bedeutende war, 
so hat diese Mißstimmung sich neuerdings 
noch auf einen ganz besonderen Einfuhr 
artikel ausgedehnt. Es handelt sich um 
nichts weniger als um deutsche Torpedo- 
boote. Dieselben haben sich so außer 
ordentlich bewährt, daß die englische Re- 
gierung bei Schichau neue Bestellungen 
machte. Die amtliche Anerkennung des 
Marineministers, daß die deutschen Boote 
den englischen überlegen seien, hat das in 
seemännischen Angelegenheiten so stark aus 
gestatteten Selbstbewußtsein der Engländer 
sehr erregt. Aber der Marineminister er 
klärte, daß er die besten Constructionen 
sür Marinezwecke dort nehmen müsse, wo 
er sie finde. Zu dieser Mittheilung der 
„Köln. 33." können wir noch hinzufügen, 
daß nicht nur Torpedoboote, sondern auch 
Rettungsboote schon lange aus Deutschland 
bezogen werden. Es ist ferner Thatsache, 
daß die Säbel für die englische Cavallerie 
in Solingen angefertigt werden, weil die 
englischen selbst zu schlecht sind. 
. In Douglas, auf der Insel Man, grub 
man kürzlich einen Kasten aus der Erde, 
der mit Münzen, Ringen und Spangen 
gefüllt war! Die Münzen sind (Silber 
skeatta oder Pennies, das gewöhnliche Geld 
der Angelsachsen. Sie stammen aus der 
Zeit von 925—975 während der Regierungs 
zeit Athelstans, Edreds, Edwys und Edgars 
des ersten Königs Englands. 
Rufttņad 
ertheilte dem Eigenthümer eine Quittung, 
und trug ihm auf, am nächsten Tage sich 
im Magistratsburean in Kutno einzufinden, 
wo er sein Geld wieder erhalten werde, 
wenn es echt sei. Irgend welcher Wider 
stand wurde von den Kaufleuten nicht ge 
leistet, da die Soldaten ausnahmslos gut 
bewaffnet waren und der Eigenthümer des 
Geldes seiner Sache sicher war. Am anderen 
Tage wurde er freilich arg enttäuscht. 
Nachfragen ergaben, daß die Soldaten 
zweifellos Diebe waren, welche sich in die 
Uniformen gesteckt hatten, um desto erfolg 
reicher ihrem Handwerk nachgehen zu 
können. 
Dänemark. 
Kopenhagen, 15. Juni. Der „National 
Tidende" zufolge theilt der Baron Blixen 
Finecke mit, daß seine Dacht „Beluga", 
die zur Theilnahme an der K i e l e r Re 
gatta angemeldet war, nicht daran theil- 
nimmt. 
Oesterreich. 
Aus Budapest wird dem „L. A." ge 
schrieben: In liberalen Parteikreisen ver 
lautet, Dr. Weckerle werde den Heraus 
geber der Wiener antisemitischen „Volks- 
Zeitung" verklagen, weil dieser ihn be 
schuldigte, in zwei Jahren 75000 Gulden 
zu einem Gutskauf erspart zu haben bei 
einer Einnahme von nur 40000 Gulden. 
Aus Mährisch-Ostrau wird eine furcht 
bare Grubenkatastrophe gemeldet. 
Im Gräflich Larischen Schachte in Karmin 
herrschen seit gestern Nacht schlagende Wet 
ter und Explosionen. Bei der fünften Ex 
plosion fuhren heute Beamte und Rettungs- 
Mannschaften in den Schacht, die sämmtlich 
umkamen. Bis Mittags sind bereits über 
200 Todte, darunter zwei Beamte, aus 
dem Marieschacht in Karwin herausge 
schafft. Der Schacht scheint in Brand zu 
stehen. 
Inland. 
lau, 
15. Juni. In der Trocken 
kämmer der hiesigen Fabrik von rauch 
schwachem Pulver fand eine Explosion 
statt, die sieben Arbeiter tödtete und das 
Gebäude total zerstörte. 
Aus Mohilew wird geschrieben: Am 
29. Mai arbeiteten im Mohilewschen Kreise 
mehrere Hundert Arbeiter auf einem 
Zuckerrübenacker, als sie von einer unbe 
deutenden Gewitterwolke überrascht wurden 
Um sich einigermaßen gegen den Regen 
zu schützen, stellten sich mehrere Arbeiter 
unter einen wilden Apfelbaum. Bald 
darauf schlug ein Blitz in diesen Baum 
und tödtete acht von den Arbeitern auf 
der Stelle, während 31 andere schwere 
Brandwunden erlitten, denen zwei bereits 
am nächsten Tage erlagen. An dem Auf 
kommen mehrerer anderer wird gezweifelt. 
Ueber ein russisches Gaunerstückchen wird 
deni Graudenzer „Geselligen" Folgendes 
mitgetheilt: Kurz vor dem Dorfe Lonkischen 
wurde dieser Tage ein Wagen, auf dem 
sich mehrere Kaufleute befanden, von einen, 
Trupp Berittener in der Uniform 
der Grenzwache angehalten. Der Führer 
der bewaffneten Schaar forderte die Reisen 
den auf, sich durchsuchen zu lassen. Das 
Zollamt sei davon in Kenntniß gesetzt, daß 
Einer von ihnen falsches Geld mit sich 
führe. Bei einem der Reisenden wurde 
eine bedeuiende Summe, ca. 10000 Rubel, 
gefunden. Diese beschlagnahmte der Führer, 
mehr ausgeben. Ich lauschte mit voller Ab 
sicht. „Ich kenne sie ja noch viel zu wenig," 
war seine gleichmüthige Antwort. 
„Lieber, alter Junge, ist es Dir denn 
noch immer nicht möglich, Deine alte Feind 
schaft gegen unser armes Geschlecht aufzu 
geben? Kannst Du nie vergessen? Nie ver 
zeihen?" — „Ich denke ja gar nicht an 
Feindschaft, Leni, Du irrst Dich! — „Deine 
Gleichgültigkeit ist aber fast noch schlimmer 
als Feindschaft, lieber Henning! Du weißt 
es doch, geliebter Bruder, wie sehr wir es 
Alle wünschen, Dich einmal von Herzen froh 
und glücklich zu sehen!" fügte sie fast bittend 
hinzu. „Gieb Dir doch einmal ein wenig 
Mühe, Dich überhaupt um ein Mädchen zu 
kümmern!" Da stand er hastig auf und 
sagte, so schien es mir, in unbeschreiblich 
hochmüthigem Ton: „Lohnt sich's der Mühe 
denn?" 
(Fortsetzung folgt.) 
— Es wird mitgetheilt, daß unser schles 
wig-holsteinisches Schwarzbrot auf der kai 
serlichen Tafel nicht fehlen darf. Es 
geschieht dies auf ausdrücklichen Wunsch 
der Kaiserin, die vom elterlichen Hause her 
dieses Brot kennt. Wie ferner aus Hu- 
um berichtet wird, liefert Schleswig-Hol 
tein auch Fleisch für die kaiserliche Tafel. 
Dieser Tage wurden zwei fette Lämmer 
auf dem Husumer Markt für die kaiserliche 
Küche angekauft und sofort als Eilgut 
nach Berlin gesandt. Ein Lieferant für 
die kaiserliche Hofküche besorgt seit längerer 
Zeit Ankäufe auf den Fettviehmärkten in, 
Westen Schleswig-Holsteins. 
- Auf dem deutschen 3l d e l s t a g 
hat H e r z o g E r n st G ü n t h e r von 
Schleswig-Holstein eine längere 
Rede gehalten. Er sprach darin die For 
derung einer Verminderung des Luxus 
aus. Man müsse den Anschein vermeiden, 
daß Wohlstand vorhanden sei, wo er in 
Wirklichkeit nicht da sei, ebenso das Streber 
thum, daß jeder mehr scheinen wolle, als 
er sei. Herzog Ernst Günther äußerte sich 
auch über die landwirthschafkliche Arbeiter 
frage und bedauerte das mangelnde Inter 
esse in der Adelsgenossenschaft hierfür. In 
seiner Landwirthschaft sei ein Arbeiter 
mangel nicht vorhanden. Er habe versucht, 
solcher Boden, der bisher nicht von ihm 
bewirthschaftet sei, an die kleinen Leute zu 
verpachten. Weiter bezeichnete er es als 
wünschenswerth, daß Mitglieder des Adels, 
jüngere Söhne oder auch zukünftige Be 
sitzer selbst, sich die kaufmännischen und 
technischen Kenntnisse erwerben, um selbst- 
ständig irgend einem industriellen Etablisse 
ment vorzustehen. Die Adelsgenossenschaft 
würde anzukämpfen haben gegen ein leider 
tief eingewurzeltes Vorurtheil, daß man 
solche Leiter von industriellen Etablisse 
ments, die aus den Reihen des Adels 
hervorgegangen sind, als nicht voll ansehe 
in sozialer Beziehung und sich daher von 
ihrem Verkehr zurückziehe. Zum Schluß 
wandte er sich dagegen, daß die Person 
des Königs in konservativen Parteiblättern 
mit ins Spiel gezogen werde. 
- Der Führer der Kamerun-Expedition, 
Herr v. U e ch t r i tz , ist so leidend hier 
eingetoffen, daß er an dem Empfange durch 
das Kamerun-Comitee am Bahnhöfe nicht 
theilnehmen konnte und alsbald ins Kranken 
haus gebracht werden mußte. Dem Ver 
nehmen der „Kreuzztg." nach hat er ein 
recht schmerzliches Leiden. Seine Her 
stellung von den tropischen Krankheits- 
Erscheinungen dürfte längere Zeit in An- 
siruch nehmen. 
- Der wegen Beleidigung des Reichs 
kanzlers Grafen Caprivi zu 600 Mark 
Geldstrafe verurtheilte Freiherr v. Thün 
gen-Roßbach hat gegen das Urtheil des 
Landgerichts I Berlin Revision ein 
gelegt. 
Berlin, 13. Juni. Der Finanz, 
minister hat, wie die „Börsen-Zeitung" 
chreibt, in letzter Zeit verschiedenen Per- 
onen gegenüber die Auslassungen aus 
drücklich bestätigt, wonach z. Z. an eine 
Convertirung der 4procenti- 
gen Consols seitens der Regierung 
nicht gedacht wird. Nach der Beobachtung 
competenter Persönlichkeiten sind die Be 
träge für die in letzter Zeit so überstürzt 
zum Verkaufe gebrachten 4procentigen An 
leihen keineswegs in 3procentigen Consols 
wieder angelegt worden, obgleich dies nach!mit ihrem Inhalt den ganzen Körper An 
der Cursbewegung der letzteren angenommen gerieben. Dann hatte er sich Wohlgemuth 
werden konnte; es sind demnach bedeutende ins Bad gelegt und geglaubt, daß sich nun 
Summen den zweifelhaften Werthen zu alles in Wohlgefallen auflösen würde. Wie 
Gute gekommen. groß aber war sein Schreck, als er nach 
Berlin,-15. Junr. Anscheinend offiziös längerem bangen Harren sich davon über 
schreibt die „N.-L. C.": „Immer dringen- zeugte, daß sich kein Tüpfchen löste. Nun 
ger wird eine neue Regelung unserer h a n - war guter Rath theuer. Man versuchte 
delspolitischen Beziehunge «alles mögliche, den Unglücklichen von der 
zu den Vereinigten Staate n Theerkruste zu befreien, bearbeitete ihn mit 
von Amerika, zumal wenn, wie es Tüchern und Rohrwischen, aber ganz um- 
den Anschein hat, jetzt auch noch eine Be- sonst. Ein findiger Kopf verfiel endlich 
drohung unseres Zuckerexp orts be-auf ein anderes Mittel: Man rieb den 
vorsteht. Aber auch sonst ist eine Slender- Patienten mit Butter ein; doch wiederum 
ung unserer Zoll- und handelspolitischen blieb der Erfolg aus. Endlich schickte man, 
Beziehungen zu diesem Lande eine unauf- keinen anderen Ausweg sehend, zur Apotheke^ 
schiebbare Nothwendigkeit. Die Vereinigten und nun kam die Hülfe in Gestalt größerer 
Staaten stehen mit Deutschland auf Grund Mengen Vaselin, die nach dem Anrathen 
eines etwas zweifelhaften Rechtsbodens des kundigen Kräutermannes auf der Haut 
(die Zustimmung des Reichstags ist nie- des Getheerten verrieben wurde. Und siehe 
mals nachgesucht worden) in einem Meist- es half. Nachdem der Patient längere 
begünstigungsverhältniß, das auf alle Fälle Zeit mit der Einreibung gelegen hatte, ge- 
jeden Augenblick Akündigt werden kann. lang es schließlich, wenn auch mit vieler 
Dieses Verhältniß gereicht in jeder Be- Mühe, die hartnäckige Theerschicht zu ent- 
ziehung den Vereinigten Staaten zum Vor- fernen. Der Badegast, der ein paar 
theil. Mit jedem Jahre verschärft dieses Stunden lang in Aengsten geschwebt, ver- 
Land sein Zollsystem, das ohnehin schon schwor sich hoch und theuer, nie wieder ein 
einen Prohibitivcharakter hat, bis zur „Theerbad" nehmen zu wollen, 
völligen Absperrung. Die deutsche Einfuhr Dringend zur Vorsicht mahnt folgen- 
geht jedes Jahr mehr zurück, dafür über- der Vorfall, der dem „Lokal-Anzeiger" mit- 
schwemmt uns dieser Staat immer mehr getheilt wird. In einem Kupee dritter 
mit landwirthschaftlichen Produkten, von Klasse der Stadtbahn in Berlin saßen ein 
zum Theil sehr zweifelhaftem Werth. Aehn- Herr mit brennender Cigarre und ein Än 
lich hat sich Amerika mit anderen enropäi- beiter, als ein Mädchen mit etwa 15 klei- 
schen Ländern zu stellen verstanden. Es nen, farbigen Gummiballons, 
ist ein Schmarotzer auf Kosten ganz En- die bekanntlich mit Wasserstoffgas gefüllt 
ropas, der nichts bietet, sondern nur ein- sind, einstieg. Die brennende Cigarre kam 
streicht. Selbst so berechtigte Beschwerden, einem Ballon zu nahe, im Nu waren die 
wie sie noch in der jüngsten Reichstags- Ballons unter Entwickelung einer großen 
session zur Sprache kamen, die Klagen über Stichflamme explodirt. Das Mädchen blieb 
die durch die amerikanische Gesetzgebung unverletzt, der Arbeiter und der rauchende 
hervorgerufene betrügerische Ausbeutung der Herr wurden indessen im Gesicht ziemlich 
literarischen und künstlerischen Erzeugnisse erheblich verletzt. 
Deutschlands, stoßen auf kalte Abweisung. Königsberg i. Pr., 15. Juni. Gestern 
Hoffentlich faßt die Reichsregierung jetzt Abend erschoß sich ein 25jähriger Zahl- 
einmal dieses Verhältniß ins Auge und meist er-A spirant eines hiesigen Jn- 
dringt auf einen neuen Handelsvertrag, bei fanterie-Regiments. Der Grund zum 
dem die deutschen Interessen besser gewahrt Selbstmord ist unbekannt, 
werden als es gegenwärtig der Fall ist." Leipzig, 15. Juni. Das Reichsgericht 
Wir halten diese Auslassungen für höchst hat die von dem Antisemiten Plack, 
beachtenswerth, da sie sicher einen Handels- Dewald und Schweinhagen eingelegte Re- 
politischen Hintergrund haben, der in un- vision gegen das Urtheil des Landgerichts 
serem Verhältniß zu Amerika äußerst be- in Berlin, durch welches wegen Beleidig- 
deutsam ist. ung des Finanzministers Dr. Miguel und 
— Um die durch die militärischen des Reichskanzlers Grafen von Caprivi 
Uebungen der Volksschullehrer ent- Plack zu 1 Jahr 9 Monaten, Dewald zu 
stehenden Störungen für die Schule thun- zu 3 Monaten und Schweinhagen zu 1 
lichst zu beschränken, soll nach höherer Jahr Gefängniß verurtheilt wurden, ver- 
Weisung darauf Bedacht genommen werden, worsen. 
die Schulferien in allen Fällen, in denen Breslau, 15. Juni. Die Breslauer 
eine ordnungsmäßige Vertretung der ein- Eisengroßhändler setzten infolge der gestern 
berufenen Lehrer nicht zu beschaffen ist, > beabsichtigten Preisherabsetzung des ober- 
in die Zeit zu verlegen, während welcher! schlesischen Walzeisenverbandes den Preis von 
die Lehrer ihrer Dienstpflicht zu genügen 145 auf 125 jl pro Tonne, den Weicheisen- 
haben. Wie noth eine solche Maßregel grundpreis, ab Breslauer Lager von 14 
rhut, zeigt z. B. die Thatsache, daß jetzt auf 13 Ji. 25 H pro 100 Kilogramm 
in Charlottenburg nicht weniger als 19 herab. 
Gemeindeschullehrer zu militärischen Uebun- Freiburg i. Br., 15. Juni. Im Abort 
gen eingezogen sind. Da an einer Schule I des Hanptbahnhofes hatte gestern 
nicht weniger als 4, an einer anderen Mittag ein vorgestern entlassener Zucht- 
3 die Einberufungsordre erhalten haben, Häusler einen Reisenden durch einen Schlag 
so folgen daraus große Störungen für auf dessen Hinterkopf niedergeschlagen 
den Unterricht. und wollte ihn berauben. Er wurde 
— Das bei der Infanterie zu ver- jedoch bei der Ausführung seines Vorhabens 
wendende Fahrrad, zu dessen Be> festgenommen, 
schaffung im laufenden Etat über 100000 Durch Spielen mit Schießgewehr 
Mk. als einmalige Ausgabe ausgeworfen ist wieder einmal großes Unglück verur- 
sind, ist ein Niederrad mit Rahmengestell, sacht worden. Der Kutscher Kindler in 
Vorderradbremse und staubfreien Kugel- Gröditz am Gröditzberg bei Goldberg in 
lagen. Ueber seine Verwendung sind von Schlesien ging mit seinem mit Schrot ge 
der Heeresverwaltung folgende vorläufige ladenen Jagdgewehr auf deu Acker, um 
Grundsätze aufgestellt worden. Auf dem nach Krähen zu schießen. Er stellte das 
Marsche dienen die Fahrräder zur Ver- Gewehr hinter einen Strauch und entfernte 
bindung zwischen einzelnen Gliedern der sich ein Stück davon. Ein auf dem Felde 
Marschsicherung bei den Vorposten zur beschäftigter Knecht nahm unterdeß das 
Uebermrttelung von Meldungen zwischen Gewehr an sich und richtete den Lauf 
einzelnen Gliedern der Vorposten. Im desselben, da er es nicht für geladen hielt, 
Quartier sind die mit Fahrrädern versehe- auf einige in der Nähe arbeitende Frauen 
neu Mannschaften zu jeder Art des Or-und drückte los. Die Folgen waren 
donnanzdienstes zwischen allen Dienststellen, furchtbare: eine Frau, Namens Wille, 
die nicht beständig über Kavallerie-Ordon- stürzte tödtlich getroffen zu Boden und ver 
nauzen verfügen bestimmt. Besonders nütz- schied nach einigen Minuten, vier andere 
lich erweisen sich die Fahrräder im Relais- würden verwundet, 
und Etappendienst, bei dem sie insbesondere Der Brandstifter und Menschenfallen- 
die ohnehin stark in Anspruch genommene Verfertiger Bobbe, der selbst während 
Kavallerie wesentlich entlasten. In den seiner Strafhaft im Zuchthaus zu Sonnen 
großen Festungen haben die Rafahrer den bürg von sich hören ließ, hat abermals 
Meldedienst vollständig zu übernehmen und einen verwegenen Fluchtversuch ausgeführt 
die Kavallerie zu ersetzen. Seit dem letzten Ausbruchversuch war 
Berlin, 15. Juni. Heute beginnt die Bobbe in einer besonders sicheren Zelle 
Saal sperre für s o z i a l i st i s ch e internirt worden, von welcher aus jede 
Versammlungen in Berlin und Möglichkeit der Flucht ausgeschlossen schien. 
Umgegend. Brauereien, die davon ab- Der Verbrecher wußte sich aber zu helfen, 
weichen, zahlen 5000 Mark, Wirthe 500 Die Zelle hatte in Manneshöhe ein kleines, 
Mark Strafe. stark vergittertes Fenster; die Gitterstäbe 
Ein mißverstandenes Theerbad waren durch die Holzbekleidung hindurch 
versetzte in diesen Tagen eine Berliner in die Mauer eingelassen und stark ver- 
Badeanstalt in nicht geringe Aufregung, ankert. Der Sträfling scheute nun die 
Erschien da ein Herr, forderte ein Wannen- große Mühe nicht, das Fensterbrett zu 
bad und verschwand in seiner Zelle. Nach lockern und unter unsagbaren Schwierig- 
etiva einer halben Stunde schreckte der ketten die Mauersteine aus ihren Fugen 
Bademeister aus seiner Ruhe auf. Unheil zu lösen. Bobbe konnte diese Arbeit nur 
ahnend stürzt er nach der Zelle, öffnet Nachts verrichten; gegen Morgen verdeckte 
eilends die Thür und fährt entsetzt zurück, er die Bruchstellen sorgfältig mit geknetetem 
Eine teuflisch anzusehende Erscheinung dringt Brod, während er die in die Zelle gefallenen 
mit wilden Geberden auf ihn ein, bei Spuren der Mauerarbeit vorsichtig beseitigte, 
näherer Betrachtung ein Mensch von Kopf Eines Morgens jedoch bemerkte der Auf- 
bis zu Fuß mit Theer beschmiert, der ihm scher bei Revision der Zelle am Fußboden 
verzweifelt zuruft: „So helfen Sie mir einige Mauerreste; er untersuchte sofort 
doch, es geht ja nicht wieder ab!" All-das Fenster und sah, daß die Steine nur noch 
mählich klärte sich das Wunder auf. Der lose in der Mauer lagen; Bobbe hatte be- 
Badegast hatte ein ärztlich verordnetes reits die ganze Fensterfront durchbrochen! 
Theerbad nehmen wollen, sich zu diesem Nun wurde der gefährliche Ausbrecher, da 
Zwecke eine Flasche Theer gekauft und — leine strengere Bestrafung seitens des 
Anstalts-Arztes nicht gestattet wurde, in 
Ketten gelegt, und außerdem muß Bobbe 
sechs Wochen hindurch Sperrstangen an 
Händen und Füßen tragen. Die Be 
wachung des Verbrechers, der seine Flucht 
pläne noch nicht ausgegeben zu haben scheint, 
ist nunmehr eine überaus strenge; derselbe 
wird nicht eine Minute allein gelassen, so- 
daß die Wiederholung eines vierten Aus 
bruchsversuches gänzlich unmöglich sein 
dürfte. 
Aus Liegnitz meldet das „B. T.": In 
Folge der hier vorgekommenen Typhus 
fälle wurde beschlossen, das Königsgrenadier- 
Regiment nach dem Barackenlager Lerchen- 
berg bei Glogau zu quartieren. Bisher 
sind 70 Erkrankungen vorgekommen. 
Braunschweig, 14. Juni. Die gefähr 
liche Unsitte, jemandem, der sich eben setzen 
will, den Stuhl wegzuziehen, hat 
kürzlich denTod eines Menschen ver 
anlaßt und einen bisher unbescholtenen 
jungen Mann hier vor die Landgerichts- 
strafkammer gebracht. Am 30. November 
v. I. zog in der Gesindestube des Gerbers 
Witte in Thedinghausen der sechzehnjährige 
Schneiderlehrling Robert Stelle aus Mor 
sum der Dienstmagd Adelbeid Heineinann, 
die sich eben setzen wollte, scherzhafter 
Weise den Stuhl weg. Das Mädchen 
fiel zu Boden und verletzte sich derart, 
daß es nach schwerem Krankenlager am 
20. Dezember nach den übereinstimmenden 
Gutachten der Sachverständigen infolge des 
Falles gestorben ist. Dem große Reue 
zeigenden und gut beleumundeten Ange 
klagten wurden mildernde Umstände be 
willigt und er kam mit einer Gefängniß- 
strafe von fünf Tagen davon. 
Mit der neuenUniformirungder Kellner 
scheint es nun ernst zu werden. Auf dem 
am Donnerstag geschlossenen deutschen 
Gastwirthstage zu Hannover hat sich die 
Versammlung für den blauen und grünen 
Jackettanzug erklärt und empfiehlt 
das blaue Jackett für Restaurationsräume, 
das grüne für Gartenlokale. Der Kellner 
rack wird in die Acht erklärt. 
Hamburg, 14. Juni. Der neue Preußische 
Gesandte für die Hansastädte und Mecklen 
burg, v. Kiderlen-Wächter, traf heute hier 
ein und stellte sich dem Senat vor. Der 
selbe kehrt jedoch noch auf einige Zeit in 
das Auswärtige Amt nach Berlin zurück. 
Ein Gerichtsvollzieheramt in Hamburg 
wird demnächst eine seltene Versteigerung, 
nämlich von 2 215000 Stück Briefmarken 
als Pfandobjekt, stattfinden. 
Bergcdorf, 14. Juni. Gestern wurde 
hier ein Höchst abler, der sich Freiherr 
v. G., Rittmeister a. D., tituliren ließ, 
in einem der besten Pensionate, in welchem 
er seit einigen Tagen wohnte, verhaftet. 
Er hatte früher hier seit April ds. Js.' 
am Reinbeckerweg bei einem Beamten ge- 
wohnt, welcher sich durch das noble Auf 
treten des Herrn bestinimen ließ, ihm größeren 
Credit einzuräumen. Der Verhaftete ist 
auch verdächtig, in Hamburg ähnliche Be 
trügereien vollführt zu haben. 
Wrovinrielles. 
Drei gefährliche Stempelfälscher sind 
in Altona dunch die dortige Kriminalpolizei 
festgenommen worden. 'Die Verhafteten, 
angeblich Kaufleute, haben einen schwung 
haften Handel mit gefälschten Legitimations- 
papieren und Zeugnissen getrieben. Sie 
fertigten falsche Steinpel an und lieferten 
dann gegen Bezahlung Heimathscheine, 
Sittenatteste, Zeugnissen usw. Auch nach 
auswärts dehnten sich ihre Verbindungen 
aus. 
In einer Altonacr Volksversammlung, 
ivelche am Mittwoch im „Kaisersaal" statt* 
und und bei einem Eintrittsgeld von 10 
Pfennigen von reichlich 400 Personen be 
ucht war, hielt der Reichstagsabgeordnete 
Liebknecht einen zweistündigen Vor 
trag über die gegenwärtige Lage. An der 
Diskussion betheiligte sich Biester-Berlin, 
der Anarchist zu sein erklärte. Ihm 
wurde bald das Wort entzogen. 
Kiel, 15. Juni. Der Kaiser tritt 
die Nordlandsreise von hier aus am 1. 
Juli an. 
Thatsächlich auf Eiern konnte man am 
Dienstag-Vormittag am Eisenbahndamm in 
Kiel gehen. Dort war nämlich ein mit 
mehreren Tausend Eiern beladener Wagen 
mit einem andern Gefährt zusammenge- 
toßen und der ganze Inhalt ergoß sich auf 
die Straße. Unter allgemeiner Heiterkeit 
benutzten verschiedene Umstehende die Ge 
legenheit, sich ein billiges Eiergericht zu 
verschaffen. 
Kiel, 15. Juni. Der Flensburger Kohlen 
dampfer „Septinia" kollidirte heute im 
hiesigen Hafen mit dem Segelschiff „Anna 
Regina". Letzteres wurde schwer beschädigt 
und leck. 
Kiel, 15. Juni. Ein Familiendrama hat 
ich in einer Familie in der Unterenstraße 
zugetragen. Der 54 Jahre alte Vater 
war mit dem 22jährigen Sohn in Mei 
nungsverschiedenheiten gerathen, die den 
Sohn dazu veranlaßten, seinem Leben 
durch Erhängen ein Ende zu machen. Am 
Abend hat der Vater sich gleichfalls im 
Gartenhause erhängt. Die That ist um 
o tragischer, als die zwischen Vater und 
Sohn bestehenden Differenzen ihrer Natur 
nach höchst gering waren. 
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versicheru 
Mts. da< 
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20 Pfg. 
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