Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

-Lá 
fällt, diese Zustände so lange ruhig ge- 
duldet zu haben. 
— Zur Regelung des Nachlasses 
Emin Pascha's wird gemeldet, daß das 
Testament Emin's noch nicht von Sansibar, 
wo es beim kaiserlichen Consulat nieder- 
gelegt ist, eingetroffen ist. Unterdessen 
sind Verhandlungen zwischen den Vertretern 
von Emin's Wittwe und ihrer Tochter, 
sowie der kleinen Ferida eingeleitet, um 
einen Vergleich herbeizuführen. Sollte 
dies nicht gelingen, so würde wohl eine 
Klage auf Aufhebung der Adoption Ferida's 
erfolgen, die Emin Pascha während seines 
Aufenthaltes in Deutsch-Ostafrika vollzogen 
hatte. Nachdem sich herausgestellt hat, daß 
ein legitimes Kind von Emin vorhanden 
ist, hat die Adoption nach preußischem Gesetze 
keine Gültigkeit. 
Berlin, 9. Juni. Die „Nordd. Allg." 
sagt gegenüber der „Times"-Depesche aus 
Philadelphia, wonach die deutsche Regier- 
ung gegen den Z o l l z u s ch l a g von 
*/ 10 Cents auf das Pfund Zucker aus 
Zuckerprämien zahlenden Ländern protestirt 
und Repressalien angedroht hätte, die 
Nachricht sei falsch und rühre wahr 
scheinlich von amerikanischen Zuckerinter 
essenten her, die für ihre begehrlichen 
Wünsche das amerikanische Selbstständige 
keitsgefühl mobilisiren möchten. Die Hin 
fälligkeit der Behauptung ergebe sich schon 
daraus, daß vorläufig nur der Beschluß 
der Senatskommission vorliege, der noch 
den Senat und das Repräsentantenhaus 
passiren müsse und zuletzt der Zustimmung 
des Präsidenten bedürfe. 
— Ueber die Unzulässigkeit der Erhöhung 
der ursprünglich verlangten Gemeinde 
einkommensteuer auf Grund einer im 
Laufe des Veranlagungsjahres angefallenen 
Erbschaft hat das Oberverwaltungsgericht 
eine für die Steuerpflichtigen bemerkend 
werthe Entscheidung abgegeben. Ein Steuer 
pflichtiger war wegen eines im November 
1892 stattgehabten Erbanfallcs für die 
letzten vier Monate des Jahres 1892/93 
mit einem Mchrertrage von 412 Mk. gegen 
die ursprünglich veranlagte Gemeindeein 
kommensteuer herangezogen worden. Nach 
dem der dagegen erhobene Einspruch von 
dem betreffenden Magistrate zurückgewiesen 
worden war, strengte der Steuerpflichtige 
Klage beim Bezirksausschüsse an, wurde 
aber auch dort abgewiesen. Das Ober 
verwaltungsgericht hat jedoch diese Ent 
scheidung wieder aufgehoben und den Magi 
strat zur Erstattung der nachträglich ein 
gezogenen Steuer verurtheilt. 
Berlin, 9. Juni. Eine größere Anzahl 
bedeutender Industrieller drückte den 
Brauereien und Gastwirthen ihre Zustim 
mung aus zu den Maßnahmen gegen den 
Boycott. Ein Großindustrieller stellte die 
Schließung einer Fabrik, worin 800 Mann 
beschäftigt sind, in Aussicht, falls der 
Kämpft der Sozialdemokraten gegen die 
Brauereien noch länger fortdauere. 16 Indu 
strielle boten den betheiligten Gastwirthen 
jetzt 
hatte, mit der Hand winken, 
mußten sie kommen die Erlöser 
Ja — da kamen sie, — jetzt merkte auch 
Nalas ihr Nahen — aber würde sie es noch 
tragen, bis sie aus der Manege hinaus waren 
— und was dann? 
Röchelnd blickte er auf Maja nieder. In 
fast stumpfer Gleichgiltigkeit starrte sie in die 
gläsernen Augen der ^Ungeheuer, während der 
Athem stoßweise, gleichmäßig, aber immer 
gepreßter aus ihren halbgeöffneten Lippen 
strömte. 
Der Vorhang fiel hinter der fortrollenden 
Gruppe zusammen. 
„Hilfe, wir ersticken!" stieß Nalas in letzter 
Ueberlegung hervor, er fühlte, daß ihm die 
Sinne schwanden. Die Laute pfiffen schluchzend 
aus seiner gepreßten Brust. Er fühlte, wie 
seine Rippen sich unter dem unausgesetzt 
steigernden Druck bogen, und da verließ ihn 
im Angesicht des nahenden Würgeengels die 
Willenskraft. 
Ein gräßliches Ringen begann, verzweifelt 
bemühte er sich, sich aus der entsetzlichen 
Umschlingung zu winden, die Fesseln abzu 
streifen, mit dem Aufwand der letzten 
Kräfte und der sterbenden Sinne kämpfte er 
um sein junges Leben. Vergeblich, die 
wuchtigen, erbarmungslosen Ringe ließen 
sich nicht abstreifen, schmiegten sich mit 
eiserner Gewalt enger und enger um seine 
röchelnde Brust. 
Ter Direktor und das Personal eilten 
verstört herbei und blickten zunächst in 
rathloscm Entsetzen auf die jäh verwandelte 
Gruppe, den ringenden Indier und die 
ohnmächtig in ihren Banden hängende 
Schwedin. 
„Er gehört mir!" rief Maja wild, ver 
stört um sich blickend. 
Dann hob sie die Hände mit der Ge 
berde einer Furie, während sich der Aus 
druck wilder Gier in ihrem Antlitz malte 
und die Augen stier aus ihren Höhlen 
traten, und hauchte den Ungeheuern ihren 
heißen, zischenden Athem entgegen. Mit 
rapider Gewalt schossen die beiden Köpfe 
auf sie zu, und während aus den Reihen 
des Publikums draußen das Klatschen und 
Stampfen des Beifalls herüberdröhnte, 
brachen die drei Körper unter einem gleich- 
zeitigen grauenhaften Röcheln entseelt 
zusammen. 
600 000 Mk. an, um mit den Brauereien 
Hand in Hand zu gehen. 
— Unter den Berathungsgegenständen, 
die auf der Ausschußsitzung des „Bundes 
der Landwirthe" stehen, figurirt auch ein 
„Spiritusmonopol". Was es da 
mit auf sich hat, glaubt die „Voss. Ztg." 
melden zu können. „Die Reichsverwaltung 
übernimmt allen von den Brennern zu er 
zeugenden Spiritus, einstweilen zum Preise 
von 50 Mark pro Hektoliter, ohne Maisch 
raumsteuer. Ausgenommen sind nur die 
sogenannten Qualitätsbranntweine. Das 
Reich bestimmt den Verkaufspreis für den 
inländischen Trinkbranntwein und den für 
gewerbliche Zwecke zu verwendenden Spi 
ritus. Die Mengen, die nicht im Inlands 
verbraucht werden, werden von dem Reich 
bestens nach dem Auslande abgesetzt. Zu 
Trinkbranntwein darf nur gereinigter Spiri 
tus, Sprit, verwendet werden. Jeder 
Brenner erhält zu diesem Zwecke einen 
Traube'schen Reinigungsapparat ckuf Staats 
kosten; die Kosten für die Reinigung des 
Branntweins werden ihm bis zum 5000 
Mark jährlich vergütet. In jeder Schank 
wirthschaft wird eine polizeilich genehmigte 
Taxe sichtbar angebracht, die den Preis 
der Getränke und außerdem die Bestand- 
theile und den Alkoholgehalt der zum Ver 
kauf stehenden Branntweinarten angiebt. 
Die Brennzeit wird vom 1. September 
bis zum 15. Juni festgesetzt. Das Bren 
nen von Mais rc. ist untersagt. Der Mehr 
ertrag dieser Branntweinsteuer wird auf 
240 Millionen angegeben." Das ist der 
Plan eines Reichsspiritusmonopols in aller 
Form, bei dem alle Vortheile auf Seiten 
der Brenner, das Risico beim Reich und 
die Lasten aus den Consumenten liegen 
würden. 
Zur Naturgeschichte des Ha 
s e n hat ein Schüler aus der vierten Klasse 
einer Berliner Gemeindeschnle einen so 
köstlichen Beitrag geliefert, daß wir glauben, 
denselben unseren Lesern nicht vorenthalten 
zu dürfen. Hier ist er buchstabengetreu: 
„Der Hase. Der Hase hat ein Maul, 
wie ein kleiner runder Apfel. In dem 
Maule hat er zwei Zähne, die wachsen 
immer nach. . Wenn er einen Tag nicht 
frißt, wachst er raus. An den 4 Ekken 
hat er 4 Beine. Der Hase jungt sehr oft, 
manchmal bis 20. Der Jäger schißt ihn 
nicht geru, weil er so oft jungt. Er hat 
einen kurzen Schwanz; was dahinter ist, 
nennt man eine Blunie. Der Jäger nennt 
ihn eine Lampe". 
Der Riesenverkehr auf der Stadt- und 
Ringbahn in Berlin, der sich in den letzten 
Jahren in kaum noch zu bewältigender 
Weise gehoben, hat die verschiedensten Ver 
größerungsumbauten nothwendig gemacht. 
Auf dem Bahnhof Zoologischer Garten 
mußte in Rücksicht auf die italienische Aus 
stellnng ein Nothhaus- und Eingang ge 
schaffen werden. Auf dem Bahnhof Belle 
vue, der den Verkehr für den so überaus 
zahlreich bevölkerten Stadttheil Moabit zu 
bewältigen hat, hat der Perron um die 
Hälfte verlängert werden müssen. Ferner 
wurde noch eine neue Freitreppe nach der 
Brücken-Allee angelegt, während die Schalter 
räume bedeutend vergrößert und vermehrt 
wurden. Am Bahnhof Friedrichstraße ist 
man augenblicklich beschäftigt, wegen des 
Stadtverkehrs ebenfalls Erweiterungsbauten 
auszuführen. Ein neuer Streckenanzeiger 
ist seit gestern am westlichen Ausgange zur 
Aufstellung gelangt. Auf anderen Bahn 
Höfen sollen ähnliche Arbeiten in nächster 
Zeit in Angriff genommen werden. Da 
alle diese Vergrößerungen schon in abseh 
barer Zeit doch nicht ausreichen werden, 
um den Verkehr zu bewältigen, will ein 
bekannter Bautechniker ein Projekt zur An 
lage einer Hochbahn oberhalb der Stadt 
bahn einreichen. 
Berlin, 9. Juni. Die „Nordd. Allg." 
theilt mit: Der Landgerichtsdirektor Braufe 
wetter stellte Strafantrag gegen den Ver 
fasser eines Artikels der „Nat.-Ztg." und 
deren Chefredakteur, weil der Artikel 
Brausewetter's Verhalten bei der Ver 
eidigung der Zeugen in dem großen Preß- 
prozeß rügte und dies eine wissentliche 
Verbreitung einer falschen eiferverletzenden 
Thatsache bedeute. Der gestern vernommene 
Chefredakteur lehnte die Namhaftmachung 
des Verfassers ab. 
— Ueber die Nothwendigkeit einer grö 
ßeren Berücksichtigung des städtischen und 
bäuerlichen Elements bei der Zusammen 
setzung der Kreistage hat sich dem „B. T." 
zufolge der in parteipolitischer Hinsicht auf 
dem Programm der Freikonservativen ste 
hende Landrath v. Unruh in Bromberg in 
einem Referat über die Landwirthschafts 
kammern im „Bauernverein" ausgesprochen. 
Herr v. Unruh ist der Ansicht, daß speziell 
im Kreise Bromberg die städtischen Stini- 
men im Kreistage erhöht werden müßten, 
da die Kreissteuern aus den Städten so 
erheblich seien, daß ihnen auch eine zweite 
Stimme zugebilligt werden sollte. „Auf 
diese Weise werden wir 6 bäuerliche und 
6 städtische Stimmen (gegen ca. 14 des 
ersten Standes) haben, und das wäre dann 
ein erträgliches Verhältniß." Wenn Herr 
v. Unruh, obwohl politisch freikonservativ, 
den liberalen Forderungen in dieser Be 
ziehung entgegenkommt, so spricht das doch 
sehr für die Nothwendigkeit einer Reform 
auf diesem Gebiete. Herr v. Unruh kam 
den berechtigten Forderungen der bäuerlichen 
Besitzer durch folgende Bemerkung entgegen: 
Was die Kreisordnung anlangt, so streben 
Sie innerhalb der bisher hier geltenden 
Kreisordnung nach einer legalen größeren 
Vertretung im Kreistage, dann wird sich 
Ihre Stellung wieder besser gestalten und 
wir werden auch wieder Frieden haben im 
Kreise. 
— Ein für Rechtsanwälte und Preß 
betheiligte hinsichtlich des Kostenersatzes 
beachtenswerthe Entscheidung des Land 
gerichts Aachen wird durch die „Zeitschrift 
für rheinische Justiz - Subaltern - Beamte" 
weiteren Kreisen bekannt: Ein in Berlin 
wohnender Kläger hatte einen ebenfalls 
dort wohnenden Rechtsanwalt beauftragt, 
Klage zu erheben gegen 1. in Aachen. 
Durch die mehrmals nothwendig gewordene 
Hin- und Rücksendung der Akten entstanden 
an Portokosten 3,20 Ji. Im Kostenfest 
setzungs-Versahen wurden dem obsiegenden 
Kläger 3 M abgesetzt, mit der Begründung, 
daß, wenn Kläger direkt an einen am Sitz 
des Prozeßgerichts wohnenden Anwalt sich 
gewandt hätte, höchstens 0,20 Jl Porto 
entstanden wären. Gegen diesen Beschluß 
des Amtsgerichts erhob Kläger Beschwerde. 
Das Landgericht Aachen wies jedoch die 
Beschwerde kostenfällig zurück. Aus den 
Gründen sei Folgendes hervorgehoben: Die 
Ansicht, daß die Auslagen des zum Prozeß 
Bevollmächtigten bestellten Rechtsanwalt 
stets als nothwendige Kosten im Sinne des 
§ 87 der C.-P.-O. anzusehen und daher 
der richterlichen Kontrole entzogen wären, 
sei verfehlt. Eine solche Auslegung würde 
dazu führen, daß alle, auch noch so un- 
nöthigen Auslagen des Rechtsanwalts der 
unterliegenden Partei in Rechnung gestellt 
werden dürften, was jedenfalls dem Sinn 
des Gesetzes zuwiderlaufe (cfr. Entscheidung 
des Reichsgerichts, Bd. 13 S. 313). Mit 
Recht seien daher die Mehrkosten gestrichen, 
welche Kläger hätte vermeiden können, 
wenn er direkt an einen am Prozeßgericht 
wohnenden Rechtsanwalt sich gewandt hätte. 
Graudenz, 8. Juni. Auf dem Bahn 
höfe zu Jllowo in Ostpreußen richten der 
Norddeutsche Lloyd und die Ham 
burg -Amerikanische Packet fahrt - Ge 
sellschaft eine Kontrolstalion für Aus 
wanderer ein. Die Station, welche 450 
Quadratmeter Fläche umfassen wird, soll 
zugleich als Agentur dienen und wird einen 
Desinfektionsraum sowie eine Badeanstalt 
enthalten. 
Siegen, 9. Juni. Im Prozeß gegen 
Brügge mann und Genossen wegen 
Zusanimenbruches des Siegener Bankver 
eins beantragte der Staatsanwalt folgende 
Strafen: Gegen Brüggeman wegen absicht 
licher Benachtheiligung des Bankvereins 
im Differenzhandel, sowie wegen Ver 
schleierung, Erpressung und Betrugs 1'/ 2 
Jahre Gefängniß und 23,000 Mk. Geld 
strafe; gegen Koelsch wegen Benachthei- 
ligung und Verschleierung 3'/ 4 Jahr Ge 
fängniß und 5500 Mk. Geldstrafe, gegen 
Franz wegen Beihülfe zu den erwähnten 
Delirien und wegen strafbaren Aufwandes 
1'/, Jahr Gefängniß und gegen Krüger 
3 Jahr Gefängniß und 20,000 Mk. Geld 
strafe. 
Aus Arolsen berichtet die „Kr. Z."' daß 
sich der Fürst zu Waldeck mit der Prin 
zessin Bathildis zu Schaumburg-Lippe ver 
lobte. 
Eisenach, 9. Juni. Die Wittwe von 
Fritz Reuter ist heute Mittag gestorben. 
Thorn, 10. Juni. Heute sind im Weichsel- 
gebiet zwei Cholerafälle gemeldet. 
In Stewken bei Thorn ist die Arbeiter- 
frau Segar, in Steinfurt bei Getau der 
Wafferarbeiter Moede erkrankt. Nach amt 
licher Mittheilung sind in der Stadt War 
schau in 5 Tagen 22 Erkrankungen und 
10 Todesfälle, im Gouverment Warschau 
in 4 Tagen 22 und 13, im Gouvernement 
Plotzk in 2 Tagen 11 Erkrankungen und 
6 Todesfälle an asiatischer Cholera vor 
gekommen. 
Parchim, 9. Juni. Ein hiesiger ange 
sehener Kaufmann erschoß seine Braut, 
dann sich selbst. 
Erlangen, 9. Juni. Hier erschoß ein 
Soldat seine Geliebte und dann sich 
selbst. 
Auf Wilhelmsburg wurde von einem 
Gerichtsvollzieher eine Strohbindemaschine 
im Zwangswege versteigert. Ein mit 
Wagen und Pferd des Weges kommender 
Landmann begab sich dem „W. B. zufolge 
in das Auctionslokal und bot in über 
müthiger Weise 500 Mk., den dreifachen 
Werth der Maschine. Als dieselbe ihm 
zugeschlagen wurde, stellte sich heraus, daß 
cr kein Geld hatte. Der Gerichtsvollzieher 
beschlagnahmte nunmehr zur Sicherstellung 
Pferd und Wagen und überlieferte dem 
Vorwitzigen die theuer erkaufte Maschine. 
BroviULielleS 
Schleswig, 11. Juni. Die im hiesigen 
Kreise belegenen Landgemeinden Klein- 
eerkoog und Bergenhusen sind zu 
einer Landgemeinde unter dem Namen 
Bergenhusen vereinigt worden. 
Schleswig, 11. Juni. Einem aus dem 
Kindergarten heimkehrenden kleinen Mäd 
chen wurde auf dem Kornmarkte das kleine 
goldene Kreuz, welches das Kind an einem 
Bande um den Hals trug, von einem halb 
wüchsigen Mädchen entwendet. 
Ottensen, 11. Juni. Ein hiesiger See 
mann ging, nachdem seine Frau vor einiger 
Zeit gestorben, kürzlich nnt einem Schiff 
wieder in See, zwei Knaben im Alter von 
sechs und acht Jahren gänzlich hilflos in 
in seiner Wohnung zuräcklassend. Die Kinder 
wurden auf von den Nachbarn erstattete An 
zeige von der Polizei vorläufig in der Ver 
sorgungsanstalt untergebracht und gegen den 
gewissenlosen Vater eine Untersuchung ein 
geleitet. Drei kleine Kinder desselben Mannes 
sollen schon vor einigen Tagen durch Dia 
konissen privatim untergebracht worden sein. 
Kiel, 11. Juni. Die Katastrophe auf 
der „Brandenburg" hat eine Verordnung 
der Marineverwaltung über die An 
wendung forcirter Leistungen bei den 
Marineschiffen zur Folge gehabt. Darnach 
wird für alle Schiffe — mit Ausnahme 
der Torpedodivisions- und Torpedoboote 
auf Grund der Probefahrten eine „forcirte 
Leistung" und eine „höchste Dauerleistung" 
in indizirten Pferdestärken der Hauptma 
schinen durch das Reichsmarineamt festge 
setzt; dieselben dürfen bei späteren Fahrten 
nicht überschritten werden. Die forcirte 
Leistung ist das Ergebniß einer sechs 
stündigen forcirten Fahrt mit allen Kesseln 
und mit einem Luftüberdruck im Aschfall 
von nicht über 50 Millimeter Wassersäule 
für Lokomotivkessel bezw. nicht über 30 
Millimeter Wassersäule für Zylinderkessel. 
Die höchste Dauerleistung ist das Ergebniß 
einer 24stündigen beschleunigten Dauerfahrt 
mit allen Kesseln und mit einem Luftüber 
druck von nicht über 30 Millimeter Wasser 
säule für Lokomotivkessel bezw. nicht über 
12 Millimeter Wassersäule für Zylinder- 
kessel. Unbeschränkt fortgesetzt werden 
dürfen nur Fahrten mit einem Luftüber 
druck gleich dem für die höchste Dauer 
leistung gestatteten oder mit einem ge 
ringeren, mit größerem Luftüberdruck nur 
aus besonderer Veranlassung vorgenommene 
Fahrten, die nicht über drei Stunden 
dauern dürfen. Ein über forcirte Leistungen 
hinausgehender Luftüberdruck ist überhaupt 
nicht zulässig. 
Kiel, 10. Juni. Angesehene Mitglieder 
der bürgerlichen Parteien im Wahlkreise 
Elmshorn beschlossen, in der Stichwahl 
ein Zusammengehen aller nicht sozialisti- 
schen Wähler herbeizuführen. Die bürger 
liche Presse wirkt in demselben Sinne. 
Kiel, 11. Juni. Der Situationsplan der 
Ausstellung wird jctzt versandt. Man ersieht 
aus demselben, daß der Platz für das 
Ausstellungsgebäudc und für die im Betrieb 
vorzuführenden Ausstellungsobjekte an der 
Hamburger Chaussee resormirt ist. 
Haderslebcn, 10. Juni. Acht Schau 
spieler des königlichen Theaters in Kopen 
hagen kanien gestern hier an, um hier Vor 
stellungen in dänischer Sprache zu geben, 
nachdem das Verbot' gegen die dänischen 
Theatervorstellungen kürzlich aufgehoben ist 
Sie wurden indessen nach ihrer Ankunft 
sofort polizeilich vernommen und erhielten 
einen Ausweisungsbefehl. 
Bezüglich der Versicherungspflicht der 
sogenannten Reinmache- oder Morgen 
fr anen, so schreibt man dem „B. T." 
aus Kiel, herrscht eine Unklarheit und Un 
gewißheit, die schon Manchem arge Scheere- 
reien verursacht hat. In Kiel wurden bis 
vor wenigen Monaten die Morgenfraucn 
nicht als versicherungspflichtig angesehen. 
Darauf entschied der hiesige Magistrat, daß 
Morgenfrauen, die gegen ein monatliches 
Entgelt von mindestens zehn Mark be 
schäftigt seien, als berufsmäßige Lohnar 
beiterinnen zu betrachten seien und dem 
nach der Versicherungspflicht unterliegen. 
Nunmehr nimmt die Versicherungsanstalt 
Schleswig-Holstein unter Hinweis auf eine 
Entscheidung des Reichsversicherungsamtes 
Stellung zu dieser Frage. Dieselbe erklärt, 
daß die Morgenfraucn nur dann von der 
Versicherungsanstalt befreit seien, wenn der 
Verdienst lediglich ein unerheblicher sei. 
Die Frage der Versicherungspflicht derselben 
sei von Fall zu Fall einer besonderen Prü 
fung zu unterziehen; die Betheiligten müß 
ten im eigenen Interesse in Zweifelsfällen 
die mit der Durchführung des Gesetzes 
beauftragten Behörden um Auskunft er 
suchen. 
Fricdrichstcidt, 10. Juni. Gegen den 
Beschluß des Bankvereins, nach welchem 
die durch die Veruntreuungen des Bank 
directors Hashage entstandenen Verluste 
durch die Actionäre gedeckt werden sollen, 
haben 3 Actionäre bei dem königl. Land 
gericht zu Flensburg Klage erhoben. Es 
handelt sich um Nachzahlung von 770 Mk 
für jede auf 300 Mk. lautende Actie. 
Ferner haben 10 Actionäre die Zahlung 
dieser Summe verweigert und sind des 
wegen von der Direction des Bankvereins 
verklagt. 
In Linden bei Heide lvurde ein Ein- 
bruchsdiebstahl verübt. Die Diebe ent 
wendeten einen autoniatischen Kraftmesser 
mit 25—30 Jl Inhalt und einige Tisch 
tücher. 
- Bordesholm, 11. Juni. Am 16. d. 
M. findet im „Alten Haidkrug" Hierselbst 
die Versammlung des Kieler Kreislehrer 
verein (Stadt- und Landkreis) statt. Den 
ersten Vortrag hält Herr Lehrer Struwe- 
Kiel über „Jugend- und Volksspiele", und 
darnach spricht Herr Lehrer Esdohr aus 
Gaarden über „Werktätige Nächstenliebe 
auf dem Gebiet der Volsschule". Der 
Vorstand besteht z. Z. aus den Lehrern 
Rottgardt - Neumünster, Rathje - Gaarden, 
Peter-Kiel. — Eine der kleinsten politischen 
Gemeinden hiesigen Kreises und der Pro 
vinz ist die Gemeinde Rumohrhütten. Die 
selbe hat ein Areal von 69 Hektar und 
zählt 24 Einwohner. Es schweben Ver 
handlungen, die Gemeinde aufzulösen und 
die Eingesessenen theils nach Rumohr und 
theils nach Schierensee einzugemeinen. — 
Der hiesige landwirthschaftliche Verein will 
am 20. d. eine Wagenfahrt durch den öst 
lichen Theil des Vereinsgebietes unter 
nehmen. Die Tour beginnt am Bordes- 
holmer Bahnhof und endigt in Bissee, wo 
ein Ball die Feier beschließt. — Der 
Kreistag des hiesigen Kreises hat folgende 
Subventionen bewilligt: für die Natural- 
Verpflegungsstationen hier und Neumünster 
5500 Mk., für den Haide-Kultur-Verein 
100 Mk., für den Fischerciverein 50 Mk., 
für den GartenbauvereinAchterwehr 50 Mk., 
zur Unterstützung hülfsbedürftigter Heb 
ammen des Kreises 325 Mk. und der Orts 
krankenkaffe des Armenverbandes Bordes 
holm 1200 Mk. Der Kreishaushalts-Etat 
für 1894/95 schließt ab im Ordinarium 
mit 101600 Mk., im Extra-Ordinarium 
mit 54400 Mk. Aus den Bemerkungen 
zum Etat ist noch erwähnenswerth, daß 
die zwei angeschafften Desinfektions-Appa 
rate in Bordesholm und Neumünster, mit 
denen man gerade einem Bedürfniß in 
weiteren Kreisen glaubte entgegenkommen 
zu können, durchaus nicht vom Publikum 
verlangt und benutzt werden. — Die Buch 
weizenfelder der hiesigen Gegend zeigen 
einen guten Stand. 
Hohenwestcdt, 10. Juni. Unter 
den denkbar ungünstigsten Witterungsver 
hältnissen endete hier heute die Gauturn 
fahrt des Ostholsteinischen Turngaues. 
Nachdem am Sonnabend-Abend ein Marsch 
von Neuniünster nach Jnnien voraus 
gegangen war, wurde derselbe von Jnnien 
nach hier unter häufigen Regenschauern 
fortgesetzt und langten die Turnfahrer in 
einer Stärke von reichlich 250 Mann um 
il Uhr hier an. Um 2 '/ 2 Uhr erfolgte 
ein Ausmarsch nach der Festkoppel mit an 
schließenden Freiübungen der gesammten 
Tnrnfahrer und Wettturnen. Trotz der 
gehabten Anstrengungen und des ungünsti 
gen Wetters konnten sehr gute Leistungen 
beobachtet werden und gingen von dem 
Rendsburger Männerturnverein 
lie Herren W. Schröder, G. Sibbert und 
C. Kühl als Sieger aus dem Wettkampf 
hervor. An den Rückzug schloß sich ein 
Kommers und führte ein Extrazug die 
Turnfahrer um 8,40 Uhr in die Heimath. 
n, Jevcilstedt, 10. Juni. Die Monats 
versammlung des Lchrervcreins für das Kirch 
spiel Jevcnstedt fand gestern im Schulhause 
zu Kattbeck statt. Herr Lehrer Lun dt aus 
Breiholz hielt daselbst eine Lehrprobe über 
ein Thema aus der Geographie und -zwar 
behandelte er die Provinz Westfalen.. Für 
die nächste Versammlung, die am 7. Juli 
inSchülp stattfinden soll, hatHerrGrib b o h m- 
Freudcnberg eine Unterredung zugesagt. — Am 
nächsten Sonntag wird der Missionar Ti m P k c 
aus Ostindien in hiesiger Kirche die Predigt 
hatten. Herr T., welcher ca. 10 Jahre auf 
der indischen Station arbeitete, gedenkt zmn 
Herbste wieder dahin zurückzukehren. 
b Fvckbek, 11. Juni. An der hiesigen 
Aushubstelle für Grand und Steine sind 
immer noch gegen 30 Mann beschäftigt. 
Allein 18 Grandsiebe sind noch im Betriebe. 
Jeden Tag werden gegen 200 Kubikmeter 
mittelst der gelegten Feldbahn nach der Lade 
stelle zwischen Klint und Nübbel befördert und 
in Schuten verladen. 
Z-i Rendsburg, 11. Juni. Das Kgl. 
Seeamt in Tönning verhandelte in seiner 
letzten Sitzung über den Tod des Maschi' 
nisten Sauereisen vom Hamburger Schlepp' 
dampfer „Herkules" und den Untergang 
einer zum Baggereibctriebe des Unter 
nehmers C. Behring in Breiholz gehörigen 
vom Hamburger Schleppdampfer „Borkum" 
geschleppten Baggerschute. Das Seeamt 
gab in dieser Angelegenheit die folgenden 
Sprüche ab: 1. Der Maschinist Sauereisen 
vom Hamburger Schleppdampfer „Borkum" 
ist am 27. April 1894 in der Tönninger 
Rhede beim Uebertreten vom Leichter Ved 
del aus den Leichter Peute über Bord ge' 
fallen und ertrunken. Der Unfall ist als 
eine Folge der Unvorsichtigkeit des Sauer 
eisen anzusehen. Ein Verschulden trifft 
Niemand. Der vorgenommene Rettungs 
versuch mar der Sachlage entsprechend.. 
2. Der Seeunfall, bei welcheni eine von 
dem Dampfschiff Borkum geschleppte, zum 
Baggereibetriebe der Firma C. Vehring 
gehörige Baggerschute am 5. September 
1893 in der Außeneider leck gesprungen 
und gesunken, ist durch den schlechten und 
seeuntüchtigen Zustand und die mangelhafte 
Ausrüstung der Schute herbeigeführt. 
□ Rendsburg, 11. Juni. Die Hebung 
des bei Nobiskrug gesunkenen Baggers ist 
den Unternehmern Conradi-Kiel und Flint' 
Hamburg übertragen — wie es heißt, fts 
den Preis von 25000 Mk. — und ist 
mit den vorbereitenden Arbeiten bereits 
begonnen. Die Taucherfirma Flint hat 
ihre eigenen Taucherschiffe nach hier über- 
Ähren lassen, welche mit allen erforder 
lichen Maschinen und Geräthen sehr reich 
haltig ausgerüstet sind. Der Bagger selbst 
ist im Kanalbett völlig verschwunden. 
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Heeresab: 
Nonlmen 
Nend eint 
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