die Generalität und andere höhe Offiziere,
Botschafter, Gesandte und Mitglieder des
Bundesraths geladen sind.
— Heute Nachmittag gegen 1 Uhr
empfing der Kaiser die Abordnung seines
englischen Regiments Royal Dragoors die
Abordnung wurde mit einer Einladung
zur Frühstückstafel beehrt.
Berlin, 7. Juni. Eine Kabinetsordre
gestattet, daß die zur Militär-Turnanstalt
kommandirten Osfiziere bei ihren dienst-
lichen Uebungs - Radfahrten im Gelände
Civil > Radfahrer - Anzüge, sowie die zur
Landesaufnahme kommandirten Offiziere
während der Dauer der Feldarbeiten Civil-
kleider tragen dürfen.
— Nachdem der Kaiser die Ernennung
des Geheimen Legationsraths v. Kiderlen-
Wächter zum Gesandten in Hamburg voll
zogen hat, ist, wie die „Nordd. Allg. Ztg."
schreibt, die dadurch erledigte Rathsstelle
in der politischen Abtheilung des Aus-
wärtigen Amtes dem Legationsrath von
Lindenau verliehen worden, der seit einigen
Jahren als Hülfsarbeiter in der politischen
Abtheilung thätig war. Ferner ist die
durch das Ausscheiden des Wirkl. Geh.
Rath Grafen v. Werdehlen erledigte Stelle
des Gesandten in Athen dem Gesandten
am hessischen Hofe Frhr. v. Plessen ver
liehen und zum Gesandten ernannt worden.
Dem Vernehmen nach wird v. Kiderlen
seinen Posten noch im Laufe dieses Monats
anireten.
— Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht
die Verleihung des Rothen Adler-Ordens
vierter Klasse an den Forschungsreisenden
Dr. Otto Ehlers aus Hamburg, sowie die
Ernennung des bisherigen Konsuls in
Kairo, Joseph von Loer, zum Konsul in
Galatz.
Berlin, 7. Juni. Der „Reichsanzeiger"
veröffentlicht eine Bekanntmachung, wonach
die sämmtlichen verloosten Schuldverschreib
ungen der Staatsanleihe von 1868 A den
Besitzern zum 1. Januar 1895 mit der
Aufforderung gekündigt werden, den Ka
pitalbetrag vom 2. Januar 1895 ab bei
der Staatsschulden - Tilgungs - Kasse gegen
eine Quittung und der Rückgabe der Schuld-
Verschreibungen zu erheben. Die Ein-
lösung geschieht auch bei den Regierungs-
Hauptkassen.
Berlin, 7. Juni. In der heutigen
Sitzung des Colonialraihs gab der Vor
sitzende eine Uebersicht über die Entwickel
ung der deutschen Colonien im letzten
Jahre. In der sich hieran schließenden
Debatte wurden namentlich die Verhältnisse
der südafrikanischen Schutzgebiete behandelt
und die Frage wegen Ausbildung der Co-
lonialbeamten berührt. Oechelhäuser sprach
über die Bedeutung des Baues einer Eisen
bahn şûr das deutsch-ostafrikanische Gebiet.
Tie Berathung ging alsdann auf den Ent
wurf, betreffend die Regelung des Grund
buchwesens in Deutsch-Ostafrika über. Zur
Vorberathung wurde eine Commission ge
wählt.
— Der Staatssekretär des Reichsschatz
amis Graf v. Posadowsky-Wehner betonte,
wie das „B. T." schreibt, in der Rede,
mit der er gestern die Silberkommission
schloß, die Thatsache, daß die Berathungen
keine Ergebnisse gezeigt hätten, die äugen-
blicklich praktisch zu verwerthen seien. Ob
die Bimetallisten, denen es doch nur auf
ein Agitationsmittel ankommt, mit dem sie
auf dem Lande umherziehen, wirklich etwas
Anderes erwartet hatten?
— Auf Ersuchen des hiesigen sranzösi-
schen Botschafters finden gegenwärtig genaue
Erhebungen darüber statt, wo sich auf
deutschem Boden Massen- und Einzel-
gräber französischer Offiziere
und Soldaten befinden, die während
ihrer Gefangenschaft 1870—71 gestorben
sind. Die Gräber befanden sich bisher in
der Pflege der deutschen Kriegervereine, die
in jeder Hinsicht diese Ehrenpflicht er-
füllt haben, die französische Regierung be
absichtigt indessen, diese Gräber fortan in
eigene Pflege zu übernehmen.
— Der Colonialraht ist heute Vormittag
zu einer neuen Tagung unter dem Vor-
sitz des Geh. Legationsraths Dr. Kayser
zusammengetreten.
— Die Ueberweisungen aus Reichsein
nahmen an Preußen für 1893—94 bleiben
um 6,127,508 M hinter dem Einnahme-
etatsansatz zurück. Da indessen in Folge
des Minderertrages an Gemeindezöllen auch
die Ueberweisungen an die Kreise nach der
lex Huene um 4,123,491 JI hinter dem
Ausgabeetat zurückbleiben, so berechnet sich
originelle Plan rasch zur Ausführung reifte.
Maja mußte sofort mit einer entsprechen
den Dressur der Thiere beginnen und die
beiden anderen Theilnehmer an der gefähr
lichen Gruppe mit der unheimlichen Gesell
schaft vertraut machen.
Die jungeSchwedin treibt ihre Beziehungen
zu den Bestien ohne Scheu, mit heraus-
forderndem Muth an. Ohne zu zucken
oder eine Aeußerung des Grauens zu ver-
rathen, ließ sie die kalten, schweren Ringe
um ihren warmen Nacken schlingen und
ihre Glieder in der scheußlichen Umarmung
verstricken.
(Fortsetzung folgt.)
das Minus für die preußische Staatskasse,
entsprechend den Unterschied beider Ziffern,
ans 2,004,417 Ji
— Die Ausstellung ist am e r st e n
Tag von 7927 zahlenden Personen be-
sucht. Es ist dies die höchste Zahl, die
je bei einer Ausstellung der Gesellschaft
am ersten Tage erreicht ist. Magdeburg
hatte 7662, die vorjährige Ausstellung in
München nur 5855 Besucher am ersten
Tage.
— Ein Gesetzentwurf zur Bekämpfung
des unlauteren Wettbewerbs
soll entsprechend der Ankündigung des
Staatssekretärs von Boetticher in der letzten
Reichstagssession ausgearbeitet werden.
Angeblich sollen darin auch Bestimmungen
aufgenommen werden zum Schutz gegen
den Verrath von Geschäfts- und Fabrik
geheimnissen.
— Wie die „Münch. Ztg." meldet,
sprach die bayerische Akademie der Wissen-
schäften dem Professor Quidde ihre Miß
billigung über Quiddes Schrift „Cali
gula" aus, in welcher die Akademie einen
Mißbrauch der Wissenschaft erblickt.
—- Den „Mecklenb. Nachr." entnehmen
wir folgende interessante Mittheilung: Es
ist jetzt in den Blättern viel von Fern-
ritten die Rede, bei denen es sich indeß
nur um kurze Strecken handelt. Einen
Ritt, der alle bisher gemeldeten an Länge
übertrifft, hat soeben Prinz Adolf
Friedrich mit seinem militärischen Be
gleiter von Konstantinopel nach Schwerin
unternommen. Der Herzog hat auf der
Rückkehr von seiner Orientreise, auf der
auch Jerusalem von Jaffa aus zu Pferde
erreicht wurde, sich in Konstantinopel be
ritten gemacht und legt nun annähernd
denselben Weg zurück, den einst Karl XII.
von Schweden in so bewundernswerther
Schnelligkeit gemacht hat. Ganz abgesehen
von der körperlichen Leistung, ist ein Ritt
durch die Türkei auch nicht ohne Gefahr
für Leib und Leben.
— Um die stetig steigenden Kosten der
Uebungen im Gelände möglichst zu ver
mindern und die Einquartirungslast zu er
leichtern, beabsichtigt die Militärverwaltung
große Truppenübungsplätze anzulegen,
welche abwechselungsreiches Gelände bieten
und für Uebungen aller Waffen und aller
Art geeignet sind. Auf diesen Plätzen
sollen künftig nicht nur kleinere Uebungen,
welche bisher im Gelände abgehalten wur
den, sondern auch ein Theil der Herbst
Uebungen, die Regiments- und Brigade-,
sowie die Kavallerieübungen stattfinden. Auf
den Plätzen werden leichte Baracken-und Zelt
lager für die übenden Truppen errichtet,
sodaß eine Einquartirung nicht mehr noth
wendig sei. Die Militärverwaltung strebt
deshalb danach, in erster Linie reine Oed-
Ländereien und, wenn dies nicht niöglich
ist, geringen Wald- und Haideboden und
wenig ertragreiches Ackerland zu erwerben.
Passende Uebungsplätze sind bisher erwor
ben für das I. Armeekoeps auf den steini
gen Flächen bei Arys, für das VII. Armee
korps bei Paderborn in der den Namen
„Senne" tragenden Haide und für das X.
Armeekorps in der Lüneburger Haide bei
Münster. In diesem Jahre wird ein
solcher Platz für das VIII. Armeekorps in
der Eifel, auf den Heideflächen bei Elsen
horn geschaffen worden.
—■ Der Verein der Berliner Weißbier
wirthe beschäftigte sich in seiner gestern
Nachmittag abgehaltenen, von etwa 700
Mitgliedern besuchten Monatsversammlung
mit dem Bierboycott und beschloß, sich
mit dem Vorgehen der beiden Vorstände
des Gastwirthsvereins und der Brauereien
einverstanden und mit dem Verein für
Brauereien solidarisch zu erklären.
— Die Sammlung für die auf dem
Panzerschiffe „Brandenburg" Verunglückten
ist nunmehr geschlossen. Insgesammt sind
infolge des Aufrufes der Prinzessin Hein
rich 118,489 Mark beim Vaterländischen
Frauenverein eingegangen.
— Nach Falb finden im Ganzen für
dieses Jahr noch 13 kritische Tage statt
und zwar am 18. Juni 3. Ordnung, 3
Juli 2. Ordnung, 17. Juli 3. Ordnung,
1. August 1. Ordnung, 30. August 1.
Ordnung, 15. September 2. Ordnung, 29.
September 1. Ordnung, 14. Oktober 2.
Ordnung, 28. Oktober 2. Ordnung, 13.
November 2. Ordnung, 27. November 3.
Ordnung, 12. Dezember 2. Ordnung, 27.
Dezember 3. Ordnung.
— Wegen der bekannten Reichsgerichts
Entscheidung über die Kirchenbaupflicht der
Stadt Berlin hatte die Berliner Gemeinde
behörde beim Cultusminister und Finanz-
minister beantragt, die Aushebung der
Consistorialordnung von 1573 auf dem
Wege der Gesetzgebung herbeiführen zu
wollen. Etwa 60 kurbrandenburgische
Städte hatten dem Antrage sich angeschlossen.
Die Minister haben jetzt geantwortet, daß
sie mit dem Oberkirchenrath Unterhandlun
gen über die Sache angeknüpft haben.
Wie von anderer Seite gemeldet wird,
verlangt man von der Stadt Berlin nicht
weniger als 20 Millionen für protestan
tische Kirchen- u. s. w. Bauten.
— In einer vielbesprochenen Angelegen
heit ergreift jetzt der Meistbetheiligte selbst
das Wort. Die „Allg. Ztg." hatte be
hauptet, Landgerichtsdirector Schmidt
in Berlin sei gegen seinen Willen anläß-
sich eines Majestätsbeleidigungsprozesses
mit freisprechendem Ausgang aus der
Strafkammer an eine Civilkammer versetzt
worden. Gegenüber einem Dementi der
„Nordd. Allg. Ztg." 'war das Blatt im
Wesentlichen bei seiner Meinung verblieben,
und seine Behauptung wurde natürlich von
einer Reihe Zeitungen zu Tiraden über
die Bedrohung der Rechtssicherheit und
der richterlichen Unabhängigkeit ausgeschlach
tet. Jetzt erklärt Landgerichtsdirector a.
D. Schmidt in einer Zusendung an die
„Voss. Ztg." die bisherigen Mittheilungen
selbst für unrichtig. Seine Enthebung vom
Vorsitz einer Strafkammer durch Versetzung
an eine Civilkammer sei zwar im Schooß
des Landgerichtspräsidiums angeregt, aber
von diesem durch Beschluß vom 9. Dezem
ber 1893 abgelehnt worden. Demnächst
habe er sich außerhalb jener Sitzung frei
willig zur Uebernahme des Vorsitzes einer
Civilkammer erboten. Dies geschah aus
Gründen, die ganz und gar außerhalb
seiner Person lagen und die sich deshalb
der öffentlichen Mittheilung entziehen. Zu
seinem Abschied, den er zehn Tage später
erbat, bestimmten ihn die Motive jener
Anregung, seine unfreiwillige Versetzung
an eine Civilkammer herbeizuführen, die
er unter anderen Umständen als einen Vor
zug angesehen haben würde.
— Der Verein zur Beförderung des
Gewerbefleißes in den preußischen Staaten
beschäftigte sich dieser Tage mit dem Ent
wurf eines preußischen Wasserrechts. Geh.
Bergrath Wedding, der Namens der mit
der Vorberathung betrauten Commission
über den Entwurf berichtete, erkannte an,
daß ein sehr wichtiger Schritt im Interesse
des Gewerbefleißes erzielt sei. Die ein
heitliche Regelung des Wasserrechts müsse
vorläufig auf Preußen beschränkt bleiben,
weil eine das ganze Reich umfassende Re
gelung zur Zeit nur auf privatrechtlichem
Gebiete möglich sein würde, eine Trennung
des Privatrechts vom öffentlichen aber nicht
empfehlenswerth erscheine. Der Ausschuß
empfiehlt jedoch, schon jetzt einer spätern
Ausdehnung des Wasserrechts auf das ganze
Reich vorzuarbeiten und zwar durch Ein
setzung einer im Entwurf nicht vorgesehe
nen technisch - wissenschaftlichen Central
behörde eines Oberwasseramtes.
— Dem „Börsen-Courier" zufolge findet
im Juni bei der hiesigen Eisenbahn-Direk
tion eine Submission auf 160 Lokomotiven
statt, die ein Extraordinarium des laufen-
den Jahres bilden. Die Lokomotive sind
für 8 Direktionsbezirke bestimmt. Die
Ausschreibungen des ordentlichen Etats-
detrages an Lokomotiven dürften im Sep
tember oder Ansang Oktober erfolgen.
— Eine eigene Art eiserner Brems
schuhe wird demnächst auf den preußischen
Bahnen beim Rangirdienst versuchs
weise zur Anwendung kommen. In den
hiesigen Werkstätten ist man mit der An
fertigung solcher Bremsschuhe beschäftigt.
Sie werden auf die Schienen gesteckt, um
abgestoßene, allein laufende Wagen aufzu
fangen. Die Bremsschuhe gehen auf Rollen,
welche veranlassen, daß sie beim Auffahren
von Wagen mit ins Gleiten kommen, wo
durch gleichzeitig der Lauf der Wagen ver-
langsamt wird. Die beim Rangirdienst
thätigen Arbeiter werden dadurch der
Mühe überhoben, durch sogenannte Brems
knüttel die abgestoßenen Wagen in eine
langsamere Gangart zu bringen, welche
Operation für die Arbeiter mit großen
Gefahren verknüpft ist. Auf den baicrischen
Staatsbahnen sind diese Bremsschuhe schon
seit längerer Zeit eingeführt und haben sich
im Allgemeinen gut bewährt.
Halle a. S-, 7. Juni. Eine 70jährige
hiesige Almosen - Empfängerin, die seit
mehreren Monaten vermißt wurde, ist in
der benachbarten Dölauer Haide ermordet
aufgefunden worden. Die Frau ist genau
in derselben Weise ermordet worden, wie
die zur Zeit ihres Verschwindens todt aus
der Saale gezogene verehel. Kramer aus
Nietleben. Gegen diese war ein Sittlich
keitsverbrechen verübt worden; ob dies auch
bei dem zweiten Verbrechen der Fall ist,
dürfte jetzt schwer noch festzustellen sein,
da der Leichnam stark zernagt ist.
Aachen, 7. Juni. In der heutigen Be
zirksversammlung bewilligte der Aachener
Verein zur Förderung der Arbeitsamkeit
300000 Mk. als Beitrag zu den Kosten
eines Neubaues für die gewerblichen Schulen
in Aachen.
Ein Kampf zwischen Polizei und Zigeunern
hat bei Mannheim stattgefunden. Eine
Zigeunerbande hatte in Seckenheim ein 1 '/ 2
jähriges Kind von der Straße aufgegriffen
und mit sich geführt. Der Raub wurde
bekannt und mehrere Bauern eilten der
braunen Gesellschaft nach, auch die Mann-
heimer Polizei wurde benachrichtigt. In
einer Kiesgrube nahe der Stadt hatten die
Zigeuner Lager geschlagen. Sie leugneten
den Verfolgern gegenüber, von dem ver
mißten Kinde etwas zu wissen, und wider
setzten sich mit Gewalt der Durchsuchung
ihrer Fahrzeuge. Es kam zu einem förm
lichen Gefechte, das mit der Festnahme
sämmtlicher erwachsenen Mitglieder der
Bande endigte. Das Kind wurde vorge
funden und seinen Eltern wiedergebracht.
In Essen fi. d. Ruhr wurden auf dem
Schachte „Prosper" zwei Hauer durch
Explosion einer Pulverkammer schwer
verletzt, sie erlagen später den Verletzungen.
Außerdem wurde ein Hauer durch herab
fallendes Gestein schwer verletzt.
Gestern stürzte im Hotel „Zähringer
Hof" in Baden-Baden die hochbetagte
Freifrau von Freystedt, Mutter des Hof
marschalls beim Großherzog, aus dem
Personeuaufzug, wobei sie sich schwere
Verletzungen zuzog, denen sie heute erlegen
ist. Sie war die Wittwe des General
lieutnants von Freystedt.
Auf dem Exerzierplätze in Hagenau er
eignete sich der „Freist Ztg." zufolge, aber
mals ein Unglücks fall. Anläßlich einer
Uebung der reitenden Abtheilung des Feld-
Artillerie-Regiments Nr. 15 schlug ein Ge
schütz um. Ob in Folge des Sturzes eines
Pferdes oder aus dritten Gründen, erscheint
nicht hinreichend aufgeklärt. Die Reiter
und Spannpferde geriethen unter das Ge
schütz. Zwei Soldaten sowie ein Vize-
Wachtmeister erlitten schwere Verletzungen.
Ein Pferd blieb todt.
Marschunfälle sind auch in diesem Jahre
bereits zu verzeichnen. Dem Stuttgarter
„N. Tgbl." wird aus Waiblingen ge
schrieben: „Montag Mittag traf das
Bataillon der Festungsartillerie Ulm, vom
Schießplatz Wahn bei Köln kommend, aus
Großbottwar an. Dasselbe marschirte früh
7 Uhr von Großbottwar ab und hatte
durch die Hitze so zu leiden, daß etwa 40
Mann unterwegs umfielen. Ein Einjähriger
mußte mittelst Fuhrwerks geholt und sofort
in das hiesige Spital verbracht werden,
woselbst er kurze Zeit darauf gestorben ist.
Unmittelbar darauf ist abermals ein Mann
des Bataillons, ein jüngerer Rekrut aus
Norddeutschland, gestorben. Beim Appell
wurden die beiden Todesfälle der Mann
schaft verkündet und zugleich befohlen, einen
Theil Gepäck abzuliefern, welches voraus-
gesandt wird."
Trier, 7. Juni. In der vergangenen
Nacht erschoß sich ein Offizier des
69. Regiments aus unbekannten Gründen.
In der Sonnabend-Nacht hat sich ein
Unteroffizier des 29. Regiments erschossen.
Homburg, 6. Juni. Bezüglich des Ab
bruchs der Verhandlungen betreffs des
Hamburger Centralbahnhofs wird konstatirt,
daß der Abbruch vorläufig nicht erfolgt,
weil die neuerdings seitens des preußischen
Eisenbahnministeriums erhobenen, den Ham
burger Finanz- und Verkehrsinteressen un
günstigen Forderungen von den Kommissaren
erst der Entscheidung des Senats unter
breitet werden müssen.
Hamburg. 7. Juni. In dem hiesigen
Waffenschmied Wilhelm Weber ist dem
Schneidermeister D o w e ein Concurrent
entstanden. Gestern Nachmittag fand aus
dem „Hamburger Schützenhof" die erste
öffentliche Probe niit „Weber's Panzer"
statt, zu der die Offizierkorps der in Ham
burg-Altona garnisonirenden Regimenter,
Vertreter der Behörden, die Mitglieder
der „Hamburger Schützengesellschaft" und
die Presse eingeladen waren. Die Probe
verlief nach jeder Richtung hin sehr
günstig und stellte die Kugelsicherheit des
neuen Panzers in ein gutes Licht. Nach
dem zuerst mit dem jetzt im Gebrauch be
findlichen deutschen Militärgewehr, Modell
88 auf einen etwa 3 Fuß breiten Holz
klotz 2 Schüsse abgegeben worden, deren
Projectile beide glatt durch den Klotz
gingen und so von der gewaltigen Durch
schlagskraft dieser Waffe Zeugniß ablegten,
wurde mit demselben Gewehr und dem
selben Geschoß dreimal auf den Panzer
geschossen. Ganz wie beim Dowe'schen
Panzer wurden die Geschosse von dem
Futter aufgehalten. Die Rückwand des
Panzers blieb gänzlich intakt. Eine ein
gehende Besichtigung des Panzers durch
die zahlreich Erschienenen stellte einen vollen
Erfolg fest. Der Panzer wiegt normal
11 Pfund, hatte gestern aber, da schon
etwa 120 Geschosse in seinem Innern
steckten, ein Gewicht von 15 Pfund. Er
ist aber bei diesem Gewicht in seiner ganzen
Höhe und Breite kugelsicher und nicht
etwa nur da, wo die kleine Scheibe be
festigt ist. Geschossen wurde von dem
jungen Kunstschützen Herrn Martin Hunger
(Capt. Martin), der gestern einige Proben
seiner ausgezeichneten Treffsicherheit ab
legte. Im Vertrauen auf diese hatte der
bekannte hiesige Prestidigiateur Herr
Ludolph Reimers sich erboten, bei dem
Versuch als Zielscheibe zu dienen, dies war
ihm aber im letzten Augenblicke von den
maßgebenden Persönlichkeiten untersagt
worden. Die beiden letztgenannten Herren
werden schon in den nächsten Tagen eine
Tournee durch Europa (zunächst nach Ant-
werpen) antreten, wobei Herr Reimers
sich dem Kunstschützen als Zielscheibe
stellen wird.
Hamburg, 7. Juni. Heute früh wurden
in Eimsbüttel ein dort wohnender Kauf
mann und ein Buchdrucker und Lithograph
wegen Falschmünzerei verhaftet.
Schon seit längerer Zeit waren hier und
auswärts falsche englische Fünfpfundnoten
und amerikanische Fünfdollarnoten im Um
lauf, doch wollte es bisher nicht gelingen,
den Fälschern auf die Spur zu kommen.
Jetzt endlich wurden diese in den eben Ge
nannten ermittelt. Bei der heute Morgen
vorgenommenen Haussuchung wurden von
den bezeichneten Noten, die sämmtlich ganz
vorzüglich nachgemacht sind, Stücke im Ge
sammtbetrage von einigen Millionen i»
Beschlag genommen. Auch fand man in
Hause des Lithographen, der Hausbesitzer
ist und bisher wohlangesehen war, säniwt'
liche zur Herstellung der Noten verwendet!
Materialien, als Pressen, Farbe, Zeichnn»'
gen, Lithographieplatten rc. vor. Die M'
cherchen wurden bereits seit einigen M'
naten gepflogen.
BrvvirrzislleS.
Das Jubiläum ihres 50jährigen Bk
stehens feiert am 18. September d. I. dÜ
Altona-Kieler Eisenbahn. Dieselbe würd!
an jenem Tage im Jahre 1844 unter
dem Namen „König-Christian-VIII.-Ostsek
bahn" in ihrer Gesammtlänge von 106 k®
in feierlicher Weise dem Verkehr über'
geben. Der Altona-Kieler Eisenbahn folgt»
ein Jahr später, am 18. September 184- 1
die Strecke Neumünster-Rendsburg, währe»'
die Fortsetzung bis Flensburg erst am 2b-
October 1854 und bis Wandrup an der
Landesgrenze am 1. October 1864 de»
Verkehr übergeben wurde. Jetzt besitz!
die Provinz Schienenstraßen in einer
sammtlänge von mehr als 1400- km, vor
denen reichlich 1000 km Staatsbahne»
der Rest Privatbahnen sind.
Nach den Veröffentlichungen des Kaisesi
Gesundheitsamtes wurden im Regierung'
bezirk Schleswig für die Woche vom 20-
bis 26. Mai im Ganzen 563 Erkrankung»»
gemeldet. Hiervon entfallen auf Masert
457, Diphtheritis 71, Unterleibstyphus 20
Scharlach 11 und Kindbettfieber 4.
Kiel, 8. Juni. Ausstellung vom 4.—10'
August 1894. Entsprechend der großer
Ausdehnung, welche diese zeitgemäße Bel
anstaltung annimmt, haben sich in den ver
schiedenen Landestheilen Lokalkoniitees g»
bildet, deren Leitung in durchaus bewähr
ten Händen liegt, u. A. stehen die Herrel
Direktor a. D. Gellert, 2. Vorsitzender de>
Centralvereins für Handelsgeographie fü
Berlin, Dir. F. Wolff und Dr. Pnrlr
für Hamburg, A. Vranken-Köln für d!
Rheinlande, und die „Straßburger Post
für Elsaß-Lothringen an der Spitze dt
einzelnen Spezial-Ausschüsse. — Entgeh
dem Gebrauch bei anderen Ausstellung»'
werden hier die Medaillen und Ehre»
preise in natura verliehen, also ohne
Nachzahlung. Es sind Medaillen ^
verschiedenen Bebörden zu erwarten, &
die Ausstellung größere Ausdehnungen a»
nimmt.
A. Husum, 31. Mai. Dem heutige!
Schweinemarkt waren 339 sogen. Wage»
ferkel zugeführt. Der Handel war reck
lebhaft, sodaß der Markt rasch geräu»
wurde. Gezahlt wurde für vier bis sech
Wochen alte Ferkel 17—23 Mark, auè
nahmsweise auch etwas weniger, und 7-^'
Wochen alte 24—28 Mark pro Stück
Jungschweine waren nicht am Markt. Ä»»
geführt wurden größere und kleinere ş
thien nach Tondern, Garding, TönM».
und Bredstedt, Elmshorn, Sylt und Dw
Marschen.
HI Erfde, 7. Juni. Vom schönste'
Wetter begünstigt feierte gestern die Scheibe»
gilde ihr diesjähriges Fest. Es hatten P
recht viele Leute, Alt und Jung, nach de:
Scheibenplatze begeben, um das Schieß»'
zu sehen und die schöne Musik zu höre»
welche von der Infanterie-Kapelle o» 1
Rendsburg gegeben wurde. Geschosst
wurde sehr gut, die Mitte der Scheiß
war so durchlöchert, daß sie kaum an de
Stange halten konnte. Die Königswürn
errang der Maurer Hans Kölkers.
* Rendsburg, 8. Juni. Auf der land
wirthschastlichen Ausstellung in Berlin
rang Holstein bis jetzt 31 Preise, wov^
12 erste Preise für Pferde und 9 F
Rinder.
X. Rendsburg, 8. Juni. Wir bracht»
czlich eine der „Elb.-Ztg." entnomm» !
Notiz, wonach die auch hier bekann
Violinistin Frida Scotta unter die As
tisten gegangen sei. - Die „Nationalist»
bringt heute folgende Mittheilung: „Frw
Scotta spielte am letzten Dienstag vor şş i
Prinzessin von Wales in Marlboroug l
House. Die Geigerin wurde begleitet vo-
Waddington Cooke.
X Rendsburg, 7. Juni. Bei de
Abtragung des Erdwalles in der Nähe o
neuen Dampfschiffbrücke sind in den letzn
Tagen wiederholt menschliche Gebeine ß'
funden worden und zwar in ein Tiefe v
2—3 Fuß unter dem Rasen. Gestern wur
gegen 30 Schädel und andere Knochen a"
gegraben, welche sich anscheinend in ei» ,
Massengrab befanden, welches vielleicht a ‘
der Schwedenzeit herstammt. Die auw
fundenen Knochenreste sind sorgfältig
sammelt worden und werden an et>
anderen Orte wieder eingegraben w»» )
X. Rendsburg, 8. Juni. Wie aus »X
Annonce der heutigen Nummer u«! »
Blattes ersichtlich, beabsichtigt der
schiffer Martini auf seiner Durchreise ^
Kopenhagen in unserer Gegend eine P j
fahrt zu unternehmen. Derselbe wiU j
Nortorf in seinem Luftballon an,
und Abends zwischen 6 und 7 Uhr ^
dem Kamp hinter dem Schützenhos ni^
Fallschirms aus einer Höhe von ca. ,
Metern den Sprung zur Erde volts V j
Es wäre dies eine kühne, hier
nie gesehene Produktion, aber un
sie doch „sehr lustig" zu sein.