Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

die Generalität und andere höhe Offiziere, 
Botschafter, Gesandte und Mitglieder des 
Bundesraths geladen sind. 
— Heute Nachmittag gegen 1 Uhr 
empfing der Kaiser die Abordnung seines 
englischen Regiments Royal Dragoors die 
Abordnung wurde mit einer Einladung 
zur Frühstückstafel beehrt. 
Berlin, 7. Juni. Eine Kabinetsordre 
gestattet, daß die zur Militär-Turnanstalt 
kommandirten Osfiziere bei ihren dienst- 
lichen Uebungs - Radfahrten im Gelände 
Civil > Radfahrer - Anzüge, sowie die zur 
Landesaufnahme kommandirten Offiziere 
während der Dauer der Feldarbeiten Civil- 
kleider tragen dürfen. 
— Nachdem der Kaiser die Ernennung 
des Geheimen Legationsraths v. Kiderlen- 
Wächter zum Gesandten in Hamburg voll 
zogen hat, ist, wie die „Nordd. Allg. Ztg." 
schreibt, die dadurch erledigte Rathsstelle 
in der politischen Abtheilung des Aus- 
wärtigen Amtes dem Legationsrath von 
Lindenau verliehen worden, der seit einigen 
Jahren als Hülfsarbeiter in der politischen 
Abtheilung thätig war. Ferner ist die 
durch das Ausscheiden des Wirkl. Geh. 
Rath Grafen v. Werdehlen erledigte Stelle 
des Gesandten in Athen dem Gesandten 
am hessischen Hofe Frhr. v. Plessen ver 
liehen und zum Gesandten ernannt worden. 
Dem Vernehmen nach wird v. Kiderlen 
seinen Posten noch im Laufe dieses Monats 
anireten. 
— Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht 
die Verleihung des Rothen Adler-Ordens 
vierter Klasse an den Forschungsreisenden 
Dr. Otto Ehlers aus Hamburg, sowie die 
Ernennung des bisherigen Konsuls in 
Kairo, Joseph von Loer, zum Konsul in 
Galatz. 
Berlin, 7. Juni. Der „Reichsanzeiger" 
veröffentlicht eine Bekanntmachung, wonach 
die sämmtlichen verloosten Schuldverschreib 
ungen der Staatsanleihe von 1868 A den 
Besitzern zum 1. Januar 1895 mit der 
Aufforderung gekündigt werden, den Ka 
pitalbetrag vom 2. Januar 1895 ab bei 
der Staatsschulden - Tilgungs - Kasse gegen 
eine Quittung und der Rückgabe der Schuld- 
Verschreibungen zu erheben. Die Ein- 
lösung geschieht auch bei den Regierungs- 
Hauptkassen. 
Berlin, 7. Juni. In der heutigen 
Sitzung des Colonialraihs gab der Vor 
sitzende eine Uebersicht über die Entwickel 
ung der deutschen Colonien im letzten 
Jahre. In der sich hieran schließenden 
Debatte wurden namentlich die Verhältnisse 
der südafrikanischen Schutzgebiete behandelt 
und die Frage wegen Ausbildung der Co- 
lonialbeamten berührt. Oechelhäuser sprach 
über die Bedeutung des Baues einer Eisen 
bahn şûr das deutsch-ostafrikanische Gebiet. 
Tie Berathung ging alsdann auf den Ent 
wurf, betreffend die Regelung des Grund 
buchwesens in Deutsch-Ostafrika über. Zur 
Vorberathung wurde eine Commission ge 
wählt. 
— Der Staatssekretär des Reichsschatz 
amis Graf v. Posadowsky-Wehner betonte, 
wie das „B. T." schreibt, in der Rede, 
mit der er gestern die Silberkommission 
schloß, die Thatsache, daß die Berathungen 
keine Ergebnisse gezeigt hätten, die äugen- 
blicklich praktisch zu verwerthen seien. Ob 
die Bimetallisten, denen es doch nur auf 
ein Agitationsmittel ankommt, mit dem sie 
auf dem Lande umherziehen, wirklich etwas 
Anderes erwartet hatten? 
— Auf Ersuchen des hiesigen sranzösi- 
schen Botschafters finden gegenwärtig genaue 
Erhebungen darüber statt, wo sich auf 
deutschem Boden Massen- und Einzel- 
gräber französischer Offiziere 
und Soldaten befinden, die während 
ihrer Gefangenschaft 1870—71 gestorben 
sind. Die Gräber befanden sich bisher in 
der Pflege der deutschen Kriegervereine, die 
in jeder Hinsicht diese Ehrenpflicht er- 
füllt haben, die französische Regierung be 
absichtigt indessen, diese Gräber fortan in 
eigene Pflege zu übernehmen. 
— Der Colonialraht ist heute Vormittag 
zu einer neuen Tagung unter dem Vor- 
sitz des Geh. Legationsraths Dr. Kayser 
zusammengetreten. 
— Die Ueberweisungen aus Reichsein 
nahmen an Preußen für 1893—94 bleiben 
um 6,127,508 M hinter dem Einnahme- 
etatsansatz zurück. Da indessen in Folge 
des Minderertrages an Gemeindezöllen auch 
die Ueberweisungen an die Kreise nach der 
lex Huene um 4,123,491 JI hinter dem 
Ausgabeetat zurückbleiben, so berechnet sich 
originelle Plan rasch zur Ausführung reifte. 
Maja mußte sofort mit einer entsprechen 
den Dressur der Thiere beginnen und die 
beiden anderen Theilnehmer an der gefähr 
lichen Gruppe mit der unheimlichen Gesell 
schaft vertraut machen. 
Die jungeSchwedin treibt ihre Beziehungen 
zu den Bestien ohne Scheu, mit heraus- 
forderndem Muth an. Ohne zu zucken 
oder eine Aeußerung des Grauens zu ver- 
rathen, ließ sie die kalten, schweren Ringe 
um ihren warmen Nacken schlingen und 
ihre Glieder in der scheußlichen Umarmung 
verstricken. 
(Fortsetzung folgt.) 
das Minus für die preußische Staatskasse, 
entsprechend den Unterschied beider Ziffern, 
ans 2,004,417 Ji 
— Die Ausstellung ist am e r st e n 
Tag von 7927 zahlenden Personen be- 
sucht. Es ist dies die höchste Zahl, die 
je bei einer Ausstellung der Gesellschaft 
am ersten Tage erreicht ist. Magdeburg 
hatte 7662, die vorjährige Ausstellung in 
München nur 5855 Besucher am ersten 
Tage. 
— Ein Gesetzentwurf zur Bekämpfung 
des unlauteren Wettbewerbs 
soll entsprechend der Ankündigung des 
Staatssekretärs von Boetticher in der letzten 
Reichstagssession ausgearbeitet werden. 
Angeblich sollen darin auch Bestimmungen 
aufgenommen werden zum Schutz gegen 
den Verrath von Geschäfts- und Fabrik 
geheimnissen. 
— Wie die „Münch. Ztg." meldet, 
sprach die bayerische Akademie der Wissen- 
schäften dem Professor Quidde ihre Miß 
billigung über Quiddes Schrift „Cali 
gula" aus, in welcher die Akademie einen 
Mißbrauch der Wissenschaft erblickt. 
—- Den „Mecklenb. Nachr." entnehmen 
wir folgende interessante Mittheilung: Es 
ist jetzt in den Blättern viel von Fern- 
ritten die Rede, bei denen es sich indeß 
nur um kurze Strecken handelt. Einen 
Ritt, der alle bisher gemeldeten an Länge 
übertrifft, hat soeben Prinz Adolf 
Friedrich mit seinem militärischen Be 
gleiter von Konstantinopel nach Schwerin 
unternommen. Der Herzog hat auf der 
Rückkehr von seiner Orientreise, auf der 
auch Jerusalem von Jaffa aus zu Pferde 
erreicht wurde, sich in Konstantinopel be 
ritten gemacht und legt nun annähernd 
denselben Weg zurück, den einst Karl XII. 
von Schweden in so bewundernswerther 
Schnelligkeit gemacht hat. Ganz abgesehen 
von der körperlichen Leistung, ist ein Ritt 
durch die Türkei auch nicht ohne Gefahr 
für Leib und Leben. 
— Um die stetig steigenden Kosten der 
Uebungen im Gelände möglichst zu ver 
mindern und die Einquartirungslast zu er 
leichtern, beabsichtigt die Militärverwaltung 
große Truppenübungsplätze anzulegen, 
welche abwechselungsreiches Gelände bieten 
und für Uebungen aller Waffen und aller 
Art geeignet sind. Auf diesen Plätzen 
sollen künftig nicht nur kleinere Uebungen, 
welche bisher im Gelände abgehalten wur 
den, sondern auch ein Theil der Herbst 
Uebungen, die Regiments- und Brigade-, 
sowie die Kavallerieübungen stattfinden. Auf 
den Plätzen werden leichte Baracken-und Zelt 
lager für die übenden Truppen errichtet, 
sodaß eine Einquartirung nicht mehr noth 
wendig sei. Die Militärverwaltung strebt 
deshalb danach, in erster Linie reine Oed- 
Ländereien und, wenn dies nicht niöglich 
ist, geringen Wald- und Haideboden und 
wenig ertragreiches Ackerland zu erwerben. 
Passende Uebungsplätze sind bisher erwor 
ben für das I. Armeekoeps auf den steini 
gen Flächen bei Arys, für das VII. Armee 
korps bei Paderborn in der den Namen 
„Senne" tragenden Haide und für das X. 
Armeekorps in der Lüneburger Haide bei 
Münster. In diesem Jahre wird ein 
solcher Platz für das VIII. Armeekorps in 
der Eifel, auf den Heideflächen bei Elsen 
horn geschaffen worden. 
—■ Der Verein der Berliner Weißbier 
wirthe beschäftigte sich in seiner gestern 
Nachmittag abgehaltenen, von etwa 700 
Mitgliedern besuchten Monatsversammlung 
mit dem Bierboycott und beschloß, sich 
mit dem Vorgehen der beiden Vorstände 
des Gastwirthsvereins und der Brauereien 
einverstanden und mit dem Verein für 
Brauereien solidarisch zu erklären. 
— Die Sammlung für die auf dem 
Panzerschiffe „Brandenburg" Verunglückten 
ist nunmehr geschlossen. Insgesammt sind 
infolge des Aufrufes der Prinzessin Hein 
rich 118,489 Mark beim Vaterländischen 
Frauenverein eingegangen. 
— Nach Falb finden im Ganzen für 
dieses Jahr noch 13 kritische Tage statt 
und zwar am 18. Juni 3. Ordnung, 3 
Juli 2. Ordnung, 17. Juli 3. Ordnung, 
1. August 1. Ordnung, 30. August 1. 
Ordnung, 15. September 2. Ordnung, 29. 
September 1. Ordnung, 14. Oktober 2. 
Ordnung, 28. Oktober 2. Ordnung, 13. 
November 2. Ordnung, 27. November 3. 
Ordnung, 12. Dezember 2. Ordnung, 27. 
Dezember 3. Ordnung. 
— Wegen der bekannten Reichsgerichts 
Entscheidung über die Kirchenbaupflicht der 
Stadt Berlin hatte die Berliner Gemeinde 
behörde beim Cultusminister und Finanz- 
minister beantragt, die Aushebung der 
Consistorialordnung von 1573 auf dem 
Wege der Gesetzgebung herbeiführen zu 
wollen. Etwa 60 kurbrandenburgische 
Städte hatten dem Antrage sich angeschlossen. 
Die Minister haben jetzt geantwortet, daß 
sie mit dem Oberkirchenrath Unterhandlun 
gen über die Sache angeknüpft haben. 
Wie von anderer Seite gemeldet wird, 
verlangt man von der Stadt Berlin nicht 
weniger als 20 Millionen für protestan 
tische Kirchen- u. s. w. Bauten. 
— In einer vielbesprochenen Angelegen 
heit ergreift jetzt der Meistbetheiligte selbst 
das Wort. Die „Allg. Ztg." hatte be 
hauptet, Landgerichtsdirector Schmidt 
in Berlin sei gegen seinen Willen anläß- 
sich eines Majestätsbeleidigungsprozesses 
mit freisprechendem Ausgang aus der 
Strafkammer an eine Civilkammer versetzt 
worden. Gegenüber einem Dementi der 
„Nordd. Allg. Ztg." 'war das Blatt im 
Wesentlichen bei seiner Meinung verblieben, 
und seine Behauptung wurde natürlich von 
einer Reihe Zeitungen zu Tiraden über 
die Bedrohung der Rechtssicherheit und 
der richterlichen Unabhängigkeit ausgeschlach 
tet. Jetzt erklärt Landgerichtsdirector a. 
D. Schmidt in einer Zusendung an die 
„Voss. Ztg." die bisherigen Mittheilungen 
selbst für unrichtig. Seine Enthebung vom 
Vorsitz einer Strafkammer durch Versetzung 
an eine Civilkammer sei zwar im Schooß 
des Landgerichtspräsidiums angeregt, aber 
von diesem durch Beschluß vom 9. Dezem 
ber 1893 abgelehnt worden. Demnächst 
habe er sich außerhalb jener Sitzung frei 
willig zur Uebernahme des Vorsitzes einer 
Civilkammer erboten. Dies geschah aus 
Gründen, die ganz und gar außerhalb 
seiner Person lagen und die sich deshalb 
der öffentlichen Mittheilung entziehen. Zu 
seinem Abschied, den er zehn Tage später 
erbat, bestimmten ihn die Motive jener 
Anregung, seine unfreiwillige Versetzung 
an eine Civilkammer herbeizuführen, die 
er unter anderen Umständen als einen Vor 
zug angesehen haben würde. 
— Der Verein zur Beförderung des 
Gewerbefleißes in den preußischen Staaten 
beschäftigte sich dieser Tage mit dem Ent 
wurf eines preußischen Wasserrechts. Geh. 
Bergrath Wedding, der Namens der mit 
der Vorberathung betrauten Commission 
über den Entwurf berichtete, erkannte an, 
daß ein sehr wichtiger Schritt im Interesse 
des Gewerbefleißes erzielt sei. Die ein 
heitliche Regelung des Wasserrechts müsse 
vorläufig auf Preußen beschränkt bleiben, 
weil eine das ganze Reich umfassende Re 
gelung zur Zeit nur auf privatrechtlichem 
Gebiete möglich sein würde, eine Trennung 
des Privatrechts vom öffentlichen aber nicht 
empfehlenswerth erscheine. Der Ausschuß 
empfiehlt jedoch, schon jetzt einer spätern 
Ausdehnung des Wasserrechts auf das ganze 
Reich vorzuarbeiten und zwar durch Ein 
setzung einer im Entwurf nicht vorgesehe 
nen technisch - wissenschaftlichen Central 
behörde eines Oberwasseramtes. 
— Dem „Börsen-Courier" zufolge findet 
im Juni bei der hiesigen Eisenbahn-Direk 
tion eine Submission auf 160 Lokomotiven 
statt, die ein Extraordinarium des laufen- 
den Jahres bilden. Die Lokomotive sind 
für 8 Direktionsbezirke bestimmt. Die 
Ausschreibungen des ordentlichen Etats- 
detrages an Lokomotiven dürften im Sep 
tember oder Ansang Oktober erfolgen. 
— Eine eigene Art eiserner Brems 
schuhe wird demnächst auf den preußischen 
Bahnen beim Rangirdienst versuchs 
weise zur Anwendung kommen. In den 
hiesigen Werkstätten ist man mit der An 
fertigung solcher Bremsschuhe beschäftigt. 
Sie werden auf die Schienen gesteckt, um 
abgestoßene, allein laufende Wagen aufzu 
fangen. Die Bremsschuhe gehen auf Rollen, 
welche veranlassen, daß sie beim Auffahren 
von Wagen mit ins Gleiten kommen, wo 
durch gleichzeitig der Lauf der Wagen ver- 
langsamt wird. Die beim Rangirdienst 
thätigen Arbeiter werden dadurch der 
Mühe überhoben, durch sogenannte Brems 
knüttel die abgestoßenen Wagen in eine 
langsamere Gangart zu bringen, welche 
Operation für die Arbeiter mit großen 
Gefahren verknüpft ist. Auf den baicrischen 
Staatsbahnen sind diese Bremsschuhe schon 
seit längerer Zeit eingeführt und haben sich 
im Allgemeinen gut bewährt. 
Halle a. S-, 7. Juni. Eine 70jährige 
hiesige Almosen - Empfängerin, die seit 
mehreren Monaten vermißt wurde, ist in 
der benachbarten Dölauer Haide ermordet 
aufgefunden worden. Die Frau ist genau 
in derselben Weise ermordet worden, wie 
die zur Zeit ihres Verschwindens todt aus 
der Saale gezogene verehel. Kramer aus 
Nietleben. Gegen diese war ein Sittlich 
keitsverbrechen verübt worden; ob dies auch 
bei dem zweiten Verbrechen der Fall ist, 
dürfte jetzt schwer noch festzustellen sein, 
da der Leichnam stark zernagt ist. 
Aachen, 7. Juni. In der heutigen Be 
zirksversammlung bewilligte der Aachener 
Verein zur Förderung der Arbeitsamkeit 
300000 Mk. als Beitrag zu den Kosten 
eines Neubaues für die gewerblichen Schulen 
in Aachen. 
Ein Kampf zwischen Polizei und Zigeunern 
hat bei Mannheim stattgefunden. Eine 
Zigeunerbande hatte in Seckenheim ein 1 '/ 2 
jähriges Kind von der Straße aufgegriffen 
und mit sich geführt. Der Raub wurde 
bekannt und mehrere Bauern eilten der 
braunen Gesellschaft nach, auch die Mann- 
heimer Polizei wurde benachrichtigt. In 
einer Kiesgrube nahe der Stadt hatten die 
Zigeuner Lager geschlagen. Sie leugneten 
den Verfolgern gegenüber, von dem ver 
mißten Kinde etwas zu wissen, und wider 
setzten sich mit Gewalt der Durchsuchung 
ihrer Fahrzeuge. Es kam zu einem förm 
lichen Gefechte, das mit der Festnahme 
sämmtlicher erwachsenen Mitglieder der 
Bande endigte. Das Kind wurde vorge 
funden und seinen Eltern wiedergebracht. 
In Essen fi. d. Ruhr wurden auf dem 
Schachte „Prosper" zwei Hauer durch 
Explosion einer Pulverkammer schwer 
verletzt, sie erlagen später den Verletzungen. 
Außerdem wurde ein Hauer durch herab 
fallendes Gestein schwer verletzt. 
Gestern stürzte im Hotel „Zähringer 
Hof" in Baden-Baden die hochbetagte 
Freifrau von Freystedt, Mutter des Hof 
marschalls beim Großherzog, aus dem 
Personeuaufzug, wobei sie sich schwere 
Verletzungen zuzog, denen sie heute erlegen 
ist. Sie war die Wittwe des General 
lieutnants von Freystedt. 
Auf dem Exerzierplätze in Hagenau er 
eignete sich der „Freist Ztg." zufolge, aber 
mals ein Unglücks fall. Anläßlich einer 
Uebung der reitenden Abtheilung des Feld- 
Artillerie-Regiments Nr. 15 schlug ein Ge 
schütz um. Ob in Folge des Sturzes eines 
Pferdes oder aus dritten Gründen, erscheint 
nicht hinreichend aufgeklärt. Die Reiter 
und Spannpferde geriethen unter das Ge 
schütz. Zwei Soldaten sowie ein Vize- 
Wachtmeister erlitten schwere Verletzungen. 
Ein Pferd blieb todt. 
Marschunfälle sind auch in diesem Jahre 
bereits zu verzeichnen. Dem Stuttgarter 
„N. Tgbl." wird aus Waiblingen ge 
schrieben: „Montag Mittag traf das 
Bataillon der Festungsartillerie Ulm, vom 
Schießplatz Wahn bei Köln kommend, aus 
Großbottwar an. Dasselbe marschirte früh 
7 Uhr von Großbottwar ab und hatte 
durch die Hitze so zu leiden, daß etwa 40 
Mann unterwegs umfielen. Ein Einjähriger 
mußte mittelst Fuhrwerks geholt und sofort 
in das hiesige Spital verbracht werden, 
woselbst er kurze Zeit darauf gestorben ist. 
Unmittelbar darauf ist abermals ein Mann 
des Bataillons, ein jüngerer Rekrut aus 
Norddeutschland, gestorben. Beim Appell 
wurden die beiden Todesfälle der Mann 
schaft verkündet und zugleich befohlen, einen 
Theil Gepäck abzuliefern, welches voraus- 
gesandt wird." 
Trier, 7. Juni. In der vergangenen 
Nacht erschoß sich ein Offizier des 
69. Regiments aus unbekannten Gründen. 
In der Sonnabend-Nacht hat sich ein 
Unteroffizier des 29. Regiments erschossen. 
Homburg, 6. Juni. Bezüglich des Ab 
bruchs der Verhandlungen betreffs des 
Hamburger Centralbahnhofs wird konstatirt, 
daß der Abbruch vorläufig nicht erfolgt, 
weil die neuerdings seitens des preußischen 
Eisenbahnministeriums erhobenen, den Ham 
burger Finanz- und Verkehrsinteressen un 
günstigen Forderungen von den Kommissaren 
erst der Entscheidung des Senats unter 
breitet werden müssen. 
Hamburg. 7. Juni. In dem hiesigen 
Waffenschmied Wilhelm Weber ist dem 
Schneidermeister D o w e ein Concurrent 
entstanden. Gestern Nachmittag fand aus 
dem „Hamburger Schützenhof" die erste 
öffentliche Probe niit „Weber's Panzer" 
statt, zu der die Offizierkorps der in Ham 
burg-Altona garnisonirenden Regimenter, 
Vertreter der Behörden, die Mitglieder 
der „Hamburger Schützengesellschaft" und 
die Presse eingeladen waren. Die Probe 
verlief nach jeder Richtung hin sehr 
günstig und stellte die Kugelsicherheit des 
neuen Panzers in ein gutes Licht. Nach 
dem zuerst mit dem jetzt im Gebrauch be 
findlichen deutschen Militärgewehr, Modell 
88 auf einen etwa 3 Fuß breiten Holz 
klotz 2 Schüsse abgegeben worden, deren 
Projectile beide glatt durch den Klotz 
gingen und so von der gewaltigen Durch 
schlagskraft dieser Waffe Zeugniß ablegten, 
wurde mit demselben Gewehr und dem 
selben Geschoß dreimal auf den Panzer 
geschossen. Ganz wie beim Dowe'schen 
Panzer wurden die Geschosse von dem 
Futter aufgehalten. Die Rückwand des 
Panzers blieb gänzlich intakt. Eine ein 
gehende Besichtigung des Panzers durch 
die zahlreich Erschienenen stellte einen vollen 
Erfolg fest. Der Panzer wiegt normal 
11 Pfund, hatte gestern aber, da schon 
etwa 120 Geschosse in seinem Innern 
steckten, ein Gewicht von 15 Pfund. Er 
ist aber bei diesem Gewicht in seiner ganzen 
Höhe und Breite kugelsicher und nicht 
etwa nur da, wo die kleine Scheibe be 
festigt ist. Geschossen wurde von dem 
jungen Kunstschützen Herrn Martin Hunger 
(Capt. Martin), der gestern einige Proben 
seiner ausgezeichneten Treffsicherheit ab 
legte. Im Vertrauen auf diese hatte der 
bekannte hiesige Prestidigiateur Herr 
Ludolph Reimers sich erboten, bei dem 
Versuch als Zielscheibe zu dienen, dies war 
ihm aber im letzten Augenblicke von den 
maßgebenden Persönlichkeiten untersagt 
worden. Die beiden letztgenannten Herren 
werden schon in den nächsten Tagen eine 
Tournee durch Europa (zunächst nach Ant- 
werpen) antreten, wobei Herr Reimers 
sich dem Kunstschützen als Zielscheibe 
stellen wird. 
Hamburg, 7. Juni. Heute früh wurden 
in Eimsbüttel ein dort wohnender Kauf 
mann und ein Buchdrucker und Lithograph 
wegen Falschmünzerei verhaftet. 
Schon seit längerer Zeit waren hier und 
auswärts falsche englische Fünfpfundnoten 
und amerikanische Fünfdollarnoten im Um 
lauf, doch wollte es bisher nicht gelingen, 
den Fälschern auf die Spur zu kommen. 
Jetzt endlich wurden diese in den eben Ge 
nannten ermittelt. Bei der heute Morgen 
vorgenommenen Haussuchung wurden von 
den bezeichneten Noten, die sämmtlich ganz 
vorzüglich nachgemacht sind, Stücke im Ge 
sammtbetrage von einigen Millionen i» 
Beschlag genommen. Auch fand man in 
Hause des Lithographen, der Hausbesitzer 
ist und bisher wohlangesehen war, säniwt' 
liche zur Herstellung der Noten verwendet! 
Materialien, als Pressen, Farbe, Zeichnn»' 
gen, Lithographieplatten rc. vor. Die M' 
cherchen wurden bereits seit einigen M' 
naten gepflogen. 
BrvvirrzislleS. 
Das Jubiläum ihres 50jährigen Bk 
stehens feiert am 18. September d. I. dÜ 
Altona-Kieler Eisenbahn. Dieselbe würd! 
an jenem Tage im Jahre 1844 unter 
dem Namen „König-Christian-VIII.-Ostsek 
bahn" in ihrer Gesammtlänge von 106 k® 
in feierlicher Weise dem Verkehr über' 
geben. Der Altona-Kieler Eisenbahn folgt» 
ein Jahr später, am 18. September 184- 1 
die Strecke Neumünster-Rendsburg, währe»' 
die Fortsetzung bis Flensburg erst am 2b- 
October 1854 und bis Wandrup an der 
Landesgrenze am 1. October 1864 de» 
Verkehr übergeben wurde. Jetzt besitz! 
die Provinz Schienenstraßen in einer 
sammtlänge von mehr als 1400- km, vor 
denen reichlich 1000 km Staatsbahne» 
der Rest Privatbahnen sind. 
Nach den Veröffentlichungen des Kaisesi 
Gesundheitsamtes wurden im Regierung' 
bezirk Schleswig für die Woche vom 20- 
bis 26. Mai im Ganzen 563 Erkrankung»» 
gemeldet. Hiervon entfallen auf Masert 
457, Diphtheritis 71, Unterleibstyphus 20 
Scharlach 11 und Kindbettfieber 4. 
Kiel, 8. Juni. Ausstellung vom 4.—10' 
August 1894. Entsprechend der großer 
Ausdehnung, welche diese zeitgemäße Bel 
anstaltung annimmt, haben sich in den ver 
schiedenen Landestheilen Lokalkoniitees g» 
bildet, deren Leitung in durchaus bewähr 
ten Händen liegt, u. A. stehen die Herrel 
Direktor a. D. Gellert, 2. Vorsitzender de> 
Centralvereins für Handelsgeographie fü 
Berlin, Dir. F. Wolff und Dr. Pnrlr 
für Hamburg, A. Vranken-Köln für d! 
Rheinlande, und die „Straßburger Post 
für Elsaß-Lothringen an der Spitze dt 
einzelnen Spezial-Ausschüsse. — Entgeh 
dem Gebrauch bei anderen Ausstellung»' 
werden hier die Medaillen und Ehre» 
preise in natura verliehen, also ohne 
Nachzahlung. Es sind Medaillen ^ 
verschiedenen Bebörden zu erwarten, & 
die Ausstellung größere Ausdehnungen a» 
nimmt. 
A. Husum, 31. Mai. Dem heutige! 
Schweinemarkt waren 339 sogen. Wage» 
ferkel zugeführt. Der Handel war reck 
lebhaft, sodaß der Markt rasch geräu» 
wurde. Gezahlt wurde für vier bis sech 
Wochen alte Ferkel 17—23 Mark, auè 
nahmsweise auch etwas weniger, und 7-^' 
Wochen alte 24—28 Mark pro Stück 
Jungschweine waren nicht am Markt. Ä»» 
geführt wurden größere und kleinere ş 
thien nach Tondern, Garding, TönM». 
und Bredstedt, Elmshorn, Sylt und Dw 
Marschen. 
HI Erfde, 7. Juni. Vom schönste' 
Wetter begünstigt feierte gestern die Scheibe» 
gilde ihr diesjähriges Fest. Es hatten P 
recht viele Leute, Alt und Jung, nach de: 
Scheibenplatze begeben, um das Schieß»' 
zu sehen und die schöne Musik zu höre» 
welche von der Infanterie-Kapelle o» 1 
Rendsburg gegeben wurde. Geschosst 
wurde sehr gut, die Mitte der Scheiß 
war so durchlöchert, daß sie kaum an de 
Stange halten konnte. Die Königswürn 
errang der Maurer Hans Kölkers. 
* Rendsburg, 8. Juni. Auf der land 
wirthschastlichen Ausstellung in Berlin 
rang Holstein bis jetzt 31 Preise, wov^ 
12 erste Preise für Pferde und 9 F 
Rinder. 
X. Rendsburg, 8. Juni. Wir bracht» 
czlich eine der „Elb.-Ztg." entnomm» ! 
Notiz, wonach die auch hier bekann 
Violinistin Frida Scotta unter die As 
tisten gegangen sei. - Die „Nationalist» 
bringt heute folgende Mittheilung: „Frw 
Scotta spielte am letzten Dienstag vor şş i 
Prinzessin von Wales in Marlboroug l 
House. Die Geigerin wurde begleitet vo- 
Waddington Cooke. 
X Rendsburg, 7. Juni. Bei de 
Abtragung des Erdwalles in der Nähe o 
neuen Dampfschiffbrücke sind in den letzn 
Tagen wiederholt menschliche Gebeine ß' 
funden worden und zwar in ein Tiefe v 
2—3 Fuß unter dem Rasen. Gestern wur 
gegen 30 Schädel und andere Knochen a" 
gegraben, welche sich anscheinend in ei» , 
Massengrab befanden, welches vielleicht a ‘ 
der Schwedenzeit herstammt. Die auw 
fundenen Knochenreste sind sorgfältig 
sammelt worden und werden an et> 
anderen Orte wieder eingegraben w»» ) 
X. Rendsburg, 8. Juni. Wie aus »X 
Annonce der heutigen Nummer u«! » 
Blattes ersichtlich, beabsichtigt der 
schiffer Martini auf seiner Durchreise ^ 
Kopenhagen in unserer Gegend eine P j 
fahrt zu unternehmen. Derselbe wiU j 
Nortorf in seinem Luftballon an, 
und Abends zwischen 6 und 7 Uhr ^ 
dem Kamp hinter dem Schützenhos ni^ 
Fallschirms aus einer Höhe von ca. , 
Metern den Sprung zur Erde volts V j 
Es wäre dies eine kühne, hier 
nie gesehene Produktion, aber un 
sie doch „sehr lustig" zu sein.
	        
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