Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

greifbare Resultate über den Erfolg oder 
vielmehr Mißerfolg der Börsensteuer vor 
liegen, und wenn die Herren sehen, daß 
unter Umständen die Verdoppelung einer 
Steuer nicht die doppelte Einnahme, sondern 
sogar 'eine Mindereinnahme schafft, dann 
werden sie sich doch verpflichtet fühlen, genau 
zu prüfen, ob nicht bei einer Erhöhung 
der Tabaksteuer dasselbe eintreten würde, 
und diese Prüfung stnuß sie zu der Er 
kenntniß führen: Man soll den Tabak in 
Ruhe lassen. 
Berlin, 2. Juni. Die „Nordd. Allg. 
Ztg." bespricht in einem anscheinend ofstci- 
ösen Leitartikel die Finanzlage des preußischen 
Staates und äußert sich dahin, daß, wenn 
auch mit Berücksichtigung der Mehrein- 
nahmen aus der Börsensteuer, der Post- 
und Eisenbahnverwaltungen das bestehende 
Deficit auf die Summe von 30 Millionen 
reducirt werden könne, eine vollständige 
Ausgleichung desselben durch dauernde Auf 
stellung knappbemessener Ausgabenetats 
doch nicht zu erzielen möglich sein werde. 
Bezüglich der Frage einer Besserung der 
Finanzlage auf das Gebiet der Steuern 
übergehend, hält die „Nordd. Allg. Ztg." 
die Behauptung nicht für zutreffend, daß 
eine mäßige Steigerung der indirecten 
Steuern auf Luxusartikel und Genußmittel, 
wie den Tabak, besonders ungerecht und 
drückend für die unteren Volksklassen 
wäre. Preußen habe — als größter 
Einzelstaat — die Pflicht, in Erwägung 
der gerechtfertigten Interessen anderer Einzeb 
staaten, so nachdrücklich wie möglich aus- 
zusprechen, daß eine große Erhöhung der 
directen Steuern jetzt mit schweren Unzu- 
träglichkeiten verbunden sein würde. 
— Ob das von den Mächten Deuts ch 
land und Frankreich beanstandete Ab- 
kommen zwischen England und dem 
König von Belgien, als Souverän des 
Kongostaates, einem Schiedsgericht oder 
einer neuen internationalen Konferenz zu 
unterbreiten sei, darüber liegt, wie dem 
B. T." von unterrichteter Seite mitge 
theilt wird, ein offizieller Antrag bisher 
noch von keiner Seite vor. Frankreich 
ist die durch den Pachtvertrag zwischen 
dem Kongostaate und England am meisten 
tangirte Nation, hat aber in Folge des 
Wechsels seines Kabinets bisher noch keine 
Vorschläge machen können. Es ist auch 
noch sehr zweiselhaft, ob überhaupt die 
Initiative von dieser Seite ergriffen wird, 
denn Frankreich überläßt es gern anderen 
Mächten, Propositionen zu machen, um 
sich selbst auf diese Weise in die bequeme 
Hinterhand zu setzen. Sollte Frankreich 
indessen darauf warten, daß der erste 
Schritt von deutscher Seite geschehe, so 
dürfte es diesmal doch die Rechnung ohne 
den Wirth gemacht haben. Deutschland 
hat an der ganzen Angelegenheit nur ein 
sekundäres Interesse und wird, nachdem es 
seinen prinzipiellen Standpunkt in der be 
kannten Note an König Leopold gewahrt 
hat, die weitere Entwicklung der Sache in 
Ruhe abwarten. 
— Auch der Berichterstatter der „Times" 
meldet authentisch: Die deutsche Regierung 
habe bei der Regierung des Congostaates 
Protest erhoben gegen das anglo-belgische 
Abkommen, als dem Vertrage von 1884 
zwischen Deutschland und dem Congostaate 
zuwiderlaufend. 
Berlin, 2. Juni. Nach einem der „Nat.- 
Ztg. zugegangenen Tehegramm haben die 
Eingeborenen der Nordwestküste von Neu- 
Mecklenburg (Australien) den der Deutschen 
Guinea-Compagnie gehörenden Schooner 
„Senta" aus Hamburg angegriffen. Ein 
Steuermann wurde getödtet. 
Berlin, 4. Juni. Es ist bekannt, daß 
zum Herbst in einer Reihe von oberen 
Verwaltungsstellen Veränderungen ein 
treten. Die Verhandlungen, welche über solche 
Personalfragen zunächst in der Ministerial 
instanz stattzufinden haben, sind, wie der „H. C. 
mittheilt, bereits abgeschlossen. Die bczüg 
lichen Vorschläge liegen nunmehr dem Kaiser 
zur Entscheidung vor. Ob die letztere bald 
erfolgen werde, ist nicht mit Sicherheit zu 
sagen. 
Berlin, 1. Juni. Heute sind cs hundert 
Jahr, daß das „Allgemeine Landrecht 
für die Preußischen Staaten" die 
Rechtskraft erlangt hat. Nach mehrfachen 
Wandlungen unterzeichnete endlich König 
Friedrich Wilhelm II. am 5. Februar 1794 
das „Patent wegen Publication des neuen 
allgemeinen Landrechts für die Preußischen 
Staaten" und legte demselben vom 1. Juni 1794 
an volle Gesetzeskraft bei. 
— Der Vorstand des „Bundes der 
Landwirthe" hatte in einer Eingabe an 
den Landwirthschaftsminister für die durch 
jigten Preisen erbeten unter Hinweis auf 
bei ähnlichen schweren Naturereignissen 
laatsseitig bewilligten Unterstützungen. 
Darauf ist von drei betheiligten Ministerien 
des Innern, der Finanzen und der Land 
wirthschaft ein Bescheid erfolgt, in dem es 
a. heißt: „Wenn bei Ueberschwemmun- 
gen, Deichbrüchen und dergleichen Staats- 
hülfe gewährt worden ist, so ist dies dann 
geschehen, wenn es sich nicht nur um eine 
Beschädigung einzelner handelte, sondern 
wenn eine größere Gesammtheit, — Ge 
meinde oder weitere Bezirke — durch diese 
Ereignisse so in Mitleidenschaft gezogen 
war, daß sie sich mit den eigenen ihr zu 
Gebote stehenden Mitteln aus dieser Noth 
lage zu befreien nicht mehr im Stande 
war. Der durch jenen Orkan an land 
wirthschaftlichen Gebäuden, weniger an 
Inventar und Vorräthen angerichtete Scha 
den ist in einzelnen Landestheilen erheblich. 
Immerhin handelt es sich nur um eine 
hier und da einzelne, wenn auch schwer 
schädigende Calamität, die aber ohne weiter- 
gehende allgemeinere Einwirkung geblieben 
ist, sodaß ein Nothstand nicht anzuerkennen 
i't, der die Aufwendung außerordentlicher 
aatlicher Mittel zu seiner Bekämpfung er 
heischt. Damit ist nicht ausgeschlossen, daß 
wenn in einzelnen besonders schweren hier 
zur Kenntniß kommenden Fällen eine Prü 
mng des Sachverhältnisses das gänzliche 
Unvermögen des Betroffenen, mit eignen 
Mitteln den Schaden wieder zu beseitigen, 
ergeben würde, und wenn die erforderlichen 
Beihülfen nach Lage der Verhältnisse von 
den nächstbetheiligten communalen Verbän 
den nicht verfügbar gemacht werden können, 
ausnahmsweise die Erbittung einer Unter 
tützung aus dem allerhöchsten Dispositions- 
puds in Frage kommen kann." 
Berlin, 4. Juni. Das Banner des 
.eutschen Schützenbundcs, welches sich 
eit dem Berliner Bundesschießen in der Ob 
hut des hiesigen Magistrats befindet, wird 
am 10. Juni in feierlichem Schützenzuge mit 
Musik vom Rathhaus nach dem Bahnhof 
gebracht werden behufs Ueberführung nach 
Mainz, wo vom 17. bis 24. Juni das dies 
jährige Bundesschießen stattfindet. 
Berlin, 4. Juni. Zu dem entsetzlichen 
Familiendrama, welches wir in vor. Sonn 
abendnummer im Telegramm mittheilten, 
entnehmen wir dem „B. T." noch Folgen- 
des: Seeger lebte mit seiner Familie im 
besten Einvernehmen. Er hatte einen sehr 
talentvollen Sohn, auf den er stolz war 
In dem Berliner Handwerker-Verein, zu 
dessen Vorstand er gehörte, spielte er eine 
leitende Rolle, wie er sich früher, bevor 
das Unglück über ihn hereinbrach, über 
haupt iu opferwilliger Weise mit gemein 
nützten öffentlichen Angelegenheiten be 
schäftigt hatte. Seeger, der 51 Jahre 
alt ist, wohnte in dem Hause Große Ham- 
burgerstraße 7 schon seit dem Jahre 1879. 
Seine Wohnung bestand aus drei Zimmern, 
drei Kammern und der Küche. Von. der 
letzteren gelangt man zunächst in einen 
dunklen Raum ohne Fenster, in dem der 
Vater mit dem jüngsten Sohne Martin 
schlief. Neben der Kammer nach dem Hofe 
zu liegt eine einfenstrige Stube, die dem 
44jährigen Bruder Seegers und den beiden 
ältesten Söhnen als Schlafraum diente. 
Auf der anderen Seite der Kammer nach 
den Vorderräumen zu liegt ein zweites 
dunkles Gelaß, wo das Bett des jüngsten 
Kindes, der siebenjährigen Elisabeth 
letzt. Von dort gelangt man in ein zwei- 
enstriges Vorderzimmer, wo Frau Seeger 
auf einem Sopha schlief, endlich in ein 
gleichfalls zweifenstriges Vorderzimmer, das 
als sogenannte gute Stube benutzt wurde 
und unmittelbar vom Flur aus zu betreten 
ist. Gestern Abend ging der Maler Ru- 
dolf Seeger, der Bruder Karl Scegers, 
der bei der Familie wohnte, zu Bett und 
drückte dabei der Schwägerin seine Ver 
wunderung darüber aus, daß die beiden 
Söhne noch nicht schliefen. Daraus erhielt 
er die Antwort: „Nein, gehe nur, Ru 
dolf und Bruno schlafen heute Nacht 
bei uns". Obgleich der so abgefertigte 
Schwager anfangs stutzig wurde, beruhigte 
er sich doch und schlief bald ein. Als er 
am Morgen um 6 Uhr seine Kammer ver 
ließ, sah er in der Schlafkammer seines 
Bruders den 10jährigen Martin als 
Leiche angekleidet auf seinem Bette liegen. 
Das Bett des Vaters ivar unberührt. In 
der zweiten dunklen Kammer lag die kleine 
Elisabeth entkleidet und todt auf ihrem 
Lager. Der 13jährige Bruno lag ent- 
den Orkan vom 12. Februar d. I. ge 
schädigten Landwirthe, insoweit es sich um 
die Zerstörung von Gebäuden und die Ver 
nichtung von Vieh und Vorräthen handelt 
mit Rücksicht auf die Nothlage der Land- 
wirthschaft und den ihr infolge dessen oft 
mangelnden Credit, die Gewährung 
staatlicher Hülfe, insbesondere durch 
Hergäbe des nöthigen Bauholzes zu ermä 
Glück wieder lachen sollte; jetzt muß 
Euch Eurem Schutzpatron überlassen." 
Heribert drückte dem Retter herzlich 
Hand und verschwand alsbald hinter 
,erschlossenen Pförtchen. 
(Fortsetzung folgt.) 
ich 
die 
dem 
seelt auf dem Sopha, das die Mutter zum 
Schlafen benutzte. In fürchterlicher Auf 
regung suchte er nun das zweite Vorder 
zimmer auf, und fand seinen Neffen 
Rudolf, der 19 Jahre zählt, an der 
nach dem Korridor zu belegenen Thüre 
todt auf dem Boden, sein Bruder hing 
an der Thürzarge, während Frau Seeger 
mit einem Strick um den Hals todt cur 
dem Sofa lag. Sofort eilte er nach dem 
nahegelegenen St. Hedwigskrankenhause, 
holte den Dr. Sasse und benachrichtigte 
sodann den Polizeilientenant Enke vom 
13. Polizei-Revier. 
Die erste Aufgabe war, den Familien 
Vater abzuschneiden und, da er noch 
Leben zeigte, Wiederbelebungsversuche 
anzustellen. Seeger starb aber alsbald 
ohne das Bewußtsein erlangt zu haben 
Die Besichtigung der übrigen Leichen hat 
nun ergeben, daß die drei jüngsten Kinder 
theils mit einem Strick, theils mit der 
Hand gewürgt wurden, bis sie bewußtlos 
geworden sing. Dann ist ihnen anscheinend 
Gift eingeflößt worden. Der älteste Sohn 
-cheint dem Elternpaar großen Widerstand 
entgegengesetzt zu haben; denn er hat nicht 
bloß die Würgemarke am Halse, sondern 
ist auch noch mit einem Küchenmesser be 
arbeitet worden. Die Pulsader der linken 
Hand ist durchschnitten. Er hat nach An 
nahme der Polizei um den Plan gewußt 
und zuerst sein Einverständniß erklärt, hat 
auch vielleicht bei der Tödtung seiner Ge 
schwister mitgewirkt. Dann ist ihm aber 
die That leid geworden; denn er hat an 
eine Wand mit Kreide geschrieben: „Ich 
bin dumm". Dabei scheint er vom Vater 
gestört zu sein. 
Die grausige Ermordung der Kinder ist 
anscheinend kurz vor 1 Uhr nach Mitter 
nacht geschehen; denn der Obermeister der 
Malerinnung, Herr Fritz Schnare, hat 
heute Morgen ein Schreiben Seegers er 
halten, das den Stempel Postamt 24 trägt 
und in der verflossenen Nacht z w i s ch en 
ein und fünf Uhr, dem Briefkasten 
übermittelt worden ist. Der Brief, der 
die Beweggründe für das schaurige Drama 
enthält, lautet wörtlich: 
„Viele Verluste, welche ich seit 
Jahren erlitten, haben mich ruinirt. Nach 
jahrelangen Kämpfen bin ich 
zu Ende! Gewährt die Innung auch 
Selbstmördern einfache Beerdigung, so bitte 
ich darum. Wenn es Dir möglich, gedenke 
meiner in Ehren. Es sendet die letzten 
Grüße an Dich und Alle, die eine Theil 
nähme für mich hegen. Lebe wohl. C 
S e e g e r. 
Seeger muß die Absicht gehabt haben 
noch einen Brief zu schreiben; ein zer- 
schnittenes Papier zeigt die Worte: „Euer 
Hochwohlgeboren theile ich ergebenst mit, 
daß 
Nach einer weiteren Mittheilung hat 
Seeger auch einen Brief an seine G e 
Hilfen zurückgelassen, in welchem er um 
Verzeihung bittet für das, was er gethan. 
Das Schreiben schließt: „Ich konnte nicht 
mehr weiter kommen, ohne zu betrügen, 
wie ich betrogen worden bin." 
Die furchtbare Tragödie ruft eine tief 
gehende, theilnahmsvolle Erregung hervor. 
Von vielen Seiten wurde uns die Kunde 
von dem entsetzlichen Vorfall erzählt und 
Leute, die dem unglücklichen Todten näher 
gestanden, haben sie schluchzend erzählt. 
Ein aufregender Zwischenfall ereignete 
sich am Donnerstag-Abend während der 
Vorstellung von „Othello" im Berliner 
Theater. Es war im letzten Akt, Othello- 
Barney hatte eben seine Desdemona er 
dolcht, als plötzlich gellende Schreie vom 
ersten Rang aus ertönten. Eine offenbar 
nervenschwache Dame war in Weinkrämpfe 
verfallen. Entsetzt sprang das Publikum 
von den Sitzen, ’ gerieth in Unruhe und 
wollte schon nach den Ausgängen. Da 
richtete Direktor Barnay einige beschwich 
tigende Worte an das Publikum und ver 
brach sofort den Theaterarzt zu der er 
krankten Dame zu senden. Indessen bau- 
erte es eine ganze Weile, bis diese von 
den Theaterdienern aus der Sitzreihe her 
vorgebracht und mit aller Schonung aus 
dem Zuschauerraum entfernt werden konnte. 
Während sie nach dem Jnspektionszimmer 
getragen wurde, gelten ihre Schreie schau 
rig durch das Haus, bis der herbeigeeilte 
Theaterarzt ihr sachverständigen 83et|ianb 
leistete. Erst nach einer peinlichen Pause 
konnte die unterbrochene Vorstellung zu 
Ende geführt werden. 
Der Rittergutsbesitzer v. Kawaczynski 
tit Liiiowitz (Westr.) wurde wegen mehrerer 
in seiner Brennerei vorgekommener Steuer 
defraudationen und Zuwiderhandlungen von 
der Strafkammer in Thurn zu einer Strafe 
von 100,000 .F verurtheilt. Auf einge 
legte Berufung, die er damit begründete, 
daß er von dem fachmännischen Brennerei 
betriebe nichts verstehe und deshalb für 
Unregelmäßigkeiten nicht haftbar gemacht 
werden könne, ermäßigte das Reichsgericht 
die Strafe auf 36,000 Jt, indem es aus 
führte, daß der Einwand nicht stichhaltig 
sei, weil ein Brennereibesitzer so viel Kennt 
niß haben muß, um zu wissen, ob der 
Brennereibetrieb den gesetzlichen Vorschriften 
gemäß geleitet wird' oder nicht, weshalb 
auch eine Freisprechung nicht erfolgen 
konnte. Gläubiger haben jetzt das Gut 
ur Versteigerung gebracht, welches am 23. 
Juni im 'Gericht zu Löbau versteigert 
wird. 
Ein eigenthümlicher Blitzschlag 
wurde kürzlich nach der „Königsb. Hart. Ztg." 
bei Tapian auf dem Gute Eichen beobachtet. 
Das Wohngebäude und die beiden unweit 
von diesem belegenen Scheunen sind durch 
Blitzableiter verbunden. Der elektrische 
Funke fuhr nun in die über dem Wohn- 
hause emporragendenSpitze des Blitzableiters, 
nahm dann seinen Weg längs der über die 
Scheunendächer führenden Eisenstange bis 
zum Endpunkte derselben und fuhr dort 
unter einem Sprühregen von Funken in 
die Erde. Hier wühlte der Blitz ein drei 
Fuß tiefes Loch aus, stieg dann wieder 
längst der Eisenstange etwa vier Fuß in 
die Höhe und setzte auf einen unmittelbar 
an der Scheune stehenden Wirthschaftswagen 
über, den er total zertrümmerte, ohne jedoch 
zu zünden. Die vor dem Wagen gespannten 
beiden Pferde wurden betäubt zu Boden 
geworfen, sie erholten sich indeß wieder, 
doch lahmten sie derart, daß sie zwei Tage 
lang nicht gebraucht werden konnten. Der 
unter dem Dache der Scheune neben den 
Pferden stehende Knecht hat dagegen nur 
einen starken Luftdruck verspürt. 
Am 30. Mai fand die Hochzeit der Erz 
herzogin Karolina Maria mit dem Prinzen 
August Leopold von Koburg statt. Ueber 
die Toiletten berichtet das „N. W. T.": 
Die Brautrobe aus schwerem Satin de 
Lyon ist reich mit silbergestickten Spitzen 
garnirt, die am Devant in Form dreier 
Bogenzacken bis zur Courschleppe reichen 
und mit einer Myrthenguirlande begrenzt 
erscheinen, die kleine Blütentouffs trägt. 
Ebenfalls in Bogenform umgiebt die Pracht 
volle Silberspitze des Decollets und fällt zum 
Theil auch über die imposanten Bauschär 
mel, die in moderner Art gereiht sind. 
Prachtvoll hebt sich an der im Schluffe in eine 
Watteaufalte geordneten Schleppe die silber 
gestickte Saumkantirung ab, die ein kleines 
Bouillons aus Mousselinechiffon begleitet. 
Das herrliche Kleid ist umhüllt von dem filber- 
kantirten Tüll-Jllusionschleier, der von 
einem sans-gßneartig gebundenen Myrthen 
diadem herabfällt. Erzherzogin Maria 
Immaculata, die Mutter der Braut, erschien 
in einer Prunkrobe aus ganz matt-blau 
grüner Satindurchesse, deren Tablier aus 
weißeni Seidentüll mit reicher Silberstickerei 
fast gedeckt ist. Den Saum der langen 
Schleppe umgiebt ein Schöppchen aus silber 
gesticktem, mit winzigem Flitter ganz be 
säetem Tüll. Die -großen Puffärmel er 
scheinen mit silberbesticktem Tüll drapirt 
desgleichen das Taillendevant; am runden 
Ausschnitte ein herabhängender Tüll 
Volant mit Flitter. Manteau de Cour aus 
dunkelschiefergrauem Velours Miroir, sehr 
reich in Silber gestickt und in einer 
breiten Watteaufalte beim Decollet an 
den Achseln festgehalten. Die Schwester 
der Braut, Erzherzogin Karl Stephan 
trug eine Robe aus Chinä Moirè im 
Stile Louis XIV. Der Stoff hat cur 
weißem, großgewässertem Fonds verschwom 
men eingewebte Blüthentouffs; den Putz 
der Roben bilden der Länge nach am Rocke 
placirte Spitzenapplikationen, reich in Gold 
und weißen Perlen gestickt, deren Ränder 
mit Rosetten aus dunkelwassergrünem und 
lotusrothem Sammet besetzt erscheinen. Erz 
Herzogin Augusta, die Tochter der Erz 
herzogin Gisela, trägt eine reizende Toi 
leite aus mattblauem Atlas, in jugend 
licher Art mit in echtem Silber durchwirkten 
Spitzen geputzt. Hellblaue Atlasmaschen 
und hellblaue Straußfederköpfe erhöhen 
den Reiz dieser, geschmackvollen Robe, deren 
Manteau de com- in schwerem, ebenfalls 
blauen Damast gehalten ist. Spiegelig 
glänzenden Wasserstrahlen gleich durchrieselt 
Silbergewebe den ganzen Stoff. 
Memel, 3. Juni. Durch den scharfen 
Ostwind wurden zwei Fischerboote unweit 
Berndehen verschlagen. Eines derselben mit 
vier Fischern kenterte, wobei drei Mann er 
tranken. Der vierte rettete sich auf den Kiel 
des Bootes und wurde nach einigen Stunden 
von anderen Fischern aufgenommen Das 
zweite verschlagene Boot wurde Vom Libauer 
Dampfer „Bootsmann" gesucht und gefunden. 
Die Insassen waren völlig durchnäßt und 
vor Kalte und Hunger erstarrt. 
Das Betriebsamt Magdeburg-Halberstadt 
macht bekannt: Der Schnellzug 146 von 
Magdeburg nach Braunschweig ist in der 
Nacht zum Sonntag um 12 V 4 Uhr dicht 
vor B a h n h o f H e l m st e d t auf hoheni 
Damm mit Lokomotive und sechs Wagen 
entgleist. Soweit bekannt, Niemand ver- 
letzt. Der Zug blieb, da er langsam fuhr, 
auf dem Bahnplanum stehen. Die Reisen 
den sind mit Sonderzug gegen 2 Uhr- 
weiter befördert worden. 
Breslau, 3. Juni. Wegen CHolera 
gefahr ist, wie die „Brest. Ztg." meldet, 
der Grenzverkehr zwischen Schlesien und 
Russisch-Polen zunächst soweit eingeschränkt, 
daß der Zuzug zu den Wallfahrtsorten 
verhindert und Pässe hierfür nicht ausge 
stellt werden. 
Lieder wurden vom Csior gesungen 
„Schleswig-Holstein meerumschlungen" von 
C. G. Bellmann, „Die linden Lüfte sind 
erwacht" von R. Tschirch, „Das treue deut 
sche Herz" von I. Otte, „Kein Feuer, keine 
Kohle" von Dürrner, „Durch den Wald" 
von Schäffer und „Des Liedes Crystall" 
von Ferd. Schmidt. Außerdem gelangte 
noch eine Anzahl Nummern von einzelnen 
Vereinen zum Vortrag. Heute Abend fin 
den in drei verschiedenen Lokalen Festbälle 
'tatt. An der Jubelfeier nahmen außer 
dem Husumer Männergesangverein 19 Ver 
eine mit ca. 300 Sängern Theil. 
? Kiel, 2. Juni. Am heutigen Tage hat 
die „Germania-Werft inGaarden" fünf 
hundert Arbeiter neu eingestellt, da der ge 
nannten Privatwerft außer dem Bau von 
wei Dampfern von je 4000 Registertons, 
welche für den Norddeutschen Lloyd in Bremen 
bestellt sind, nunmehr noch ein Auftrag auf 
Erbauung eines großen eisernen Segelschiffes 
endgültig ertheilt ist. 
Holtenau, 1. Juni. Ein Matrose sprang 
gestern, dem „H. C." zufolge, mit seiner 
Braut, einem Mädchen aus Brandenburg, 
bei der Voßbrooker Bucht in die Föhrde, 
nachdem er sich mit der Todesgenossin 
durch ein Kleidungsstück verbunden. Als 
er aber im Wasser war, entledigte er sich 
dieser Fessel und versuchte mit dem Mäd 
chen dem Ufer zuzuschwimmen. Als Hilfe 
nahte, konnte der Matrose noch gerettet 
werden, das Mädchen war aber schon ver 
sunken. Die Leiche der Unglücklichen wurde 
bald darauf gefunden. 
Wie aus Kappeln, 1. Juni, geschrieben 
In dem vor Kurzem gemeldeten Klavier 
Handel im Dorfe B. bei Tondcrn haben 
sich Verkäufer und Käufer dahin geeinigt, 
daß Letzterer als Abstandsgeld dem Ersteren 
40 Mk. zahlt; der Verkäufer behalt das 
Klavier. ^ 
A Husum, 3. Juni. Das gestern und 
heute in Anlaß des fünfzigjährigen Jubi 
läums des Männergesangveretns abgehaltene 
Süngerfest nahm einen für alle Theilnehmer 
hochbefriedigenden Verlauf. Die Stadt war 
zu Ehren der Sänger mit Guirlanden, 
Fahnen und Tannen aufs Schönste ge 
schmückt. Auf dem gestrigen Kommers, 
den Herr Bürgermeister Gurlitt eröffnete, 
wurde dem Jubiläumsverein vom südschles- 
wigschen Sängerbund ein Fahnenband und 
von Frl. Jensen ein von jungen Damen 
(Geschwister Jensen) angefertigtes sehr hüb 
sches Banner überreicht. Der Festzug, der 
sich heute durch die Straßen der Stadt be 
wegte, bot mit dem Herold an der Spitze 
und den zahlreichen Bannern und Fahnen 
ein imposantes und farbenreiches Bild. 
das Hauptkonzert war sehr . gut besucht 
und fand in allen seinen Theilen den leb 
wird, hat der Versand von lebendem Vieh 
nach europäischen Häfen dieses Jahr sehr- 
große Dimensionen angenommen. Auf 
sämmtlichen Dampfern, welche sich mit 
Viehtransport befassen, ist bereits jetzt schon 
aller verfügbare Raum bis zum 1. Oktober 
belegt und zwar zum Transportpreise von 
5-7 Ji pr. Stück Rindvieh bis zum Ham 
burger Hafen. Nach dem 1. Oktober be 
rechnen die Viehversicherungs-Gesellschaften 
höhere Prämien wegen der Stürme und 
der daraus resultirenden größeren Sterb 
lichkeit unter dem Vieh und wird der 
Transport von dieser Zeit an nachlassen. 
Auch viele Schafe werden zum Transport 
preise von 7 ,/U pr. Stück nach Europa 
importirt; dieselben kommen größtentheils 
aus Montana und Wyoming. Ein für 
den Viehtransport eingerichteter Dampfer 
kann ungefähr 800 Rinder und 3500 
Schafe befördern. Bis zum 1. Oktober 
sollen insgesammt etwa 30 000 Rinder 
und 50—100,000 Schafe über das Meer 
gebracht werden. Für den Transport von 
ausgeschlachtetem Fleisch werden jetzt eben 
falls beträchtliche Anstrengungen gemacht 
und die neuen Dampfer der Hamburg- 
Amerikanischen Packetfahrt - Aktien - GeseÜ- 
schaft „Prussia" und „Persia" sind mit 
spezieller Rücksicht hierauf gebaut und mit 
enormen Eiskammern versehen. 
cf Owschlag, 3. Juni. Der Landmann 
Jürgen Peters in Hummelfeld kaufte den der 
Wittwc Peters gehörigen Landbesitz in Stein- 
sicken mit vollem Beschlag für 29000 Jl■ 
Der Antritt erfolgt zum 15. Juni. — Mi 
die neuerbaute Meierei in Ramsdorf wurde 
gestern der Kessel mit den anderen Maschinen- 
theilen, geliefert von der Firma Rohwer und 
Ehlers in Neumünster, von dem hiesigen 
Bahnhof geholt. Die Meierei wird wahr 
scheinlich zum 1. Juli in Thätigkeit gesetzt 
werden. 
*** Nortorf, 2. Juni. Das am 17. 
d. Mts. hier stattfindende Rendsburgec 
Kreis-Sängerfest wird sich trotz des 
Schleswiger Sängerfestes, des an demselben 
Tage beginnenden Musikfestes in Kiel und 
der vielen andern ähnlichen Festlichkeiten 
eines zahlreichen Besuches erfreuen. Es 
haben sich angemeldet die Rendsburger 
Liedertafel, der Büdelsdorser Gesangverein, 
die Langwedeler Liedertafel, der Fockbecker 
Gesangverein, der Hohenwestedter Gesang 
verein, die „Concordia" aus Kiel, die Lieder 
tafel des Werkmeister-Bezirksvereins in 
Neumüuster, der Schülldorf-Schachter-Ge- 
sangverein, ein Bäckergesangverein in Al 
tona, der Osterrönfelder Gesangverein, der 
Gesangverein zu Klein-Bollstedt, Mitglieder 
der Liedertafel zu Neumünster und der zu 
Schenefeld, der „Club Gemüthlichkeit" iu 
Nortorf, sowie die Nortorser Liedertafel- 
Kosten und Mühe werden nicht gespa^ 
werden, um den Sängern den Aufenthalt 
hierselbft so angenehm ats möglich zu ge 
stalten. Vielleicht ist dem Einen oder Ander» 
die Erinnerung an das im Jahre 1882, 
hier abgehaltenen Sängerfest noch lebendig; 
denn trotz einfacher Verhältnisse, haben be> 
derartigen Gelegenheiten kleine Orte vor 
größeren eins voraus: Die ganze Be 
völkerung geht in dem gemeinsamen Zşş 
auf. Jeder gibt sein Bestes, um den Gäste» 
die Feststunden nach Kräften zu verschöile»"- 
Wer kommt, kann herzlichster Aufnahm" 
versichert sein. 
— Nortorf, 3. Juni. Kürzlich wu»o 
zu der am 17. d. M. stattfindenden SWr) 
schau von Seiten des Komites die 3 el . ļ( 
auf dem Festplatze und die Tanzsäle, ļ 
welchen der Ball abgehalten werden 1» ' 
verdungen. Der Ball wird bei Heesw 
und Klünder stattfinden. Für diese B 
günstigung zahlen die beiden S»" ün " if 
Wirthe dem Komite jeder 100 Mk. 
koppel v 
übergebet 
torfer M 
mann B> 
sigen Or 
Umfange 
verkaufte 
an den 
In Kürz 
errichtet 
Bedürfm 
b Du» 
Zismer 
Schlcth's 
die Sum 
D B 
wehrfe 
Kreises 
und pr 
vorhergc 
theiligui 
selben f 
Fenerwc 
auf der 
vorstehe: 
mann v 
der Ste 
Feuerw« 
Herren: 
der Ha 
Vize-Ha 
Joh. Kr 
stell». £ 
Zugfühl 
Reserve 
Männer 
A. Rod 
Warnhc 
Ströh, 
überreic 
Herr C 
den be 
Helm : 
des Ab 
ausgefü 
gestrige 
Das W 
Vormit 
außeroi 
der fre: 
Hauptn 
statt, d 
Lorenzc 
kommet 
darbot, 
dorş in 
legirten 
Kreisve 
westedt, 
konstati 
von 1i 
war. . 
lung dl 
feucrwe 
Mann 
Jnni 
Verban 
2450 A 
Die Ei 
Jahr 
49,26 
Punkt 
über ei 
wehr ii 
Spritze. 
Kreisvo 
desdirek 
verweilt 
und fand in allen seinen Dyeuen oen reo- Wtrrye oem straw jeuw s • 
haften Beifall der Zuhörer. Folgende! Herstellung der Baulichkeiten aus oer 
einer n 
Gemein 
abgelehi 
lehnt, 
aus Kil 
sprechm 
wehrweş 
gen stat 
Die 
standes 
die Tc 
nächster 
feld an, 
diese 6 
marscher 
Nach 
Kruge e 
50 Pers 
betheilig 
v. Plaev 
Director 
Den Ka 
v. Plaei 
Momme 
und He: 
des Ver 
schlossen 
Festtafel 
Auf dem 
Übungen 
bestand i 
Steigert! 
Paraden: 
kor sprac 
aus und 
«uf vort 
^äthe au 
sich ein 
Wurden 
în loben! 
hiesigen 
siebter T 
Hbernahn 
°er Rett 
konnte dl 
>var sehr
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.