Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

Inland. 
— Der Fürsterz bisch of von Olmütz, Dr. 
Theodor Kohn, ist, wie angekündigt, 
gestern Nachmittag gegen 5 Uhr vom 
Kaiser in Audienz empfangen worden. 
Der Kirchensürst wurde mit seinem Beglei 
ter Prälaten Dr. Klug in einem Hofstaat 
wagen von seinem Hotel nach dem könig 
lichen Schlosse abgeholt und dort durch 
den Oberhof- und Hausmarschall Grafen 
Eulenburg bei dem Monarchen eingeführt. 
Die Audienz ging in Gegenwart des Reichs 
kanzlers, des Präsidenten des Staatsmini 
steriums und des Unterrichtsministers vor 
sich. Darauf wurde der Fürsterzbischof 
von der Kaiserin empfangen und zur 
königlichen Tafel gezogen; diese war zu 
48 Gedecken servirt. Die Geladenen waren 
die hier anwesenden Prinzen und Prinzes 
sinnen des königlichen Hauses, die vorhin 
genannten höchsten Würdenträger des Staa- 
tes und der kommandirende General des 
Garde-Korps. 
— Zum Oberpräsidenten von 
Schlesien wird, wie wir dem „Hamb. 
Corr." entnehmen, wahrscheinlich Graf 
Udo Stolberg, zur Zeit Oberpräsident 
in Ostpreußen, ernannt werden. Graf Stol 
berg besitze eine Fideikommißherrschaft 
Kreppelhof in der Provinz Schlesien, habe 
lange Jahre dort seinen Wohnsitz gehabt 
und auch einige Jahre lang das Land 
rathsamt des betreffenden Kreises Lands 
hut verwaltet. 
Berlin, 31. Mai. Der „Reichs-Anz." 
schreibt: Unter Bezugnahme auf die Ver 
fügung vom 5. April d. I. ließ der Finanz 
minister den Regierungen unter dem 20. 
Mai d. I. eine Zusammenstellung der die 
Obliegenheiten der Gemeinde- und Guts 
vorstände bei Veranlagung der Ge 
werbesteuer betreffenden Bestimmungen 
zugehen. 
— Zur Strafgesetznovelle theilt die 
„Post" mit, daß die Bundesstaaten, welche 
gegen die Wiedereinführung der Berufung 
Bedenken geltend machten, Sachsen, Wärt- 
temberg und Hamburg ihre Einwände nach 
träglich haben fallen lassen, nachdem sie 
sich überzeugt haben, daß die Mehrheit in 
diesem Falle zu Gunsten des preußischen 
Vorschlags eintrat. 
— Einer Entscheidung des preußischen 
Finanzministers zufolge sind alle Schrift 
stücke, in denen die Adressaten von Fracht 
briefen die Güterabfertigungsstellen ersuchen, 
die für sie eingehenden Sendungen an 
einen Dritten auszuhändigen, als Voll 
machten anzusehen und demnach dem vorge 
schriebenen Stempelunterworfen. 
— „Kanzler Leist hat ein durchaus 
gesetzliches Mittel, um der Disciplinarunter 
suchung aus dem Wege zu gehen. Er 
braucht nur von der Befugniß des § 100 
des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der 
Reichsbeamten Gebrauch zu machen und 
unter Verzicht auf Titel, Gehalt und 
Pensionsanspruch um seine Entlassung aus 
dem Reichsdienst nachzusuchen, dann muß das 
Disziplinarverfahren gegen ihn eingestellt 
werden. In der „Allg Ztg." findet sich 
über diese Angelegenheit şolgende Be 
trachtung: „Es machen sich übrigens manche 
principielle Bedenken gegen die Anwendung 
der gewöhnlichen Disziplarbestimmungen 
auf die eigenartigen Rechts- und Amtsver 
hältnisse der Reichsbeamten in den Schutz 
gebieten geltend. Wie sich nämlich seiner 
Zeit angesichts der ersten Nachrichten über 
die Ursachen der Kameruner Revolte eine 
Discussion darüber entspinnen konnte, 
ob der stellvertretende Gouverneur zur An- 
Wendung der körperlichen Züchtigung auf 
die dahomensischen Weiber befugt ge 
wesen, so ließe sich eine Reihe von Fällen 
denken, die einen inländischen Reichsbe- 
amten nicht nur vor einen Disciplinarhof, 
sondern auf die Anklagebank eines Schwur 
gerichts und schließlich ins Zuchthaus 
bringen würden, während man sich bei einem 
Beamten der Schutzgebiete fragen kann, 
ob auch nur eine disciplinarische Ahndung 
am Platze sei. Hier ist jedenfalls eine 
Lücke in unserer Gesetzgebung zu konstatiren, 
deren Vorhandensein glücklicher Weise bis 
her noch nicht bemerkt wurde, sich aber 
angesichts der traurigen Fälle des Kanzlers 
Leist und des Assessors Wehlau nicht mehr 
verbergen läßt. Es ist somit eine sehr 
schwierige Aufgabe, welche der Disziplinar- 
hof zu lösen haben wird. Wenn freilich 
alles sich bewahrheiten sollte, was Schlim 
mes gemeldet worden ist, dann liegt die 
Sache verhältnismäßig einfach. Dann 
wird der Disziplinarhof die Akten der 
Voruntersuchung einfach dem Staatsanwalt 
zu übergeben haben zur Einleitung der 
strafrechtlichen Verfolgung, und die Ab- 
urtheilung müßte nach den klaren Be 
stimmungen des Reichs - Strafgesetzbuches 
erfolgen. 
— Zum „Fall B r a u s e w e t t e r" 
geht dem „Leipz. Tagebl." folgende Mit 
theilung zu, für die dem Blatte die Ver 
antwortung überlassen bleiben muß: „Die 
einzige Folge, welche der bekannte Prozeß 
bisher hatte, ist die, daß der Justizminister 
die Akten in Sachen Adam und Genossen 
von der Strafkammer sowie das stenogra 
phische Protokoll vom Polizeipräsidium zur 
persönlichen Einsicht erhalten hat. Ob und 
welche Entschlüsse er daraufhin fassen wird, 
z eht noch dahin. Ebenso wenig ist etwas 
darüber bestimmt worden, ob Herr Brause 
wetter feinen Vorsitz in der Strafkammer 
behalten oder einer Civilkammer überwiesen 
werden soll. Abgesehen davon, daß eine 
derartige Maßregel nur vor Beginn des 
neuen Geschäftsjahres eintreten könnte, 
wird sich der Justizminister einer Anregung 
nach dieser Richtung hin diesmal umsomehr 
enthalten, als bereits im Jahre 1892, wo 
dieselbe Frage dem Präsidium des Land 
gerichts vorlag, dieses mit Stimmenmehr 
heit die Versetzung abgelehnt hat." 
Außer den beiden Arbeitern Marx und 
Kreen ist auch der Gastwirth Frei 
berg in Berlin wegen Betheiligung an 
dem Todtschlagsversuch auf den Schiffs 
eigner Habich verhaftet worden. Habich 
war im Lokale Freibergs mit Gästen über 
politische Fragen in Streit gerathen und 
vom Wirth hinausgeworfen worden. Die 
Genannten verfolgten ihn und schlugen in 
Gemeinschaft mit einer vierten noch nicht 
ermittelten Person auf ihn ein. Daun 
warfen sie ihn auf das Bollwerk neben der 
Grünstraße, wo Marx wiederum mit einem 
Stock auf ihn einschlug, und schließlich 
wurde Habich aus einer Höhe von 5—6 
Metern in den Kanal geworfen. Die 
Thäter liefen in das Wirthshaus zurück. 
Wenig rühmlichen Antheil hat auch Frau 
Freiberg an dem Vorgang genommen, die 
Habich im Wasser bemerkte und sich mit 
den Worten: „Laßt den Hund doch liegen" 
entfernte. 
— Währt ehrlich noch immer am läng 
sten? Man wird versucht, so zu fragen, 
wenn man sieht, wie der ehrliche Geschäfts 
betrieb nur zu oft überflügelt wird von 
der unehrlichen Konkurrenz, wie der 
falsche Schein nur zu häufig mehr gilt als 
der wahre Werth, wie unter der unehrlichen 
Konkurrenz, unter dem modernen Ge 
schäftsschwindel alle Kreise des Volkes, 
die Erzeuger und Händler und der Käufer 
mehr oder minder empfindlich zu leiden 
haben. 
Einem Proteus gleichst die moderne Ge 
schäftskorruption. Unter den mannigfaltig 
sten Formen tritt sie auf, drängt sich her 
an, preist sich an, stets in der Absicht, ihre 
meist minderwerthige Waare zu scheinbar 
billigen Preisen an den Mann zu bringen. 
Zahllos sind die Nachahmungen und Fäl 
schungen von Firmen und Marken, die sie 
anwendet, um sich das Vertrauen zu er 
schleichen, das der ehrliche Geschäftsmann 
erwarb. Nicht selten verleitet sie die An 
gestellten des ehrlichen Konkurrenten zum 
Verrath von Geschäftsgeheimnissen. Zu 
weilen versucht sie die verleumderische Her 
abwürdigung des ehrlichen Konkurrenten. 
Zu einer ehedem unerhörten Entfaltung 
und Raffinement hat sie die Fälschungen 
und Verschlechterungen von Waaren aller 
Art gebracht. Mit großem Erfolge werden 
von ihr weitgehende Verkürzungen von 
Maaß und Gewicht in den Kleinverkauf 
gebracht. Dabei bedient sie sich in der 
Regel einer verführenden, marktschreierischen, 
nicht selten an Betrug grenzenden Reklame. 
Unter den eigenthümlichen Auswüchsen der 
modernen Geschäftskorruption sind ganz be 
sonders zu nennen die Schein-Ausverkäufe 
und Schein-Auktionen, die Gelegenheits 
verkäufe namentlich von Restern, Teppichen 
und Möbeln, die Ramschbazare, die Ab 
zahlungsgeschäfte u. s. w., ferner die Miß 
bräuche mit Konkursen und Ausgleichen, 
mit der Verschleuderung von Konkurs 
waarenlagern u. s. w. Endlich ist auch im 
Submissionswesen, im Baugeschäft und an 
der Börse die unehrliche Konkurrenz immer 
stärker hervorgetreten. 
Alle diese Formen und Erscheinungen 
der modernen Geschästskorruption sollen an 
dieser Stelle in einer Reihe kurzer Auf 
sätze aus der Praxis und den Erfahrungen 
des Lebens heraus geschildet werden unter 
Angabe der Mittel und Wege, welche zum 
Schutze des ehrlichen Geschäftsmannes, zum 
Schutze des Verbrauchers, wie des Er 
zeugers dagegen zwecksam und wirksam zu 
empfehlen sind. 
Schon seit Jahren in Deutschland wie 
im Auslande ein scharfer Beobachter der 
modernen Geschästskurruption hat Herr 
Paul Dehn auf unser Ersuchen sich bereit 
erklärt, diese Aussätze für die „Deutsche 
Warte" zu schreiben, um weitesten Kreisen 
zur Anschauung zu bringen, wie die mo 
derne Geschäftskorruption verfährt, wie die 
unehrliche Konkurrenz arbeitet, welche Prak 
tiken dabei zum Schaden des ehrlichen Ge 
schäftsmannes und zur Täuschung des Pub 
likums am häufigsten geübt werden und 
auf welche Weise dagegen anzukämpfen ist. 
Ein d r e i st e r D i e b st a h l ist am 
Dienstag Nachmittag in Berlin bei dem 
Hauseigenthümer und Schlächtermeister 
ienstruck verübt worden. Vor einigen 
Tagen starb der Familie Wienstruck ein 
Sohn, welcher am Dienstag beerdigt wurde. 
Die Abwesenheit der Familie benutzten die 
Diebe, um in die Wohnung einzubrechen. 
Zur Beute fielen ihnen 3600 Mark, 2 
Sparkassenbücher und — ein Kanarienvogel. 
Ein Hund, welcher in der Wohnung zurück 
gelassen war, wurde von den Einbrechern 
todtgeschlagen. Die Diebe sind unge 
sehen entkommen. 
Zwei Schutzmänner sollten die Wohnung 
eines Mädchens in der Pappelallee in 
Berlin kontrolliren und fanden mehrere 
verdächtige Personen, darunter den von 
den Rieselfeldern entsprungenen, mehrfach 
bestraften Arbeiter Lewin. Ein Kriminal- 
Schutzmann wollte ihn sistiren, Lewin floh 
unterwegs in ein benachbartes Haus. Als 
der Beamte ihn wieder fassen wollte, er 
hielt er von Lewin mit einem Messer einen 
Stich in die linke Brustseite, der zwar 
nicht lebensgefährlich ist, aber doch immer 
hin erheblich genannt werden muß. Die 
tödtliche Wirkung des Stiches ist nur 
durch die schräge Richtung abgeschwächt 
worden. Arbeiter kamen dem Schutzmann 
zu Hilfe und fesselten den Widerspenstigen 
in nicht gerade sanfter Weise, so daß seine 
Festnahme endlich bewerkstelligt wurde. 
Der Schauplatz einer aufregenden Szene 
war in der letzten Nacht das Hotel „Schwe 
riner Hof" in Berlin. Kurz nach 3 Uhr 
war in der unter der Treppe belegenen 
Portierstube Feuer entstanden, das in dem 
kleinen Raume so schnell um sich griff, daß 
der Portier erhebliche Brandwunden an 
Händen und Füßen erlitt. Obgleich eine 
ernstere Feuersgefahr für die oberen Stock 
werke gar nicht vorlag, bemächtigte sich 
doch einzelner Hotelgäste eine große Auf 
regung, und ein russischer Hotelgast wurde 
so von Angst erfüllt, daß er aus dem 
dritten Stock in den Hof hinabsprang 
Zum Glück erlitt er bei diesem thörichten 
Rettungsversuch nur leichte Verletzungen 
an beiden Armen. Der schwerverletzte 
Portier wurde in die Klinik befördert. 
Berlin, 31. Mai. Der Zentralausschuß 
hiesiger kaufmännischer, gewerblicher und 
industrieller Vereine, die zusammen etwa 
6000 Mitglieder zählen, hat an den Mini 
ster der öffentlichen Arbeiten eine Eingabe 
wegen Umformung der Personen 
tarife gerichtet. Die Eingabe bezieht 
sich auf die Aeußerungen des Ministers 
im Abgeordnetenhause, durch die er selbst 
das gegenwärtige Personentarif-System als 
unhaltbar bezeichnet hat und schließt mit 
dem Gesuch, gegenwärtig den Zeitpunkt 
für die Tarifreform gekommen zu erachten. 
Zu dem Hauseinsturz in der Kochstraße 
in Berlin. Zu einem Lokaltermin, der 
von 2 bis etwa 4 Uhr dauerte, hatten sich 
gestern Nachmittag der Untersuchungsrichter, 
Staatsanwalt Strehler, Geh. Regierungs 
und Baurath Weber, Baurath Hacker und 
Reviervorstand, Polizeilieutenant Hennig 
auf dem Grundstück Kochstraße 73 ver 
sammelt. Der Eigenthümer Schönner und 
treffen Bauführer Miete wareu gleichfalls 
anwesend. Die genaue Prüfung der Sach 
lage ergab, daß die bereits mehrfach er 
wähnte Mittelwand, der man zuviel Trag 
fähigkeit angetraut hatte, zuerst eingestürzt 
ist und die Katastrophe nach sich gezogen 
hat. Damit ist indessen die Untersuchung noch 
nicht erschöpft. Um die Schuldfrage genau 
festzustellen, ist noch beschlossen worden, den 
stehengebliebenen und jetzt von Schutt um 
lagerten Theil der Wand freizulegen und 
festzustellen, ob es möglich gewesen ist, den 
Zustand der eingestürzten Wand von Außen 
mit bloßem Auge zu erkennen. Schon heute 
wird mit den Aufräumungsarbeiten 
begonnen werden. Nachdem ein Theil 
der freistehenden linksseitigen Frontwand ab 
getragen ist, kann der Trümmerhaufen aus 
dem Erdgeschoß entfernt werden. Eine Ab 
steifung des Kellergeschosses ist wegen der 
für dasselbe bestehenden Gefahr eines Ein 
sturzes für nothwendig erachtet worden. 
— Die Berathungen über die ander 
weitige Organisation des höheren Mäd 
chenschulwesens, über die bekanntlich 
Conferenzen stattgefunden haben, sind nun- 
mehr zunl Abschluß gekommen. Der Mi 
nister Dr. Bosse hat die zu erlassenden 
Verfügungen soeben vollzogen. Sie sollen, 
wie die „Berl. N. N." hören, in aller 
nächster Zeit veröffentlicht werden. Nach 
den neuen Bestimmungen werden die wissen 
schaftlichen Lehrer an den höheren Töchter 
schulen ihren Collegen an den höheren 
Knabenschulen (Gymnasien rc.) insofern 
gleichgestellt, als auch von ihnen ein be 
stimmter Prozentsatz den Professortitel und 
den Rang der Räthe 4. Classe erhalten 
soll u. s. w. Die neuen Lehrpläne treten 
vom April 1895 in Wirksamkeit. 
Potsdam, 31. Mai. Die Einreihung 
des Prinzen Adalbert bei dem 1. Garde- 
Regiment fand heute Vormittag im Lust 
garten statt. Das Garde-Regiment war im 
Carrö, dem Schlosse gegenüber aufgestellt. 
Der Kaiser, im Beisein des Kronprinzen, 
sowie des Prinzen Albert und Eitel Fritz, 
hielt in der Mitte des Carrös eine An 
sprache, nach der der Prinz Adalbert in 
die erste Compagnie des Regiments ein 
trat. Hierauf brachte Oberst von Kessel 
ein Hoch auf den Kaiser aus, in das die 
Truppen mit einem dreimaligen Hurrah 
einstimmten. Die Kaiserin sah vom Fenster 
des Schlosses aus dem militärischen Acte zu. 
Aus Jnowrazlaw meldet die „Voss. Ztg." : 
In die hiesige Gemeindeschule schlug wäh 
rend des Unterrichts der Blitz ein. Et 
entstand eine große Panik, bei der jedoch 
keine Verletzungen vorkamen. 
Eine schwere Blutthat ist am Mitt 
woch in Spandau verübt worden. Ein 
arbeitsloser Zimmermann Namens G r u n o w 
kam auf einen Neubau und fragte um 
Beschäftigung an: er wurde aber mit 
höhnischen Worten abgewiesen. Indem er 
sich entfernte, belästigte er die Arbeiter 
aus Unmuth über seine Abweisung, indem 
er kleine Steine nach dem Bau warf. 
Nunmehr trat der Polier auf ihn zu und 
schlug ihn mit einem Stück Holz nieder 
Der Getroffene blieb regungslos liegen; 
das Blut drang ihm aus dem Munde 
und einer starken Wunde am Hinterkopf. 
Der anscheinend lebensgefährlich Verletzte 
wurde nach dem Krankenhause geschafft. 
Der Thäter, Polier Tesch, ist von dem 
Bau weg verhaftet worden. 
Ein zweiter Eisenbahnunfall 
hat sich am gestrigen Abend um 8 V 2 Uhr 
bei Spandau, zwischen dem Bahnhöfe und 
Charlottenburg bei Bilde 0 ereignet. Der 
Köln-Berliner Schnellzug, der um 8 Uhr 
10 Minuten in Charlottenburg fällig ist, 
entgleiste. Zwei Beamte und mehrere 
Mitreisende sind verletzt, zum Glück 
alle nur leicht. Der Zug war in Folge 
des gestrigen Unfalles iu Spandau aufge 
halten, da der Verkehr von und nach 
Charlottenburg nur über ein einziges Ge 
leise geleitet werden konnte. » 
Posen, 30. Mai. Angesichts der von 
Rußland drohendenCholeragef ahr haben 
die Minister des Innern, der Finanzen 
und der Kultus von den ihnen unterge 
ordneten Behörden Bericht darüber einge 
fordert, ob es nothwendig sein werde, auf 
der Warthe ebenso wie auf der Weichsel 
den Gesundheitsüberwachungsdienst 
für Flößerei und Schifffahrtsverkehr zu 
eröffnen. 
Sprottau, 31. Mai. Der Kassirer 
Hiller der industriellen Vorschußkasse 
wurde ermordet aufgefunden. 
Gelsenkirchen, 29. Mai. Auf offener 
Straße erstach gestern Abend ein polnischer 
Bergmann, ein blutjunges Bürschchen, den 
ruhig und ahnungslos seines Weges gehen- 
den Schneidermeister Jahn, begab sich dann 
nach Hause, legte das Mordmefser unter 
sein Kopfkissen und sich in das Bett, aus 
dem ihn die Polizei jedoch bald holte. 
Den Jahn hatte der Stich ins Herz ge 
troffen und sofort getödtet. 
Nach Fertigstellung des neuen Kunstaus 
stellungsgebäudes in Dresden soll die erste 
ak ade mische Kunstausstellung 
in demselben in der Zeit vom 1. August 
bis 5. November d. I. abgehalten werden. 
Zu Ankäufen von Oelgemälden deutscher 
lebender Künstler stehen 108.000 Mk. aus 
der Pröll-Heucr-Stiftung zur Verfügung. 
Für diese Ausstellung bestimmte Original 
werke der bildenden Kunst sind bis zum 
15. Juni bei der Ausstellungskommission 
anzumelden und vom 25. Juni bis späte- 
tens 14. Juli einzusenden. 
Dresden, 31. Mai. Nach einer Ent- 
cheidung der Amtshauptmannschaft Zwickau, 
der auch die Kreishauptmannschaft Zwickau 
zugestimmt hat, sind die in Sachsen er- 
richteten Mitgliedschaften und Zahlstellen 
der größtentheils in Preußen domiciliren- 
den gewerkschaftlichen Centralver- 
dände als Zweigvereine dieser Central- 
Organisationen zu betrachten, und da sich 
diese in der Regel mit öffentlichen An 
gelegenheiten im Sinne des sächsischen Ver 
einsgesetzes beschäftigen, so werden diese 
Zahlstellen, wenn sie nicht die im § 24 
dieses Gesetzes vorgeschriebenen Rechte der 
Körperschaft erlangt haben, aufgelöst. 
Es ist dies im Bezirke der Amtshaupt 
mannschaft" Zwickau mit den dort gegrün- 
beten Mitgliedschaften des Textilarbeiter - 
Verbandes geschehen, und die Kreishaupt 
mannschaft Zwickau hat diesen Beschluß 
auch bestätigt. 
München, 31. Mai- Heute Vormittag 
9 Uhr eröffnete der Prinz-Regent die 
K u n st - A u s st e l l u n g der Secessio- 
nisten. 
Frankfurt a. M-, 31. Mai. Der Streik 
in der Kleyer'schen Fahrradfabrik ist zu 
Ungunsten der Arbeiter beendet. Die 
Plätze der Streikenden sind voll besetzt. 
Als der Ermordung des Forstwarts 
Birnstiel in Brennesgrün (Thüringen) ver 
dächtig ist der Schieferarbeiter Ernst 
Franke aus Nöttersdorf, der seit 4 Jahren 
in Lehesten wohnt und vom ersten Augen 
blick an als der Mörder bezeichnet wurde, 
verhaftet worden. 
Aus Baden, 29. Mai. Die Aeußerung, 
die Finanzminister Buchen berg er über 
die Deckung der Kosten der Militär 
vorlage im badischen Landtage gemacht 
hat, liegt nunmehr im stenographischen 
Kammerbericht vor. Sie lautet in dem 
selben: Ich kann bei dieser Gelegenheit 
nicht unterlassen, zu bemerken, daß ich mich 
eines leichten Lächelns nicht erwehren 
konnte, wenn ich Vorschläge hörte, die auf- 
gestellt worden sind, als ob es möglich 
wäre, die Kosten der Militärvorlage von 
I V-, bis 2 Mill. (Antheil Badens) ledig- 
lich im Wege des höheren Bezugs der lei- 
stungsfähigsten und kräftigsten Schultern 
herbeizuführen". _ 
Köln, 31. Mai. Die heutige von 28 
Aktionären mit 4857 Stimmen besuchte 
Geueralversammlung der vereinigten Köln- 
Rottweiler Pulverfabriken genehmigte den 
vorgelegten Rechnungsabschluß und die Vor 
schlüge zur Vertheilung des Reingewinnes, 
wonach die Dividende von 12 V 2 pCt. zur 
Auszahlung kommt. 
Breslau, 31. Mai. Der Breslauer i n 
ternationale Maschinen markt, 
welcher reichhaltig beschickt ist, wurde heute 
Nachmittag eröffnet. 
Stuttgart, 31. Mai. In Gingen riß 
heute Nachmittag die Verbindung einer 
Lokomotive mit dem Zuge. Lokomotiv' 
führer und Heizer stürzten hinab, wobei 
Letzterem durch die nachfolgenden Wagen 
beide Beine abgefahren wurden. Die 
führerlose Maschine raste 12 Minuten 
weiter bis Anstetten, wo sie auf einen 
Güterzug stieß und den hinten stehenden 
Wagenwärter tödtete. 
Der bei dem Brandunglück in Meincrz- 
Hagen vermißte 74jährige Bauer ist als 
verkohlte Leiche unter den Trümmern her 
vorgezogen worden. 
Eine Beamtenausschreitung beschäftigte 
dieser Tage die Strafkammer in Straß 
burg i- E. Ein Bettler Namens Lacher 
hatte den Schutzmann Stephan, als dieser 
ihn wegen Bettelns verhaften wollte, mit 
der Faust ins Gesicht geschlagen und war 
dann davongelaufen. Der Schutzmann eilte 
dem Fliehenden nach, bearbeitete ihn mit 
der flachen Klinge und brachte ihm hinten 
theilweise schwere Wunden bei. Selbst als 
Lacher blutüberströmt und wehrlos am 
Boden lag, hörte die Mißhandlung nicht 
auf. Der Schutzmann erhielt wegen ge 
fährlicher Körperverletzung zwei Wochen 
Gefängniß. Lacher, der infolge der Miß 
handlung zeitlebens Invalide bleiben wird, 
wegen Bettelns 4 Wochen Haft, die durch 
die Untersuchungshaft als verbüßt erklärt 
wurden, außerdem wegen Widerstandes 
gegen die Staatsgewalt 3 Monate Ge 
fängniß. 
Zum Aufsuchen von Verwun 
deten in Kriegsfällen werden bekanntlich 
-eit einigen Jahren bei einzelnen Regimen 
tern Versuche mit Hunden angestellt. 
Nach einer Lokalkorrespondenz ist dieser 
Tage eine Abtheilung Gardejäger mit vier 
Schweißhunden nach Nauen abgegangen, 
um sich an den Nachforschungen nach dem 
von dort spurlos verschwundenen Zimmer 
meister Daniel Sittel zu betheiligen. 
Unter Aufgebot des 300 Mann starken 
Arbeiterpersonals des Sittel'schen Bauge 
schäfts ist schon die ganze Umgebung von 
Nauen vergeblich abgesucht worden. Das 
Jägerdetachement soll nun mit Unterstützung 
der Hunde die Gegend nochmals durchstreifen. 
Die siebenzigjährige Geburtstagsfeier für 
Herrn v. Bennigsen soll in Hannover 
am 10. Juli besonders festlich begangen 
werden und sich über drei Tage erstrecken- 
Am Vorabend Festkommers im Odeon, aw 
Geburtstage selbst Empfang der Deputa 
tion, Festessen und Gartenfest. Am nach 
folgenden Tage Ausflug der Festtheilnehmer 
mit einem Sonderzuge nach Hildesheim. 
VroNrmül-enes- 
Der Erhaltung der Halligen 
an der Westküste von Schleswig-Holstein 
widmet nach dem „Hamb. Corresp". der 
Kaiser sein besonderes Interesse. Der 
Minister der öffentlichen Arbeiten ist be 
auftragt worden, ihm über die Sache ein 
gehenden Bericht zu erstatten. Minister 
Thielen beabsichtigt zum Zwecke sachgemäßer 
Erstattung dieses Berichts persönlich sich 
von dem Stande dec Sache zu überzeugen 
und zu diesem Ende im nächsten Monat 
eine Besichtigung der verschiedenen Hal 
ligen in Begleitung der zuständigen Wasser- 
baulechniker zu unternehmen. 
Altona, 31. Mai. Ein stark ange 
heiterter Gast wollte gestern Abend eine 
am Schulterblatt belegene Wirthschaft ver 
lassen. Anstatt aber durch die Thür zu 
gehen, rannte er durch eine werthvolle, 
bis zur Erde gehende Spiegelscheibe, die 
selbe gänzlich zertrümmernd, worauf er 
schleunigst davonlief. Zwei Kellner eilten 
dem Fliehenden nach, holten ihn in einer 
Nebenstraße ein und ersuchten ihn, nach 
dem Restaurant zurückzukehren, wo er sich 
legitimirte. Da seine Person genügende 
Garantie bietet, ließ man ihn unbehelligt 
wieder gehen. Die Spiegelscheiben des 
Restaurants sind versichert, und wird der 
Gast daher von der betr. Versicherungs 
gesellschaft für den Schaden verantwort 
lich gemacht werden. 
Im Wahlkreise Elmshorn-Pinneberg tobt 
ein Wahlkampf, wie die Wähler ihn hef 
tiger und erbitterter noch niemals erlebt 
haben. Vor Allen leisten die Antisemiten 
und Sozialdemokraten in der Erregung des 
Rassen- und Klassenhasses das Unerhörteste- 
Die Antisemiten bearbeiten mil Hochoruck 
den nationalliberalen Besitzstand; es ist 
zweifellos, daß diesmal zahlreiche national- 
liberale Agrarier für den Antisemiten stim 
men werden. 17 Großbauern des Wahl 
kreises, die bisher Anhänger der Kartell 
politik waren, erlassen eineu Aufruf an die 
Wähler des platten Landes zu Gunste-- 
des antisemitischen Kandidaten. Die 7000 
Stimmen, die 1893 das Kartell und die 
Antisemiten auf sich vereinigten, werde-' 
sich diesmal wohl zu gleichen Theilen aw 
die Kandidaten dieser beiden Parteien ver 
theilen, so daß der freisinnige Kandidat 
der 1893 ca. 6200 Stimmen erz-e- ' 
zweifellos am 13. Juni die größte StiM--^. 
zahl nächst dem Sozialisten aufweisen şş' 
Die freisinnigen Blätter im Wahlkreise, 
sachlich und maßvoll ihre Sache verfechte' 
erwarten bestimmt eine Stichwahl zwisch 
Freisinn und Sozialdemokratie. „ 
In Fitzbek fand nach den „Jtz- ^ n? 
ein Knabe im Bach eine alte silver 
Münze von der Größe eines Fünfma 
stücks und mit der Jahreszahl 1587. . 
der Vorderseite befindet sich das Br « 
zweier Herrscher mit dem Rerchsapfet 
die Unter 
Prates, 1 
feite sin! 
Wappen 
Pt. Mar. 
an, daß 
Reitern - 
herstamm 
Laboe 
ger-- i 
Mark im 
Händler 
Husu» 
schüss, 
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strigen 
weinnützi 
schönerm 
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dem Fra 
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200 Mk. 
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