Inland.
— Der Fürsterz bisch of von Olmütz, Dr.
Theodor Kohn, ist, wie angekündigt,
gestern Nachmittag gegen 5 Uhr vom
Kaiser in Audienz empfangen worden.
Der Kirchensürst wurde mit seinem Beglei
ter Prälaten Dr. Klug in einem Hofstaat
wagen von seinem Hotel nach dem könig
lichen Schlosse abgeholt und dort durch
den Oberhof- und Hausmarschall Grafen
Eulenburg bei dem Monarchen eingeführt.
Die Audienz ging in Gegenwart des Reichs
kanzlers, des Präsidenten des Staatsmini
steriums und des Unterrichtsministers vor
sich. Darauf wurde der Fürsterzbischof
von der Kaiserin empfangen und zur
königlichen Tafel gezogen; diese war zu
48 Gedecken servirt. Die Geladenen waren
die hier anwesenden Prinzen und Prinzes
sinnen des königlichen Hauses, die vorhin
genannten höchsten Würdenträger des Staa-
tes und der kommandirende General des
Garde-Korps.
— Zum Oberpräsidenten von
Schlesien wird, wie wir dem „Hamb.
Corr." entnehmen, wahrscheinlich Graf
Udo Stolberg, zur Zeit Oberpräsident
in Ostpreußen, ernannt werden. Graf Stol
berg besitze eine Fideikommißherrschaft
Kreppelhof in der Provinz Schlesien, habe
lange Jahre dort seinen Wohnsitz gehabt
und auch einige Jahre lang das Land
rathsamt des betreffenden Kreises Lands
hut verwaltet.
Berlin, 31. Mai. Der „Reichs-Anz."
schreibt: Unter Bezugnahme auf die Ver
fügung vom 5. April d. I. ließ der Finanz
minister den Regierungen unter dem 20.
Mai d. I. eine Zusammenstellung der die
Obliegenheiten der Gemeinde- und Guts
vorstände bei Veranlagung der Ge
werbesteuer betreffenden Bestimmungen
zugehen.
— Zur Strafgesetznovelle theilt die
„Post" mit, daß die Bundesstaaten, welche
gegen die Wiedereinführung der Berufung
Bedenken geltend machten, Sachsen, Wärt-
temberg und Hamburg ihre Einwände nach
träglich haben fallen lassen, nachdem sie
sich überzeugt haben, daß die Mehrheit in
diesem Falle zu Gunsten des preußischen
Vorschlags eintrat.
— Einer Entscheidung des preußischen
Finanzministers zufolge sind alle Schrift
stücke, in denen die Adressaten von Fracht
briefen die Güterabfertigungsstellen ersuchen,
die für sie eingehenden Sendungen an
einen Dritten auszuhändigen, als Voll
machten anzusehen und demnach dem vorge
schriebenen Stempelunterworfen.
— „Kanzler Leist hat ein durchaus
gesetzliches Mittel, um der Disciplinarunter
suchung aus dem Wege zu gehen. Er
braucht nur von der Befugniß des § 100
des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der
Reichsbeamten Gebrauch zu machen und
unter Verzicht auf Titel, Gehalt und
Pensionsanspruch um seine Entlassung aus
dem Reichsdienst nachzusuchen, dann muß das
Disziplinarverfahren gegen ihn eingestellt
werden. In der „Allg Ztg." findet sich
über diese Angelegenheit şolgende Be
trachtung: „Es machen sich übrigens manche
principielle Bedenken gegen die Anwendung
der gewöhnlichen Disziplarbestimmungen
auf die eigenartigen Rechts- und Amtsver
hältnisse der Reichsbeamten in den Schutz
gebieten geltend. Wie sich nämlich seiner
Zeit angesichts der ersten Nachrichten über
die Ursachen der Kameruner Revolte eine
Discussion darüber entspinnen konnte,
ob der stellvertretende Gouverneur zur An-
Wendung der körperlichen Züchtigung auf
die dahomensischen Weiber befugt ge
wesen, so ließe sich eine Reihe von Fällen
denken, die einen inländischen Reichsbe-
amten nicht nur vor einen Disciplinarhof,
sondern auf die Anklagebank eines Schwur
gerichts und schließlich ins Zuchthaus
bringen würden, während man sich bei einem
Beamten der Schutzgebiete fragen kann,
ob auch nur eine disciplinarische Ahndung
am Platze sei. Hier ist jedenfalls eine
Lücke in unserer Gesetzgebung zu konstatiren,
deren Vorhandensein glücklicher Weise bis
her noch nicht bemerkt wurde, sich aber
angesichts der traurigen Fälle des Kanzlers
Leist und des Assessors Wehlau nicht mehr
verbergen läßt. Es ist somit eine sehr
schwierige Aufgabe, welche der Disziplinar-
hof zu lösen haben wird. Wenn freilich
alles sich bewahrheiten sollte, was Schlim
mes gemeldet worden ist, dann liegt die
Sache verhältnismäßig einfach. Dann
wird der Disziplinarhof die Akten der
Voruntersuchung einfach dem Staatsanwalt
zu übergeben haben zur Einleitung der
strafrechtlichen Verfolgung, und die Ab-
urtheilung müßte nach den klaren Be
stimmungen des Reichs - Strafgesetzbuches
erfolgen.
— Zum „Fall B r a u s e w e t t e r"
geht dem „Leipz. Tagebl." folgende Mit
theilung zu, für die dem Blatte die Ver
antwortung überlassen bleiben muß: „Die
einzige Folge, welche der bekannte Prozeß
bisher hatte, ist die, daß der Justizminister
die Akten in Sachen Adam und Genossen
von der Strafkammer sowie das stenogra
phische Protokoll vom Polizeipräsidium zur
persönlichen Einsicht erhalten hat. Ob und
welche Entschlüsse er daraufhin fassen wird,
z eht noch dahin. Ebenso wenig ist etwas
darüber bestimmt worden, ob Herr Brause
wetter feinen Vorsitz in der Strafkammer
behalten oder einer Civilkammer überwiesen
werden soll. Abgesehen davon, daß eine
derartige Maßregel nur vor Beginn des
neuen Geschäftsjahres eintreten könnte,
wird sich der Justizminister einer Anregung
nach dieser Richtung hin diesmal umsomehr
enthalten, als bereits im Jahre 1892, wo
dieselbe Frage dem Präsidium des Land
gerichts vorlag, dieses mit Stimmenmehr
heit die Versetzung abgelehnt hat."
Außer den beiden Arbeitern Marx und
Kreen ist auch der Gastwirth Frei
berg in Berlin wegen Betheiligung an
dem Todtschlagsversuch auf den Schiffs
eigner Habich verhaftet worden. Habich
war im Lokale Freibergs mit Gästen über
politische Fragen in Streit gerathen und
vom Wirth hinausgeworfen worden. Die
Genannten verfolgten ihn und schlugen in
Gemeinschaft mit einer vierten noch nicht
ermittelten Person auf ihn ein. Daun
warfen sie ihn auf das Bollwerk neben der
Grünstraße, wo Marx wiederum mit einem
Stock auf ihn einschlug, und schließlich
wurde Habich aus einer Höhe von 5—6
Metern in den Kanal geworfen. Die
Thäter liefen in das Wirthshaus zurück.
Wenig rühmlichen Antheil hat auch Frau
Freiberg an dem Vorgang genommen, die
Habich im Wasser bemerkte und sich mit
den Worten: „Laßt den Hund doch liegen"
entfernte.
— Währt ehrlich noch immer am läng
sten? Man wird versucht, so zu fragen,
wenn man sieht, wie der ehrliche Geschäfts
betrieb nur zu oft überflügelt wird von
der unehrlichen Konkurrenz, wie der
falsche Schein nur zu häufig mehr gilt als
der wahre Werth, wie unter der unehrlichen
Konkurrenz, unter dem modernen Ge
schäftsschwindel alle Kreise des Volkes,
die Erzeuger und Händler und der Käufer
mehr oder minder empfindlich zu leiden
haben.
Einem Proteus gleichst die moderne Ge
schäftskorruption. Unter den mannigfaltig
sten Formen tritt sie auf, drängt sich her
an, preist sich an, stets in der Absicht, ihre
meist minderwerthige Waare zu scheinbar
billigen Preisen an den Mann zu bringen.
Zahllos sind die Nachahmungen und Fäl
schungen von Firmen und Marken, die sie
anwendet, um sich das Vertrauen zu er
schleichen, das der ehrliche Geschäftsmann
erwarb. Nicht selten verleitet sie die An
gestellten des ehrlichen Konkurrenten zum
Verrath von Geschäftsgeheimnissen. Zu
weilen versucht sie die verleumderische Her
abwürdigung des ehrlichen Konkurrenten.
Zu einer ehedem unerhörten Entfaltung
und Raffinement hat sie die Fälschungen
und Verschlechterungen von Waaren aller
Art gebracht. Mit großem Erfolge werden
von ihr weitgehende Verkürzungen von
Maaß und Gewicht in den Kleinverkauf
gebracht. Dabei bedient sie sich in der
Regel einer verführenden, marktschreierischen,
nicht selten an Betrug grenzenden Reklame.
Unter den eigenthümlichen Auswüchsen der
modernen Geschäftskorruption sind ganz be
sonders zu nennen die Schein-Ausverkäufe
und Schein-Auktionen, die Gelegenheits
verkäufe namentlich von Restern, Teppichen
und Möbeln, die Ramschbazare, die Ab
zahlungsgeschäfte u. s. w., ferner die Miß
bräuche mit Konkursen und Ausgleichen,
mit der Verschleuderung von Konkurs
waarenlagern u. s. w. Endlich ist auch im
Submissionswesen, im Baugeschäft und an
der Börse die unehrliche Konkurrenz immer
stärker hervorgetreten.
Alle diese Formen und Erscheinungen
der modernen Geschästskorruption sollen an
dieser Stelle in einer Reihe kurzer Auf
sätze aus der Praxis und den Erfahrungen
des Lebens heraus geschildet werden unter
Angabe der Mittel und Wege, welche zum
Schutze des ehrlichen Geschäftsmannes, zum
Schutze des Verbrauchers, wie des Er
zeugers dagegen zwecksam und wirksam zu
empfehlen sind.
Schon seit Jahren in Deutschland wie
im Auslande ein scharfer Beobachter der
modernen Geschästskurruption hat Herr
Paul Dehn auf unser Ersuchen sich bereit
erklärt, diese Aussätze für die „Deutsche
Warte" zu schreiben, um weitesten Kreisen
zur Anschauung zu bringen, wie die mo
derne Geschäftskorruption verfährt, wie die
unehrliche Konkurrenz arbeitet, welche Prak
tiken dabei zum Schaden des ehrlichen Ge
schäftsmannes und zur Täuschung des Pub
likums am häufigsten geübt werden und
auf welche Weise dagegen anzukämpfen ist.
Ein d r e i st e r D i e b st a h l ist am
Dienstag Nachmittag in Berlin bei dem
Hauseigenthümer und Schlächtermeister
ienstruck verübt worden. Vor einigen
Tagen starb der Familie Wienstruck ein
Sohn, welcher am Dienstag beerdigt wurde.
Die Abwesenheit der Familie benutzten die
Diebe, um in die Wohnung einzubrechen.
Zur Beute fielen ihnen 3600 Mark, 2
Sparkassenbücher und — ein Kanarienvogel.
Ein Hund, welcher in der Wohnung zurück
gelassen war, wurde von den Einbrechern
todtgeschlagen. Die Diebe sind unge
sehen entkommen.
Zwei Schutzmänner sollten die Wohnung
eines Mädchens in der Pappelallee in
Berlin kontrolliren und fanden mehrere
verdächtige Personen, darunter den von
den Rieselfeldern entsprungenen, mehrfach
bestraften Arbeiter Lewin. Ein Kriminal-
Schutzmann wollte ihn sistiren, Lewin floh
unterwegs in ein benachbartes Haus. Als
der Beamte ihn wieder fassen wollte, er
hielt er von Lewin mit einem Messer einen
Stich in die linke Brustseite, der zwar
nicht lebensgefährlich ist, aber doch immer
hin erheblich genannt werden muß. Die
tödtliche Wirkung des Stiches ist nur
durch die schräge Richtung abgeschwächt
worden. Arbeiter kamen dem Schutzmann
zu Hilfe und fesselten den Widerspenstigen
in nicht gerade sanfter Weise, so daß seine
Festnahme endlich bewerkstelligt wurde.
Der Schauplatz einer aufregenden Szene
war in der letzten Nacht das Hotel „Schwe
riner Hof" in Berlin. Kurz nach 3 Uhr
war in der unter der Treppe belegenen
Portierstube Feuer entstanden, das in dem
kleinen Raume so schnell um sich griff, daß
der Portier erhebliche Brandwunden an
Händen und Füßen erlitt. Obgleich eine
ernstere Feuersgefahr für die oberen Stock
werke gar nicht vorlag, bemächtigte sich
doch einzelner Hotelgäste eine große Auf
regung, und ein russischer Hotelgast wurde
so von Angst erfüllt, daß er aus dem
dritten Stock in den Hof hinabsprang
Zum Glück erlitt er bei diesem thörichten
Rettungsversuch nur leichte Verletzungen
an beiden Armen. Der schwerverletzte
Portier wurde in die Klinik befördert.
Berlin, 31. Mai. Der Zentralausschuß
hiesiger kaufmännischer, gewerblicher und
industrieller Vereine, die zusammen etwa
6000 Mitglieder zählen, hat an den Mini
ster der öffentlichen Arbeiten eine Eingabe
wegen Umformung der Personen
tarife gerichtet. Die Eingabe bezieht
sich auf die Aeußerungen des Ministers
im Abgeordnetenhause, durch die er selbst
das gegenwärtige Personentarif-System als
unhaltbar bezeichnet hat und schließt mit
dem Gesuch, gegenwärtig den Zeitpunkt
für die Tarifreform gekommen zu erachten.
Zu dem Hauseinsturz in der Kochstraße
in Berlin. Zu einem Lokaltermin, der
von 2 bis etwa 4 Uhr dauerte, hatten sich
gestern Nachmittag der Untersuchungsrichter,
Staatsanwalt Strehler, Geh. Regierungs
und Baurath Weber, Baurath Hacker und
Reviervorstand, Polizeilieutenant Hennig
auf dem Grundstück Kochstraße 73 ver
sammelt. Der Eigenthümer Schönner und
treffen Bauführer Miete wareu gleichfalls
anwesend. Die genaue Prüfung der Sach
lage ergab, daß die bereits mehrfach er
wähnte Mittelwand, der man zuviel Trag
fähigkeit angetraut hatte, zuerst eingestürzt
ist und die Katastrophe nach sich gezogen
hat. Damit ist indessen die Untersuchung noch
nicht erschöpft. Um die Schuldfrage genau
festzustellen, ist noch beschlossen worden, den
stehengebliebenen und jetzt von Schutt um
lagerten Theil der Wand freizulegen und
festzustellen, ob es möglich gewesen ist, den
Zustand der eingestürzten Wand von Außen
mit bloßem Auge zu erkennen. Schon heute
wird mit den Aufräumungsarbeiten
begonnen werden. Nachdem ein Theil
der freistehenden linksseitigen Frontwand ab
getragen ist, kann der Trümmerhaufen aus
dem Erdgeschoß entfernt werden. Eine Ab
steifung des Kellergeschosses ist wegen der
für dasselbe bestehenden Gefahr eines Ein
sturzes für nothwendig erachtet worden.
— Die Berathungen über die ander
weitige Organisation des höheren Mäd
chenschulwesens, über die bekanntlich
Conferenzen stattgefunden haben, sind nun-
mehr zunl Abschluß gekommen. Der Mi
nister Dr. Bosse hat die zu erlassenden
Verfügungen soeben vollzogen. Sie sollen,
wie die „Berl. N. N." hören, in aller
nächster Zeit veröffentlicht werden. Nach
den neuen Bestimmungen werden die wissen
schaftlichen Lehrer an den höheren Töchter
schulen ihren Collegen an den höheren
Knabenschulen (Gymnasien rc.) insofern
gleichgestellt, als auch von ihnen ein be
stimmter Prozentsatz den Professortitel und
den Rang der Räthe 4. Classe erhalten
soll u. s. w. Die neuen Lehrpläne treten
vom April 1895 in Wirksamkeit.
Potsdam, 31. Mai. Die Einreihung
des Prinzen Adalbert bei dem 1. Garde-
Regiment fand heute Vormittag im Lust
garten statt. Das Garde-Regiment war im
Carrö, dem Schlosse gegenüber aufgestellt.
Der Kaiser, im Beisein des Kronprinzen,
sowie des Prinzen Albert und Eitel Fritz,
hielt in der Mitte des Carrös eine An
sprache, nach der der Prinz Adalbert in
die erste Compagnie des Regiments ein
trat. Hierauf brachte Oberst von Kessel
ein Hoch auf den Kaiser aus, in das die
Truppen mit einem dreimaligen Hurrah
einstimmten. Die Kaiserin sah vom Fenster
des Schlosses aus dem militärischen Acte zu.
Aus Jnowrazlaw meldet die „Voss. Ztg." :
In die hiesige Gemeindeschule schlug wäh
rend des Unterrichts der Blitz ein. Et
entstand eine große Panik, bei der jedoch
keine Verletzungen vorkamen.
Eine schwere Blutthat ist am Mitt
woch in Spandau verübt worden. Ein
arbeitsloser Zimmermann Namens G r u n o w
kam auf einen Neubau und fragte um
Beschäftigung an: er wurde aber mit
höhnischen Worten abgewiesen. Indem er
sich entfernte, belästigte er die Arbeiter
aus Unmuth über seine Abweisung, indem
er kleine Steine nach dem Bau warf.
Nunmehr trat der Polier auf ihn zu und
schlug ihn mit einem Stück Holz nieder
Der Getroffene blieb regungslos liegen;
das Blut drang ihm aus dem Munde
und einer starken Wunde am Hinterkopf.
Der anscheinend lebensgefährlich Verletzte
wurde nach dem Krankenhause geschafft.
Der Thäter, Polier Tesch, ist von dem
Bau weg verhaftet worden.
Ein zweiter Eisenbahnunfall
hat sich am gestrigen Abend um 8 V 2 Uhr
bei Spandau, zwischen dem Bahnhöfe und
Charlottenburg bei Bilde 0 ereignet. Der
Köln-Berliner Schnellzug, der um 8 Uhr
10 Minuten in Charlottenburg fällig ist,
entgleiste. Zwei Beamte und mehrere
Mitreisende sind verletzt, zum Glück
alle nur leicht. Der Zug war in Folge
des gestrigen Unfalles iu Spandau aufge
halten, da der Verkehr von und nach
Charlottenburg nur über ein einziges Ge
leise geleitet werden konnte. »
Posen, 30. Mai. Angesichts der von
Rußland drohendenCholeragef ahr haben
die Minister des Innern, der Finanzen
und der Kultus von den ihnen unterge
ordneten Behörden Bericht darüber einge
fordert, ob es nothwendig sein werde, auf
der Warthe ebenso wie auf der Weichsel
den Gesundheitsüberwachungsdienst
für Flößerei und Schifffahrtsverkehr zu
eröffnen.
Sprottau, 31. Mai. Der Kassirer
Hiller der industriellen Vorschußkasse
wurde ermordet aufgefunden.
Gelsenkirchen, 29. Mai. Auf offener
Straße erstach gestern Abend ein polnischer
Bergmann, ein blutjunges Bürschchen, den
ruhig und ahnungslos seines Weges gehen-
den Schneidermeister Jahn, begab sich dann
nach Hause, legte das Mordmefser unter
sein Kopfkissen und sich in das Bett, aus
dem ihn die Polizei jedoch bald holte.
Den Jahn hatte der Stich ins Herz ge
troffen und sofort getödtet.
Nach Fertigstellung des neuen Kunstaus
stellungsgebäudes in Dresden soll die erste
ak ade mische Kunstausstellung
in demselben in der Zeit vom 1. August
bis 5. November d. I. abgehalten werden.
Zu Ankäufen von Oelgemälden deutscher
lebender Künstler stehen 108.000 Mk. aus
der Pröll-Heucr-Stiftung zur Verfügung.
Für diese Ausstellung bestimmte Original
werke der bildenden Kunst sind bis zum
15. Juni bei der Ausstellungskommission
anzumelden und vom 25. Juni bis späte-
tens 14. Juli einzusenden.
Dresden, 31. Mai. Nach einer Ent-
cheidung der Amtshauptmannschaft Zwickau,
der auch die Kreishauptmannschaft Zwickau
zugestimmt hat, sind die in Sachsen er-
richteten Mitgliedschaften und Zahlstellen
der größtentheils in Preußen domiciliren-
den gewerkschaftlichen Centralver-
dände als Zweigvereine dieser Central-
Organisationen zu betrachten, und da sich
diese in der Regel mit öffentlichen An
gelegenheiten im Sinne des sächsischen Ver
einsgesetzes beschäftigen, so werden diese
Zahlstellen, wenn sie nicht die im § 24
dieses Gesetzes vorgeschriebenen Rechte der
Körperschaft erlangt haben, aufgelöst.
Es ist dies im Bezirke der Amtshaupt
mannschaft" Zwickau mit den dort gegrün-
beten Mitgliedschaften des Textilarbeiter -
Verbandes geschehen, und die Kreishaupt
mannschaft Zwickau hat diesen Beschluß
auch bestätigt.
München, 31. Mai- Heute Vormittag
9 Uhr eröffnete der Prinz-Regent die
K u n st - A u s st e l l u n g der Secessio-
nisten.
Frankfurt a. M-, 31. Mai. Der Streik
in der Kleyer'schen Fahrradfabrik ist zu
Ungunsten der Arbeiter beendet. Die
Plätze der Streikenden sind voll besetzt.
Als der Ermordung des Forstwarts
Birnstiel in Brennesgrün (Thüringen) ver
dächtig ist der Schieferarbeiter Ernst
Franke aus Nöttersdorf, der seit 4 Jahren
in Lehesten wohnt und vom ersten Augen
blick an als der Mörder bezeichnet wurde,
verhaftet worden.
Aus Baden, 29. Mai. Die Aeußerung,
die Finanzminister Buchen berg er über
die Deckung der Kosten der Militär
vorlage im badischen Landtage gemacht
hat, liegt nunmehr im stenographischen
Kammerbericht vor. Sie lautet in dem
selben: Ich kann bei dieser Gelegenheit
nicht unterlassen, zu bemerken, daß ich mich
eines leichten Lächelns nicht erwehren
konnte, wenn ich Vorschläge hörte, die auf-
gestellt worden sind, als ob es möglich
wäre, die Kosten der Militärvorlage von
I V-, bis 2 Mill. (Antheil Badens) ledig-
lich im Wege des höheren Bezugs der lei-
stungsfähigsten und kräftigsten Schultern
herbeizuführen". _
Köln, 31. Mai. Die heutige von 28
Aktionären mit 4857 Stimmen besuchte
Geueralversammlung der vereinigten Köln-
Rottweiler Pulverfabriken genehmigte den
vorgelegten Rechnungsabschluß und die Vor
schlüge zur Vertheilung des Reingewinnes,
wonach die Dividende von 12 V 2 pCt. zur
Auszahlung kommt.
Breslau, 31. Mai. Der Breslauer i n
ternationale Maschinen markt,
welcher reichhaltig beschickt ist, wurde heute
Nachmittag eröffnet.
Stuttgart, 31. Mai. In Gingen riß
heute Nachmittag die Verbindung einer
Lokomotive mit dem Zuge. Lokomotiv'
führer und Heizer stürzten hinab, wobei
Letzterem durch die nachfolgenden Wagen
beide Beine abgefahren wurden. Die
führerlose Maschine raste 12 Minuten
weiter bis Anstetten, wo sie auf einen
Güterzug stieß und den hinten stehenden
Wagenwärter tödtete.
Der bei dem Brandunglück in Meincrz-
Hagen vermißte 74jährige Bauer ist als
verkohlte Leiche unter den Trümmern her
vorgezogen worden.
Eine Beamtenausschreitung beschäftigte
dieser Tage die Strafkammer in Straß
burg i- E. Ein Bettler Namens Lacher
hatte den Schutzmann Stephan, als dieser
ihn wegen Bettelns verhaften wollte, mit
der Faust ins Gesicht geschlagen und war
dann davongelaufen. Der Schutzmann eilte
dem Fliehenden nach, bearbeitete ihn mit
der flachen Klinge und brachte ihm hinten
theilweise schwere Wunden bei. Selbst als
Lacher blutüberströmt und wehrlos am
Boden lag, hörte die Mißhandlung nicht
auf. Der Schutzmann erhielt wegen ge
fährlicher Körperverletzung zwei Wochen
Gefängniß. Lacher, der infolge der Miß
handlung zeitlebens Invalide bleiben wird,
wegen Bettelns 4 Wochen Haft, die durch
die Untersuchungshaft als verbüßt erklärt
wurden, außerdem wegen Widerstandes
gegen die Staatsgewalt 3 Monate Ge
fängniß.
Zum Aufsuchen von Verwun
deten in Kriegsfällen werden bekanntlich
-eit einigen Jahren bei einzelnen Regimen
tern Versuche mit Hunden angestellt.
Nach einer Lokalkorrespondenz ist dieser
Tage eine Abtheilung Gardejäger mit vier
Schweißhunden nach Nauen abgegangen,
um sich an den Nachforschungen nach dem
von dort spurlos verschwundenen Zimmer
meister Daniel Sittel zu betheiligen.
Unter Aufgebot des 300 Mann starken
Arbeiterpersonals des Sittel'schen Bauge
schäfts ist schon die ganze Umgebung von
Nauen vergeblich abgesucht worden. Das
Jägerdetachement soll nun mit Unterstützung
der Hunde die Gegend nochmals durchstreifen.
Die siebenzigjährige Geburtstagsfeier für
Herrn v. Bennigsen soll in Hannover
am 10. Juli besonders festlich begangen
werden und sich über drei Tage erstrecken-
Am Vorabend Festkommers im Odeon, aw
Geburtstage selbst Empfang der Deputa
tion, Festessen und Gartenfest. Am nach
folgenden Tage Ausflug der Festtheilnehmer
mit einem Sonderzuge nach Hildesheim.
VroNrmül-enes-
Der Erhaltung der Halligen
an der Westküste von Schleswig-Holstein
widmet nach dem „Hamb. Corresp". der
Kaiser sein besonderes Interesse. Der
Minister der öffentlichen Arbeiten ist be
auftragt worden, ihm über die Sache ein
gehenden Bericht zu erstatten. Minister
Thielen beabsichtigt zum Zwecke sachgemäßer
Erstattung dieses Berichts persönlich sich
von dem Stande dec Sache zu überzeugen
und zu diesem Ende im nächsten Monat
eine Besichtigung der verschiedenen Hal
ligen in Begleitung der zuständigen Wasser-
baulechniker zu unternehmen.
Altona, 31. Mai. Ein stark ange
heiterter Gast wollte gestern Abend eine
am Schulterblatt belegene Wirthschaft ver
lassen. Anstatt aber durch die Thür zu
gehen, rannte er durch eine werthvolle,
bis zur Erde gehende Spiegelscheibe, die
selbe gänzlich zertrümmernd, worauf er
schleunigst davonlief. Zwei Kellner eilten
dem Fliehenden nach, holten ihn in einer
Nebenstraße ein und ersuchten ihn, nach
dem Restaurant zurückzukehren, wo er sich
legitimirte. Da seine Person genügende
Garantie bietet, ließ man ihn unbehelligt
wieder gehen. Die Spiegelscheiben des
Restaurants sind versichert, und wird der
Gast daher von der betr. Versicherungs
gesellschaft für den Schaden verantwort
lich gemacht werden.
Im Wahlkreise Elmshorn-Pinneberg tobt
ein Wahlkampf, wie die Wähler ihn hef
tiger und erbitterter noch niemals erlebt
haben. Vor Allen leisten die Antisemiten
und Sozialdemokraten in der Erregung des
Rassen- und Klassenhasses das Unerhörteste-
Die Antisemiten bearbeiten mil Hochoruck
den nationalliberalen Besitzstand; es ist
zweifellos, daß diesmal zahlreiche national-
liberale Agrarier für den Antisemiten stim
men werden. 17 Großbauern des Wahl
kreises, die bisher Anhänger der Kartell
politik waren, erlassen eineu Aufruf an die
Wähler des platten Landes zu Gunste--
des antisemitischen Kandidaten. Die 7000
Stimmen, die 1893 das Kartell und die
Antisemiten auf sich vereinigten, werde-'
sich diesmal wohl zu gleichen Theilen aw
die Kandidaten dieser beiden Parteien ver
theilen, so daß der freisinnige Kandidat
der 1893 ca. 6200 Stimmen erz-e- '
zweifellos am 13. Juni die größte StiM--^.
zahl nächst dem Sozialisten aufweisen şş'
Die freisinnigen Blätter im Wahlkreise,
sachlich und maßvoll ihre Sache verfechte'
erwarten bestimmt eine Stichwahl zwisch
Freisinn und Sozialdemokratie. „
In Fitzbek fand nach den „Jtz- ^ n?
ein Knabe im Bach eine alte silver
Münze von der Größe eines Fünfma
stücks und mit der Jahreszahl 1587. .
der Vorderseite befindet sich das Br «
zweier Herrscher mit dem Rerchsapfet
die Unter
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feite sin!
Wappen
Pt. Mar.
an, daß
Reitern -
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