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ton Wales im Marlborough-House eine
Vorstellung gegeben, aus der er ebenfals
unverwundet hervorging.
Mit rauher Hand zerstört ein Londoner
Phhsiologe den uralten holden Wahn, daß
das Herz der Sitz der Liebe sei. Ganz
falsch, beweist der Mann der Wissenschaft,
die Leber ist es. Wird das eine Revo
lution, ein geschäftiges Corrigiren in den
Gedichtbüchern geben! Es muß also heißen:
„Die arme Leber muß stückweis' brechen";
oder; „Eine Leber und eine Seele" ; oder :
„Es schwelgt die Leber in Seligkeit." Und
wie ungemein ergreifend, wenn uns eine
Jungfrau in Zukunft klagt: „Meine Ruh'
ist hin, mein' Leber schwer —'
Dänema rk.
Kopenhagen, 29. Mai. Auf der Rück
reise von Gmunden wird das dänische
Königspaar einen Besuch in Berlin
machen.
Kopenhagen, 29. Mai. Auf Grund
eines Schiedsgerichtsspruches nahmen heute
Nachmittag die streikend enSchuhm acher-
ge selten die Arbeit wieder auf.
Schweiz.
Bern, 28. Mai. Der italienische Ver
treter hat Instruktion erhalten, dem Bun
desrath mitzutheilen, daß Italien an der
Goldzahlung der Eingangszölle fest
halte und das vorgeschlagene Schiedsgericht
ablehne.
Oesterreich.
Wien, 29. Mai. Der Bericht, den der
volkswirthschaftliche Ausschuß über die
österreichisch-ungarische Handelsconvention
erstattet hat, erkennt auf das Wärmste den
erfreulichen Erfolg an, den die Regierung
durch die auf dem Wege freundschaftlicher
Verständigung erzielte Lösung der aufge
tauchten Schwierigkeiten in Verkehr mit
Rußland erreicht hat. In dem Berichte
heißt es, dieser Erfolg sei um so höher
anzuschlagen, weil den Interessen beider
Theile gleichmäßig Rechnung getragen werde.
Die von Seiten Rußlands erreichte Ver
günstigung entspreche vollkommen den vom
Abgeordnetenhaus am 9. Mai 1894 aus
gesprochenen Erwartungen, und andererseits
lassen die Rußland eingeräumten Con
cessionen keinen Grun.d zu Einwendungen
gegen die Handelsconcessionen zu. Oester-
reich räume jetzt allen Staaten, mit denen
es Verträge abgeschlossen habe, das Recht
der Meistbegünstigung ein. Der Ausschuß
empfahl die Annahme der Convention.
In Prag dauert der beispiellose Kampf
um die Straßentafeln fort. Einerseits
müssen sich die Deutschen dagegen wehren,
daß die von ihnen an ihren Häusern an
gebrachten deutschen oder zweisprachigen
Straßentafeln nicht vom Pöbel beschmutzt
oder herabgerissen werden, und anderer
seits muß die Behörde die Deutschen da
gegen schützen, daß gegen ihren Willen mit
offener Besitzstörung an ihren Häusern
czechische Straßentafeln angebracht werden.
Berlin, 29. Mai.
Sachsen ist um 9V :
Der König von
Uhr hier einge
troffen und vom Kaiser am Bahnhöfe
pfangen worden. Beide Monarchen
gaben sich sodann nach dem Schloß.
— Das S y n o d a l g e s e tz ist der
„Kreuz-Ztg." zufolge vom Kaiser voll-
zogen; seine Publikation stehe unmitteloar
bevor.
— Wie der bekanntlich sehr unzuverlaffrge
Pariser Berichterstatter der „Times" er
fahren haben will, richtete der Kaiser von
Oesterreich ein Schreiben an den Zaren
anläßlich der B e r l o b u n g d e s Z a r e-
witsch. In seinen Daukesworten be-
rührte der Zar die jüngsten Ereignisse in
Serbien und sagte, er verabscheue alle Um-
Wälzungen, die von oben kämen; die zu
voreilige Emancipation der russischen Bau-
ern seitens seines Vaters betrachte er als
eine solche von oben kommende Umwälzung
— Bei den diesjährigen Kaiser-manövern
werden, die „Köln. Ztg." schreibt, die
vierten Infanterie-Bataillone von
zwei auf vier Kompagnieen verstärkt
werden, so daß alle vier Bataillone der
Infanterie-Regimenter gleichmäßig und in
voller Friedensstärke an den Manövern
theilnehmen werden. Die aktiven Mann
schäften dieser vierten Bataillone werden
auf die aufzustellenden vier Kompagnieen
vertheilt, und demnächst werden zur Er-
reichung der Friedens-Etatsstärke Mann
schaften des Beurlaubtenstandes
eingezogen, die auch an der Kaiser-
parade sich betheiligen.
Berlin, 29. Mai. Gerüchtweise ver
lautet, daß eine Umgestaltung unseres
bei dem Vater meiner Chiara auftreten, mit
welchem Erfolg bleibt allerdings noch abzu
warten, doch hoffe ich, daß unsere gegen
seitige unwandelbare Liebe schließlich den Sieg
über den stolzen Sinn des Römers behaupten
wird."
Noch ehe Georg von Eßlingcr eine Ant
wort finden konnte, war der junge Mann
bereits aus dem Zelte und dem Bereich des
Wachtfeuers verschwunden, von den L-chatten
der Nacht umfangen und der Freund konnte
ihm nur ein stilles Gebet für eine glücklich
Rückkehr von diesem gefahrvollen, nächtlichen
Abenteuer nachsenden. — — —
(Fortsetzung folgt.)
offiziösen Preßwesens ernstlich geplant sei.
Verschiedene offiziöse Fehlgriffe der jüngsten
Zeit sollen dazu den Anstoß gegeben haben
und der Reichskanzler Graf Caprivi soll
sich dafür persönlich ganz besonders lebhaft
interessiren.
Im Herrenhause wurde heute Her
zog Ernst Günther von Schleswig-
Holstein, welcher zum ersten Male als
Mitglied in das Haus eingetreten, auf die
Verfassung vereidigt.
- Der Belgrader Correspondent der
Z." meldet, serbischerseits habe man
Versuche gemacht, Oesterreich und Ruß
land zu beeinflussen, jedoch beobach
teten die beiden Länder, sowie die Ver
treter aller übrigen Mächte den serbischen
Vorgängen gegenüber fortgesetzt ein völlig
neutrale Stellung. Auf das Geheiß des
radikalen Centralkomitees unterzeichnen
auch als Gegner der Dynastie bekannte
Radikale die an den König abgehenden
Begrüßungstelegramme, womit der Zweck
verfolgt wird, die Aufmerksamkeit der Be
hörden von den Betreffenden abzulenken.
Berlin, 29. Mai. Tie „N. A. Z."
schreibt: Heute trifft hier der Fürst bisch off
Dr. Kohn von Olmütz mit großem Ge
folge ein, bestehend aus 2 Domherren,
2 Caplänen einem Ceremonarius und zahl
reicher Dienerschaft. Der Kirchenfürst, der
bekanntlich für einen Distrikt in Preußisch
Oberschlesien bischöfliche Rechte ausübt,
wird dem Vernehmen nach am Mittwoch
vom Kaiser in besonderer Audienz empfan
gen werden. Heute Abend findet ihm zu
Ehren im Cultusministerium ein Mittags
mahl statt, zu dem der österreichisch-ungari
sche Botschafter, der Reichskanzler, die
Minister und verschiedene Notabilitäten,
sowie der katholische Feldpropst der Armee,
Assmann und der Propst zu St. Hedwig,
Prälat Jahnel eingeladen worden sind.
Berlin, 29. Mai. Die „N. A. Z."
schreibt: Infolge der bevorstehenden Be
förderung des Geh. Legationsrathes von
Kiderlen-Wächter auf einen Gesandt
schaftsposten ist zur Hülfeleistung in die
politische Abtheilung der Auswärtigen An
gelegenheiten der bisherige Legationssecre-
tär bei der königlich preußischen Gesandt
schaft beim päpstlichen Stuhl, Dr. Mumm
von Schwarzenstein, berufen worden.
— Kanzler Leist, der, wie bekannt,
während des Ausstandes der Kameruner
Schutztruppe den Gouverneur vertrat
und auf Grund des Berichtes des Regie
rungsrathes Rose von seinem Posten ab
berufen worden ist, um sich über sein Ver
halten zu verantworten, hat sich gestern
im Auswärtigen Amt gemeldet. An
scheinend steht nunmehr die Einleitung des
Disziplinarverfahrens gegen denselben bevor.
Berlin, 28. Mai. Zugleich mit der
Mittheilung über die Einführung der Zu
schlagszölle hat die deutsche Regie
rung der spanischen eröffnet, daß sie
sich nach Verlauf der gegenwärtigen Ta-
gung dS Cortes an den Handelsvertrag
nicht weiter gebunden erachte, und wenn
bis dahin eine Genehmigung desselben nicht
erfolgt sei, den Versuch einer handels
politischen Verständigung mit Spanien für
gescheitert ansehen werde. Der Bundes
rath hat beschlossen, daß, ebenso wie beim
Zollkrieg mit Rußland, solche Waaren
spanischer Herkunft, deren Einfuhr nachge
wiesener Maßen auf Grund von Verträgen
erfolgt, die vor der Verkündigung der
Verordnung abgeschlossen worden sind, aus
Billigkeitsgründen zu den Sätzen des all
gemeinen Zolltarifs eingelassen werden
können.
— Aus agrarischen Kreisen ist neuer
dings mit besonderer Lebhaftigkeit über die
Miß stände, welche in Folge der Fabri
kation und des Vertriebes von Marga
rine auf dem Buttermarkt herrschen,
geklagt und um Verschärfung der Bestim
mungen des Gesetzes vom 12. Juli 1887
über den Verkehr mit Ersatzmitteln für
Butter gebeten worden, damit die Natur
butterproduktion vor der unlauteren Kon
kurrenz mit Margarine-Erzeugnissen wirk-
-amer geschützt werde und das Publikum
vor den immer mehr überhand nehmenden
Butterverfälschungen besser bewahrt bleibe.
Vor Kurzem hat nunmehr der Reichskanz
ler für den Umfang des ganzen Reichsge
bietes Erhebungen über den gegenwärtigen
Stand der Margarinefabrikation und deren
Einfluß auf den Handel mit Naturbutter
owie über die bisher in den einzelnen
Bundesstaaten gemachten Wahrnehmungen
über die Wirksamkeit und etwaige Abände-
rungs- oder Ergänzungsbedürftigkeit des
gedachten Gesetzes eingeleitet, auch die
Bundesregierungen um Aeußerung über die
Ausführbarkeit und Zweckmäßigkeit der von
den Vertretern der Landwirthschaft befür
worteten Verschärfungsmaßregeln ersucht.
Auf Grund des eingegangenen Materials
werden, wie der „Reichsanz." mittheilt, die
erhobenen Beschwerden geprüft und die
zur Beseitigung obwaltender Mißbräuche
etwa veranlaßten weiteren Maßnahmen in
Erwägung gezogen werden.
— Auf Veranlassung des Finanzministers
werden jetzt von den Steuerbehörden
Gutachten darüber eingefordert, in wie
weit es sich empfehle, die Einrichtung der
berittenen Steueraufseher fallen zu lassen.
Es besteht die Absicht, das Fahrrad
auch für die Steueraufseher nutzbar
zu machen. Die Hauptsteuerämter haben
bis zum Juli an die Provinzialst euerdirek
tionen Bericht zu erstatten.
— In der gestrigen Sitzung der Agrar-
commission hob Minister v. Heyden dem
Reichsanz. zufolge in seiner Eröffnungs
anspräche hervor, daß die Conferenz nicht
vom Staatsministerium, sondern von ihm
zu seiner Information über die Berathungs
gegenstände berufen fei. Der Finanzminister
sei um Betheiligung gebeten worden, weil
die Creditfrage voraussichtlich im Vorder
gründe stehen werde. Die Aus wähl sei ge
troffen worden, ohne politische und con-
fessionelle Rücksichten zu nehmen, wobei
naturgemäß die Landestheile hauptsächlich
berücksichtigt wurden, wo die Nebelstände
besonders hervorgetreten seien. Das ohne
sein Zuthun veröffentlichte Arbeitsprogramm
stellt die interne Instruction dar, wonach
die Vorarbeiten für die zu erörternde
Agrarreform auszuführen seien. Das Ar
beitsprogramm sei den Eonferenz-Theilneh-
mern mitgetheilt worden,, um sie im In
teresse der Conzentrirung der Discussion
mit den Vorarbeiten bekannt zu machen.
Laufe der Debatte führte der Geh.
Regierungsrath Thiel aus, die Steigerung
der Gutswerthe-wirke ausschließlich für die
Gegenwart, während dauernde Hülfe gegen
die Mißstünde in dem Steigen der Grund-
werthe und dem gleichzeitigen Fallen oder
wenigstens dem Stehenbleiben der Jmmobi-
liarkaufpreise zu erblicken sei in der Be
schränkung der Vererbung, und Verschuld-
barkeit des Grundbesitzes, sowie die dazu
anzustrebenden gesetzgeberischen Maßnahmen.
Der Finanzminister hob hervor, daß. bei
den steigenden Bodenpreisen und Reiner-
trägnissen die erträglich gewesene Schulden
last seit etwa zehn Jahren bei den stabilen
oder liegenden Gutswerthen zu. unverkenn
baren Mißständen geführt habe. Es frage
sich, ob dem gegenüber eine absolute Ver
schuldungsfreiheit einzuengen sei. Es han
dele sich übrigens nicht darum,, durch einen
solchen gesetzgeberischen Act Abhülfe zu
schaffen, vielmehr müßten die Ursachen der
Krisis bekämpft und in längerer Wirkung
durch gesetzgeberische und Verwaltungsmaß
nahmen eine Reform ausgeführt werden,,
welche nicht das Interesse der Einzelnen,
sondern das Staatswohl fördern. Staats
minister Graf Zedlitz sieht den Hauptgrund
in der allzu großen Entfernung der Pro-
duktionsstellen vom Aufgabeorte der Pro
dukte. Ferner müßte da wo, wie im Osten
ein Grundbesitz-Kategoriengesetz sehr hervor
rage, ein Mittel gefunden werden, dieselben
einer theilweise fallenden Kategorie zuzu
führen.
Der durch die Explosion in Berlin im
Gasbehälterschuppen der Militär-Luftschiffer-
todt. Die Feuerwehr betrachtete nunmehr
ihre Aufgabe für gelöst und rückte ab.
Seinen Abschied vom Leben hat ern
Selbstmörder, dessen Leiche am Sonn-
tag Vormittag auf Westend bei Berlin
gefunden wurde, auf seine Manschetten
niedergeschrieben. Auf der einen stand:
„O Welt, verzeihe meinen Schritt;: denn
es ist rabenfinster. Ich habe ausgelitten.
Forschet nicht nach meiner Identität, denn
es wäre erfolglos." Auf der anderen
Manschette fand man die Worte: „Lebe
wohl, geliebte E." — Der Lebensmüde
dürfte etwa 30 Jahre alt gewesen fein>
er hatte dunkelblondes Haar und helleren
Schnurrbart.
Gera, 29. Mai. Der verstorbene K af
ir er des städtischen Hospitals hat ein
Defizit von mehreren tausend Mark hin
terlassen.
Liegnitz, 29. Mai. Durch einen Schuß
aus einem Revolver tödtete ein hiesiger
lbjähriger Lehrling seinen gleichaltrigen
Freund. — In Hermsdorf bei Sagan
wurde der Fabrikbesitzer Fuckner von Wil
derern angeschossen und tödtlich verletzt.
Ein verw egener H o t e l d i e b wurde
dieser Tage in Krimmitschau in der Person
eines Schlossergesellen aus Werdau ver
haftet. ķ Dieser hatte sich in die Schlafstube
des Besitzers eingeschlichen, war dort unters
Bett gekrochen und als der Hotelwirth fest
schlief, hatte er aus dessen Hosen die Geld
schrankschlüssel entwendet, den Geldschrank
ausgeschlossen und daraus etwa 400 Mark
gestohlen, den Bemühungen der Polizei ge
lang es, den Dieb bereits am folgenden
Tage zu verhaften, doch hat er sich im
Amtsgerichtsgefängniß erhängt.
Zwei polnische Arbeiter erschlugen auf
einem Werke bei Witten am Donnerstag
einen Brbeitsgenossen und hängten ihr Opfer,
um den Verdacht von sich abzulenken, an
einen Pfosten auf. Die Thäter sind ver
haftet.
Köln, 29. Mai. Die „Köln. Ztg."
meldet aus Sofia: Gerüchtweise ver
lautet,. daß das Cabinet Stambulow
seine Entlassung eingereicht habe.
Fürst Ferdinand habe sie angenommen und
Grekow mit der Neubildung des Cabinets
beauftragt.
Der mit 6000 Mark durchgegangene
Handlungsgehilfe Rapp ist in Stettin
verh-after worden. In seinem Besitz be
fanden sich nur noch 120 Mk., 5880 Mk.
hat Rapp seinen Angaben zufolge in den
wenigen Tagen durchgebracht.
Der Stellenvermittelungsschwin
del nimmt in Hamburg in bedenklicher
Weise überhand. Ein Küper, welcher sich
gleichzeitig mit Stellenvermittelung besaßt,
sagte einem Zimmergesellen mit Bestimmt-
Abtheilung dem Militärfiskus verursachte heit eine Kassirerstelle zu und ließ sich vou
direkte Schaden ist von den Sachverständi
gen auf 170000 Mark geschätzl worden.
Es wird übrigens beabsichtigt, den Uebnngs-
platz der Luftschifferabtheilung nicht an
seiner jetzigen Stelle in nächster Nähe von
Kasernen zu belassen, sondern in eine Ge
gend zu verlegen, wo bewohnte Gebäude
nicht in der Nähe sind und eine vollständige
Jsolirung sich ermöglichen läßt.
Der Einsturz des Hauses in
der Kochstraße, in Berlin, bei dem
von 26 gerade beschäftigten Arbeitern 3: ge-
tödtet und 3 verwundet worden sind, ist
dadurch entstanden, daß man auf ein altes
Vorderhaus ein viertes Stockwerk aussetzte
und gleichzeitig unten Läden ausbrach. Ein
Theil des neuen Stockwerks war bereits
aufgeführt, als plötzlich heute Vormittag
die Wandung im dritten Stock der linken
Hausseite zusammenbrach. Die Decken
waren nicht im Stande, die Wucht der
stürzenden Massen auszuhalten, und alle
drei brachen durch, und Steine, Balken,
Bretter, Mörtel stürzten mit einem furcht
barem Knall in das Erdgeschoß. Die ganze
Straße war durch dicke Staubwolken in
Finsterniß gehüllt, uuddie erschreckt zusammen
laufenden Anwohner glaubten zunächst au
eine Explosion. Als sich der Staub nach
etwa 10 Minuten verzogen hatte, konnte
man erst den Anfall in seinem ganzen
Umfange übersehen. Die neu aufgeführte
Rückwand des Vorderhauses, die eine Ver
bindung zum Seitenflügel herstellt, war ein
gestürzt, weil das darunter befindliche alte
Mauerwerk, das ohnehin augenscheinlich
morsch war, mitgerissen, und das ganze
bildet einen Trümmerhaufen. Mit
den Trümmern stürzten 6 Arbeiter herab
Die sofort herbeigceilte Feuerwehr machte
unter Leitung des Branddirektors Giersberg
sich an die Rettung der verunglückten
Arbeiter. Drei der verschütteten Leute
konnten verhältnißmäßig schnell aus den
Trümmern hervorgeholt werden. Der
Maurer Spielberg und der Arbeiter Stroh
wald hatten Verletzungen an den Beinen
erlitten, dem Arbeiter Kreklov war die
Schulter verrenkt und der Kopf verletzt.
Ein Vierter, der Maurer Fridrich Sautzt,
war bereits todt, als er um 11 Uhr heraus
geschaft werden konnte. Der Kopf war ihm
vollkommen zertrümmert. Die weiteren
Rettungsarbeiten wurden durch die morsche
Beschaffenheit des Baues sehr erschwert
Die Feuerwehr mußte mit großer Vorsicht
zu Werke gehen, da schon um 10^ Uhr
ein kleiner Nachsturz erfolgte. Erst um
Uhr gelang es, die noch verschütteten beiden
Arbeiter aufzufinden. Sie waren bereits
demselben als zu stellende Kaution ein
Sparkassenbuch der Magdeburger städtischen
Sparkasse Nr. 60216 auf 1001 Mark
lautend, geben, sowie den Militärpaß des
Zimmermanns. Mit beiden Theilen ist
nun der Küper und Stellenvermittler ver
schwuuden. Man ist auf der Suche nach ihm.
Hamburg, 29. Mai. Der vielfach com-
mentirte Erlaß des Grafen Waldersee, nach
welchem es den Militärkapellen verboten
war, in dem bestrenommirten Concerthause
Hornhardt in St.. Pauli zu spielen, ist
durch den Kriegsminister aufgehoben worden.
Das Bier der Hamburger „Löwen-
Brauerei" hat auf der internationalen
Ausstellung für Volksernährung und Armee
Verpflegung in Wien die höchste Auszeich
nung, das Ehrendiplom und die gol
dene Medaille erhalten. Dem Brau
meister, Herrn Direktor Palm, ist das Mit-
arbeiterdiplom mit goldener Medaille für
hervorragende Leistung verliehen worden..
BrsviwLtäsÄ.
Ausstellung in Kiel 1894 vom-4.
bis 19. August. Seit der letzten Woche
kommen besonders viele Anmeldungen und
Anfragen aus Oesterreich und Ungarn, so
werden u. A. österreichische Heeresausrü
stungen auf der Kieler Ausstellung ver-
treten sein. Die projektirten Maffenspei-
jungen erwecken schon jetzt das Interesse
der militairischen Kreise. Die Plcwierungs-
arbeiten auf dem äußeren Theil des Aus
stellungsterrains am Viehburger Gehege
werden in der nächsten Woche beginnen.
Oldesloe, 29. Mai. Die hies. Schläch
termeister haben sich der Polizeibehörde
gegenüber verpflichtet, sämmtliche von ihnen
geschlachteten Schweine auf Trichinen
untersuchen zu lassen und nur solche
Schweine-Fleischwaaren zu verkaufen, die
aus dem Fleische der als trichinenfrei be
fundenen Schweine bereitet sind. Wenn
einem dieser Schlachter nachgewiesen wird,
daß er der eingegangenen Verpflichtung
zuwidergehandelt hat, so verfällt er, abge
sehen von der öffentlichen Bekanntmachung
seines Namens und von anderen gesetzlich
verwirkten Strafen, in eine Geldstrafe von
240 Mark.
X Süderdithmarschen, 28. Mai. An
läßlich der vielen Bränden die an ver
schiedenen Stellen unseres Kreises wieder
holt vorkommen, neigt man sich hin und
wieder der Ansicht, daß absichtliche Brand
stiftung vorliegt. Schon seit längerer Zeit
halten sich in der hiesigen Gegend mehrere
Geheimpolizisten auf, und es sind auch be
reits verschiedene Verhaftungen vorgenommen
worden.
Von der anhaltenden Dürre der letzten Wochen-
verbunden mit dem kalten Nordostwind und Nacht
frösten, haben die Saaten, Weiden und Wiesen
so enorm gelitten, daß die Aussichten auf eine
auch nur einigermaßen gute Ernte immer mehr
schwinden und die Befürchtungen, welche von
einzelnen Seiten schon im April ausgesprochen
worden, daß dies Jahr noch schlechter wie 1893
für den Landmann ausfallen würde, scheinen sich
leider zu erfüllen. Zwar ist der Roggen bei der»
-schönen Wetter im April gut gewachsen und be
rechtigt zu einigen Hoffnungen, wenigstens was
-Stroh anbetrifft, aber das Sommerkorn wird
selbst bei anhaltendem Regen nur kurz bleibe»
und- wenig Stroh liefern, wie auch die Heuernte
nur eine sehr mäßige werden kann. Es ist des
halb leider schon heute mit einer gewissen Sicher
heit vorauszusehen, daß ein Nothstand in der
Uebevwinterung des Viehstandes eintreten mutz
und speziell wird der Mangel an Streu sich fühl
bar machen. Alles Stroh wird der Landman»
nothwendig gebrauchen, um sein Vieh zu ernähre»
und zur Streu wird nichts übrig bleiben. Kan»
das Vieh- aber nicht genügend Streu erhalten, st
leidet es an Kälte und fällt, selbst bei hinreichen
der Nahrung, zusehends ab. Auch bekommt der
Landmann keinen Dung und so spinnt sich das
Unglück von einem Jahr zum andern hinein.
Unter solchen Unrständen ist es für unsere Ge
gend als- ein glückliches Ereigniß zu betrachte»,
daß das Torfwerk Westennoor in diesem Früh
jahr etablirt und heute bereits in Betrieb ist,
denn es ist dem Sandmann Gelegenheit geböte»,
seinen Bedarf an Streu durch Ankauf von Torf-
streu bequem zu- decken, sodaß er fern sämmtliches
Stroh zum Futtern verwenden kann
Bei der Bedeutung dieser Sache glauben wir,
uns den Dank unserer geehrten Leser zu ver
dienen,. wenn wir über den Artikel Torfstre»
einige Mittheilungen machen.
Der Törfstreu wird erzielt aus den oberste»
Schichten der Hochmoore, aus dem sogen, rothe»
Torf,.einer Masse, welche von dem eigentliche»
Brenntorf sehr abzweigt, ja so zu sagen in der
Mitte von grünem, Mdos und der schwarzen Tors
masse steht und erst in weiterer Entwickelung sich
zu Brenntorf gestalten kann. Diese Masse ist
stark faserig, sie wirk! wie ein Schwamm, inbet»
sie in der Lage ist, große Mengen von Feuchtig
keit aufzunehmen und festzuhalten und in dieser
Eigenschaft liegt ihr großer Werth- als Streu.^
Nachdem die in Soden ausgenommene Masst-
vollständig getrocknet und mittelst Maschinen gc-
fasert ist, ivird sie über ein Schüttelsieb geleitet,
wobei-der Mull, welcher für Latrinen Verwendung
findet, sich absondert. Der Törfstreu, eine nun
mehr weiche faserige Masse, welche spezifisch un
gemein leicht ist, totrb vermittelst Dampfpresst»
zu Ballen von ca. ISO- Kilogramm zusammen
gepreßt, welche durch Leisten und Drähte gehalte»,
jeden Transport aushalten können. Werden i»k
Drähte abgenommen, so- ist- die Masse- mit leichtck
Mühe zu lockern und giebt ein weiches xt» 5
warmes Lager für das Vieh.
Bei- Pferden ivird durch den ganzen Stand ei»
10 bis 15 Ctm. dickes Lager gemacht. Die festes
Exkremente, sowie diejenigen Streustücke, bie gst»?
naß geworden sind, werden täglich entfernt u»"
dagegen 3 bis 4:Pfund frischer Torfstreu nachA
streut-und das Lager durchgearbeitet. Nach»
bis Wochen wird das ganze Lager erneuert. Ä»!
diese Weise haben die Pferde immer ein weiches-
elastisches, geruchfreies, reinliches und trockenes
Lager,- auf dem ihre Hufe die natürliche TrG-
sähigkeit behalten, und auf das sie sich jederzeit
gerne -legen. Der Verbrauch beträgt bei dem
zeichneten Verfahren per Tag und- Pferd im ga»'
zen etwa 5-Pfund.
Bei- Rindvieh muß. etwas mehr- Torfstreu, be
sonders hinten oder auch nur in den Jauchrini»»
angewandt- werden, pro Tag und Kopf 5’/*-'*
Pfund. Den Hinteren Stand- mistet man st" 1
besten täglich aus.
Bei- Schweinen, werden pro- Stück zunächst &
Pfund Torfstreu eingestreut, alsdann streut in»"
täglich:, ein halbes Pfund nach.. Alle- 4 Wacht?
etwa wird das Lager erneuert. Vom Troge in»?
die Streu entfernt, bleiben. Es ergiebt solchsj
Verfahren für einen Landmann, welcher 20 Stil»
Rindvieh, 4 Pferde und durchschnittlich 8 Schwei'»'
hält, eine Ausgabe von:
20x6x200= 24000 ®,
4x5X300= 6000 ® „ an ...
8x3x365= 2000 ® ~ ^30- al.33/»
fürSchafe,Hühner, 1 - yi£ -
Gänse rc. = 1000
Es ist dabei berücksichtigt, daß das Rindvieh I"
und die Pferde 65 Tage auf der Weide gehe» ^
Dagegen bekommt er außer den festen Effre
menten mindestens 2800 Centner Dung, welche
einen Werth von ca. 800 Mk. repräsentirt. .
Der Torfftreu bildet ein Surrogat, welches b»'
Stroh mit vielseitigen Vortheilen ersetzt, denn
1. Ist das Aufsaugevermögen größer.
Wuldstreu saugt das Einfache.
Sägemehl das Doppelte,
Stroh das Dreifache, ,,
Torfstreu dagegen das Zehn- bis Fü»''
zehnfache des eigentlichen Gwichts auf.
2. Ist er billiger.
Angenommen ein Landmann, welcher ķ
Pfund Stroh iin Jahre verbraucht, »*1
kauft solchen zum Preis vou 3 Mark x
Centner, welcher Preis unter heutigen Vck
haltvissen als gering zu bezeichnen ist-?.,
im vergangenen Jahre 5 Mk. und daşş'
bezahlt worden, so erzielt solches 300» “
Er kauft dagegen 300 Centner
Torfstreu, ivelche gleiches Auf-
saugsvermögen und gleichen
Düngeriverth haben als 1000
Centner Stroh.
à 1.33V3
4C)0j g
2600 *
so würde dadurch ein Gewinn von j
zu verzeichnen fein, wovon der Fuhrt"
in Abzug zu bringen ist.
3. Ist der Dung weitaus besser.
In Folge der geringen und langst»^
Aufsaugefähigkeit des Strohes, geht
größte Theil des Harns verloren und ķ
rade solcher enthält die besten Duķ^j
Der Torfstreu saugt solchen begierig .ji
und hält ihn fest, sodaß der Harn »' x-r
fester Forin aus das Land gebracht -jjl
den kann. Da der Torfstreu an ķ je
sich schon ein gutes Dttngmittel
darf mau annehmen, daß man in ^ dfl
bei Einstreu von 100 Kg. Torfst"» ^
Kg. Dünger herausbekommt, room»- , ( it
Kosten des Ankaufs ca. doppelt aufge"
werden.
4. Beseitigt derselbe den schlechten Gern ^
vielen Ställen und vertreibt die lästigen
Durch das sofortige Aufsaugen aller y
flösse wird deren lästiger Geruch v ' ^
men beseitigt und mit demjelben e j#
auch die von ihm angelockten p: Xw,
Welcher Nutzen dadurch für das -ü> • JJ
finden und das Gedeihen der Thler- A»»
wird, bedarf nicht einer näheren Erott^
' die Rinnen und ^aucyep
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