Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

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Zollzuschlages für aus Spanien und den 
spanischen Kolonien kommende Waaren die 
Zustimmung ertheilt und zugleich Aus- 
führungsbestimmungen zu dieser Verord 
nung nicht zulässig. 
Berlin, 25. Mai. Im Herrenhause 
kommt der Gesetzentwurf über die L a n d- 
wirthschaftskammern am 30. 
Mai auf die Tagesordnung. Der Land 
tag wird voraussichtlich am 31. Mai g e- 
schlossen werden. 
Berlin, 25. Mai. Die Kommission des 
Herrenhauses zur Vorberathung des Gesetzes 
über die Landwirthschaftskammern 
trat heute Vormittag 11 Uhr unter dem 
Vorsitze des Herrn von Puttkamer zur 
Weiterberathung zusammen. Graf Schlie- 
ben erklärte Namens seiner Freunde aus 
der konservativen Fraktion, daß sie auf 
jeden Abänderungsantrag verzichteten. Mi 
nister von Hehden hob hervor, daß das 
Staatsministerium noch nicht Stellung zur 
Vorlage genommen habe. Er meine aber, 
daß es dem Beschluß des Abgeordneten 
hauses zustimmen werde. Schließlich 
wurde die Vorlage nach dem Beschlusse 
des Abgeordnetenhauses mit 12 gegen 1 
Stimme angenommen. Das Gesetz kommt 
auf die Tagesordnung vom 30. d. M. 
Berlin, 25. Mai. Die neuerdings auf 
getauchte Nachricht, daß Deutschland den 
Vorschlag zu einer neuen Samoakonfe 
renz gemacht und daß England diesen 
Vorschlag angenommen habe, entbehrt nach 
der „Post" jeder Begründung. 
— Generallieutenant Stein v. Kaminski 
ist in Mentone gestorben. 
—■ Ueber die Explosion des Lagers 
für Gasbehälter der Luftschiffer-Abtheilung, 
das sich auf dem Tempelhofer Felde zwi 
schen dem Casernement des zweiten Eisen 
bahn-Regiments und den Baracken befindet, 
in denen die 2. Compagnie des 3. Eisen- 
bahn-Regiments liegt, berichtet die „Kreuz- 
Zeitung": In dem Gebäude für die Gas 
behälter lagerten etwa 800 mit Gas ge 
füllte Stahlbehälter, die in den letzten 14 
Tagen gefüllt worden waren. Die Behälter 
zersprangen und die Stücke übersäeten das 
umliegende Gelände auf etwa 300 Schritt 
in der Runde. Wenige Minuten darauf 
explodirte der mit Wasserstoffgas gefüllte 
Gasometer der Luftschiffer-Abtheilung, ohne 
wesentlichen Schaden anzurichten. Glück 
licherweise ist bei dieser Explosion Niemand 
verletzt worden, was um so wunderbarer 
erscheint, als die Splitter granatenartig 
umherflogen. Auch der Posten blieb un 
verletzt. Selbst durch die Räume des 
Eisenbahn-Regiments flogen die Stücke, 
ohne irgend, einer Person Schaden zuzu- 
fügen. Durch das Dach der Baracken war 
sogar eine Flasche (Gasbehälter) glatt durch 
geschlagen ; sie zertrümmerte vier Bettstellen, 
die glücklicherweise leer standen. Ueber die 
Entstehungsursache ist noch nichts Be- 
stimmtes festgestellt, doch sind die Erhebun 
gen im Gange. Die umliegenden Gebäude 
sind schwer mitgenommen. Auf dem 
Uebungsplatze und dem Casernement sind 
alle Fenster zersprengt. Der Lagerraum 
ist vollständig zerstört, ebenso mehrere Well- 
blechdächer. Der Schaden ist erheblich. 
Die verkrachte Produktiv-Genossen- 
schafts-Bäckerei in Berlin, die im ver- 
gangenen Monat in Konkurs gerieth, wird 
nach Prüfung der Masse, die auf 500 Jl 
gewerthet wird, der „Post" zufolge, an die 
Mitglieder drei Prozent ihrer bisherigen 
Einlagen auszahlen können. Betheiligt 
und zwar mit 300 M ist u. A. auch der 
Verband der Bäckereiarbeiter Berlins. 
Berlin, 25. Mai. Der Gesammtvor- 
stand der Berliner Gewerbeausstellung löste 
sich auf. Die Vorarbeiten und Akten 
werden laut Beschluß dem neuen Comitee 
für Treptow überwiesen. Letzteres verfügt 
über einen Garantiefonds von vier Mil 
lionen. Montag Abend wird die definitive 
Constituiruug stattfinden. 
— Zur Quiddeschen Schrift, so 
Wird offiziös im „Hamb. Korr." ge- 
schrieben, ist durch Schuld der „Kreuzztg.", 
deren Motive man nicht untersuchen wolle, 
die ganze Angelegenheit weit über Gebühr 
aufgebauscht worden. Die Theorien des 
Herrn Quidde, der in der Gelehrtenwelt 
einen geachteten Namen besitzt, bietet dem 
Kenner der Geschichte wesentlich nichts neues. 
— Der Redacteur Griffith der „Pearson's 
Weekly" hat die Reise um die Welt, 
wie berechnet, in 65'/, Tagen zurückge 
legt und ist am 16. Mai wieder wohl 
behalten in London eingetroffen. Die 
Fahrt ging von London via Calais-Mont- 
Cenis Neapel mit dem Norddeutschen 
der Römer führte einen nicht zu verachtenden 
Stoß gegen mich, aber die Eisenspitze seiner 
Lanze glitt ab von der blanken Wölbung 
meines Brustpanzers, indeß die meinige sich 
festsetzte und der Römer im nächsten Augen 
blick herabglitt in das weiche Gras. Zum 
Glück hatte er keine andere Beschädigung 
davongetragen, als einige grüne Grasflecken 
an seiner Rüstung und einige geknickte Federn 
in seinem Helmbusch; ich war fast ebenso 
schnell von meinem Gaul herunter und hatz 
ihm auf, er erwiderte aber nichts auf meine 
höfliche Entschuldigung, sondern machte sich 
sogleich daran, seinen Goldfuchs, der des 
Reiters ledig, lustig auf dem grünen Rasen 
plan umhersprang, cinzufangcn. 
(Fortsetzung folgt.) 
Loyddampfer nach Jokohama, von dort 
mit dem Canadian Pacificdampfer nach 
Vancouver, dann mit der Bahn nach 
New-Tork und mit einem Norddentschen- 
Loyddampfer nach Southampton. 
Berlin, 26. Mai. (H. C.) Vor einer 
geladenen Gesellschaft höherer Armee- und 
Marineoffiziere produzirte sich Herr D o w e 
am 23. d. mit seinem kugelsicheren Panzer. 
Es wurden Schüsse auf denselben mit dem 
englischen Henry-Martini- und Lee Letford- 
Gewehr abgegeben, ohne ihn zu durch 
bohren. 
Die Nichtbefolgung einer ärztlichen An 
ordnung hatte den Tod der Gattin eines 
Berliner Beamten zur Folge. Die Dame 
litt an heftigem Kopfreißen und konnte in 
Folge dessen nicht schlafen. Der Arzt ver 
schrieb ihr gegen das Uebel Chloralhydrat, 
und zwar sollte sie ein Pulver vor dem 
Schlafengehen, ein zweites am andern Tage 
einnehmen. Die Kranke glaubte es recht 
gut zu machen, indem sie beide Pulver in 
einem Zwischenraum von einer V 2 Stunde 
einnahm. Am folgenden Morgen wurde 
die Dame todt in ihrem Bette auf 
gefunden. 
Potsdam, 25. Mai. Der Kaiser traf 
heute früh 7 Uhr mit Sonderzug auf der 
Wildparkstation ein und wurde am Bahn 
hof von der Kaiserin und den vier ältesten 
kaiserlichen Prinzen empfangen. Vom Bahn 
hof begaben sich die Majestäten alsbald 
nach dem Neuen Palais. 
Aus Soldau (Ostpr.) wird unterm 25. 
Mai gemeldet, daß in der russischen Stadt 
Mlawa dicht an der preußischen Grenze, 
mehrere Erkrankungs- und Todesfälle an 
Cholera vorgekommen seien. 
Wie aus Dirschan berichtet, wurde in 
Fersenau der Fischer Peplinski, der in 
trunkenem Zustande seine Frau und Kinder 
mit einem Messer bedrohte, von der Frau 
mit einer Axt erschlagen. Die Frau hat 
sich der Behörde selbst gestellt. 
In der Gefangenenanstalt zu Ncugartcn 
überfiel ein zu fünf Jahren Gefängniß 
verurtheilter berüchtigter Messerheld mit 
gezogenem Messer den Anstaltsarzt und 
Aufseher. Letzterer versetzte ihm glücklicher 
weise bei Zeiten mit seinem Seitengewehr 
einen Schlag über den Kopf, infolgedessen 
der Gefangene sofort verschied. 
Königsberg i. Pr., 25. Mai. Der „K. 
A. Ztg." zufolge ordnete der Regierungs 
präsident wegen des Auftretens der Cho 
lera in Rußland an, daß der Uebertritt 
von Personen aus Rußland nur nach den 
Kreisen Neidenburg und Ortelsburg und 
nach Jllowo stattzufinden hat. 
Die hochbetagte Wittwe des, erst 
vor einiger Zeit verstorbenen Medizinal 
raths Professor Dr. Sonn en kalb in 
Leipzig hat sich getödtet. Ihr Leichnam 
wurde am Montag.Abend aus den Fluthen 
der Elster herausgezogen. Die Dame, die 
über ein großes Vermögen verfügte und in 
den glänzendsten Verhältnissen lebte, hat 
anscheinend in einem Zustande geistiger 
Umnachtung ihrem Leben ein Ziel gesetzt. 
Eine h och elegante S ch rauben-Facht 
ist, wie das Patent- und tcchn. Bureau von 
Richard Lüd ers in Görlitz schreibt, kürzlich 
von einer englischen Werft, A. & I. Jnglis 
zu Partick fertiggsteellt worden, welche sich 
der Vizekönig von Egypten daselbst zu seiner 
Privatbenntzung bestellt hatte. Das mit allem 
erdenklichen Luxus ausgstattete Schiff, welches 
vor Allem in geradezu verschwenderischer Pracht 
elektrisch beleuchtet werden kann, ist 70 Meter 
lang, 9 Meter breit und hat 6 Meter Tief 
gang; dasselbe wird demnächst die Reise nach 
-einem Bestimmungsort Alexandria antreten. 
Leipzig, 26. Mai. Die Unterschlagung, 
die der gegenwärtig zu Wuusiedel in Hast 
befindliche Postdieb Ullrich beging, stellt 
ich höher, als im Anfang angenommen 
wurde. Denn während noch in dem hinter 
Ullrich erlassenen Steckbrief die Höhe der 
unterschlagenen Summe auf 102,822 Mark 
angegeben wurde, beläuft diese sich mit 
den in Checks und Wechseln gestohlenen 
Beträgen auf rund 16 6,000 Mark. 
Von dieser Summe wurden bei dem Durch 
gänger über 154,000 Mark in baarem 
Gelde und etwa 6000 Mark in Geldpa 
Keren gefunden. Wahrscheinlich ist, daß 
Ullrich viele der Papiere vernichtet hat. 
§ Stuttgart, 21. Mai. Die Hohenlohe- 
sche Praeservenfabrik Gerabronn, welche 
als Spezialitäten Kinderhafermehl, Hafer 
grütze und Gemüsepraeserven (gedörrte Ge 
müse) herstellt, ist auf eine Gesellschaft mit 
beschränkter Haftung übergegangen und 
haben sich hierbei außer zwei englischen 
Firmen die Herren fürstlich hohenlohescher 
Domänenrath Mutschler, Langenburg, Ge 
heimer Hofrath Colin in Stuttgart rmd 
Bankdirektor Thorwart in Frankfurt a. 
betheiligt. Das Stammkapital beträgt 
500,000 Mark. Als Geschäftsführer sind 
die Herren L. Jacob, C. Lander und I. 
Unsöld hier, bestellt worden. 
Die Jury hat unter den Projekten für 
die Budapester Donaubrücke den 1. Preis 
im Betrage von 30000 Kronen, dem aus 
der Eßliuger Maschinenfabrik bei Stuttgart 
stammenden Plane einer Drahtseilbahn zu 
gesprochen. 
Ulm, 23. Mai. Das Justizministerium 
hat nun gleichfalls 1000 Mark Belohnung 
für die Entdeckung des Mörders 
des Friseurlehrlings Müller ausgesetzt 
Oberstaatsanwalt Milz von Stuttgart hat 
die Untersuchung übernommen. Mit Sicher 
heit ist Lustmord anzunehmen. Die 
Leiche zeigt gegen 50 Stiche in Herz. 
Lunge und Hals, die mit einem scharf ge 
schliffenen Mordwerkzeug geführt fein müs 
sen; einer der Stiche drang durch den 
ganzen Leib am Rücken wieder heraus 
Der Bauch ist von oben bis unten aufge 
schlitzt, auch die Arme und Schenkel fanden 
sich zerschnitten. Trotz genauester Unter 
suchung konnten keine Blutspuren im Hause 
entdeckt werden. Der Stiefvater Müllers, 
der verhaftet worden war, ist wieder ent 
lassen worden, ebenso drei Schneidergesellen, 
die im Hause wohnen. 
Mainz, 22. Mai. Der „Köln. Ztg." 
wird von hier geschrieben: Die beiden 
wegen Verdachts der Spionage verhaf 
teten Franzosen befinden sich noch im hie 
sigen Untersuchungsgefängniß. Die Mel 
dung verschiedener Zeitungen über ihre an 
gebliche Entlassung aus der Haft trifft 
uicht zu. Gestern wurde an der Stelle, 
wo die Zeichnungen und photographischen 
Aufnahmen stattfanden, ein neues Verhör 
mit den Franzosen in Gegenwart mehrerer 
Offiziere angestellt. Die bei den Verdäch 
tigen gefundenen, meist recht ungeschickten 
Aufzeichnungen sollen mit den Untersuchungs 
akten demnächst dem Reichsgericht unter 
breitet werden." 
Ein furchtbares Hagelwetter mit 
Wolkenbruch ist am Montag im nord 
östlichen Theile Oberbaierus niedergegangen 
Nach baierischen Blättern verwüstete das 
Ungewitter hauptsächlich die Fluren von 
Pölling, Holzheim, Loderbach, Kadenzhofen, 
Litzlohe, Ober- und Unterwaal usw. Es 
soll sich bis in die Gegend von Sulzbach 
erstreckt haben. Die Kadenzhöfer Höhe er 
schien ganz weiß, wie im tiefsten Winter. 
Die Schlossen lagen stellenweise 10 bis 12 
Centimeter hoch. Neben den Getreide 
feldern sind auch die Wiesen schwer ge 
schädigt, theilweise mit Schlamm über 
schwemmt, ebenso ist der Ertrag der Obst 
gärten verloren, in den Hausgärten sind 
die Kraut- und Dorschenpflanzen völlig ver 
nichtet. 
Eine Freifahrt mit dem zu Fesselfahrten 
eingerichteten Luftballon „Phönix" hat der 
Luftschifter Ferell, dessen bei Crefeld ver 
unglückte Luftfahrt wir kürzlich berichtet, 
jüngst unternommen. Aus Köln wir dar 
über Folgendes berichtet: In der Nähe 
von Süchteln ist Nachts um 2 Uhr der 
Ballon des Luftschiffers Ferell niederge 
gangen, worin er noch mit einem Kölner 
Spezereihändler Abends 11 Ubr vom 
Hohenzollern-Garten eine nächtliche Lnst- 
fahrt unternommen hatte. Bei der Lan 
dung sind dem Kölner beide Beinen zer 
schmettert worden. Der Schwerverletzte 
hat mehrere Stunden auf dem Felde hilf 
los gelegen. Als der Ackerer I. am Mvr- 
gen auf seinen Hof kam, hörte er vom 
Felde her ein Wimmern, dem er nachging. 
Er fand auf seinem Acker den schwerver 
letzten Ballonfahrer und daneben den an 
deren im Schlaf liegen. Der herbeigerufne 
Arzt legte einen Nothverband an und ließ 
den Händler ins Krankenhaus schaffen, wo 
am Morgen noch eine Operation an dem 
Schwerverletzten vorgenommen wurde. An 
-einem Aufkommen wird gezweifelt; er hat 
zu Hause Frau und acht Kinder. Ferell 
ist auch durch seine Auffahrten in Berlin 
bekannt geworden. 
Memel, 25. Mai. Ein von Pillkoppel 
zum Fischfang auf die Ostsee gefahrenes 
Fischerboot kenterte infolge hohen See- 
ganges. Die ganze Besatzung, aus fünf 
Fischern bestehend, fand den Tod in den 
ellen. Drei von den Ertrunkenen 
and verheirathet und Familienväter. 
Bremen, 24. Mai. Die außerordent 
liche Generalversammlung des Nord 
deutschen Lloyd beschloß einstimmig, 
die Verwaltung zur Aufnahme einer A n 
leihe im Betrage von 15 Mil 
l i o n e n Mark zu ermächtigen, nachdem 
der Vorsitzende des Aufsichtsraths das Be 
dürfniß für nothwendigen Ersatz für die 
auf den Südamerikanischen Linien beschäf 
tigten Dampfer und für weiteren Ausbau 
der Schnelldampferflotte in längerer Aus 
führung dargethan hat. 
Das letzte Kruppsche Ausstellungs 
material ist heute in Hamburg mit dem 
Krähn aus dem Dampfer „Turret" gehoben 
und auf Bahnwagen geladen worden. Der 
Rest bestand zumeist aus Gußstahl-Panzer- 
plattcn; die eine hat ein Gewicht von 
28,000 Kilo. 
Ein recht bedauerlicher Unglücksfall ereig 
nete sich gestern Abend gegen 11 Uhr 
auf der Verbindungsbahn in Hamburg in 
der Nähe der Ernst-Merckstraße. Wie häufig 
geschieht, mußte auch gestern Abend ein von 
Altona kommender Zug dort so lange warten, 
bis der Berliner Zug den Klosterthorbahnhof 
verlassen hatte. In der Meinung, den letzteren 
Bahnhof bereits erreicht zu haben, verließ eine 
Frau den Wagen. Sie wurde im selben 
Augenblick von dem vorbeifahrenden Berliner- 
Zug erfaßt, zu Boden geschleudert und über 
fahren. Es wurde der Bedauernswerthen ein 
Arm direkt abgefahren und außerdem erlitt 
sie schwere Kopfverletzungen. Sie ward noch 
lebend dem Allgemeinen Krankenhause zu 
geführt. 
Die elektrische Straßenbahn hatte am 
letzten Sonnabend in Hamburg wieder einen 
bedauerlichen Unfall zu verzeichnen. 
Die Pferde eines Lastwagens scheuten vor 
einem elektrischen Wagen, worauf beide 
Gefährte kollidierten. Bei dieser Gelegen 
heit wurde der Kutscher des Lastwagens 
vom Bock geschleudert. Durch den Fall auf 
das Straßenpflaster zog er sich einen Schädel 
bruch zu, an dessen Folgen er schon nach 
einer Stunde verstarb. 
Hamburg, 18. Mai. Ein schreckliches 
Verbrechen vollzog gestern ein eben erst 
aus der Schule entlassenes Kindermädchen. 
Dasselbe hatte bei dem Landmann Köster 
Stellung genommen um über das einzige 
Kind, einen 2'/ a Jahre alten Knaben, zu 
wachen. Das Mädchen mochte nicht auf 
dem Lande dienen und erdrosselte den 
Kleinen. Den Eltern, welche auf dem 
Felde beschäftigt waren, wollte es einreden, 
daß das Kind am Herzschlag verstorben 
fei. Der Arzt erkannte natürlich sofort 
die Todesursache und ließ das Mädchen 
verhaften. 
48,000 kaufmännische Stellen jeder Art 
und Branche sind bis zum 21. Mai d. Js. 
durch den „Verein für Handlungskommis 
von 1858 in Hamburg" besetzt worden. 
Die Vermittelung geschieht sowohl für Auf 
träge ertheilende Firmen, als auch für 
stellesucheude Mitglieder völlig kostenfrei. 
Es wird weder Einschreibegeld noch Porto 
vorlage, noch Vermittelungsgebühr oder 
dergleichen erhoben. Am 15. Februar ds. 
Js. hatte der Verein die Besetzung der 
47,000sten Stelle feit feinem Bestehen er- 
zielt; in 1893 besetzte er 4119 Stellen. 
Der Hamburger 1858er Verein zählt z. Zt. 
schon über 44,000 Angehörige, darunter 
über 5500 etablirte Kaufleute. 
Ein 40 Jahre alter in Barmbek woh 
nender Kaufmann stürzte sich gestern aus 
dem Fenster der 4. Etage auf die Straße. 
Die Verletzungen waren derartige, daß er 
sofort starb. Der feit einiger Zeit 
geisteskranke Mann hatte bereits vor eini 
gen Tagen einen Selbstmordversuch ge 
macht, indem er sich mit einem Rasirmesfer 
über die Pulsader geschnitten hatte, doch 
war feine That so rechtzeitig entdeckt wor 
den, daß er gerettet werden konnte. 
Ncumünster, 25. Mai. In K r o n s- 
h a g e n, sowie in der Stadt Kiel ist dem 
„H. C." zufolge die Maul- u. Klauen 
seuche festgestellt. Als seuchenverdächtiges, 
resp. gefährdetes Gebiet gelten Wik mit 
Steenbek bei Kiel, sowie die Ortschaft 
Haffee. Für diesen Bezirk ist bis auf wei 
teres das Ausführen von Klauenvieh (Rind 
vieh, Schafen, Ziegen, Schweinen) bei Ver 
meidung von Strafe verboten; das Ein 
führen von Klauenvieh jedoch ist gestattet. 
iel wurde eine Frau wegen Ver 
dachts des Kindesmordes in Haft ge 
nommen. 
Kellinghusen, 25. Mai. Den „F. N." 
zufolge ist die Vergrößerung des Lockstedter 
Lagers jetzt gesichert, wenn im nächsten 
Jahr der Reichstag die nöthigen Geldmittel 
bewilligt. Auch die Nebungsplätze der üb- 
rigen Armeekorps sollen vergrößert werden, 
weil 1. für die modernen weittragenden 
Geschosse der Uebungsplatz eine Schußweite 
von 1 Meile haben muß, 2. die bisherigen 
Nebungsplätze eine weitere Ausdehnung 
haben müssen, damit die Trnppenkörper sich 
ausdehnen können, 3. die Möglichkeit der 
Unterbringung der Truppen auf den Ue 
bungsplätzen selbst geschaffen werden soll, 
damit die Einquartirung auf dem Land- 
gebiet aufhört, 4. die Verminderung der 
immer größer werdenden Flurbeschädigungen 
angestrebt werden muß. 
Nordfriesland, 26. Mai. Wenn 
der Mai ins Land kommt, werden viele Friesen 
zu eifrigen Vegetarianern. Es wächst nämlich 
auf dem Borlande in großen Mengen der 
Meerstrands-Wegerich, dessen dicke fleischige 
Blatter, wenn sie jung sind, unter dem Namen 
„Sudden" ein grünes Gericht geben, dessen 
Geschmack gleichviel dem des Grünkohls und 
-des Sauerampfers ähnelt. Karavanen von 
-Alten nnd Jungen bevölkern zeitweilig das 
Borland, um in Säcken und Körben die be 
gehrte Blattfrucht heimzutragen. — Der graue 
und der gelbe Graswnrm machen sich wieder 
in diesem Frühjahr in sehr unliebsamer Weise 
bemerkbar. Früh gesäter Hafer ist an manchen 
Stellen gänzlich zu nichte geworden. Die 
Nachtfröste und Dürre der letzten Zeit haben 
das Zerstörungswerk leider nur verstärkt; 
auch i)as Ģŗas bcgtttnt bedenķļìch ZU şchwmam, 
alles seufzt nach Regen. 
Dienstag Nachmittag genethen rm Laden 
des Kaufmanns Thede in Hufum die Kleider 
einer Einkäufe machenden Frau in Brand. 
Nur mit großer Mühe gelang es den 
Hausbewohnern, das Feuer zu dämpfen, 
wobei ein Kommis und die Frau vom 
Hause nicht unbedeutende Brandwunden an 
den Händen davontrug. Die Frau selbst 
erlitt nur leichte Verletzungen. 
Eckernförde, 23. Mai. In der Nacht 
auf den 23. d. M. ist den „F. N." zu 
folge bei dem Gastwirth Fischer zur 
„Deutschen Eiche" vor Osterby ein E i n- 
bruchsdiebstahl verübt und bei dieser 
Gelegenheit dem Besitzer im Schlafe eine 
schwere Kopfwunde beigebracht, so 
daß ärztliche Hilfe hat besorgt werden 
müssen. — Der städtische Haus 
haltungsplan für 1894—95 wurde 
in der letzten Sitzung der städtischen Kolle 
gien in Einnahme und Ausgabe mit 
166,000 Jl und die Kommunalsteuer auf 
der Einkommensteuer und 
Grund- und Gebäudesteuer 
26k 
fesi 
240 pCt. 
pCt. der 
gesetzt. 
=4= Bordesholm, 25. Mai. De 
schleswig-holst. Eentralverein für Obs: 
und Gartenbau wird am 11. Juli d. Je 
im benachbarten Gr.- Flintbeck seine Haup- 
versammlung abhalten. Am Abend foi 
ein großes Gartenfest auf der Boordt- 
Mühle gefeiert werden und am folgende 
Tage wird eine Wagenfahrt über Schierer 
fee, Westensee und Achterwehr nach der 
Kanal stattfinden. Bon hier aus werde 
sich die Theilnehmer über Levensau un 
Holtenau zu Schiff nach Kiel begeber 
Der genannte Kerein besteht erst 3 Jahre 
gliedert sich in 30 Kreis- und Spezialver 
eine und zählt 4416 Mitglieder. De- 
Verein beabsichtigt kommenden Herbst 
Hamburg einen Obstmarkt zu veranstalte' 
und zwar für Frühobst im September nist 
für anderes Obst im October. Die Obst 
Ausstellung in St. Petersburg wird vo> 
dem Verein beschickt werden. — Unser m> 
so vielen Naturschönheiten ausgestattete 
Ort wird täglich von Vereinen ui> 
Touristen besucht. Am nächsten -Sonntat 
trifft wieder ein größerer Verein aus Kie> 
die „Vereinigung" mit 700 Mitglieder 
hier ein. — Am 1. Juli wird in Gaardeş 
das Kreis-Feuerwehrfest des Landkreise 
Kiel gefeiert. Das Programm lautet 
Empfang der von auswärts eintreffende' 
Gäste in Bruhns Gastwirthschaft, vol 
10—12 Uhr Delegirten - Verfammluiis 
Festessen in Krusenrott, Uebungen Mi 
Mannöver der Gaardener Feuerwehr uv 
Festball in der „Waldwiese". — Das ä 
der Kieler Chaussee belegene Gewese „New 
Haidkrug" ist an den Maurermeister 
Kühl aus Kiel gegen ein Haus in M 
vertauscht. — Der Besitzer des Guts 
Perdoel bei Wankendorf hat eine groß 
Anzahl Ochsen gekauft, um dieselben 3 : 
landwirthschaftlichen Arbeiten zu Verwender 
A Tielenhemme, 25. Mai. In der HÜ 
sigen Gegend tritt eine Wurmart in ga>k 
bedenklicher Menge auf. Die Thiere vck 
zehren mit unglaublicher Schnelligkeit Gras 
halme und haben bereits mehrere Grill' 
selber total verheert. Einem Landmw' 
wurde das Gras von seiner Wiese, as 
der sonst gegen 20 Fuder Heu geborgt 
werden, von den genannten Thieren rei' 
aufgezehrt 
■n Jevenstcdt, 25. Mai. Erst im La>A 
dieser Woche hat sich mehr Herausgestells 
daß die letzten Nachtfröste, insonderhel 
wohl derjenige, der in der Nacht vo> 
Sonnabend auf Sonntag uns heimsucht 
dem Pflanzenwuchse recht sehr geschah 
haben. Zunächst machte sich dies bemerk 
bar bei den Kartoffeln, die fast sämmtli» 
abgefroren waren. In dieser Beziehn^ 
wird der Schade indessen nicht so grsl 
ein, da die Kartoffel bald wieder nas 
wächst. Schlimmer steht es um versch's 
dene Gartenfrüchte, Bohnen, Gurken as 
namentlich auch um die Obstblüthe. ®‘ 
größte Nachtheil wird endlich darin liegst 
daß auch einige Kornarten, besonders Haß' 
und Gerste, stellenweise sehr gelitten habck 
Unsere Landleute klagen überdies, daß “ 
ver gegenwärtigen Witterung auf den höh- 
gelegenen Weiden der Graswuchs sehr tiw 
wird. 
* Rendsburg, 23. Mai. In den schg 
wig-hvlsteinischen Städten betrugen 
Kommunal st euern bisher im Durs 
schnitt reichlich 20 Mk. pro Kopf der ^■ 
völkerung. Da vom 1. April n. 3- 
an die Realsteuern in die Stadtkasse fließ); 
wird das Mittel wesentlich herabgedrü 
werden. Namentlich die gxößeren Stşş 
werden durch den Erlaß der hohen 
bände- und Gewerbesteuer eine wefenşş 
Erleichterung erfahren. In einzelnen 
ten waren die Kommunalsteuern auch 
reits zu einer erdrückenden Höhe Hera»» 
wachsen. In Kiel betrugen die Gemeisj. 
abgaben 30 bis 40 Mk. pro Kopf der -, 
völkerung. Nachstehende Skala gibt eşş 
Ueberblick über die Ausgaben für Gemeişş 
zwecke in den einzelnen Städten Schlesl^ 
Holsteins. Die Gemeindeausgaben betrüg 
pro Kopf der Bevölkerung in 
Kiel 
Eckernförde 
Sonderburg 
Tondern 
Hadersleben 
Husum 
I tzehoe 
Flensburg 
Altona 
Apenrade 
Neumünster 
Rendsburg 
Tönning 
Schleswig 
Friedrichstadt 
Bredstedt 
Heide 
X. Rendsburg, 26. Mai. 
Landrathsamt veröffentlicht eine 
34 Mk. 
30 „ 
30 
28 
25 
25 
25 
24 
24 
23 
22 
21 
21 
20 
13 
13 
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machung, in der auf den großen W'j 
schaftlichen Werth der vom 
Verein zur Förderung der LuftschŞ 
in Berlin beabsichtigten Versuche 
neren, selbstschreibende meteorologisch 
parate enthaltenden Luftballon (1 |» 
wiesen und die Bevölkerung zur F J 
dieses Unternehmens aufgef— 
Obengenannter Verein zahlt 
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