Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

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zen? 
Rendsb.^ 
Wo. 121. 
Sonnabend, den 26. War 
1894. 
t Morgen - Depeschen. 
’s Berlin, 26. Mai. Die Hauptverhand 
rhalten,lung in dem Prozesse des preußischen gi 
agt dienanzmiNlsters Dr. Miguel gegen den Rek- 
tor o. D. Ahlwardt wegen öffentlicher 
- gesunvBeleidigung, begangen durch eine in einer 
. HeutfPersammlung gehaltenen Rede über Akten- 
Enthüllungen in der Judenflinten-Affaire 
findet am 9. Juni d. I. statt. 
Berlin, 26. Mai. Der anarchistische 
Schriftsteller Wilhelm Spohr ist aus bis 
her noch nicht bekannten Gründen per 
haftet worden. Spohr hatte in anarchi 
Aschen Versammlungen mehrmals Vorträge 
achter. 
«, 
dsburg.gehalten. 
_ Berlin, 26. Mai. 
P, Herrenhauses nahm 
Die Kommission des 
gestern in zweiter 
stellt 
95 ^.Lesung das Landwirthschafts-Kammergesetz 
202.in der Fassung des Abgeordnetenhauses 
. ' mit allen gegen eine Stimme unerwartet an. 
C Barcelona, 26. Mai. Seit der kürzlich 
stattgefundenen Hinrichtung von vier 
Anarchisten sind wieder mehrereVer- 
h a f t u n g en vorgenommen worden. Vier 
der Verhafteten mußten jedoch wieder frei 
gelassen werden. 
Prag, 26. Mai. Behördlicherseits wurde 
ste Anbringung von Straßentafeln in cze- 
chischer Sprache an ärarischen Gebäu> 
den verboten. Ein czechischer Hausbesitzer, 
der an seinem Hause eine französisch-cze- 
chische Tafel angebracht hatte, mußte die- 
felbe wieder entfernen. 
Lüttich, 26. Mai. Die Photographien 
der Anarchisten Sterberg und Müller 
ung. 
Ater, 
tedt. 
Ä. 
« w UHU IfUUCl 
-Cg. / wurden an alle Polizeibehörden Europas 
„mi feststellen, ob die Be 
vo» geschickt 
»^Wchdl. Förden diese beiden Anarchisten nicht etwa 
' ' Unter anderem Namen kennen. 
QtIQCr Paris, 26. Mai. Präsident Carnot 
!°ioA zu hg^e gestern Abend mit dem früheren Mi- 
-—fester Peytral eine Conferenz, worin er 
J. Io. ^ìesen zur Neubildung des Kabinets auf- 
! forderte. Obgleich Peytral diese Aufforder 
et. ' ?ng vorerst ablehnte, nahm er doch noch 
I. rechts- !pät Abends mit mehreren politischen Per 
sönlichkeiten Rücksprache, um ein Ministeri 
um der Linken zu Stande zu bringen. Die 
- «» àsultate der Verhandlungen wird Peytral 
heute dem Präsidenten mittheilen. Es ver 
mutet, daß Peytral die Finanzen, Bourgeois 
Ä. Innere, Brisson das Aeußere, Lockroy 
şi b'»°le Marine, Poincarre den Unterricht und 
tádtthcil., ?S er das Ackerbauministerium übernehmen 
nähere îd. Das Präsidium solle Bourgeois 
falls dieser ablehnen sollte, Brisson 
Angeboten werden. 
Zimmer, 
-eiten. 
Dtr Sülfritj mil Sjûnioi. 
Der Bundcsrath hat gestern Nachmittag 
eine Plenarsitzung gehalten, in der es sich 
lediglich um die Verordnung betreffend Er- 
Hebung eines Zuschlages von 50»/„ zu den 
aus Spanien und den spanischen Kolonien 
kommenden Waaren handelte. Der Bundes 
rath ertheilte die Zustimmung, und so 
steht das Inkrafttreten der Verordnung 
unmittelbar bevor 
Der Zollkrieg ist für beide Länder 
nicht ohne Bedeutung. Spanien wird 
hauptsächlich in dem Export seiner Landes- 
producte und Erze betroffen, Deutschland 
vorzugsweise in der Ausfuhr seiner Textil- 
und Metallwaaren, Chemikalien und anderer 
Fabrikate. 
An der Einfuhr aus Spanien, die sich 
1892 auf 40 743 000 Mark bezifferte, 
sind besonders betheiligtDrogerie-, Apotheker- 
und Farbwaaren, (532 000 Mk.), Eisen- 
und Eisenwaaren (346 000 Mk.), Erden, 
Erze rc. (19 760 000 Mk.), Getreide und 
Erzeugnisse des Landbaues (4 071 000 Mk.), 
Holz (4 732 000 Mk.), Häute und Felle, 
Kupfer-, Material- und Specereiwaaren re. 
(10 138 000 Mk.), Oel (393 000 Mk.). 
Die Ausfuhr stellt sich 1892 auf 40 558 000 
Mk., worunter Baumwolle und Banmwoll- 
waaren (1 916 000 Mk.), Drogen- nod 
Apothekerwaaren (3 530 000 Mk.), Eisen- 
und Eisenwaaren (4 961 000 Mk.), Glas- 
und Glaswaaren (521 000 Mk.), Holz und 
Schnitzstoffe (1 266 000 Mk.), Instrumente, 
Maschinen (3 315 000 Mk.), Kuvferwaaren 
(1948000Mk.),Kurzwaaren(1899000Mk.), 
Leder und Lederwaaren (2 161 000 Mk.), 
Literarische und Kunstgegenstände (1 094 000 
Mk.), Papier (2 807 000 Mk.), Seide und 
Serdenwaaren (2 617 000 Mk.), Wolle und 
Wallenwaaren (4 866 000 Mk.) 
So bedauerlich der Zollkrieg, der beiden 
Theilen Wunden schlägt, auch ist, ffo war 
er doch unvermeidlich geworden/ Mit 
vollem Rechte sagt die Begründung der 
Einführung von Zollrepressalien: „Die 
parlamentarische Vertretung Spaniens 
har eine Haltung eingenommen, die den 
internationalen Gepflogenheiten in keiner 
Weise entsprach." Die Reichsregierung ist 
bisher niit Rücksicht auf die inneren 
Schwierigkeiten in Spanien und auf die 
Interessen der deutschen Industrie mit der 
größten Nachsicht und Langmut!) vorge 
gangen, um immer wieder die Möglichkeit 
eines endlichen befriedigenden Abschlusses 
zu schaffen. Aber alles hat seine Grenzen 
und diese Grenze ist durch den Beschluß 
der spanischen Regierung, den Maximaltarif 
auf deutsche Waaren einzuführen, über 
schritten. Was das Cabinet Sagasta zu 
diesem Schritte veranlaßt hat, ist zur Zeit 
noch nicht klar. 
Ausland. 
Außereuropäische Gebiete. 
Newyork, 25. Mai. Nach einer Mel- 
dung aus Uniontown (Pennsylvanien) kam 
es heute früh zwischen 2000 Streikenden 
und 50 Polizeiagenten, die das Hüttenwerk 
Stickle-Hollow bei Scottdale schützen sollten, 
zu einem Zusammenstoß. Von beiden 
Seiten wurde Feuer gegeben; fünf der 
Streikenden wurden g e t ö d t e t und fünf 
Streikende, sowie drei Polizeiagenten ver 
wundet. 
Buenos-Aires, 25. Mai. Hier ist ein 
Komplott entdeckt. Drei Franzosen, 
zwei Oesterreicher und ein Italiener sind 
verhaftet. Dieselben beabsichtigten, das 
Kongreßgebäude und die Börse in die Luft 
zu sprengen. Mehrere Bomben sind 
beschlagnahmt. 
Spanien. 
Madrid, 25. Mai. Das Rekrutirungs- 
gesetz setzt den thatsächlichen Stand der 
Armee auf 82,000 Mann für Spanien 
und auf 16,000 Mann für die Antillen fest. 
Frankreich. 
Paris, 25. Mai. Der Anarchist 
Gauche, der verhaftet wurde, soll die 
Lütticher Anarchisten durch Geldmittel unter- 
stützt haben. Bei Gauche wurde ein Testa 
ment vorgefunden, in dem er sein Vermö 
gen im Betrage von 300 000 Frcs. dem 
verhafteten Grave für Zwecke der Propa 
ganda vermacht hat. 
Paris, 24. Mai. Präsident C a r n o t 
empfing heute Nachniittag nochmals den 
Kammerpräsidenten Dupuy und ließ so 
dann den früheren Finanzminister P e y - 
tral in das Elysee berufen. Letzterer hat 
den Auftrag, ein K a b in et zu 
bilden, abgelehnt. Derselbe wird 
sich heute Abend mit seinen politischen 
Freunden besprechen und morgen früh dem 
Präsidenten Carnot Bericht erstatten. 
Mußland. 
Ein merkwürdiger Fund ist in 
eineni Saale der Ober-Artillerieverwaltung 
in Petersburg gegenwärtig aus dem Gou 
vernement Kiew ausgestellt. Es ist ein 
wie versteinert aussehender Holzkasten, in 
dem sich das Skelett eines in voller Rü 
stung bestatteten Kriegers, sein bei der Be 
stattung getödtetes Roß und verschiedener 
Kriegerschmuck befand. Das obere Brett 
der Kiste war mit großen Eisennägeln be 
festigt. Besonderes Interesse gewann der 
Fund durch den Umstand, daß die Leiche 
nicht verbrannt war. Knochen wie metal 
lische Gegenstände sind vortrefflich erhalten 
Das Skelett von mittlerer Größe steckt, 
wie man der „Voss. Ztg." meldet, in ei 
nem wenig verrosteten Panzerhemde aus 
ziemlich großen flachen Ringen und hat 
bis zum Ellbogen reichende Aermel. Ein 
Helm und ein langes, schmales Schwert, 
mit dem man den Reiter an sein Roß 
nageln könnte, vollenden die Ausrüstung. 
Die Steigbügel, Zügel, Zierbleche u. s. w. 
sind vom Rost nur wenig berührt. Sach 
verständige sehen in dem Fund einen No 
madenkrieger des 11. bis 13. Jahrhunderts. 
Serbien. 
Budapest, 25. Mai. Wie die „Bud. 
Corr." meldet, hat die Jury unter den 
Projekten für die Budapester Donaubrücken 
den e r st e n Preis von 30,000 Kronen 
dem aus der Eßlinger Maschinen 
fabrik (Stuttgart) stammenden Plane 
einer Drahtseilbrücke zugesprochen. 
Oesterreich. 
Wien, 25. Mai. Die Jungczechen 
brachten im Abgeordnetenhause einen Dring 
lichkeitsantrag ein, zu prüfen, ob der Justiz- 
Ministerial-Erlaß an die Oberstaatsanwalt 
schaften betr. die preßgesetzliche Behandlung 
von den in den Reichsrath-Protokollen nicht 
enthaltenen Reichsrathsreden mit dem Preß- 
gesetz vereinbar seien. Hieran knüpfte sich 
eine längere Debatte, in deren Verlaufe 
die Aeußerung des gegen den Antrag spre 
chenden Abgeordneten Morre: „Gegen 
wärtig seien auch Deutsche am Ruder und 
hätten gleichfalls etwas zu befehlen" zu 
tumultarischen Kundgebungen Anlaß gab. 
Bei der daraus folgenden Abstimmung 
wurde der Antrag mit 157 gegen 62 
Stimmen abgelehnt. 
391. 
Stube" 
7) 
Lorbeer uni Myrthe. 
: 605. 
Historischer Roman von Gustav Lange. 
Ļ ",®f ei!" lachte bei diesem Ergüsse der 
5 uvk Eßlinger laut auf. „Ereifere Dich nicht so, 
^cin Freund, habe ich dies doch alles so 
asu.Jut wie Du auch erlebt, wenn auch mit 
nivas mehr Geduld und weniger Ernüchterung, 
Sehnsucht nach Italien, nicht in 
rigsp- Reichem Maße wie die Deinige rege gewesen, 
As," Ä cuchr. zuul ersten Male hierher. 
it wolltest mich ja za Deinem Vertrauten 
m v* en "nd nur cut großes Geheimniß mit- 
./Crlen, worauf ich bis setzt vergebens gewartet' 
Zi^jick «rum beeile Dich, denn die Sonne wird 
118y bald in den Becher scheinen." 
. »Nun vor allem die Frauen und Junq- 
Simti>< < h Ucn '" fuhr Dalberg fort, etwas alterirt 
Urch die Bemerkung des Eßlinger und darum 
rkt 64- schuht, den aufsteigenden Aergcr zu nnter- 
^ Löcken. „Alle, die ich sah, schienen mir 
Ä werth, daß um ihretwegen ein deutscher 
m^àann seinem Gaul den Sattel auslegt 
5 D ^ bor das Thor seiner Burg reitet, geschweige 
i* 1 * 1 einen Zug über die Alpen wagt und 
/ wunderte mich manchmal, wie unsere 
wm er so sehr um die Gunst dieser Römer- 
laffe). it 9 [. buhlen konnten. Die letzte Spur des 
^ich îcaischcn Traumes war geschwunden und 
g> s Ôt ri 9etoï,te mir, die Ehre allein sollte meine 
Uhrş^^ sein, mit Blut und Leben wollte ich 
b et 'hre Gunst ringen, so lange, bis mir 
■Wa das Wappen mit einer neuen Zier 
'tj^Miickt, auf das Enkel und Urenkel meinen 
: W etl "'it Stolz nennen würden. Da 
>>!h^ wir vor Tvrtana. Herzog Heinrich 
—uns zum Sturm, wir nahmen die 
udt ein, aber ich wurde ein Gefangener, 
ein Sklave gerade da, wo der Herzog mich 
den Junkern als ein Muster der Tapferkeit 
und als ihren Hauptmann vorstellte; in dem 
Augenblick, als wir noch siegestrunken vor 
den eingeäscherten Häusern standen und heller 
Jubel über den errungenen Sieg die Lüfte 
erfüllte." — 
»Vor Tortona?" fragte der Eßlinger 
erstaunt, gleichzeitig in helles Lachen aus 
brechend. . „Ich wüßte durchaus nicht, daß 
uns da ein Weib zu Gesicht gekommen wäre, 
müßtest Du gerade die Frau des Thürmers 
meinen, die, als wir im Sturm die Mauern 
erkletterten, im Nachtgcwande sich uns ent 
gegenstellte und einen heillosen Spektakel 
verursachte. Mir erscheint Deine Erzählung 
immer räthselhaftcr und überlauft mich bereits 
wie ein geheimer Schauer, bei dem Gedanken 
an die Dinge, die da noch kommen werden. 
Darum beeile Dich und spanne meine Geduld 
nicht länger auf die Folter. 
Heribert ließ sich durch diese Einfälle 
stines älteren Freundes, die eines leichten 
«Pottes nicht entbehrten, durchaus nicht stören 
und nachdem er einen tüchtigen Zug aus 
dem Becher gethan, um die von dem langen 
Erzählen ausgetrocknete Kehle zu erfrischen, 
fuhr er fort: 
Du weißt, daß die Stadt nichts von 
Kapitulation hören wollte und Friedrich 
Barbarossa, erzürnt über diese Halsstarrigkeit, 
schwur, die Stadt nicht allein zu züchtigen,' 
sondern sie zu vernichten und wie er durch 
einen Herold den Bewohnern Tortonas ver 
künden ließ, daß er jedem Fremden oder 
Ausländer, der sich zufällig in der Stadt 
befinde, freien Abzug erlaube, auch jeder 
riedliche Bürger zwei Tage Zeit habe, mit 
so viel Hab und Gut, als er mit den Sei 
mgen zu tragen vermöge, die unwiderruflich 
dem Untergang geweihte Stadt zu verlassen. 
Dcesş ctlleê ist Dir bekannt, mein lieber Georg 
und ich wiederholte es nur, weil es zu meiner 
Erzählung gehört. Was aber weiter geschah, 
davon habe ich noch keinen Menschen etwas 
anvertraut, es bildet dies mein Geheimniß 
und nur Dir meinem väterlichen Freunde, 
der mid) beschützt und behütet von Kindes 
beinen an, nachdem Vater und Mutter durch 
frühzeitigen Tod mich allein in diesem irdischen 
Jammerthale zurückgelassen, vertraue ich, was 
mein Herz seit den Tagen von Tortona 
bewegt. 
Ich hatte die Vorhut an dem Thore, 
welches sich nach dem Süden hin öffnete, 
und als ich eines Morgens niit einem kleinen 
Schwabenhäuflein einen Umritt in meinem 
Revier machte, gewahrte ich, wie dieses Thor 
sich öffnete und eine stattliche Reitcrschaar 
heraus ritt. 
Voraus ritten zwei gewappnete Ritter 
und mehrere Knechte, gleichsam als Schutz 
truppe einer Dame, die auf rcichgeputztcm, 
schneeweißem Rosse, jedoch vom Scheitel bis 
zu den Knieen in einen dichten Schleier 
gehüllt, in ihrer Mitte ritt. Den Zug 
schlossen Reisige und ein Page mit einen, 
weißen Friedensfähnlein. Verwundert und voll 
Neugierde sahen wir den Trupp auf der 
Straße, die nach Parma führt, uns entgegen 
kommen, ungefähr zwanzig Schritt vor uns 
Halt machend. Der Herold mit dem Fricdens- 
ühnlcin kam zu uns herangeritten und ver 
kündete, daß die Nachfolgenden freie Römer 
eien, welche in einem verwandten Hanse 
in Tortona das Osterfest und eine Hochzeit 
gefeiert und durch unsere Belagerung der 
Stadt in ihrer Festfreude, überrascht worden 
Inland. 
— Die Raritäten-Sammlung des 
Kaisers, so schreibt die „Danz. Ztg.", 
ist um einen „Paartopf" vermehrt wor 
den. Am Sonnabend-Mittag, als der 
Kaiser in Prökelwitz von der Jagd heim 
kehrte, bemerkte er am Wege einen Hirten 
liegen, welcher sein Mittagessen verzehrte. 
Der Kaiser fragte den Grafen zu Dohna, 
was dies für ein Geschirr sei, aus welchem 
wären. - Sic hätten den Aufruf Friedrich 
Barbarossas benutzt, um ungefährdet die 
Stadt zu verlassen und die Heimreise nach 
Rom anzutreten. 
Eine sonderbare Laune erfaßte mich in 
diesem Augenblick, als der Herold dies ver 
kündet hatte. Ich ließ mir von meinem 
Schildknappen die Lanze geben und ritt bis 
auf einige Schritte den Fremden entgegen, 
die Waffe zum Gruß vor ihnen senkend 
Dafür soll uns Gott bewahren", redete 
ich sie freundlich an, „daß ein deutscher Ritters 
mann nicht jeder Zeit seines Fürsten Wort 
in Ehren hielte und vor Allem, wenn eS 
Damenschutz gilt, wo er für trcuj geleistete 
zarte Ritterdienste zum Dank dafür die lieb 
liche Rose in den dunklen Lorbeer flechten 
möchte. Jedoch meine ich, wenn wackere 
Ritter sich begegnen, wo es auch immer sei, 
sollten sie nicht an einander vorüberziehen, 
ohne sich ein Zeichen der Achtung gegeben zu 
haben; geht doch kein frommer Pilger an dem 
andern vorüber, ohne ihm seinen Gruß: „Ge 
grüßt sei Christ!" entboten zu haben, fährt 
doch kein Fischer an einem fremden Boot vor 
über, ohne ihm eine „Gute Fahrt!" zugerufen 
zu haben." 
Ein stattlicher Reiter auf einem hohen Gold 
fuchs kam mir näher, das Visir lüftend, wo 
bei der feine Scharlachmantel zurückfiel und 
eine reich mit Silbcrverzicrung ausgelegte 
Stahlrüstung sichtbar wurde. 
„Wie meint Ihr das, mein verehrter deut- 
'cher Hauptmann?" fragte er. 
„Ihr werdet mich gewiß verstanden haben, 
edler römischer Herr!" cntgegnete ich. „Denn 
vcnn der Rheinstrom und der Tiberfluß zu- 
ammenflössen, würden ihre Wellen sich auch 
gegen einander thürmen und dann nach fricd- 
der Mann speise. Der Graf erwiderte, es 
sei dieses ein sogenannter „Paartopf", ein 
auf dem Lande überall gebräuchliches Ge 
schirr, in welchem den auf dem Felde 
arbeitenden Leuten das Essen zugetragen 
würde. Nun äußerte der Kaiser den 
Wunsch, solch einen Paartopf zu besehen, 
und es wurde deshalb der Hirte mit seinem 
vorher sorgfältig gereinigten Paartopf nach 
dem Schlosse bestellt. Der Kaiser besah 
den Topf sehr genau, wobei er schließlich 
zu lachen anfing und ausrief: „Nein, den 
Paartopf muß ich meiner Frau schicken, 
damit sie doch auch sieht, aus was für Ge 
schirren hier gegessen wird." Das Geräth 
wurde denn auch sofort nach Berlin abge 
sandt. — Ein „Paartopf" ist ein aus 
Thon gebrannter Doppeltopf, der zur Auf 
nahme von zweierlei Speisen dient. In 
der Mitte befindet sich ein Henkel. 
Berlin, 25. Mai. Die heute erschei 
nende Ausgabe des Reichsgesetzblatts pu- 
blicirt die Allerhöchste Verord 
nung, wodurch auf die wichtigeren, aus 
Spanien und den spanischen Kolonien kom 
menden Waaren ein Z o l l z u s ch l a g von 
50 pCt. zu den Sätzen des allgemeinen 
Zolltarifs gelegt wird. Die Verordnung 
tritt sofort in Kraft. 27 bereits bekannte 
Tarifpositionen werden von der Maßnahme 
betroffen. Die Bestimmung findet auf 
solche Waaren keine Anwendung, die am 
Tage der Verkündigung der gegenwärtigen 
Verordnung die deutsche Zollgrenze über 
schritten haben, oder an diesem Tage in 
den deutschen Zollausschlüssen vorhanden 
sind. 
— Oberstlieutenant von Höpfner, der 
zum Stellvertreter des Gouverneurs von 
Deutsch-Ostafrika ernannt worden ist, hat 
seine militärische Laufbahn im 1. Garde- 
Regiment zu Fuß begonnen, dem er bis 
zum Dezember 1888 angehörte, wo er 
unter Beförderung zum Major in den 
Generalstab der Armee und als General 
stabsoffizier zur 8. Division in Erfurt 
versetzt wurde. Im Jahre 1890 wurde 
er in den Generalstab des 4. Armeekorps 
nach Magdeburg versetzt und 1892 als 
Bataillonskommandeur in das Kaiser 
Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 
einrangirt, in dem er am 10. Mai d. I. 
zum Oberlieutenant befördert wurde. 
Berlin, 25. Mai. In der gestern unter 
dem Vorsitz des Staatssekretärs von Boet- 
ticher abgehaltenen Plenarsitzung des Bun- 
desrathes wurde dem Entwürfe einer 
Verodnung, betreffend die Erhebung eines 
licher Vereinigung gleiche Bahnen oder den 
entgegengesetzten Weg verfolgen. So meine 
ich denn auch, wenn Römer und Deutsche 
sich zufällig in Waffen begegnen, könnten sie 
zum gegenseitigen Gruß und zu ihrer Ehre 
einen kleinen Lanzenritt gegen einander dort 
auf dem schönen Rasen machen, jedoch ohne 
Erbitterung, nur zum Spiel, und wer den 
andern besiegt, würde das Recht haben, als 
Sieger von dem andern ein Andenken, viel 
leicht ein Helmkleinod, ein Rüststück oder was 
sonst in der Macht des Besiegten zu geben 
liegt, zu fordern." 
Das Antlitz des Römers wurde bei diesen 
meinen Worten hochroth, ob vor Zorn oder 
vor Kampfesbegierde vermag ich nicht anzu 
geben, und seine Lanze kampfbereit anlegend, 
rief er mit lauter Stimme: „Bei St. Paul! 
Ihr seid ein junger Rittersmann und Euer 
Ungestüm läßt nicht erkennen, das Eure Wiege 
im schwerfälligen Deutschland gestanden. Da 
mit Ihr, kühner Partisan, aber wißt, wer 
Euch römische Waffenführung gezeigt, so höret, 
daß Giulio Tafano, ein römischer Ritter, 
dessen Familie nur eine ältere im ganzen 
Kirchenstaat kennt, Eure Herausforderung an 
nimmt." 
„Kommt Ihr an den Neckarstrand im 
Schwabenland," cntgegnete ich, indem ich 
kampfbereit mein Pferd auf die Wiese lenkte, 
„so fragt nach den Burgen derer von Dal 
berg und Ihr werdet hören, auch dieser Name 
hat einen guten Klang weit und breit, und 
nach echter deutscher Gastfreundschaft wird man 
Euch die Thore öffnen." 
Der Römer erwiderte nichts, sondern 
sprengte sein Roß gleichfalls auf den grünen 
Rasen und wir legten die Lanzen gegen ein 
ander an. Der Kampf war bald entschieden;
	        
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