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zen?
Rendsb.^
Wo. 121.
Sonnabend, den 26. War
1894.
t Morgen - Depeschen.
’s Berlin, 26. Mai. Die Hauptverhand
rhalten,lung in dem Prozesse des preußischen gi
agt dienanzmiNlsters Dr. Miguel gegen den Rek-
tor o. D. Ahlwardt wegen öffentlicher
- gesunvBeleidigung, begangen durch eine in einer
. HeutfPersammlung gehaltenen Rede über Akten-
Enthüllungen in der Judenflinten-Affaire
findet am 9. Juni d. I. statt.
Berlin, 26. Mai. Der anarchistische
Schriftsteller Wilhelm Spohr ist aus bis
her noch nicht bekannten Gründen per
haftet worden. Spohr hatte in anarchi
Aschen Versammlungen mehrmals Vorträge
achter.
«,
dsburg.gehalten.
_ Berlin, 26. Mai.
P, Herrenhauses nahm
Die Kommission des
gestern in zweiter
stellt
95 ^.Lesung das Landwirthschafts-Kammergesetz
202.in der Fassung des Abgeordnetenhauses
. ' mit allen gegen eine Stimme unerwartet an.
C Barcelona, 26. Mai. Seit der kürzlich
stattgefundenen Hinrichtung von vier
Anarchisten sind wieder mehrereVer-
h a f t u n g en vorgenommen worden. Vier
der Verhafteten mußten jedoch wieder frei
gelassen werden.
Prag, 26. Mai. Behördlicherseits wurde
ste Anbringung von Straßentafeln in cze-
chischer Sprache an ärarischen Gebäu>
den verboten. Ein czechischer Hausbesitzer,
der an seinem Hause eine französisch-cze-
chische Tafel angebracht hatte, mußte die-
felbe wieder entfernen.
Lüttich, 26. Mai. Die Photographien
der Anarchisten Sterberg und Müller
ung.
Ater,
tedt.
Ä.
« w UHU IfUUCl
-Cg. / wurden an alle Polizeibehörden Europas
„mi feststellen, ob die Be
vo» geschickt
»^Wchdl. Förden diese beiden Anarchisten nicht etwa
' ' Unter anderem Namen kennen.
QtIQCr Paris, 26. Mai. Präsident Carnot
!°ioA zu hg^e gestern Abend mit dem früheren Mi-
-—fester Peytral eine Conferenz, worin er
J. Io. ^ìesen zur Neubildung des Kabinets auf-
! forderte. Obgleich Peytral diese Aufforder
et. ' ?ng vorerst ablehnte, nahm er doch noch
I. rechts- !pät Abends mit mehreren politischen Per
sönlichkeiten Rücksprache, um ein Ministeri
um der Linken zu Stande zu bringen. Die
- «» àsultate der Verhandlungen wird Peytral
heute dem Präsidenten mittheilen. Es ver
mutet, daß Peytral die Finanzen, Bourgeois
Ä. Innere, Brisson das Aeußere, Lockroy
şi b'»°le Marine, Poincarre den Unterricht und
tádtthcil., ?S er das Ackerbauministerium übernehmen
nähere îd. Das Präsidium solle Bourgeois
falls dieser ablehnen sollte, Brisson
Angeboten werden.
Zimmer,
-eiten.
Dtr Sülfritj mil Sjûnioi.
Der Bundcsrath hat gestern Nachmittag
eine Plenarsitzung gehalten, in der es sich
lediglich um die Verordnung betreffend Er-
Hebung eines Zuschlages von 50»/„ zu den
aus Spanien und den spanischen Kolonien
kommenden Waaren handelte. Der Bundes
rath ertheilte die Zustimmung, und so
steht das Inkrafttreten der Verordnung
unmittelbar bevor
Der Zollkrieg ist für beide Länder
nicht ohne Bedeutung. Spanien wird
hauptsächlich in dem Export seiner Landes-
producte und Erze betroffen, Deutschland
vorzugsweise in der Ausfuhr seiner Textil-
und Metallwaaren, Chemikalien und anderer
Fabrikate.
An der Einfuhr aus Spanien, die sich
1892 auf 40 743 000 Mark bezifferte,
sind besonders betheiligtDrogerie-, Apotheker-
und Farbwaaren, (532 000 Mk.), Eisen-
und Eisenwaaren (346 000 Mk.), Erden,
Erze rc. (19 760 000 Mk.), Getreide und
Erzeugnisse des Landbaues (4 071 000 Mk.),
Holz (4 732 000 Mk.), Häute und Felle,
Kupfer-, Material- und Specereiwaaren re.
(10 138 000 Mk.), Oel (393 000 Mk.).
Die Ausfuhr stellt sich 1892 auf 40 558 000
Mk., worunter Baumwolle und Banmwoll-
waaren (1 916 000 Mk.), Drogen- nod
Apothekerwaaren (3 530 000 Mk.), Eisen-
und Eisenwaaren (4 961 000 Mk.), Glas-
und Glaswaaren (521 000 Mk.), Holz und
Schnitzstoffe (1 266 000 Mk.), Instrumente,
Maschinen (3 315 000 Mk.), Kuvferwaaren
(1948000Mk.),Kurzwaaren(1899000Mk.),
Leder und Lederwaaren (2 161 000 Mk.),
Literarische und Kunstgegenstände (1 094 000
Mk.), Papier (2 807 000 Mk.), Seide und
Serdenwaaren (2 617 000 Mk.), Wolle und
Wallenwaaren (4 866 000 Mk.)
So bedauerlich der Zollkrieg, der beiden
Theilen Wunden schlägt, auch ist, ffo war
er doch unvermeidlich geworden/ Mit
vollem Rechte sagt die Begründung der
Einführung von Zollrepressalien: „Die
parlamentarische Vertretung Spaniens
har eine Haltung eingenommen, die den
internationalen Gepflogenheiten in keiner
Weise entsprach." Die Reichsregierung ist
bisher niit Rücksicht auf die inneren
Schwierigkeiten in Spanien und auf die
Interessen der deutschen Industrie mit der
größten Nachsicht und Langmut!) vorge
gangen, um immer wieder die Möglichkeit
eines endlichen befriedigenden Abschlusses
zu schaffen. Aber alles hat seine Grenzen
und diese Grenze ist durch den Beschluß
der spanischen Regierung, den Maximaltarif
auf deutsche Waaren einzuführen, über
schritten. Was das Cabinet Sagasta zu
diesem Schritte veranlaßt hat, ist zur Zeit
noch nicht klar.
Ausland.
Außereuropäische Gebiete.
Newyork, 25. Mai. Nach einer Mel-
dung aus Uniontown (Pennsylvanien) kam
es heute früh zwischen 2000 Streikenden
und 50 Polizeiagenten, die das Hüttenwerk
Stickle-Hollow bei Scottdale schützen sollten,
zu einem Zusammenstoß. Von beiden
Seiten wurde Feuer gegeben; fünf der
Streikenden wurden g e t ö d t e t und fünf
Streikende, sowie drei Polizeiagenten ver
wundet.
Buenos-Aires, 25. Mai. Hier ist ein
Komplott entdeckt. Drei Franzosen,
zwei Oesterreicher und ein Italiener sind
verhaftet. Dieselben beabsichtigten, das
Kongreßgebäude und die Börse in die Luft
zu sprengen. Mehrere Bomben sind
beschlagnahmt.
Spanien.
Madrid, 25. Mai. Das Rekrutirungs-
gesetz setzt den thatsächlichen Stand der
Armee auf 82,000 Mann für Spanien
und auf 16,000 Mann für die Antillen fest.
Frankreich.
Paris, 25. Mai. Der Anarchist
Gauche, der verhaftet wurde, soll die
Lütticher Anarchisten durch Geldmittel unter-
stützt haben. Bei Gauche wurde ein Testa
ment vorgefunden, in dem er sein Vermö
gen im Betrage von 300 000 Frcs. dem
verhafteten Grave für Zwecke der Propa
ganda vermacht hat.
Paris, 24. Mai. Präsident C a r n o t
empfing heute Nachniittag nochmals den
Kammerpräsidenten Dupuy und ließ so
dann den früheren Finanzminister P e y -
tral in das Elysee berufen. Letzterer hat
den Auftrag, ein K a b in et zu
bilden, abgelehnt. Derselbe wird
sich heute Abend mit seinen politischen
Freunden besprechen und morgen früh dem
Präsidenten Carnot Bericht erstatten.
Mußland.
Ein merkwürdiger Fund ist in
eineni Saale der Ober-Artillerieverwaltung
in Petersburg gegenwärtig aus dem Gou
vernement Kiew ausgestellt. Es ist ein
wie versteinert aussehender Holzkasten, in
dem sich das Skelett eines in voller Rü
stung bestatteten Kriegers, sein bei der Be
stattung getödtetes Roß und verschiedener
Kriegerschmuck befand. Das obere Brett
der Kiste war mit großen Eisennägeln be
festigt. Besonderes Interesse gewann der
Fund durch den Umstand, daß die Leiche
nicht verbrannt war. Knochen wie metal
lische Gegenstände sind vortrefflich erhalten
Das Skelett von mittlerer Größe steckt,
wie man der „Voss. Ztg." meldet, in ei
nem wenig verrosteten Panzerhemde aus
ziemlich großen flachen Ringen und hat
bis zum Ellbogen reichende Aermel. Ein
Helm und ein langes, schmales Schwert,
mit dem man den Reiter an sein Roß
nageln könnte, vollenden die Ausrüstung.
Die Steigbügel, Zügel, Zierbleche u. s. w.
sind vom Rost nur wenig berührt. Sach
verständige sehen in dem Fund einen No
madenkrieger des 11. bis 13. Jahrhunderts.
Serbien.
Budapest, 25. Mai. Wie die „Bud.
Corr." meldet, hat die Jury unter den
Projekten für die Budapester Donaubrücken
den e r st e n Preis von 30,000 Kronen
dem aus der Eßlinger Maschinen
fabrik (Stuttgart) stammenden Plane
einer Drahtseilbrücke zugesprochen.
Oesterreich.
Wien, 25. Mai. Die Jungczechen
brachten im Abgeordnetenhause einen Dring
lichkeitsantrag ein, zu prüfen, ob der Justiz-
Ministerial-Erlaß an die Oberstaatsanwalt
schaften betr. die preßgesetzliche Behandlung
von den in den Reichsrath-Protokollen nicht
enthaltenen Reichsrathsreden mit dem Preß-
gesetz vereinbar seien. Hieran knüpfte sich
eine längere Debatte, in deren Verlaufe
die Aeußerung des gegen den Antrag spre
chenden Abgeordneten Morre: „Gegen
wärtig seien auch Deutsche am Ruder und
hätten gleichfalls etwas zu befehlen" zu
tumultarischen Kundgebungen Anlaß gab.
Bei der daraus folgenden Abstimmung
wurde der Antrag mit 157 gegen 62
Stimmen abgelehnt.
391.
Stube"
7)
Lorbeer uni Myrthe.
: 605.
Historischer Roman von Gustav Lange.
Ļ ",®f ei!" lachte bei diesem Ergüsse der
5 uvk Eßlinger laut auf. „Ereifere Dich nicht so,
^cin Freund, habe ich dies doch alles so
asu.Jut wie Du auch erlebt, wenn auch mit
nivas mehr Geduld und weniger Ernüchterung,
Sehnsucht nach Italien, nicht in
rigsp- Reichem Maße wie die Deinige rege gewesen,
As," Ä cuchr. zuul ersten Male hierher.
it wolltest mich ja za Deinem Vertrauten
m v* en "nd nur cut großes Geheimniß mit-
./Crlen, worauf ich bis setzt vergebens gewartet'
Zi^jick «rum beeile Dich, denn die Sonne wird
118y bald in den Becher scheinen."
. »Nun vor allem die Frauen und Junq-
Simti>< < h Ucn '" fuhr Dalberg fort, etwas alterirt
Urch die Bemerkung des Eßlinger und darum
rkt 64- schuht, den aufsteigenden Aergcr zu nnter-
^ Löcken. „Alle, die ich sah, schienen mir
Ä werth, daß um ihretwegen ein deutscher
m^àann seinem Gaul den Sattel auslegt
5 D ^ bor das Thor seiner Burg reitet, geschweige
i* 1 * 1 einen Zug über die Alpen wagt und
/ wunderte mich manchmal, wie unsere
wm er so sehr um die Gunst dieser Römer-
laffe). it 9 [. buhlen konnten. Die letzte Spur des
^ich îcaischcn Traumes war geschwunden und
g> s Ôt ri 9etoï,te mir, die Ehre allein sollte meine
Uhrş^^ sein, mit Blut und Leben wollte ich
b et 'hre Gunst ringen, so lange, bis mir
■Wa das Wappen mit einer neuen Zier
'tj^Miickt, auf das Enkel und Urenkel meinen
: W etl "'it Stolz nennen würden. Da
>>!h^ wir vor Tvrtana. Herzog Heinrich
—uns zum Sturm, wir nahmen die
udt ein, aber ich wurde ein Gefangener,
ein Sklave gerade da, wo der Herzog mich
den Junkern als ein Muster der Tapferkeit
und als ihren Hauptmann vorstellte; in dem
Augenblick, als wir noch siegestrunken vor
den eingeäscherten Häusern standen und heller
Jubel über den errungenen Sieg die Lüfte
erfüllte." —
»Vor Tortona?" fragte der Eßlinger
erstaunt, gleichzeitig in helles Lachen aus
brechend. . „Ich wüßte durchaus nicht, daß
uns da ein Weib zu Gesicht gekommen wäre,
müßtest Du gerade die Frau des Thürmers
meinen, die, als wir im Sturm die Mauern
erkletterten, im Nachtgcwande sich uns ent
gegenstellte und einen heillosen Spektakel
verursachte. Mir erscheint Deine Erzählung
immer räthselhaftcr und überlauft mich bereits
wie ein geheimer Schauer, bei dem Gedanken
an die Dinge, die da noch kommen werden.
Darum beeile Dich und spanne meine Geduld
nicht länger auf die Folter.
Heribert ließ sich durch diese Einfälle
stines älteren Freundes, die eines leichten
«Pottes nicht entbehrten, durchaus nicht stören
und nachdem er einen tüchtigen Zug aus
dem Becher gethan, um die von dem langen
Erzählen ausgetrocknete Kehle zu erfrischen,
fuhr er fort:
Du weißt, daß die Stadt nichts von
Kapitulation hören wollte und Friedrich
Barbarossa, erzürnt über diese Halsstarrigkeit,
schwur, die Stadt nicht allein zu züchtigen,'
sondern sie zu vernichten und wie er durch
einen Herold den Bewohnern Tortonas ver
künden ließ, daß er jedem Fremden oder
Ausländer, der sich zufällig in der Stadt
befinde, freien Abzug erlaube, auch jeder
riedliche Bürger zwei Tage Zeit habe, mit
so viel Hab und Gut, als er mit den Sei
mgen zu tragen vermöge, die unwiderruflich
dem Untergang geweihte Stadt zu verlassen.
Dcesş ctlleê ist Dir bekannt, mein lieber Georg
und ich wiederholte es nur, weil es zu meiner
Erzählung gehört. Was aber weiter geschah,
davon habe ich noch keinen Menschen etwas
anvertraut, es bildet dies mein Geheimniß
und nur Dir meinem väterlichen Freunde,
der mid) beschützt und behütet von Kindes
beinen an, nachdem Vater und Mutter durch
frühzeitigen Tod mich allein in diesem irdischen
Jammerthale zurückgelassen, vertraue ich, was
mein Herz seit den Tagen von Tortona
bewegt.
Ich hatte die Vorhut an dem Thore,
welches sich nach dem Süden hin öffnete,
und als ich eines Morgens niit einem kleinen
Schwabenhäuflein einen Umritt in meinem
Revier machte, gewahrte ich, wie dieses Thor
sich öffnete und eine stattliche Reitcrschaar
heraus ritt.
Voraus ritten zwei gewappnete Ritter
und mehrere Knechte, gleichsam als Schutz
truppe einer Dame, die auf rcichgeputztcm,
schneeweißem Rosse, jedoch vom Scheitel bis
zu den Knieen in einen dichten Schleier
gehüllt, in ihrer Mitte ritt. Den Zug
schlossen Reisige und ein Page mit einen,
weißen Friedensfähnlein. Verwundert und voll
Neugierde sahen wir den Trupp auf der
Straße, die nach Parma führt, uns entgegen
kommen, ungefähr zwanzig Schritt vor uns
Halt machend. Der Herold mit dem Fricdens-
ühnlcin kam zu uns herangeritten und ver
kündete, daß die Nachfolgenden freie Römer
eien, welche in einem verwandten Hanse
in Tortona das Osterfest und eine Hochzeit
gefeiert und durch unsere Belagerung der
Stadt in ihrer Festfreude, überrascht worden
Inland.
— Die Raritäten-Sammlung des
Kaisers, so schreibt die „Danz. Ztg.",
ist um einen „Paartopf" vermehrt wor
den. Am Sonnabend-Mittag, als der
Kaiser in Prökelwitz von der Jagd heim
kehrte, bemerkte er am Wege einen Hirten
liegen, welcher sein Mittagessen verzehrte.
Der Kaiser fragte den Grafen zu Dohna,
was dies für ein Geschirr sei, aus welchem
wären. - Sic hätten den Aufruf Friedrich
Barbarossas benutzt, um ungefährdet die
Stadt zu verlassen und die Heimreise nach
Rom anzutreten.
Eine sonderbare Laune erfaßte mich in
diesem Augenblick, als der Herold dies ver
kündet hatte. Ich ließ mir von meinem
Schildknappen die Lanze geben und ritt bis
auf einige Schritte den Fremden entgegen,
die Waffe zum Gruß vor ihnen senkend
Dafür soll uns Gott bewahren", redete
ich sie freundlich an, „daß ein deutscher Ritters
mann nicht jeder Zeit seines Fürsten Wort
in Ehren hielte und vor Allem, wenn eS
Damenschutz gilt, wo er für trcuj geleistete
zarte Ritterdienste zum Dank dafür die lieb
liche Rose in den dunklen Lorbeer flechten
möchte. Jedoch meine ich, wenn wackere
Ritter sich begegnen, wo es auch immer sei,
sollten sie nicht an einander vorüberziehen,
ohne sich ein Zeichen der Achtung gegeben zu
haben; geht doch kein frommer Pilger an dem
andern vorüber, ohne ihm seinen Gruß: „Ge
grüßt sei Christ!" entboten zu haben, fährt
doch kein Fischer an einem fremden Boot vor
über, ohne ihm eine „Gute Fahrt!" zugerufen
zu haben."
Ein stattlicher Reiter auf einem hohen Gold
fuchs kam mir näher, das Visir lüftend, wo
bei der feine Scharlachmantel zurückfiel und
eine reich mit Silbcrverzicrung ausgelegte
Stahlrüstung sichtbar wurde.
„Wie meint Ihr das, mein verehrter deut-
'cher Hauptmann?" fragte er.
„Ihr werdet mich gewiß verstanden haben,
edler römischer Herr!" cntgegnete ich. „Denn
vcnn der Rheinstrom und der Tiberfluß zu-
ammenflössen, würden ihre Wellen sich auch
gegen einander thürmen und dann nach fricd-
der Mann speise. Der Graf erwiderte, es
sei dieses ein sogenannter „Paartopf", ein
auf dem Lande überall gebräuchliches Ge
schirr, in welchem den auf dem Felde
arbeitenden Leuten das Essen zugetragen
würde. Nun äußerte der Kaiser den
Wunsch, solch einen Paartopf zu besehen,
und es wurde deshalb der Hirte mit seinem
vorher sorgfältig gereinigten Paartopf nach
dem Schlosse bestellt. Der Kaiser besah
den Topf sehr genau, wobei er schließlich
zu lachen anfing und ausrief: „Nein, den
Paartopf muß ich meiner Frau schicken,
damit sie doch auch sieht, aus was für Ge
schirren hier gegessen wird." Das Geräth
wurde denn auch sofort nach Berlin abge
sandt. — Ein „Paartopf" ist ein aus
Thon gebrannter Doppeltopf, der zur Auf
nahme von zweierlei Speisen dient. In
der Mitte befindet sich ein Henkel.
Berlin, 25. Mai. Die heute erschei
nende Ausgabe des Reichsgesetzblatts pu-
blicirt die Allerhöchste Verord
nung, wodurch auf die wichtigeren, aus
Spanien und den spanischen Kolonien kom
menden Waaren ein Z o l l z u s ch l a g von
50 pCt. zu den Sätzen des allgemeinen
Zolltarifs gelegt wird. Die Verordnung
tritt sofort in Kraft. 27 bereits bekannte
Tarifpositionen werden von der Maßnahme
betroffen. Die Bestimmung findet auf
solche Waaren keine Anwendung, die am
Tage der Verkündigung der gegenwärtigen
Verordnung die deutsche Zollgrenze über
schritten haben, oder an diesem Tage in
den deutschen Zollausschlüssen vorhanden
sind.
— Oberstlieutenant von Höpfner, der
zum Stellvertreter des Gouverneurs von
Deutsch-Ostafrika ernannt worden ist, hat
seine militärische Laufbahn im 1. Garde-
Regiment zu Fuß begonnen, dem er bis
zum Dezember 1888 angehörte, wo er
unter Beförderung zum Major in den
Generalstab der Armee und als General
stabsoffizier zur 8. Division in Erfurt
versetzt wurde. Im Jahre 1890 wurde
er in den Generalstab des 4. Armeekorps
nach Magdeburg versetzt und 1892 als
Bataillonskommandeur in das Kaiser
Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2
einrangirt, in dem er am 10. Mai d. I.
zum Oberlieutenant befördert wurde.
Berlin, 25. Mai. In der gestern unter
dem Vorsitz des Staatssekretärs von Boet-
ticher abgehaltenen Plenarsitzung des Bun-
desrathes wurde dem Entwürfe einer
Verodnung, betreffend die Erhebung eines
licher Vereinigung gleiche Bahnen oder den
entgegengesetzten Weg verfolgen. So meine
ich denn auch, wenn Römer und Deutsche
sich zufällig in Waffen begegnen, könnten sie
zum gegenseitigen Gruß und zu ihrer Ehre
einen kleinen Lanzenritt gegen einander dort
auf dem schönen Rasen machen, jedoch ohne
Erbitterung, nur zum Spiel, und wer den
andern besiegt, würde das Recht haben, als
Sieger von dem andern ein Andenken, viel
leicht ein Helmkleinod, ein Rüststück oder was
sonst in der Macht des Besiegten zu geben
liegt, zu fordern."
Das Antlitz des Römers wurde bei diesen
meinen Worten hochroth, ob vor Zorn oder
vor Kampfesbegierde vermag ich nicht anzu
geben, und seine Lanze kampfbereit anlegend,
rief er mit lauter Stimme: „Bei St. Paul!
Ihr seid ein junger Rittersmann und Euer
Ungestüm läßt nicht erkennen, das Eure Wiege
im schwerfälligen Deutschland gestanden. Da
mit Ihr, kühner Partisan, aber wißt, wer
Euch römische Waffenführung gezeigt, so höret,
daß Giulio Tafano, ein römischer Ritter,
dessen Familie nur eine ältere im ganzen
Kirchenstaat kennt, Eure Herausforderung an
nimmt."
„Kommt Ihr an den Neckarstrand im
Schwabenland," cntgegnete ich, indem ich
kampfbereit mein Pferd auf die Wiese lenkte,
„so fragt nach den Burgen derer von Dal
berg und Ihr werdet hören, auch dieser Name
hat einen guten Klang weit und breit, und
nach echter deutscher Gastfreundschaft wird man
Euch die Thore öffnen."
Der Römer erwiderte nichts, sondern
sprengte sein Roß gleichfalls auf den grünen
Rasen und wir legten die Lanzen gegen ein
ander an. Der Kampf war bald entschieden;