Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

an die Berathung der Zolltarifreform ge 
gangen und zwar so ernstlich, daß man 
gleich den Tag festgesetzt hat, bis zu wel 
chem man mit derselben fertig werden will, 
nämlich bis zum 27. d. Mts. 
Gerüchte, daß Peixoto die Präsidentschaft 
niedergelegt und so die Ursache in der 
brasilianischen Revolution beseitigt habe, 
sind bisher nicht bestätigt. 
Ansind. 
Außereuropäische Gebiete. 
Ein Dynamitattentat melden die „Times" 
aus Newyork. In einem Viertel im Ost 
end wurde ein Gebäude durch eine 
Höllenmaschine in die Luft gesprengt. Da 
nach fand man mehrere nicht explodirte 
durch gestreutes Pulver verbundene Dyna 
mitbomben in der Nachbarschaft. Der 
Thäter ist noch nicht ermittelt. 
Chicago, 11. Jan. Das Executiv-Co 
mitö der Weltausstellung weigert sich, die 
Entschädigungs < Ansprüche anläßlich der 
letzten Feuersbrunst anzuerkennen und 
leugnet jede Verantwortlichkeit. 
Aus Rio de Janeiro wird gemeldet, daß 
der Portugiese Adriano de Balle, welcher 
im Juni 1889 gegen den Wagen des ver 
storbenen Kaisers Dom Pedro einen Schuß 
abfeuerte, dieser Tage wieder verhaftet 
wurde, weil er versuchte, die Eisenbahn- 
brücke über den Rio Merith in die Luft 
zu sprengen. 
Kapstadt, 10. Januar. In Folge der 
enormen Hitze während der letzten Tage 
steht der Busch auf dem Tafelberg in 
Flammen. Das Feuer nimmt einen gefahr 
drohenden Umfang an. Drei Privathäuser 
sind schon niedergebrannt. 
Rußland. 
Petersburg, 12. Jan. Es hat den An 
schein, als ob die russische Heeresleitung 
bestrebt wäreZrecht viel Geld in die Militär- 
kassen fließen zu lassen. Zu diesem Be- 
Hufe durften bis nun ganze Regimenter 
besondere private Arbeiten ver 
richten, zu denen in erster Linie die 
Feldarbeiten zählten. So konnte man 
z.B. Soldatenj'zur Erntezeit in vorkommener 
Adjustirung fastauf'jedem größeren Gute an 
treffen, die wochenlang ihren Unterhalt 
beim Gutsherrn fanden. Die Komman- 
dirung zählt noch heute zu den beliebtesten 
in der russischen Armee, an der besonders 
die Offiziere Gefallen finden, weil bloß die 
Bewachung der Mannschaft an Stelle des 
aufreibenden Garnisondienstes tritt und sie 
eine verhältnißmäßig gute Einquartirung 
finden. Aber auch der Mann findet mehr 
Zerstreuung und — was die Hauptsache 
bleibt — eine bessere Verpflegung. Diese 
bisher nur im Sommer üblichen privaten 
Arbeiten sollen von nun an auch im Winter 
Platz greifen, denn es wurde seitens der 
Militärleitung mit den Eisenbahn-Verwal 
tungen sämmtlicher russischen Eisenbahnen 
eine Vereinbarung pro 1894 getroffen, 
auf Grund welcher von nun an die Frei- 
machung der Eisenbahnstrecken von Schnee- 
Verwehungen durch Militär besorgt 
werden wird. Hierzu werden größere Ab 
theilungen unter Führung von Stabsoffi 
zieren verwendet, deren Entlohnung für 
den Tag folgendermaßen festgestellt wurde: 
Der Stabsoffizier erhält 5 Rubel (6V2fl), 
jeder Ober-Offizier (5 fl), jeder Unteroffi 
zier 1'/2 Rubel (2 fl) und jeder Mann 1 
Rubel (1 fl 30 kr.) Ueberdies bekommt 
noch jeder Mann eine tägliche Fleischration 
von 200 Gramm und Thee oder Wein. 
Aus Tiflis wird gemeldet, daß der kau 
kasische „Fürst" Rikodze auf dem Markt 
platze der genannten Stadt aufgeknüpft 
worden ist, auf Grund eines Urtheils des 
Kriegsgerichts, daß unter dem Vorsitze des 
Generals Sterbowitsch zusammengetreten 
war. Die Verutheilung zum Tode wurde 
durch folgende Thatsache veranlaßt. Fürst 
Rikodze war sinnlos betrunken und fing 
in der Wartehalle des Bahnhofsgebäudes 
mit dem dienstthuenden Gendarm Händel 
an. Trotz der durchaus korrekten Haltung 
des Polizisten zog der Fürst ein Dolch 
messer aus der Tasche und versetzte dem 
Gendarmen so viele Stiche, daß er todt 
zusammenbrach. Bis zum letzten Augen 
blick glaubte man, daß der Zar den Mör 
der begnadigen werde; das Begnadigungs 
gesuch wurde jedoch abschlägig beschicdeņ. 
Die Hinrichtung des Fürsten hat in Tiflis 
und im ganzen Kaukasus einen tiefen Ein 
druck hervorgerufen. 
Frankreich. 
Paris, 11. Jan. Vaillant hat sich 
schließlich doch von seinem Vertheidiger 
überreden lassen, Berufung gegen das 
gestrige Urtheil einzulegen. Er will aber 
bis zum letzten zulässigen Termin damit 
warten. Heute Nachmittag wurde er unter 
starker Bedeckung in Zwangsjacke zum Ge 
fängniß la Roquette ohne Zwischenfälle 
überführt. 
Paris, 12. Jan. Mehrere sozialistische 
Deputirte werden an den Präsidenten ein 
Schreiben richten, worin sie die Begnadi 
gung Vaillants nachsuchen. Sie werden 
sämmtliche Deputirte auffordern, diesen 
Brief mit zu unterzeichnen. 
Paris, 9. Januar. Baron Arthur von 
Rothschild ist auf dem Bahnhof von 
Toulon bestohlen worden. Er stieg auf 
der Station auf einige Zeit aus und legte 
kein Gewicht darauf, daß er dabei von 
einem Individuum angestoßen wurde. Erst 
als er wieder eingestiegen war, vermißte 
er seine Brieftasche, die 14,000 Franken 
und das Eisenbahnbillet enthalten hatte 
Italien. 
Rom, 11. Jan. Die Opfer der Neapeler 
Schiffskatastrophe sind sämmlich Italiener, 
nämlich der Maschinist, ferner ein Priester 
und eine Bäuerin. Siebenundsechszig von 
Capri kommende Fremde, meist Deutsche 
und Engländer, waren wenige Minuten 
vor dem Zusammenstoß am Quai Santa 
Lucia gelandet. 
Gegenwärtig sind in Mailand gegen 
25000 Personen an der Influenza erkrankt. 
Jedoch hat die Krankheit bisher einen un 
gefährlichen Charakter. 
In dem Gefängniß von Ports Allegro 
auf Sardinien starb dieser Tage Giuseppe 
Ram as, der vor dreißig Jahren verur 
theilt wurde, weil er Wurst aus Men 
schenfleisch fabrizirte. Am Morde von 
16 Personen soll er betheiligt gewesen sein. 
Schweiz. 
Zürich, 10. Jan. In dem bekannten 
Seidengeschäft G. Henneberg in der 
Bahnhofstraße platzte heute Nacht ein 
Wasserrohr und es wurde das ganze 
Waarenlager überschwemmt. Der ange 
richtete Schaden wird auf 1—200,000 Fr 
taxirt, kann sich jedoch noch reduziren, so- 
ern es gelingt, die beschädigten Waaren 
durch Appretur wieder verkäuflich zu machen. 
Inland. 
Man spricht in militärischen Kreisen 
von einem großen militärischen Feste, 
das am 9. Februar zur 25jährigen Wieder 
kehr des Tages des Eintritts des Kaisers 
in die Armee begangen werden soll. 
— Der Kaiser sollte, nach Mittheilun- 
gen verschiedener Blätter, den Lieutenant 
v. Wedelt vom 2. Garde-Ulanenregiment 
in Berlin mit einem Schreiben an den 
5lönig von Sachsen gesandt haben, und 
zwar sei Herrn v. Wedell der Befehl so 
plötzlich zugegangen, daß er seinen Ritt 
gewissermaßen „vom Platze aus" habe an 
treten müssen. Auch allerlei sonstige Er- 
zählungen wurden an den Ritt angeknüpft. 
Wie nun die „Kreuzztg." mittheilt, ist der 
Thatbestand einfach folgender: Seit einiger 
Zeit besteht die Anordnung, daß jeder 
Lieutenanut der Kavallerie etwa alle 2 bis 
3 Jahre einen größeren Ritt auszuführen 
)at. Die Wahl des Zieles und die Zeit 
der Ausführung bleibt dem betreffenden 
Offizier überlassen. Nun ist vom 2. Garde- 
Ulanen-Regiment bei König Albert von 
Sachsen, Chef des Regiments, angefragt 
worden, ob es demselben genehm sei, datz> 
ein Offizier des Regiments ihm die Neu 
jahrswünsche des Regiments überbringe 
und hiermit seinen Dienstritt verbinde. Der 
König erwiderte, er interessire sich für diese 
Ritte; man möchte es jedoch so einrichten, 
daß der Offizier am 3. Januar eintreffe 
Demgemäß ist Herr v. Wedell am 2. Ja- 
nuar abgeritten und hat am 3. Januar 
dem hohen Chef die Glückwünsche über- 
bracht. Die Person des Kaisers steht mit 
der Angelegenheit in absolut keiner Ber 
bindung. 
- Zur Geschichte der grauen Ossi 
ziermäntel wird der „Nat.-Ztg." mitge 
theilt, daß der Kaiser gelegentlich seines 
Aufenthaltes in Rußland für sich und seinen 
Adjutanten sich aus einer russischen Fabrik 
ein Quantum russischen grauen Manteltuches 
zuerst habe nach Berlin kommen lassen. 
Aus diesem Stoffe ließ der Kaiser für sich 
und seinen persönlichen Adjutanten Pale 
tots anfertigen. Dieselben wurden zuerst 
im Winter 1891—92 getragen. Etwa 
anderthalb Jahre später, im Frühjahr 1893, 
bestimmte sodann der Kaiser, daß die Ge 
nerale und Adjutanten Mäntel von der 
gleichen Farbe tragen dürften. Von einer 
allgemeinen Einführung wurde noch abge 
ehen, wie verlautet, weil mau Bedenken 
trug, ob die von den Generalen getragene 
Helle, graue Farbe sich im Allgemeinen als 
praktisch erweisen würde. Im Sommer 
1893 ging man dann dazu über, Trage- 
versuche in dunkleren grauen Melangen 
anzustellen. Am 24. Novbr. 1893 wurde 
daun durch kaiserliche Kabinetsordre be- 
timmt, daß die Helle, graue Farbe, wie sie 
bis dahin schon von den Generalen getra 
gen worden war, nunmehr für das ganze 
Offizier- und Sanitätsoffizierkorps einge 
führt werden sollte; die dunklen Mäntel 
ollten aufgtragen werden dürfen, während 
ür die dunklen Paletots die Tragezeit bis 
zum 1. April 1896 bemessen wurde. 
Berlin, 13. Jan. Die gestrige Erklä 
rung des Abg. Fritzen namens des Cen 
trums gegen das Tabaksteuergesetz hat 
ras Schicksal der Vorlage entschieden. Sie 
ist so gut wie gefallen und wird so wie 
ie vorliegt, nicht zur Annahme gelangen. 
Die Centrumspartei ist absolut ausschlag- 
gebend. Damit ist auch das Rückgrat der 
Miquel'schen Finanzreform gebrochen. 
— Die Offiziösen des Finanzministers 
Miguel sind außer sich vor Aerger über 
die Haltung der Centrumspartei in der 
Tabaksteuerfrage. So droht der be- 
kannte parlamentarische Einpeitscher des 
Finanzministers in der „Post", daß man 
jetzt entschlossen die Konsequenzen in Preu 
ßen ziehen müsse, um durch Zuschlag von 
5)'„ Monatsraten zur Einkommen 
steuer den Centrumswählern, namentlich 
im Westen einige Zeit an ihrer eigenen 
Tasche die Folgen des Verhaltens ihrer 
Vertreter zu Gemüthe zu führen. 
— Auch die „N. L. C." schreibt: In 
parlamentarischen Kreisen werden dem 
Tabaksteuergesetz nur noch sehr trübe 
Aussichten eröffnet; günstigsten Falls rechnet 
man nur noch mit der Aufrechterhaltung 
einiger wenig belangreicher Trümmer. Ein 
ansehnlicher Theil des Reichstags will nicht 
einmal eine Kommissionsberathung zulassen, 
indessen überwiegt die auch lim Seniorew 
Convent durchgedrungene Neigung, eine 
Kommissionsberathung zwar zu'beschließen, 
aber keine neue Kommission einzusetzen, 
sondern die Vorlage der bereits bestehenden 
und morgen ihre Arbeiten beginnenden 
Stempelsteuer-Kommission zu überweisen. 
Es ist die Rede davon, alsdann die Be 
rathung der Tabaksteuer voranzustellen, um 
in dieser bald eine Entscheidung herbeizu 
führen. Da es mit der Weinsteuer auch 
nicht viel besser aussieht und ebensowenig 
mit einem beträchtlichen Bestandtheil der 
Stempelsteuer, so wird man sich schon 
darauf gefaßt machen müssen, daß durch 
die Mehreinnahme nicht einmal die neuen 
Heereskosten gedeckt werden. Die Re- 
gierungen der Einzelstaaten werden gut 
thun, bald Fürsorge für die Deckung ihrer 
durch die steigenden Matrikularbeiträge ent 
tehenden Fehlbeträge zu treffen. 
Berlin, 12. Jan. Zu dem Artikel der 
„Köln. Ztg.", worin die Vermuthung aus 
gesprochen war, der Portoausfall bei einer 
eventuellen Erhöhung des einfachen 
Briefgewichtes auf 20 Gramm sei mit 
4—5 Millionen Mark, wie amtlich ange- 
geben, zu hoch gegriffen und beziehe sich 
wahrscheinlich auf sämmtliche Briefe über 
15 Gramm, sagt die „N. A. Z.", dies sei 
nicht zutreffend. Die Taxirung beziehe sich 
allein auf Briefe zwischen 15 und 20 
Gramm auf Grund besonderer Erhebung. 
Die „N. A. Z." bezweifelt, daß bei der 
Erhöhung des einfachen Gewichtes eine 
Verkehrssteigerung den Ausfall decken würde. 
Die Zahl der gegenwärtig in Berlin 
beschäftigungslosen Arbeiter schätzt man auf 
rund 80000 Personen. Darin sind 
allerdings die Bauhandwerker mit einbe 
griffen, die des Frostes wegen feiern. 
— Für die Molker eien würde der 
Quittungs- und Frachtbriefstempel 
besonders vertheuernd wirken. Die Mol- 
kerei in Billerbeck hat, wie dem. „Wests. 
Merk." geschrieben wird, in diesem Jahre 
monatlich ca. 400 Zahlungen von 20 bis 
500 Mark gegen Quittung geleistet; ferner 
werden täglich ungefähr 20 Frachtbriefe 
für den Versandt von Milch, Butter und 
Daß Rechtsanwalt Schimmelpsennit 
in Heiurichswalde zum Regierungsrath er 
nannt worden ist, wird in der „Danz. Ztg.", 
welche diese Nachricht zuerst gebracht hatte, 
Käse, dessen Frachtkosten gewöhnlich 1 bis 
nachträglich als unzutreffend'bezeichnet 
Breslau, 11. Jan. In der heutigen 
Provinzial-Versammlung, Abtheilung Schle 
sien, des „Bundes der Landwirthe" theilte 
Herr v. Ploetz mit, daß ihm Herr von 
Mirbach telegraphisch die Erklärung ge- 
sandt habe: die ostpreußischen Mitglieder 
des Bundes würden trotz Aufhebung des 
Identitätsnachweises so lange gegen den 
deutsch-russischen Handelsvertrag stimmen 
bis die Doppelwährung gesichert sei. 
In Eisleben hat sich die Lage noch ver 
schlimmert, indem sich nunmehr die Sen- 
kungen bis zum linken Ufer der Bösen 
Sieben bemerkbar gemacht haben. Das 
betroffene Gebiet bildet jetzt einen ziemlich 
breiten Streifen, der sich über Gebäude des 
Breitenweges, der Sangerhäuserstraße, der 
Zeißingstraße, Bäckergasse, des Steinweges 
und der Grabenstraße erstreckt. Dabei ist 
nicht bte gesammte Zeißingstraße gefährdet 
Insbesondere ist deren älterer Theil, der 
an die Sangerhäuserstraße sich anschließt, 
bis jetzt ganz oder doch fast ganz unberührt 
geblieben. 
Aus Thüringen schreibt man vom 10. Ja 
nuar. Lieutenant Franz vom Thüringischen 
Ulanen-Regiment Nr. 6 hat kürzlich die 
Strecke Langensalza-Braunschweig auf eige 
nem Pferde in 25 Stunden zurückgelegt. 
Vorgestern Morgen sind von den beiden 
Garnisonstädten des Ulanen-Regiments Nr. 6, 
von Mühlhausen und Langensalza, von 
ersterer Stadt die Offiziere v. Haenel und 
v. Knobloch, von letzterer v. Grabow mit 
5 Unteroffizieren abgeritten, unit auf ver 
schiedenen Wegen über den Thüringer Wald 
nach Meiningen zu reiten, woselbst sie 
gestern Nachniittag einzutreffen gedachten 
Unterwegs haben sie noch größere mili 
tärische Aufgaben zu lösen. Heute gedenken 
die Patrouillen nach ihren Garnisonen 
zurückzukehren. 
Aus Darmstadt erfährt man, daß die 
Hochzeit des Großherzogs von Hessen 
mit der Prinzessin von Sachsen-Coburg- 
Gotha sehr bald und zwar in Coburg zu 
einem Zeitpunkt stattfindet, wo die Königin 
von Großbritannien entweder auf der Hin- 
reise nach Italien, oder auf der Rückkehr 
nach England sich befinden, also dem Hoch- 
zeitsfest ihrer Enkelin beiwohnen würde. 
Offenburg, 12. Jan. Von einem Unbe 
kannten wurde beim Einladen der Post 
sachen im Posthofe ein Postbeutel, welcher 
zahlreiche Werthsachen und Einschreibebriefe 
enthielt, gestohlen. 
München, 10. Jan. In der Abgevrd- 
Hambnrg, 11. Jan. Ein interessantes 
Schauspiel bot sich den Passagieren und be* 
Besatzung des gestern hier angekommenen 
Postdampfers „Rhaetia". Ungefähr 300 
Meilen von Sandyhook Feuerschiff sah 
man eine Heerde von ca. 50 Walfischen, 
welche Jagd auf Fische machten. Biele 
Möwen umflogen die Spureu der Wale 
und ftürgten sich kopfüber ins Wasser nach 
Beute. Die gewaltigen Thiere waren 
durchaus nicht scheu, und ließen sich vom 
Schiff, welches mitten durch die Heerde 
mhr, in ihrer Jagd nicht stören. Ein 
Paar dieser Riesen ließ seinen breiten 
Rücken dicht beim Schiff der ganzen Länge 
nach sehen und warfen mit trompetenartigen! 
Gebrüll Wasser aus ihren Nüstern in die 
Höhe. Der Anblick war ein hochinteressanter. 
Enten 
dm m 
war rl 
Mark 
Provinzielles. 
5 Mk. betragen, verwandt. Es würde 
mithin, wenn die fragliche Steuer eingeführt 
werden sollte, die Molkerei um jährlich 
ungefähr 1300 Mk geschädigt werden. 
An einem Geschäft der Friedrich-Straße 
in Berlin war dieser Tage ein originelles 
Plakat angeheftet, dessen'Inhalt lautete: 
„Wegen augenblicklicher standesamtlicher 
Trauung geschlossen. In 20 Minuten 
wieder geöffnet." 
Wie bedeutend die Summen sein 
müssen, die in Berlin für Neujahrs-Gra 
tifikationen ausgegeben werden, beweist eine 
Ermittelung des „Kons." Eine Zeitungs- 
Botenfrau, die ca. 200 Kunden hat, hatte 
an Neujahrsgeschenken 89 Mark erhalten 
und war trotzdem unzufrieden. Im vo- 
rigen Jahre hatte sie 5 Mark mehr ein 
genommen. Die größten Einnahmen haben 
die Briefträger und von diesen wieder die 
Geldbrieftrager. Ein solcher, in dessen 
Bestellbezirk große Banken und Geschäfte 
wohnen, erhielt von einzelnen 10 bis 20 
Mark, selten jedoch unter 3 Mk. Die Ge- 
sammteinnahme bezifferte sich auf 380 Mk. 
Viele Briefträger, die die gewöhnlichen 
Postsendungen austrugen, hatten Einnahmen 
von 100 Mk. Einnahmen von 50 und 60 
Mk. waren sehr zahlreich. 
In Berlia reinigte ein Mädchen ein 
Paar weiße Glacehandschuhe mit Benzin. 
Sie hatte diese zu diesem Zwecke angezogen 
und hielt, als das Reinigungswerk be 
endet war, die mit den Handschuhen be 
kleideten Hände dicht an die nur mit einem 
Cylinder versehene Küchenlampe, um zu 
ehen, ob die Reinigung gelungen sei. 
In demselben Moment flammte der jetzt 
mit Benzin getränkte Handschuh hell auf, 
und bei dem Bemühen des Mädchens, ihn 
auszuziehen, gerieth auch der andere in 
Brand. Das entsetzte Mädchen lief, vom 
Schmerz laut schreiend, in die Wohnung 
hinunter und weckte die schon zu Bett 
gegangene Herrschaft. Trotzdem dieselbe 
orfort alle mögliche Hilfe leistete, trug 
das Mädchen so entsetzliche Brandwunden 
davon, daß das Fleisch buchstäblich in 
Fetzen von seinen Händen hing und der 
herbeigerufene Arzt die sofortige Ueber- 
ührung der Verletzten in das Kranken- 
Haus anordnete. Sie wird die Hände zu 
chweren Arbeiten voraussichtlich nie mehr 
gebrauchen können. Es ergab sich später, 
daß die von dem Mädchen gebrauchte 
Benzinflasche dicht bei derbrennenden 
Lampe stand (!) es ist also nur einem 
glücklichen Umstand zu danken, daß nicht 
noch ein größeres Unglück entstanden ist. 
Der Vorfall möge ernstlich zur Warnung 
dienen. 
netenkammer wurde heute über die Prag 
matisirung (Anstellung auf Lebensdauer 
mit Pensionsrecht) der Bezirks-Thier 
ärzte verhandelt. Dabei gab ein Abge 
ordneter folgende Idylle aus dem Beamten 
leben zum Besten: In einem Städtchen 
war den Frauen der Beamten ein beson- 
derer bevorzugter K i r ch e n st u h l eingeräumt. 
Sämmtliche Beamtenfrauen weigerten sich 
aber,ş denselben zu. benutzen, weil auch die 
Gattin des Bezirksthierarztes in demselben 
dem Gottesdienst anlvohnen wollte, die sie 
nicht als „ebenbürtig" betrachteten! 
München, 12. Jan. Gestern Abend 
explodirte ein Benzin ballon in einer 
in der Westermühlstraße gelegenen chemischen 
Fabrik und zerstörte dieselbe theilweise. 
Der Besitzer der Fabrik wurde getödtet, 
drei andere Personen schwer verletzt. 
München, 9. Jan. In der Sylvester 
nacht hatte, ^ wie damals berichtet, ein 
Grieche, ein junger Akademiker, aus 
Uebermuth dreizehn (nicht zwölf) 20-Mark 
itücke verschluckt. In sehr bedenklichem 
Zustande wurde der junge Mann in die 
chirurgische Klinik gebracht. Die Geldstücke 
sind jetzt, dank einer verständigen Pflege, 
auf natürlichem Wege zum Vorschein ge 
kommen. Der Patient fühlt sich nunmehr 
sehr „erleichtert" und wird bald das Kran- 
kenhaus verlassen können. 
Uelzen, 9. Januar. Vor einigen Tagen 
versuchte Hierselbst ein Kaufmannslehrling, 
der einen Verweis erhalten hatte, einen 
Selbstmord dadurch, daß er sich aus 
dem dritten Stock des Hauses seines Lehr- 
Herrn auf den Hof stürzte. Der Sturz 
wurde durch einen Träger am Hause, auf 
den der Lehrling fiel, gemildert, so daß 
der junge Mensch nur einen Arm und ein 
Bein brach. 
Lübeck, 11. Jan. Ganz ähnlich wie 
kürzlich im Rostocker Stadttheater haben in 
letzter Nacht Diebe in unserem Stadttheater 
gehaust und alles was nicht niet- und nagel- 
fest war, übereinander geworfen. Choko 
laden - Automaten, Garderobenkästen und 
sonstige Behälter wurden im Theater, in 
den Vorhallen, in der Restauration, auf 
der Bühne und in den Garderoben er 
brochen und durchwühlt und der Inhalt 
über das ganze Theater, ans Treppen und 
im Orchester zerstreut. Die Polizei hat 
bis jetzt keinen Anhalt, wer der Thäter 
gewesen sein kann. Alle nach Außen 
führende» Thüren waren auch heute Morgen 
noch wohl verschlossen. Die Beute der 
Diebe ist nur gering gewesen und hat nur 
in ein paar langen Trikotstrümpfen, Choko 
lade und einigem Branntwein (aus den 
Restaurationsschränken) bestanden. 
Die Abneigung gegen das Impfen scheint 
in Altona um sich zu greifen. Im abge 
laufenen Jahre ist von 2300 impfpflichtigen 
Kindern der gesetzlich vorgeschriebene Nach- 
weis der Impfung nicht erbracht worden. 
— Der Arbeiter-Sängerbund von Hamburg- 
Altona und Umgegend hat beschlossen, im 
August 1894 wieder ein großes Sängerfest 
abzuhalten. 
In Altona war ein Dieb eingeschlossen 
worden, er begab sich eine Etage höher, 
klopfte und bat, ihm die Thür zu öffnen. 
Bereitwilligst wollte man darauf eingehen, 
als auch der Parterrebewohner, der eben 
bestohlen worden, heimkehrte und dem Diebe 
bereitwilligst den freien Ausgang ermög 
lichte. Wird sich der ins Fäustchen gelacht 
haben. 
Der dreijährige Sohn des Herrn Wag- 
ner in Garstedt fiel auf dem Bauplatz 
eines Vaters in eine nicht eingefriedigte 
Kalkgrube, Ehe ärzliche Hülfe herbeigeschafft 
werden konnte, starb der Kleine, da er 
durch verschluckten Kalk innerlich starke 
Verletzungen erlitten hatte. 
^ Erfde, 11. Jan. Heute hielt die 
Erster Ringreitergilde ihr diesjähriges 
Fest durch Ringreiten und Ball ab. Er- 
chienen waren 22 Reiter. Sämmtliche 
Pferde, sowie auch die Reiter waren schön 
eschmückt und machte der Umzug durch 
den Ort einen imposanten Eindruck. Den 
I. und II. Gewinn erhielt der Dienstknecht 
Heinr. Rahn und die Königswürde errang 
Herr Hans Falkenhagen jr. 
Nach einem Schreiben des Herrn Land- 
Wirthschaftslehrers Weber von der laud- 
wirthschaftlichen Lehranstalt Hohcnwestedt 
hat der gegenwärtig als größte Autorität 
im Bergfach geltende Oberbergrath Prof. 
Credner in Leipzig das Fahrenkruger 
Braunkohlenlager als von allergrößter 
Bedeutung bezeichnet. Herr Prof. Credner 
wird zum Frühjahr die Fahrenkruger Berg- j 
Werks-Anlagen persönlich besuchen. 
— Nortors, 12. Jan. Gestern Nach 
mittag 4 Uhr wurde das am Markt befind 
liche Wohnhaus des Gastwirths Klünder, 
ein altes mit Stroh gedecktes Haus, ein 
Raub der Flammen. Die Entstehung des 
Feuers ist unbekannt. Die meisten Sachen 
konnten gerettet werden. 
Rendsburg, 13. Jan. Gestern war 
der Königliche Staatswalt aus Kiel hier 
und nahm im Beisein des Herrn Amts 
richters Hartig und eines Protokollführers 
an der Nobiskrüger Fähre den Thatbestand 
über den kürzlichen Unfall auf, bei dem 
Herr Pastor Bischoff das Leben einbüßte. 
Die bei dem Unfall zugegen gewesenen 
Personen wurden an Ort und Stelle einem 
Verhör unterworfen. 
X Rendsburg, 13. Jan. Auf dem hies. 
Rathhause fand heute ein Termin vor dem 
König!. Regierungsbaurath Suadicani 
aus Schleswig statt, in welchem über die 
Abtretung des durch die Senkung des 
Wasserspiegels entstandenen Vorlandes an 
die Stadt verhandelt wurde. Außer dem 
Herrn Bürgermeister nahmen von der städti- 
chen Vertretung die Herren Beigeordneter 
Lempelius,StadtverordnetenvorsteherPfahler 
und Stadtverordneter Thormann an den 
Verhandlungen Theil. 
+ Rendsburg, 13. Jan. Der Straf 
anstaltsinspektor Herr Rüster ist in glei 
cher Eigenschaft an die Strafanstalt in 
Striegau versetzt worden. Der Antritt er 
folgt zum 1. Februar. 
X. Rendsburg, 13. Jan. Während des 
kürzlich eingetretenen heftigen Frostes sind 
an den hiesigen Hausleitungen mancherlei 
Wasserschäden vorgekommen. Es dürfte 
deshalb angebracht sein, wiederholt darauf 
hinzuweisen, daß hierorts eine Agentur 
einer Versicherungsgesellschaft gegen solche 
Schäden existirt, welche gegen eine ver 
hältnißmäßig geringe Jahresprämie schadlos 
hält. Das Nähere wird bereitwilligst von 
Herrn E. F. Glien Hierselbst sich dafür 
Jnteressirenden mitgetheilt werden. 
X Rendsburg, 13. Jan. Dershheutige 
Wochenmarkt war von Landleuten recht 
gut besucht. Die Zufuhr an Ferkeln war 
wieder eine reichliche, so daß ein großer 
Theil derselben unverkauft blieb. Die 
Preise betrugen je nach der Güte 10—15 
Mark pro Stück. Butter wurde mit 1,15 
bis 1,20 das Pst. bezahlt. Eier kosteten 
1,50 Mk. das Stieg. Hasen werden in 
Folge des Herannahens der Schonzeit 
theurer und kosteten heute durchweg 3 Mk. 
wo Stück. Hühner waren knapp und 
wurden mit1,60—-1,70^ das Stück bezahlt 
Heb 
seits t 
ein Lie 
Restau 
Nach 
gegen 
zu ver 
ohne <° 
waren 
In de 
wurde 
Ehre : 
im Gi 
gewese 
des V, 
Lieutn 
zier a: 
schen I 
sichten 
Ehrge- 
eiti re 
daraus 
bliebe, 
Vorsck 
wies ! 
warf ' 
gericht 
Verle, 
Jetzt : 
vertan 
des ļ 
Antwi 
ihre £ 
das T 
Er ka 
von, 
Denn, 
sie w: 
Mord 
Unter 
hielt s 
den E 
Gnad, 
Idyll, 
W. T 
versto, 
Nikolc 
lunger 
Anwa 
hatte, 
schafts 
treffen 
er den 
Schaa 
spielte 
Augen 
den hl 
das k 
in der 
bis di 
dieser 
thie". 
verbur 
Grafe: 
mit l 
„Wolf 
stellte 
nicht 
Name, 
Dem ' 
Mädch 
Und l 
um ni 
sein zu 
seins 
solches 
Leben 
der E 
Lebens 
Brilla: 
brennn 
Anz.) 
empfeh 
von § 
(Kassel 
amerikl 
leidend 
macht 
wurde 
schwarz 
lobten, 
gesetzm 
müssen 
seligen 
seinen 
werden 
fährt, 
richtlick 
drei B 
ein Zi 
„Ein 
Frömni 
Passend 
Kreis- 
Belohn 
bleib n 
gekomni 
denselbi 
für Do 
die W 
Morger 
Stande: 
Nähma 
Lu verkl
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.