an die Berathung der Zolltarifreform ge
gangen und zwar so ernstlich, daß man
gleich den Tag festgesetzt hat, bis zu wel
chem man mit derselben fertig werden will,
nämlich bis zum 27. d. Mts.
Gerüchte, daß Peixoto die Präsidentschaft
niedergelegt und so die Ursache in der
brasilianischen Revolution beseitigt habe,
sind bisher nicht bestätigt.
Ansind.
Außereuropäische Gebiete.
Ein Dynamitattentat melden die „Times"
aus Newyork. In einem Viertel im Ost
end wurde ein Gebäude durch eine
Höllenmaschine in die Luft gesprengt. Da
nach fand man mehrere nicht explodirte
durch gestreutes Pulver verbundene Dyna
mitbomben in der Nachbarschaft. Der
Thäter ist noch nicht ermittelt.
Chicago, 11. Jan. Das Executiv-Co
mitö der Weltausstellung weigert sich, die
Entschädigungs < Ansprüche anläßlich der
letzten Feuersbrunst anzuerkennen und
leugnet jede Verantwortlichkeit.
Aus Rio de Janeiro wird gemeldet, daß
der Portugiese Adriano de Balle, welcher
im Juni 1889 gegen den Wagen des ver
storbenen Kaisers Dom Pedro einen Schuß
abfeuerte, dieser Tage wieder verhaftet
wurde, weil er versuchte, die Eisenbahn-
brücke über den Rio Merith in die Luft
zu sprengen.
Kapstadt, 10. Januar. In Folge der
enormen Hitze während der letzten Tage
steht der Busch auf dem Tafelberg in
Flammen. Das Feuer nimmt einen gefahr
drohenden Umfang an. Drei Privathäuser
sind schon niedergebrannt.
Rußland.
Petersburg, 12. Jan. Es hat den An
schein, als ob die russische Heeresleitung
bestrebt wäreZrecht viel Geld in die Militär-
kassen fließen zu lassen. Zu diesem Be-
Hufe durften bis nun ganze Regimenter
besondere private Arbeiten ver
richten, zu denen in erster Linie die
Feldarbeiten zählten. So konnte man
z.B. Soldatenj'zur Erntezeit in vorkommener
Adjustirung fastauf'jedem größeren Gute an
treffen, die wochenlang ihren Unterhalt
beim Gutsherrn fanden. Die Komman-
dirung zählt noch heute zu den beliebtesten
in der russischen Armee, an der besonders
die Offiziere Gefallen finden, weil bloß die
Bewachung der Mannschaft an Stelle des
aufreibenden Garnisondienstes tritt und sie
eine verhältnißmäßig gute Einquartirung
finden. Aber auch der Mann findet mehr
Zerstreuung und — was die Hauptsache
bleibt — eine bessere Verpflegung. Diese
bisher nur im Sommer üblichen privaten
Arbeiten sollen von nun an auch im Winter
Platz greifen, denn es wurde seitens der
Militärleitung mit den Eisenbahn-Verwal
tungen sämmtlicher russischen Eisenbahnen
eine Vereinbarung pro 1894 getroffen,
auf Grund welcher von nun an die Frei-
machung der Eisenbahnstrecken von Schnee-
Verwehungen durch Militär besorgt
werden wird. Hierzu werden größere Ab
theilungen unter Führung von Stabsoffi
zieren verwendet, deren Entlohnung für
den Tag folgendermaßen festgestellt wurde:
Der Stabsoffizier erhält 5 Rubel (6V2fl),
jeder Ober-Offizier (5 fl), jeder Unteroffi
zier 1'/2 Rubel (2 fl) und jeder Mann 1
Rubel (1 fl 30 kr.) Ueberdies bekommt
noch jeder Mann eine tägliche Fleischration
von 200 Gramm und Thee oder Wein.
Aus Tiflis wird gemeldet, daß der kau
kasische „Fürst" Rikodze auf dem Markt
platze der genannten Stadt aufgeknüpft
worden ist, auf Grund eines Urtheils des
Kriegsgerichts, daß unter dem Vorsitze des
Generals Sterbowitsch zusammengetreten
war. Die Verutheilung zum Tode wurde
durch folgende Thatsache veranlaßt. Fürst
Rikodze war sinnlos betrunken und fing
in der Wartehalle des Bahnhofsgebäudes
mit dem dienstthuenden Gendarm Händel
an. Trotz der durchaus korrekten Haltung
des Polizisten zog der Fürst ein Dolch
messer aus der Tasche und versetzte dem
Gendarmen so viele Stiche, daß er todt
zusammenbrach. Bis zum letzten Augen
blick glaubte man, daß der Zar den Mör
der begnadigen werde; das Begnadigungs
gesuch wurde jedoch abschlägig beschicdeņ.
Die Hinrichtung des Fürsten hat in Tiflis
und im ganzen Kaukasus einen tiefen Ein
druck hervorgerufen.
Frankreich.
Paris, 11. Jan. Vaillant hat sich
schließlich doch von seinem Vertheidiger
überreden lassen, Berufung gegen das
gestrige Urtheil einzulegen. Er will aber
bis zum letzten zulässigen Termin damit
warten. Heute Nachmittag wurde er unter
starker Bedeckung in Zwangsjacke zum Ge
fängniß la Roquette ohne Zwischenfälle
überführt.
Paris, 12. Jan. Mehrere sozialistische
Deputirte werden an den Präsidenten ein
Schreiben richten, worin sie die Begnadi
gung Vaillants nachsuchen. Sie werden
sämmtliche Deputirte auffordern, diesen
Brief mit zu unterzeichnen.
Paris, 9. Januar. Baron Arthur von
Rothschild ist auf dem Bahnhof von
Toulon bestohlen worden. Er stieg auf
der Station auf einige Zeit aus und legte
kein Gewicht darauf, daß er dabei von
einem Individuum angestoßen wurde. Erst
als er wieder eingestiegen war, vermißte
er seine Brieftasche, die 14,000 Franken
und das Eisenbahnbillet enthalten hatte
Italien.
Rom, 11. Jan. Die Opfer der Neapeler
Schiffskatastrophe sind sämmlich Italiener,
nämlich der Maschinist, ferner ein Priester
und eine Bäuerin. Siebenundsechszig von
Capri kommende Fremde, meist Deutsche
und Engländer, waren wenige Minuten
vor dem Zusammenstoß am Quai Santa
Lucia gelandet.
Gegenwärtig sind in Mailand gegen
25000 Personen an der Influenza erkrankt.
Jedoch hat die Krankheit bisher einen un
gefährlichen Charakter.
In dem Gefängniß von Ports Allegro
auf Sardinien starb dieser Tage Giuseppe
Ram as, der vor dreißig Jahren verur
theilt wurde, weil er Wurst aus Men
schenfleisch fabrizirte. Am Morde von
16 Personen soll er betheiligt gewesen sein.
Schweiz.
Zürich, 10. Jan. In dem bekannten
Seidengeschäft G. Henneberg in der
Bahnhofstraße platzte heute Nacht ein
Wasserrohr und es wurde das ganze
Waarenlager überschwemmt. Der ange
richtete Schaden wird auf 1—200,000 Fr
taxirt, kann sich jedoch noch reduziren, so-
ern es gelingt, die beschädigten Waaren
durch Appretur wieder verkäuflich zu machen.
Inland.
Man spricht in militärischen Kreisen
von einem großen militärischen Feste,
das am 9. Februar zur 25jährigen Wieder
kehr des Tages des Eintritts des Kaisers
in die Armee begangen werden soll.
— Der Kaiser sollte, nach Mittheilun-
gen verschiedener Blätter, den Lieutenant
v. Wedelt vom 2. Garde-Ulanenregiment
in Berlin mit einem Schreiben an den
5lönig von Sachsen gesandt haben, und
zwar sei Herrn v. Wedell der Befehl so
plötzlich zugegangen, daß er seinen Ritt
gewissermaßen „vom Platze aus" habe an
treten müssen. Auch allerlei sonstige Er-
zählungen wurden an den Ritt angeknüpft.
Wie nun die „Kreuzztg." mittheilt, ist der
Thatbestand einfach folgender: Seit einiger
Zeit besteht die Anordnung, daß jeder
Lieutenanut der Kavallerie etwa alle 2 bis
3 Jahre einen größeren Ritt auszuführen
)at. Die Wahl des Zieles und die Zeit
der Ausführung bleibt dem betreffenden
Offizier überlassen. Nun ist vom 2. Garde-
Ulanen-Regiment bei König Albert von
Sachsen, Chef des Regiments, angefragt
worden, ob es demselben genehm sei, datz>
ein Offizier des Regiments ihm die Neu
jahrswünsche des Regiments überbringe
und hiermit seinen Dienstritt verbinde. Der
König erwiderte, er interessire sich für diese
Ritte; man möchte es jedoch so einrichten,
daß der Offizier am 3. Januar eintreffe
Demgemäß ist Herr v. Wedell am 2. Ja-
nuar abgeritten und hat am 3. Januar
dem hohen Chef die Glückwünsche über-
bracht. Die Person des Kaisers steht mit
der Angelegenheit in absolut keiner Ber
bindung.
- Zur Geschichte der grauen Ossi
ziermäntel wird der „Nat.-Ztg." mitge
theilt, daß der Kaiser gelegentlich seines
Aufenthaltes in Rußland für sich und seinen
Adjutanten sich aus einer russischen Fabrik
ein Quantum russischen grauen Manteltuches
zuerst habe nach Berlin kommen lassen.
Aus diesem Stoffe ließ der Kaiser für sich
und seinen persönlichen Adjutanten Pale
tots anfertigen. Dieselben wurden zuerst
im Winter 1891—92 getragen. Etwa
anderthalb Jahre später, im Frühjahr 1893,
bestimmte sodann der Kaiser, daß die Ge
nerale und Adjutanten Mäntel von der
gleichen Farbe tragen dürften. Von einer
allgemeinen Einführung wurde noch abge
ehen, wie verlautet, weil mau Bedenken
trug, ob die von den Generalen getragene
Helle, graue Farbe sich im Allgemeinen als
praktisch erweisen würde. Im Sommer
1893 ging man dann dazu über, Trage-
versuche in dunkleren grauen Melangen
anzustellen. Am 24. Novbr. 1893 wurde
daun durch kaiserliche Kabinetsordre be-
timmt, daß die Helle, graue Farbe, wie sie
bis dahin schon von den Generalen getra
gen worden war, nunmehr für das ganze
Offizier- und Sanitätsoffizierkorps einge
führt werden sollte; die dunklen Mäntel
ollten aufgtragen werden dürfen, während
ür die dunklen Paletots die Tragezeit bis
zum 1. April 1896 bemessen wurde.
Berlin, 13. Jan. Die gestrige Erklä
rung des Abg. Fritzen namens des Cen
trums gegen das Tabaksteuergesetz hat
ras Schicksal der Vorlage entschieden. Sie
ist so gut wie gefallen und wird so wie
ie vorliegt, nicht zur Annahme gelangen.
Die Centrumspartei ist absolut ausschlag-
gebend. Damit ist auch das Rückgrat der
Miquel'schen Finanzreform gebrochen.
— Die Offiziösen des Finanzministers
Miguel sind außer sich vor Aerger über
die Haltung der Centrumspartei in der
Tabaksteuerfrage. So droht der be-
kannte parlamentarische Einpeitscher des
Finanzministers in der „Post", daß man
jetzt entschlossen die Konsequenzen in Preu
ßen ziehen müsse, um durch Zuschlag von
5)'„ Monatsraten zur Einkommen
steuer den Centrumswählern, namentlich
im Westen einige Zeit an ihrer eigenen
Tasche die Folgen des Verhaltens ihrer
Vertreter zu Gemüthe zu führen.
— Auch die „N. L. C." schreibt: In
parlamentarischen Kreisen werden dem
Tabaksteuergesetz nur noch sehr trübe
Aussichten eröffnet; günstigsten Falls rechnet
man nur noch mit der Aufrechterhaltung
einiger wenig belangreicher Trümmer. Ein
ansehnlicher Theil des Reichstags will nicht
einmal eine Kommissionsberathung zulassen,
indessen überwiegt die auch lim Seniorew
Convent durchgedrungene Neigung, eine
Kommissionsberathung zwar zu'beschließen,
aber keine neue Kommission einzusetzen,
sondern die Vorlage der bereits bestehenden
und morgen ihre Arbeiten beginnenden
Stempelsteuer-Kommission zu überweisen.
Es ist die Rede davon, alsdann die Be
rathung der Tabaksteuer voranzustellen, um
in dieser bald eine Entscheidung herbeizu
führen. Da es mit der Weinsteuer auch
nicht viel besser aussieht und ebensowenig
mit einem beträchtlichen Bestandtheil der
Stempelsteuer, so wird man sich schon
darauf gefaßt machen müssen, daß durch
die Mehreinnahme nicht einmal die neuen
Heereskosten gedeckt werden. Die Re-
gierungen der Einzelstaaten werden gut
thun, bald Fürsorge für die Deckung ihrer
durch die steigenden Matrikularbeiträge ent
tehenden Fehlbeträge zu treffen.
Berlin, 12. Jan. Zu dem Artikel der
„Köln. Ztg.", worin die Vermuthung aus
gesprochen war, der Portoausfall bei einer
eventuellen Erhöhung des einfachen
Briefgewichtes auf 20 Gramm sei mit
4—5 Millionen Mark, wie amtlich ange-
geben, zu hoch gegriffen und beziehe sich
wahrscheinlich auf sämmtliche Briefe über
15 Gramm, sagt die „N. A. Z.", dies sei
nicht zutreffend. Die Taxirung beziehe sich
allein auf Briefe zwischen 15 und 20
Gramm auf Grund besonderer Erhebung.
Die „N. A. Z." bezweifelt, daß bei der
Erhöhung des einfachen Gewichtes eine
Verkehrssteigerung den Ausfall decken würde.
Die Zahl der gegenwärtig in Berlin
beschäftigungslosen Arbeiter schätzt man auf
rund 80000 Personen. Darin sind
allerdings die Bauhandwerker mit einbe
griffen, die des Frostes wegen feiern.
— Für die Molker eien würde der
Quittungs- und Frachtbriefstempel
besonders vertheuernd wirken. Die Mol-
kerei in Billerbeck hat, wie dem. „Wests.
Merk." geschrieben wird, in diesem Jahre
monatlich ca. 400 Zahlungen von 20 bis
500 Mark gegen Quittung geleistet; ferner
werden täglich ungefähr 20 Frachtbriefe
für den Versandt von Milch, Butter und
Daß Rechtsanwalt Schimmelpsennit
in Heiurichswalde zum Regierungsrath er
nannt worden ist, wird in der „Danz. Ztg.",
welche diese Nachricht zuerst gebracht hatte,
Käse, dessen Frachtkosten gewöhnlich 1 bis
nachträglich als unzutreffend'bezeichnet
Breslau, 11. Jan. In der heutigen
Provinzial-Versammlung, Abtheilung Schle
sien, des „Bundes der Landwirthe" theilte
Herr v. Ploetz mit, daß ihm Herr von
Mirbach telegraphisch die Erklärung ge-
sandt habe: die ostpreußischen Mitglieder
des Bundes würden trotz Aufhebung des
Identitätsnachweises so lange gegen den
deutsch-russischen Handelsvertrag stimmen
bis die Doppelwährung gesichert sei.
In Eisleben hat sich die Lage noch ver
schlimmert, indem sich nunmehr die Sen-
kungen bis zum linken Ufer der Bösen
Sieben bemerkbar gemacht haben. Das
betroffene Gebiet bildet jetzt einen ziemlich
breiten Streifen, der sich über Gebäude des
Breitenweges, der Sangerhäuserstraße, der
Zeißingstraße, Bäckergasse, des Steinweges
und der Grabenstraße erstreckt. Dabei ist
nicht bte gesammte Zeißingstraße gefährdet
Insbesondere ist deren älterer Theil, der
an die Sangerhäuserstraße sich anschließt,
bis jetzt ganz oder doch fast ganz unberührt
geblieben.
Aus Thüringen schreibt man vom 10. Ja
nuar. Lieutenant Franz vom Thüringischen
Ulanen-Regiment Nr. 6 hat kürzlich die
Strecke Langensalza-Braunschweig auf eige
nem Pferde in 25 Stunden zurückgelegt.
Vorgestern Morgen sind von den beiden
Garnisonstädten des Ulanen-Regiments Nr. 6,
von Mühlhausen und Langensalza, von
ersterer Stadt die Offiziere v. Haenel und
v. Knobloch, von letzterer v. Grabow mit
5 Unteroffizieren abgeritten, unit auf ver
schiedenen Wegen über den Thüringer Wald
nach Meiningen zu reiten, woselbst sie
gestern Nachniittag einzutreffen gedachten
Unterwegs haben sie noch größere mili
tärische Aufgaben zu lösen. Heute gedenken
die Patrouillen nach ihren Garnisonen
zurückzukehren.
Aus Darmstadt erfährt man, daß die
Hochzeit des Großherzogs von Hessen
mit der Prinzessin von Sachsen-Coburg-
Gotha sehr bald und zwar in Coburg zu
einem Zeitpunkt stattfindet, wo die Königin
von Großbritannien entweder auf der Hin-
reise nach Italien, oder auf der Rückkehr
nach England sich befinden, also dem Hoch-
zeitsfest ihrer Enkelin beiwohnen würde.
Offenburg, 12. Jan. Von einem Unbe
kannten wurde beim Einladen der Post
sachen im Posthofe ein Postbeutel, welcher
zahlreiche Werthsachen und Einschreibebriefe
enthielt, gestohlen.
München, 10. Jan. In der Abgevrd-
Hambnrg, 11. Jan. Ein interessantes
Schauspiel bot sich den Passagieren und be*
Besatzung des gestern hier angekommenen
Postdampfers „Rhaetia". Ungefähr 300
Meilen von Sandyhook Feuerschiff sah
man eine Heerde von ca. 50 Walfischen,
welche Jagd auf Fische machten. Biele
Möwen umflogen die Spureu der Wale
und ftürgten sich kopfüber ins Wasser nach
Beute. Die gewaltigen Thiere waren
durchaus nicht scheu, und ließen sich vom
Schiff, welches mitten durch die Heerde
mhr, in ihrer Jagd nicht stören. Ein
Paar dieser Riesen ließ seinen breiten
Rücken dicht beim Schiff der ganzen Länge
nach sehen und warfen mit trompetenartigen!
Gebrüll Wasser aus ihren Nüstern in die
Höhe. Der Anblick war ein hochinteressanter.
Enten
dm m
war rl
Mark
Provinzielles.
5 Mk. betragen, verwandt. Es würde
mithin, wenn die fragliche Steuer eingeführt
werden sollte, die Molkerei um jährlich
ungefähr 1300 Mk geschädigt werden.
An einem Geschäft der Friedrich-Straße
in Berlin war dieser Tage ein originelles
Plakat angeheftet, dessen'Inhalt lautete:
„Wegen augenblicklicher standesamtlicher
Trauung geschlossen. In 20 Minuten
wieder geöffnet."
Wie bedeutend die Summen sein
müssen, die in Berlin für Neujahrs-Gra
tifikationen ausgegeben werden, beweist eine
Ermittelung des „Kons." Eine Zeitungs-
Botenfrau, die ca. 200 Kunden hat, hatte
an Neujahrsgeschenken 89 Mark erhalten
und war trotzdem unzufrieden. Im vo-
rigen Jahre hatte sie 5 Mark mehr ein
genommen. Die größten Einnahmen haben
die Briefträger und von diesen wieder die
Geldbrieftrager. Ein solcher, in dessen
Bestellbezirk große Banken und Geschäfte
wohnen, erhielt von einzelnen 10 bis 20
Mark, selten jedoch unter 3 Mk. Die Ge-
sammteinnahme bezifferte sich auf 380 Mk.
Viele Briefträger, die die gewöhnlichen
Postsendungen austrugen, hatten Einnahmen
von 100 Mk. Einnahmen von 50 und 60
Mk. waren sehr zahlreich.
In Berlia reinigte ein Mädchen ein
Paar weiße Glacehandschuhe mit Benzin.
Sie hatte diese zu diesem Zwecke angezogen
und hielt, als das Reinigungswerk be
endet war, die mit den Handschuhen be
kleideten Hände dicht an die nur mit einem
Cylinder versehene Küchenlampe, um zu
ehen, ob die Reinigung gelungen sei.
In demselben Moment flammte der jetzt
mit Benzin getränkte Handschuh hell auf,
und bei dem Bemühen des Mädchens, ihn
auszuziehen, gerieth auch der andere in
Brand. Das entsetzte Mädchen lief, vom
Schmerz laut schreiend, in die Wohnung
hinunter und weckte die schon zu Bett
gegangene Herrschaft. Trotzdem dieselbe
orfort alle mögliche Hilfe leistete, trug
das Mädchen so entsetzliche Brandwunden
davon, daß das Fleisch buchstäblich in
Fetzen von seinen Händen hing und der
herbeigerufene Arzt die sofortige Ueber-
ührung der Verletzten in das Kranken-
Haus anordnete. Sie wird die Hände zu
chweren Arbeiten voraussichtlich nie mehr
gebrauchen können. Es ergab sich später,
daß die von dem Mädchen gebrauchte
Benzinflasche dicht bei derbrennenden
Lampe stand (!) es ist also nur einem
glücklichen Umstand zu danken, daß nicht
noch ein größeres Unglück entstanden ist.
Der Vorfall möge ernstlich zur Warnung
dienen.
netenkammer wurde heute über die Prag
matisirung (Anstellung auf Lebensdauer
mit Pensionsrecht) der Bezirks-Thier
ärzte verhandelt. Dabei gab ein Abge
ordneter folgende Idylle aus dem Beamten
leben zum Besten: In einem Städtchen
war den Frauen der Beamten ein beson-
derer bevorzugter K i r ch e n st u h l eingeräumt.
Sämmtliche Beamtenfrauen weigerten sich
aber,ş denselben zu. benutzen, weil auch die
Gattin des Bezirksthierarztes in demselben
dem Gottesdienst anlvohnen wollte, die sie
nicht als „ebenbürtig" betrachteten!
München, 12. Jan. Gestern Abend
explodirte ein Benzin ballon in einer
in der Westermühlstraße gelegenen chemischen
Fabrik und zerstörte dieselbe theilweise.
Der Besitzer der Fabrik wurde getödtet,
drei andere Personen schwer verletzt.
München, 9. Jan. In der Sylvester
nacht hatte, ^ wie damals berichtet, ein
Grieche, ein junger Akademiker, aus
Uebermuth dreizehn (nicht zwölf) 20-Mark
itücke verschluckt. In sehr bedenklichem
Zustande wurde der junge Mann in die
chirurgische Klinik gebracht. Die Geldstücke
sind jetzt, dank einer verständigen Pflege,
auf natürlichem Wege zum Vorschein ge
kommen. Der Patient fühlt sich nunmehr
sehr „erleichtert" und wird bald das Kran-
kenhaus verlassen können.
Uelzen, 9. Januar. Vor einigen Tagen
versuchte Hierselbst ein Kaufmannslehrling,
der einen Verweis erhalten hatte, einen
Selbstmord dadurch, daß er sich aus
dem dritten Stock des Hauses seines Lehr-
Herrn auf den Hof stürzte. Der Sturz
wurde durch einen Träger am Hause, auf
den der Lehrling fiel, gemildert, so daß
der junge Mensch nur einen Arm und ein
Bein brach.
Lübeck, 11. Jan. Ganz ähnlich wie
kürzlich im Rostocker Stadttheater haben in
letzter Nacht Diebe in unserem Stadttheater
gehaust und alles was nicht niet- und nagel-
fest war, übereinander geworfen. Choko
laden - Automaten, Garderobenkästen und
sonstige Behälter wurden im Theater, in
den Vorhallen, in der Restauration, auf
der Bühne und in den Garderoben er
brochen und durchwühlt und der Inhalt
über das ganze Theater, ans Treppen und
im Orchester zerstreut. Die Polizei hat
bis jetzt keinen Anhalt, wer der Thäter
gewesen sein kann. Alle nach Außen
führende» Thüren waren auch heute Morgen
noch wohl verschlossen. Die Beute der
Diebe ist nur gering gewesen und hat nur
in ein paar langen Trikotstrümpfen, Choko
lade und einigem Branntwein (aus den
Restaurationsschränken) bestanden.
Die Abneigung gegen das Impfen scheint
in Altona um sich zu greifen. Im abge
laufenen Jahre ist von 2300 impfpflichtigen
Kindern der gesetzlich vorgeschriebene Nach-
weis der Impfung nicht erbracht worden.
— Der Arbeiter-Sängerbund von Hamburg-
Altona und Umgegend hat beschlossen, im
August 1894 wieder ein großes Sängerfest
abzuhalten.
In Altona war ein Dieb eingeschlossen
worden, er begab sich eine Etage höher,
klopfte und bat, ihm die Thür zu öffnen.
Bereitwilligst wollte man darauf eingehen,
als auch der Parterrebewohner, der eben
bestohlen worden, heimkehrte und dem Diebe
bereitwilligst den freien Ausgang ermög
lichte. Wird sich der ins Fäustchen gelacht
haben.
Der dreijährige Sohn des Herrn Wag-
ner in Garstedt fiel auf dem Bauplatz
eines Vaters in eine nicht eingefriedigte
Kalkgrube, Ehe ärzliche Hülfe herbeigeschafft
werden konnte, starb der Kleine, da er
durch verschluckten Kalk innerlich starke
Verletzungen erlitten hatte.
^ Erfde, 11. Jan. Heute hielt die
Erster Ringreitergilde ihr diesjähriges
Fest durch Ringreiten und Ball ab. Er-
chienen waren 22 Reiter. Sämmtliche
Pferde, sowie auch die Reiter waren schön
eschmückt und machte der Umzug durch
den Ort einen imposanten Eindruck. Den
I. und II. Gewinn erhielt der Dienstknecht
Heinr. Rahn und die Königswürde errang
Herr Hans Falkenhagen jr.
Nach einem Schreiben des Herrn Land-
Wirthschaftslehrers Weber von der laud-
wirthschaftlichen Lehranstalt Hohcnwestedt
hat der gegenwärtig als größte Autorität
im Bergfach geltende Oberbergrath Prof.
Credner in Leipzig das Fahrenkruger
Braunkohlenlager als von allergrößter
Bedeutung bezeichnet. Herr Prof. Credner
wird zum Frühjahr die Fahrenkruger Berg- j
Werks-Anlagen persönlich besuchen.
— Nortors, 12. Jan. Gestern Nach
mittag 4 Uhr wurde das am Markt befind
liche Wohnhaus des Gastwirths Klünder,
ein altes mit Stroh gedecktes Haus, ein
Raub der Flammen. Die Entstehung des
Feuers ist unbekannt. Die meisten Sachen
konnten gerettet werden.
Rendsburg, 13. Jan. Gestern war
der Königliche Staatswalt aus Kiel hier
und nahm im Beisein des Herrn Amts
richters Hartig und eines Protokollführers
an der Nobiskrüger Fähre den Thatbestand
über den kürzlichen Unfall auf, bei dem
Herr Pastor Bischoff das Leben einbüßte.
Die bei dem Unfall zugegen gewesenen
Personen wurden an Ort und Stelle einem
Verhör unterworfen.
X Rendsburg, 13. Jan. Auf dem hies.
Rathhause fand heute ein Termin vor dem
König!. Regierungsbaurath Suadicani
aus Schleswig statt, in welchem über die
Abtretung des durch die Senkung des
Wasserspiegels entstandenen Vorlandes an
die Stadt verhandelt wurde. Außer dem
Herrn Bürgermeister nahmen von der städti-
chen Vertretung die Herren Beigeordneter
Lempelius,StadtverordnetenvorsteherPfahler
und Stadtverordneter Thormann an den
Verhandlungen Theil.
+ Rendsburg, 13. Jan. Der Straf
anstaltsinspektor Herr Rüster ist in glei
cher Eigenschaft an die Strafanstalt in
Striegau versetzt worden. Der Antritt er
folgt zum 1. Februar.
X. Rendsburg, 13. Jan. Während des
kürzlich eingetretenen heftigen Frostes sind
an den hiesigen Hausleitungen mancherlei
Wasserschäden vorgekommen. Es dürfte
deshalb angebracht sein, wiederholt darauf
hinzuweisen, daß hierorts eine Agentur
einer Versicherungsgesellschaft gegen solche
Schäden existirt, welche gegen eine ver
hältnißmäßig geringe Jahresprämie schadlos
hält. Das Nähere wird bereitwilligst von
Herrn E. F. Glien Hierselbst sich dafür
Jnteressirenden mitgetheilt werden.
X Rendsburg, 13. Jan. Dershheutige
Wochenmarkt war von Landleuten recht
gut besucht. Die Zufuhr an Ferkeln war
wieder eine reichliche, so daß ein großer
Theil derselben unverkauft blieb. Die
Preise betrugen je nach der Güte 10—15
Mark pro Stück. Butter wurde mit 1,15
bis 1,20 das Pst. bezahlt. Eier kosteten
1,50 Mk. das Stieg. Hasen werden in
Folge des Herannahens der Schonzeit
theurer und kosteten heute durchweg 3 Mk.
wo Stück. Hühner waren knapp und
wurden mit1,60—-1,70^ das Stück bezahlt
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