r
Mm
?ett
Frau,
weg 50.
lltg.
Dorfe
hten.
msec.
etc
Meister,
Teller«
Bu erfr.
rücke.
»?■
n Orte
schon
esden,
bnrgcr
Vergüt,
ew. unt.
nrrg.
Damen«
jeden
der.
tut, der
mt, sof.
nnet.
:echts.
tegen.
r«»s.
ewohnte
traße. i
Major
nhauses,
peln.
Honstein
liethfrei.
n, groß.
Badeein-
rbs.
»g
, 107.
re. und
ftraße.
Immer»«
lsdorf.
ihnhauĢ'
in Zielte
tjellS.
-K- Grscheint tägLrch. -j
V
Bezugspreis:
Vierteljährlich 2 Jt.—, srei ins Haus geliefert
2 J(s 15
für Auswärtige, durch die Post bezogen
2 Ji 25 S)
tncl. Postprovision rc-, jedoch ohne Bestellgeld.
Jnfer-tionsprciS: pro Petitzeile 15 -).
Aeltestes und gelesenstes KlaLI im Kreise Rendsburg.
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten.
-?> 87ster Jahrgang.
Be! Betriebsstörungen
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung
dieses Blattes vorbehalten.
Als Beilagen
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das
Blatt „Mode u. Heim" gratis bcigcgeben.
3000 Abonnenten.
Wo. 110.
Sonnabend, den 12. Mai
1894.
Am Montag, als am 2.
Pşingfttage, erscheint kein
Wochenblatt.
Die Expedition.
Morgen-Depeschen.
Frankfurt a. M., 11. Mai. Nach einer
Meldung der „Frf. Ztg." aus Belgrad er«
läßt der radikale Zentralausschuß in seinen
Organen ein Manifest, worin gegen den
königl. Ukas protestirt und derselbe als
ein Attentat gegen die Verfassung bezeichnet
wird. Die radikale Partei erblickt in ihm
die Vorkehrungen zu einer neuen Hofrevo
lution und macht allen Kreisausschüssen
zur Pflicht, öffentliche Meetings einzube
rufen, um dem Auslande zu zeigen, daß
das Land die neue Anordnung entschieden
ablehnt.
Troppau, 12. Mai. Heute früh 3 Uhr
fand in aller Stille die Beerdigung der
zehn erschossenen Bergleute in Polnisch-
Ostrau statt. Der Friedhof war militärisch
besetzt, starke Militärpatrouillen durchzogen
die Straßen. Leidtragende Theilnehmer
am Begräbniß wurden nicht zugelassen.
Der Kaplan segnete die Leichen ein, und
^ie Särge wurden von Soldaten zum
Schachtgrabe getragen, begleitet von Gruben
lichtträgern. Als im Laufe des Vormit
tags die Bergleute nach der Stunde des
Begräbnisses fragten und erfuhren, daß es
schon vorüber sei, entstand große Auf
regung, die sich aber bald legte.
Lemberg, 11. Mai. Eine Bauernfrau,
welche auf ihrem Felde Kräuter suchte,
wurde in dem Grenzorte Wilna von der
russischen Grenzwache erschossen. Es ist
dies in kurzer Zeit der zweite Fall von
Grenzverletzung. Die Bevölkerung ist
äußerst aufgebracht.
Paris, 11. Mai. In Pantin (Dep.
Seine) wurden gestern abermals dreizehn
Dhnamitpatronen bei der Brücke einge
graben aufgefunden.
Paris, 12. Mai. In einem der Par
fümerieläden der Firma Guiraud, im
Centrum der Stadt, wurde die Geschäfts
führerin Louise Andrieux erdrosselt auf
gefunden. Man ist der Ansicht, daß es
sich um einen Lustmord handelt und hält
einen Angestellten der Firma Guiraud für
den Mörder. Derselbe ist flüchtig; er soll
nach Deutschland entflohen sein.
Newyork, 11. Mai. Bisher ist festge
stellt worden, daß bei dem Erdbeben in
Venezuela 15,000 Personen umgekommen
sind. Die Städte Santacruz und Guyana
sind vollständig zerstört. — Aus Buenos
Ayres wird berichtet, daß in den fübantert
konischen Staaten die anarchistische Bewe
gung einen drohenden Charakter annimmt.
Pfingsten.
Pfingsten! — wie der liebe Klang schon
Jede Menschenseele weitet,
Daß ein Traum von allem Schönen
Ueber ihr die Schwingen breitet.
Rauschend wirbelt's durcheinander:
Blütenzauber, Frühlingslieder,
Maienwürze, Himmelsbläue,
Süßer Duft von Ros' und Flieder.
Allen Erdenglückes Gipfel
Hat die Menschheit heut erstiegen,
Sieht in nebelwciter Ferne
Unter sich das Dunkel liegen.
Sieht die Fluren, saftgeschwellet.
Heiß im Sonnenkuß erbeben.
Fühlet mächtig in sich selber
Hohe Kraft und kühnes Leben.
Einst zu Pfingsten ließ der Vater
Seines Geistes heil'ge Stärke
Niederströnren auf die Völker,
Letzte Hand ani großen Werke.
D'rum auch uns, du hohe Feier,
Des zum Zeichen und zum Lohne
Bliebst Du bis zum heutigen Tage
Aller Feste schönste Krone.
Und es blüht zur Ehr' und Preis' Dir
Noch der Glaube allerwegen.
Der aus Deinem Schooße sprießen
Sieht des Himmels ew'gen Segen:
Der einst ließ mit mächt'gen Schwingen
Seiner Kirche Macht entfalten,
Der wird auch in diesem Jahre
Noch des Geistes Kraft erhalten.
Der wird auch in dieseni Jahre
Noch Sein Eigenthum beschirmen,
Ob auch drohend rings und furchtbar
Sich Geivitterwolken thürmen.
Seine Macht zerreißt die Fahnen,
Die da blutig sich erheben.
Denn als heil'ger Geist den Seinen,
Wird er stets im Herzen leben.
(Hu Màen (fee 3rif.
Z u Psin g st e n.
Es ist ein charakteristisches Zeichen der
Zeit, daß von den verschiedensten Seiten,
und immer lauter, der Ruf nach Bildung
ergeht, ja mit Bewunderung muß aner
kannt werden, mit welchem Ernst und Eifer
die Befriedigung dieses Verlangens erstrebt
wird. Wie Großes wird — um nur
einiges zu nennen — durch die SSoïîê
schule wie durch die Gelehrtenschule für
die Bildung der Jugend gethan; welche
Kräfte werden in Bewegung gesetzt, um
auch die nicht mehr schulpflichtige Jugend,
Lehrlrnge, Gesellen, junge Kaufleute usw.
für ihren Beruf fortzubilden; Lehranstalten
für das Heranwachsende weibliche Geschlecht
werden gegründet, die Presse, die Museen,
die Theater wetteifern in der Aufgabe, die
Errungenschaften von Wissenschaft und
Kunst, die sonst nur den oberen Zehn
tausend zu gute kamen, zum Gemeinbesitz
und Gemeingenuß der Volksmassen zu
machen; allwöchentlich werden Hunderte
von Versammlungen gehalten, in welchen
Berufene und Unberufene mit dem Wesen,
und mehr noch mit dem Schein der Bil
dung die Ungebildeten füttern; die Sozial
demokratie macht ganze Kompagnien und
Regimenter mobil, um „Bildung" in die
Landbevölkerung hineinzutragen; sie fordert
dringend und immer dringender den Acht
stundentag, damit der Arbeiter zur An
eignung von Bildung Zeit gewinne; für
Arbeiterinnen werden Bildungsvereine ge
schaffen und eifrige, zum Theil übereifrige
Vertreter und Vertreterinnen des weiblichen
Geschlechtes wollen denselben, damit es
hinter dem männlichen Geschlechte nicht
zurückstehe, den Zugang zu Universitäten
und zu gelehrter Fachbildung eröffnen.
Fast scheint es, als sollte eine lange Dürre
der Bildungslosigkeit endlich ein Ende
haben und die Welt durch einen Platzregen
von Bildung bis auf die Knochen durch
weicht werden.
Wer das Leben und die Noth des Lebens
kennt, der wird sich hüten, über diese Be
strebungen, so viel Thörichtes und Unreifes
sich in sie mischt, ohne.weiteres den Stab
zu brechen. Die Schätze wahrer Bildung
zu verwerfen, wäre Thorheit. Man müßte
blind sein, wenn man nicht anerkennen
wollte, daß im bunten Durcheinander Weizen
und Spreu in ihnen vermischt ist. Den
noch haben wir einige Aussetzungen. Wir
haben bis jetzt nicht gesehen, daß in un
serm Volke durch den übereifrigen
Bildungseifer der Stand der Sittlichkeit,
der Wohlfahrt und des Glückes erhöht ist.
Wer sich darüber Gewißheit verschaffen
will, der sehe in unsere Gerichtsverhand
lungen, in die Erfahrungen unserer Armen-
behörden, in unsere Gefängnisse und Irren-
häuser, und er werfe einen Blick in das
erschreckende Dunkel der Selbstmordstatistik!
Nur zu oft müssen wir die traurige Er
fahrung wachen, daß Gebildete, ja Fein
gebildete in tiefe Rohheit versinken, aber
auch die ‘ tröstliche und beschämende Er
fahrung, daß wenig Gebildete oder Unge
bildete eine Bildung des Herzens beweisen,
welche sie hoch über zahllose Gebildete stellt.
Heute, da wir Pfingsten feiern, drängen
uns diese Thatsachen auf's Neue zu der
Ueberzeugung, daß alle weltliche Bildung
nur einen sehr zweifelhaften Werth hat,
wenn ihr Ziel kein anderes ist, als den
Genuß und die Genüsse des Lebens zu
steigern und wenn sie gepflegt und ge
hätschelt wird auf Kosten der religiösen,
der christlichen Bildung. Der Geist der
Welt, auch wenn er als Bildung einher
schreitet, und mit dem Schein der Bildung
wie mit einem spirituösen Getränke be
rauscht, macht nicht reich sondern arm.
Was in Wahrheit reich macht, ist der Geist
Gottes, der heilige Geist, er, der alleinige
Bürge tvahrer Bildung, der das Menschen
herz nach dem Bilde Gottes, zu dem es
geschaffen ist, umbildet. Diese Arbeit des
Geistes thut wehe, wie der Meißel des
Künstlers, der den rohen Marmorblock zu
einem heiligen Gebilde umformt. Es ist
aber nothwendig. Im Geiste der Zeit
richtig handeln, heißt: Umkehr von dem
falschen Wege, zurück auf den richtigen
Weg wahrer Herzensbildung.
Ausland.
8)
Äntzland.
Nach einer Meldung des „Daily Chronicle"
aus Petersburg wurde dort in voriger
Woche eine Anzahl Studenten verhaftet.
Sie sollen einem anarchistischen Com-
plotte angehören, das bezweckt, Bomben
in die Isaak-Kathedrale zu werfen.
Die Polizei entdeckte durch Verrath die
Mitschuldigen.
Italien.
Bei Mentena in der Provinz Girgenti
auf Sizilien fond gestern ein Zusammen
stoß zwischen Gensdarmerie und Brig anten
statt, die 38 mit Waaren beladene Maul
thiere wegzutreiben im Begriffe waren.
Die Briganten flohen schließlich, zwei von
ihnen wurden schwer verwundet. Einige
fliehende Briganten wurden gefangen ge
nommen und ihnen die Beute wieder ab
gejagt. Während des Scharmützels fuhr
gerade ein Eisenbahnzug vorüber; er hielt
sofort an und die Reisenden schossen auf
die fliehenden Briganten.
England.
Edinburg, 11. Mai. An dem Festessen
der hiesigen Stadtgemeinde zu Ehren des
hier weilenden deutschen Geschwaders
werden 300 Matrosen theilnehmen. Der
Oberbürgermeister besuchte heute das Ge-
schwader.
Serbien.
Belgrad, 11. Mai. In Dobrenje sind
unbedeutende.Ruhestörungen vorgekom
men, die von den Gensdarmen ohne Blut
vergießen unterdrückt werden konnten. Im
ganzen übrigen Lande herrscht Ruhe.
Oesterreich.
Klauscnburg, 10. Mai. Nach der gestri
gen Gerichtsverhandlung wurden dem Mit
angeklagten Lucacin auf dem Hauptplatze
von mehreren Rumänen stürmische Ova
tionen bereitet, die von der hiesigen
Jugend mit Zischen und Pfeifen beant-
wortet wurden. Die Polizei vertrieb die
Demonstranten und die Gegen-Demon
stranten.
Graz, 9. Mai. Treffend ist die Auf
fassung des Wiener „Vaterland" zur Höhlen
forscher - Affaire, welches schreibt:
„Lebendig begraben! Das ist ein grauen
hafter Begriff, den nian sich ganz zu er
fassen fürchtet. Und die Männer, deren
Plaisir im Herumkriechen unter der Erde
bestand, dachten nicht daran, sich vor einer
so fürchterlichen Eventualität sicher zu
stellen. Mit einem unfaßbaren Leichtsinne
verläßt der eine sein junges Weib, unter
dessen Herzen bereits ein zweites Leben
ruht; der Andere seine Frau mit sieben
Kindern und mit der Aussicht, am 1. Mai
— delogirt zu werden. Dann nehmen sie
noch ein fünfzehnjähriges Bürschchen mit
sich, in dessen Kopf Jules Verne herum
geht. Bon einer für so ernste Forschungs-
Partien unumgänglich nöthigen Ausrüstung
keine Spur. Eine Capuze aus Wachslein-
ivand über dem Kopfe und ein eben solches
Schultermäntelchen über der gewöhnlichen
Kleidung, ein paar Seile um den Leib
und eine -r- Millykerze in der Hand, so
tritt man bei uns Forschungen in das
Erdinnere an, die dann schließlich zu einer
Reise in jenes unbekannte Land werden,
von dem es keine Rückkehr gibt! Und um
sich auf dieselbe würdig vorzubereiten, läßt
man die Kirche von Semriach, die so wun
derlieb zwischen den Bergen eingebettet
liegt und zur Andacht ladet, am Sonntag
beiseite und steigt schon Samstag in die
Felsenschlünde — man wird eben Gottes
dienst in der Natur halten! Hätten sich
aber die „Forscher" erst Sonntag nach
dem Gottesdienste auf den Weg gemacht,
so würden sie in Folge des gerade in der
Nacht von Samstag auf Sonntag einge
tretenen Hochwassers die Höhlen-Oeffnung
als unpassirbar angetroffen haben, und sie
wären gerettet gewesen! Eine Reminiscenz
Rost, itr Herzbrecher.
mer mit
bei
ße 23.
Cine lustige Geschichte von Marie Uhse.
, „Nun ja, daß meine Tochter mit Ihnen
Unverstanden ist, das glaube ich gern. Der
artiges schmeichelt solch einem jungen Dinge
natürlich nicht wenig, da spricht ja die liebe
Eitelkeit mit. Wir Alten denken aber doch
anders über diesen Punkt' und überlegen auch
das Fernerliegende. Sie sind noch Anfänger,
nicht wahr, es soll dies Ihr erstes Werk
geben?“ ^ ber Oesimtlichkeit übet*
„Mein erstes Werk? _ der Oeffentlich-
fett? — ja aber selbstverständlich "
„Nun also, schm Sie, was bietet mir
Gewähr. daß dieses Werk auch gelingen wird?
daß Sie damit nicht herben Tadel oder gar
den Spott herausfordern; und mit dem
Ihren würde auch mein Name, der meiner
Tochter in Mitleidenschaft gezogen. J^,
hätten Sie schon irgend welche Proben Ihrer
Leistungsfähigkeit abgelegt. Aber so —
Herr Steinecke war seiner Absicht den Bitten
den kurzweg abzuweisen unlreu geworden;
das unbeschreiblich klägliche Gesicht des vor
ìhm Stehenden, hatte ihn wider Willen ge
zwungen seine Ablehnung eingehend zu mo-
iviren. —
. Herr Rose stand wie gelähnit da. Zer
schellt alle seine Hoffnung! — es war un
denkbar. Alles hatte er ja nicht verstanden,
was der erträumte Schwiegervater zu ihm
gesprochen, die vornehmen Leute drückten sich
doch so ganz anders aus, als er es gewöhnt
war -— nur das Eine war ihm klar: Herr
steineckc wünschte Proben seiner Leistungs-
tahigkeit — als was? — doch sicherlich als
-eschäftsniann zu schm und hieran klammerte
er sich mit der Todesangst eines Ertrinken
den. Seine Tüchtigkeit als Commis ward
ihm ja durch verschiedene glänzende Zeug
nisse bestätigt.
„Ach, Herr Steineckc, wenn Sie mir nur
gestatten wollten, Ihnen meine Zeugnisse vor
zulegen."
„Ähre Zeugnisse, was sollen mir die,
junger Mann.
„Die können mir vielleicht beweisen, daß
Sie ein tüchtiger Schüler gewesen, was Sic
aber als selbstständig schaffender Künstler —
Herr Rose fiel ihm, ganz von seiner Idee
erfüllt und darum wenig auf die Gegenrede
achtend, ins Wort: — Oder vielleicht eine
Erkundigung bei meinem jetzigen Chef, Herrn
Sülze?
„Bei Ihrem jetzigen Chef? Ja, wer ist
denn das?
„ August Sülze ist die Firm a, Materialwaarm-
Geschäst, Ecke der Auenstraße."
„August Sülze, Materialwaarm — ja zum
Donnerwetter, Herr wer sind Sie denn?"
Ich, wer ich bin?"
Nun ja, und was wollen Sie denn?"
Was ich will, ja aber — das gnädige
Fraulern sagte doch — heirathm. —"
Stoßweise kam dies Alles aus RoseT
Munde, so völlig verblüfft war er von dm
plötzlichen Fragen seines Gegenübers
„Heirathm wollen Sie? Ja aber was soll
ich denn dabei thun? Wm wollen Sie denn
heirathm?"
„Wen? Nun doch das gnädige Fräulein.
Sic sagte mir doch, Sic würden gewiß ein
willigen."
„Wer sagte das, meine Tochter und zu
Ihnen, zu Ihnen? Ja wann sagte sie
Ihnen denn das, Herr ich glaube Sie träumen "
„Ach Gott, Herr Steineckc," stieß der Ge-
ängstigte hervor, „ich hatte doch gestern die
Ehre, mit dm Damen im neuen Schützen-
hause ein seliges Stündchen zu verbringen —"
„Sie mit meinen Damm?, gestern und im
neuen Schützmhausc? Herr sind Sic denn —
Verrückt wollte er sagen, aber das Wort
stockte ihm ini Munde. Verrückt, das war
das rechte und der vor ihm Stehende mußte
cs thatsächlich sein. Dafür sprach die ganze
absonderliche, äußerliche Erscheinung; dafür
sprach das verwirrte, unsichere Gebühren. Wo
hatte er nur seine Augen gehabt, daß er dies
nicht gleich erkannt, daß er diesen armen, be-
jammcrnswerthen Menschen für Ernst ge
nommen.
Nun aber galt cs auf der Hut zu sein;
dm Unglücklichen nicht etwa durch Widerspruch
reizen, sondern ihn auf möglichst unauffällige
Weise aus dem Hanse zu schaffen; das war
die Hauptsache!
Acußerlich völlig unbefangen, wenn ihm
auch das Herz ziemlich unruhig pochte, ge
brauchte Steinecke nur die Vorsicht in die Nähe
des Klingelzuges zu treten, um erforderlichen
Falls schnell Hülfe herbeirufen zu können.
Dann begann er in dem gewohnten Tone,
während der fieberhaft erregte Rose ihn be
gierig lauschend anstarrte: „Also Sie waren
gestern mit meinen Damm zusammen ini
Schützenhause?"
Eifrig nickte Herr Rose seine Bestätigung,
zu Worte aber kam er nicht mehr, denn dei
chte Herr fuhr gleich fort: „Und Sie erbitten
die Hand meiner Tochter?" erneutes, noch
heftigeres Nicken, wobei der zu neuer Hoff
nung Erweckte die Hand betheuernd ans's
Herz preßte. „Nun, ich sage nicht nein;
aber Sie werden selbst einsehen, daß vorher
noch manches zu regeln ist, nicht wahr?"
Steineckc fragte dies in einem so sanftmüthigen
Tone, wie ihn die Situation nur irgend
zuließ.
_ „Gewiß, o gewiß, Herr Steineckc, ich
will Sic nicht drängen, wenngleich jede
Stunde, die — — — — — —"
„Nun, dann schlage ich vor," unterbrach
ihn sein Gegenüber, „Sie gehen jetzt ruhig
nach Hause, aber dircckl nach Hause, Herr
Nose; ich folge Ihnen dann sofort, erkundige
mich bei Ihrem Chef nach Ihnen, Sie legen
mir Ihre Zeugnisse vor und dann wollen
wir weiter sehen."
„O Gott, Herr Steineckc, Sie machen
mich zum Seligsten aller Sterblichen," jubelte
der Glückliche, stürzte zu dem plötzlich so
Umgewandelten hin und wäre ihm im Ueber
maß des Entzückens am Liebsten um dm
Hals gefallen, wenn er sich ihm nicht ent
zogen und noch einmal, zur Ruhe und Selbst
beherrschung mahnend, auf die Thür gezeigt
hätte.
Und Herr Rose ging wirklich.
Mit einem Seufzer der Erleichterung sah
Steineckc die Thür hinter ihm ins Schloß
fallen; dann aber schellte er hastig nach dem
Diener und beauftragte dem eilfertig Herein-
tretmden: „folgen Sie dem Herrn, der mich
eben verließ, möglichst unauffällig. So lange
er ruhig seines Weges geht, lassen Sie ihn
gewähren; zeigt er aber ein absonderliches
Gebühren, dann machen Sie den ersten, besten
Schutzmann auf ihn aufmerksam; es ist
nämlich ein Geisteskranker. Er gab sich für
einen Commis der Materialwaarm-Handlung
Sülze aus, schm Sie, ob er dahin geht und
bringen mir dann ungesäumt Nachricht."
Der Diener eilte fort und Herr Steineckc
setzte sich nieder, um an den ihm befreundeten
Polizei-Arzt einige Zeilen zu richten, die
diesen veranlassen sollten nach dem Unglück
lichen zu sehen. —
Herr Rose schritt unterdeß hocherhobmen
Hauptes, die Brust von Jubelhymnen har
monisch durchwogt, seiner Wohnung zu;
nicht rechts nicht links blickend, nur das eine
Ziel im Auge: Gehorsam für die Befehle
des Schwiegerpapas; seines Schwicgcrpapas,
des Millionärs Steinecke. —
Auf seinem Zimmer angelangt, legte er
Hut und Handschuhe beiseite, das Festgewand
aber behielt er an, der „Schwiegerpapa"
mußte ja bald kommen und sollte ihn würdig
geschmückt finden. Nachdem er seine Zeug
nisse hervorgeholt und auf dem Tische aus
gebreitet hatte, setzte er sich selbst davor und
wartete auf den wonnigen Moment, der ihm
binnen Kurzem lachen mußte. Dabei schweiften
seine Augen unaufhörlich durch das Zimmer,
Alles sorgsam musternd, ob der Schauplatz
auch würdig war für dm bevorstehenden,
großen Akt. Würdig? — nein, das war
er nicht; dazu war er allzu ärmlich ausge
stattet. Der Knicker, der Sülze, wendete
eben gar nichts an das Wohlempfindm seines
Commis! Aber das Stübchen war wenig
stens sauber und ausgeräumt und nianch
zierlich Ausstattungsstück, eine überaus sarben-
prächtige Lithographie, Photographie-Album,
„die Kunst den Frauen zu gefallen" in leuch
tend Roth gebunden n. s. w. zeugten von
dem eleganten Geschmack seines Bewohners.
(Fortsetzung folgt.)
II
Mi
i -
If!!
€
4
ML
WPM
W
MLZ
WM
wm
1
Ş
W
-' ■''
ŞM
ŞàŞ'ş-'ê
'