heit. Es sind Dinge hinzugekommen, von
denen ich noch sprechen werde; aber diese
haben der Gesammtheit und Wirkung des
Ganzen nicht das Geringste geschadet.
Der Vorhof ist mit Orangenbäumen be
setzt. In den Luken des Glockenthurmes
hängen die Glocken frei und werden beim
Läuten so stark angezogen, daß sie in großen,
Schwünge sich um sick selbst bewegen, daß
also der Klöppel einen richtigen Vollkreis be
schreibt. Das Aeußere ist im Vergleich zum
Innern auch hier bescheiden und anspruchslos.
Das Hauptportal ist zwar recht interessant,
und die Thüren sind reich, aber es ist doch
nichts Außergewöhnliches.
Nun aber treten wir ein, und wir stehen
wie gebannt da. Vor uns ragt ein Wald
von Säulen auf, die in gleichen Abständen
von einander stehen und auf den Kapitälen
zwei sich Lberthürmende Rundbogen in der
maurischen Hufeisenform, wechselseitig aus
weißen und rothfarbigen Steinen gefügt,
tragen.
Man hat uns gesagt, daß in diesen
Säulenbau des Islam die christliche Kathe
drale hincingebaut worden ist, — ein Gottes
haus von gewaltigem Umfang. Wo ist es?
Wir suchen es zunächst vergeblich. In diesem
ungeheuren Säulenhaine verliert es sich. So
weit unser Blick auch schweift, er sieht immer
nur diese unzähligen Säulen mit den doppel-
farbigen maurischen Bogen, immer dieselben
und doch immer andere, denn bei jedem
Schritt wechselt dieses einzige Bild. Die
Säulen verschieben sich, weichen auseinander,
rücken wieder zusammen, ordnen sich gerad
linig. Jetzt sehen wir einen endlosen Gang,
der sich verjüngt, nun wieder eine willkürliche
Verpflanzung der Säulen mit sich kraus
überschneidendem Rundbogen. Immer etwas
Neues und immer mit denselben Mitteln.
Die Menge, die Menge ist's, die den un
beschreiblichen Eindruck dieses fabelhaften
Baues hervorruft.
Bon keinem der herrlichen Gebäude, die
der gläubige Sinn dem Dienste des Höchsten
errichtet hat, empfängt man die Wirkung der
Größe und der Unendlichkeit in dem Maße,
wie hier. Die Kirchen unseres Glaubens
mit ihrem hohen Schiff, das die Gläubigen
aus der Brandung des Lebens und Leidens
bergend aufnimmt, mit ihren himmelanstreben
den Pfeilern, die unseren irdischen Gedanken,
unserem Hoffen und Glauben die Richtung
nach oben in die Unendlichkeit weisen, sind
in kunstvoller Gliederung ein Ganzes, das
gerade durch die Harmonie seiner einzelnen
Theile, durch den Mittelpunkt, der sich sofort
gebieterisch aufzwingt, und die Unter- und
Nebenordnungen der übrigen Theile die
weihevolle, ernste und harmonisch-schöne
Stimmung erzeugt, die den Gottesdienst be
gleiten soll. Der Meister, der dieses Haus
errichtet hat, hat eine ganz andere Wirkung
angestrebt. Diese Moschee hat keinen Mittel
punkt, keine Hervorcagung, keinen Theil,
der sich über den anderen erhebt, keinen
Höhepunkt. Ein gewaltiger Zug ideal demo
kratischer Gleichheit geht durch diesen Bau,
der machtvoll zugleich und ergreifend schön
ist. Hier ist in Steinen der Gedanke ver
sinnbildlicht: Bor dem Höchsten schwindet
jeglicher irdische Unterschied; an dieser Stätte
giebt es keinen Abstand der Geburt, des
Standes, der Glücksgüter; Nichts von alle
dem, was uns Menschen trennt. Auch Allah
hat, wie der Gott der Christen, liebliche und
schöne Wohnungen für Alle, die an ihn
glauben.
Bei aller Größe der Verhältnisse ist hier
ein wundersam behaglicher und anheimelnder
Raum geschaffen, der bei aller Gleichheit in
der Anlage nichts weniger als monoton wirkt.
Die Gefahr, daß die Einförmigkeit lang
weilig werde, hat das künstlerische Feingefühl
des Erbauers mit erstaunlichem Gelingen
überwunden, und zwar durch die Beleuchtung.
Die Einführung des Lichts in diesen Raum
ist künstlerisch betrachtet geradezu stupend.
In den einen Theil fällt das Sonnenlicht
durch die durchbrochene Decke von oben in
voller Helle hinein und zeichnet schwarze
scharfe Schatten. Dann wird cs wieder an
einer anderen Stelle zu gehcimnißvollem
Halbdunkel mit sanften Schattirungen ab
gedämpft, so daß Licht und Schatten fast
unerkenntlich in einander übergehen. Ein
anderer Theil ist fast ganz dunkel gehalten.
Durch diese Verschiedenartigkeit in der Be
leuchtung entsteht ein wundervoller Wechsel,
der Alles belebt und die Gleichmäßigkeit
eine merkwürdige Bewegung bringt.
In diesen maurischen Saulenbau ist die
dem christlichen Gottesdienste geweihte Kathe
drale hineingebaut worden. Ursprünglich ist
man wohl nicht allzu schonend verfahren.
Man hat, um den christlichen Theil vom
heidnischen abzusperren, Mauern gezogen,
und dadurch einen Theil der Säulen be
schädigt. Aber zum Glück ist diese Be
schädigung noch geringfügig. Der jetzige
Erzbischof von Cordoba, ein vorurtheilsfreier,
gebildeter und kunstsinniger Mann, hat Alles
gethan, um die Geschmacklosigkeiten und
Kunstwidrigkeiten aus früheren Tagen zu be
seitigen. Er hat die Mauern, die die Schön
heit des Baues beeinträchtigten und den
architektonischen Gedanken geradezu ver
nichteten, niedergelegt und die Moschee in
ihrer ursprünglichen Herrlichkeit wieder her
gestellt. Die maurischen Bogen und die un
leserlichen Eingrabungen der Koransprüche,
die im Uebrigen ja auch nur weise und
sittliche Lehren enthalten, thun nach der
künstlerisch freien Auffassung des Kirchcnfürsten
dem katholischen Glauben keinen Abbruch.
Man dient dem Gott der Christen, ohne
daß es darum nöthig wäre, das kunstvolle
Denkmal, das Allah galt, vandalisch zu zer
stören. Die Veränderungen, die in diesem
christlichen Theil der muhammedanischen
Moschee noch wahrzunehmen sind, haben
nicht viel auf sich. In einigen Bogen sind
medaillonartig Reliefs mit Darstellungen
von christlichen Heiligen eingefügt. Ein paar
hundert Säulen sind freilich gefallen, aber
das merkt man kaum. Es sind ja immer
noch mehr Säulen da, als der Blick auf
einmal zu fassen vermag.
Man hat eben nothwendigcrweise für die
Bedürfnisse des christlichen Gottesdienstes
eine Art von Schiff und Raum für Chor
und Hochaltar schaffen müssen. Die Chor
stühle gehören übrigens zu den kostbarsten
christlichen Kunstschätzen Spaniens. Es sind
Holzschnitzereien von herrlichster Schönheit,
figurenreiche Darstellungen aus dem alten
und neuen Testament.
Diese Jnkrustirnng des Christenthums in
die Moschee des Islam stört den künstlerischen
Eindruck des Ganzen in keiner Weise.
Nirgend wird man durch widerwärtige Gewalt
thätigkeiten und Rohheiten, wie sie der Islam
gegen Byzanz verübt hat, in seinem ästhe
tischen Wohlbehagen verletzt. Hier ist viel
mehr eine rührende Duldsamkeit gegen
Andersgläubige wahrzunehmen, das pietät
volle Bestreben, eine wunderbare Kunst, die,
wenn sie auch nicht auö dem christlichen Be
wußtsein hervorgegangen ist, doch durch ihre
Großartigkeit und Reinheit Respekt gebietet,
in ihrer schönen Eigenart zu erhalten. So
sehen wir denn diese einzige Moschee in der
That in unversehrter Ursprünglichkeit. Die
Zuthaten unseres Glaubens, die nebenbei
bemerkt auch an und für sich geschmackvoll
und kostbar sind, bilden nur einen Reiz mehr.
In den Nischen sind zahllose Seitenkapellen
angebracht. In der einen derselben wurde,
als ich da eintrat, gerade die Frühmesse ge
lesen. Der monotone Gesang der Priester,
die feierlichen Töne der Orgel, in die sich
die Schellenrufe zu den Andachtsübungen
einmischten, der starke Duft des Weihrauchs,
der den von Chorknaben geschwungenen
Becken entströmte, Alles das machte in dieser
Umgebung einen besonders tiefen Eindruck.
Die Gläubigen, die auf den Knieen lagen,
schienen in wahrhaft andächtiger Stimmung
und ganz ergriffen zu sein.
Noch geraume Zeit durchwandelte ich diesen
Säulenwald. Ich konnte mich nicht satt sehen
an dem Ganzen und Einzelnen, an diesem
unerschöpflichen und verschwenderischen Reich
thum in der Erfindung der Motive; denn
fast alle Kapitäle sind von einander ver
schieden und immer geistvoll und interessant
in der Erfindung.
Die größte Pracht ist in einer der Nischen
entfaltet, die früher die heiligste Gebetnische
der Sarazenen war und in der der Koran
aufbewahrt wurde. Der Boden ist mit
Marmor bedeckt, der durch die beständigen
Umgänge an den Seiten zu einer Art von
Mulde ausgetreten ist. Der Eingang führt
durch den maurischen Hufeisenbogen in feinster,
spitzenartiger steinerner Ornamentik. Ueber
den Bogen und in der Nische, selbst in der
Wölbung an der Decke, sind prachtvolle
Mosaiks eingefügt, viele mit starken Ver
goldungen. Der weise Erbauer hat diesen
künstlerisch reichsten Theil der Moschee vor
den zerstörenden Angriffen durch das Sonnen
licht möglichst bewahrt, nnd die ursprüngliche
Buntfarbigkeit und Vergoldung hat sich so
herrlich erhalten, daß man glauben möchte,
das künstlerische Bauwerk zähle erst wenige
Jahrzehnte.
Während ich führer- und ziellos den un
geheuren Raum durchschlenderte und mich an
dessen mannigfachen Schönheiten erfreute,
war ich zufällig wieder in die Nähe der
christlichen Abtheilung gerathen. Bisher
hatte ich vor lauter maurischen Säulen die
Kathedrale nicht gesehen. Ich fand da eine
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