Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

heit. Es sind Dinge hinzugekommen, von 
denen ich noch sprechen werde; aber diese 
haben der Gesammtheit und Wirkung des 
Ganzen nicht das Geringste geschadet. 
Der Vorhof ist mit Orangenbäumen be 
setzt. In den Luken des Glockenthurmes 
hängen die Glocken frei und werden beim 
Läuten so stark angezogen, daß sie in großen, 
Schwünge sich um sick selbst bewegen, daß 
also der Klöppel einen richtigen Vollkreis be 
schreibt. Das Aeußere ist im Vergleich zum 
Innern auch hier bescheiden und anspruchslos. 
Das Hauptportal ist zwar recht interessant, 
und die Thüren sind reich, aber es ist doch 
nichts Außergewöhnliches. 
Nun aber treten wir ein, und wir stehen 
wie gebannt da. Vor uns ragt ein Wald 
von Säulen auf, die in gleichen Abständen 
von einander stehen und auf den Kapitälen 
zwei sich Lberthürmende Rundbogen in der 
maurischen Hufeisenform, wechselseitig aus 
weißen und rothfarbigen Steinen gefügt, 
tragen. 
Man hat uns gesagt, daß in diesen 
Säulenbau des Islam die christliche Kathe 
drale hincingebaut worden ist, — ein Gottes 
haus von gewaltigem Umfang. Wo ist es? 
Wir suchen es zunächst vergeblich. In diesem 
ungeheuren Säulenhaine verliert es sich. So 
weit unser Blick auch schweift, er sieht immer 
nur diese unzähligen Säulen mit den doppel- 
farbigen maurischen Bogen, immer dieselben 
und doch immer andere, denn bei jedem 
Schritt wechselt dieses einzige Bild. Die 
Säulen verschieben sich, weichen auseinander, 
rücken wieder zusammen, ordnen sich gerad 
linig. Jetzt sehen wir einen endlosen Gang, 
der sich verjüngt, nun wieder eine willkürliche 
Verpflanzung der Säulen mit sich kraus 
überschneidendem Rundbogen. Immer etwas 
Neues und immer mit denselben Mitteln. 
Die Menge, die Menge ist's, die den un 
beschreiblichen Eindruck dieses fabelhaften 
Baues hervorruft. 
Bon keinem der herrlichen Gebäude, die 
der gläubige Sinn dem Dienste des Höchsten 
errichtet hat, empfängt man die Wirkung der 
Größe und der Unendlichkeit in dem Maße, 
wie hier. Die Kirchen unseres Glaubens 
mit ihrem hohen Schiff, das die Gläubigen 
aus der Brandung des Lebens und Leidens 
bergend aufnimmt, mit ihren himmelanstreben 
den Pfeilern, die unseren irdischen Gedanken, 
unserem Hoffen und Glauben die Richtung 
nach oben in die Unendlichkeit weisen, sind 
in kunstvoller Gliederung ein Ganzes, das 
gerade durch die Harmonie seiner einzelnen 
Theile, durch den Mittelpunkt, der sich sofort 
gebieterisch aufzwingt, und die Unter- und 
Nebenordnungen der übrigen Theile die 
weihevolle, ernste und harmonisch-schöne 
Stimmung erzeugt, die den Gottesdienst be 
gleiten soll. Der Meister, der dieses Haus 
errichtet hat, hat eine ganz andere Wirkung 
angestrebt. Diese Moschee hat keinen Mittel 
punkt, keine Hervorcagung, keinen Theil, 
der sich über den anderen erhebt, keinen 
Höhepunkt. Ein gewaltiger Zug ideal demo 
kratischer Gleichheit geht durch diesen Bau, 
der machtvoll zugleich und ergreifend schön 
ist. Hier ist in Steinen der Gedanke ver 
sinnbildlicht: Bor dem Höchsten schwindet 
jeglicher irdische Unterschied; an dieser Stätte 
giebt es keinen Abstand der Geburt, des 
Standes, der Glücksgüter; Nichts von alle 
dem, was uns Menschen trennt. Auch Allah 
hat, wie der Gott der Christen, liebliche und 
schöne Wohnungen für Alle, die an ihn 
glauben. 
Bei aller Größe der Verhältnisse ist hier 
ein wundersam behaglicher und anheimelnder 
Raum geschaffen, der bei aller Gleichheit in 
der Anlage nichts weniger als monoton wirkt. 
Die Gefahr, daß die Einförmigkeit lang 
weilig werde, hat das künstlerische Feingefühl 
des Erbauers mit erstaunlichem Gelingen 
überwunden, und zwar durch die Beleuchtung. 
Die Einführung des Lichts in diesen Raum 
ist künstlerisch betrachtet geradezu stupend. 
In den einen Theil fällt das Sonnenlicht 
durch die durchbrochene Decke von oben in 
voller Helle hinein und zeichnet schwarze 
scharfe Schatten. Dann wird cs wieder an 
einer anderen Stelle zu gehcimnißvollem 
Halbdunkel mit sanften Schattirungen ab 
gedämpft, so daß Licht und Schatten fast 
unerkenntlich in einander übergehen. Ein 
anderer Theil ist fast ganz dunkel gehalten. 
Durch diese Verschiedenartigkeit in der Be 
leuchtung entsteht ein wundervoller Wechsel, 
der Alles belebt und die Gleichmäßigkeit 
eine merkwürdige Bewegung bringt. 
In diesen maurischen Saulenbau ist die 
dem christlichen Gottesdienste geweihte Kathe 
drale hineingebaut worden. Ursprünglich ist 
man wohl nicht allzu schonend verfahren. 
Man hat, um den christlichen Theil vom 
heidnischen abzusperren, Mauern gezogen, 
und dadurch einen Theil der Säulen be 
schädigt. Aber zum Glück ist diese Be 
schädigung noch geringfügig. Der jetzige 
Erzbischof von Cordoba, ein vorurtheilsfreier, 
gebildeter und kunstsinniger Mann, hat Alles 
gethan, um die Geschmacklosigkeiten und 
Kunstwidrigkeiten aus früheren Tagen zu be 
seitigen. Er hat die Mauern, die die Schön 
heit des Baues beeinträchtigten und den 
architektonischen Gedanken geradezu ver 
nichteten, niedergelegt und die Moschee in 
ihrer ursprünglichen Herrlichkeit wieder her 
gestellt. Die maurischen Bogen und die un 
leserlichen Eingrabungen der Koransprüche, 
die im Uebrigen ja auch nur weise und 
sittliche Lehren enthalten, thun nach der 
künstlerisch freien Auffassung des Kirchcnfürsten 
dem katholischen Glauben keinen Abbruch. 
Man dient dem Gott der Christen, ohne 
daß es darum nöthig wäre, das kunstvolle 
Denkmal, das Allah galt, vandalisch zu zer 
stören. Die Veränderungen, die in diesem 
christlichen Theil der muhammedanischen 
Moschee noch wahrzunehmen sind, haben 
nicht viel auf sich. In einigen Bogen sind 
medaillonartig Reliefs mit Darstellungen 
von christlichen Heiligen eingefügt. Ein paar 
hundert Säulen sind freilich gefallen, aber 
das merkt man kaum. Es sind ja immer 
noch mehr Säulen da, als der Blick auf 
einmal zu fassen vermag. 
Man hat eben nothwendigcrweise für die 
Bedürfnisse des christlichen Gottesdienstes 
eine Art von Schiff und Raum für Chor 
und Hochaltar schaffen müssen. Die Chor 
stühle gehören übrigens zu den kostbarsten 
christlichen Kunstschätzen Spaniens. Es sind 
Holzschnitzereien von herrlichster Schönheit, 
figurenreiche Darstellungen aus dem alten 
und neuen Testament. 
Diese Jnkrustirnng des Christenthums in 
die Moschee des Islam stört den künstlerischen 
Eindruck des Ganzen in keiner Weise. 
Nirgend wird man durch widerwärtige Gewalt 
thätigkeiten und Rohheiten, wie sie der Islam 
gegen Byzanz verübt hat, in seinem ästhe 
tischen Wohlbehagen verletzt. Hier ist viel 
mehr eine rührende Duldsamkeit gegen 
Andersgläubige wahrzunehmen, das pietät 
volle Bestreben, eine wunderbare Kunst, die, 
wenn sie auch nicht auö dem christlichen Be 
wußtsein hervorgegangen ist, doch durch ihre 
Großartigkeit und Reinheit Respekt gebietet, 
in ihrer schönen Eigenart zu erhalten. So 
sehen wir denn diese einzige Moschee in der 
That in unversehrter Ursprünglichkeit. Die 
Zuthaten unseres Glaubens, die nebenbei 
bemerkt auch an und für sich geschmackvoll 
und kostbar sind, bilden nur einen Reiz mehr. 
In den Nischen sind zahllose Seitenkapellen 
angebracht. In der einen derselben wurde, 
als ich da eintrat, gerade die Frühmesse ge 
lesen. Der monotone Gesang der Priester, 
die feierlichen Töne der Orgel, in die sich 
die Schellenrufe zu den Andachtsübungen 
einmischten, der starke Duft des Weihrauchs, 
der den von Chorknaben geschwungenen 
Becken entströmte, Alles das machte in dieser 
Umgebung einen besonders tiefen Eindruck. 
Die Gläubigen, die auf den Knieen lagen, 
schienen in wahrhaft andächtiger Stimmung 
und ganz ergriffen zu sein. 
Noch geraume Zeit durchwandelte ich diesen 
Säulenwald. Ich konnte mich nicht satt sehen 
an dem Ganzen und Einzelnen, an diesem 
unerschöpflichen und verschwenderischen Reich 
thum in der Erfindung der Motive; denn 
fast alle Kapitäle sind von einander ver 
schieden und immer geistvoll und interessant 
in der Erfindung. 
Die größte Pracht ist in einer der Nischen 
entfaltet, die früher die heiligste Gebetnische 
der Sarazenen war und in der der Koran 
aufbewahrt wurde. Der Boden ist mit 
Marmor bedeckt, der durch die beständigen 
Umgänge an den Seiten zu einer Art von 
Mulde ausgetreten ist. Der Eingang führt 
durch den maurischen Hufeisenbogen in feinster, 
spitzenartiger steinerner Ornamentik. Ueber 
den Bogen und in der Nische, selbst in der 
Wölbung an der Decke, sind prachtvolle 
Mosaiks eingefügt, viele mit starken Ver 
goldungen. Der weise Erbauer hat diesen 
künstlerisch reichsten Theil der Moschee vor 
den zerstörenden Angriffen durch das Sonnen 
licht möglichst bewahrt, nnd die ursprüngliche 
Buntfarbigkeit und Vergoldung hat sich so 
herrlich erhalten, daß man glauben möchte, 
das künstlerische Bauwerk zähle erst wenige 
Jahrzehnte. 
Während ich führer- und ziellos den un 
geheuren Raum durchschlenderte und mich an 
dessen mannigfachen Schönheiten erfreute, 
war ich zufällig wieder in die Nähe der 
christlichen Abtheilung gerathen. Bisher 
hatte ich vor lauter maurischen Säulen die 
Kathedrale nicht gesehen. Ich fand da eine 
starke Ansammlung von Menschen. Vor dem 
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MMien-MWM 
von 
C. Kiehn, 
Löwenstraße. 
Niederlage von Kinderwagen.
	        
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