Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

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Rendsb. 
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87ster Jahrgang. 
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Morgen-Depeschen. 
. Berlin, 24. April. Nach Mittheilungen 
einer hiesigen Korrespondenz soll es die 
Absicht der verbündeten Regierungen sein, 
dem Reichstage in nächster Session die 
Steuer- und Finanzreform in verengtem 
Rahmen wieder vorzulegen und ebensowohl 
auf die 40 Millionen Liebesgabe an die 
Einzelstaaten zu verzichten, wie die Sätze 
der Tabacksteuer herabzumindern. — Auf 
Erkundigung an zuständiger Stelle erfährt 
„Berl. T.", daß über die Vorlegung 
der Steuer« und Finanzreform in vereng 
tem Rahmen noch nicht bestimmt ist, wenn 
es auch richtig ist, daß die Reichsregierung 
aus die 40 Millionen, welche den Einzel- 
staaten aus Reichseinnahmen jährlich über 
wiesen werden sollten — allerdings auf 
keine höhere Sunmie — verzichtet £jat 
Eine Herabminderung der Sätze der Ta 
baksteuer ist noch nicht in Erwägung ge 
zogen. 
Berlin, 24. April. Ein Fund, der den 
Maurer Thiede, den muthmaßtichen Mörder 
à Schwester vom Rothen Kreuz, Helene 
'Lchweichel, schwer belastet, ist gemacht 
worden. Ungefähr 200 Schritte von der 
stelle, an der Thiede, wie er eingeräumt 
hat, die Frau Klebedzon vergewaltigt hat, 
ist „ein mit geronnenem Blut bedecktes 
Messer gefunden worden 
Paris, 24. April. Die Morgenblätter 
besprechen den Uebelstand, der sich bei der 
Ueberzeichnung der Anleihe herausgestellt 
habe. Den bedeutendsten Finanzinstituten 
waren je 300 Anmeldungsbogen zur Ver 
fügung gestellt worden. Diese .Institute 
veauftragten indeß ihre Beamten, nur 100 
Formulare auszutheilen, deren jedes zum 
Empfang von 4 Obligationen berechtigte 
Da in Folge des Zurückbehaltens der 
Formulare das Publikum geschädigt wurde, 
verlangen die Zeitungen energisch Unter 
suchung der Angelegenheit. 
Budapest, 24. April. In Vasarhely 
hat gestern zwischen Feldarbeitern und 
Gensdarmen ein heftiger Zusammenstoß 
^slttgefunden. Die Arbeiter hatten von der 
^tadthauptmannschaft die Herausgabe be- 
ichlagnahmter Flugschriften verlangt; da 
diesem Verlangen aber nicht nachgegeben 
wurde, stürmten die Sozialisten das Stadt 
haus Die Polizisten mußten von ihren 
Schußwaffen Gebrauch machen und tödteten 
mehrere Arbeiter. Unter den Tumultanten, 
°eren Zahl immer größer ward, entstand 
Uber das Vorgehen der Gensdarmerie die 
heftigste Erbitterung; sie griffen die Poli- 
zisten thätlich an und jagten sie in die 
Flucht. Erst einem größeren Militär- 
Detachement gelang es, die Ruhe wieder 
herzustellen. Ueber 60 Verhaftungen wur 
den vorgenommen. 
Budapest, 28. April. Ueber das Ver 
mögen des Grafen Hermann Zichy, des 
Gemahls der Operettensängerin Hermine 
Bayer, wurde der Konkurs eröffnet. 
Venedig, 24. April. In Folge des 
heftrgen Regens der letzten Tage sind in 
ganz Oberitalien große Ueberschwemmungen 
eingetreten. Besonders hat die Umgegend 
von Bologna sehr stark unter dem Einfluß 
des Unwetters gelitten. Alle Straßen sind 
durch herabgestürzte Lawinen völlig un< 
passirbar. Der Eisenbahnverkehr stockt fast 
ganz. Der Regen hält noch an. 
Warschau, 24. April. Es finden hier 
immer noch Massenverhastungen statt, dar- 
unter auch solche Personen, die sich nicht 
durch Betheiligung an der Kilinskfeier 
eompromittirt haben. In der Citadelle be 
finden sich bis jetzt über 300 Personen. 
AttsķâNd. 
Außereuropäische Gebiete. 
Newyork, 23. April. Der Streik der 
Grubenarbeiter legt die Kohlen 
industrie in sechs Staaten lahm. Die 
täglichen Verluste werden auf 125 000 
Dollars veranschlagt. Große Trupps Ar- 
beitsloser setzten ihren Marsch nach 
Washington von zahlreichen Orten der 
Union aus fort: Unruhen sind bisher nicht 
vorgekommen. 
Newyork, 22. April. Die Zahl der 
Ausständigen in dem Gebiete der bitumi 
nösen Kohle beträgt 150000. Der Führer 
des in Council Bluffs kampirenden Zuges 
der Arbeitslosen erklärte, er werde Unruhen 
verhindern. Der Eisenbahnbetrieb in jenem 
Gebiet ist noch nicht wieder eröffnet. Die 
Bürger von Ottawa und Conneils Bluffs 
haben jedoch Vorkehrungen getroffen, um 
die Arbeitslosen in Karren nach Des 
Moines (Iowa) zu schaffen. Eine andere 
Abtheilung Arbeitsloser sammmelt sich in 
Chikago. 
, Bncnos-Aircs, 21. April. Die brasi 
lianischen Insurgenten sind nach einer 
Quarantäne in Montevideo an Land ge- 
bracht worden. Sie befinden sich in trau- 
rigem Zustande. Alle weigern sich jedoch 
die Begnadigung seitens des Präsidenten 
Peixoto anzunehmen. 
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loßplatz. 
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Eine Edle ms dem Volk 
^ von Carl Friedrich. 
Seine Tüchtigkeit im Beruf war sehr mangcl- 
m aus diesem Grunde hatte er auch bis 
ahm nicht gewagt, sein eigenes Geschäft zu 
j, jjņdcn. Roch mangelhafter aber war seine 
uud moralische Bildung; es fehlte ihm 
Sckntf ^ Şchliff, den Biele, ohne besondere 
Z"àldung gehabt zu haben, ich im Ver- 
nach l!gĢņ Mitmenschen sonach und 
Tode btfsttstS'?. "ach den, 
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2Bie nun ein verzogener und verdorbener 
Charakter m dm meisten Fällen die Brutstätte 
wgend eines Lasters wird, das sich auf diesem 
m dasselbe so fruchtbaren Boden bis zu einer 
gewiss^ Vollendung entwickelt, so hatte Fritz 
"W großem Fleiß dm Geiz bei sich cultivirt, 
elcher an ihm in seiner ganzen Häßlichkeit 
üch zeigte. In allem, was das liebe Geld 
b^U.war er höchst umsichtig und schlau, 
ïlîi -'Şn jetzt gehen, Fritz, in 20 
die Mutter' "V" ä u 8 an/' sprach jetzt 
sammen, denn a6er 9 ut 
--hohe" Schule îesuchtŞ' "lma hat dw 
das alles noch — Wer weiß, wie 
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rnachsfnsang an einen guten Eindruck «ns sie 
^kch werde „mir" schon vorsehen, Mutter'" 
Mutter und Sohn gingen jetzt zur Bahn 
äinla abzuholen. Wir beneiden 
Italien. 
Rom, ^ 23. April. Heute zerstörte 
Crispi durch weise Nachgiebigkeit ein 
gegen ihn zwischen der äußersten Linken, 
Rechten und den Giolittianern geschmiedetes 
Komplott, indem er auf den Vorschlag 
Cavallotti's, die Finanzmaßregeln sofort zu 
berathen,. den vermittelnden Vorschlag 
machte, sie, wenn nicht nach den Budgets, 
doch erst am 15. Mai auf die Tages 
ordnung zu setzen. Daraufhin kündigte 
Rndini das Abkommen und da Cavallotti 
in ungeschickter Weise seinen Vorschlag aller 
dings in der gemilderten Form, die Finanz 
maßregeln sofort nach dem Budget des 
Innern zu berathen, aufrecht hielt, erfocht 
Crispi einen zweiten Sieg. Cavallotti's 
Antrag wurde mit 257 gegen 55 Stimmen 
abgelehnt. 
Depes chen aus Cagliari melden das Auf- 
treten von Heuschreckenschwärmen ans einem 
etwa 35 Gemeinden umfassenden Gebiete. Die 
Regierung hat Anstalten zur Vernichtung 
der Heuschrecken getroffen. 
Frankreich. 
Monaco ist noch nicht die schlimmste 
Spielhölle. Einen Blick in das Treiben 
der Cercles genannten Pariser Spiel 
höllen gestattet ein Gerichtsverfahren gegen 
Bertrand, Inhaber des Bottingklub. Der 
Sachverständige weist aus den Büchern 
nach, daß Bertrand während der sieben 
Jahre, wo er den Klub geleitet, an drei 
Millionen Frcs Gewinn eingesteckt hat. 
England. 
London, 22. April. Die Polizei ver- 
haftete heute Nachmittag in Stratford, 
einer Vorstadt im Osten von London, den 
Anarchisten Giuseppe Ferrara. Dieser 
leistete keinen Widerstand. Bei einer Durch- 
uchung seines Zimmers wurden anarchi- 
'tische Brochüren beschlagnahmt. Ferrara 
wird morgen vor dem Zuchtpolizeigericht 
m Bowstreet erscheinen. Ferrara soll der 
Leiter einer großen Verschwörung in Lon 
don sein zur Anfertigung von für den 
Kontinent bestimmten Bomben. Der ge 
heime Anarchisten-Kongreß, der im Jahre 
1891 im Haag stattfand, soll Ferrara mit 
der Bertheilung von Geld an die Londoner 
Anarchisten beauftragt haben. Ferrara er 
hielt hier mehrere große Summen Geldes 
aus Belgien. 
Griechenland. 
Ueber das Erdbeben in Griechen 
land wird noch weiter aus Athen gemeldet, 
daß die Verwüstungen einen bedeutend 
größeren Umfang angenommen haben, als 
man anfänglich geglaubt hatte. Besonders 
heftig waren in Westlokris die Erdstöße, 
im östlichen Griechenland nahm das Erd 
beben eine Ausdehnung von Saloniki bis 
Sparta. Viele Dörfer sind zerstört oder 
unbewohnbar. Der Hafen von Katopelli 
ist eingesunken. Die Erschütterungen dauern 
hier fort. Nach Theben sind 500 Zelte 
abgegangen. Die Atmosphäre ist schon 
seit zwei Tagen ungewöhnlich und nebelig. 
Aus Athen wird telegraphisch gemeldet, 
daß die Zahl der durch das Erdbeben in 
drei Ortschaften von Lokris getödteten Per 
sonen 129 beträgt. Die Zahl der Ver 
mundeten ist nicht festgestellt. Die Kata 
strophe ist größer, als die, welche s. Zt. 
Zante traf. 
Belgien. 
Lüttich, 22. April. In vergangener 
wurde vor dem Hause des Bürgermeisters 
ein Packet mit Dynamitpatronen gefunden. 
An dem Packete befand sich eine bereits 
brennende Zündschnur. Trotz der schleunig- 
sten Vorkehrungen erfolgte eine Explosion, 
welche eine Panik hervorrief. Der ange 
richtete Schaden ist jedoch nicht bedeutend. 
Eine Hochzeit ist am Sonntag in 
Seraing bei Lüttich durch einen furchtbaren 
Zwischenfall vereitelt worden. Eine mit 
Hochzeitsgästen gefüllte Wagenreihe fuhr 
zur bürgerlichen Trauung nach dem Stadt 
hause. Bei dem Eisenbahnübergange waren 
die Schranken offen; der erste Wagen fuhr 
über das Geleise; da brauste der Lütticher 
Zug heran und ergriff den Wagen, dessen 
vier Insassen herausgeschleudert wurden. 
Der Vater des Bräutigams wurde zer 
malmt, die Mutter lebensgefährlich verletzt 
aufgefunden. Der Bräutigam ist am Kopfe 
und seine Braut im Gesicht verwundet. 
Oesterreich. 
Aus Abbazia, 19. April, wird dem 
Neuen Wiener Tageblatt berichtet: „Der 
Erste, den ich heute von der Yacht „Chri- 
stabel" traf, als dieselbe mit der deutschen 
Kaiserin an Bord in Abbazia Anker 
durchaus nicht um dies ihr zweites Tanten 
heim. 
Der Zug lief ein und Alma blieb, wie 
brieflich verabredet, ein weißes Tuch haltend 
auf dem Bahnsteig stehen. 
„Dort steht sie, Mutter; ich habe sie gleich 
beim Aussteigen gesehen. Mutter, sage ich 
eigentlich Du oder Sie zu ihr?" 
„Aber Fritz, zu einer so nahm Verwandten 
sagt man doch nicht Sie!" 
»Tante Emilie und Vetter Fritz," sagte 
Alma jetzt, auf beide zukommend und sich 
leicht verneigend. 
„Ganz recht, Alma, sei uns herzlich will 
kommen! Schenk mir einen Kuß, Du liebes 
Schwesterkind! Wie schön Du bist, Alma," 
agtc Tante Emilie, augenscheinlich überrascht 
durch die imposante Erscheinung der hübschen 
Nichte. 
„Guten Tag, Vetter Fritz," sagte Alma, 
auf denselben hinzutretend und ihm einen 
verwandtschaftlichen Kuß leicht auf die Backen 
werfend. 
warf, war ein Deutscher, der "feie Fahrt 
mitgemacht hatte und mich mit den Worten 
begrüßte: „Das war einmal eine tolle 
Nacht, an die ich mein ganzes Leben denken 
werde." Der ganze Aufenthalt der Kaiserin 
in Venedig, erzählte er weiter, war schon 
von Anfang an bis zur Abreise verregnet; 
dabei wehte immer Seiroceo und die Wellen 
gingen hoch. Die Abreise der Kaiserin 
hätte bereits gestern Nachmittags erfolgen 
sollen, jedoch war das Wetter schlecht. 
Herzog Günther von Schleswig, der Bruder 
58®™ Letter zog dies durch Mark und 
^ ki^ habe ich sicher einen guten Ein- 
druck gemacht sonst würde sie „mir" hier nicht 
o offmtlrch küssen; die werde ich heirathen 
und wenn sie wirklich einige hundert Mark 
oemger hat als San ers Auguste, dafür ist 
s " auch viel hubscher," dachte er bei sich 
Entschuldige, Vetter Fritz, möchtest Du 
te 
nicht bitte einen Dienstmaim rufen der mein 
Gepäck nach Hanse besorgt?" 
Das ist nicht nöthig, das besorge ich selbst, 
ein Dienstmann nimmt niindestens 60 Pf. 
ür den Koffer, das Geld ist leicht verdient." 
„Ach nein, Better Fritz, das möchte ich 
sicldoch nicht, zudem kannst Du es garnicht 
tragen, denn ich habe außer diesem Handkoffer 
noch zwei große Schließkörbe expediren 
lassen." 
(„Die muß sehr reich sein," dachte er 
bei sich.) 
„Dann fahre ich heute Abend mit unserm 
Handwagen hin und hole sie, denn wenn der 
Dienstmann eine Karre nehmen muß, dann 
kostet cs wenigstens 90 Pf. bis 1 Mk." 
„Laß ihn nur, Alma, der Fritz ist sehr 
sparsam, der hält das Scinigc zusammen; 
das giebt noch einmal einen tüchtigen Ehe 
mann ab. Nun, sparsam muß man auch 
sein, nur darf cs nicht zum Geiz ausarten," 
wandte jetzt die Tante ein. 
„Die Beiden scheinen übrigens die Grcnz- 
teine her Sparsamkeit schon weit in das 
chmutzige Gebiet des Geizes verrückt zu haben," 
dachte Alma und ließ es geschehen, daß ihr 
Herr Vetter den Packcttrnger spielte. Doch 
konnte sie sich eines leichten Grauens nicht 
erwehren, als sie daran dachte, daß diese beiden 
Menschen nun bis auf weiteres ihre nähere 
und nächste Umgebung, und aus deren Grund- 
ätzen sich ergebenden Anschauungen ihr dcm- 
nächstiger Unterhaltungsstoff sein würden. 
Ihre Gefühle beim Ucbcrtreten der Schwelle 
ihrer Tante waren keineswegs verlockend; sie 
empfand Aehnliches, als Jemand der zum 
Zahnarzt geht — nur ins Geistliche übersetzt. 
Als sie zu Hause angekommen und die 
Reisekleider abgelegt, mußte Alma von den 
reichen Verwandten erzählen. 
Bald nachdem forderte Fritz sie auf, mit 
'hui zu kommen und sein demnächstiges Erbe 
zu besehen. 
„Dies ist unser eignes Haus, Alma; es 
bringt 2090 Mk. Miethe ein und wir! 
wohnen frei. Hier ist die Werkstatt, d. h j 
der Kaiserin, der an der Rückfahrt zur 
See sich nicht betheiligte, sondern mit der 
Bahn nach Wien fuhr, verabschiedete sich 
um 1 Uhr von der Kaiserin. Die Abreise 
war auf halb 6 Uhr festgesetzt, jedoch 
beim Lichten der Anker zerbrach beim 
„Moltke", der Ordre hatte, immer knapp 
an der „Christabel" zu fahren, die Kette, 
an die der Anker befestigt ist, der Anker 
fiel ins Meer circa 20 Meter tief und 
erst nach dreistündiger harter Arbeit der 
schnell herbeigeholten Taucher gelang es, 
den Anker zu heben, sodaß die Abfahrt 
endlich gegen 9 Uhr Abend stattfinden 
konnte. Als die „Christabel" und der 
„Moltke" aus dem Kanal herausfuhren, 
nahm der Sciroeeo zu, das Meer wurde 
immer unruhiger und brauste mit toller 
Gewalt, so daß die ganze Nacht drei Mann 
mit dem Auspumpen des von den Wellen 
an Bord gespritzten Wassers beschäftigt 
waren. Besonders heftig wurde die „Chri 
stabel" hin- und hergeworfen, während 
der „Moltke" in knapper Nähe ruhiger 
daherfuhr, freilich auch nicht so ruhig, daß 
nicht vielen der jungen Seekadetten sehr 
übel zu Muthe gewesen wäre. Die Kaiserin 
zeigte großen Muth und überstand ver- 
hältnißmäßig am besten die Ueberfahrt, 
jedoch ihre ganze Begleitung litt fürchtet 
lich, obwohl Stabsarzt Fränzel sein Mög 
lichstes that und Cognac und Citronen 
aufwartete. Der Höhepunkt der Unerquick- 
lichkeiten wurde aber zeitlich Morgens er- 
reicht, als man nahe der istrianischen 
Küste angelangt war. Die „Christabel" 
wurde wie ein Ball hin- und hergeschlen- 
dert und die armen Insassen standen wahre 
Todesangst aus, während die Kaiserin ein- 
geschlafen war. Gegen halb 11 Uhr Vor- 
mittags endlich langte die „Christabel" in 
Abbazia an und warf sofort Anker. Alles 
schöpfte frischen Muth. Die „Christabel" 
hätte wohl in den Hafen einfahren können, 
jedoch wollte die Kaiserin mittels Boots 
an's Land fahren, was wegen des zu star 
ken Wellenganges nicht sofort möglich war. 
Inzwischen bemerkten die Prinzen die 
„Christabel" und wehten von Molo aus 
mit Tüchern. Als die Kaiserin endlich 
ans Land stieg, sprangen die Prinzen auf 
die Kaiserin zu und wollten sie gar nicht 
mehr loslassen. Der Kaiserin, die wohl 
etwas blasser als sonst war, merkte man 
jim Uebrigen die Strapazen der verflossenen 
Nacht kaum mehr an. 
Wien, 20. April. Der Kutscher Joseph 
Heidinjak, 47 Jahre alt, und dessen 41 
ich habe „mir" noch nicht selbst ctablirt, ich 
mögte mich erst verheirathen. — Die Sanders 
Auguste kann ich kriegen, sie hat 6000 Mk. 
und eine gute Aussteuer, aber ich habe mich 
bisher noch nicht dazu entschließen können 
und wer weiß, wie das jetzt noch alles kom- 
nien kann." 
Bei diesen Worten sah Fritz seine hübsche 
Cousine ganz verliebt an, so daß letztere 
ganz verlegen ward. 
, Zwar hatte sie schon ziemliche Proben 
seiner Unbcholfenheit, aber dies war ihr denn 
doch zu arg. Und obgleich sie sich alle Mühe 
gab, von der Zukunft das Beste zu hoşşen, 
so ward sie doch schon am ersten Tage dessen 
gewiß, daß ihres Bleibens hier nicht lange 
em würde. „Um des Vetters willen nicht, 
mag denn die Tante sein wie sie will," so 
dachte sie. 
Am Abend zog sich Alma früh in ihr 
Zimmer zurück und fühlte sich trotz ihres 
neuen Heims, trotz ihres liebenswürdigen 
Vetters, recht unglücklich und verlassen. 
Fritz holte noch die Rcisekörbe von der 
Bahn. 
„Die muß „Dich" aber reich sein, Mutter. 
Haben „Dich" die Körbe aber ein Gewicht!" 
agte er, als er die letzteren auf dem Vor 
platz niedergesetzt hatte. 
„Das ist noch garnicht gesagt, solche ge 
bildeten Mädchen haben mancherlei wcrthloses 
Gepäck, Bücher, Romane, Noten, Sonnen- 
und Regenschirme u. s. w., damit ist aber 
noch nicht erwiesen, daß sie reich sind. 
Aber von Alma glaube ich cs beinahe; ein 
zige Tochter, ihr Vater hatte ein großes 
Haus und ein gutes Geschäft in Hamburg 
doch wer weiß." 
„Und wenn sie wirklich ein paar hundert 
Mark weniger hat als Sanders Auguste 
dann will ich sie doch lieber haben, Mutter!" 
„Das geht nicht so ohne weiteres, mein 
Sohn, vor allem kommt cs darauf an, daß 
Du Alma's Zuneigung gewinnst. Es ist 
gar nicht unmöglich, daß sie bereits heim 
lich verlobt ist." 
. „Zuneigung hat sie längst zu mir, sie gab 
mir ja gleich auf dem Bahnhof schon einen 
Kuß. Das thäte Sanders Auguste noch 
nicht einmal, so öffentlich vor allen Leuten, 
nein das thäte sie nicht." 
Damit ist garnichts gesagt, das ist bei 
den gebildeten Leuten so Mode! Das ist 
so der Anstand unter diesen Leuten." 
Nun aber, Mutter, unser schönes Haus, 
ein bedeutendes Baarvcrmögen und so ganz 
ungebildet bin ich doch auch nicht — das 
ist doch immerhin eine gute Parthie für 
Alma und dazu bleibt noch alles in der 
Verwandtschaft." 
„Freilich, wenn Du, wie gesagt, ihre Zu 
neigung gewinnst, das Andere findet sich." 
Am andern Tage war Alma bis zum 
yibcrtb mit ihrer Tante allein. Fritz sah 
>e zu Mittag in seinem Arbcitskostüm. 
, „ Die Stadt will ich Dir am Sonntag 
zeigen, Alma, ich habe schon gestern gefeiert 
und das sind gleich 3,20 Mk. den Tag; 
am Sonntag aber wird so wie so nicht ge 
arbeitet," hatte er ihr beim Weggehen zuni 
4-roste gesagt. 
Die Tante zeigte sich Alma gegenüber 
chr liebenswürdig, in ihrer Weise freilich, 
jedoch Alma war in diesem Stück nicht an- 
pruchsvoll. 
Aber ihr Vetter war ihr bereits so sehr 
zuwider, daß sie nur mit Schrecken an seine 
Rückkehr und die voraussichtliche Abcnduntcr-
	        
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