dem daß ich bei meinem Vergleiche nicht unter
lassen, ihn ausdrücklich als Antwort auf diese
größte Schmach, die einem preußischen König
und Soldaten ins Gesicht geschleudert werden
kann, zu markiren. Von einem Eindringen in
meinen Beweggrund keine Spur, nicht eine Ah
nung von dem Leitmotiv der ganzen jüngsten
Centrumspolitik. Wir hatten weit mehr nach
Fulda und Rom, als in Berlin nach Schloß und
Wilhelmstraße hin den Beweis zu führen daß
wir im neuen Reichstage nicht die demokratische
Partei des nackten, unfruchtbaren Widerspruches
seien. . . So, nun haben Sie's, wie's alten
Freunden treuer Wastenbruderschaft in mehr als
20 Jahren und einem ritterlichen Kämpen gegen
Seinesgleichen ziemt, Ihren ehrlichen Waffengruß!
Er zoll kein stiller Vorwurf für Sie sein' Jetzt
aber decken Sie sich, ich mich. Jeder von uns
so gut er kann; denn es wird scharfe Hiebe
regnen! Veras l’avez voulu! Verehrunqsvollst
ergeben Dr. Lieber."
Man mag über diesen Brief denken wie
man will, es läßt sich nicht daran rütteln:
Der feste Thurm des Centrums ist geborsten.
Uebrigens ist offiziell von einer Mam
datsniederlegung Lieber's nichts bekannt.
— Auch die freikonservative „Post"
äußert sich sehr abfällig über den Antrag
des Grafen Kanitz. Abgesehen von
den illoyalen Verhalten gegenüber den
Handelsvertragsstaaten sei die Parallele
mit der sozialistischen Forderung des Mini-
mallohnes nicht abzuweisen. Es würden
durch den Antrag unerfüllbare Hoffnungen
erregt, deren unausbleibliches Scheitern
eine neue Quelle von Unzufriedenheiten
und Beunruhigungen eröffne. Dazu
werde die Kraft und die Energie der Land-
Wirthe von den Aufgaben mühsamer Einzel-
arbeit zur Besserung der Landwirthschaft
ab- und auf einen todten Strang hingelenkt.
— Der konservative „Reichsbote"
ist mit dem Getreideantrag des Grafen
Kanitz sehr unzufrieden. Der erwähnte
„überspannte" Antrag würde Stürme
des Unwillens im Lande erregen. Auch
die Handwerker und Industriellen würden
feste Staatspreise und die Arbeiter ent
sprechend hohe Minimallöhne verlangen.
Jede Reichstagswahl würde unter die
Frage Getreide- oder Brodpreise gestellt
werden. Welche Verbitterung der Agitation
würde die Folge sein? Sodann habe der
Antrag auch für das Viehfutter wie Erbsen,
Wicken und Mais Monopolpreise festgesetzt,
obwohl der Bauer für seine Viehzucht und
Viehmast diese Gegenstände so billig wie
möglich zu beziehen wünsche. „Baut der
Bauer Erbsen, Wicken und Mais, so ver-
füttert er sie am liebsten grün, weil sie
beim Ausreifen den Acker ungeheuer aus
saugen und es ist ihm dann nur erwünscht,
wenn er seinen Bedarf an reifen Wicken
und Erbsen billig auf dem Markte haben
kann."
— „Herr Miguel," so schreibt die
„Germania" in einem Leitartikel über
die Finanz- und Steuervorlagen, „steht
nun da in der Rolle des betrübten
Lohgerbers, dem die Felle wegschwam
Wir bedauern das nicht. Der
men.
Mann hat schon recht viel geschadet und
fing an, verhängnißvoll zu werden. Er
ist jetzt aber auch fertig, denn er hat das
Vertrauen allenthalben verscherzt. Nach
oben hin, weil er nun doch die Summen
an neuen Steuern nicht hat flüssig machen
können, zu deren Beschaffung er sich stark
gemacht hatte, während er jetzt sogar durch
falsche und übertriebene Forderungen schlechte
Stimmungen geschaffen und Wege verbaut
hat, die hätten gesehen werden sollen.
Nach unten hin hat Miguel den Nimbus
des Erfolgs verloren, der ihm in Preußen
so bequem gewinkt hotte, und ist als fis
kalischer Plusmacher erkannt. Den Par
lamenten gegenüber aber sitzt Herr Miguel
nicht nur zwischen zwei, sondern zwischen
drei und vier Stühlen. Sein — um
mehr nicht zu sagen — „eigenthümlich un
klares" Verhalten gegenüber dem preußi
schen Schulgesetz (1892), gegenüber dem
preußischen Wahlgesetz (1893) und jüngst
gegenüber dem russischen Handelsvertrag
haben ihm allgemein das Vertrauen ge
kostet, selbst beim Bunde der Landwirthe,
den Herr Miguel doch in den letzten Wo
chen mit so viel Eifer umwarb."
— Der zweite Vorsitzende des „Bundes
der Landwirthe" Dr. Rösicke, schreibt in
einem Artikel, es komme ihm die Land
wirthschaft gegenüber den Versprechungen
des Herrn Miguel wie eine ältere Jung
„Wir müssen heute noch, wenn möglich
in dieser Stunde abreisen," unterbrach
Steinbach nach einer Weile das Schweigen
nachdem er sich die vom Frost erstarrten
Hände warm gerieben.
„Heute noch abreisen!" riefen die beiden
Damen wie aus einem Munde.
„Ja, so seltsam dies auch klingen mag,"
fuhr Steinbach fort. „Die Veranlassung
hierzu ist ein Brief, den ich vor einigen
Stunden aus Frankreich erhielt. Eigentlich
bezieht sich derselbe nur auf Kunigunde, doch
da Sie die weite Reise nach Frankreich zu
mal unter dm dort jetzt herrschenden Zu
ständen, wo sich die feindselige Gesinnung
der französischen Bevölkerung den Deutschen
gegenüber noch verschlimmert, unmöglich allein
unternehmen können, so habe ich mich ent
schlossen, Sie zu begleiten und die hierzu
nöthigen Dispositionen bereits getroffen; mein
Reisegepäck habe ich bei meiner Ankunft auf
dem Bahnhof dem Portier übergeben, um es
sofort wirder in Empfang nehmen zu können."
(Fortsetzung folgt.)
frau vor, der man sich verpflichtet fühlt,
unerfüllbare Aussichten auf demnächstige
Verheirathung zu machen, um von ihr Zu-
geständniffe zu erhalten. Man streichelt
ihr die Wangen, tröstet sie liebevoll, —
und hält sie dabei hin von Jahr zu
Jahr, bis sie verschmachtend ihr seliges
Ende gefunden hat. Auch Herr Miguel
hat sich an dem Streicheln betheiligt; man
weiß noch nicht, ob es reelle Heirathsver-
sprechungen sind, die er macht oder ob er
sich nur wegen der Steuergesetze bemüht.
— Gegenüber dem Beschluß der pom-
merschen ökonomischen Gesellschaft, die freie
wirthschaftliche Vereinigung im Reichstage
möge einen Antrag auf Einführung eines
W o l l z o l l e s einbringen, macht die
„Magdeb. Ztg." darauf aufmerksam, daß
im deutsch-russischen Handelsverträge für
Wolle die zollfreie Einfuhr auf 10
Jahre gebunden worden ist. Die auf Er
langung eines Wollzolles gerichteten Be
strebungen sind daher vorerst schon aus
diesem Grunde aussichtslos.
— Auf dem Zünftlertag in Berlin haben
sich die dort Anwesenden dem Vorschlag
des eingeladenen Abg. v. P l ö tz geneigt
gezeigt, sich den Bestrebungen des „Bundes
der Landwirthe" anzuschließen. Auch die
Antisemiten bezeigen diesem Bestreben
ihr Wohlwollen.
Berlin, 11. April. Die königl. Eisen
bahn-Direktionen haben bezüglich des Eisen-
bahn-Personenverkehrs folgende Bestimmung
veröffentlicht: „Es besteht vielfach die An-
icht, daß derjenige Reisende, welcher dem
Schaffner oder Zugführer unaufgefordert
meldet, daß er wegen Verspätung keine
Fahrkarte habe lösen können, auch dann
nur den gewöhnlichen Fahrpreis mit einem
Zuschlag von einer Mark zu zahlen hat,
wenn er die fragliche Mittheilung nicht
ofort beim ersten Erscheinen des Schaffners,
sondern erst nach längerer Fahrdauer ge
macht hat. Diese Auslegung entspricht
nicht dem Sinne der hierauf bezüglichen
Bestimmung der Verkehrsordnung. Die
Erhebung des Zuschlages von einer Mark
kann vielmehr nur unter der Voraussetzung
Psatz greifen, daß die Versäumung der
Lösung einer Fahrkarte dem Schaffner oder
Zugführer Seitens des Reisenden entweder
sofort beim Einsteigen oder doch sogleich
beim ersten Erscheinen der genannten Be
amten aus freiem Antriebe gemeldet wird.
Auch ist die Auffassung, daß die Erhebung
des doppelten Fahrpreises oder des Betrages
von 6 Mark nur Denjenigen treffe, ber
sich in betrügerischer Absicht zum Nachtheil
der Staatseisenbahn-Verwaltung einen Vor
theil zu verschaffen sucht, unzutreffend; in
solchen Fällen ist vielmehr außerdem noch
eine strafrechtliche Verfolgung zu veran
lassen."
Königsberg i. Pr., 11. April. Infolge
eines Steinrutsches stürzte das Gerüst bei
der Fundamentirung des Denkmals für
Kaiser Wilhelm I. ein. Ein Arbeiter
wurde getödtet, zwei andere wurden schwer
verletzt.
Trier, 11. April. Durch Beschluß der
Disziplinarkammer der Rechtsanwälte Elsaß
Lothringens wurde der Rechtsanwalt Hey
der-Metz, Anwalt des Rechtsschutzvereins
des Saarreviers, von der Rechtsanwalt
schaft ausgeschlossen.
Aus Stettin haben die V o r st e h e r
der Kaufmannschaft eine Petition
gerichtet gegen die am 7. April in zweiter
Berathung beschlossene Besteuerung der
Waarengeschäfte. In der Petition heißt
es: „Bestimmte Geschäftsbedingungen, die
nach Vereinbarung unter den Betheiligten
durch Börsenbehörden festgesetzt sind, gelten
für Waaren jeder Art, sofern nicht etwas
anderes durch Vertrag verabredet ist. Wenn
also nicht ausdrücklich beabsichtigt wird,
alle Geschäfte in Waaren dem Umsatzstempel
zu unterwerfen, würde nur übrig bleiben,
diejenigen Waaren, auf welche die Be-
timmung sich beziehen soll, in dem Gesetze
namentlich aufzuführen."
Der Bürgermeister von Stolp in Pom
mern hat im amtlichen Theil der
Stolper Zeitungen einen an die Damenwelt
gerichteten Aufruf des Inhalts erlassen,
daß die Damen bei Eintritt der wärmeren
Jahreszeit das Tragen von Schlepp-
k leidern namentlich auf den Promenaden
möglichst vermeiden möchten, weil durch die
Staub und andere gesundheitsschädliche
Stoffe aufwirbelnden Schleppen die Erho
lung der Milbürger auf den Spaziergängen
empfindlich beeinträchtigt wird.
Der Bau einer Brockenbergbahn in
Verbindung mit der projektirten Harzquer
bahn von Nordhausen nach Wernigerode
ist nach dem „Hann. Courier" von dem
Fürsten Stolberg-Wernigerode in Aussicht
genommen. Der Besuch des Brockens,
welcher sich schon jetzt im Jahre auf 70
bis 100 000 Personen beziffert, dürfte da
durch eine bedeutende Zunahme erfahren.
Die Verhandlungen der Firma Soenderop
& Co. mit dem Komitee für Erbauung
einer Harzgürtelbahn (Wernigerode-Blanken
burg-Quedlinburg) sind so weit gediehen,
daß mit den definitiven Vorarbeiten in den
nächsten Wochen begonnen wird, so daß die
Inangriffnahme des Baues dieser Bahn
sir den Herbst zu erwarten ist.
In Pforzheim mehren sich die Typhus-
Erkrankungen fortwährend. Von Freitag
auf Sonnabend wurden wieder 4, von
Sonnabend auf Sonntag 2 Fälle ange
meldet. Die Gesammtzahl der Erkrankun
gen ist bereits auf 172 gestiegen.
Würzburg, 7. April. Hier ist nach der
„N. W. Z." ein weiterer Todesfall an
Genickstarre vorgekommen. Bis jetzt sind
acht Todesfälle und ca. 20 Erkrankungen
gemeldet worden.
Von einem Wirthshaus streit wird
auch aus Würzburg geschrieben: Bei einem
Wirthshausstreit in der Precht'schen Wirth
schaft am Zellerberg wurde von einem
Taglöhner der Wirth Strauß tödtlich in
die Lunge gestochen. Der Hausknecht er
hielt 6 Stiche. Der Thäter ist verhaftet.
In Landau a. E. hat am 7. Mai 1868
der damalige Pfarrer einen Brief an seinen
in Amerika lebenden Sohn geschickt. Dieser
noch mit den Marken des Norddeutschen
Bundes versehene Brief ist nun vor acht
Tagen als unbestellbar zurückgekommen.
Der Brief war also 26 Jahre unterwegs.
Bei dem Buchdruckereibesitzer Mayer in
Miesbach wurden scharfe Schüsse auf die
Fenster seines Wohnhauses abgegeben, weil
er das Haberfeldtreiben scharf kritisirt
hat.
-Ein Sohn des früheren Kultus
Ministers von Goßler, der 23jährige
Sekondleutnant im Schtvedter Dragoner
Regiment Albert v. Goßler, ist am Sonn
tag auf einem Spazierritt durch den Wald
bei Schwedt verunglückt. In der Nähe
des Erholungslokals Heinrichslust bemerkte
er eine durch den Sturm im Februar ent-
wurzelte Fichte, die gegen andere Bäume
lehnte und dadurch am gänzlichen Umfallen
gehindert worden war. Er beschloß, mit
dem Pferde über den Stamm hinwegzu
setzen, kam jedoch bei dem ersten Anlauf
nicht zum Ziele. Als er dann dem Pferde
die Sporen in die Seite drückte, um es
zum Ueberspringen des Stammes zu zwin-
gen, wurde das Thier wild und lief durch
die Oeffnung, die der anlehnende Baum
bot. Hierbei stieß der Reiter mit solcher
Gewalt gegen den gestürzten Baum, daß
ihm der Brustkasten zerschmettert wurde.
Man fand den Schwerverletzten besinnungs-
los auf, brachte ihn nach Heinrichslust,
und nachdem er dort wieder zum Bewußt
ein gekommen war, nach dem Garnison-
lazareth in Schwedt. Nach kurzer Zeit
verstarb dort der Verunglückte, nachdem er
noch die Einzelheiten des erlittenen Un
sills mitgetheilt hatte.
Ein Fuhrmann in Hamburg, welcher den
Straßenunrath abzufahren hatte, entdeckte
beim Abladen die Leiche eines neugeborenen
Kindes, welches nach ärztlicher Untersuchung
gelebt hatte. Bisher ist die unnatürliche
Mutter nicht ermittelt worden.
Vrovinzielles.
Altona, 10. April. Der Verein der
freisinnigen Volkspartei hielt gestern Abend
im „Bach-Bierhaus" eine Versammlung ab.
Es handelte sich darum, Schritte gegen die
Waarenverkanfsstellen der „Beamten
Vereinigung" zu unternehmen. Ein
ladungen waren an fast sämmtliche Ver
einsvorstände in Altona ergangen, doch
waren nur der „Altonaer Hafenverein
der „Altonaer Detaillisten-Verein" und der
„Verein Altonaer Gastwirthe" vertreten.
Vom Abgeordneten Eugen Richter, an den
sich der Vorstand gewandt, war folgendes
Schreiben eingegangen:
Berlin, den 13. März 1894.
Hochgeehrter Herr!
Den Grundsätzen unserer Partei entspricht es
daß Jedem das Recht eingeräumt werden muß,
seine Waare so billig und bequem zu beschaffen,
wie es möglich ist. Eine Bekämpfung der Kon
sumvereine' würde dem freien Vereinigungsrecht
ins Gesicht schlagen. Für besondere Bereinig!,!,
gen einzelner Berufsklassen zur Beschaffung von
Lebensrnitteln. wie die Bcaiuten-Bercine. haben
wir dagegen niemals Shinpathien kundgegeben
Ergebenst
Eugen Richter.
Kvlonialwaarenhändler Wagner bemerkte
in der Debatte, daß der Mittelstand den
Schutz des Gesetzes erhalte. Auf der einen
Seite bekämpfe man die Sozialdemokratie,
während auf der anderen Seite dieser Par
tei in die Hände gearbeitet werde durch die
Untergrabung des Mittelstandes und
durch die Begünstigung des Beamtenstandes.
Leider hätte der Geschäftsmann von der
Regierung nichts zu erwarten, man müsse
sich deshalb an die Volksvertretung wenden
Es handle sich um die Existenz des Mittel
standes und deshalb dränge die Sache in
hohem Maße. Esche wünschte die An
gelegenheit der Fraktion der freisinnigen
Volkspartei zu überweisen. Der Delegirte
des Hafenvereins war der Ansicht, daß sich
wenig gegen die Sache thun ließe, schon
weil es stets Mittel und Wege geben werde
auch dann, falls die heutige Art der Be
amten-Waarenverkaufsstellen aufhören sollte,
den Beamten in anderer Form Vortheile
zu sichern. Esche beantragte, die Ange
legenheit bis zur nächsten Reichstagssession
zu vertagen. Dieser Antrag wurde an
genommen. Kurz vor Beginn der Session
soll noch eine Versammlung der heute ver
tretenen Vereine einberufen werden, in der
über die Leitung der in Aussicht genom
menen Versammlung Beschluß gefaßt
werden soll. (A. N.)
Der Parteitag der freisinnigen Volks
Partei ist auf den 6. Mai in Kiel festge
setzt worden.
Kiel, 10. April. Die Königl. Eisenbahn-
direktion Altona hat die einzelnen Dienst-
"^wiesen, den Ver- nung erwartet man die weitere Entwicke
merk „Gültig für alle Züge", welcher
sich auf den in den Vorhallen der Bahn
höfe aushängenden Preistabellen für Fahr
karten bei Rückfahrtkarten befindet, zu über-
kleben und unkenntlich zu machen, da seit
Einführung der Harmonika-Züge, welche
bekanntlich ohne Lösung einer besonderen
Platzkarte nicht benutzt werden dürfen, dieser
Vermerk zu vielen Beschwerden und Be
rufungen Veranlassung gegeben hat.
Kiel, 10,, April. Professor Dr. Eduard
Alberti, der der hiesigen Universitäts-
Bibliothek einige 40 Jahre, zuletzt als
Bibliothekar^ angehört hat, ist am 1. April
d. I. auf sein Ansuchen in den Ruhestand
versetzt worden.
In der Nähe von Burg i. D. kauften
die Herren Gebrüder Voß in Barmbeck
ein ungefähr 10 Hektar umfassendes Thon
lager, das zur Aluminiumfabrikation Ver
wendung finden soll. Eine Drahtseilbahn
soll zum Nord-Ostsee-Kanal gehen.
Dem Vernehmen nach verkaufte Herr
Apotheker Sander in Süderstapel seine
Apotheke an Herrn Apotheker Forges aus
Berlin.
Kiel, 10. April. Dem Vernehmen nach
hat die Kieler Schloßbrauerei, Aktienge
sellschaft, vormals Gabriel & ©tenner, die
in ihrem Besitz befindliche frühere Schlüter-
sche Brauerei für den Preis von 320,000
Mark an Herrn^ Karl Hinz aus Hamburg
verkauft. Herr Hinz beabsichtigt die Brau
erei wieder in Betrieb zu setzen.
Peters in Delve erstand die zwischen
Tellingstedt und Hennstedt belegene Gast-
wirthschaft „Zu den Glüsinger Bergen"
nebst 30 Hektar Ländereien für 30000 J{
Haack in Brunsbüttelerhafen kaufte das
Wirthschaftsgewese des Gastwirths Chr. v.
Märtzen in Wesseln für 15 500 Ji
Wie einst blühende Etablissements ent-
werthet werden können, davon gab der
kürzlich erfolgte Zwangsverkauf des alten
siequenten Gasthofs „Zum schwarzen Bär"
n Wandsbek ein Zeugniß. Das im besten
Zustande befindliche Gewese wurde Ende
vorigen Jahres noch auf 310 000 Mark
taxirt. Der Wirth kam aber wegen eines
Spieler- und Meineids-Prozesses in Unter-
sichung und mußte das Lokal geschlossen
werden. Jetzt ist dasselbe für 141000 Mk.
verkauft worden.
In Anlaß seines Ausscheidens aus dem
Propstenamt der Propstei Plön ist dem
Kirchenpropst Schütt in Lütjenburg der
rothe Adlerorden 3. Klasse mit der Schleife
verliehen worden.
Ein in der Marsch seltener Gast, ein
Dachs, wurde im Hedewigenkoog von Ar
beitern erschlagen.
In Büsnm will man die kleinen Krab
lung der Angelegenheit, insbesondere auch
den Verlauf der am 17. d. Mts. stattfin
denden außerordentlichen Generalversamm
lung^ der Aktionäre Die Aktiva der Has-
hage'schen Konkursmasse sollen ca. 25,000
betragen.
Die Schuhmacherinnung in Haderslcben
wird am 18. April ein seltenes Fest be-
gehen, indem dieselbe an diesem Tage ihr
300jähriges Bestehen feiert. Am 18. April
1594 bestätigte Christian IV. die Statuten
der Innung.
O Tiebensee, 11. April. Heute früh
erhielten wir in unserem Orte ganz uner-
warteten Besuch, nämlich einen Luftballon
mit drei Insassen. Der Ballon war mit
zwei Offizieren und einem Arzt gesternMacht
in Berlin aufgestiegen und hatte bei dem
herrschenden Südost seinen Weg nach hier
genommen. Der Landmann Ernst Low
hier ergriff den ausgeworfenen Anker,
wurde aber von dem noch einmal steigenden
Ballon etwa 20 Fuß hoch gehoben und
eine Strecke weit mitgezogen, bis schließlich
die glückliche Landung gelang. Die drei
Insassen waren guter Dinge und nahmen
bereitwilligst ein ihnen von dem Landmann
Hussmann dargebotenes Frühstück entgegen,
worauf sie sich nach Heide begaben, um
von hier die Reise nach Berlin per Eisen-
bahn anzutreten. Der Ballon wurde sorg-
sättig verpackt gleichfalls nach Berlin ge
sandt.
Eine in unserer Gegend gewiß seltene
Jagd fand kürzlich in den Forsten des
Gutes Deutsch-Nienhof statt. Anfang No
vember vor. Jahres entlief einem Land
mann in Grevenkrug eine anderthalbjährige
starke. Sie schlug ihr Lager im obenge
nannten Gehege auf, trotzte der Winterkälte
durch den Schutz der Dickungen und nährte
ich von erstorbenem Gras und Haidekraut.
Das Thier war nicht einzufangen; selbst
kleine Jagden auf dasselbe waren fruchtlos,
)a es nie einem Schützen gelang, einen
icheren Schuß abzugeben. Um größeren
Schaden zu verhüten, wurden nach Ostern
vier Schützen und neun Treiber aufgeboten;
das umstellte Thier wurde erst durch den
dritten Schuß, den es erhielt, zur Strecke
gebracht.
Der Herr Regierungspräsident hat der
Wanda Raczmarek, Tochter des Schacht-
meisters Stefan Raczmarek zu Suchsdorf,
in Anerkennung der von ihr mit Ent
schlossenheit und Umsicht am 11. Juli v.
Js. bewirkten Rettung des Knaben Herm.
Sillus in Neu-Königsförde vom Tode des
Ertrinkens, eine Belohnung von 20 Mark
bewilligt.
® Nortorf, 11. April. Am letzten Sonn-
ben dörren und als Hühnerfutter verkaufen
Schleswig, 11. April. Durch den hier
neulich anwesenden Brunnenbohrer
Th öl jun. aus Rendsburg erfuhren
wir, daß die von ihm angestellten Unter
suchungen ini hiesigen Hafenrevier nunmehr
beendet sind und ein befriedigendes Ergeb
niß geliefert haben. Es sind mehrere Bohr
löcher ca. 15 Meter tief eingeschlagen, die
einen festen mergelartigen Untergrund und
für Hafenbauten günstig zu erachten er
geben haben. Unsere Hafenbau-Kommiision
wird daher weiteres nun in der unsern
Hafenverkehr fördernden Sache zu beschlie
ßen haben. (S. N.)
Itzehoe, 11. April. Eine empörende
Rohheit, die jeder Beschreibung spottet,
begingen kürzlich einige Kanalarbeiter. In
Brunsbüttel trafen die Arbeiter Götz und
Schlaak einen ruhig seines Weges gehenden
Arbeiter Veruschinski, fielen über ihn her
und schlugen ihn mit einem Gummischlauch,
der mit Eisendraht umwunden war, der
artig, daß der Angegriffene bedeutende
Wunden am Hinterkopf davontrug. Am
Abend desselben Tages begegneten Götz
und Rund dem Schlosser Michaelis in
Brunsbüttelhafen unb ohne jegliche Ver
anlassung fiel Götz auch über diesen her,
treckte ihn durch einen Schlag mit dem
Gummischlauch zu Boden und brachte ihm
mehrere schwere Wunden am Kopfe bei.
Rund verletzte den Angegriffenen mit einem
-pitzen Instrument schwer am Kopf. Durch
die Wunden war das Leben des Arbeiters
Michaelis sehr gefährdet. Durch eine der
Verletzungen hat das Gehirn so gelitten
daß der Verwundete das Sprach- und
Schreibvermögen einbüßte und auch heute
die volle Wiederherstellung sehr fraglich ist.
Die Strafkammer verurtheilte wegen ge
meinschaftlicher schwerer Körperverletzung
den Arbeiter Götz aus Neudorf zu sechs
Jahren Zuchthausstrafe, den Arbeiter Rund
aus Tempelburg zu fünf Jahren Zuchthaus
trafe und den Arbeiter Schlaak aus Gr.-
Wolz zu zwei Jahren Gefänguißstrafe.
— Friedrichstadt, 10. April. Die An
gelegenheit des verhafteten vormaligen hie-
igen Bankdirektors Ha sh age nimmt
noch immer in hohem Maße das Interesse
der Bewohner unserer Stadt und der
Umgebung in Anspruch. Die Höhe der
von demselben unterschlagenen Summen
übersteigt den anfänglich vermutheten Be
trag erheblich, es soll dieselbe die Summe von
150,000 Mk. bereits überschreiten, und
noch immer ist sie nicht definitiv fest-
gestellt. Die gerichtliche Untersuchung wird
hoffentlich bald aufklären, wo die verun
treuten Gelder geblieben sind. Mit Span
tag hielt der Bundesrath des Rendsburger
Kreissängerbundes in Tanck's Hotel hiers.
eine Bundesrathssitzung ab, der sich eine
Sitzung mit dem Festkomitee für das erste
Kreis-Sängerbundesfest in Nortorf anschloß.
Es wurde dem Bundesrathe über den Fort
gang der Vorbereitungen zum Sängerfeste
Bericht erstattet (und die Mittheilung ge
macht, daß man als Festplatz eine große
Koppel in Vorschlag zu bringen habe.
Dieselbe wurde dann auch in Augenschein
genommen. Obgleich die vorgeschlagene
Koppel für das Fest sich sehr eignete, sprach
der Bundesrath sich jedoch für die Abhal
tung des Festes auf dem hiesigen Schützen
hof aus, vorausgesetzt, daß der Wirth des
selben sich den Bedingungen des Festkomitees
unterwerfen würde. Es ist dies natürlich ein
Wunsch des Bundesrathes und des Fest-
dirigenten, welcher dem Festkomitee unter
breitet wurde. Ferner wurde beschlossen,
den Kreissänger nach dem Vereinslokale
der hies. Liedertafel, Krohn's Gasthof zu
verlegen, und zwar am Hauptfesttage, ven
17. Juni, Vorm. 10 Uhr.
~r Rendsburg, 11. April. Nachdem
der Umbau der eigens für den Zweck her
gerichteten Etage beendet ist, soll die Eröff
nung des Sonntagsheims für junge
Kaufleute am Sonntag Abend 7 y 2 Uhr
tattfinden. Der Besuch der zweckmäßig
gemüthlich eingerichteten Lokalitäten ist
den jungen Leuten wohl zu empfehlen.
Die Benutzung der Räume, welche mit
einem Piano, mit Billard und vielen klei-
Unterhaltungsspielen ausgestattet
lnd und in denen auch Lektüre nicht fehlt,
blewt völlig kostenlos. Wir behalten uns
weitere Besprechung bis nach der Eröff-
nung vor.
.X Rendsburg, 12. April. Nachdem
vorgestern die landespolizeiliche Abnahme
der östlichen Eisenbahnlinie bei Osterrönfeld
erfolgt war, wurde dieselbe gestern Nach
mittag durch Ueberführung des 5 Uhr-Zuges
in Betrieb genommen. Der alte Eisen
bahndamm ist für den Verkehr bereits
völlig gesperrt.
X Rendsburg, 12. April. Zwei Bahn-
beanrten, welche zur Dienstleistung nach
Osterrönfeld beordert sind und sich in dem
dortigen Wirhshause einquartirt haben,
wurden kürzlich in der Nacht, während da-
ielbst^ ein Ringreiterfest abgehalten wurde,
die Portemonnaies sammt Inhalt gestohlen.
Während der eine der beiden Beamten so
vorsichtig gewesen war, seine Uhr unter
das Kopfkissen zu legen, büßte der andere
such seinen Zeitmesser ein. Von den Dieben
ehlt bislang jede Spur.
'+ Rendsburg, 12. April. Nach Ueber
windung mehrerer Schwierigkeiten sind die
Arbeite!
Plätzen
daß die
HoffentI
bringen
der Kai
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geschaffl
stellen
niedrig
geklagt,
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Gute ko
praktisck
Gesinnt
in der
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Hütten