Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

dem daß ich bei meinem Vergleiche nicht unter 
lassen, ihn ausdrücklich als Antwort auf diese 
größte Schmach, die einem preußischen König 
und Soldaten ins Gesicht geschleudert werden 
kann, zu markiren. Von einem Eindringen in 
meinen Beweggrund keine Spur, nicht eine Ah 
nung von dem Leitmotiv der ganzen jüngsten 
Centrumspolitik. Wir hatten weit mehr nach 
Fulda und Rom, als in Berlin nach Schloß und 
Wilhelmstraße hin den Beweis zu führen daß 
wir im neuen Reichstage nicht die demokratische 
Partei des nackten, unfruchtbaren Widerspruches 
seien. . . So, nun haben Sie's, wie's alten 
Freunden treuer Wastenbruderschaft in mehr als 
20 Jahren und einem ritterlichen Kämpen gegen 
Seinesgleichen ziemt, Ihren ehrlichen Waffengruß! 
Er zoll kein stiller Vorwurf für Sie sein' Jetzt 
aber decken Sie sich, ich mich. Jeder von uns 
so gut er kann; denn es wird scharfe Hiebe 
regnen! Veras l’avez voulu! Verehrunqsvollst 
ergeben Dr. Lieber." 
Man mag über diesen Brief denken wie 
man will, es läßt sich nicht daran rütteln: 
Der feste Thurm des Centrums ist geborsten. 
Uebrigens ist offiziell von einer Mam 
datsniederlegung Lieber's nichts bekannt. 
— Auch die freikonservative „Post" 
äußert sich sehr abfällig über den Antrag 
des Grafen Kanitz. Abgesehen von 
den illoyalen Verhalten gegenüber den 
Handelsvertragsstaaten sei die Parallele 
mit der sozialistischen Forderung des Mini- 
mallohnes nicht abzuweisen. Es würden 
durch den Antrag unerfüllbare Hoffnungen 
erregt, deren unausbleibliches Scheitern 
eine neue Quelle von Unzufriedenheiten 
und Beunruhigungen eröffne. Dazu 
werde die Kraft und die Energie der Land- 
Wirthe von den Aufgaben mühsamer Einzel- 
arbeit zur Besserung der Landwirthschaft 
ab- und auf einen todten Strang hingelenkt. 
— Der konservative „Reichsbote" 
ist mit dem Getreideantrag des Grafen 
Kanitz sehr unzufrieden. Der erwähnte 
„überspannte" Antrag würde Stürme 
des Unwillens im Lande erregen. Auch 
die Handwerker und Industriellen würden 
feste Staatspreise und die Arbeiter ent 
sprechend hohe Minimallöhne verlangen. 
Jede Reichstagswahl würde unter die 
Frage Getreide- oder Brodpreise gestellt 
werden. Welche Verbitterung der Agitation 
würde die Folge sein? Sodann habe der 
Antrag auch für das Viehfutter wie Erbsen, 
Wicken und Mais Monopolpreise festgesetzt, 
obwohl der Bauer für seine Viehzucht und 
Viehmast diese Gegenstände so billig wie 
möglich zu beziehen wünsche. „Baut der 
Bauer Erbsen, Wicken und Mais, so ver- 
füttert er sie am liebsten grün, weil sie 
beim Ausreifen den Acker ungeheuer aus 
saugen und es ist ihm dann nur erwünscht, 
wenn er seinen Bedarf an reifen Wicken 
und Erbsen billig auf dem Markte haben 
kann." 
— „Herr Miguel," so schreibt die 
„Germania" in einem Leitartikel über 
die Finanz- und Steuervorlagen, „steht 
nun da in der Rolle des betrübten 
Lohgerbers, dem die Felle wegschwam 
Wir bedauern das nicht. Der 
men. 
Mann hat schon recht viel geschadet und 
fing an, verhängnißvoll zu werden. Er 
ist jetzt aber auch fertig, denn er hat das 
Vertrauen allenthalben verscherzt. Nach 
oben hin, weil er nun doch die Summen 
an neuen Steuern nicht hat flüssig machen 
können, zu deren Beschaffung er sich stark 
gemacht hatte, während er jetzt sogar durch 
falsche und übertriebene Forderungen schlechte 
Stimmungen geschaffen und Wege verbaut 
hat, die hätten gesehen werden sollen. 
Nach unten hin hat Miguel den Nimbus 
des Erfolgs verloren, der ihm in Preußen 
so bequem gewinkt hotte, und ist als fis 
kalischer Plusmacher erkannt. Den Par 
lamenten gegenüber aber sitzt Herr Miguel 
nicht nur zwischen zwei, sondern zwischen 
drei und vier Stühlen. Sein — um 
mehr nicht zu sagen — „eigenthümlich un 
klares" Verhalten gegenüber dem preußi 
schen Schulgesetz (1892), gegenüber dem 
preußischen Wahlgesetz (1893) und jüngst 
gegenüber dem russischen Handelsvertrag 
haben ihm allgemein das Vertrauen ge 
kostet, selbst beim Bunde der Landwirthe, 
den Herr Miguel doch in den letzten Wo 
chen mit so viel Eifer umwarb." 
— Der zweite Vorsitzende des „Bundes 
der Landwirthe" Dr. Rösicke, schreibt in 
einem Artikel, es komme ihm die Land 
wirthschaft gegenüber den Versprechungen 
des Herrn Miguel wie eine ältere Jung 
„Wir müssen heute noch, wenn möglich 
in dieser Stunde abreisen," unterbrach 
Steinbach nach einer Weile das Schweigen 
nachdem er sich die vom Frost erstarrten 
Hände warm gerieben. 
„Heute noch abreisen!" riefen die beiden 
Damen wie aus einem Munde. 
„Ja, so seltsam dies auch klingen mag," 
fuhr Steinbach fort. „Die Veranlassung 
hierzu ist ein Brief, den ich vor einigen 
Stunden aus Frankreich erhielt. Eigentlich 
bezieht sich derselbe nur auf Kunigunde, doch 
da Sie die weite Reise nach Frankreich zu 
mal unter dm dort jetzt herrschenden Zu 
ständen, wo sich die feindselige Gesinnung 
der französischen Bevölkerung den Deutschen 
gegenüber noch verschlimmert, unmöglich allein 
unternehmen können, so habe ich mich ent 
schlossen, Sie zu begleiten und die hierzu 
nöthigen Dispositionen bereits getroffen; mein 
Reisegepäck habe ich bei meiner Ankunft auf 
dem Bahnhof dem Portier übergeben, um es 
sofort wirder in Empfang nehmen zu können." 
(Fortsetzung folgt.) 
frau vor, der man sich verpflichtet fühlt, 
unerfüllbare Aussichten auf demnächstige 
Verheirathung zu machen, um von ihr Zu- 
geständniffe zu erhalten. Man streichelt 
ihr die Wangen, tröstet sie liebevoll, — 
und hält sie dabei hin von Jahr zu 
Jahr, bis sie verschmachtend ihr seliges 
Ende gefunden hat. Auch Herr Miguel 
hat sich an dem Streicheln betheiligt; man 
weiß noch nicht, ob es reelle Heirathsver- 
sprechungen sind, die er macht oder ob er 
sich nur wegen der Steuergesetze bemüht. 
— Gegenüber dem Beschluß der pom- 
merschen ökonomischen Gesellschaft, die freie 
wirthschaftliche Vereinigung im Reichstage 
möge einen Antrag auf Einführung eines 
W o l l z o l l e s einbringen, macht die 
„Magdeb. Ztg." darauf aufmerksam, daß 
im deutsch-russischen Handelsverträge für 
Wolle die zollfreie Einfuhr auf 10 
Jahre gebunden worden ist. Die auf Er 
langung eines Wollzolles gerichteten Be 
strebungen sind daher vorerst schon aus 
diesem Grunde aussichtslos. 
— Auf dem Zünftlertag in Berlin haben 
sich die dort Anwesenden dem Vorschlag 
des eingeladenen Abg. v. P l ö tz geneigt 
gezeigt, sich den Bestrebungen des „Bundes 
der Landwirthe" anzuschließen. Auch die 
Antisemiten bezeigen diesem Bestreben 
ihr Wohlwollen. 
Berlin, 11. April. Die königl. Eisen 
bahn-Direktionen haben bezüglich des Eisen- 
bahn-Personenverkehrs folgende Bestimmung 
veröffentlicht: „Es besteht vielfach die An- 
icht, daß derjenige Reisende, welcher dem 
Schaffner oder Zugführer unaufgefordert 
meldet, daß er wegen Verspätung keine 
Fahrkarte habe lösen können, auch dann 
nur den gewöhnlichen Fahrpreis mit einem 
Zuschlag von einer Mark zu zahlen hat, 
wenn er die fragliche Mittheilung nicht 
ofort beim ersten Erscheinen des Schaffners, 
sondern erst nach längerer Fahrdauer ge 
macht hat. Diese Auslegung entspricht 
nicht dem Sinne der hierauf bezüglichen 
Bestimmung der Verkehrsordnung. Die 
Erhebung des Zuschlages von einer Mark 
kann vielmehr nur unter der Voraussetzung 
Psatz greifen, daß die Versäumung der 
Lösung einer Fahrkarte dem Schaffner oder 
Zugführer Seitens des Reisenden entweder 
sofort beim Einsteigen oder doch sogleich 
beim ersten Erscheinen der genannten Be 
amten aus freiem Antriebe gemeldet wird. 
Auch ist die Auffassung, daß die Erhebung 
des doppelten Fahrpreises oder des Betrages 
von 6 Mark nur Denjenigen treffe, ber 
sich in betrügerischer Absicht zum Nachtheil 
der Staatseisenbahn-Verwaltung einen Vor 
theil zu verschaffen sucht, unzutreffend; in 
solchen Fällen ist vielmehr außerdem noch 
eine strafrechtliche Verfolgung zu veran 
lassen." 
Königsberg i. Pr., 11. April. Infolge 
eines Steinrutsches stürzte das Gerüst bei 
der Fundamentirung des Denkmals für 
Kaiser Wilhelm I. ein. Ein Arbeiter 
wurde getödtet, zwei andere wurden schwer 
verletzt. 
Trier, 11. April. Durch Beschluß der 
Disziplinarkammer der Rechtsanwälte Elsaß 
Lothringens wurde der Rechtsanwalt Hey 
der-Metz, Anwalt des Rechtsschutzvereins 
des Saarreviers, von der Rechtsanwalt 
schaft ausgeschlossen. 
Aus Stettin haben die V o r st e h e r 
der Kaufmannschaft eine Petition 
gerichtet gegen die am 7. April in zweiter 
Berathung beschlossene Besteuerung der 
Waarengeschäfte. In der Petition heißt 
es: „Bestimmte Geschäftsbedingungen, die 
nach Vereinbarung unter den Betheiligten 
durch Börsenbehörden festgesetzt sind, gelten 
für Waaren jeder Art, sofern nicht etwas 
anderes durch Vertrag verabredet ist. Wenn 
also nicht ausdrücklich beabsichtigt wird, 
alle Geschäfte in Waaren dem Umsatzstempel 
zu unterwerfen, würde nur übrig bleiben, 
diejenigen Waaren, auf welche die Be- 
timmung sich beziehen soll, in dem Gesetze 
namentlich aufzuführen." 
Der Bürgermeister von Stolp in Pom 
mern hat im amtlichen Theil der 
Stolper Zeitungen einen an die Damenwelt 
gerichteten Aufruf des Inhalts erlassen, 
daß die Damen bei Eintritt der wärmeren 
Jahreszeit das Tragen von Schlepp- 
k leidern namentlich auf den Promenaden 
möglichst vermeiden möchten, weil durch die 
Staub und andere gesundheitsschädliche 
Stoffe aufwirbelnden Schleppen die Erho 
lung der Milbürger auf den Spaziergängen 
empfindlich beeinträchtigt wird. 
Der Bau einer Brockenbergbahn in 
Verbindung mit der projektirten Harzquer 
bahn von Nordhausen nach Wernigerode 
ist nach dem „Hann. Courier" von dem 
Fürsten Stolberg-Wernigerode in Aussicht 
genommen. Der Besuch des Brockens, 
welcher sich schon jetzt im Jahre auf 70 
bis 100 000 Personen beziffert, dürfte da 
durch eine bedeutende Zunahme erfahren. 
Die Verhandlungen der Firma Soenderop 
& Co. mit dem Komitee für Erbauung 
einer Harzgürtelbahn (Wernigerode-Blanken 
burg-Quedlinburg) sind so weit gediehen, 
daß mit den definitiven Vorarbeiten in den 
nächsten Wochen begonnen wird, so daß die 
Inangriffnahme des Baues dieser Bahn 
sir den Herbst zu erwarten ist. 
In Pforzheim mehren sich die Typhus- 
Erkrankungen fortwährend. Von Freitag 
auf Sonnabend wurden wieder 4, von 
Sonnabend auf Sonntag 2 Fälle ange 
meldet. Die Gesammtzahl der Erkrankun 
gen ist bereits auf 172 gestiegen. 
Würzburg, 7. April. Hier ist nach der 
„N. W. Z." ein weiterer Todesfall an 
Genickstarre vorgekommen. Bis jetzt sind 
acht Todesfälle und ca. 20 Erkrankungen 
gemeldet worden. 
Von einem Wirthshaus streit wird 
auch aus Würzburg geschrieben: Bei einem 
Wirthshausstreit in der Precht'schen Wirth 
schaft am Zellerberg wurde von einem 
Taglöhner der Wirth Strauß tödtlich in 
die Lunge gestochen. Der Hausknecht er 
hielt 6 Stiche. Der Thäter ist verhaftet. 
In Landau a. E. hat am 7. Mai 1868 
der damalige Pfarrer einen Brief an seinen 
in Amerika lebenden Sohn geschickt. Dieser 
noch mit den Marken des Norddeutschen 
Bundes versehene Brief ist nun vor acht 
Tagen als unbestellbar zurückgekommen. 
Der Brief war also 26 Jahre unterwegs. 
Bei dem Buchdruckereibesitzer Mayer in 
Miesbach wurden scharfe Schüsse auf die 
Fenster seines Wohnhauses abgegeben, weil 
er das Haberfeldtreiben scharf kritisirt 
hat. 
-Ein Sohn des früheren Kultus 
Ministers von Goßler, der 23jährige 
Sekondleutnant im Schtvedter Dragoner 
Regiment Albert v. Goßler, ist am Sonn 
tag auf einem Spazierritt durch den Wald 
bei Schwedt verunglückt. In der Nähe 
des Erholungslokals Heinrichslust bemerkte 
er eine durch den Sturm im Februar ent- 
wurzelte Fichte, die gegen andere Bäume 
lehnte und dadurch am gänzlichen Umfallen 
gehindert worden war. Er beschloß, mit 
dem Pferde über den Stamm hinwegzu 
setzen, kam jedoch bei dem ersten Anlauf 
nicht zum Ziele. Als er dann dem Pferde 
die Sporen in die Seite drückte, um es 
zum Ueberspringen des Stammes zu zwin- 
gen, wurde das Thier wild und lief durch 
die Oeffnung, die der anlehnende Baum 
bot. Hierbei stieß der Reiter mit solcher 
Gewalt gegen den gestürzten Baum, daß 
ihm der Brustkasten zerschmettert wurde. 
Man fand den Schwerverletzten besinnungs- 
los auf, brachte ihn nach Heinrichslust, 
und nachdem er dort wieder zum Bewußt 
ein gekommen war, nach dem Garnison- 
lazareth in Schwedt. Nach kurzer Zeit 
verstarb dort der Verunglückte, nachdem er 
noch die Einzelheiten des erlittenen Un 
sills mitgetheilt hatte. 
Ein Fuhrmann in Hamburg, welcher den 
Straßenunrath abzufahren hatte, entdeckte 
beim Abladen die Leiche eines neugeborenen 
Kindes, welches nach ärztlicher Untersuchung 
gelebt hatte. Bisher ist die unnatürliche 
Mutter nicht ermittelt worden. 
Vrovinzielles. 
Altona, 10. April. Der Verein der 
freisinnigen Volkspartei hielt gestern Abend 
im „Bach-Bierhaus" eine Versammlung ab. 
Es handelte sich darum, Schritte gegen die 
Waarenverkanfsstellen der „Beamten 
Vereinigung" zu unternehmen. Ein 
ladungen waren an fast sämmtliche Ver 
einsvorstände in Altona ergangen, doch 
waren nur der „Altonaer Hafenverein 
der „Altonaer Detaillisten-Verein" und der 
„Verein Altonaer Gastwirthe" vertreten. 
Vom Abgeordneten Eugen Richter, an den 
sich der Vorstand gewandt, war folgendes 
Schreiben eingegangen: 
Berlin, den 13. März 1894. 
Hochgeehrter Herr! 
Den Grundsätzen unserer Partei entspricht es 
daß Jedem das Recht eingeräumt werden muß, 
seine Waare so billig und bequem zu beschaffen, 
wie es möglich ist. Eine Bekämpfung der Kon 
sumvereine' würde dem freien Vereinigungsrecht 
ins Gesicht schlagen. Für besondere Bereinig!,!, 
gen einzelner Berufsklassen zur Beschaffung von 
Lebensrnitteln. wie die Bcaiuten-Bercine. haben 
wir dagegen niemals Shinpathien kundgegeben 
Ergebenst 
Eugen Richter. 
Kvlonialwaarenhändler Wagner bemerkte 
in der Debatte, daß der Mittelstand den 
Schutz des Gesetzes erhalte. Auf der einen 
Seite bekämpfe man die Sozialdemokratie, 
während auf der anderen Seite dieser Par 
tei in die Hände gearbeitet werde durch die 
Untergrabung des Mittelstandes und 
durch die Begünstigung des Beamtenstandes. 
Leider hätte der Geschäftsmann von der 
Regierung nichts zu erwarten, man müsse 
sich deshalb an die Volksvertretung wenden 
Es handle sich um die Existenz des Mittel 
standes und deshalb dränge die Sache in 
hohem Maße. Esche wünschte die An 
gelegenheit der Fraktion der freisinnigen 
Volkspartei zu überweisen. Der Delegirte 
des Hafenvereins war der Ansicht, daß sich 
wenig gegen die Sache thun ließe, schon 
weil es stets Mittel und Wege geben werde 
auch dann, falls die heutige Art der Be 
amten-Waarenverkaufsstellen aufhören sollte, 
den Beamten in anderer Form Vortheile 
zu sichern. Esche beantragte, die Ange 
legenheit bis zur nächsten Reichstagssession 
zu vertagen. Dieser Antrag wurde an 
genommen. Kurz vor Beginn der Session 
soll noch eine Versammlung der heute ver 
tretenen Vereine einberufen werden, in der 
über die Leitung der in Aussicht genom 
menen Versammlung Beschluß gefaßt 
werden soll. (A. N.) 
Der Parteitag der freisinnigen Volks 
Partei ist auf den 6. Mai in Kiel festge 
setzt worden. 
Kiel, 10. April. Die Königl. Eisenbahn- 
direktion Altona hat die einzelnen Dienst- 
"^wiesen, den Ver- nung erwartet man die weitere Entwicke 
merk „Gültig für alle Züge", welcher 
sich auf den in den Vorhallen der Bahn 
höfe aushängenden Preistabellen für Fahr 
karten bei Rückfahrtkarten befindet, zu über- 
kleben und unkenntlich zu machen, da seit 
Einführung der Harmonika-Züge, welche 
bekanntlich ohne Lösung einer besonderen 
Platzkarte nicht benutzt werden dürfen, dieser 
Vermerk zu vielen Beschwerden und Be 
rufungen Veranlassung gegeben hat. 
Kiel, 10,, April. Professor Dr. Eduard 
Alberti, der der hiesigen Universitäts- 
Bibliothek einige 40 Jahre, zuletzt als 
Bibliothekar^ angehört hat, ist am 1. April 
d. I. auf sein Ansuchen in den Ruhestand 
versetzt worden. 
In der Nähe von Burg i. D. kauften 
die Herren Gebrüder Voß in Barmbeck 
ein ungefähr 10 Hektar umfassendes Thon 
lager, das zur Aluminiumfabrikation Ver 
wendung finden soll. Eine Drahtseilbahn 
soll zum Nord-Ostsee-Kanal gehen. 
Dem Vernehmen nach verkaufte Herr 
Apotheker Sander in Süderstapel seine 
Apotheke an Herrn Apotheker Forges aus 
Berlin. 
Kiel, 10. April. Dem Vernehmen nach 
hat die Kieler Schloßbrauerei, Aktienge 
sellschaft, vormals Gabriel & ©tenner, die 
in ihrem Besitz befindliche frühere Schlüter- 
sche Brauerei für den Preis von 320,000 
Mark an Herrn^ Karl Hinz aus Hamburg 
verkauft. Herr Hinz beabsichtigt die Brau 
erei wieder in Betrieb zu setzen. 
Peters in Delve erstand die zwischen 
Tellingstedt und Hennstedt belegene Gast- 
wirthschaft „Zu den Glüsinger Bergen" 
nebst 30 Hektar Ländereien für 30000 J{ 
Haack in Brunsbüttelerhafen kaufte das 
Wirthschaftsgewese des Gastwirths Chr. v. 
Märtzen in Wesseln für 15 500 Ji 
Wie einst blühende Etablissements ent- 
werthet werden können, davon gab der 
kürzlich erfolgte Zwangsverkauf des alten 
siequenten Gasthofs „Zum schwarzen Bär" 
n Wandsbek ein Zeugniß. Das im besten 
Zustande befindliche Gewese wurde Ende 
vorigen Jahres noch auf 310 000 Mark 
taxirt. Der Wirth kam aber wegen eines 
Spieler- und Meineids-Prozesses in Unter- 
sichung und mußte das Lokal geschlossen 
werden. Jetzt ist dasselbe für 141000 Mk. 
verkauft worden. 
In Anlaß seines Ausscheidens aus dem 
Propstenamt der Propstei Plön ist dem 
Kirchenpropst Schütt in Lütjenburg der 
rothe Adlerorden 3. Klasse mit der Schleife 
verliehen worden. 
Ein in der Marsch seltener Gast, ein 
Dachs, wurde im Hedewigenkoog von Ar 
beitern erschlagen. 
In Büsnm will man die kleinen Krab 
lung der Angelegenheit, insbesondere auch 
den Verlauf der am 17. d. Mts. stattfin 
denden außerordentlichen Generalversamm 
lung^ der Aktionäre Die Aktiva der Has- 
hage'schen Konkursmasse sollen ca. 25,000 
betragen. 
Die Schuhmacherinnung in Haderslcben 
wird am 18. April ein seltenes Fest be- 
gehen, indem dieselbe an diesem Tage ihr 
300jähriges Bestehen feiert. Am 18. April 
1594 bestätigte Christian IV. die Statuten 
der Innung. 
O Tiebensee, 11. April. Heute früh 
erhielten wir in unserem Orte ganz uner- 
warteten Besuch, nämlich einen Luftballon 
mit drei Insassen. Der Ballon war mit 
zwei Offizieren und einem Arzt gesternMacht 
in Berlin aufgestiegen und hatte bei dem 
herrschenden Südost seinen Weg nach hier 
genommen. Der Landmann Ernst Low 
hier ergriff den ausgeworfenen Anker, 
wurde aber von dem noch einmal steigenden 
Ballon etwa 20 Fuß hoch gehoben und 
eine Strecke weit mitgezogen, bis schließlich 
die glückliche Landung gelang. Die drei 
Insassen waren guter Dinge und nahmen 
bereitwilligst ein ihnen von dem Landmann 
Hussmann dargebotenes Frühstück entgegen, 
worauf sie sich nach Heide begaben, um 
von hier die Reise nach Berlin per Eisen- 
bahn anzutreten. Der Ballon wurde sorg- 
sättig verpackt gleichfalls nach Berlin ge 
sandt. 
Eine in unserer Gegend gewiß seltene 
Jagd fand kürzlich in den Forsten des 
Gutes Deutsch-Nienhof statt. Anfang No 
vember vor. Jahres entlief einem Land 
mann in Grevenkrug eine anderthalbjährige 
starke. Sie schlug ihr Lager im obenge 
nannten Gehege auf, trotzte der Winterkälte 
durch den Schutz der Dickungen und nährte 
ich von erstorbenem Gras und Haidekraut. 
Das Thier war nicht einzufangen; selbst 
kleine Jagden auf dasselbe waren fruchtlos, 
)a es nie einem Schützen gelang, einen 
icheren Schuß abzugeben. Um größeren 
Schaden zu verhüten, wurden nach Ostern 
vier Schützen und neun Treiber aufgeboten; 
das umstellte Thier wurde erst durch den 
dritten Schuß, den es erhielt, zur Strecke 
gebracht. 
Der Herr Regierungspräsident hat der 
Wanda Raczmarek, Tochter des Schacht- 
meisters Stefan Raczmarek zu Suchsdorf, 
in Anerkennung der von ihr mit Ent 
schlossenheit und Umsicht am 11. Juli v. 
Js. bewirkten Rettung des Knaben Herm. 
Sillus in Neu-Königsförde vom Tode des 
Ertrinkens, eine Belohnung von 20 Mark 
bewilligt. 
® Nortorf, 11. April. Am letzten Sonn- 
ben dörren und als Hühnerfutter verkaufen 
Schleswig, 11. April. Durch den hier 
neulich anwesenden Brunnenbohrer 
Th öl jun. aus Rendsburg erfuhren 
wir, daß die von ihm angestellten Unter 
suchungen ini hiesigen Hafenrevier nunmehr 
beendet sind und ein befriedigendes Ergeb 
niß geliefert haben. Es sind mehrere Bohr 
löcher ca. 15 Meter tief eingeschlagen, die 
einen festen mergelartigen Untergrund und 
für Hafenbauten günstig zu erachten er 
geben haben. Unsere Hafenbau-Kommiision 
wird daher weiteres nun in der unsern 
Hafenverkehr fördernden Sache zu beschlie 
ßen haben. (S. N.) 
Itzehoe, 11. April. Eine empörende 
Rohheit, die jeder Beschreibung spottet, 
begingen kürzlich einige Kanalarbeiter. In 
Brunsbüttel trafen die Arbeiter Götz und 
Schlaak einen ruhig seines Weges gehenden 
Arbeiter Veruschinski, fielen über ihn her 
und schlugen ihn mit einem Gummischlauch, 
der mit Eisendraht umwunden war, der 
artig, daß der Angegriffene bedeutende 
Wunden am Hinterkopf davontrug. Am 
Abend desselben Tages begegneten Götz 
und Rund dem Schlosser Michaelis in 
Brunsbüttelhafen unb ohne jegliche Ver 
anlassung fiel Götz auch über diesen her, 
treckte ihn durch einen Schlag mit dem 
Gummischlauch zu Boden und brachte ihm 
mehrere schwere Wunden am Kopfe bei. 
Rund verletzte den Angegriffenen mit einem 
-pitzen Instrument schwer am Kopf. Durch 
die Wunden war das Leben des Arbeiters 
Michaelis sehr gefährdet. Durch eine der 
Verletzungen hat das Gehirn so gelitten 
daß der Verwundete das Sprach- und 
Schreibvermögen einbüßte und auch heute 
die volle Wiederherstellung sehr fraglich ist. 
Die Strafkammer verurtheilte wegen ge 
meinschaftlicher schwerer Körperverletzung 
den Arbeiter Götz aus Neudorf zu sechs 
Jahren Zuchthausstrafe, den Arbeiter Rund 
aus Tempelburg zu fünf Jahren Zuchthaus 
trafe und den Arbeiter Schlaak aus Gr.- 
Wolz zu zwei Jahren Gefänguißstrafe. 
— Friedrichstadt, 10. April. Die An 
gelegenheit des verhafteten vormaligen hie- 
igen Bankdirektors Ha sh age nimmt 
noch immer in hohem Maße das Interesse 
der Bewohner unserer Stadt und der 
Umgebung in Anspruch. Die Höhe der 
von demselben unterschlagenen Summen 
übersteigt den anfänglich vermutheten Be 
trag erheblich, es soll dieselbe die Summe von 
150,000 Mk. bereits überschreiten, und 
noch immer ist sie nicht definitiv fest- 
gestellt. Die gerichtliche Untersuchung wird 
hoffentlich bald aufklären, wo die verun 
treuten Gelder geblieben sind. Mit Span 
tag hielt der Bundesrath des Rendsburger 
Kreissängerbundes in Tanck's Hotel hiers. 
eine Bundesrathssitzung ab, der sich eine 
Sitzung mit dem Festkomitee für das erste 
Kreis-Sängerbundesfest in Nortorf anschloß. 
Es wurde dem Bundesrathe über den Fort 
gang der Vorbereitungen zum Sängerfeste 
Bericht erstattet (und die Mittheilung ge 
macht, daß man als Festplatz eine große 
Koppel in Vorschlag zu bringen habe. 
Dieselbe wurde dann auch in Augenschein 
genommen. Obgleich die vorgeschlagene 
Koppel für das Fest sich sehr eignete, sprach 
der Bundesrath sich jedoch für die Abhal 
tung des Festes auf dem hiesigen Schützen 
hof aus, vorausgesetzt, daß der Wirth des 
selben sich den Bedingungen des Festkomitees 
unterwerfen würde. Es ist dies natürlich ein 
Wunsch des Bundesrathes und des Fest- 
dirigenten, welcher dem Festkomitee unter 
breitet wurde. Ferner wurde beschlossen, 
den Kreissänger nach dem Vereinslokale 
der hies. Liedertafel, Krohn's Gasthof zu 
verlegen, und zwar am Hauptfesttage, ven 
17. Juni, Vorm. 10 Uhr. 
~r Rendsburg, 11. April. Nachdem 
der Umbau der eigens für den Zweck her 
gerichteten Etage beendet ist, soll die Eröff 
nung des Sonntagsheims für junge 
Kaufleute am Sonntag Abend 7 y 2 Uhr 
tattfinden. Der Besuch der zweckmäßig 
gemüthlich eingerichteten Lokalitäten ist 
den jungen Leuten wohl zu empfehlen. 
Die Benutzung der Räume, welche mit 
einem Piano, mit Billard und vielen klei- 
Unterhaltungsspielen ausgestattet 
lnd und in denen auch Lektüre nicht fehlt, 
blewt völlig kostenlos. Wir behalten uns 
weitere Besprechung bis nach der Eröff- 
nung vor. 
.X Rendsburg, 12. April. Nachdem 
vorgestern die landespolizeiliche Abnahme 
der östlichen Eisenbahnlinie bei Osterrönfeld 
erfolgt war, wurde dieselbe gestern Nach 
mittag durch Ueberführung des 5 Uhr-Zuges 
in Betrieb genommen. Der alte Eisen 
bahndamm ist für den Verkehr bereits 
völlig gesperrt. 
X Rendsburg, 12. April. Zwei Bahn- 
beanrten, welche zur Dienstleistung nach 
Osterrönfeld beordert sind und sich in dem 
dortigen Wirhshause einquartirt haben, 
wurden kürzlich in der Nacht, während da- 
ielbst^ ein Ringreiterfest abgehalten wurde, 
die Portemonnaies sammt Inhalt gestohlen. 
Während der eine der beiden Beamten so 
vorsichtig gewesen war, seine Uhr unter 
das Kopfkissen zu legen, büßte der andere 
such seinen Zeitmesser ein. Von den Dieben 
ehlt bislang jede Spur. 
'+ Rendsburg, 12. April. Nach Ueber 
windung mehrerer Schwierigkeiten sind die 
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