Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

vor. Hierbei wurden in einer Gastwirth, 
schaft in der Via Torina 10000 revolutio- 
näre Manifeste, ein Verzeichniß über Waffen 
(die jedoch nicht vorgefunden wurden), so 
wie eine Liste der bereits gelegten und 
nicht explodirten Bomben und solcher, die 
noch in Rom gelegt werden sollen, nebst 
mehreren Angaben über die Oertlichkeit in 
Beschlag genommen. 
Ein Kenner italienischer Verhältnisse 
theilt mir, daß die Verzehrungssteuer, 
welche Süditalien in Erregung und Auf 
rühr bringt, nicht nur in den Städten, 
sondern auch auf dem Lande erhoben 
wird. Wenn also ein Bauer auswärts 
ein Schwein kauft, so muß er an dem 
Zollhüuschen seines Dorfes die Steuer 
dafür entrichten. Diese Steuer ist demnach 
bei weitem drückender als die bei uns 
längst aufgehobene Mahl- und Schlacht 
steuer, da letztere nur für die Städte galt. 
— Die unverzügliche Aufhebung dieser 
Magen-Steuer, wenigstens zunächst für 
das Land, müßte also neben der energischen 
Zurückweisung aller Gewaltthätigkeiten ein 
hergehen, wenn der gefährliche Zündstoff 
zertreten werden soll. Mit derselben 
Energie müßte die progressive Einkommen 
steuer von Crispi, wenn nicht mit der 
jetzigen, so der neugewählten Kammer 
durchgesetzt werden, damit die reichen 
Bürger und die Großgrundbesitzer, die in 
Unter.Jtalien z. B. fast alles Land in 
Händen haben, zur Erkenntniß ihrer 
Pflichten gebracht werden, die ihnen viel- 
fach verloren gegangen zu sein scheint. 
Ob der sonst so entschlossene und befähigte 
Crispi das Zeug zu dieser inneren Or 
ganisation besitzt, wird sich unverzüglich 
zeigen müssen. 
şşrsNkreiSî. 
. Aus Paris wird dem „I. W. E." be 
richtet: Eine alte Frau Namens Philomene 
Laiger, welche allein mit ihrem Hunde 
lebte, verlor diesen in der Vorwoche. Alles 
Suchen war vergeblich. Philomene Laiger 
kränkte sich darüber dermaßen, daß sie sich 
gestern mit Kohlengas vergiftete. 
Neben der Entseelten lag ein Zettel mit 
folgendem Inhalt: „Ich sterbe, weil mir 
.das Dasein ohne „Bibi" unmöglich ist." 
Belgien. 
Brüffel, 8. Jan. Heute erschien vor 
dem Brüsseller Assisenhos der bekannte 
Führer der Arbeiterpartei Iean V oldcrs 
wegen eines kurz nach dem Pariser Bomben« 
attentat im sozialistischen Blatt „Le Peuple" 
erschienenen Aufsatzes. Volders erklärte 
darin, die Arbeiterpartei habe die Pflicht 
und das Recht, nach allen Mitteln zu 
greifen, um das Bürgerthum und den 
Kapitalismus von der jetzigen Herrschaft 
zu verdrängen. Die Staatsanwaltschaft 
erblickte darin einen Hetzartikel und einen 
Aufruf an die Volksmassen zu Gewalt 
thätigkeiten gegen die Staats- und öffent 
liche Ordnung. Nach dem Verhör zahl 
reicher Zeugen, darunter der Abgeordneten 
Janson und Ferron, sowie Hector Denis', 
des Rektors der Universität, die alle sehr 
günstig über den Charakter des Angeklagten 
und über seine politischen Fähigkeiten ur 
theilen, wurde Volders freigesprochen. 
Die Freisprechung wurde durch die sehr 
zahlreiche Zuhörerschaft mit Hochrufen auf 
Volders und mit der „Marseillaise" er 
widert; letztere erklang selbst im Gebäude 
des Justizpalastes. Der Prozeß war als 
ein Versuch der Staatsanwaltschaft ange 
sehen worden, fernere Maßregeln gegen 
die Führer der Arbeiterpartei zu unter 
nehmen; er scheint also vollständig ge 
scheitert. 
Brüssel, 9. Jan. Das Schwurgericht 
verurtheilte den Anarchisten An dries, 
der bei der Abfahrt des Herzogs von 
Sachsen-Coburg-Gotha auf dem Bahnhöfe 
anarchistische Rufe laut werden ließ, zu 
einjährigem Gefängniß und 300 Francs 
Geldbuße. Während der Berathung der 
Jury gelang es Andries zu entkommen. 
Dänevrart. 
Kopenhagen, 6. Januar. Der Kriegs 
adjutanten v. Hahnke so recht zur Geltung 
kam. Als er das Haus seines Gastgebers 
betrat, bemerkte er bei seinem Empfange 
auch den Schwiegersohn des Generals 
v. Hahnke, früheren Kavallerie-Ofstzier und 
jetzigen Landwirth, zu dem er bei der Be 
grüßung äußerte: „Na, da finde ich ja 
gleich den Viceprüsidenten des Landwirth 
schaftlichen Klubs." Auch bei der Tafel, 
an welcher der Kaiser neben der Frau vom 
Hause saß, war ersterer äußerst heiter und 
zu Scherzen aufgelegt. Die Musik des 
Kaiser Alexander-Regiments spielte wäh 
rend des Diners nur Stücke, welche der 
Kaiser vornehmlich gewünscht hatte, darunter 
der Hubertus-Marsch von Schobardt, die 
Ouvertüre zu „Feensee", die „Finnländische 
Reiterei", der Armeemarsch Nr. 9, der 
Hohefriedbcrger Marsch u. a. m. Zu seinem 
Bedauern, wie der Monarch sich äußerte, 
war er gezwungen, schon sehr zeitig aus 
zubrechen, da er noch die Oper besuchen 
wollte. Unter den Gästen war es besonders 
der russische Botschafter, mit dem sich der 
Kaiser sehr lange und oft unterhielt und der 
nach^ Beendigung des Diners schleunigst nach 
Hause eilte, weil er in seinem eigenen Heim 
Einladungen zu einem größeren Diner für 
denselben Abend erlassen hatte und seine 
Gäste zu 8 Uhr erwartete. 
— Ueber Konfektionsbestellungen 
ür den kaiserlichen Hof schreibt ein 
Fachblatt: In den meisten Fällen gehen 
die Bestellungen nicht von den Herrschaften 
elbst aus, sondern die Oberhofmeisterin 
wird mit der Besorgung der Gegenstände 
beauftragt. Der Lieferant sendet alsdann 
eine Auswahl der gewünschten Artikel, die 
alsbald einer engeren Wahl unterzogen 
werden. Bei dieser Wahl sind weder Ver 
käufer noch Verkäuferinnen zugegen. Selbst 
Bestellungen nach Maß werden nicht von 
den betreffenden Verkäufern oder Verkäufe- 
rinnen anprobiert; meistens wird nach 
einer gut fitzenden Taille gearbeitet. Die 
Kaiserin Augusta hatte eine Büste von sich 
anfertigen lassen, nach der anprobiert 
wurde. Wenn irgend etwas abzuändern 
ist, so wird dies gewöhnlich durch eine 
Kammerfrau besorgt. Die hohen Damen 
wünschen ferner, daß die Lieferanten sie 
darauf aufmerksam machen, wenn ein Mo- 
dell schon àmal irgendwo anders hin 
verkauft worden ist, denn sie sehen es nicht 
gern, daß z. B. bei gröberen Gesellschaften 
oder anderen Gelegenheiten Damen in den- 
elben Mänteln oder Kleidern erscheinen 
wie die Fürstinnen. Für kleine Abände 
rungen und Veränderungen, auch für Her- 
stellung von Kleidungsstücken für die könig 
lichen Prinzen befindet sich im König!. 
Schlosse eine eigene Werkstatt. 
Berlin, 8. Jan. Der deutsche Reichs 
tag hielt heute nach den Ferien seine erste 
Sitzung ab. 
50000 Mk. werden in jeder Skadtgegend 
bezahlt. Große moderne Geschäftsräume, 
deren Miethspreise 10-20000- Mk. be 
tragen, sind in Berlin so gewöhnliche Er- 
scheinungen, daß sie kaum erwähnt werden. 
- Ein neues Projekt zur Besteuerung 
von Spiritus. Herr v. Diest-Daber 
veröffentlicht in der „Kreuz-Ztg." ein län- 
geres „Eingesandt" über die Frage, in welcher 
Werse die Mittel zur dauernden Regelung 
des Finanzwesens des Reichs und der Kosten 
der Militärvorlage beschafft werden können 
Der Verfasser will die Tabakfabrikatsteuer 
und die Weinsteuer fallen lassen und 
empfiehlt eine anderweitige Besteuerung 
des Rohsprits. Er habe im Laufe des 
verflossenen Jahres mit Genehmigung des 
preußischen Finanzministers einen Gesetz 
entwurf ausgearbeitet und sei jetzt in der 
Lage, mit Ermächtigung des Ministers die 
Hauptgesichtspunkte dieses Entwurfs zu 
veröffentlichen, wobei er bemerke, daß in 
letzter Zeit bei einzelnen Punkten noch 
Aenderungen eingetreten sein sollen, die 
ihm nicht genau bekannt seien. Der in 
Aussicht genommene Entwurf, der kein 
vollständig ausgebildetes Monopol bedeute 
ei derartig gedacht, daß: 
,,a. Die Herstellung rohen und gereinigten 
Branntweins der privaten Gewerbsthätigkeit 
unter bestimmten Bedingungen überlasst bleibt 
die Relchsverwaltung alljährlich den zu ^runk- 
und sonstigen Zwecken des Verbrauchs für das 
Inland herzustellenden Ņraniitwein seiner Atenae 
nach dem Durchschnitt des Verbrauchs der 
^^tbn drei Jahre am 1. Oktober festsetzt und 
nach Matzgnbe der Kontingente, welche sie vor 
Erlaß dieses Gesetzes gehabt haben, «ertheilt 
Neu alle drei Jahre zu kontingentirende Brenne- 
°ber auf ein Maximum von 
80 000 Liter beschraä b. Das Reich den 
Rohspiritus denjenigen Brennereien, welche 
fakultativ unter Beihilfen Reinigungsanstalten 
einrichten wollen, nach bestimmter Ordnung 
zur Reinigung überläßt oder ihn urivateii 
Reinigungsanstalten zur Lohnreinigung über- 
giebt. c. Der gereinigte Branntwein k>er- 
tellern von Trnikbranntwein und den Schänken 
:§«_ einem festgesetzten Preise küuflich. über 
listn wird, daß den Schankern jedoch der Ver 
kaufspreis und der Reinheitsgrad vorgeschrieben 
sind und daß jeder zum Ausschank Berechtigte 
mter amtlicher Bescheinigung mid Kontrolle einen 
brelScourant an erkennbarer Stelle anzubringeii 
.hat, aus welchem diostPreise mit Angabe des 
Maßes und Moholgehmtes hervorgehen: (Hier 
über ist auch in denl Nahrungsmittelgefttz eine 
Vorschrift aufzunehmen.) st. Die QualitAs- und 
Korndrauntweine von der Reichsverwaltunq nicht 
übernommen, vielmehrmit einer Verürauchsäbgabe 
an der, Erzeugungsstelle belegt werden, welche 
sen Aufschlag, der für jeden Liter reineuAlkohols 
zu Tnnkzwecken berechnst wird, um 50 Pf über 
steigt. e. Der Export des Superkontinqents- 
Branntwems durch Ausftihrvergütuiigen erleich 
tert wird. f. Der Ankauf des der Reinigung 
nicht unterliegenden Branntweins zu gewerblicher 
Zwecken durch Herabsetzung des Selbstkostenpreises 
auf einen möglichst gàgen Betrag (ev. sogar 
bis auf 20 Pf. pro Liter) erleichtert wird." 
Der erste schwarze Unteroffizier 
-Besteuerung des Tabaks m der Form einer 
Fabrikatsteuer unter thunlichster Schonung 
der billigsten Tabaksprodukte. Die Kam- 
mer beschloß hierüber, sowie über die 
Reichsweinsteuer, gegen die sie sich schort 
früher ausgesprochen hat, eine Eingabe an 
den Reichstag zu richten. 
Leipzig, 8. Jan. Dr. Hans Blum 
wendet sich im „Leipziger Tageblatt" gegen 
die „Münchener Neneste Nachrichten". 
„Fürst Bismarck", so heißt es in der 
Zuschrift an das Blatt, „besitzt mein Werk 
fast seit dem Tage des Erscheinens in der 
letzten Novemberwoche und hat mir seinen 
Dank für die ihm in dem Werke bethä 
tigte „wohlwollende Gesinnung" in einem 
eigenhändig unterschriebenen Briefe vom 
9. December ausgesprochen. Das Urtheil 
des Fürsten beruht auf eigener Prüfung 
und kann durch Schmähsucht und Reklame 
nicht beeinflußt werden." — „Der Fürst 
ist nicht entfernt für irgend eines meiner 
Worte auch nur als Mitarbeiter, geschweige 
denn als „Stüter" verantwortlich." Im 
Uebrigen glossirt Blum in der Hauptsache 
den Stil der „Münchener Neuesten" und 
wirst ihr die Behauptung wiffentlicher 
Unwahrheiten vor. 
Breslau, 9. Januar. Der konservative 
Reichstagsabgeordnete Rothen (Wahlkreis 
Ohlau-Nimptsch-Strehlen) erklärte den Mit 
gliedern des Ohlvrier Arbeitervereins, er 
werde gegen das Tabakstsuerg esetz 
stimmen. 
Bremen, 9. Jan. Nach einer zwischen 
dem Norddeutschen Lloyd und den Hamburg- 
Amerikanischen Packetfahrt - Slktien - Gesell 
schaft getroffenen Uebereinkunft werden die 
beiden Gesellschaften die zwischen New-Aork 
und Genua-Neapel bestehenden Linien ge 
meinschaftlich betreiben. Es wird be 
absichtigt wöchentliche Schnelldampfer-Ex 
peditionen zwischen New-Jork und den 
benannten Häfen einzurichten, 
In dem in der Nähe von Leer- gelegenen 
großen gräflichen Forst Logabirrrm lebt in 
einer felbstgebauten Wohnung ein wunder 
licher Mann, der früher ein tüchtiger Kanz- 
leigehülfe gewesen sein soll, wegen zu 
großer Liebe zur Freiheit aber - das Leben 
dem 
in dem fernen Walde vorgezogen hat. 
Sein Anzug ist hundertfältig gestückt; auf 
dem mit langen, starken Haaren versehenen 
Haupte trägt er die Mütze eines ausge 
dienten Infanteristen, am Oberkörper die 
Jacke eines „Reservemannes"' von den 
Gardehnsaren, das Beinkleid ist das eines 
Hamburger GroßkAufniannes, der ihn da 
mit im Sommer;, gelegentlich! eines Be 
suches im Walde; beschenkte. Dabei trägt „ 
der Mann, der durchaus nicht geistig geä Jahre alter Mensch, der sich Samuel 
stört:, sondern ganz schlau ist, ein selbstver- Algowa nannte. Er erbat sich für einen 
fertigtet Spielzeug, z. B. eine« geschnitzten ^Kunden des Geschäfts für -15 .Mk. Cigarren.! 
ist der jugendliche Kameruner Paul Uamva Napoleon, singt- dazu „Schleswig-Holstein Da er auch ein Schreiben des Kunden vor- 
der in Berlin beim Garde-FûsiUeĢninà meerumschlunger^ und bittet dann um-wies, wurden ihm die Cigarren «mstands 
Rehria, 8. Jan. Die seit einigen Tagen 
hier herrschende Kälte hat einen Unfall 
herbeigeführt. Einem hiesigen Landbries. 
träger sind ans seinem Bestellgange beide 
Ohren erfroren, sodaß derselbe einst 
weilen vollständig, dienstunfähig, ist. 
Ratzeburg, 9. Jan. Am Schluß des 
vergangenen Jahres wurde von drei gut 
gestellten und ehrenwerthen Mitbürgern 
unserer Stadt der Concurs angemeldet, 
was um so bedauernswerther ist, da dieses 
Unglück allein der schlechten Verwaltung > 
)er hiesigen Vorschußkasse durch den y 
rüheren Kassirer Stapelfeldt zuzuschreiben 
ist. Die fünf alten Vorstandsmitglieder, 
die in den verschiedenem Instanzen, zuletzt 
vom Reichsgericht, zur Zahlung von 
30 000 Mk. verurtheilt wurden, waren 
nicht im Stande, diese Summe aufzubrin 
gen;^ es blieb ihnen nichts weiter übrig, 
als sich zahlungsunfähig zu erklären. Viel 
Elend hat diese Angelegenheit schon über 
unsere Mitbürger gebracht, und noch ist 
kein Ende zu ersehen. Düs Defizit, das 
Anfangs 176000 Mk. betrug, ist durch die 
vielen Gerichtskosten und andere Verluste 
noch bedeutend größer geworden. 
Hamburg, &. Jan. Herr Friedrich 
Lißmann, das hochgeschätzte Mitglied 
unserer vereinigten Stadt-Theater, ist gestern 
Abend 7 Uhu am Herzschlag plötzlich ge 
worben. Ein Herr, in dessen- Armen der 
Künstler verschied, schildert den traurigen 
Vorfall folgendermaßen: Zur genannten 
Zeit durch die Bundespassage gehend, be 
merkte er vor dem Hause Nr. 1 einen im 
Schnee mit dem Gesicht nach unten liegen 
den Herrn. Dabei stehende Kinder sagten 
aus, daß der Mann schon einige Zeit dort 
liege, eine Frau wäre vorübergegangen, 
hätte sich aber nicht um den Bewußtlosen 
gekümmert. Mit Hülfe eines anderen 
Passanten hob unser Augenzeuge den Ohn 
mächtigen empou und Beide trugen ihn- in 
den Flur des bezeichneten Hauses. Hier 
athmete der Unbekannte noch einmal tief 
auf und verschied dann. Aus Papieren, 
die man bei der Leiche fand, erkannte man 
in dem so jäh aurfdem Leben Geschiedenen 
de» Opernsänger Friedrich Lißmann. Die 
Leiche wurde in die Verbindungsbahn Nr. 10 
belegene Lißmaun'sche Wohnung getragen, 
wo sogleich Wiederbelebungsversuche, die 
leider erfolglos blieben, angestellt wurden. 
Der Schmerz der bedauernswerthen Gattin 
des verschiedenen Künstlers ist unbeschreib 
lich. Der Säuger ist 45 Jahre alt ge 
worden. 
Bei einem in Hamburg wohnende« Ci 
garrenhändler erschien dieser Tage ein etwa 
Uv. . * ö , \ 'r uu * -Quui-pu, ntpctvn 
— Eine größere Anzahl hervorragender ^ ™ ®. crItu 6 ļ lni , àrde-Fûsilier-Regiment • " 
j » . afô ®ratat)na«ftmtDin«w im™ etnra 
minister, General Dahnson, hielt gestern 
im hiesigen „Arbeiterverein" einen politischen 
Vortrag, in welchem er sich auch über die 
Neutralität Dänemarks aussprach. 
Die moderate Linke hat nämlich erklärt, 
sie wolle die provisorischen Ausgaben für 
die Festungsanlagen anerkennen, wenn 
Dänemark eine „garantirte Neutralität" 
erhalten könnte. Eine solche Neutralität, 
meinte nun der Kriegsminister, sei aus 
egoistischen Gründen Belgien und der 
Schweiz anfgezwungen worden, und die 
Großmächte hätten diesen Ländern die 
Verpflichtung auferlegt, immer neutral zu 
bleiben und nie eine Allianz einzugehen. 
Dies sei jedoch ein Eingriff in die nationale 
Selbstständigkeit, und es sei nicht gut, daß 
ein Land wie Dänemark für immer ver 
hindert werde, eine Allianz zu schließen. 
Er sei daher gegen eine solche „garantirte 
Neutralität." Die Linkenblätter wollen 
aus diesen Worten schließen, daß die Re- 
gierung unter gewissen Umständen eine 
Allianz mit Rußland eingehen würde. 
Firmen des Handels und der Industrie 
beabsichtigen, behufs Unterstützung der 
Regierung in Angelegenheiten des rus 
sisch-deutschen Handelsvertrages, 
in allernächster Zeit öffentliche Versamm 
lungen von Interessenten aus allen Ge 
schäftszweigen einzuberufen, in denen- dem 
Wunsche Ausdruck gegeben werden soll, sich 
durch keinerlei Einwirkung von dem Ab 
schluß jenes Vertrages, der für die deut 
sche Industrie von höchster Wichtigkeit, ab- 
abhalten zu lassen. 
Berlin, 9. Jan. Die Textilindu 
striellen, die bisher in der Mehrheit 
schutzzöllnerisch gesinnt waren, planen eine 
große Kundgebung zu Gunsten des russischen 
Handelsvertrags. 
Berlin, 9. Jan. Heute Abend betrat 
ein Herr das Redaktionszimmer des „Ber 
liner Tageblatt" und verlangte den 
Namen des Verfassers des am Montag mit 
Namensangabe erschienenen Llrtikels, worin 
eine Anklage gegen den Maler Klinger in 
Leipzig erhoben wurde, zu wissen. Als der 
Redakteur die Sluskunft verweigerte, schlug 
der Fragesteller hinterrücks auf ihn und 
verwundete ihn, er demolirte darauf die 
Beleuchtungskörper und versuchte zu ent 
kommen. Als er später ergriffen wurde, 
wurde seine Persönlichkeit polizeilich als die 
des Malers Klinger in Leipzig festgestellt. 
Stuf den Berliner Bankier Karl Levy, 
der mit seiner Gattin in diesen Tagen nach 
Nizza gereist ist, wurde, wie der „Voss. 
Ztg." gemeldet wird, in Frankreich auf der 
Eisenbahn zwischen der Grenze und Mau 
beuge (Station der Nordbahn) ein Raub- 
anfall verübt. Von drei in dem Wagen- 
abtheil (erster Klasse) eingedrungeneil Män 
nern wurde dem Ehepaar Geld und Schmuck 
im Werthe von 15000 Mk. abgenommen 
In Folge leichtsinnigen Hantirens mit 
Feuerwerkskörpern verletzten sich am 
Sonntag-Abend in Berlin 2 Knaben, von 
denen einer auf dem Transport nach dem 
Krankenhause verstarb. 
In Berlin sind die Miethspreise für 
Geschäftsräume neuerdings immer höher 
geworden. So berechnet sich, wie der 
Inland. 
Berlin, 8. Jan. Der Kaiser brachte 
am Montag von der Hasenjagd bei Backow 
besonders bei der Tafel bei dem General 
bekanntes großes Geschäft seine Geschäfts 
räume auf 450000 Mk. jährliche Miethe 
Ein anderes großes Geschäft hat 350 000 Mk 
zu zahlen, ein großes Spezialgeschäft tzung 
jährlich 200000 Mk. Geschäftsräume 
deren Miethspreis 50 bis 120000 Mk 
einen außerordentlichen Humor mit, der betragen, können über ein Dutzend ange- 
als Dreijährig-Freiwilliger seine militärische ^ ntm • C ™ U ? S . f-lJ' 
Ausbildung aenok unh m» Aa 8 e tm Walde- fuiben. 
Ausbildung genoß und am vorgestrigen 
Tage über Wilhelmshaven nach seiner Hei- 
math zurückgereist. Zampa soll dort 'der 
Kolonial-Schutztrnppe eingereiht werden. 
Bei seinem Abschied vom Regiment wurde 
ihm von seinen Kameraden eine größere 
Abschieds-Festivität bereitet und ein pracht 
volles Album mit den Photographien seiner 
Stubengenossen überreicht. 
Die Handelskammer HarmA hat über die 
voraussichtlichen Wirkungen der Einführung 
einer Stempelabgabe auf Quittungen und 
Frachtpapiere in 40 zu den verschiedensten 
Branchen gehörenden Betrieben ihres Be 
zirks eine Erhebung veranstaltet, deren 
Resultat sie in einer Tabelle übersichtlich 
darlegt. Danach werden in diesen 40 Ge> 
schäften jährlich Quittungen ausgestellt 
über Beträge unter 20 Mark: 6-7,555, 
über Beträge von 20—150 Mark: 71,866, 
über Beträge von mehr als 150- Mark: 
41,867, was einer Mehrbelastung durch 
die Quittungssteuer von 11,373 Mark 
jährlich entsprechen würde. Das 
wären, da die 40 Geschäfte 1893/94 an 
Gewerbesteuer 10,860 Mark bezahlen, nicht 
weniger als 105 Prozent! Die Steuer 
auf Frachtpapiere würde in diesen Ge> 
schäften, selbst wenn man annimmt, daß 
die Geschäfte nur zwei Drittel derselben 
zu tragen hätten und ein Drittel abwälzen 
könnten, 45 Prozent der Gewerbesteuer 
betragen, die Mehrbelastung aus Quittungs 
und Frachtbriefstempel zusammen also 150 
Prozent der Gewerbesteuer. Wir meinen, 
diese Zahlen genügen, um die Wirkung der 
neuen Steuern für den Fall der Slnnahme 
zu charakterisiren. 
Schroda, 9. Nov. Die mehrerwähnte 
Revolveraffaire wird demnächst ihr gericht 
liches Nachspiel erfahren. Wie aus Posen 
gemeldet wird, wird die Staatsanwaltschaft 
gegen die Rittergutsbesitzer Karl Mikulski 
Siekierki und Richard Gröger-Nagradowice 
die, wie gemeldet, am 4. December durch 
Revolverschüsse sich gegenseitig schwer der 
letzt hatten, die Anklage aus K 223 des 
Strafgesetzbuches (vorsätzliche gefährliche 
„Materialist" Zerfährt, ein dortiges, sehr Körperverletzung) erheben' Nikulski, der 
bedeutend schwerer als Gröger verletzt ist 
befindet sich noch in ärztlicher Behandlung 
Worms, 6. Jan. In der letzten Si- 
beschloß die hiesige Handelskam 
ebenso gegen die Frachtbriefsteuer auszu 
Pfennig. So kann man ihn 
alls los ausgehändigt, 
herausgestellt hat, 
Mit der Bes-ch äftigun g-der Arbeits» Opfer eines Schwindlers geworden, da der 
l osen hat man in Mannheim nach d-sr 
„Köln. Bolkztg-." eigenartige Erfahrungen 
gemacht. Der Stadtrath hatte bei dem 
Tiefbau Arbeitslose mit dem Anfahren 
und Zerkleinern der Steine beschäftigt und 
-hierzu sich der Vermittlung einer sozialde 
mokratischen Centralisation der angemeldeten 
Arbeiter bedient. Der für die Leistungen 
nach Raummetern zu berechnende Ar be its- 
verdienst sollte zu gleichen Theilen 
an die Arbeiter zur Auszahlung 
gelangen. Der Lohnsatz war in diesem 
Winter höher bemessen, als er sonst üblich 
ist. Nu» hat sich die merkwürdige. Erschei 
nung gezeigt, daß innerhalb vier Wochen, 
seitdem die Steinsckstäger-Arbeiten- vergeben 
sind, die Zahl der arbeitenden Arbeitslosen 
jeden Tag geringer und der Unmut unter 
den bei der Arbeit verbleibenden immer 
größer geworden ist. Von etwa 450 an 
gemeldeten Arbeitslosen, für welche Be- 
schäftigung vorhanden ist, haben sich zuletzt 
nicht mehr vierzig zur Arbeit eingefurrderr. 
Die Aufklärung wurde in einer am 4. d. 
in Mannheim abgehaltenen Versammlung 
gegeben. Das ganze genossenschaftliche 
Arbeitssystem mit der Lohngleichheit wurde 
in Grund und Boden verdammt. Die 
Zahl der arbeitswilligen und fleißigen Ar- 
beiter wird bei weitem von denjenigen 
überholt, welche von jenen sich „durch- 
schleifen" lassen wollen, ja, nach mitge 
theilten Einzelheiten zu schließen, eine raf- 
finirte Geschicklichkeit besitzen, durch Schein- 
arbeit die Fleißigeren zu nöthigen, den 
Lohn für die Faulen mitzuverdiencn, der 
sich dadurch natürlich merklich schmälert. 
Das Vertrauen in das Solidaritätsgefühl 
der betheiligten Arbeiter — die übrigens aus- 
nahmslos der sozialdemokratischen Partei 
angehören wollen — hat so gründlich 
Schiffbruch gelitten, daß die mit Entrü 
stungs-Kundgebungen nicht sparsame Ver 
sammlung beschloß, beim Stadtrath die 
Bildung kleinerer Arbeitsgruppen nach 
freier Wahl mit besonderer Entlohnung zu 
beantragen. 
Am 1. April 1891 beim Besuche des 
Kaisers in Lübeck zeichneten sich der greise 
Moltke und mehrere Herren des kaiserlichen 
Gefolges im Schifferhause in 
auslicgende Fremdenbuch 
Empfänger- keinen Auftrag- zur Besorgung 
der Cigarren erhalten hatte, er muß also 
das Schreiben gefälscht haben. Er wird 
als ein großer Mann von schlanker Figur 
mit kleinem Schnurrbart geschildert. — 
Durch denselben oder einen anderen 
Schwindler wurde ein; Kleiderhändler in 
Altona geschädigt. Bei diesem erschien ein 
etiva 2.0- bis 25jähriger Mensch, der sich ļ 
Tür einen Steward Burmcister ausgab. Er> 
kaufte mehrere Kleidungsstücke und gab da- r 
für einen auf die Vereinsbank lautenden 
Check in Zahlung, der sich hinterher als; 
gefälscht erwies und einem Checkbuch- ent-! 
nommen ist, das einem Herrn Bergh- vor 
Jahren hier abhanden gekommen war. Der 
Steward wird gleichfalls als ein großer,! 
schlank gewachsener Mann mit Sprossen 
ernes dunkelblonden Schnurrbarts geschildert. 
. . - . . „ « o UVW.WWVV««, ettt. -7-. —. 
wer sich für die Börsensteuer, aber gegen man entdeckt, daß die denkwürdigen Blätter geführt: 
:. die allgemeine Besteuerung von Quittungen '• ° ‘ " '' r '~ v "j ŗļ ~- 
führt werden; Miethspreise von 20 bis sprechen. Die Kammer billigte eine höhere zu machen. 
herausgelöst und gestohlen sind. Es seit Jahrhunderten hierorts bestehende! 
jwird schwer halten, den Thäter ausfindig Usance die geschiedene Ehefrau stets de! 
Wie 
ist der 
sich nunmehr 
Händler das ’ 
Ist die geschiedene Ehefrau be 
rechtigt, den Namen 'ihres früheren Ehe 
mannes weiter zu führen? Diese Frage 
ist jüngst von dem Hamburger Gericht in 
folgender Sache entschieden worden. Ein 
Mann (Sanitätsperson) erwirkte von 
seiner Frau, der er Untreue nachwies, die 
gerichtliche Scheidung vom Bande und 
wurde in Folge ihres Vergehens auch die 
Frau für den schuldigen Theil erklärt. — 
Die geschiedene Frau führt nun nicht 
allein den Namen des Mannes weiter, 
sondern treibt auch dessen Gewerbe. Auf 
ihrem Schild heißt es: Dr. X-, Frau X., 
geb. 'S.., verwittwete S., mit Angabe der 
Beschäftigung. Um diese unleidliche 
Concurrenz zu beseitigen, verklagte der 
Ehemann seine frühere Frau bei dem 
Landgericht und beantragte, daß dieses 
der Beklagten verbiete, den Namen Dr. 3£. 
weiter zu führen. -Das Landgericht so 
wohl als auch das Oberlandsgericht Hai 
den Kläger jedoch mit seinem Antragt 
kostenpflichtig abgewiesen und somit del 
geschiedenen Ehefrau, trotzdem sie in 
Scheidungserkenntniß als der schuldigt 
Theil erachtet wurde, das Recht einge 
räumt, den Namen ihres ehemaliges 
Mannes weiter zu führen, auch wnrd- 
ihr dadurch gestattet, ihr Schild in seine«' 
jetzigen Fassung zu belassen. I» den Er 
das dort kenntnißgründen zu den Erkenntnissen de> 
Jetzt hat beiden Gerichte wird unter anderem aus 
Cotorisch sei es, daß nach be) 
werd« 
Deut 
da d 
fünfti 
schied 
emra 
, Hl 
stehei 
ber > 
oder 
hohe, 
verze 
D 
wie 
wie 
loui- 
gehei 
hang 
den 
Slrm 
setzu- 
und 
Eta- 
schaf 
§ 
in s 
laus 
Kin 
wei- 
Alb 
Dr. 
Pre 
mit 
Er 
bor- 
18t 
Ge> 
unk 
er 
ber 
lich 
in 
gin 
der 
der 
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Ja 
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Er 
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