vor. Hierbei wurden in einer Gastwirth,
schaft in der Via Torina 10000 revolutio-
näre Manifeste, ein Verzeichniß über Waffen
(die jedoch nicht vorgefunden wurden), so
wie eine Liste der bereits gelegten und
nicht explodirten Bomben und solcher, die
noch in Rom gelegt werden sollen, nebst
mehreren Angaben über die Oertlichkeit in
Beschlag genommen.
Ein Kenner italienischer Verhältnisse
theilt mir, daß die Verzehrungssteuer,
welche Süditalien in Erregung und Auf
rühr bringt, nicht nur in den Städten,
sondern auch auf dem Lande erhoben
wird. Wenn also ein Bauer auswärts
ein Schwein kauft, so muß er an dem
Zollhüuschen seines Dorfes die Steuer
dafür entrichten. Diese Steuer ist demnach
bei weitem drückender als die bei uns
längst aufgehobene Mahl- und Schlacht
steuer, da letztere nur für die Städte galt.
— Die unverzügliche Aufhebung dieser
Magen-Steuer, wenigstens zunächst für
das Land, müßte also neben der energischen
Zurückweisung aller Gewaltthätigkeiten ein
hergehen, wenn der gefährliche Zündstoff
zertreten werden soll. Mit derselben
Energie müßte die progressive Einkommen
steuer von Crispi, wenn nicht mit der
jetzigen, so der neugewählten Kammer
durchgesetzt werden, damit die reichen
Bürger und die Großgrundbesitzer, die in
Unter.Jtalien z. B. fast alles Land in
Händen haben, zur Erkenntniß ihrer
Pflichten gebracht werden, die ihnen viel-
fach verloren gegangen zu sein scheint.
Ob der sonst so entschlossene und befähigte
Crispi das Zeug zu dieser inneren Or
ganisation besitzt, wird sich unverzüglich
zeigen müssen.
şşrsNkreiSî.
. Aus Paris wird dem „I. W. E." be
richtet: Eine alte Frau Namens Philomene
Laiger, welche allein mit ihrem Hunde
lebte, verlor diesen in der Vorwoche. Alles
Suchen war vergeblich. Philomene Laiger
kränkte sich darüber dermaßen, daß sie sich
gestern mit Kohlengas vergiftete.
Neben der Entseelten lag ein Zettel mit
folgendem Inhalt: „Ich sterbe, weil mir
.das Dasein ohne „Bibi" unmöglich ist."
Belgien.
Brüffel, 8. Jan. Heute erschien vor
dem Brüsseller Assisenhos der bekannte
Führer der Arbeiterpartei Iean V oldcrs
wegen eines kurz nach dem Pariser Bomben«
attentat im sozialistischen Blatt „Le Peuple"
erschienenen Aufsatzes. Volders erklärte
darin, die Arbeiterpartei habe die Pflicht
und das Recht, nach allen Mitteln zu
greifen, um das Bürgerthum und den
Kapitalismus von der jetzigen Herrschaft
zu verdrängen. Die Staatsanwaltschaft
erblickte darin einen Hetzartikel und einen
Aufruf an die Volksmassen zu Gewalt
thätigkeiten gegen die Staats- und öffent
liche Ordnung. Nach dem Verhör zahl
reicher Zeugen, darunter der Abgeordneten
Janson und Ferron, sowie Hector Denis',
des Rektors der Universität, die alle sehr
günstig über den Charakter des Angeklagten
und über seine politischen Fähigkeiten ur
theilen, wurde Volders freigesprochen.
Die Freisprechung wurde durch die sehr
zahlreiche Zuhörerschaft mit Hochrufen auf
Volders und mit der „Marseillaise" er
widert; letztere erklang selbst im Gebäude
des Justizpalastes. Der Prozeß war als
ein Versuch der Staatsanwaltschaft ange
sehen worden, fernere Maßregeln gegen
die Führer der Arbeiterpartei zu unter
nehmen; er scheint also vollständig ge
scheitert.
Brüssel, 9. Jan. Das Schwurgericht
verurtheilte den Anarchisten An dries,
der bei der Abfahrt des Herzogs von
Sachsen-Coburg-Gotha auf dem Bahnhöfe
anarchistische Rufe laut werden ließ, zu
einjährigem Gefängniß und 300 Francs
Geldbuße. Während der Berathung der
Jury gelang es Andries zu entkommen.
Dänevrart.
Kopenhagen, 6. Januar. Der Kriegs
adjutanten v. Hahnke so recht zur Geltung
kam. Als er das Haus seines Gastgebers
betrat, bemerkte er bei seinem Empfange
auch den Schwiegersohn des Generals
v. Hahnke, früheren Kavallerie-Ofstzier und
jetzigen Landwirth, zu dem er bei der Be
grüßung äußerte: „Na, da finde ich ja
gleich den Viceprüsidenten des Landwirth
schaftlichen Klubs." Auch bei der Tafel,
an welcher der Kaiser neben der Frau vom
Hause saß, war ersterer äußerst heiter und
zu Scherzen aufgelegt. Die Musik des
Kaiser Alexander-Regiments spielte wäh
rend des Diners nur Stücke, welche der
Kaiser vornehmlich gewünscht hatte, darunter
der Hubertus-Marsch von Schobardt, die
Ouvertüre zu „Feensee", die „Finnländische
Reiterei", der Armeemarsch Nr. 9, der
Hohefriedbcrger Marsch u. a. m. Zu seinem
Bedauern, wie der Monarch sich äußerte,
war er gezwungen, schon sehr zeitig aus
zubrechen, da er noch die Oper besuchen
wollte. Unter den Gästen war es besonders
der russische Botschafter, mit dem sich der
Kaiser sehr lange und oft unterhielt und der
nach^ Beendigung des Diners schleunigst nach
Hause eilte, weil er in seinem eigenen Heim
Einladungen zu einem größeren Diner für
denselben Abend erlassen hatte und seine
Gäste zu 8 Uhr erwartete.
— Ueber Konfektionsbestellungen
ür den kaiserlichen Hof schreibt ein
Fachblatt: In den meisten Fällen gehen
die Bestellungen nicht von den Herrschaften
elbst aus, sondern die Oberhofmeisterin
wird mit der Besorgung der Gegenstände
beauftragt. Der Lieferant sendet alsdann
eine Auswahl der gewünschten Artikel, die
alsbald einer engeren Wahl unterzogen
werden. Bei dieser Wahl sind weder Ver
käufer noch Verkäuferinnen zugegen. Selbst
Bestellungen nach Maß werden nicht von
den betreffenden Verkäufern oder Verkäufe-
rinnen anprobiert; meistens wird nach
einer gut fitzenden Taille gearbeitet. Die
Kaiserin Augusta hatte eine Büste von sich
anfertigen lassen, nach der anprobiert
wurde. Wenn irgend etwas abzuändern
ist, so wird dies gewöhnlich durch eine
Kammerfrau besorgt. Die hohen Damen
wünschen ferner, daß die Lieferanten sie
darauf aufmerksam machen, wenn ein Mo-
dell schon àmal irgendwo anders hin
verkauft worden ist, denn sie sehen es nicht
gern, daß z. B. bei gröberen Gesellschaften
oder anderen Gelegenheiten Damen in den-
elben Mänteln oder Kleidern erscheinen
wie die Fürstinnen. Für kleine Abände
rungen und Veränderungen, auch für Her-
stellung von Kleidungsstücken für die könig
lichen Prinzen befindet sich im König!.
Schlosse eine eigene Werkstatt.
Berlin, 8. Jan. Der deutsche Reichs
tag hielt heute nach den Ferien seine erste
Sitzung ab.
50000 Mk. werden in jeder Skadtgegend
bezahlt. Große moderne Geschäftsräume,
deren Miethspreise 10-20000- Mk. be
tragen, sind in Berlin so gewöhnliche Er-
scheinungen, daß sie kaum erwähnt werden.
- Ein neues Projekt zur Besteuerung
von Spiritus. Herr v. Diest-Daber
veröffentlicht in der „Kreuz-Ztg." ein län-
geres „Eingesandt" über die Frage, in welcher
Werse die Mittel zur dauernden Regelung
des Finanzwesens des Reichs und der Kosten
der Militärvorlage beschafft werden können
Der Verfasser will die Tabakfabrikatsteuer
und die Weinsteuer fallen lassen und
empfiehlt eine anderweitige Besteuerung
des Rohsprits. Er habe im Laufe des
verflossenen Jahres mit Genehmigung des
preußischen Finanzministers einen Gesetz
entwurf ausgearbeitet und sei jetzt in der
Lage, mit Ermächtigung des Ministers die
Hauptgesichtspunkte dieses Entwurfs zu
veröffentlichen, wobei er bemerke, daß in
letzter Zeit bei einzelnen Punkten noch
Aenderungen eingetreten sein sollen, die
ihm nicht genau bekannt seien. Der in
Aussicht genommene Entwurf, der kein
vollständig ausgebildetes Monopol bedeute
ei derartig gedacht, daß:
,,a. Die Herstellung rohen und gereinigten
Branntweins der privaten Gewerbsthätigkeit
unter bestimmten Bedingungen überlasst bleibt
die Relchsverwaltung alljährlich den zu ^runk-
und sonstigen Zwecken des Verbrauchs für das
Inland herzustellenden Ņraniitwein seiner Atenae
nach dem Durchschnitt des Verbrauchs der
^^tbn drei Jahre am 1. Oktober festsetzt und
nach Matzgnbe der Kontingente, welche sie vor
Erlaß dieses Gesetzes gehabt haben, «ertheilt
Neu alle drei Jahre zu kontingentirende Brenne-
°ber auf ein Maximum von
80 000 Liter beschraä b. Das Reich den
Rohspiritus denjenigen Brennereien, welche
fakultativ unter Beihilfen Reinigungsanstalten
einrichten wollen, nach bestimmter Ordnung
zur Reinigung überläßt oder ihn urivateii
Reinigungsanstalten zur Lohnreinigung über-
giebt. c. Der gereinigte Branntwein k>er-
tellern von Trnikbranntwein und den Schänken
:§«_ einem festgesetzten Preise küuflich. über
listn wird, daß den Schankern jedoch der Ver
kaufspreis und der Reinheitsgrad vorgeschrieben
sind und daß jeder zum Ausschank Berechtigte
mter amtlicher Bescheinigung mid Kontrolle einen
brelScourant an erkennbarer Stelle anzubringeii
.hat, aus welchem diostPreise mit Angabe des
Maßes und Moholgehmtes hervorgehen: (Hier
über ist auch in denl Nahrungsmittelgefttz eine
Vorschrift aufzunehmen.) st. Die QualitAs- und
Korndrauntweine von der Reichsverwaltunq nicht
übernommen, vielmehrmit einer Verürauchsäbgabe
an der, Erzeugungsstelle belegt werden, welche
sen Aufschlag, der für jeden Liter reineuAlkohols
zu Tnnkzwecken berechnst wird, um 50 Pf über
steigt. e. Der Export des Superkontinqents-
Branntwems durch Ausftihrvergütuiigen erleich
tert wird. f. Der Ankauf des der Reinigung
nicht unterliegenden Branntweins zu gewerblicher
Zwecken durch Herabsetzung des Selbstkostenpreises
auf einen möglichst gàgen Betrag (ev. sogar
bis auf 20 Pf. pro Liter) erleichtert wird."
Der erste schwarze Unteroffizier
-Besteuerung des Tabaks m der Form einer
Fabrikatsteuer unter thunlichster Schonung
der billigsten Tabaksprodukte. Die Kam-
mer beschloß hierüber, sowie über die
Reichsweinsteuer, gegen die sie sich schort
früher ausgesprochen hat, eine Eingabe an
den Reichstag zu richten.
Leipzig, 8. Jan. Dr. Hans Blum
wendet sich im „Leipziger Tageblatt" gegen
die „Münchener Neneste Nachrichten".
„Fürst Bismarck", so heißt es in der
Zuschrift an das Blatt, „besitzt mein Werk
fast seit dem Tage des Erscheinens in der
letzten Novemberwoche und hat mir seinen
Dank für die ihm in dem Werke bethä
tigte „wohlwollende Gesinnung" in einem
eigenhändig unterschriebenen Briefe vom
9. December ausgesprochen. Das Urtheil
des Fürsten beruht auf eigener Prüfung
und kann durch Schmähsucht und Reklame
nicht beeinflußt werden." — „Der Fürst
ist nicht entfernt für irgend eines meiner
Worte auch nur als Mitarbeiter, geschweige
denn als „Stüter" verantwortlich." Im
Uebrigen glossirt Blum in der Hauptsache
den Stil der „Münchener Neuesten" und
wirst ihr die Behauptung wiffentlicher
Unwahrheiten vor.
Breslau, 9. Januar. Der konservative
Reichstagsabgeordnete Rothen (Wahlkreis
Ohlau-Nimptsch-Strehlen) erklärte den Mit
gliedern des Ohlvrier Arbeitervereins, er
werde gegen das Tabakstsuerg esetz
stimmen.
Bremen, 9. Jan. Nach einer zwischen
dem Norddeutschen Lloyd und den Hamburg-
Amerikanischen Packetfahrt - Slktien - Gesell
schaft getroffenen Uebereinkunft werden die
beiden Gesellschaften die zwischen New-Aork
und Genua-Neapel bestehenden Linien ge
meinschaftlich betreiben. Es wird be
absichtigt wöchentliche Schnelldampfer-Ex
peditionen zwischen New-Jork und den
benannten Häfen einzurichten,
In dem in der Nähe von Leer- gelegenen
großen gräflichen Forst Logabirrrm lebt in
einer felbstgebauten Wohnung ein wunder
licher Mann, der früher ein tüchtiger Kanz-
leigehülfe gewesen sein soll, wegen zu
großer Liebe zur Freiheit aber - das Leben
dem
in dem fernen Walde vorgezogen hat.
Sein Anzug ist hundertfältig gestückt; auf
dem mit langen, starken Haaren versehenen
Haupte trägt er die Mütze eines ausge
dienten Infanteristen, am Oberkörper die
Jacke eines „Reservemannes"' von den
Gardehnsaren, das Beinkleid ist das eines
Hamburger GroßkAufniannes, der ihn da
mit im Sommer;, gelegentlich! eines Be
suches im Walde; beschenkte. Dabei trägt „
der Mann, der durchaus nicht geistig geä Jahre alter Mensch, der sich Samuel
stört:, sondern ganz schlau ist, ein selbstver- Algowa nannte. Er erbat sich für einen
fertigtet Spielzeug, z. B. eine« geschnitzten ^Kunden des Geschäfts für -15 .Mk. Cigarren.!
ist der jugendliche Kameruner Paul Uamva Napoleon, singt- dazu „Schleswig-Holstein Da er auch ein Schreiben des Kunden vor-
der in Berlin beim Garde-FûsiUeĢninà meerumschlunger^ und bittet dann um-wies, wurden ihm die Cigarren «mstands
Rehria, 8. Jan. Die seit einigen Tagen
hier herrschende Kälte hat einen Unfall
herbeigeführt. Einem hiesigen Landbries.
träger sind ans seinem Bestellgange beide
Ohren erfroren, sodaß derselbe einst
weilen vollständig, dienstunfähig, ist.
Ratzeburg, 9. Jan. Am Schluß des
vergangenen Jahres wurde von drei gut
gestellten und ehrenwerthen Mitbürgern
unserer Stadt der Concurs angemeldet,
was um so bedauernswerther ist, da dieses
Unglück allein der schlechten Verwaltung >
)er hiesigen Vorschußkasse durch den y
rüheren Kassirer Stapelfeldt zuzuschreiben
ist. Die fünf alten Vorstandsmitglieder,
die in den verschiedenem Instanzen, zuletzt
vom Reichsgericht, zur Zahlung von
30 000 Mk. verurtheilt wurden, waren
nicht im Stande, diese Summe aufzubrin
gen;^ es blieb ihnen nichts weiter übrig,
als sich zahlungsunfähig zu erklären. Viel
Elend hat diese Angelegenheit schon über
unsere Mitbürger gebracht, und noch ist
kein Ende zu ersehen. Düs Defizit, das
Anfangs 176000 Mk. betrug, ist durch die
vielen Gerichtskosten und andere Verluste
noch bedeutend größer geworden.
Hamburg, &. Jan. Herr Friedrich
Lißmann, das hochgeschätzte Mitglied
unserer vereinigten Stadt-Theater, ist gestern
Abend 7 Uhu am Herzschlag plötzlich ge
worben. Ein Herr, in dessen- Armen der
Künstler verschied, schildert den traurigen
Vorfall folgendermaßen: Zur genannten
Zeit durch die Bundespassage gehend, be
merkte er vor dem Hause Nr. 1 einen im
Schnee mit dem Gesicht nach unten liegen
den Herrn. Dabei stehende Kinder sagten
aus, daß der Mann schon einige Zeit dort
liege, eine Frau wäre vorübergegangen,
hätte sich aber nicht um den Bewußtlosen
gekümmert. Mit Hülfe eines anderen
Passanten hob unser Augenzeuge den Ohn
mächtigen empou und Beide trugen ihn- in
den Flur des bezeichneten Hauses. Hier
athmete der Unbekannte noch einmal tief
auf und verschied dann. Aus Papieren,
die man bei der Leiche fand, erkannte man
in dem so jäh aurfdem Leben Geschiedenen
de» Opernsänger Friedrich Lißmann. Die
Leiche wurde in die Verbindungsbahn Nr. 10
belegene Lißmaun'sche Wohnung getragen,
wo sogleich Wiederbelebungsversuche, die
leider erfolglos blieben, angestellt wurden.
Der Schmerz der bedauernswerthen Gattin
des verschiedenen Künstlers ist unbeschreib
lich. Der Säuger ist 45 Jahre alt ge
worden.
Bei einem in Hamburg wohnende« Ci
garrenhändler erschien dieser Tage ein etwa
Uv. . * ö , \ 'r uu * -Quui-pu, ntpctvn
— Eine größere Anzahl hervorragender ^ ™ ®. crItu 6 ļ lni , àrde-Fûsilier-Regiment • "
j » . afô ®ratat)na«ftmtDin«w im™ etnra
minister, General Dahnson, hielt gestern
im hiesigen „Arbeiterverein" einen politischen
Vortrag, in welchem er sich auch über die
Neutralität Dänemarks aussprach.
Die moderate Linke hat nämlich erklärt,
sie wolle die provisorischen Ausgaben für
die Festungsanlagen anerkennen, wenn
Dänemark eine „garantirte Neutralität"
erhalten könnte. Eine solche Neutralität,
meinte nun der Kriegsminister, sei aus
egoistischen Gründen Belgien und der
Schweiz anfgezwungen worden, und die
Großmächte hätten diesen Ländern die
Verpflichtung auferlegt, immer neutral zu
bleiben und nie eine Allianz einzugehen.
Dies sei jedoch ein Eingriff in die nationale
Selbstständigkeit, und es sei nicht gut, daß
ein Land wie Dänemark für immer ver
hindert werde, eine Allianz zu schließen.
Er sei daher gegen eine solche „garantirte
Neutralität." Die Linkenblätter wollen
aus diesen Worten schließen, daß die Re-
gierung unter gewissen Umständen eine
Allianz mit Rußland eingehen würde.
Firmen des Handels und der Industrie
beabsichtigen, behufs Unterstützung der
Regierung in Angelegenheiten des rus
sisch-deutschen Handelsvertrages,
in allernächster Zeit öffentliche Versamm
lungen von Interessenten aus allen Ge
schäftszweigen einzuberufen, in denen- dem
Wunsche Ausdruck gegeben werden soll, sich
durch keinerlei Einwirkung von dem Ab
schluß jenes Vertrages, der für die deut
sche Industrie von höchster Wichtigkeit, ab-
abhalten zu lassen.
Berlin, 9. Jan. Die Textilindu
striellen, die bisher in der Mehrheit
schutzzöllnerisch gesinnt waren, planen eine
große Kundgebung zu Gunsten des russischen
Handelsvertrags.
Berlin, 9. Jan. Heute Abend betrat
ein Herr das Redaktionszimmer des „Ber
liner Tageblatt" und verlangte den
Namen des Verfassers des am Montag mit
Namensangabe erschienenen Llrtikels, worin
eine Anklage gegen den Maler Klinger in
Leipzig erhoben wurde, zu wissen. Als der
Redakteur die Sluskunft verweigerte, schlug
der Fragesteller hinterrücks auf ihn und
verwundete ihn, er demolirte darauf die
Beleuchtungskörper und versuchte zu ent
kommen. Als er später ergriffen wurde,
wurde seine Persönlichkeit polizeilich als die
des Malers Klinger in Leipzig festgestellt.
Stuf den Berliner Bankier Karl Levy,
der mit seiner Gattin in diesen Tagen nach
Nizza gereist ist, wurde, wie der „Voss.
Ztg." gemeldet wird, in Frankreich auf der
Eisenbahn zwischen der Grenze und Mau
beuge (Station der Nordbahn) ein Raub-
anfall verübt. Von drei in dem Wagen-
abtheil (erster Klasse) eingedrungeneil Män
nern wurde dem Ehepaar Geld und Schmuck
im Werthe von 15000 Mk. abgenommen
In Folge leichtsinnigen Hantirens mit
Feuerwerkskörpern verletzten sich am
Sonntag-Abend in Berlin 2 Knaben, von
denen einer auf dem Transport nach dem
Krankenhause verstarb.
In Berlin sind die Miethspreise für
Geschäftsräume neuerdings immer höher
geworden. So berechnet sich, wie der
Inland.
Berlin, 8. Jan. Der Kaiser brachte
am Montag von der Hasenjagd bei Backow
besonders bei der Tafel bei dem General
bekanntes großes Geschäft seine Geschäfts
räume auf 450000 Mk. jährliche Miethe
Ein anderes großes Geschäft hat 350 000 Mk
zu zahlen, ein großes Spezialgeschäft tzung
jährlich 200000 Mk. Geschäftsräume
deren Miethspreis 50 bis 120000 Mk
einen außerordentlichen Humor mit, der betragen, können über ein Dutzend ange-
als Dreijährig-Freiwilliger seine militärische ^ ntm • C ™ U ? S . f-lJ'
Ausbildung aenok unh m» Aa 8 e tm Walde- fuiben.
Ausbildung genoß und am vorgestrigen
Tage über Wilhelmshaven nach seiner Hei-
math zurückgereist. Zampa soll dort 'der
Kolonial-Schutztrnppe eingereiht werden.
Bei seinem Abschied vom Regiment wurde
ihm von seinen Kameraden eine größere
Abschieds-Festivität bereitet und ein pracht
volles Album mit den Photographien seiner
Stubengenossen überreicht.
Die Handelskammer HarmA hat über die
voraussichtlichen Wirkungen der Einführung
einer Stempelabgabe auf Quittungen und
Frachtpapiere in 40 zu den verschiedensten
Branchen gehörenden Betrieben ihres Be
zirks eine Erhebung veranstaltet, deren
Resultat sie in einer Tabelle übersichtlich
darlegt. Danach werden in diesen 40 Ge>
schäften jährlich Quittungen ausgestellt
über Beträge unter 20 Mark: 6-7,555,
über Beträge von 20—150 Mark: 71,866,
über Beträge von mehr als 150- Mark:
41,867, was einer Mehrbelastung durch
die Quittungssteuer von 11,373 Mark
jährlich entsprechen würde. Das
wären, da die 40 Geschäfte 1893/94 an
Gewerbesteuer 10,860 Mark bezahlen, nicht
weniger als 105 Prozent! Die Steuer
auf Frachtpapiere würde in diesen Ge>
schäften, selbst wenn man annimmt, daß
die Geschäfte nur zwei Drittel derselben
zu tragen hätten und ein Drittel abwälzen
könnten, 45 Prozent der Gewerbesteuer
betragen, die Mehrbelastung aus Quittungs
und Frachtbriefstempel zusammen also 150
Prozent der Gewerbesteuer. Wir meinen,
diese Zahlen genügen, um die Wirkung der
neuen Steuern für den Fall der Slnnahme
zu charakterisiren.
Schroda, 9. Nov. Die mehrerwähnte
Revolveraffaire wird demnächst ihr gericht
liches Nachspiel erfahren. Wie aus Posen
gemeldet wird, wird die Staatsanwaltschaft
gegen die Rittergutsbesitzer Karl Mikulski
Siekierki und Richard Gröger-Nagradowice
die, wie gemeldet, am 4. December durch
Revolverschüsse sich gegenseitig schwer der
letzt hatten, die Anklage aus K 223 des
Strafgesetzbuches (vorsätzliche gefährliche
„Materialist" Zerfährt, ein dortiges, sehr Körperverletzung) erheben' Nikulski, der
bedeutend schwerer als Gröger verletzt ist
befindet sich noch in ärztlicher Behandlung
Worms, 6. Jan. In der letzten Si-
beschloß die hiesige Handelskam
ebenso gegen die Frachtbriefsteuer auszu
Pfennig. So kann man ihn
alls los ausgehändigt,
herausgestellt hat,
Mit der Bes-ch äftigun g-der Arbeits» Opfer eines Schwindlers geworden, da der
l osen hat man in Mannheim nach d-sr
„Köln. Bolkztg-." eigenartige Erfahrungen
gemacht. Der Stadtrath hatte bei dem
Tiefbau Arbeitslose mit dem Anfahren
und Zerkleinern der Steine beschäftigt und
-hierzu sich der Vermittlung einer sozialde
mokratischen Centralisation der angemeldeten
Arbeiter bedient. Der für die Leistungen
nach Raummetern zu berechnende Ar be its-
verdienst sollte zu gleichen Theilen
an die Arbeiter zur Auszahlung
gelangen. Der Lohnsatz war in diesem
Winter höher bemessen, als er sonst üblich
ist. Nu» hat sich die merkwürdige. Erschei
nung gezeigt, daß innerhalb vier Wochen,
seitdem die Steinsckstäger-Arbeiten- vergeben
sind, die Zahl der arbeitenden Arbeitslosen
jeden Tag geringer und der Unmut unter
den bei der Arbeit verbleibenden immer
größer geworden ist. Von etwa 450 an
gemeldeten Arbeitslosen, für welche Be-
schäftigung vorhanden ist, haben sich zuletzt
nicht mehr vierzig zur Arbeit eingefurrderr.
Die Aufklärung wurde in einer am 4. d.
in Mannheim abgehaltenen Versammlung
gegeben. Das ganze genossenschaftliche
Arbeitssystem mit der Lohngleichheit wurde
in Grund und Boden verdammt. Die
Zahl der arbeitswilligen und fleißigen Ar-
beiter wird bei weitem von denjenigen
überholt, welche von jenen sich „durch-
schleifen" lassen wollen, ja, nach mitge
theilten Einzelheiten zu schließen, eine raf-
finirte Geschicklichkeit besitzen, durch Schein-
arbeit die Fleißigeren zu nöthigen, den
Lohn für die Faulen mitzuverdiencn, der
sich dadurch natürlich merklich schmälert.
Das Vertrauen in das Solidaritätsgefühl
der betheiligten Arbeiter — die übrigens aus-
nahmslos der sozialdemokratischen Partei
angehören wollen — hat so gründlich
Schiffbruch gelitten, daß die mit Entrü
stungs-Kundgebungen nicht sparsame Ver
sammlung beschloß, beim Stadtrath die
Bildung kleinerer Arbeitsgruppen nach
freier Wahl mit besonderer Entlohnung zu
beantragen.
Am 1. April 1891 beim Besuche des
Kaisers in Lübeck zeichneten sich der greise
Moltke und mehrere Herren des kaiserlichen
Gefolges im Schifferhause in
auslicgende Fremdenbuch
Empfänger- keinen Auftrag- zur Besorgung
der Cigarren erhalten hatte, er muß also
das Schreiben gefälscht haben. Er wird
als ein großer Mann von schlanker Figur
mit kleinem Schnurrbart geschildert. —
Durch denselben oder einen anderen
Schwindler wurde ein; Kleiderhändler in
Altona geschädigt. Bei diesem erschien ein
etiva 2.0- bis 25jähriger Mensch, der sich ļ
Tür einen Steward Burmcister ausgab. Er>
kaufte mehrere Kleidungsstücke und gab da- r
für einen auf die Vereinsbank lautenden
Check in Zahlung, der sich hinterher als;
gefälscht erwies und einem Checkbuch- ent-!
nommen ist, das einem Herrn Bergh- vor
Jahren hier abhanden gekommen war. Der
Steward wird gleichfalls als ein großer,!
schlank gewachsener Mann mit Sprossen
ernes dunkelblonden Schnurrbarts geschildert.
. . - . . „ « o UVW.WWVV««, ettt. -7-. —.
wer sich für die Börsensteuer, aber gegen man entdeckt, daß die denkwürdigen Blätter geführt:
:. die allgemeine Besteuerung von Quittungen '• ° ‘ " '' r '~ v "j ŗļ ~-
führt werden; Miethspreise von 20 bis sprechen. Die Kammer billigte eine höhere zu machen.
herausgelöst und gestohlen sind. Es seit Jahrhunderten hierorts bestehende!
jwird schwer halten, den Thäter ausfindig Usance die geschiedene Ehefrau stets de!
Wie
ist der
sich nunmehr
Händler das ’
Ist die geschiedene Ehefrau be
rechtigt, den Namen 'ihres früheren Ehe
mannes weiter zu führen? Diese Frage
ist jüngst von dem Hamburger Gericht in
folgender Sache entschieden worden. Ein
Mann (Sanitätsperson) erwirkte von
seiner Frau, der er Untreue nachwies, die
gerichtliche Scheidung vom Bande und
wurde in Folge ihres Vergehens auch die
Frau für den schuldigen Theil erklärt. —
Die geschiedene Frau führt nun nicht
allein den Namen des Mannes weiter,
sondern treibt auch dessen Gewerbe. Auf
ihrem Schild heißt es: Dr. X-, Frau X.,
geb. 'S.., verwittwete S., mit Angabe der
Beschäftigung. Um diese unleidliche
Concurrenz zu beseitigen, verklagte der
Ehemann seine frühere Frau bei dem
Landgericht und beantragte, daß dieses
der Beklagten verbiete, den Namen Dr. 3£.
weiter zu führen. -Das Landgericht so
wohl als auch das Oberlandsgericht Hai
den Kläger jedoch mit seinem Antragt
kostenpflichtig abgewiesen und somit del
geschiedenen Ehefrau, trotzdem sie in
Scheidungserkenntniß als der schuldigt
Theil erachtet wurde, das Recht einge
räumt, den Namen ihres ehemaliges
Mannes weiter zu führen, auch wnrd-
ihr dadurch gestattet, ihr Schild in seine«'
jetzigen Fassung zu belassen. I» den Er
das dort kenntnißgründen zu den Erkenntnissen de>
Jetzt hat beiden Gerichte wird unter anderem aus
Cotorisch sei es, daß nach be)
werd«
Deut
da d
fünfti
schied
emra
, Hl
stehei
ber >
oder
hohe,
verze
D
wie
wie
loui-
gehei
hang
den
Slrm
setzu-
und
Eta-
schaf
§
in s
laus
Kin
wei-
Alb
Dr.
Pre
mit
Er
bor-
18t
Ge>
unk
er
ber
lich
in
gin
der
der
er
na-
ari
Ja
Pr
Er
mi
gu
UN
NN
da
G.
de:
er
B-
zu
wc
be:
18
vo
er!
m
ihr
th
de:
fti
sei
Hk
Si
S,
soi
wi
ra!
Ai
en
ne
zel
vo
bei
ist
die
bei
gec
Iw
laf
sel
sie
mi
bei
ein
Dc
Vo:
De
nir
ha:
na
vei
Namen ihres Mannes weiter führe. Auö
ha:
Fe
der
Fe
Fe
Fü
De
es,
sch-
urs