Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

dem Lebensmüden in einem Kahne nach 
und es gelang ihm, in der Mitte des 
Kanals denselben aus den Wellen zu ziehen. 
In dem Rettungskahne wandte sich der 
nasse, doch gesunde Mann an seinen Lebens 
retter: „O, geben Sie mir doch 
einige Ohrfeigen, weil ich mich 
da, wo man so leicht gerettet werden kann, 
in's Wasser gestürzt habe!" Diesem eigent- 
thümlichen Wunsche hat Herr Bernhard 
selbstverständlich nicht willfahrt. Er brachte 
den Mann, der sein Nationale anzugeben 
sich weigerte, zur Rettungsanstalt, von wo 
aus derselbe in's Krankenhaus befördert 
wurde. 
Dänemark. 
Kopenhagen, 7. April. Prinz Jean 
von Orleans, ein Bruder der mit 
dem Prinzen Waldemar verheiratheten 
Prinzessin Marie von Orleans, soll in die 
dänische Armee eintreten. Derselbe hatte 
gewünscht, in die russische Armee aufge 
nommen zu werden, allein der Zar hatte 
sich dagegen erklärt, angeblich wegen der 
bekannten vom „Figaro" gebrachten Ent 
hüllungen. 
Inland. 
Berlin, 10. April. Der „N. A. Ztg." 
zufolge beabsichtigt das Reichsjustizamt, die 
drei fertiggestellten Theile des E n t w u r f e s 
des bürgerlichen Gesetzbuches, ent 
haltend den allgemeinen Theil, das Recht 
der Schuldverhältnisse und das Sachen 
recht, demnächst zu veröffentlichen. Das 
Familienrecht folgt im Herbst. 
— In parlamentarischen Kreisen wird 
erzählt, daß Herr von Kiderlen-Wäch 
ter zum preußischen Gesandten in Ham 
bürg ernannt worden ist. 
— Einem Gewährsmanne des „Stutt 
garter Beobachters" erklärte Herr von 
K i d e r l e n> W ä ch t e r bei seiner jüngsten 
Anwesenheit in Stuttgart, er werde keinerlei 
Schritte gegen den „Kladderadatsch" thun. 
Die Angriffe seien völlig unbegründet und 
die Verurtheilung des Blattes wäre gewiß. 
Aber es käme wie im Ahlwardt-Prozesse; 
bei der Sensationslust des Publikums wäre 
die ganze Verhandlung eine Reklame für 
den „Kladderadatsch." 
— Daß bei solchem Auftreten der Kon 
servativen, so schreibt die „Köln. Bvlksztg." 
angesichts des Antrags für das Getreide- 
monopol, das Bündniß zwischen Indu 
strie und Landwirthschaft nicht aufrecht zu 
erhalten ist, versteht sich von selbst. 
Landgericht zu verantworten. Er hatte sich 
vielfach als Korrespondent russischer Zeitun 
gen und tvegen seiner großen A e h n l i ch - 
k e i t mit dem verstorbenen Zar Alexander ll. 
als dessen illegitimen Sohn ausgegeben, 
verschiedenen Personen hatte er vorge- 
chwindelt, daß er infolge dieser verwandt- 
chaftlichen Beziehungen zum russischen Hofe 
eine namhafte Pension aus der Kabinets- 
kasse des Zaren erhalte. Der Angeklagte, 
der mehrere hiesige Geschäftsleute um zum 
Theil namhafte Summen beschwindelt hat, 
wurde zu einem Jahr und 6 Monaten 
Gefängniß verurtheilt. 
Durch eine glückliche -Operation in 
der Bonner Klinik wurde dem Stations 
vorsteher Utermann in Olpe (im Sauerland) 
ein französisches Geschoß aus der Seite 
entfernt. Dasselbe rührte von einer schweren 
Verwundung her aus der Schlacht von 
Gravelotte, in welcher der Genannte mit 
focht. Bei der damals sofort vorgenom 
menen Operation ist das Bleistück nicht ge 
funden worden und dann im Verlaufe der 
langen Zeit von mehr als 23 Jahren von 
der Schulter bis in die Seite ge 
sunken. Man wird sich leicht die Freude 
des Mannes vorstellen können, der endlich 
von dem verborgenen Verursacher großer 
Schmerzen befreit ist. 
München, 10. April. Das Auskunfts 
Bureau „Soll und Haben" wurde wegen 
Ertheilung einer (unrichtigen Information 
vom Oberlandesgericht zur Zahlung einer 
Entschädigung von 4000 Mk. verurtheilt. 
Daß Liebesbriefe oft in unrechte 
Hände gerathen, ist keine Seltenheit; daß 
ein solcher Brief sich in ein Brötchen ver 
irrt, dürfte noch nicht dagewesen sein 
Beim Kaffeetrinken fand die Tochter einer 
Beamtenfamilie zu Düsseldorf in einem 
Brötchen den zusammengefalteten Brie' 
einer liebeglühenden Jungfrau an ihren 
Geliebten — den Bäckergesellen 
Stuttgart, 9. April. Der „schwäbische 
Merkur" nnd nach ihm der „Staatsanz. 
für Württemberg" veröffentlichen eine Er 
klärung des Ministerpräsidenten Freiherrn 
i t t n a ch t gegen Artikel des „Stutt- 
der Angeklagte die Behauptung entgegen, eigentliche Vater dieser Bewegung, Buch- 
v 
garter Beobachter" und auswärtiger Blätter, 
worin ausdrücklich Verwahrung gegen die 
Verdächtigungen der genannten Blätter 
eingelegt wird, daß Freiherr v. Mittnacht 
in irgend einer Beziehung zu den bekannten 
Angriffen des „Kladderadatsch" gegen hohe 
Reichsbeamten stehe. Freiherr v. Mitt 
nacht erklärt eine derartige Behauptung 
für eine unwürdige Verleumdung 
Dortmund, 4. April. Konrad Telmann's 
Roman „Unter den Dolomiten" bildete 
— Nach Schluß der Kaisermanöver . . „ , 
. J, J (y nnr " jMtnsnp heute den Gegenstand erner Verhandlung 
sämmtliche TruMntheile äne Kavallerie)'vor der hiesigen Strafkammer. Nachdem 
in durchaus kriegsgemäßer Weise mit der der Ronmn zunächst in der „National- 
Eisenbahn in ihre Garnison befördert 
daß es durch die Praxis allgemein üblich 
geworden sei, die Schließung erst beim 
„Abschlagen" vorzunehmen, weil ja sonst 
bei etwaigen Verspätungen der Züge der 
Straßenverkehr zum Unmuth des Publi 
kums ganz erheblich gehemmt sei. Der 
Gerichtshof sprach in seinen Entscheidungs 
gründen aus, daß der Bahnwart sich ledig 
lich an die Dienstvorschrift zu halten und 
die Schließung zur fahrplanmäßigen Zeit 
vorzunehmen habe, ganz unbekümmert 
darum, ob dadurch der Straßenverkehr 
längere oder kürzere Zeit gehemmt wird. 
Neustadt a. d. Haardt, 9. April. Ge 
iern Abend kurz nach 9 Uhr wurden an 
verschiedenen Orten der Vorderpfalz 
ein mehrere Sekunden dauernder, mit 
dumpfem Rollen verbundener Erdstoß 
verspürt. Die erschreckten Einwohner ver 
ließen zum Theil die Häuser. 
Gießen, 7. April. Die 18jährige Tochter 
des Tapeten-Großhändlers Hochstätt er 
verbrannte sich heute Vormittag derartig, 
daß sie nach 2 Stunden starb Das Mäd 
chen hatte, um die Lockenscheere heiß zu 
machen, eine Spirituslampe benutzt, 
deren Inhalt sich brennend über ihre Klei 
der und Haare ergoß. 
Beim Kartenspiel geriethen in der 
Nacht zum Sonntag in der Wirthschaft 
zum Goldenen Löwen in Mannheim zwei 
Brüder, der 23 Jahre alte Gottfried und 
der 20 Jahre alte Georg Fritz aus Mai 
bach, Oberamt Hall, mit dem Sackträger 
Christian Gerich in Streit. Nach kurzem 
Wortwechsel zog Gottfried Fritz sein Ta 
schenmesser und schnitt dem ihm gegenüber 
sitzenden Gerich buchstäblich den Hals ab. 
Nach wenigen Minuten war der Unglück 
liche, der erst 37 Jahre alt war nnd eine 
9köpfige Familie zu ernähren hatte, ver 
blutet. Die Brüder Fritz sind verhaftet 
lvorden. 
Aus Stettin wird geschrieben: Am 5. d., 
Nachmittags gegen 4 Uhr, ist auf der Zoll 
abfertigungsstelle am Zentral-Güterüahn- 
hofe in Stettin ein höchst bedauerlicher 
Unglücksfall vorgekommen. Es war näm 
lich eine Katze unterm Dach des Schuppens 
in eine Balkenspalte gerathen, welche der 
Hauptsteueramts-Assistent Boß von hier 
mittelst einer Leiter zu befreien, unternahm. 
Indem er die Katze anfaßt, will diese ihm 
ins Gesicht kratzen, worauf er mit dem 
Kopfe zurückweicht und von der steil ge 
stellten Leiter rücklings auf den Boden etwa 
30 Fuß hoch hinunterstürzt. Er brach den 
Schädel und war nach 15 Minuten todt 
Voß war 27 Jahre alt und als vorzüg 
licher Turner, Reiter, Schwimmer und 
Segler bekannt. Er gehörte dem Jachtklub 
Händler Hübner, wegen verschiedener „Ver 
waltungsdifferenzen", die auch mit den 
Kassenverhältnissen in Verbindung stehen, 
abgesetzt werden müffen. Vorgestern nun 
hielt der antisemitische „Reform-Verein" in 
einer Versammlung „große Wäsche", |bie 
Ichließlich zu einem „Radau" ausartete. 
Die Vereinsmitglieder erklärten nach län 
gerer Debatte, daß der erste Vorsitzende, 
Jul. Wilcke, überhaupt kein Recht ge 
habt habe, die Versammlung einzuberufen, 
weil er schon vor einigen Wochen „ab 
gesetzt" worden sei. Alle Anwesenden ver 
ließen den Saal und ließen den Vorstand 
allein sitzen. 
Der „Hansa-Saal" in Hamburg ist mit 
sämmtlichem Inventar und den dazu ge 
hörigen Grundstücken am Steindamm und 
der Brennerstraße in den Besitz der „H eider 
Export-Bierbrauerei" von Paul W. 
Grell, käuflich übergegangen, Nach er 
folgter Uebernahme, die zum 1. Oki. d. I. 
in Aussicht genommen ist, sollen sämmtliche 
Lokalitäten neu dekorirt werden. Die 
Wiedereröffnung soll in der ersten Hälfte 
des Monats November stattfinden. 
Eine seltsame Spende zu seinem ersten 
Benefiz am Hamburger Stadttheater unter 
den ihm gereichten Blumengaben fand ein 
Sänger. In einem Karton wohlverpackt 
befand sich ein duftender — Käse, der ihm 
von unbekannter Seite verehrt worden 
tvar. Das Packet war von einem Dienst 
mädchen abgegeben worden, welches den 
Namen ihrer Herrschaft nicht genannt hatte. 
Zwei Burschen im Alter von 17 und 21 
Jahren richteten kürzlich an eine Dame in 
Hamburg einen Brief, in dem sie sich er 
boten, über den Lebenswandel des Gatten 
der Dame Aufschluß zu geben, wenn sie 
dafür 20 Mk. erhielten; das Geld solle 
„postlagernd Freihafen" hinterlegt werden. 
Das Schreiben wurde der Staatsanwalt 
schaft zugesandt, welche die Leute vor dem 
Postainte verhaften ließ. 
Die Untersuchung in Sachen der 
bereits gemeldeten Woll dieß stähle auf 
den hiesigen Quais nimmt größeren Um 
fang an. Es ist erwiesen, daß die Berau 
bungen schon seit dem vorigen Jahr aus 
geführt wurden. Auf dem Niederfelder 
Bahnhof Hierselbst haben die Thäter allein 
mehr als 10,000 Pfund Wolle geraubt. 
Ein Fabrikant und Händler, in Hammer 
brook wohnhaft, wird beschuldigt, die 
Wolle zu Spottpreisen an sich gekauft und 
zu hohen Preisen nach Berlin' und Sachsen 
verkauft zu haben. Eine größere Geld 
summe, die man bei dem Fabrikanten vor 
fand, wurde einstweilen zur Schadloshaltung 
der Gläubiger beschlagnahmt. In einer 
rn 
werden. Es soll sich hierbei um Versuche, 
die auf den Kriegsfall Anwendung finden 
können, handeln. 
Berlin, 10. April. Trotz dem bevor 
stehenden Schlüsse der Reichstagssession haben 
die Antisemiten, mit denen jetzt regelmäßig, 
wie auch früher, der nationalliberale Dr.Hahn 
unterzeichnet, noch Anträge eingebracht, von 
denen der eine die Veranstaltung von Aus- 
Verkäufen an die Genehmigung der Orts- 
Polizei binden und noch andere Cantelen 
aei denselben anbringen will. Ein anderer 
Antrag verlangt ein Reichsgesetz über Ge 
währleistung beim Viehvcrkauf. 
Der Lehrerin Ida Altmann, die als 
Nachfolgerin des Dr. Bruno Wille den 
Jugenduuterricht in der freireligiösen 
Gemeinde zu Berlin vorläufig überuom- 
men hatte, ist vom Provinzial-Schulkollegium 
ebenfalls jede weitere Unterrichtsertheilung 
mit Androhung von hundert Mark Geld- 
strafe oder zehn Tagen Haft untersagt wor- 
den. Frl. Altmann, so wird begründend 
angeführt, sei zwar staatlich geprüfte Lehrerin, 
besitze jedoch nur eine hinsichtlich der Zahl 
von Kindern beschränkte Lehrererlaubniß, 
während au Zöglingen der Gemeinde 50 
bis 60 vorhanden sind. Die Schule ist 
nun geschlossen worden, da die Gemeinde 
nicht Lust hat, an den Fiskus schon wieder 
eine derartige Summe zu zahlen, dem pgl. 
Altmann aber die Verbüßung einer Haft- 
strafe nicht zunmthen will. Außerdem ist 
Beschwerde erhoben worden. . 
Dresden, 4. April. Ein gefähr 
lich e r H o ch st a p l e r hat sich . gestern 
in der Person des vormaligen russischen 
Gardeoffizier s und angeblichen 
Schriftstellers Alexander Michaelowitsch 
von Feodorow-Ukrainzew vor dem hiesigen 
seine heftigen Schläge gegen die verschlossene 
Hailsthürc durch die Stille der Rächt, ein 
gar schauerliches Echo hervorrufend. 
Nicht lange brauchte er zu warten, als 
langsame schlürfende Tritte im Innern des 
Hauses hörbar wurden und die Thür von 
Innen geöffnet wurde. 
Ein griesgrämig aussehender Mann leuch 
tete Kurt von Rosenhagen entgegen und als 
er dessen Uniform erkannte, wollte er die 
Thür wieder zuschlagen, als ihm aber dieser 
mit kurzen Worten in französischer Sprache 
mitgetheilt, was sein Begehr und dabei auf 
Frcderik van Dalenbourg zeigte, änderte er 
sein Benehmen und winkte Kurt, ihm zu 
folgen. 
(Fortsetzung folgt.) 
Zeitung", dann auch in anderen größeren 
Zeitungen unbeanstandet abgedruckt worden 
war, veröffentlichte ihn auch die „Dort 
munder-Zeitung." Die hier erscheinende 
ultramontane „Tremonia" fand in dem 
Roman eine Beschimpfung der katholischen 
Kirche, schlug Lärm und mobilisirte die 
katholischen Vereine, die bei der Staats 
anwaltschaft die Bestrafung der Zeitung 
forderten. Die Staatsanwaltschaft verbielt 
sich ablehnend, die Oberstaatsanwaltschaft 
ordnete aber auf Beschwerde der Denun 
zianten die Erhebung der Anklage an. 
Es war Anklage gegen den Verfasser und 
den Redakteur der „Dortmunder Zeitung," 
Herrn Versen, erhoben, der Verfasser be 
findet sich in Italien und hat nicht geladen 
werden können. Der Staatsanwalt fand 
in dem inkriminirten Passus eine grobe 
Beschimpfung der katholischen Kirche und 
beantragte gegen Herrn Versen fünf Tage 
Gefängniß. Das Urtheil lautete auf zwei 
Tage Gefängniß. 
Aus Elbing wirb gemeldet, die von 456 
katholischen Familienvätern an den Unter- 
richtsminister gerichtete Eingabe, der hiesigen 
Simultauschule ihren früheren konfessionellen 
Charakter wieder zu geben, ist abschlägig 
beschiedcn worden. 
Konstanz, 4. April. Die hiesige Straf 
kammer verurtheilte heute einen Bahn 
wärter an der badischen Schwarzwald- 
bahn Namens Josef Kindle von Bil- 
lingen, der durch -Offenlassen einer Stra- 
ßenübergangs-Barriere den Zusammenstoß 
eines Eilzuges mit einem Fuhrwerk herbei 
führte, wobei ein lediger Dienstknecht ge- 
tödtet wurde, wegen fahrlässiger Tödtung 
und Gefährdung eines Eisenbahntransports 
zu 6 Monaten Gefängniß. Die Berhand- 
ung bietet auch für weitere Kreise In 
teresse, weil Theorie und Praxis im Bahn- 
bewachungsdienst sich dabei schroff gegen 
überstanden. Der Bahnwärter mar an 
jenem Unglückstag rechtzeitig auf seinem 
Posten; da aber das Läutesignal ausblieb, 
glaubte er an eine erhebliche Verspätung 
des Zuges, unterließ deßhalb die Schlie 
ßung der Barriere und machte eine kleine 
Besorgung in einer Entfernung von etwa 
50 Schritten von seinem Posten. Das 
Läutewerk funktionirte aber damals zufällig 
nicht. Sv kam es, daß beim Eintreffen 
des Zuges, der nur eine Verspätung von 
14 Minuten hatte, der Bahnwärter nicht 
zur Stelle war und die Barriere offen 
blieb. Dem Vorhalt, daß es Dienstvor 
schrift der bad. Bahnwärter ist, 3 Minuten 
vor der fahrplanmäßigen Ankunft jedes 
Zuges die Barriere zu schließen und sich 
' nicht auf das Läutewerk zu verlassen, setzte 
an und hat inehrfach in einer winzigen Volkskaffeehalle im Freihafengebiet wurden 
Jolle Fahrten weit in die Ostsee bis zur heute wiederum mehrere Personen verhaftet, 
Insel Rügen unternommen. 
Dömitz a. E., 10. April. Die hiesige 
Fabrik der Sprengst off werke Dr. Nahn- 
sen & Co. Kommandit - Gesellschaft wurde 
am Sonntag-Mittag von einem eigenthüm 
lichen Unfall heimgesucht. In dem im uu- 
gefährlichen Theil der Fabrik liegenden Ge 
bäude der sogenannten Dinitrirung, welche 
dazu dient, die von Sprengöl befreite Ab 
fallsäure wieder aufzuarbeiten, befand sich 
ein hochgelegener Sammelbehälter für diese 
Säure. In Folge vorübergehenden Undicht- 
werdens des Ablaufhahnes dieses Behälters 
strömte ein wenig von dem Inhalte zu 
Boden. Es gelang dem anwesenden Meister 
zivar, den Hahn wieder zu dichten, jedoch 
hatte die ausgeflossene Säure bereits Holz 
und andere organische Theile entzündet, 
wodurch in kurzem das Innere des Ge 
bäudes in Brand gerieth. Das allmählig 
lebhafter werdende Feuer erhitzte die Sal- 
peter-Schwefelsäure des Hochbehälters bald 
zum Sieden, sodaß man starke Dämpfe 
entweichen sah, und überhitzte schließlich 
das Gefäß derart, daß es mit heftigem 
Knall explodirte und das Gebäude selbst 
größtentheils zerstörte. Der in der Nähe 
befindliche Dr. Nahnsen erhielt durch ein 
umherfliegendes Stück eine leichte Quet 
schung, außerdem ivurde einem Arbeiter 
eine Hand etwas blutig gerissen. Infolge 
der über die ganze Fabrik vertheilten Hy 
dranten gelang es mit leichter Mühe, einem 
Umsichgreifen des Feners Einhalt zu thun, 
sodaß sich der Schaden auf das genannte 
Gebäude, das übrigens versichert ist, und 
die zertrümmerten benachbarten Fenster 
scheiben beschränkt. 
Hamburg, 9. April. Ein hiesiger Kauf 
mann, der sich mit der Versendung von 
Postpacketen zu 5 Kgr. nach dem Inland 
beschäftigt, hatte einer Frau in Karlsruhe 
ein Packet Kaffee offerirt mit dem Be 
merken aus der Postkarte, daß, wenn keine 
Abbestellung erfolge, würde er die Sendung 
übersenden. Die Adressatin kümmerte sich 
um die Postkarte nicht und lehnte später 
auch das Packet als nicht bestellt ab. Nun 
mehr schrieb der hiesige Kaufmann grobe 
Briese mit der Drohung gerichtlicher Maß 
nahmen, — kurz, die Frau denunzirte den 
Briefschreiber wegen Erpressung und das 
Gericht verurtheilte ihn zu 10 Tagen Ge 
fängniß. Auf die eingelegte Berufung hat 
das Reichsgericht die Strafe einfach be 
stätigt. Es mag dieser Fall zur War 
nung dienen! 
Die Antisemiten - Vereine haben 
mit ihren Vorständen wenig Glück. Wie 
wir bereits kürzlich mittheilten, hat der 
welche dringend verdächtig sind, an den 
Beraubungen sich betheiligt zu haben. 
In riner Badeanstalt Hamburgs fand 
man einen 60jährigen Rentier todt in der 
Badewanne. Er war einem Schlaganfall 
erlegen. 
Hamburg, 10. April. Der seewärts ge- 
gangene Dampfer „Ebro" hat in vergan 
gener Nacht mit dem englischen Dampfer 
„Virgo" kollidirt. Beide Schiffe wurden 
schwer geschädigt und geriethen auf Grund. 
Die Besatzungen sind gerettet. 
Pre-vinzislles. 
Da alles tagt, so haben vie Väter der 
der Herbergen zur Heimat auch getagt 
der Wahl desselben die vacante Stelle eines 
vierten Stadtraths besetzt wissen. 
Ein Arbeiter in Flensburg stieß beim 
Umgraben seines Gartens auf einen kleinen 
schwarzen Sarg. Er vermuthete ein Ver 
brechen, machte deswegen sofort Anzeige 
bei der Behörde. Die Untersuchung, die 
von dem Amtsvorsteher Struve-Adelbylund 
aus geschah, ergab bei der Oeffnung des 
Sarges als Inhalt desselben ein kleines — 
Meerschweinchen. 
Flensburg, 9. April. Der vorgestrige 
Ringkampf im Kolosseum zwischen dem 
hiesigen Arbeiter Friedrich Hansen und 
dem Ringer Antonio P i e r r i blieb un 
entschieden. Auch der am Sonntag statt 
gehabte Preisringkampf zwischen Pierri 
und Abs war unentschieden geblieben, der 
auf heute Abend angesetzte Entscheidungs 
kampf wird aber nicht stattfinden, da er, 
wie überhaupt das fernere Auftreten der 
beiden Ringkämpfer, polizeilich untersagt 
worden ist. So haben die Preisringkämpfe 
das gleiche Ende genommen, wie s. Zt. 
die bekannten Abs'schen Preisringen in 
Hamburg und Berlin. 
A. Husum, 10. April. Gestern Abend 
um 10 V 2 Uhr ertönten hier wieder Feuer 
signale. Es brannte ein in Osterhusum 
in der Nähe der Mühle belegenes Haus 
und dessen Nebengebäude, die von 3 Fa 
milien bewohnt waren. Auch diese beiden 
Häuser waren, ebenso wie die gestern und 
vor ca. 14 Tagen in Nordhusum abge 
brannten Gebäude, mit Stroh gedeckt und 
lagen gleichfalls an einem öffentlicheu Wege, 
waren also leicht zugängig. Der Gedanke 
läßt sich kaum mehr abweisen, daß hier 
ein Brandstifter seine unheimliche Thätigkeit 
entfaltet. Das Feuer hat in dem Neben 
hause seinen Anfang genommen und ver 
breitete sich von demselben schnell auf das 
Hauptgebäude, sodaß beim Eintreffen der 
Feuerwehren an ein Retten der Häuser 
nicht mehr zu denken war. Glücklicher 
weise wurde das Feuer von dem Harring- 
schen Gewese abgehalten; ein Brand des 
selben hätte einen bedeutenden Theil Oster 
husums in die größte Gefahr gebracht. 
Leider konnte nur wenig Hausgeräth ge 
borgen werden. 
Husum, 8. April. Der Geflügelzucht 
verein hat in seiner gestrigen Sitzung be 
schlossen, seine für diesen Sommer in Aus 
sicht genommene Geflügelausstellung 
Ende Juni stattfinden zu lassen. Der Ver 
ein ist dem Verband der Geflügelzuchtver 
eine für den Westen Schleswig-Holsteins 
beigetreten. 
Auf der Hallig Langencß liegt die west 
liche Werste, „Petcrswarf" genannt, ganz 
auf den Walten. Dieselbe ist seit der 
letzten Sturmflut in einem solchen Zustand, 
daß die drei Familien, welche sie bewohnen, 
sich entschlossen haben, eine andere Wohn 
stätte zu suchen. Zwei der Familien haben 
sich auf der benachbarten Werste angekauft 
Der dritte Besitzer hat schon vor Jahre» 
mit dem Bau einer neuen Werfte weiter 
östlich auf der Hallig begonnen, aber er 
mußte damals wieder die Arbeit einstellen, 
iveil ihm die Anlage zu kostspielig tvurde. 
Jetzt will die Regierung ihm zu Hilst 
kommen. Dieselbe hat ihm auf sein An 
suchen eine wesentliche Unterstützung (ma» 
spricht von 2000 .Mark) zugesichert. 
Es findet in St. Pauli augenblicklick: 
eine Ausstellung von Bernhardiner-Hundei' 
statt, zu welcher 74 Exemplare eingeliefert 
und zwar am 10. April in Ncumünstcr. sind. Es war auch von einem Herri 
Neumünster, 10. April. In dem unge 
fähr eine halbe Stunde von hier belegenen 
Dorfe Wittorf ist heute Vormittag das 
Gewese des Milchfuhrmanns Schlüter ein 
Raub der Flammen geworden. Die Eut- 
stehungsursache des Feuers ist noch nicht 
bekannt. Den Schaden hat die Landes 
brandkasse zu tragen. 
Das Trompeterkorps des Schleswigschen 
Feld-Artillerie-Regiments Nr. 9 in Itzehoe 
hat eine Neuheit in Trompeten erhalten, 
nämlich sogenannte thebanische Tromben. 
Diese neuen Instrumente sind ungefähr 
zwei Meter lang. 
Kiel, 10. April. Ueber die Ankunft 
des deutschen Kaisers in Fiume wurde 
einem hiesigen Blatte seiner Zeit gemeldet 
Der Kaiser trug österreichische Uniform 
er begrüßte und küßte die Kaiserin, 
hierauf das Erzherzogspaar, das Gefolge 
und die anwesenden Behörden. 
Hadcrslcben, 8. April. Eine seit län 
gerer Zeit zwischen dem hiesigen Magistrat 
und dem Deputirtenkollegium schwebende 
Streitsache, betreffend die Wahl eines 
neuen Beigeordneten, ist durch Verfügung 
des Regierungspräsidenten dahin entschieden 
Ivorden, daß die von deni Magistrate am 
15. November 1893 vorgenommene Wahl 
eines Beigeordneten wegen nicht vorschrifts 
mäßiger Besetzung der Wahlkommission 
für ungültig erklärt worden ist. Der 
Magistrat wird in Folge dessen beauftragt 
das Erforderliche zu einer anderweitigen 
Wahl zu veranlassen, und hat demgemäß 
die Wahl am 27. April d. I. festgesetzt, 
tvobei die drei Stadträthe Raben, Andresen 
und Dr. Martens der Bürgerschaft präsen 
tirt werden. Das Stadtverordneten-Colle 
gium war der Meinung gewesen, daß die 
Neuwahl eines Beigeordneten im Neben- 
amt nicht durch die Bürgerschaft, sondern 
durch die städtischen Collegien geschehen 
müsse; auch wollten die Deputaten voifl 
Lorenzen in Fricdrichstadt ein prachtvolle! 
Hund angemeldet, welcher jedoch der Alto- 
naer Eilgut-Expedition entfloh. Das Thiel 
ist mit 2000 Mk. versichert. 
Ah end -D ep es ch en. 
Berlin, 11. April. Tie Kaiser-" 
kehrt bereits am 2«. April vv» 
Abazzia nach Potsdam zurück. 
Litteratur. 
■ Das viel besprochene neue Werk Emil 
Zolas „Lourdes" wird am 15. April endli» 
im .Gil Blas" zu erscheinen beginnen. In ’• 
Abtheilungen, dre je einen Tag umfassen, ist dt 
gewaltige Stoff — nach Zolas eigenen Worten 
„die Redaction unseres tiu-äs-sièels gegen di 
Wissen schaft" — so gruppirt, daß er wie ei 
Drmna sich aufbaut und die Effecte von Kapib 
zu Kapitel sich steigern. Die Behandlung erinnck 
an „Zusammenbruch". Alle, die in Frankreif 
und Deutschland Gelegenheit hatten, Einblick if 
das Manuskript zu nehmen, rühmen die Kral 
und Schönheit der Sprache, die Farbe u» 
Plastik der Zeichnung, den packenden lebendige) 
Fortschritt der Handlung. _ Die deutsche Uebp 
setzung des Werkes erscheint bekanntlich gleick 
zeitig mit dem Original in der vortrefflichc 
Halbmonatsschrift „Aus fremden Zungen". (Ast 
natlich erscheinen 2 Hefte a 50 Pf., SiuttgcM 
Deutsche Verlagsanstalt.) 
Ueber 10 Millionen 
Pfund Kathreiners Kneip-Malzkafsec sind i< 
Jahre 1893 verkauft worden, ein sprechend/ 
Zeugniß für die wachsende Beliebtheit diest 
Marke. Verkaufsstellen überall. 
Billiger, 
wirk 
samer u. 
besser für 
die Toi 
lette als 
Doering’s Seife mit der Eule 
ist keine andere Seife der Welt Dabei ist 
sie auch die profitlichste für den Haushalt, 
weil sie sehr lange ausreicht. Preis 40 Pfg- 
Käuflich in Rendsburg bei F. Brümmek- 
I. M Barbcck und Georg Coķie Rachs
	        
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