Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

Nacht zum Mittwoch gegen 1000 Häuser 
durch Feuer zerstört worden sind. 
Als Kennzeichen der merkwürdigen i o> 
panischen Hofwürden entnimmt die 
„Köln. Ztg." einem Privatbrief aus Tokio 
von Ende Januar, daß der am 22. Januar 
auf sein Ansuchen in den Ruhestand ver- 
setzte Landwirthschastsminister Graf Shojiro 
Goto zur Würde eines Hofbeamten vom 
Zimmer der Moschuskatzen erhoben wor 
den ist. 
Oesterreich. 
Abbazia, 4. April. Der Kaiser Wil- 
helm und die Kaiserin Auguste Viktoria 
begaben sich gestern Mittag mit Gefolge 
aus der Jacht „Christabel" nach der Insel 
Cherso, um daselbst auf Geier zu jagen. 
Die älteren drei kaiserlichen Prinzen fuhren 
mittelst Lokaldampfers nach Fiume. Das 
Wetter ist prächtig. 
Aus Czcrnowitz geht der „V. Ztg." die 
Meldung zu, daß der ruthenische Redakteur 
Silvester Dasczievicz mit Zustimmung seiner 
Gattin erst diese, dann sein 8 Monate altes 
Kind und hieraus sich selbst erschoß. 
Aus Krakau meldet man dem „B. T. 
daß die am Montag stattgehabten Exzesse 
während der Kosciusko-Feier organisirt 
waren. 70 Tumultuanten wurden ver 
haftet. Man fand bei ihnen fremdes Geld, 
das sie von unbekannten Personen erhalten 
haben wollen. Die Behörden sind auf das 
Energischste vorgegangen. Die Truppen 
rückten bataillonsweise aus und verjagten 
die Exzedenten. — In Lemberg, wo die 
Feier erst heute stattfindet, besorgt man auch 
unliebsame Auftritte, weshalb das Fest 
komitee in seinem Aufruf zur Ordnung 
ermahnt. 
Krakau, 3. April. Ueber die an; Sonn 
abend stattgefundenen Exzesse ist noch zu 
melden: Der Pöbel warf aus Anlaß der 
Kosciuskofeier beleuchtete Fenster ein, 
ohne Unterschied von Christen oder Juden; 
wenn jedoch ein Jude auf der Straße sich 
blicken ließ, wurde er mit Faustschlägen 
traktirt. Auch vor den Kasernen rottete 
sich der Pöbel zusammen, bis er vom Mi 
litär vertrieben wurde. Die Häuser der 
Grafen Potocki, Branicki und Wodzicki 
wurden mit Steinen bombardirt, weil sie 
nicht beleuchtet waren. Am Sonntag-Mor 
gen boten die genannten Palais ein Bild 
der Verwüstung. Trotz der Verwarnung 
des Polizeidirektors rottete sich am Sonn 
tag abermals eine ungeheure Menge zu 
sammen, die dann von zwei Eskadron-n 
Ulanen endgültig zerstreut wurde. 
ÄustlüÄD. 
Petersburg, 4. April. In einem Com- 
muniqus des amtlichen „Regierungsboten" 
über die jüngste Zollpolitik Rußlands heißt 
es: Der Reichsrath habe den deutsch 
russischen Handelsvertrag als ein 
neues Unterpfand des europäischen 
Friedens anerkannt. Der Vertrag sei 
in politischer, gleicherweise wie in ökono 
mischer Hinsicht wichtig, da er die Entwick 
lung der vaterländischen Industrie nicht 
hemme und zweifellos dem Interesse des 
Ackerbaues, des wichtigsten Zweiges des 
russischen Volksfleißes, dienen werde. 
Msnkrrich. 
Ueber die Koniponistin Alice Pinard, 
die sich vor einigen Tagen in ihrer Woh 
nung in Neuilly durch Einathmung von 
Kohlengasen den Tod gegeben hat, erzählt 
der „Figaro" Folgendes: „Bor ungefähr 
10 Jahren lernte Fräulein Pinard Doges, 
eine Dame von besonderer Schönheit, die 
in stiller Zurückgezogenheit nur der Kunst 
lebte, einen ihrer Familie befreundeten Se- 
nator kennen. Dieser verliebte sich in sie 
und versprach ihr, da er verheirathet war, 
sich scheiden zu lassen und sie dann zu ehe 
lichen. Es vergingen etwa 4 Jahre, dann 
wurde der Senator auch wirklich geschieden, 
aber er heirathete — eine andere. .Gleich 
wohl setzte er das Liebesverhältniß mit 
Fräulein Pinard fort. Dies ging solange 
gut, als die junge Dame von den Schlichen 
ihres Geliebten nichts wußte. Jetzt jedoch, 
nach weiteren 3 Jahren, kam dessen Un 
treue durch einen Zufall zu ihrer Kenntniß. 
Um sich Gewißheit zu verschaffen, eilte sie 
sofort in die Wohnung des Senators. Sie 
wurde von dessen jetzigen Frau empfangen 
und abgewiesen Aber energisch wie sie 
war drang sie nun selbst nach dessen Ar- 
beitskabinet vor und stellte ihn zur Rede. 
Sie erklärte ihm, daß sie sterben werde 
und daß Ķsie sein Haus verfluche. Als 
dann kehrte sie nach Hause zurück, warf 
sich in ihr Hochzeitskleid und starb den 
Erstickungstod. 
Inland. 
Berlin, 4. April. Der Oberbürgermeister 
Zelle hat in Gemeinschaft mit dem Geh. 
Kommerzienrath Frentzel, dem Präsidenten 
des Aeltestenkollegiums der Berliner Kauf- 
Mannschaft, bei dem Reichskanzler Grafen 
Caprivi eine Audienz nachgesucht, um 
dessen Ansicht über eine in Berlin zu ver 
anstaltende Gewerbeausstellung zu erfahren. 
Berlin, 4. April. Der Reichstags- und 
Landtagsabgeordnete Fritzen, der vor eirti 
gen Monaten schwer erkrankt war, ist wie. 
derhergestellt und hat nur einen gewissen 
Grad von Nervosität noch zu überwinden. 
In Folge dessen muß er darauf verzichten, 
in der laufenden Tagung noch in den 
Reichstag und Landtag einzutreten. 
Berlin, 4. April. Eine Zuschrift des 
Redakteurs und Verlegers des „Kladdera 
datsch" an die „Naiional-Ztg." nennt den 
Inspekteur der Berliner Landwehrinspektion, 
Generalmajor von Spitz, als denjenigen, 
der angeblich auf Veranlassung des Aus 
wärtigen Amtes mit dem Verleger über 
die Angelegenheit der Angriffe gegen Be 
amte gesprochen habe. 
Berlin, 4. April. Die „N. A. Ztg." 
giebt eine von der „Nat.-Ztg." veröffent 
lichten Zuschriften des Redakteurs und des 
Verlegers des „Kladderadatsch" wieder 
und konstatirt/ daß danach die vom Ver- 
leger erwähnte Unterredung mit dem Ge 
neralmajor. Spitz lediglich im Interesse 
des Verlegers stattgefunden habe, daß er 
selbst darum gebeten habe, dem Redakteur 
Polstorff die Unterredung mitzutheilen, daß 
-onach die Mittheilung weder im Auf 
trage, noch auf Veranlassung des Aus 
wärtigen Amtes erfolgte; endlich, daß die 
Behauptung des „Kladderadatsch" von Un- 
gehörigkeiten im Auswärtigen Amte durch 
den Gewährsmann Polstorff's direkt wider 
legt werde. Die „N. A. Ztg." schließt: 
„Wollen die Herausgeber des „Kladdera 
datsch" noch beanspruchen, daß man ihnen 
bona licks glaube und sie lediglich als Be 
trogene ansehe, so werden sie mit dem Ma 
terial herausrücken müssen, wodurch sie sich 
verleiten ließen, ehrenwerthe und pflicht 
treue Beamte völlig grundlos zu verun 
glimpfen." 
Berlin, 4. April. Der Verleger des 
Kladderadatsch" verneint in einer Zu 
schrift an die „Nat.-Ztg.", daß in einer 
Unterredung mit Spitz die Aeußerung ge 
litz, als ob. cr die Wirkung seiner Worte 
auf dessen Zügen lesen wolle. 
* Dieser starrte wie geistesabwesend vor sich 
hin, während seine Finger auf die Tischplatte 
trommelten und doch war ihm keines von 
Steinbachs Worten entgangen. Im Geiste 
suchte er sich nach der Schilderung des 
Notars den Herrn van Dalenbourg zu ver 
gegenwärtigen und ob er in feinem Leben 
nicht bereits mit einem Mann dieses Namens 
zusammengetroffen. Er war sehr bekannt 
in der Residenz; sein Beruf hatte ihn auch 
dort bereits in die verschiedensten Kreise ge 
führt, außerdem besaß cr ein gutes Erinnerungs 
vermögen, sich Personen ins Gedächtniß 
zurückzurufen, mit denen er nur flüchtig ein 
mal zusammengetroffen. Aber trotz ange 
strengten Nachdenkens war es ihm unmöglich, 
sich dessen zu erinnern. 
(Fortsetzung folgt.) 
es seien ungehörige Dinge 
than wurde, 
vorgefallen. 
Berlin, 4. April. Der „Nat.-Ztg." zu 
folge ergab die Neueinführung der G e- 
bäudesteuer in Preußen einen Mehrer 
trag von 7'/ 2 Millionen Mark gegen die 
letzte Anmeldung. 
— Die Urtheile gegen die beim Spie 
lerprozeß in Hannover betheiligten Offi 
ziere sind nunmehr erfolgt. Wie die 
„Kreuz-Ztg." erfährt, sind 15 Offiziere 
verabschiedet worden. 
— Einen Drohartikel gegen Mi 
guel, den bisherigen Vertrauensmann der 
Agrarier, bringt die Korrespondenz des 
Bundes der Landwirthe. Miguel 
müsse sein Programm, in den nächsten 30 
Jahren in erster Linie die Interessen der 
Landwirthschaft zu berücksichtigen, durchzu 
führen sich bemühen. „In diesem Sinne 
hoffen !vir, den Herrn Staatsminister als 
Verbündeten begrüßen zu können. Sollten 
wir uns — was aber durchaus nicht 
anzunehmen — darin irren, so wäre 
es kaum nöthig, die.Konsequenzen zu zeich 
nen, welche sich für unsere Stellung zu 
dem Minister daraus ergeben würden." 
— Fahrräder sollen sämmtliche 
Infanterie- und Jäger-Bataillone der preu 
ßischen Armee in kürzester Zeit erhalten 
und die Anschaffungskosten dem Geldver 
pflegungskapital pro 1894—95 zur Last 
'allen. Für die Lieferung der Fahrräder, 
deren Anzahl noch nicht genau bestimmt 
ist, sind inländische Fabriken in Aussicht 
genommen. Erlernung der Fahrkunst er- 
'olgt durch bei der Militär-Turnanstalt 
ausgebildete Offiziere, welche bei jedem Re 
giment vorhanden sind. Die im Dienst 
unbrauchbar gewordenen Fahrräder werden 
an die Garnison-Verwaltungen abgeliefert 
und von denselben meistbietend versteigert. 
Ein Gyninasiast erschoß sich in 
Berlin am Dienstag-Abend in der Woh 
nung seiner Großmutter. 
Der antisemitische Reichstagsabgeordnete 
Leuß hat in Hannover wieder von sich 
reden machen. Wir berichteten vor einiger 
Zeit schon von einer Schlägerei zwischen 
ihm und dem früheren Anhänger Schnutz, 
die mit der Ehescheidung des letzteren zu 
sammenhing, und bei der Leuß arg mit 
genommen wurde. Ein ähnliches Rencontre 
hat sich dieser Tage wieder zwischen Beiden 
abgespielt. Schnutz bedrohte Leuß mit 
einem starken Stock, wogegen dieser zur 
Abwehr einen Revolver zog. Unter wüsten 
Schimpfereien passirten beide die Bahnhof 
straße, und sie wandten sich an einen 
Schutzmann mit dem Begehr, nach dem 
Polizeibureau abgeführt zu werden. Ihrem 
Wunsche ist stattgegeben, und unter Füh- 
rung des Schutzmanns unter Begleitung 
einer größeren Volksmenge begaben sich 
die genannten Herren nach der Brandstraße 
Dort sind sie nach Feststellung des That 
bestandes der eine nach dem andern ent 
lassen. Die getrennte Entlassung geschah 
wie man sagt, aus Sicherheitsgründen. 
— Ahlwardt kündigte in einer Ver 
sammlung am Dienstag die Herausgabe 
eines neuen Blattes, „Der Buntschuh" 
an, das er selbst redigiren wolle. 
Herr v. Die st-Daher erläßt in 
der „Kreuzztg." eine längere Erklärung, 
die interessante Schlaglichter auf den ver 
storbenen v. Bleichröder wirft. Die 
Erklärung wendet sich gegen die Entrüstungs 
äußerungen, welche in dem Prozeß gegen 
Plack und Genossen der Zeuge Schwabach, 
Schwager und Associe Bleichröder's, darüber 
kund gegeben hat, daß v. Diest-Daber, der 
in derselben Gerichtsverhandlung als Sach 
verständiger und Zeuge auftrat, seinen hoch 
verehrten Chef und Sozius, den verstor 
benen Bleichröder des Meineids beschuldigt 
habe. v. Diest-Daber stellt in der Er 
klärung die Behauptung auf, daß Bleich- 
rüder in dem gegen Diest-Daber 1877 
wegen Bismarck - Beleidigung geführten 
Prozeß in sechs speziell angeführten 
Punkten meineidig gewesen ist, 
eine Behauptung, die 'Diest-Daber schon 
1878 in einer Broschüre niedergelegt hat, 
ohne daß Bleichröder gegen ihn klagbar 
geworden wäre. Es handelt sich dabei 
um Aussagen Bleichröder's über die Art, 
wie er die Vermögensverwaltung des 
Fürsten Bismarck geführt hat, insbesondere 
um die von Bleichröder bestrittene That- 
iache, daß er für den Fürsten Central- 
Boden-Kredit-Aktien zu einem Kurs (108) 
gekauft hat, der an der Börse niemals 
existirt hat, da die Aktien für das Publi 
kum erst zu 128 zu haben waren. v. Diest 
Da der hat ein Schreiben eines Vertrauens 
mannes Bismarcks's, wonach „ohne Bis 
marck's Vorherwissen sein Bankier (v. Bleich 
rüder) im laufenden Konto zu 108 etwa 
nicht unbedeutend gekauft und später ver 
kauft hat." — Jene Broschüre v. Diest- 
Daber, betitelt „Drei Monate Gefängniß", 
in welcher Bleichröder des Meineids 
beschuldigt war, hat der Verfasser drei 
Monate nach ihrem Erscheinen an den 
damaligen Kronprinzen des Deutschen 
Reiches, dem er regelmäßig alle 3—4 
Monate Bericht zu erstatten hatte, mit 
folgenden Begleitworten gesandt: „Kaiser 
liche und Königliche Hoheit sehen, der 
großbritannische Generalkonsul hat ein dickes 
Fell. Ich habe ihm die im Buchhandel 
erschienene Schrift, welche ich auch Höchst- 
ihnen sandte und in welcher ich ihn in 6 
Punkten als meineidig erkläre, in sicherer 
Weise zustellen lassen. Die 
3. Juli in Hamburg stattfindet, wird der 
erste Bürgermeister von Hamburg nebst 
fünf Senatoren und dem Vorsitzenden der 
Bürgerschaft das Ehrenpräsidinm über 
nehmen. 
Einen Todessprung machte gestern 
Nachmittag ein auf der Schiffswerft von 
Blohm & Boß in Hamburg beschäftigter 
Schiffsbauer in der Absicht, den von dem 
Ponton am St. Pauli-Fischmarkt abfahren 
den Fährdampfer im Sprunge zu erreichen 
Er stürzte hierbei in die Elbe. Die bereits 
arbeitende Schraube hat vermuthlich den 
waghalsigen Springer getroffen, da er nicht 
wieder an die Oberfläche des Wassers kam. 
Die sofort angestellten Rettungsversuche 
blieben ohne Erfolg. Die Leiche konnte 
trotz alles Suchens nicht gefunden werden 
D. hatte sich am Sonntag verlobt und 
wollte sich in nächster Zeit verheirathen. 
Provinzielles. 
Einer kaum glaublichen Rohheit hat sich 
in Pinneberg ein Viehtreiber schuldig ge 
macht. Während eine Anzahl Knaben am 
Rande eines zwischen der Pinneberger 
Chaussee und der Langenfelderstraße be 
legenen Karpfenteiches spielte, stieß der 
Viehtreiber einen Knaben mit den Worten: 
Sieh zu, daß Du nicht ertrinkst!" köpf- 
über in den Teich und entfernte sich, als 
ob ihn die ganze Sache nichts angehe. 
Den Spielkameraden gelang es mit vieler 
Mühe, ihn zu retten. Die von dem Vor 
all verständigte Polizei hat den rohen 
Patron bereits ermittelt. Er sieht seiner 
Bestrafung wegen Körperverletzung mittelst 
einer das Leben gefährdenden Behandlung 
entgegen. 
Kiel, 4. April. Der Landwirthschafts 
minister v. Heyden lehnte die aus länd 
lichen Kreisen Schleswig-Holsteins erbetene 
Aufhebung des Verbots der Einfuhr dü 
Nischen Magerviehs ab, da die Gefahr vor 
liege, daß aus Dänemark die Seuche ein 
geschleppt werde. 
Flensburg, 2. April. Bei Gelegenheit 
der Vertheilung der Ehrenzeugnisse an die 
Schüler der hiesigen Fortbildungsschule, die 
vor einigen Tagen in den Räumen der 
Schule stattfand, richtete der Herr Geheim 
rath Oberbürgermeister Tos buh an die 
bei dieser Feier leider nur in geringer 
Zahl vertretenen Handwerksmeister Worte, 
die auch als für weitere Kreise von Werth 
und Interesse erscheinen und deßhalb hier 
wiederholt werden mögen. Der Vortragende 
sprach sein lebhaftes Bedauern darüber 
aus, daß man von Seiten des hier an 
sässigen Handwerkerstandes den idealen 
Bestrebungen der Fortbildungsschule leider 
in Anerkennung seiner Verdienste durch d 
Gemeindevertretung eine goldene Uhr im 
Werthe von 150 Mk., einen goldenen 
Federhalter mit Feder zu 17 Mk. und ein 
Barometer überreichen. Nachmittags wurde 
der Jubilar mit seiner Familie im fest 
lichen Zuge unter dem Vorantritt der 
Musik nach Staven's Gasthof geleitet, wo 
zunächst .ein Festessen, an welchem sich 180 
Personen betheiligten, stattfand. Während 
desselben feierte Herr Hofbesitzer Conn in 
herzlich gehaltener Ansprache die Verdienste 
des Jubilars um seine Gemeinde und Herr 
Kaufmann Röschmann-Nortorf überbrachte 
dem Jubilar die Glückwünsche der dortigen 
Fleckensvertretung. Der Jubilar dankte in 
bewegten Worten. Ein Ball vereinigte die 
zahlreichen Festtheilnehmer in freudigster 
Stimmung bis an den Morgen. 
•) Aukrug, 3. April. Sonntag wird 
Herr Pastor Lehfeldt-Jnnien durch den 
Kirchenpropsten Treplin-Hademarschen als 
Prediger des Pfarrbezirks Aukrug eingesetzt. 
Hierzu ist die ganze Gemeiude Nortorf 
eingeladen. 
>< Rendsburg, 5. April. Gestern wurde 
die Belastung der östlichen Eisenbahnbrücke 
ausgeführt und dieselbe ergab, daß die 
Brücke allen Anforderungen voll und ganz 
entspricht. Die angestellten Drehversuche 
haben ebenfalls ergeben, daß sie sich leicht 
und sicher bewegen läßt. Bon morgen ab 
wll der Bahnverkehr über die neue Brücke 
geführt werden. Mit dem Durchstich des 
alten Bahnkörpers ist seit einigen Tagen 
bereits ein Schwimmbagger beschäftigt. 
X Rendsburg, 4. April. Ein seltenes 
Fahrzeug passirte von Hamburg kommend 
gestern die hiesige Schleuse. Dasselbe war 
ein mit eineiu Petroleummotor versehener 
Segler, welcher lustig gegen den mittel 
starken Ostwind auffuhr, trotzdem man 
ioeder Rauch noch Dampf wahrnahm. Da 
die Petroleumniotore ganz ungemein billig 
arbeiten und die Kosten gegen diejenigen 
eines Schleppdampfers gar nicht in Be 
tracht kommen, ist die Annähme berechtigt, 
daß die noch verhältnißmäßig neue Ein 
richtung eine Zukunft hat. 
Vermischtes. 
— Kennzeichen des Gesundheitszustandes. 
Ob ein Mensch mehr oder minder mit 
Krankenstoff belastet ist, läßt sich nicht un 
schwer aus dessen getragener und wieder 
rein gewaschener Wüsche erkennen. Bei 
baumwollener und leinener Leib- und Bett 
wäsche wird selbe, wenn sie von einem 
Menschen mit Krankheitsanlagen und 
in die Tasche und giebt nach wie vor seine 
großen Gesellschaften, die von der s. g. 
höheren Aristokratie besucht werden." — 
Dieses Schreiben, so fährt v. Diest-Daber 
in seiner Erklärung fort, ist durchaus 
gnädig aufgenommen worden. 
Dortmund, 3. April. Bor etwa zwei 
i” ur à geringes Interesse entgegen bringe, schlechtem Blut stammt, nach der Wäsche, 
steckt er ruhig Es erscheine ihm als wenn man im Hand-'und möge sie noch so gut behandelt werden 
Jahren verschwand in dem benachbarten 
Huckarde ein junges Mädchen, dessen 
Leiche man später in dem Emscherflusse in 
einem Zustande der Verwesung fand, der 
es nicht gestattete, festzustellen, ob das 
Mädchen freiwillig den Tod gesucht habe, 
oder gelobtet worden sei. Jetzt hat der 
Buchbinder Karl Alvermann, getrieben 
durch Gewissensbisse, eingestanden, daß er 
das Mädchen erwürgt und die Leiche in 
das Wasser geworfen habe. Der Mörder 
ist in Haft genommen worden. 
Frankfurt a. M., 4. April. Bon den 
bei dem Brande im Britannia-Hotel ver 
letzten Personen sind vier sofort ihren Ver 
letzungen erlegen. Zwei Personen, die 
verbrannt sind, wurden erst nachher auf 
gefunden. Fünf Personen sind verwundet, 
davon zwei schwer. 
Leipzig, 4._ April. In dem alten Amts- 
Hofe Hierselbst brach in der vergangenen 
Nacht um 12'/., Uhr ein Feuer aus, 
das indessen von den städtischen Feuer 
wehren, die mit säninitlichen Dampfspritzen 
erschienen, localisirt wurde. Bei dem 
Brande, der durch das Lager von Roh 
produkten reichliche Nahrung fand, kam, 
wie der ^Gen.-Anz." meldet, ein Arbeiter 
in dem Feuer um. Der muthmaßliche 
B r a n d st i f t e r wurde verhaftet. Das 
Feuer war um 10 Uhr Vormittags noch 
nicht gelöscht. 
In Lindenberg erlaubte sich eine Frau 
das anmuthige Späßchen, einer über die 
dortigen Grenzen hinaus bekannten, mit 
gewaltigem Schnurrbart ausgestatteten Per 
sönlichkeit ein wenig von dieser Zierde ab 
zuschneiden. Der Bartbesitzer gerieth darob 
in Wuth und verlangte Schadenersatz. Vor 
das Gemeindeamt gerufen, einigte man sich 
mit einer Buße an die Armenkasse von 
10 Mk. und einer Entschädigung von 50 
Mark an den Bartbesitzer. Nach dem ab 
geschnittenen Stück berechnet, beträgt der 
Werth des ganzen Schnurrbartes 4800 Mk. 
Der in Stade verhaftete Franz Hirsch 
soll mit dem von Fehmarn aus wegen 
Verdachts des versuchten Raubmords auf 
den Hofbesitzer Wiepert in Gahlendorf ver 
folgten Fritz Hirsch identisch sein, wie dies 
durch das Zeugniß eines Arbeiters aus 
Kiel, bei dem Hirsch gewohnt hat, festge 
stellt ist. 
Bei demJournalisten- und Schrift 
stellertage, der vom 29. Juni bis zum' 
Werkerstande das Wohlergehen und 
Ansehen derselben einzig und allein 
der korporativen Bereinigung erwarte. So 
nützlich ihm auch Diese erscheine, so dürfe 
man doch nie vergessen, das; es in erster 
Linie geboten erscheine dafür einzutreten, 
der jetzigen Generation tüchtige Nachfolger 
zu erziehen und dies könne nur dadurch 
möglich gemacht werden, daß man den 
jungen, Praktisch thätigen Handwerkern 
tüchtige theoretische Schulung angedeihen 
ließe, um sie fähig zu machen, jeden an 
sie herantretenden Ansprüchen gerecht werden 
zu können. Borurtheilsfreie Freunde des 
Handwerkerstandes haben zu den verschie 
densten Zeiten darauf hingewiesen, daß das 
Ansehen des einzelnen Handwerkers wie 
seiner Korporation niemals durch engherzige 
Arbeit innerhalb der Innung gehoben 
werde und daß auch keine Erfolge für den 
Gewerbestand erhofft werden können, wenn 
nicht die Innungen den eingenommenen 
egoistischen Standpunkt verlassen und ihre 
Thätigkeit für die Ideale des Handwerker 
standes über die Grenzen der Korporation 
hinaus zu entwickeln suchen. Nur hier 
durch könne der weitere Niedergang im 
Handwerkerstande verhütet und wirkliche 
Erfolge für den Einzelnen ermöglicht wer 
den. Als ein Beispiel echt korporativer 
und dabei doch zeitgemäßer Gesinnung möge 
hier das Vorgehen der Tischler-Innung in 
Magdeburg angeführt werden, die in rich 
tiger Erkennung ihrer Aufgaben mit nicht 
geringen Kosten eine Fachschule für Tisch 
ler errichtet hat. und ihren Lehrlingen ge 
stattet, wöchentlich einmal vier Stunden 
den Tagesunterricht der Schule besuchen 
zu dürfen. Diese Schule ist _ in eigenen, 
von der Tischler-Innung gemietheten und 
sehr hübsch dekorirten und mit allem er 
forderlichen Inventar und Lehrmitteln 
ausgestatteten Räumen eingerichtet und 
wird von gegen 200 Tischlerlehrlingen 
regelmäßig besucht. 
Herr Sierth aus Gr.-Wittensee kaufte 
das Gewese des Landmannes Lorenz Paul- 
sen in Gr.-Soltbrücke mit sämmtlichem In- 
ventar für die Summe von 3300 Mark. 
Außer einer gut gelegenen Braunbier 
brauerei gehören 60 Heitscheffel Land zu 
der Stelle. 
Die Cismar'sche Spar- und Leihkasse 
hatte am Schluß des letzten Rechnungs 
jahres 1007108,82 Mark Aktiva und 
942 06643 Mark Passiva, also das eigene 
Vermögen betrug 65042,39 Mark. 
Langwcdcl, 3. April. Ein seltenes 
Fest wurde gestern in unserem Orte ge 
feiert: Das 25jährige Amtsjubiläum un 
seres Gemeindevorstehers Herrn Hufner 
Schröder. Die Gemeinde ließ dem Jubilar 
das ^ nie die Weiße erlangen, wie eine solche, 
von deren Träger reines Blut besitzt. Sie wird 
immer mehr gelb oder grau bleiben und 
jene Stellen, wo das Stück in enge Be 
rührung mit der Haut kommt, werden sich 
bei längerem Gebrauch, trotz jeder Wasch 
methode, stets durch einen starken Strich 
ins Gelbe kenntlich machen. Man kann 
nicht selten eine Wäscherin klagen hören, 
daß die Wäsche von der einen oder anderen 
Person schwerer zu reinigen sei, als die 
übrige; das ist stets ein Zeichen, daß der 
oder die Betreffende — und mögen sie 
noch so gesund scheinen — mit Kranken- 
floss stark belastet sind, der durch die Aus 
dünstung in die Wäsche gelangt. Rach Be-' 
obachtungen, die ich mehrfach anzustellen 
Gelegenheit hatte, zeigt z. B. die Wäsche 
von Leverleidenden ein Aussehen, als wäre 
sie mit Oel getränkt, und diese in die 
Wäsche gelangten Stoffe sind äußerst schwer 
zu entfernen. Auch bei der Wollwäsche, 
die ja viel leichter und einfacher zu reinigen 
ist, machen sich ebenso gut diese Kennzeichen 
über den Gesundheitszustand eines Men 
schen bemerkbar. Wollwäsche eines wirklich 
gesunden Menschen wird, bei richtiger Be 
handlung, sehr lange Zeit fast wie neu 
durch das Reinigen herzustellen sein; sie 
bleibt weich und elastisch. Im gegenthei- 
ligen Falle wird sie auch, im Falle es 
weiße ist, besonders an stark getragenen 
Stellen schnell gelb oder grau; ist sie an- 
dersfarbig, so iverden diese Stellen wie 
verschossen aussehen und in jedem Falle 
bekommen solche Gebrauchsstücke eine leichte 
Steifheit und neigen eher dazu, filzig zu 
werden. Wenn man dies bemerkt, so soll 
die Wäsche ja so oft als möglich gewechselt 
werden, was nicht blos zur Besserung des 
Körperzustandes, sondern zur Schonung und 
längern Erhaltung der Wollwäsche beiträgt, 
weil sie weniger von den austretenden 
Krankheitsstoffen durchsetzt toird und daher 
leichter unv vollkommener gereinigt werden 
kann. B. M. 
Abend-Depeschen, 
Berlin, 5 April. Der Reichskanz 
ler erklärte seine Zustimmung nur für 
eine Berliner Ausstellung, verweigerte 
aber seine Unterstützung zu einer 
deutschen Ausstellung. 
Paris, 5 April. Wiederum ist in 
einem Restaurant ein Bombenattentat 
verübt. Mehrere Personen sind, theil- 
weise schwer, verletzt
	        
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