hatte nämlich wiederholt bei der Stadt
Zahlung der Rückstände (ungefähr 500 000
Frcs.) verlangt, allein das Geld war nicht
aufzutreiben und als die Stadtverwaltung
in der vorigen Woche noch dazu eine Gegen
forderung von 600 000 Frcs. aufstellte,
erließ die Gasgefellschaft ein Ultimatum,
welches gestern ausgeführt wurde. Es
herrschte große Besorgniß, da es sehr dunkel
war, doch sind keine Unordnungen vorge-
kommen und ddrch Vermittelung des äJfi-
nisters des Innern kam um halb acht Uhr
eine Verständigung zu Stande, worauf die
Lampen wieder angezündet wurden.
Inland.
— Die allgemeine politische Lage
zeigt, wie auch die „Kreuzztg." zugeben
muß, eine Abnahme der internatio
nalen Spannung. Die „Kreuzztg."
sucht die Ursache hierfür nicht in der han
delspolitischen Annäherung Rußlands an
den Dreibund, sondern in der Verstimmung
des Zaren über die Aufdringlichkeit der
französischen Politik, wie sie zumal nach
den Kopenhagener Enthüllungen hervortrat
und an die wahrhaft erschreckende Zunahme
des anarchistischen Treiben auf französischem
Boden. Den inneren russischen Verhält
nissen aber ist die andere Erwägung ent
nommen, daß die russische Landwirthschaft,
wenn ihr nicht ein großes Absatzgebiet
unter günstigeren Bedingungen als bisher
gewonnen wurde, vor dem Zusammenbruch
stand. Frankreich konnte und wollte diesen
Markt nicht bieten, so blieb eben nur
Deutschland.
— Der Silberkommission ist, wie
die „Nat.-Ztg." erklärt, von (ihrem Mit-
gliede, dem badischen Notenbankdirektor,
Herrn Neustadt, ein Vorschlag zur Auf
stellung eines Vertrages zur Errichtung
einer internationalen Doppelwäh
rung zugegangen. Dieser war für die
letzte Brüsseler Konferenz bestimmt, seine
Ausfertigung fiel jedoch, wie eine Anmer
kung besagt, mit der Vertagung der Kon
ferenz zusammen. Die Quintessenz dieses
Vorschlagsvertrages kommt auf folgendes
hinaus: Die kontrahirenden Staaten be
schließen eine internationale Doppelwährung
auf der Basis von 1 zu 15'/ 2 auf die
Dauer von 10 Jahren. Sie verpflichten
sich, die beiden Münzmengen stets in glei
cher Stärke zur Ausprägung bringen zu
lassen. Die freie Ausprägung für Privat
rechnung wird verboten. Ein Gesetz schreibt
ferner für jeden Staat vor, wie viel Silber
münzen pro Kopf ausgeprägt werden
dürfen. Silberkourantmünzen sollen als
vollgültiges Zahlungsmittel innerhalb der
Staaten gelten, aber außerhalb der Staaten
zur Annahme nicht verpflichten. Eine ge
meinschaftliche Centralbuchführung und
Statistik soll in zwei Abtheilungen in einer
europäischen und einer überseeischen Haupt
stadt, errichtet werden und die sämmtliche
Ausprägung der Silbermünzen in allen
Vertragsstaaten durch genaue Buchführung
kontroliren. Die Vertragsstaaten beschließen,
die in ihren respektiven Landesgebieten lie
genden Silberbergwerke auf gemeinschaft
liche Rechnung zu kaufen und zu verwalten,
oder, wenn dies nicht angeht, ein Silber
monopol mit einer auf gemeinschaftliche
Rechnung zu führenden Staatsregie einzu
richten. Der Preis für das auszuprägende
Silber wird wöchentlich oder monatlich in
einer Kommission festgesetzt und telegraphisch
allen Vertragsstaaten niitgetheilt. Der
Gewinn an der Ausprägung von Silber
münzen wird unter die Staaten nach dem
Maßstabe ihrer Ausprägung vertheilt, der
Reingewinn an dem Silberverkauf zu an
deren Zwecken nach der Bevölkerungszahl
sämmtlicher Staaten. Ein Schluß-Para
graph schreibt vor, daß bei Nichterneuerung
des. Vertrags nach 10 Jahren jeder Staat
binnen Jahresfrist seine in einem anderen
Staate zirkulirenden Silbermünzen gegen
Gold einzulösen habe.
— Für die freie Advokatur tritt
mit Entschiedenheit die „Nationalztg." ein.
Die Verfügung des Justizministers kehre
sich nicht nur gegen die Freizügigkeit, ion-
dern gegen die Freiheit der Anwaltschaft
Die Festsetzung einer bestinimten Zahl von
Anwälten für die Zulassung würde that-
sächlich, abgesehen von kleinen Amtsgerich
ten, auf die Ernennung der Rechtsanwälte
wieder hinauskommen. Die Freiheit der
Advokatur bestand vor den Reichsjustizge
setzen schon in einem großen Theil des
übrigen Deutschlands, ohne daß damals
außerhalb der preußischen Provinzen das
Verlangen nach jener altprenßischen Ein
richtung sich geregt hätte. Die frühere
preußische Einrichtung war unzweifelhaft
besser für den Glücklichen, dem es gelang,
eine der nirgends zahlreichen Anwaltstellen
zu erhalten, namentlich in einer größeren
Stadt; das war die sichere Gewährleistung
eines hohen Einkommens bei angesehener
Stellung und nicht allzu viel Arbeit, von
der ein Theil auf Assessoren übertragen
werden konnte — welche letztere jetzt selbst
Anwälte werden können und daher ihrer
seits die jetzige Einrichtung vorziehen. Für
das Publikum hatte die damalige Gestal
tung des Anwaltswesens keineswegs vor
der jetzigen ausschließlich Vorzüge.
— Gegen die freie Advokatur er
eifert sich die „Köln. Ztg.", obgleich in
der Rheinprovinz die freie Advokatur nach
kurzer Einschränkung Menschenalter hin
durch bestanden hat und noch vor dem Er
laß der Reichsjustizgesetze wiederhergestellt
worden ist. Das rheinische Blatt ergeht
sich dabei nur in allgemeinen Redensarten.
Thatsächlich führt es nur an, daß sich an
Oberlandesgerichten die jüngsten Anwälte
ohne jede frühere Praxis und Erfahrung
niederlassen. — Es fragt sich aber doch,
ob solche Anwälte auch Praxis bekommen.
Niemand ist ja gezwungen, seine Sache vor
dem Oberlandesgericht „unreifen Männern"
zu übertragen. Die Rechtsanwälte der
ersten Instanz pflegen ihren Klienten auch
durchaus nicht solche Kollegen an den Ober
landesgerichten zu empfehlen. Den Beweis
der „Unreife" findet die „Köln. Ztg."
darin, daß „manche Anwälte sich nicht
scheuen, sich offen als Anhänger der S o-
zialdemokratie zu bekennen." Es
gibt auch unter den Aerzten Sozialdemo
kraten. Deßhalb aber hat noch niemand
solche Aerzte als technisch „unreif" be
zeichnet.
— Auf die Margarinesteuer will
der Bundder Landwirthe das Schwer
gewicht seiner Agitation legen. Wie die
steht man ^ die Andeutungen der Offiziösen des Civilgerichts festgestellt. In der Ent
recht, so wird an eine Vertagung des Reichs
tags bis zum Herbst gedacht, die sich ja
zur Noth mit einer zarten Rücksichtnahme
auf die zwar eben erst von der Ostererho
lung zurückgekehrten, auch sonst meist nur
recht sporadisch in Berlin gesehenen,
thesi aber doch bereits überangestrengten
Herren Parlamentarier begründen liege
Man hätte dann erreicht, daß der ganze
Plan der verbündeten Regierungen in der
nächsten Session noch intakt dastünde, daß
eine erste Lesung desselben nicht mehr statt
finden, sondern sofort die kommissarische
Berathung beginnen würde, und vor Allem,
daß diejenige Partei, auf welche es haupt
sächlich ankommt, das Centrum, sich noch
nicht durch ein negatives Votum die Hände
gebunden hätte. Der Plan hat zweifellos
viel für sich, nur schade, daß man die
Rechnung ohne Herrn Richter und das
Centrum gemacht hat. Der Erstere will,
schon im Interesse der durch die Steuer
Projekte betroffenen Gewerbszweige, von
einer Hinausschiebung der Entscheidung
absolut nichts wissen, und auch die Cen
trumspresse verlangt die ausdrückliche Zurück
ziehung oder die ausdrückliche Ablehnung
der Regierungsvorlagen. Nun ist guter
Rath theuer."
— Die Verse, mit welchen die „Getreuen
von Jever" diesmal ihre Kiebitzeier-Sen-
dung an den Fürsten Bismarck begleitet
haben, haben folgenden Wortlaut: „Wenn
Kiewiet knmmt, makt wi uns prat (bereit),
— To Vörjahrssaat, — Un bidd't um'n
moi (schönes) Jahr. — Wenn Kiewiet
röppt, denkt wi an Di, — Und dankt wi
Di — Vör waning moi Jahr. — Wenn
Kiewiet leggt, dann griep wie to — Un
grad'leert un wünscht darto — Di mannig
moi Jahr.
— Nach den neuesten statistischen Be
rechnungen über die Kosten des Unterrichts
in Preußen verursacht jedes Kind in den
preußischen Volksschulen einen öffentlichen
Kostenaufwand von 29,74 M; jeder Schü
ler in den höheren Lehranstalten einen
solchen von 113 Ji und jeder Student
an den preußischen Universitäten einen Zu
schuß von 625 Mk. jährlich.
— Der Landrath des Friedeberger
Kreises, v. Barnstedt, der durch sein
Eintreten für die Wahl A hl Wardts seiner
Zeit sich bekannt gemacht hat, theilt in
einem Kreisblatt mit, daß ihm der erbetene
Abschied aus dem Staatsdienst zum 1. April
bewilligt worden ist.
Wegen des Nordlichts in der Nacht
zum Sonnabend ist in Neisse die Land
damit nicht ein Unschuldiger büßt, was ein
anderer verbrochen oder ein Verbrechen un-
gcsühnt bleibt. Noch che mein Fuß das
Schloß betreten und ich nur aus Ihren
Mittheilungen wußte, um was es sich han
delte, war ich bereits fest entschlossen, meine
ganze Kraft daran zu setzen, den Schleier
zu lüften. . Wenn in: ersten Augenblick sich
auch alles so verworren zeigte, so haben
mir meine eigenen Untersuchungen doch ge
zeigt, welche Richtung ich bei meinen weiteren
Nachforschungen einzuschlagen habe."
„Wie, sollten Sic bereits wissen, wo der
Thäter zu finden ist?" fragte der Notar
erstaunt.
„Nein, Herr Steinbach, ich wollte mit
meinen Worten nur andeuten, daß Freiherr
von Rodcnstein meuchlerisch ermordet worden
und vielleicht einem wohlüberlegten Plan zum
Opfer gefallen ist. Ein Kriminalist darf
sich eben nicht durch andere Personen beein
flussen lassen, sondern muß sich selbst über
zeugen und nachforschen. Oesters kommt
ihm hierbei auch der Zufall zu Hülfe und
wie manche dunkle That, wo man geglaubt,
den Urheber nie entdecken zu können, ist da
durch schon aufgeklärt worden. Es wird
wohl selten ein Verbrechen begangen, wo
nicht eine, wenn auch noch so geringe Spur
zurückbleibt."
(Fortsetzung folgt.)
„Voss. Ztg." mittheilt, hat der Vorstand (spritze alarmirt worden, sie rückte aber
des Bundes der Landwirthe die Wahlkreis-'nicht über das Weichbild der Stadt hinaus,
und Bezirksvorsitzenden aufgefordert, dafür, weil der rothe Schein am Himmel darauf
Sorge zu tragen, daß möglichst noch in
dieser Woche von den Landwirthen und
Molkereien Eingaben an die Wirthschaft-
Vereinigung des Reichstags gerichtet werden,
die ein energisches Eintreten für die vom
Bunde eingebrachten Abänderungsvor
schläge zum Margarinegesetz verlangen. Es
sei sonst zu befürchten, daß der Entwurf
bereits als Torso aus der Wirtschaftlichen
Vereinigung hervorgeht und so verstümmelt
an den Reichstag gelangt, daß schließlich
ein brauchbares Gesetz nicht herauskommt.
— Herr Polstorsf, der Redakteur des
„Kladderadatsch", wird nunmehr offiziös in
der „Nordd. Allg. Ztg." aufgefordert, die
Person zu nennen, die ihm als angeblicher
Beauftragter des Auswärtigen Amts die
Mittheilung gemacht habe, daß im Aus
wärtigen Amr ungehörige Dinge geschehen
seien.
— In den „Berl. 9J. Nachr." erklärt
Graf Henckel-Donnersmarck, daß er
den Angriffen des „Kladderadatsch" direkt
wie indirekt völlig fernstehe und daß ihm
auch die Personen, von denen diese her
rühren, unbekannt seien.
— Zu den S teuerst ro jekten wird
der „Münch. Allg. Ztg." aus Berlin ge
schrieben: Im Spätherbst des vorigen
Jahres beherrschte der Reformplän des
Herrn Miguel durchaus die Situation;
es schien, als sollte das kühne und um
fassende Werk mit aller Macht in Angriff
genommen werden. Der routinirten Taktik
des Herrn Eugen Richter gelang es
aber, die parlamentarische Behandlung des
Plans auf den Kopf zu stellen und sie von
vornherein in einer unerhörten Weise zu
verzetteln. Dann kamen die Handelsver
träge dazwischen. Jetzt, da der ersehnte
Augenblick zur Erörterung des Tabak-
Fabrikatsteuergesetzes und des finanziellen
Verhältnisses zwischen dem Reich und den
Einzelstaaten gekommen sei, seien die offi
ziösen Stimmen, welche, da für ein Zw
standekommen der Finanzreform noch in der
gegenwärtigen Session doch keine Aussicht
mehr sei, das Signal zu einem raschen
Abbruch der parlamentarischen Arbeiten
gegeben. Niemand habe Lust, sich die Nieder
lage auf das Konto schreiben zu lassen.
Und wenn Keiner sich einer Niederlage
aussetzen will, so ist es allerdings das
Gescheidteste, man läßt es gar nicht erst
zum Kampfe kommen. Die Frage ist nur,
wie man sich mit Anstand aus der Affaire
ziehen zu können gedenkt. Daß die ver
bündeten Regierungen ihren Reformplan
und das Hauptmittel zur Verwirklichung
desselben, die Tabakfabrikatsteuer, nicht ein
fach zurückziehen können, ist klar. Ver
schließen ließ, daß die eventuelle Feuers
brunst weiter als eine Bannmeile von der
Stadt entfernt wüthen müsse. Am Sonn
abend-Bormittag angestellte Nachforschungen
ergaben, daß im weitesten Umkreise von
Neisse bis nach Falkenberg und Friedland
hin ein Feuer nicht gewesen ist, daß man
aber überall ebendenselben intensiv rothen
Schein bemerkt hatte.
Wegen Unterschlagung amtlicher
Gelder im Betrage von 7500 Mk. ist der
Kassenrendant B. in Alt-Landsberg
verhaftet worden. Er hat vor einer außer
ordentlichen Revision der Kämmereikasse
selbst die Schuld gestanden. Wie sich bisher
ermitteln ließ, hat B. jedesmal, wenn eine
Kassenprüfung bevorstand, das Manko da
durch verdeckt, daß er sich das fehlende
Geld von guten Freunden lieh und später
wieder zurückgab. Dieses Manöver war
ihm diesmal unmöglich geworden. Der
Verlust der Stadt ist glücklicherweise nicht
groß, da B. 4500 Mk. Kaution gestellt hat,
so daß vielleicht nur 3000 Mk. ungedeckt
bleiben.
Naumburg a. S-, 1. April. Auf Re
quisition der Staatsanwaltschaft wurde am
Freitag Justiz rath Sickel in Weißen
fels verhaftet und in das hiesige Ge-
richisgefängniß eingeliefert. Der Grund
der Verhaftung ist noch nicht bekannt ge-
worden. Sickel wohnte früher in Lützen.
Krefeld, 2. April. Die Zeugnisse
zum Schluffe des Schuljahres bringen
nianchem braven Schüler das äußere Zeichen
verdienter Anerkennung, sie tragen aber
auch in recht zahlreiche Familien Verdruß,
Beunruhigung und Trauer. Ein Primaner
des hiesigen Realgymnasiums nahm sich den
ungünstigen Ausfall seines Zeugnisses der
art zu Herzen, daß er sich bald nach dessen
Empfang erschoß. Ein Schüler aus einem
benachbarten Orte, der eine hiesige höhere
Schule besucht, wollte sich wegen seiner
schlechten Censur in den Rhein stürzen,
kehrte auch nicht nach Hause zurück und
versetzte seine Eltern in die höchste Unruhe.
Eine bemerkenswerthe Entscheidung gegen
die Militärverwaltung hat das Ober-
Landesgericht in Braunschweig kürzlich ge
fällt. Die Bewohner der in den letzten
Jahren in der Nähe der dortigen Jnfan-
teriekaserne entstandenen neuen Straßen
werden durch das Schießen auf dem Ka
sernenhofe sehr stark belästigt, auch hat sich
einmal ein Geschoß von dort verirrt. Auf
einen von den Anwohnern gegen den Mi
litärfiskus angestrengten Prozeß erklärte
sich die Civilkammer des Landgerichts für
inkompetent. Auf Berufung hat das Ober
landesgericht Braunschweig die Kompetenz
scheidung des Gerichtshofes heißt es u. A.:
„Die Militärverwaltung nimmt keine Son
derstellung ein, auch sie hat bei ihrer Amts
thätigkeit vor Verletzung von Privatrechten
sich zu hüten "
Harzbnrg, 2. April. Es verdient wohl
vermerkt zu werden, daß zu dem hiesigen
Bürgermeifterposten, für den sich bekannt
lich nicht weniger als 46 Bewerber ge
funden, auch An ehrsamer Schuhmacher
meister sich gemeldet hatte, der zu seiner
Empfehlung angab, daß er vom 6. bis
14. Jahre die Dorfschule besucht und sich
sehr viel mit kommunalen und politischen
Angelegenheiten beschäftigt habe.
Leipzig, 2. April. Hier fand dieser
Tage eine sozialdemokratische Versammlung
statt, die sich der „Leipz. Ztg." zufolge mit
der Frage einer eigenen Parteidruckerei be
schäftigte; es sollen zu diesem Zweck alle
in Leipzig verfügbaren Parteigelder und
ein Darlehen aus der Partei-Hauptkasse
im Betrage von 30000 Jl verwendet wer
den. Ein endgültiger Beschluß kam nicht
zu stände. Der anwesende Bevollmächtigte
des Parteivorstandes sprach sich gegen den
den Plan aus.
Metz, 1. April. Im Wäldchen von
Frescaty wurde vorgestern ein Duell
zwischen einem Unterärzte und einem ein
jährigen Apotheker ausgefochten. Der Unter
arzt trug dabei einen schweren Hieb über
den Unterarm davon. Veranlassung zu
diesem Duell war ein Wirthshausdisput,
der dadurch hervorgerufen wurde, daß ein
mit dem Apotheker Karten spielender Ein
jähriger den Unterarzt bei seinem Eintritt
in das Lokal nicht bemerkt und nicht ge
grüßt hatte und dieserhalb von dem Me
diziner zur Rede gestellt wurde.
Hamburg, 3. April. Der bürgerschaft-
liche Ausschuß zur Prüfung des Staats-
defizits von 7 >/2 Millionen Mark beantragt
eine progressive Erhöhung der Einkommen
steuer von 20 bis 80 pCt., die Ablehnung
der mißliebigen Firmensteuer und eine ver
änderte Erbschaftssteuer.
BrovinrielleÄ.
— Wie den „Hamb. Nachr." mitgetheilt
wird, sollen bedeutende Aenderungen auf
dem Gebiete der schleswig-holsteinischen
Schulverwaltung für die nächste Zeit
bevorstehen. Es soll nämlich in der Ab-
icht der obersten Schulbehörde liegen, (in
ämmtlichen Städten, Flecken und größeren
Ortschaften, wo ein mehrgliederiges Schul
system herrscht, die althergebrachte Lokal
schulinspektion der Geistlichkeit vollends
aufzuheben und dafür eine Fachaufsicht
einzuführen. In jeder Stadt resp. in je-
dem Orte wird mindestens einem dazu
qualifizirten Lehrer, in der Regel dem er
sten Lehrer, die Lokalschulinspetkion über
tragen. Wo mehrere, mindestens fünf-
klassige Schulen existiren, wird für jede
Schule, soweit thunlich, ein Lokalschulin
spektor angestellt, und zwar soll dies, wie
schon erwähnt, der Leiter der Schule sein,
vorausgesetzt, daß er sich hierfür eignet.
Derselbe erhält dann den Titel Rektor
oder Hauptlehrer, muß jedoch erst seine
Qualifikation nachweisen, was durch Ab
legung des hierfür erforderlichen Examens
(Mittelschullehrer- und Rektoratsprüfung)
geschieht. Nur ausnahmsweise, und zwar
bei alten und sehr tüchtigen Lehrern, kann
von der Ablegung der erwähnten Prüfun
gen abgesehen werden. In der Regel wird
der Qualifikationsnachweis verlangt, wie
die diesjährige Mittelschullehrerprüfung und
das Rektoratsexamen bewiesen. Es mußten
sich nämlich recht alte Herren beiden Prü
fungsarten unterziehen. Andererseits wer-
den in Zukunft nicht mehr, wie dies bisher
üblich war,. ganz junge, verhältnißmäßig
noch ungeschulte, d. h. dem Posten eines
Schulleiters nicht völlig gewachsene, Lehrer
zum Rektoratsexamen zugelassen.
Ein Nordseefischer brachte letzter Tage
einen Haifisch nach Altona, welcher 15 Fuß
lang war und 15 Centner wog.
Der Schulamtskandidat Dr. Köppen
ist dem Realprogymnasium in Sonöerbnrg
als wissenschaftlicher Hülfslehrer überwiesen.
Die Anstalt ist demnach mit 8 Lehrkräften
versehen bei einer Frequenz von etwa 40
bis 50 Schülern.
Ein Lehrermangel, wie er früher vor
handen war, ist gegenwärtig nicht zu be
klagen. Wie in Eckernförde, so haben auch
die meisten öer in Tondern examinirten
Seminaristen keine Stelle erhalten, sondern
müssen sich erst eine solche suchen.
Herr Apotheker Mvubach in Fricdrichstadt
sandte dem Fürsten Bismarck zum Geburts-
tage einige Flaschen seines bekannten Ma
genbittern.
Schleswig, 3. April. Gestern Nacht hat
ein Infanterist, der vor Schloß Gottorf
auf Posten war, sich im Burggraben er-
tränkt. Gestern Morgen wurde die Leiche
gefunden. Die Ursache des Selbstmordes
wird, da eine andere nicht vorhanden ist,
in Liebeskummer gesucht.
Mit gestern hat die „Neumünstersche
Zeitung" ihr Erscheinen eingestellt. Die
selbe erschien seit einigen Jahren täglich.
Itzehoe, 2. April. Die hiesige Wasser
kunst-Aktiengesellschaft zahlt für das ver
flossene Geschäftsjahr eine Dividende von
8'/3 pCt. (gegen 9 pCt. im Vorjahre),
nachdem reichliche Abschreibungen stattge- wahren,
funden haben. 1 T*
Die Kirche des Kirchspiels Leck erweist
sich als zu klein, indem an mehreren Sonn-
und Festtagen die Sitzplätze nicht aus
reichten.
Dem Amtsgerichtsrath von Colditz zu
Bargteheide im Kreise Stormarn ist der
Rothe Adler-Orden dritter Klasse mit der
Schleife verliehen worden.
D Luhnstedt, 3. April. Heute Morgen
wurde unsere freiwillige Feuer alarmirt;
es brannte nämlich ein Schornstein im Ge
wese des Gastwirths Behrens. Die Flam
men schlugen hoch aus dem Schornstein
empor und Feuerfunken fielen in Massen
auf das trockene Dach, welches schon zu
brennen begann. Sicherlich wären Haus
und Scheune ein Raub der Flammen ge<
worden, wenn nicht durch das energische
Eingreifen unserer Feuerwehr das Feuer
in seinem Heerd erstickt worden wäre. Auch
die Stafstedter Feuerwehr erschien noch;
dieselbe konnte ihre Thätigkeit aber nicht
erst entfalten, da das Feuer bereits ge
löscht war.
X) Rendsburg, 4. April. Ein Akt der
Rohheit, wie wir ihn wohl noch nicht zu
vor erlebt haben, wurde in der letzten
Nacht auf dem Altstädter Kirchhof verübt.
Eine ganze Reihe von Grabsteinen ist um
geworfen, Platten, welche die Inschrift
tragen, sind zertrümmert, Kreuze abge
schlagen usw. Auch in den naheliegenden
Gärten ist mehrfach grober Unfug verübt
worden. Wahrscheinlich wird die Schand
that in der Zeit von 12 bis 1 Uhr aus-
geführt worden sein, da zu dieser Zeit in
mehreren in der Nähe liegenden Häusern
die Hunde außerordentlich unruhig waren.
Hoffentlich wird es gelingen, der frechen
Thäter noch habhaft zu werden, vielleicht
durch Aussetzung einer namhaften Belohnung.
Die Waldschnepfe.
Die Waldschnepfe hat für den Jäger
von den in Deutschland heimath-berechtigten
Schnepfenarten das höchste Interesse. Als
Wildpret vortrefflich, hat der Vogel einen
hohen Werth; seine Jagd bietet sehr viel
des Spannenden in ihren verschiedenen
Arten und wird vom deutschen Waidmann
gern gepflegt. Die Schnepfe ist ein Zug
vogel und kommt um die Mitte des Mo
nats März zu uns, die Zeit ihres Auf-
enthalts währt etwa vier Wochen. Ihr
Lieblingsaufenthalt ist der Wald, ihre Nah
rung besteht aus Würmern, welche sie zu
meist auf den an Holzrändern sich hinziehen
den Wiesen aufsucht, um dann sofort in
das Dunkel der Bäume zurückzuflüchten.
Ihr Wesen ist ein scheues, dieses und die
Abgeschiedenheit ihres gewöhnlichen Auf
enthaltsorts schützen sie vor Nachstellungen.
Von den Jagdarten auf die Schnepfe
seien hier nur die interessantesten erwähnt,
Zuerst sucht man sie mit einem sicheren, mit
einer Klingel versehenen Hunde und es
empfiehlt sich, daß zwei Jäger sich gegen
seitig helfen. Während der eine vorsichtig,
sobald der Hund steht, hinter diesen tritt,
umgeht der andere in weitem Bogen die
Stelle, wo der Vogel zu vermuthen ist.
Die Schnepfe wird gezwungen, in die Höhe
zu steigen und kann leicht geschossen werden,
während sie, am Boden hinstreichend, ein
sehr schwieriges Zielobjekt sein würde.
Neben der Suche mit dem Hunde benutzt
man die Gewohnheit der Schnepfe, am
Morgen und Abend feuchte Sumpflöcher
zum Zwecke des Nahrungssammelns aufzu
suchen, um ihrer habhaft zu werden. Zuerst
hoch über den Wipfeln der Bäume kreisend,
läßt sie sich plötzlich pfeilschnell mit pfeifen
dem Flügelschlag nieder, bleibt dann län
gere Zeit still stehen, den langen Schnabel
auf die Brust gesenkt und mit hervor
tretenden Augen scharf um sich schauend,
ob ihr keine Gefahr droht. Dann erst be
ginnt sie das Suchen nach Würmern und
scheint nun jede Scheu verloren zu haben.
Die beliebteste Jagdart ist der Anstand,
gelegentlich des Schnepfenzuges, der eigent
licken Paarungszeit im Frühjahr, am
Morgen und Abend. Letztere Tageszeit
wird der längeren Dauer des Zuges wegen
mit besonderer Vorliebe gewählt. Das
Tageslicht ist erloschen und mit ihm sind
die rothen und goldigen Säume der Wol
kenschäfchen im Westen verblichen. Das
Himmelsgewölbe ist in lichtes Blau ge
taucht. Aufhorchend steht der Jäger. Da
plötzlich sieht er sie langsam am Waldes
rande dahinziehen. Bald geht es in wil
dem Flug pfeilschnell an ihm vorüber.
Der Jäger hat nickt vermocht, zu schießen,
weil die Umrisse der Vögel beim heftigen
Fluge zur Erde im Schatten derselben ver
schwanden. Aber sie sind da und ein
trauriges Ende setzt der Mensch ihrer
Liebesfahrt, zufrieden allein, wenn er eine
möglichst ansehnliche Zahl von ihnen nach
Hause bringen kann.
Briefkasten der Redaktion.
X. A. Der Osterhase ist ein Ueberbleibsel der
heidnischen Ostergebräuche; der Hase mar ein der
Göttin Ostara geheiligtes Th'.er)
8t. 55. Wenn man Eier mit Vaseline ein
reibt, so halten sie sich sehr lange. Man muß
sie aber an einem kühlen, trockenen Ort aufbe-
3SB&.