Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

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werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das 
Blatt „Mode u. Heim" gratis beigegeben. 
3000 Abonnenten. 
Aellrstes und gelegenstes Klatt im 
Kreise Rendsburg. 
Anzeigen für die Tagesnummer werden dis 12 Uhr Mittags erdeten 
á 87ster Jahrgang. 
Mittwoch, den 4. Aprit' 
Unsere MthMkN W-MiMutkn 
ersuchen wir, falls sie das Wochen 
blatt bei ihrer Postanstalt rechtzeitig 
bestellt haben und dasselbe nicht 
prompt erhalten, sofort bei der Post 
zn reklamiren. An der Expedition 
liegt die Schuld etwaiger Verzögerung 
der Lieferung nicht. 
Die Expedition 
des Rendsburger Wochenblattes. 
Namens Laidlow verletzt wurde. Dieser 
klagte nun auf Entschädigung gegen Russel 
daher annehmen, daß seine Differenzen mit 
der Handelsgesellschaft und der Ottoman- 
bank den Anstoß zur Krisis gegeben haben. 
Die Krisis ist mit überraschender Schnellig 
keit gelöst worden, indem an Stelle Si- 
mitsch' der bisherige Minister Nikolajewitsch 
das Präsidium in dem neuen Kabinet über 
nommen hat. 
Spanien. 
Santander, 31. März. Die Stadt bot 
gestern, zur Zeit als das Wrack des 
Dynamitschiffes „Cabo Machichaco" ge 
sprengt wurde, einen seltsamen Anblick 
dar. Die eigentliche Stadt lag todt und 
stille da, da alle Bewohner ausgezogen 
waren. Tausende lagerten in den Vor 
städten, wo die Behörden für Nahrung 
und Unterkunft in Zelten gesorgt hatten. 
In der Stadt verkehrte keine Trambahn 
und kein Fuhrwerk; alle Läden und Werk 
stätten waren geschloffen. In der Nach 
barschaft des Hafens war von 8 Uhr früh 
an polizeilich geräumt; alles Feuer und 
Licht niußte gelöscht, alles Brennmaterial 
fortgeschafft werden. Auf 750 Meter vom 
Ort, wo das Wrack lag, durfte Niemand 
sich nahen. Auch Zollhaus, Spital, Ge 
fängniß und andere öffentliche Bauten 
wurden vollständig geräumt; die Gefangenen 
wurden unter Bewachung in das Stier- 
: mittags 3 Uhr wurde das glückliche Ge- 
- lingen des Werks der ängstlich harrenden 
Bevölkerung mit Glockengeläute verkündet, 
worauf Alles in guter Ordnung in die 
Stadt zurückkehrte und sich gegenseitig zur 
glücklichen Beendigung der Gefahr be 
glückwünschte. 
Frankreich. 
Paris, 30. März. Beim Kondukteur 
der Omnibuslinie Batignolles-Clichh-Odeon 
fand gestern, auf der Endstation in der 
Avenue ve Clichy angelangt, in seinem 
Wagen eine kleine Ledertasche, die mit 
Banknoten von 100 000 und 100 Francs 
angefüllt war. Die Gesammtsumme betrug 
105 000 Francs. Da der vergeßliche 
Besitzer nicht eruirt werden konnte, wurde 
das Geld nach dem Bureau der Gesellschaft 
geschickt. 
Oesterreich. 
Die Gattin des Schahs von Persien,. 
Sultanin Amineh Aydes, ist vor drei Jahren 
am Staar erblindet und mußte sich in 
Wien einer Operation unterziehen, welche 
Prof. Fuchs vornahm. Jetzt wird gemel 
det, der zweite Sohn des Schah, Prinz. 
Zil El-Sultan, sei am Staar erblindet und 
Prof. Galaznowski in Paris sei telegra 
phisch an das persische Hoflager berufen. 
Der Schah habe ihm ein Honorar von 
180 000 Frcs. zugesagt. 
Krakau, 3. April. Bei den Ausschrei 
tungen während der Kosciuskofeier wurden 
22 Personen verhaftet. Der gestrige Tag 
verlief vollkommen ruhig. 
Krakau, 3. April. Gestern durchzogen 
starke Militärpatrouillen die Straßen. Die 
Schanklokale wurden um 6 Uhr Abends 
geschlossen. Die. Ruhe ist bisher nicht 
wieder gestört worden. 
Lemberg, 3. April. Die „Amtsztg." 
drückt über die Krakauer Straßenexceffe 
während der Kosciusko-Feier ihr Bedauern 
und ihre Entrüstung aus; durch die Skan- 
dale des Pöbels, der die Fensterscheiben 
der Häuser von Civil- und Militärpersonen 
und des Festkomitees einschlug, sei die Feier 
entweiht worden. Das polizeilich requirirte 
Militär stellte zwar die Ruhe wieder her, 
doch hatten die Ausschreitungen allgemein 
einen schmerzlichen Eindruck hervorgerufen. 
Griechenland. 
Athen, 1. April. Die griechische Haupt 
stadt befand sich gestern Abend zwei 
Stunden lang i n v o l l st ä n d i g e r 
Dunkelheit, weil die französische Ge 
sellschaft, welche Athen mit Gas versorgt, 
ihren Dienst einstellte. Die Gesellschaft 
Mailand, 4. April. Der hier wohn 
hafte Notar Buttasava hat sich heute in 
seinem Bureau erschossen. Er sollte heute 
Morgen-Depeschen. 
Berlin, 4. April. Wie das „Berl. 
Tagebl." meldet, wird für dieses Jahr ein 
längerer Besuch des Kaiserpaares in Schles- 
Der Kaiser werde 
wig-Holstein erwartet, 
mit seiner Gemahlin der Einweihung des 
beiwohnen. Vom 
Schleswiger Domes 
4. bis 7. September dürfte der Kaiser an 
läßlich der Korpsmanöver Aufenthalt in 
Königsberg nehmen. 
Danzig, 4. April. Bei Heisternest sind 
zwei aus Caynowa gekommene Fischerei- 
boote bei der Lachsfischerei gekentert. Die 
Insassen des einen Bootes konnten gerettet 
werden, während die des anderen ertranken. 
Bis jetzt wurde erst eine Leiche aufge 
funden. 
Barmen, 4. April. Unter überaus zahl 
reicher und herzlicher Betheiligung beging 
heute der Dichter Emil Rittershaus seinen 
60. Geburtstag. Nach Hunderten zählende 
Telegramme und Briefe sind eingetroffen. 
Von Nah und Fern haben sich Freunde 
und Verehrer des Jubilars hier eingefun 
den, der in rüstiger Frische und seine ganze 
frohe Laune entfaltend die lange Reihe der 
Die Stadt Barmen 
sind zwei Offiziere in den an die Reitschule 
anstoßenden Häusern erschienen, um zu kon- 
statiren, ob mau von ihren Fenstern die 
Vorgänge im Hofe thatsächlich übersehen 
könne, und gleichzeitig un, den Bewohnern 
derselben strengstens anzuempfehlen, vor 
dem Gerichte nicht die Unwahrheit zu be 
richten. Deputirter Zaben, welcher eine 
Deputirten empfing 
hatte durch amtlichen Beschluß den Ober 
bürgermeister Geheimrath Wegner und eine 
Deputation entsandt, sowie eine prachtvolle 
Blumenspende überreichen lassen, Nicht 
nur die deutschen, sondern auch die nord- 
amerikanischen Freimaurerlogen waren durch 
Abgeordnete vertreten. 
Preßburg, 4. April. Nach einem Be 
schluß der gesammten hiesigen sozialdemo 
kratischen Arbeiterschaft sollen die Arbeit 
geber aufgefordert werden, am 1. Mai 
nicht arbeiten zu lassen, im anderen Falle 
werden alle Arbeiter an diesem Tage streiken. 
London, 4. April. Wie die „Times" 
aus Kairo melden, erklärte Riaz Pascha 
dem Khedive bei der gestrigen Minister- 
Audienz, das Ministerium sei bereit, seine 
richten. Deputirter Zaben, 
diesbezügliche Interpellation an das Mi 
nisterium richtete, hat seinerseits eine ein 
gehende Untersuchung vorgenomnien, und 
eine große Anzahl Zeugen verhört, die ihm 
alle die scheußlichen Einzelheiten, über 
haben sollen. 
Serbien. 
Belgrad, 3. April. Finanz minister Mi- 
jatowitsch hat seine Entlassung genommen, 
worauf das gesammte Kabinet demissionirte. 
In der Belgrader Presse sind persönliche 
Motive als Grund für den Rücktritt des 
Finanzministers genannt, und man darf 
sammteindruck bei, bev etwas ungemein biederes, 
r'VVIt rtVttt sCsn./IX-o . .. / 
mit dem Polizeikommissar, da ihrer noch ver 
schiedene zu erledigende Aufgaben harrten. 
Einige Stunden später befand sich Stein 
bach und der Polizeikommissar oben ini Arbeits 
zimmer des Freiherrn, mit dem Ordnen der 
verjchiedenen Papiere beschäftigt, um den Nach 
laß des Verstorbenen festzustellen ; auch hoffte 
st eine letzte Aufzeichnung 
, die Aufschluß über seinen 
Lod gab, oder wenigstens 
1 Steinbach war 
die Verhältnisse auf 
wickelte und dabei durfte ihn Niemand stören, 
hier konnte selbst ein in 
„Nach allem was uns bis jetzt bekannt, 
Herr Notar, glauben Sie noch immer fest 
daran, der Freiherr von Rodenstein sei frei 
willig aus dem Leben geschieden, einzig, 
weil die von mir gefundene Waffe, mit wel- 
urgcrmanisch Treues und Ehrliches an sich 
hatte. 
Der Notar merkte, welch günstigen Eindruck 
der Polizeikommissar auf Kunigunde von 
Rodenstein machte, und war damit zufrieden. 
Er selbst war es gewesen, welcher veranlaßt 
hatte, als man ihm heute den seltsamen Tod 
des Freiherrn gemeldet und er die Polizeibe 
hörde von dem Vorfall auf Tannenburg in 
Kenntniß gesetzt, daß der ihm persönlich be 
kannte Polizeikommissar Fallhof nach dem 
Thatort entsandt und mit der vorläufigen 
Untersuchung betraut wurde. Fallhof war 
zwar noch jung an Jahren, aber er hatte sich 
bereits den Ruf eines tüchtigen und gewiegten 
Beamten zu erwerben gewußt. Außerdem 
war er ein liebenswürdiger junger Mann; 
dessen gesellschaftliche Formen ihm in allen 
Kreisen Zuttritt verschafften und er hoffte des 
halb, daß es ihm auch gelingen werde, hier 
im Schlosse weniger unangenehm durch sein 
Erscheinen zu berühren. 
Kunigunde theilte nun den beiden Männern 
!!!!s wt "le Laufe des Tages ereignet 
• Notar alle weiteren Anordnungen 
wohlmeinender Absicht 
gesprochenes Wort ihn auf falsche Führte lenken. 
Hatte man Anfangs wohl 
Hatte man Anfangs wohl auch an die 
Möglichkeit geglaubt, der Freiherr habe in 
einem Anfall von Schwermuth selbst Hand 
an sein Leben gelegt, so war diese Annahme 
durch die Untersuchung ausgeschlossen. Soviel 
stand fest, der Freiherr hatte durch fremde 
Hand den Tod gefunden, auch war es zuvor 
zu einem Kampf um Tod und Leben ge 
kommen, ehe es dem Mörder gelungen war, 
sein Opfer zu überwältigen, wie dies zahl 
reichst Fußspuren an dem Orte, wo man 
den Freiherrn töbtlid) verwundet aufgefunden, 
deutlich gezeigt. Zwar waren die Fußspuren 
des Mörders und seines Opfers durch die 
Tritte der Leute, welche am Morgen den 
Freiherrn in das Schloß gebracht, zum Theil 
verwischt, aber der scharfsichtige durchdringende 
Blick des Polizeibeamten vermochte die ein 
zelnen Spuren noch zu unterscheiden. Auch 
waren an der Kleidung des Freiherrn die 
Merkmale zu erkennen, welche diese Behaup 
tung des Polizeikommissars bestätigten. Leb 
haft bedauerte er nur, daß eS ihm nicht 
möglich gewesen, zugegen zu sein, wie man 
den Freiherrn aufgefunden, denn wenn der 
alte Parkhüter, welcher der erste gewesen, der 
das Schauerliche entdeckt, ihm auch alle 
Einzelheiten angegeben und in welcher Lage 
er denselben gefunden, so war es nun schon 
schwieriger daraus, einen bestimmten Anhalts 
punkt zu finden. 
Vor sich ans dem Tisch hatte der Polizei- 
kommissar eine abgeschossene Pistole liegen, 
welche er unten im Park gefunden und von 
dem Diener als das Eigenthum des Todten 
erkannt worden war. 
man, vielleicht irgend 
von ihm zu finden 
geheimnißvollen 
einen Anhaltspunkt lwt. 
ziemlich eingeweiht in i 
Tannenburg, um so dunkler und unklarer er 
schien ihm deshalb der ganze Vorfall, daß er 
uicht einmal eine Vermuthung über die Be 
weggründe Kurt von Rosenhagens zur Flucht 
und den Tod des Freiherrn auszusprechen 
wagte. 
In seiner Gegenwart waren von dem Polizei- 
kommissar sämmtliche Personen int Schlosse 
vernommen worden. Mit der größten Ge 
wissenhaftigkeit war derselbe dabei zu Werke 
gegangen und selbst die nebensächlichsten Um 
stünde nicht außer Acht lassend, hatte er durch 
ein wahres Kreuzfeuer von Fragen einiges 
Licht in die dunkle Angelegenheit zu bringen 
gehofft. Aber die Angaben waren sehr spärlich 
gewesen und er mußte Steinbach gegenüber 
gestehen, daß er hier vor einem Räthsel stehe, 
dessen Lösung mit großen Schwierigkeiten ver 
bunden sei. 
Mehr Bedeutung konnte er seiner eigenen 
Untersuchung beimessen, die er kurz nach seinem 
Eintreffen am Thatort vorgenommen und 
die über eine Stunde gedauert. Mit aller 
Entschiedenheit hatte er die Begleitung des
	        
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