Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

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Vierteljährlich 2 Jl.—, frei ins Haus geliefert 
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für Auswärtige, durch die Post bezooen 
2 Ji 25 e) 
incl. Postprovision jc., jedoch ohne Bestellgeld. 
JnsertionspreiS: pro Petitzeile 15 Ļ 
ItöTtöT 
Wochenblall. 
Ä eitert cs »nd ņeleļscnrte« glatt im Kreist rîendsimrg. 
Anzeigen fist die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten. 
87ster Jahrgang. ^ 
Montag, den 2. AprU 
Unsere mttļtliijcn M>litnntn a , Mt “ nbe ', »-»»-«- 
ersuchen wir, falls sie das Wochen-"ngàgt. Aus Hom 
blatt bei ihrer Postanstalt rechtzeitig 
bestellt haben und dasselbe nicht 
prompt erholtem sofort bei der Post 
zu reklamiren. An der Expedition 
liegt die Schuld etwaiger Verzsqernna 
der Lieferung nicht. 
Die Expedition 
des Rendsburger Wochenblattes. 
Morgen-Depeschen. 
Berlin, 2. April. Der „Kladderadatsch 
'vom 1. April d. I. bemerkt in einer Brief- 
kasten-Notiz, das Auswärtige Amt habe 
Ihn ersuchen lassen, doch endlich zu schweb 
gen, mau denke nicht an eine Anklage, man 
habe ja nie daran denken können ; es seien 
leider ganz ungehörige Dinge geschehen, 
aber das habe sich nicht verhüten lassen. 
Hierzu schreibt der „Reichsanzeiger" : „Wir 
sind zu der Erklärung ermächtigt, daß von 
«eiten des, Auswärtigen Amts niemals 
eine Mittheilung des erwähnten oder ähn< 
lichen Inhalts an irgend eine Person direkt 
oder indirect gegangen ist und daher die 
bezügliche Behauptung des „Kladderadatsch" 
von Anfang bis zu Ende auf Ersinduug 
beruht." ' - - 
Nun kommt der „Kladdera 
datsch" wieder an die Reihe. ,(S. u. Berlin.) 
Berlin, 2. April. Die Taufe von Emin 
Paschas Tochter Ferida fand am Freitag- 
Abend in der Wohnung ihres Vormundes 
des Redakteurs Georg Schweitzer, statt' 
Dre heilige Handlung wurde vom Super 
intendenten Steinbach vollzogen und das 
Kmd auf den Namen Ferida Emin getauft 
rtoltic O «nt I . — _ ' 
Berlin, 2. April. Wie die „Post" 
er 
fährt, ist vor wenigen Tagen bei dem 
Auswärtigen Amt ein Koffer mit den 
Tagebüchern und wissenschaftlichen Auf 
Zeichnungen Emin Paschas hier eingegangen 
Die 6 Tagebücher umfassen die Zeit vom 
15. Oktober 1874 bis 2. Dezember 1889 
Ueber die Vertoerthung oder Publikation 
des m ihnen gesammelten reichen wissen 
schaftlichen _ Materials dürfte seitens der 
-Pflegschaft in Verbindung mit dem aus 
wärtigen Amt erst in einigen Monaten 
Bestimmung getroffen werden, sobald das 
aus Sansibar koinmende Testament Emins 
hier erngetroffen sein wird. 
Fncd'ichsruh, 2. April. Die ganze 
ftirstliche Familie ist im Schlosse anwesend, 
sind bereits zahlreiche Packete, nament- 
bürg trafen kostbare Blumenspenden ein. 
Für den Fackcklzug wurden 2500 Karten 
ausgegeben. 
Hamburg 2. April. Freitag-Abend hat 
Heer im griffen Ludwiq'fchen Conzertfaale 
em Festkommers des Vereins für Kunst 
und Wissenschaft zu Ehren des Fürsten 
Bismarck stattgefunden, welcher von ca. 
2000 Personen besucht war. 
Bremerhaven, 1. April. Von den bei 
den überfälligen Lloyddampfern „Ems' 
„Roland" fehlt bis ijetzt jede Nachricht. 
Alle gegentheiligen Meldungen sind uu 
" richtig. 
Prag, 2. April. Wie hierher gelangte 
Privatmeldungen besagen, sollen die 
Anarchisten die Stadt Schlau an allen 4 
Ecken angezündet haben. Das Feuer soll 
noch fort wüthen. 
Budapest, 31. März. Die Wallfahrt 
zu der in der großen Halle des National 
museums aufgebahrten Leiche Kossuths 
jat heute tagsüber beängstigende Dimen- 
ionen angenommen Wiederholt war das 
Gedränge geradezu lebensgefährlich. 
Insbesondere haben sich am Nachmittag 
erschreckende Szenen abgespielt. Der urige- 
heure Menschenstrom durchbrach die Ordner - 
und Polizeikette, die berittene Wache- war 
derart eingekeilt, daß jede Bewegung nn- 
möglich wurde. Menschen stürzten zu 
Boden, Pferde bäumten sich, ein unent 
wirrbarer Knäuel wälzte sich am Boden. 
Roch lveiter andrängende Massen erhöhten 
die Verwirrung. Erst nach langer' Zeit 
konnte das peinvolle Gewirre halbwegs ge 
lichtet werden. Zahlreiche Verletzungen 
mußten konstatirt werden, viele Beinbrüche, 
p s eine Geburt ist vorgekommen. Die 
Rettungsgesellschaft mußte wohl hundert 
mal interveniren. Aber noch steigt der 
Andrang. Fortwährend strömen weitere 
ungezählte Massen herbei. Die Situation 
ist fast unheimlich geworden. Und das alles 
um — eine Leiche. 
Newyork, 1. April. In Creeks im Da- 
lonegebirge stürzten mächtige Schneelawinen 
hernieder, welche drei Häuser verschütteten. 
Ueber zwanzig Personen haben hierbei den 
Tod gefunden.. 
à SiiiîHsorrffliiïsisiiiui. 
Uà ^"Mitteln zur Hebung der'wirth. 
chastlichen Lage des ländlichen Grund- 
besttzes steht in erster Linie die bessere 
Ordnung der Grundverschuldung. Auch 
wo die hypothekarische Belastung noch keine 
bedenkliche Höhe erreicht hat, eröffnet das 
bestehende Hypothekenrecht die Aussicht auf 
künftige Ueberlastung. Eine Aenderung der 
heutigen Grundkreditverhältnisse nach der 
Richtung der Umwandlung der Hypotheken 
in Amortisationsrenten ist daher wiederholt 
seitens der preußischen Staatsregierung als 
em erstrebenswerthes Ziel der Gesetzgebung 
bezeichnet worden. Man würde aber in 
der Annähme fehlgehen, daß es sich dabei 
um auch im Einzelnen bereits festgestellte 
Pläne handele. Zunächst befindet sich, wie 
wir hören, die Sache, abgesehen von den 
allgemeinen Zielen, noch durchaus im Sta- 
dium der Vorbereitung. Erst an der Hand 
der gründlichsten Vorarbeiten wird dem 
nächst an die Ausarbeitung positiverer Ge 
setzesvorschläge herangetreten werden. Fm 
preußischen Ministerium für Landwirthschaff 
wird das gesammte zum Theil durch be 
ordere Erhebungen beschaffte thatsächliche 
Magnat geprüft, gesichtet und zusammen- 
gestellt. Mit diesen Arbeiten würd ein be 
sonders zu dem Zwecke in das Ministerium 
berufener Beamter betraut. 
Wesentlich für den weiteren Fortgang des 
gesetzgeberischen Planes wird sodann der 
Verlauf sein, den die Gesetzesvorlage über 
die Landwirthschaftskammern nimmt. Wenn 
dabei von dem . ursprünglichen Gedanken 
fakultativer Einrichtung solcher Kammern 
zu dem Vorschlage obligatorischer Einfüh 
rung der Einrichtung übergegangen ist, so 
ist dabei in erster Linie der' Wunsch ent 
scheidend gewesen, bei dem gesetzgeberischen 
Vorgehen auf bent Gebiete der Grund 
verschuldung sich des Beiraths einer Ver- 
tretung der gesammten Landwirthschaft be- 
dienen zu können. Aus der Berathuna 
der Materie mit diesen Körperschaften wird 
eine sichere-Unterlage für die endgültige 
gesetzgeberische Ausgestaltung des Planes 
gewonnen werden. In dieser Hinsicht ist 
es ferner auch nicht ohne Bedeutung, welche 
Gestalt die Landwirthschasiskammern ge 
winnen. Davon wird es wesentlich auch 
abhängen, ob und inwieweit man sie znr 
thätigen Mitwirkung bei der Organisation 
und Verwaltung des ländlichen Grund- 
kreditwescns heranziehen kann. Es wird 
daher jedenfalls noch geraume Zeit ver 
gehen, bis der Plan einer Reform in den 
Grnndkreditverhältnissen zu einer Vorlage 
an den Landtag ausgereift ist. 
Ausland. 
8 Sein eigen Blut. 
Original-Roman von Gustav Lange. 
Bis zum Hereinbruch des Abends wollte 
der Freiherr noch einen kleinen Spaziergang 
unternehmen, um zugleich die in dem Briefe 
als Lnsammenknnftsort bezeichnete Stelle bc- 
IZ, a 't m Augenschein zu nehmen, und dann 
sonst wļà'^îķhûtcr einzuschärfen, mehr als 
unter demhauptsächlich Nachts, 
sich wiederholt v dä'ck.p? r f ' ïe *‘™ ^ 
Nähe des Parkes ‘ 0 ! Menen m der 
an»jtr. . 9 e a ct .0t, er wollte SefTo« 
e und 
bs. 
Wachsamkeit verdoppeln ei wallte dessen 
heute Gefahr drohete, ' dmstlbm' 
Schutze herbeirufen könnte ® u ^ mcm 
»Es wird diese Nacht ein 6öf c 7 7w7 
geben," sagte der alte Parkhütcr, als ^ den 
Freiherrn von Rodenstein, der, was sonst f c (tc 
Zu geschehen pflegte, nach einem Spaziergang 
'n dem Park längere Zeit bei ihm verweilt 
ehrerbietig bis vor das Häuschen geleitete.' 
»Wenn es nicht noch früher hereinbricht." 
■ „Woraus schließt Du das?" fragte der 
Freiherr und ein fast ängstlicher Ausdruck 
prägte sich in stj„en Zügen aus, obwohl er 
wti istangm zu erscheinen versuchte. 
L £ 
tu»®" fc"tat 1 ' kct 
streckten Hand bezeichnete Blei,» 
drückende Schwüle über der aa^ n ^ 
!?? eüstchcn H STT£3 
JJurmtctt sich mit rasender Schnelligkeit dunkle 
schwarze Wolken zu phantastischen Gebilden 
î ab und zu saujtc ein kleines weißes 
Wölkchen an demselben vorüber. 
„Kann es -nicht vorübergehen und erst -u 
einem späteren Zeitpunkt eintreffen?" staatc 
der Freiherr. ^ 
„Ich glaube kaum, gnädiger Herr, die 
ganze Situation und Atmosphäre deutet auf 
ein baldiges Hereinbrechen deö Gewitters und 
ich täusche mich darin nicht so leicht," sagte 
der Parkhüter. 
„Nun, wir beide haben ja nichts zu be 
fürchten, wenn keine schlimmeren Naturereig 
nisse eintreten und es bei einem einfachen Ge 
witter bleibt," erwiederte der Freiherr, sich 
zu einem unbefangen scheinenden Lächeln 
zwingend und entfernte sich dann in der 
Richtung nach dem Schlosse. Er warf dabei 
zuweilen einen ängstlich forschenden Blick über 
ich, wo das Gewölk mehr und mehr sich 
verdunkelte, den hereinbrechenden Abend in 
pechschwarze Nacht verwandelnd. 
„Und wenn sich diese Nacht alle Schleusen 
. Himmels öffnen, so werde ich dennoch 
sichhin^^ Schm." sagte er halblaut vor 
Parklào" . ^°!.7Nach das von dem alten 
waren dff Sff Wetter herein. Schon 
beut durch dw anhaltende H?tze gedörrten Bode! 
wirbelte hoch den Staub empor und verdunkelt 
du ohnehin schon mi Scheiden begriffene 
Sonne. Mit grellem Streiflicht zuckte An 
Blitz vorüber, den Laut des Donners ver 
schlang das Heulen des Sturmes, der die 
Wipfel der Bäume beugte, daß die Aeste 
knarrend stöhnten. Ein neuer heftiger Sturm- 
stoß, ein flammender Blitz, ein Donner, welcher 
von den Bergen wiederhallte, daß alle 
Kreaturen davon erbebten — und in prasseln 
den Strömen fiel schallend der Regen vom 
Himmel auf die Erde nieder. _ 
®te Thurmuhr des Schlosses schlug cbm 
nn dumpfen Schlägen zwölf,' als der Freihcrr 
von Rodenstein vom Schlöffe her tiefer in den 
1 ms hinein eckte und mit festen Schritten dem 
brausciiden Sturm entgegenging. Fest in 
seinen Mantel gehüllt, den breiten Calabrcscr- 
hut tics über die Stirne hereingerückt, empfand 
er kaum den wilden Aufruhr der Elemente 
Md den noch immer heftig hcrnicderströmendcn 
Regen. 
Ungefähr eine halbe Stunde später trat 
durch ein Seitenpförtchen eine zweite dunkle 
Ģcstalt und schritt dem Hanptganq zu, dcr 
vom Schlosse aus ins Dorf führte. Ein 
greller Blitzstrahl, der weithin die Gegend cr- 
lcuchtetc, und den nächtlichen Wanderer erschreckt 
zusammenfahren ließ, machte cs möglich, den 
selben trotz der herrschenden Finsterniß zu er 
kennen • es war Kurt von Rosenhagen. 
Noch nicht allzuweit entfernt blieb er' stehen 
und wandte sich nach dem Schlosse uni, welches 
m dunklen Umrissen sich vor ihm aufthürmte, 
ohne daß Einzelnes zu erkennen war. Alles 
Leben schien wie ausgcstorben; die Bewohner 
hatten sich längst zur Ruhe begeben, Minuten 
verrannen, ohne daß er seine Stellung ver 
änderte; wie festgebannt blieb er stehen, seinen 
Blick nach dem Schlosse gerichtet, welches er 
tu dieser Nacht heimlich verließ, denn niemand 
hatte eine Ahnung davon. Ein schwerwiegender 
Gnind ninßte^ es wohl sein, der den jungen 
^c"aöhnte Offizier zwang, in einer solchen 
'.cflcht wie der heutigen, sich den Unbilden 
dieses^ Wetters auszusetzen. 
Mit einem Male fuhr er erschreckt ans der 
dumpfen Lethargie empor, in die er verfallen 
Außereuropäische Gebiete. 
Darlington (Südkarolina), 31. März. 
Als Polizeibeamte in der Ausführung des 
Gesetzes Privathäuser nach Spirituosen 
durchsuchten, erfolgte ein blutiger Zusammen- 
stoß. Beiderseits gab es eine Anzahl 
Todte und Verwundete; 21 Polizisten sollen 
erschossen sein. 
Rußland. 
Petersburg, 31. März. Wie bekannt, 
beschäftigt sich Tolstoi in seinen Muße 
stunden mit denl Schuhmacherhandwerk. 
Seine Kunstfertigkeit auf diesem Gebiete 
scheint indeß, nach den Worten des Dorf- 
schiisters, der ihn unterrichtet hat und kürz- 
lich von einem russischen Journalisten in- 
terwiewt^wurde, nicht gar groß zu sein. 
„Eines Tages", so sagte der Schuhmacher 
dem Reporter, sandte man vom Schlosse 
aus nach mir und führte mich in das 
Zimmer des Grafen. Ich sah ihn an 
seinem Tische sitzen, vor ihm das Hand 
werkszeug eines Schuhmachers. „Papel," 
agte der Graf, lehre mich Stiefel verferti 
gen." — „Sogleich, aber wem werden wir 
die Stiefel machen?" — „Nun, mir selbst," 
erwiderte Tolstoi. Ich begann sofort den 
Unterricht, der 2 Wochen dauerte und tag- 
lich 5 Stunden in Anspruch nahm, dann 
arbeitete der Graf selbst." Auf Frage des 
Journalisten, ob es ihm nicht eigenthümlich 
erschienen sei, daß Graf Tolstoi das 
Schuhmacherhandwerk erlernte, bemerkte 
der Dorfschuster: „Die Herrschaften haben 
zuweilen ihre Launen. Üebrigens arbeitet 
der Graf für sich ganz erträglich, auch für 
seine Tochter hat -er ein Paar Siesel ver- 
scillgt, sollte er aber NM Geld schustern 
wollen, so würde nicht viel herauskommen 
Er ist zu alt dazu." 
jfMKfceiöä. 
Limoges, 31. März. In der Ortschaft 
Dorat explodirte eine Bombe, die in das 
Fenster eines Hauses gelegt worden war 
das einem ehemaligen Notar gehörte. Die 
Explosion erfolgte, während die Hochzeit 
der Tochter des Notars gefeiert wurde. 
Durch die Explosion ist nur Materialschaden 
angerichtet worden. 
JI'Klien. 
Aus Ravenna wird gemeldet, daß 1500 
Arbeiter sich zu einer Demonstra 
tion vor dem geschlossenen Stadtthore ver- 
sanimelten und dasselbe zu erstürmen suchten. 
Cavallerie trieb die Menge auseinander, 
wobei ein Arbeiter verwundet wurde, sechs 
schien; in ziemlicher Entfernung war ein 
Şchuşi gefallen, auch glaubte er einen Hülfe 
ruf vernommen zu haben, doch war dies bei 
dem herrschenden Sturm und den dadurch 
hervorgerufenen mannichfaltigen Tönen nicht 
zu unterscheiden — dann blieb alles still. 
»Lah, es mögen Wilddiebe gewesen sein 
die sich die heutige Nacht zu Nutze machen! 
um unter dem Schutze des Unwetters ihr vcr- 
rechmsches Treiben selbst bis ,n der Slähe 
des Schlosses auszudehnen, denn wer sollte 
setzt um diese Zeit im Park schießen," niur- 
melte er vor sich hm, wie um sich selbst 
Duith einzuflößen, dann setzte er seinen Weg 
Zur gewöhnlichen Stunde wohnte Kunigunde 
von Rodenstein am andern Morgen dem 
0'ruhgottcsdienst in der Dorfkapclle bei. 
Das^ Gewitter der vergangenen Nacht 
)atte die Natur erfrischt, die Kirchenthüren 
Landen darum offen, der Morgenluft den 
Einzug zu gestatten. Die Sonne schien 
warm herein, sie beleuchtete die Weihrauch- 
wölkchen, welche durch des Chores Gewölbe 
Zogen. Eine verirrte Schwalbe schoß hin 
und wieder, ängstlich den Ausgang suchend, 
während die geöffneten Thüren ihr doch den 
selben boten. 
Kunigunde faltete die weißen, zarten Hände 
zu schweigendem Gebet; die Stille wirkte 
auf Kunigunde noch niächtiger, als die Er 
mahn, ingcn des frommen Seelsorgers. Wie 
hatten dieselben sie sonst entzückt, der frisch 
Bei Betriebsstörungen 
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
Als Beilagen 
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das 
Blatt „Mode u. Heim" gratis beigegeben. 
3000 Aboruienten. 
Personen sind verhaftet. Aus Forni an' 
rückende 1000 Tagelöhner wurden unter. 
Wegs aufgehalten. 
Biailand, 31. März. Die gestrigen Un 
ruhen bei Ravenna tvaren sehr ernster 
Natur. Während 1500 aus dem Norden 
gekommene Landarbeiter von der Kavallerie 
zerstreut wurden, drangen andere Tausend 
von Süden vor, die mit Picken und Schau 
feln bewaffnet waren; sie wurden 3 Kilo« 
meter vor der Stadt durch zwei Kom 
pagnien Infanterie aufgehalten. Die Land- 
leute kehrten in ihre Dörfer zurück, nach, 
dem der Präfekt eine Abordnung empfan 
gen und Maßnahmen versprochen hatte. 
Die Lage ist düster. 
Spanien. 
Bladrid, 31. März. Dem berühmten 
spanischen Maler Pradilla wurde sein 
gesammtes Vermögen von dem ihm be 
freundeten Bankier, dem er es anvertraut 
hatte, unterschlagen. Oas Vermögen belief 
sich auf mehr als eine halbe Million Mark^ 
Oesterreich. 
Abazzia, 31. März. Der Kaiser und 
die Kaiserin machten heute Nachmittag 
einen Spaziergang und vertveilten einige 
Zeit dem Lawntennisplatze, wo die 
älteren kaiserlichen Prinzen sich am Spiele 
bethettten. 
Wien, 31. März. Ein heute Nachmittaa 
zwischen der Gasanstalt und den streiken- 
den Arbeitern unternommener Verständi 
gungsversuch scheiterte an dem Verlangen 
Letzterer, daß alle Streikenden wieder zur 
Arbeit zugelassen ivürden, eine Forderung, 
der die Gesellschaft nicht mehr willfahren 
kann. Die Streikenden verbreiteten heute 
eine Flugschrift, welche einen Aufruf an 
die Bevölkerung Wiens enthält, in welchem 
unter scharfen Ausfällen gegen die Gas- 
gesellschaft die bekannte Entlassung eines 
Arbeiters als Grund des Streiks angegeben 
und die schuld der Gesellschaft zugeschoben 
wird. ^ Die Arbeiter lehnen in dem Auf 
ruf die Verantwortung für alle gefähr 
lichen Folgen des Streiks ab, für die sie 
ausschließlich die Gasgesellschaft verant 
wortlich machen. Der mit Aushilfskräften 
hergestellte Gasvorrath reicht bei verminder- 
tem Gebrauch für heute und niorgen. Viele 
Unternehmungen haben, um so viel 
Gas als möglich zu sparen, den Betrieb 
nut Gas beschränkt oder ganz und gar 
eingestellt. 
Dänemark. 
Aus Kopenhagen wird gemeldet: Es ver- 
lautet dort, der 5könig von Dänemark werde 
Lufthauch; der so leise durch di! Kirche 0 
das Sonnenlicht, das durch die bunten Feà' 
àchtà! - Jetzt aber kühlte der Lufthalich 
ihre heiße Stirn nicht, das Sonnenlicht cr- 
sreute sie nicht, denn ein schwerer Kummer 
vev^uute lhre Seele. 
Als sic an diesem Morgen nach einem 
unruhigen Schlnmnier erwachte, in welchem 
ihr gleichsam ^als Vorbedeutung schlimmer 
«age ^ allerlei Traumbilder erschienen waren 
und sie dann nach ihrer Dienerin geschellt, 
brachte diese ihr einen versiegelten Brief, 
dessen Aufschrift von ihr nur zu bekannter 
Handschrift herrührte. Sic hatte lange ge 
zögert.^ die schützende Hülle von dem Brief 
zn entfernen, da ihre Phantasie noch unter 
dem Eindruck der schrecklichen Träume der 
verflossenen Nacht erhitzt und ihr nur allerlei 
Schrcckensbilder vorschweben ließ. Als ihre 
Dienerin sie dann wieder verlassen, hatte sie 
den Brief geöffnet. 
„Ich schreibe diese Zeilen," hieß es in 
demselben, „für den Fall, daß es mir 
nicht mehr vergönnt sein sollte Dick, m 
sic liest, 'wird mein 
■J U f V mnier dic Schwelle des 
Schlosses überschritten haben, um nie 
wieder dahin zurückzukehren. 
Eine unüberwindliche Kluft ist es, welche 
ï"7? nt; habe einen harten 
Kamps durchlebt, ehe ich zu diesem mei- 
mm unabänderlichen Entschluß gekommen. 
Ģ 7? »"möglich, Dir die Gründe 
meiner plötzlichen Abreise von Tannenburq 
Ls erklären, der Zukunft allein sei cs an- 
heiingegeben, den dunklen Schleier zu lüften, 
-leine Liebe zu Dir wird nie schwinden 
und stets wird Dein holdes Bild im Geiste 
mich begleiten und Du wirst mein Schutz-: 
enget sein auf meinen ferneren Lebenswegen.' 
Lebe ivohl! Zch habe Dich wahr und 
lnn.g geliebt, aber das Schicksal hat mir 
noch eine harte Prüfung auferlegt und da 
ich auch die Unterstützung meines Onkels 
nicht mehr in Anspruch nehmen und meiner
	        
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