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wesen. Als Finanzminister hat er seine
Haupttriumphe erlebt, seine Budgetreden
gelten noch heute als unerreicht. Sein
Vater war ein Liverpooler Großkaufmann;
das Rechnen, Bilanciren u. s. w. mag er
von ihm ererbt haben. Gladstone war ein
ungemein gewandter Redner; er hatte das
Wort in der Gewalt wie selten einer
Wäre er zufällig nicht Premierminister ge
worden, dann hätte er vielleicht als angln
konischer Erzbischof oder als Professor in
Oxford sein Leben beschlossen. Denn neben
der Politik interessirte ihn nichts so sehr
als die Theologie und christliche Wahrheit
Beide waren ihm Herzensbedürfniß. Zahl
reiche mehr oder weniger gründliche Ar
beiten auf diesen beiden Gebieten rühren
von ihm her, wie er denn auch sonst in
hervorragendem Maße literarisch thätig
war. In allen Dingen, außer vielleicht
im Arbeiten, kannte er Maß. Sein
hohes Alter und seine kräftige Gesundheit
zeugen dafür. Beim Essen, beim Trinken,
im Genuß gesellschaftlicher Freuden war
er enthaltsam und vorsichtig und durch
fleißiges Holzfällen wirkte er den Schäden
seiner sitzenden Lebensweise entgegen.
Gladston ist und war — nehmt Alles
nur in Allem — ein ehrenwerther großer
Mann, der seinen Beinamen „the great
old man“ Wohl verdient hat.
fiimïtîfÀh,“,, 1 ! einer b e-'soll er mit seltener Gewandtheit und Glaub-s Aehnliche Erfahrungen wie der Abge
tim inten Richtung a b l e n k e n Würdigkeit m den Häusern, die er 'mit ordnete Mener in Danrw m.A! «il
Ausland.
Außereuropäische Gebiete.
Brasilien. Nach einer Meldung der
„Agenzia Stefani" aus Rio de Janeiro ist
der dortige italienische Konsul am gelben
Fieber gestorben. Gestern sind dort 200
Personen an der Seuche erkrankt. — Die
Aufständischen drangen siegreich gegen den
Staat Sao Paulo vor. Vizepräsident Pei-
xoto hat über ganz Brasilien das Stand
recht verhängt.
JtKlreu.
Infolge heftiger Stürme sind in
Trecestagne (Italien) 37 Häuser, sowie die
wegen ihrer reichen Gemäldeschütze alter
Meister berühmte Sankt Aloiskirche ein
gestürzt. 8 Personen wurden dabei getödtet.
Im Bezirk Nicolosi ist die gesammte, auf
2 Millionen Lire geschätzte Olivenernte ver
nichtet worden.
Spanien.
Eins der bedeutendsten Baudenk
mäler der spanischen Renaissance, das
Stadthaus von Palma auf der Insel Ma
jorca, ist am Freitag fast vollständig nieder
gebrannt. In einem Saale befand sich ein
von van Dyck gemaltes Bild „Martyrium
des hl. Sebastian", das wahrscheinlich zu
Grunde gegangen ist.
Oesterreich.
Prag, 5. März. Neuerdings werden
hochgestellte Beamte mit Drohbriefen
förmlich überschüttet. So erhielt der Statt
halter, der Polizeidirektvr und die Richter
vom Omladinaprozeß solche in großer An
zahl.
Schweiz.
Aus der Schweiz, 2. März. Nach dem
„Obertoggenb. Wochenblatt" starb kürzlich
in Ebnat ein Knecht infolge innerer
Verletzungen, die er sich beim Holzfahren
im Steinthal zugezogen. Er hatte schon
40 Jahre gedient, die letzten sieben Jahre
in der „Eich". Am Boden seines Koffers
lag ein schmutziges Papier. Man !var
im Begriffe, es wegzuwerfen, als man
darin einen Kassaschein von 20,000 Fr.
entdeckte. Der Verstorbene hatte nicht nur
seinen Lohn großentheils zurückgelegt, son
dern als Fahrknecht auch meistentheils das
Geld, das ihm der Herr zur Zehrung mit
auf den Weg gegeben. Seine Wäsche be
sorgte er selbst. Wenn er Cigarren von
den Kunden des Geschäftes geschenkt bekam,
rauchte er sie nicht, sondern speicherte sie
auf und sortierte sie. Sobald er 100
Stück von der gleichen Sorte beieinander
hatte, legte er sie in ein Kistchen und ver
kaufte sie.
st i ni m t e n Rich
wolle. Es wirkte geradezu v e r
blüffend, als der Landwirthschafts
Minister v. Heyden sich sofort erhob, um
die Rede Miguel's durch die Feststellung
der Thatsache zu ergänzen, daß der
Reichskanzler Graf Caprivi es war, der
zuerst die Aufmerksamkeit des Ministeriums
auf die Nothlage der ostelbischen Land
wirthschaft hingewiesen habe."
weiteren Artikel der „Köln.
Ztg." wird ausgeführt, daß durch die Rede
Miguel's neuer Wind in die
schlaffer werdenden Segel des
Bundes der Landlvirthe ge
rächt worden sei. Die ersten
Uebertreibungen des Grafen Kanitz wurden
von Herrn Miguel fast ohne alle Be
schrünkung für berechtigt erklärt. „Die
kurze aber scharfe Erklärung des Ministers
v. Heyden stand offenbar nicht auf dem
Programm, sondern war eine Extempo-
rirung, die sich, es ist dies gar nicht anders
auszudeuten, gegen Herrn Miguel richtete.
Dieser hatte, als er von Reformen zu
gunsten der Landwirthschaft sprach, die
Sache so dargestellt, als ob diese Reformen
erst jetzt beschlossen worden wären, zum
mindestens aber hatte er nicht gesagt, was
diese Deutung ausgeschlossen hätte. Daß
Herr v. Heyden nun ini Interesse der
Wahrheit feststellte, daß die Reformen
bereits seit 1891 vom Reichskanzler ange
regt worden seien, war eine wünschens-
werthe Erweiterung der Angaben des
Finanzministers, die das von Miguel ge-
gebene Bild einigermaßen verrückte, öder
es wenigstens um einen sehr charakteristischen
Zug bereicherte."
— Zu Herrn Miguel's Auftreten
im Reichstag am Donnerstag wird in
der „Köln. Volksztg." ans Parlamentari
schen Kreisen folgendes geschrieben: „Am
Dienstag ließ der K a is er den preußischen
Finanzminister kommen und verlangte als
Ausräumung seiner vielbesprochenen Aeußer
ung — „die Konservativen wären Esel,
Denn sie für den russischen Handelsvertrag
'timmten" — daß er für den russischen
Handelsvertrag im Reichstag eintrete. An
Miguel's Aeußerung — über die „Esel"
zweifelt nämlich in Berlin Niemand.
Ueber die Donnerstags-Rede Miguel's
chüttelt man daher ziemlich allgemein den
Kopf. Am meisten Aufsehen erregte das
Duell Miguel-Heyden. Nach dem Tone
Miguel's mußte Jedermann annehmen, daß
er derjenige sei, welcher im Staatsministeri-
uni verlangt hat, daß „die nächsten Jahr
zehnte" der Fürsorge für die Landwirth
schaft gewidmet sein müßten. Da sprang
Würdigkeit in den Häusern, die er ^mit
seinem Besuche „beehrte", vorzutragen ver
standen haben. Obendrein war er in der
Lage, seine Gesuche um Darlehen, Unter
stützung und dergleichen durch Legitima-
tionspapiere zu unterstützen, die jedenfalls
durch einen kühnen Griff oder auf sonstige
unredliche Weise in seinen Besitz gekommen
waren. Bei Ausführung eines neuen
Coups wurde er von der Polizei abgefaßt
und seiner Schwindlerthätigkeit ein vor
läufiges Ziel gesetzt. ^
Frankfurt a. M., 3. März. Nach einer
Unterschlagung von ca. zehntausend
Mark ist der Bankkommis Sey von der
Firma Berle geflüchtet.
Würzburg, 3. März. Der Versamm
lung der baierischen Landwirthe,
die vom 19 — 22. Mai in Neustadt a. d.
Hardt stattfinden soll, wird auch Prinz
Ludwig beiwohnen.
Kurz und erbaulich ist eine Weimarsche
Regierungs-Verordnung vom Jahre
1736, welche lautet: „Das vielfache Rai-
sonniren der Unterthanen wird hiermit bei
halbjähriger Zuchthausstrafe verboten und
haben die Beamten solches anzuzeigen.
Maßen das Regiment von uns und nicht
von den Bauern abhängt und >vir keine
Raisonneurs zu Unterthanen haben wollen."
Hamburg, 3. März. Infolge des Ge
nusses eines Gerichts Schellfische erkrankte
in der Nacht ein Ehepaar in sehr gefähr
licher Weise, sodaß schon am Morgen die
Ueberführung der Leidenden in das allge-
meine Krankenhaus und zwar in eine
Jsolierabtheilung erfolgen mußte. Da die
schweren und plötzlich eintretenden Ber-
giftungserscheinungen große Aehnlichkeit mit
den Symptomen von Cholera hatten, be
mächtigte sich der Nachbarn der Erkrankten
eine begreifliche Unruhe. Mittlerweile gehen
die. Erkrankten ihrer vollen Genesung ent
gegen.
Hamburg, 5. März. Bei der Empfang
nahme einer Kiste Cigarren, die mit einem
Dampfer hier angekomnien !var, stellte es
ich heraus, daß vom Inhalte 1000 Stück
Cigarren entwendet waren. Um das nun
fehlende Gewicht zu ersetzen, hatten die
Diebe zwei Mauersteine an die Stelle der
Cigarren gelegt.
Hamburg, 5. März. Unter den Passa
gieren, welche gestern Abend gegen 11V 2
Uhr mit dem Dampfer „Reiher" vom
Jungfernstieg abfuhren, befand sich in der
Hinterkajüte ein ältlicher Herr. Als der
Dampfer sich in der Nähe der Alsterlust
befand, stand der betreffende Herr auf, sah
aus dem Fenster und ries: „Da ist ein
Kind ins Wasser gefallen." Gleich darau -
der Landwirthschaftsminister sofort zum eilte er nach dem kleinen Heckdeck, schloß
Inland.
— Ueber die Rede Miguel's in der
Donnerstag-Sitzung des Reichtstags nrtheilt
die „Köln. Ztg.", welche bekanntlich Ca-
privioffiziös ist, wie folgt: Zum
zweiten Male in einer kritischen Phase des
deutschen Lebens spiele Miguel eine eigen
artige Rolle. Das erste Mal sei dies bei
dem Unterrichtsgesetz im Jahre 1892 ge
schehen. Um die sensationelle Wirkung des
Auftretens Miguel's zu verstehen, müsse
man den Hintergrund von Gerüchten,
Hintertreppenpolitik und Höflings-Jntriguen
sich vergegenwärtigen, welche gegen den
Reichskanzler spielen. Miguel habe sich
für den russischen Vertrag erklärt, „aber
er entwarf zugleich in grellen Farben-
tönen ein düsteres Bild von der Nothlage
der ostelbischen Landwirthschaft, an deren
Seite ja keine kaufkräftige Industrie blüht
und die wohl auch einen größeren Auf
wand macht und mehr klagt, als z. B. die
in bäuerlicher Einfachheit hart arbeitenden
Grundbesitzer Westfalens. Im Zusammen
hange der gesammten inneren Lage machte
die Rede den Eindruck, als ob der
Finanz mini st er die Liebes
fähigkeit dero st elbischen Agra-
die durch die Spannung zwischen
rier, ... 0 ....... .„
dem Reichskanzler und den Konservativengelang, erhebliche Beträge zu erschwindeln,
Präsidenten und konstatirte dann mit hoch
rothem Kopf, daß nicht Miguel, sondern
Caprivi jenls Verdienst gebühre. Das
Ergebniß ist: Herr Miguel ist sehr-
klug; dies Mal war er zu klug.
Berlin, 5. März. Dem Vernehmen
nach werden sowohl Reichstag als auch
Abgeordnetenhaus sich am 16. März
vertagen und am 3. April ihre Sitzungen
wieder aufnehmen.
_ — Herr Abg. Ottens klagte im preu
ßischen Abgeordnetenhause über ungerechte
Verfügungen der Berufungs-Kommission in
seinem Wahlkreis, wo ein junger Assessor
sich ein anderes Urtheil über die land
wirthschaftlichen Verhältnisse als die Ein
gesessenen zugetraut habe. Minister Dr.
Miguel sagte Erkundigung zu nach den
Gründen, die dem Vorsitzenden der Kom
Mission zu der Verfügung Veranlassung ge
geben haben. Erforderlichenfalls werde
Remedur eintreten.
— Die durch einzelne Blätter laufende
Nachricht, daß die Außerkurssetzung
der Vereinsthaler österreichischer
Prägung für Deutschland verfügt wor
den sei, entbehrt dem „Reichs-Anz." zu
folge jeder Begründung.
— Das „allerneueste Berliner-
Gesellschaftsspiel" ist das „Spiel vom
ollen ehrlichen Seemann" geworden. An
dem Spiel können sich mehrere Personen
betheiligen, der Bankhalter und die Mit
spieler leisten einen Einsatz. Nun macht
der Bankier die Spielregeln bekannt: „Wer
„Ja" sagt, hat gewonnen, wer „Nein" sagt,
verloren." Nun richtet der „Macher" an
seine Partner die Frage: „Kennt Ihr das
Spiel vom ollen ehrlichen Seemann?" Die
Antwort der Mitspieler lautet natürlich:
„Nein!" Darauf streicht der Bankier den
Einsatz ein — denn, wer „Nein" sagt, hat
- verloren.
Kassel, 1. März. Einen höchst bedenk
lichen „Mummenschanz" betrieb bis in
die „Fastenzeit" hinein ein unheimlicher
Besucher unserer Stadt, der, wie wir
hören, den gebildeteren Ständen angehören
oll. Der gesellschaftlichen Stellung der
Opfer seiner Schwindeleien pflegte der
Hochstapler die Rolle, welche er zu spielen
gedachte, genau anzupassen. Bald trat er
als Beamter, bald als Künstler, bald als
Kaufmann oder sogar als Geistlicher auf.
Und in der That soll selbst dem geübtesten
Menschenkenner die Entscheidung der Frage:
„was ist Gesicht, was Maske?" nicht leicht
gefallen sein, so sehr hatte der Gauner
sein Benehmen in der Gewalt. Die fal
schen Vorspiegelungen, unter denen es ihm
hinter sich die dorthin führende Thür und
stürzte sich über das Geländer ins Wasser.
Der Führer des „Reiher" ließ sofort die
Maschine stoppen, um den Mann zu retten,
jedoch ohne Erfolg, da der Unglückliche
nicht wieder an die Oberfläche kam. Da
in Wirklichkeit kein Kind über Bord ge
fallen war, so ist anzunehmen, daß der
alte Herr aus eigenem Antriebe den Tod
gesucht habe.
Hamburg, 4. März. Die Errichtung
einer Heilstätte für lungenkranke Arbeiter
ist vom Ausschuß der Hanseatischen Ver
sicherungsanstalt für Jnvaliditäts- und
Altersversicherung in Lübeck beschlossen
worden. Jeder human denkende Mensch
wird diesen Beschluß mit Freuden begrüßen.
Die Anstalt wird im Harz erbaut und zu
nächst mit 275,000 Mk. aus den Mitteln
der Anstalt ausgerüstet werden.
Provinzielles.
Schleswig-Holstein, 5. März. Die So
zialdemokraten versuchen jetzt auch unter
der ländlichen Bevölkerung zu agitiren, in-
dem sie durchBoten eineSchrift,betitelt:„Der
einzigste Rettungsweg, ein Mahnwort an
alle Handwerker, Knechte und Tagelöhner
Schleswig-Holsteins", von Haus zu Haus
tragen ließen. Die unentgeltliche Dar
bietung eines Lesestoffs von entgegengesetzter
Tendenz wäre gewiß das wirksamste Gegen
mittel, wenn es gelesen würde. Die wirk
samste Lektüre, welche geboten werden
könnte, wären Eugen Richter's bekannte
Broschüren, aber ... die sind wohl zu
wahr geschrieben. Wahrheit blendet die
Augen, deshalb findet die Verbreitung
dieser Werke da keine Unterstützung, wo
sie es finden sollte.
Der. Zudrang zu den Volksschulen
ist in Altona ein so bedeutender, daß die
Schulbehörde beschlossen hat, bei den städ
tischen Collegien die Errichtung einer 10.
Volksschule in Antrag zu bringen. — Die
Vorsteher der Volksschulen sollen in Zu
kunft den Titel „Rektor" führen.
Seit vielen Jahren befindet sich in dem
Fremdenbuche des „Süllberg" in Blankenese
ein Autogramm des kürzlich verstorbenen
Hans von Bülow. Als gestern der
Wirth des Süllbergs, Herr Kohn, Gästen
-einen Schatz zeigen wollte, bemerkte er,
daß das werthvolle Blatt gestohlen
worden war.
Die in Othmarschen belegene Villa des
Senators Dr. Lehmann, z. Zt. zweiter
Bürgermeister Hamburgs, wurde in der
letzten Nacht von Einbrechern ausgeplün
dert. Die Diebe sollen einen Hauptfang
gemacht haben.
ordnete Meyer in Danzig, macht Grcn
Moltke in Pinneberg-Elmshorn. Seine
Haltung im Reichstage hat unter einem
großen Theile seiner Wähler lebhaften Un-
willen hervorgerufen. Es wird deshalb
im Kreise ein Aufruf verbreitet, in dem
die Bewohner aufgefordert werden, durch
schleunige Resolutionen an die Regierung
die Wünsche der Wählerschaft zu deren
Kenntniß zu bringen und den Abgeordne
ten zu desavouiren.
In Pinneberg wurde ein Einbruch in
die königliche Steuerkasse verübt. Die
Diebe haben weiter nichts erbeutet, als
einen Revolver und 90 Stück Marken für
Jnvaliditätsversicherung. Dabei waren 3
Pulte augenscheinlich mit einem Stemm
eisen erbrochen.
Eine unerfüllbare Aufforderung ist vor
einiger Zeit einem Arbeiter in Wandsbek
von der Behörde zugegangen. Er soll
nämlich seinen Sohn, der bereits vor 20
Jahren verstorben ist, zur Stamnirolle an
melden. Jedenfalls durch ein Versehen
des damaligen Standesbeamten ist der
Name des Verstorbenen weitergeführt worden.
Kiel, 5. März. Die Radfahrerver
eine unserer Stadt hielten am Sonntag
Vormittag in den Reichshallen eine Ver
sammlung ab, in der der einstimmige Be
schluß gefaßt wurde, hier in der sog.
Moorwiese eine Rennbahn nach Kopen-
Hagener Muster anzulegen. Die Kosten,
die sich auf ca. 20,000 Mk. belaufen, sind
zum großen Theil gezeichnet. Der Bau
der Bahn soll so beschleunigt werden, daß
sie schon diesen Sommer in Benutzung ge-
nommen werden kann.
Kiel, 3. März. Die Marineverwaltung
wirdş Wasserdruckproben bei sämmtlichen
inaktiven Maschinen- und Dampfrohren auf
dem Panzerschiff „Brandenburg" vorneh
men lassen. Die Vorbereitungen dazu
sollen auf der kaiserlichen Werft bereits an
geordnet sein.
à^zn dem Konkurse des Bierbrauerei-
besitzers I. Jensen in Eckernförde soll die
Schlußvertheilung stattfinden; verfügbar
sind 28 196 Mk. gegen 1037 Mk. und
116952 Mk.
Der seit Monaten herrschende Konflikt
zwischen dem Bürgermeister Engel
und der Stadtvertretung in Preetz ist nun
mehr bind) die Beseitigung des Stadt-
oberhauptes beendet. Die Stadtverordneten
hatten kürzlich beschlossen, das Gehalt des
mißliebigen Bürgermeisters uni 600 Mk.,
die ihm nur widerruflich bewilligt waren,
zu kürzen. Der Bürgernieister erhob Ein
spruch gegen den Beschluß, da derselbe
ohne Zustimmung der vorgesetzten Behörde,
die allein ein richtiges Urtheil über die
Beamten abgeben könne, gefaßt sei und die
Gehaltskürzung nicht auf der Tagesordnung
gestanden habe. Darauf beschlossen die
Stadtverordneten in ihrer letzten Sitzung
einstimmig, gegen den bürgermeisterlichen
Einspruch die Klage beim Bezirks-Aus-
schuß zu Schleswig zu erheben. Um den
Monate langen Konflikt, der unhaltbare
Zustände herbeiführte, zu schlichten, sandte
die Schleswiger Regierung einen Kommissar,
den Oberregierungsrath v. Bischoffs-
h au sen, nach Preetz. Den Bemühungen
des Regierungsvertreters gelang es, den
Bürgermeister zum Rücktritt von seinem
Posten zu bestimmen. Damit ist der Kon
flikt beendet; die Preetzer sind freilich ver
pflichtet, dem scheidenden Bürgermeister
eine Jahrespension auszuzahlen.
Der in Neumünster erscheinende „Holst.
Cour." erzählt in seiner Sonntagsnummer
folgendes Geschichtchen: Am Freitagnach
mittag trafen hier mittelst Salonwagens
einige Herren vom Betriebsamt Flensburg
ein, welche sich nach Altona begeben woll
ten. Hier wurde der Salonwagen in den
nach Süden fahrenden Zug rangiert; doch
versäumten die Herren aus Flensburg das
rechtzeitige Einsteigen und so fuhr der
leere Salonwagen davon. Es wurde nun
eine Maschine von den Flensburger Herren
requiriert, niit welcher sie dem Südenzuge
nachfuhren. In Elmshorn soll es geglückt
sein, des Salonwagens wieder habhaft zu
werden und mit demselben unter Vorspann
der hier requirierten Maschine nach Altona
zu fahren.
Friedrichstadt, 3. März. Die Brand-
statte des Hotels „Zum Holsteinischen
Hause" ist noch heute in Dampfwolken ge
hüllt. Auf dem Boden des niedergebrannten
Stalles lagerten außer Dachpappe noch
40000 Kilogramm Knochenschrot, das durch
seine langsame Verbrennung sich in allen
Stadttheilen unangenehm bemerkbar macht
Die Heid er Volks bank hatte im vein
lossenen Rechnungsjahre bei einem Ge-
ammtumsatz von 9 934 502 Mk. einen
Reingewinn von 37274 Mk. Die zur
Vertheilung vorgeschlagene Dividende be-
trägt 7 pCt.
Vorgestern wurde der neugewählte Bürger
meister der Stadt Garding, der bisherige
Stadtkassirer Flickenschild in Marne, durch
len Königlichen Landrath Fritzsche zu Tön
ning in sein neues Amt eingeführt.
0 ■ Schleswig, 4. März. Für das Con-
zert des hier am 22. Juli stattfindenden
Niedersächsischen Sängerfestes sind folgende
Lieder ausgewählt. 1. O diu wunderbar
herrliche Frühlingszeit, von Ferd. Schmidt
Gotha. 3. Das deutsche Schwert, voll
Schuppest. 4. Meeresstille und glückliche
Fahrt, von Fischer. 5. Heinrich Vogler
von Fromm. 6. Hohenzollernlied, v. Zöll
ner. Während die genannten Lieder theils
mit Blasinstrumenten, theils mit großem
Orchester begleitet werden, sind ohne Iw
strnmentalbegleitung aus dem Liederbuche
des ^ deutschen Sängerbundes ausgewählt
worden: 1. Das treue deutsche Herz, von
Jul. Otto. 2. Lied an Schleswig-Holstein,
von Bellmann. 3. Nachtgesang von Chw»'
tal. 4. Frühlingsglaube, von Tschirch-
5. Wo möcht ich sein? von Zöllner. 6.
Wer ist frei? von Baumgarten. 7. Im
Mai, von Jürgens. 8. Heimliche Liebe,
von . Dürrner. 9. Gott, du bist meine
Zuversicht, von Jul. Otto. 10. Durch
den Wald, von Schäffer. Die Reihenfolge,
in der die Lieder zum Vertrag gelangen,
steht noch nicht fest.
Der Flensburger Seeschiffes
Verein hat, veranlaßt durch das Dar
niederliegen der Schifffahrt, eine Petition
an den Reichstags-Abgeordneten M. Jebsen
abgesandt, worin derselbe ersucht wird,
im Interesse der Stadt Flensburg für den
deutsch-russischen Handels und Schifffahrt?'
Vertrag zu stimmen.
Eine Sckule für den hauswirthschaftliche»
Unterricht wird nach Ostern in Pinneberg
eingerichtet werden.
Die Stadt Wilster wird elektrische Be'
leuchtung erhalten.
Der Vorstand der Nortorfcr Fortbil'
dungsschule hat Herrn Pastor Meifort
beauftragt, alle 14 Tage in jeder der beiden
Klassen eine Unterrichtsstunde in Religio»
zu ertheilen. Der Vorstand überzeugte D
mehrfach davon, daß der betretene Weg
geeignet sei, den Zweck der Fortbildung?'
schule zu fördern, in den Gesichtspunkte,
daß es nicht allein nothwendig sei, die Ver'
standesbildung der jungen Leute zu fördern,
sondern vor allen Dingen auch die auf de»
Lehren des Christenthums basirende Her'
zensbildung. Eine bloße sittliche
Bildung und Morallehre hat das Heiden'
thun: auch; wir sind aber Christen und
haben also das Christenthum zu fördern,
welches eine tiefere Bedeutung hat, all
blos heidnische Sittenlehre. Attische Bit'
dung und Römertugend haben die Völker
des Alterthums nicht vor dem inneren und
endlich äußeren Verfall zu bewahren ver'
möcht.
z. Büdelsdorf, 5. März. Gleichwie an alle"
Orten, in denen ähnliche Einrichtungen getroffen
worden, so scheinen auch in unserein Orte d»
Volksunterhaltungsabende immer mehr Anklang
zu finden. Dementsprechend war denn auch a>»
Sonnabend-Abend der Besuch des 3. Volksunter'
Haltungsabends im „Neuen Krug". Gegen şş
Personen, welche den verschiedensten Ständen a»'
gehörten, hatten sich eingefunden. Mit eine»'
Marsch, der von der Kapelle der Carlshiitte g e '
spielt wurde, begann das Programm. Hiera»
schloß sich ein wissenschaftlicher Vortrag des Herr»
Lehrers Me hr ens. Das Thema zu demselbe»
ist dem Gebiete der Volkswirtschaftslehre en»
herrliche Frühlingszeit, von Fero. Schmidt. Theile des Publikums nachdrücklichst w-
2. Hymne, von Herzog Ernst v. Koburg- mit der vollsten Ueberzeugung, daß deş'
nommen und heißt: „Die Sparsamkeit." 8
gewohnter klarer und allgemein verständlich^
Weise verbreitete der Referent sich über diesesI s
wichtige Thema. Fern davon, es gut zu heiße»'
wenn in dem Menschen Geldgier und Habstķ
geweckt werden, ist doch die Sparsamkeit, so laķ'
die Erde kein Schlaraffenland geworden ist, eitz'
schieden als eine Tugend anzusehen, ivenn auch »![
Merschen durch die Fragen: Ist die Sparsamst»
eine Tugend oder ein Laster? Ist sie die Grşş'
läge des Wohlergehens oder die Quelle der III'
muth? in Gegner und Freunde des Sparens gf
theilt worden sind. Für den Einzelnen ist dH
Sparsamkeit die Wirthschaftsrichtung, die Au?'
gäbe auf die Nothdurst zu beschränken und sie j»
mit der Ausgabe in Einklang zu bringen. Die>^
Art des Sparens bürste gewiß die Anerkennung
jedes vernünftigen Menschen finden. Redust
kommt auch auf das durchaus tadelnswerthe ķ
dingen vom Preise für Arbeit und Waaren r
sprechen Jeder Arbeiter sei seines Lohnes wşş
Darum sollte auch jeder Wohldenkende recht ve»'
nünftig sein gegen reelle Geschäfte in Handivef
und Handel und nicht den sogenannten Schleuder'
geschäften nachlaufen. Man ahnte vielleicht nich»
wieviel menschliches Elend, ja menschliche Schaşş
daran klebt oder sagen wir Ueber, daran ver
arbeitet ist, wenn inan einen Anzug oder es»
Kleid so spottbillig kauft. „Man soll sich >"
Handel und Wandel nicht durch Sparsamkeit Z»
Ungerechtigkeiten verleiten lassen." „Wehe dei»-
der sein Gut mehret mit fremdem Gute!" Nach
dem der Beifall, der diesen interessanten Aus'
sührungen folgte, verklungen war, folgte der Vor'
trag des Musikstückes für Violine und Klavist
«Des Geigers Traum" von Hannusch. Hest
P»sch era, Ciseleur auf der Carlshütte, der E
Ichon länger als gewiegter Geiger bekannt Ģ
hatte Herrn Lehrer Haas-Rendsburg vermach'
me Begleitung auf dem Klavier zu übernehmt!
Das herrliche Musikstück wurde mit größtem Ş'
schick und vorzüglicher Präzision vorgetrag»^
Nachdem nun ein gemeinschaftliches Lied gesung»»
ivar, erfolgte Pause. Mit einem Potpourri »»
Hoffmann wurde darauf die angenehme Untşş
Haltung fortgesetzt. Hierauf trug Herr Büsi»?.
Rendsburg einige komische Dichtungen unter nwļ!
verdientem Beifall vor. Nach dieser Nummer soN
ein Musikvortrag für Violine und Zither ,P’
ganz von Herzen", ausgeführt von Frl. Spe»^,
le r und Herrn Peschera. Der genannten Da»,
wurde als Anerkennung ein Bouquet überreich-
Nachdem nun noch Herr Iürgens-Biidelşş!
einen komischen Vortrag gehalten, wurde der sch»,,
Abend mit dem Absingen des Liedes „Br»»
reicht die Hand zum Bunde" beschlossen.
X. Rendsburg, 5. März. Am Dolllş
stag und Freitag-Abend dieser Woche V> lt
Herr W. Finn aus London seine riş
lichst bekannten Experimental-Vorträge üb»
Optik und Elektrizität im Apollosaal W
ten. Welchen Werth dieselben haben,
über berufen wir uns auf die „Kölnisch
Ztg.", welche berichtet: ,,
Wir empfehlen den Besuch dieser all
gezeichneten Experimente dem gebildet '
Theile des Publikums nachdrücklichst "»