gjjļŗitariêmuê und Assessorismus müsse gebrochen
und der Kaufmann als gleichberechtigt anerkannt
werden. Redner kommt dann auf die Aeußerungen
des Reichskanzlers in Bezug aus Wißmann zurück
und wünscht, daß neben den Vorwürfen auch die
Verdienste Wißmann's vom Reichskanzler aner
kannt werden. Er kritisirt abfällig die Kolonial
politik der letzten Jahre, das Abkommen mit
England und das jetzige Abkommen mit Frank
reich. Die nächste Generation werde nicht be
greifen, warum wir nicht thatkräftiger uns ander
Erschließung Afrika's betheiligten.
Reichskanzler Graf v. Caprivi: Der Vorredner
habe über den Vertrag mit England und den
gegenwärtigen mit Frankreich unrichtige Behaup
tungen ausgestellt. Darauf jetzt einzugehen, be
absichtige er nicht. Wenn Graf Arnim bedauere,
daß Deutschland jetzt erst sich gewisse Punkte des
Hinterlandes von Kamerun gesichert habe, so
könne erwidert werden, daß Deutschland sich Ge
genden gesichert habe, die noch keines Deutschen
Fuß je betreten habe. Der Vorredner sage auch,
es sei in Kamerun nicht für Abhülfe gesorgt
worden. Nun aber sei doch zur Untersuchung der
Regierungsrath Rose dorthin gesandt worden.
Das sei was man sonst ein Diszrplinarverfabren
nenne. Die nächste Post könne erst im nächsten
Monat eintreffen. Das System, das der Vor
redner so tadele, habe sich jedenfalls schon be
währt. Die Meuterei sei unterdrückt worden, 120
Mann Marine-Infanterie seien hinausgesandt
worden. Hätte man nur 20 Mann gescheckt, so
würde man der Regierung daraus einen Vorwurf
machen. Gras Arnim sage, der Kanzler Letzt
kenne die Neger nicht. Aber aus den Büchern,
die Graf Arnim lese, lerne er die Neger doch ge
wiß nicht kennen. Voraussehen könne man eine
Meuterei niemals. Auch die Nichtbezahlung von
Löhnen sei getadelt worden. Aber mit Abzügen
vom Lohne wären die Neger wohl auch nicht ein
verstanden gewesen. Im Fortgange seiner Rede
nimmt sich der Reichskanzler namentlich des Gou
verneurs Zimmerer an. Herrn v. Wißmann habe
er keinensalls einen Vorwurf gemacht, er habe
seinen Namen nur angeführt, um zu beweisen,
daß eine gewitze Bureaukratie nicht zu entbehren
sei. Er schätze die Verdienste Wißmann's ebenso
hoch wie der Vorredner.
Abg. Hasse (ntlb) tritt im Allgemeinen den
Ausführungen des Grafen Arnim bei und ver
langt die Begründung einer Centralstelle für Ko
lonialangelegenheiten, da der Reichskanzler kein
besonderes eingehendes Interesse für die Kolonien
zeigen könne. Deutschland dürfe nicht verzichten,
dem Beispiel von England und Frankrech zu
folgen. Redner kritisirt hierauf die sAbmachung
mit England und Frankreich und bedauert, daß
wichtige Gebietstheile von uns abgetreten seien.
Abg. Beckh (freist Vp.) weist den Vorwurf
zurück, daß eine durch Nichtbewilligung der nö
thigen Mittel hervorgerufene Sparsamkeit die
Meuterei in Kamerun in letzter Linie verschuldet
habe. Er fragt, wodurch bte Ermordung des
schmählich im Stiche gelassenen Lieutenants von
Volckhamer in Balinga verschuldet worden und
tadelt die deutsch-französischen Verhandlungen
wegen der Abgrenzung des Hinterlandes von
Kamerun. Man könne den Herren Wölber &
Brohm keinen Vorwurf machen, da die Kolonial
verwaltung vorher ebenso gehandelt habe.
Direktor K a yser vertheidigt die im Hinterland
von Kamerun verfolgte Politik Deutschlands, die
dem deutschen Unternehmergeist genügend Spiel
raum lasse, und verwahrt die Kolonialregierung
gegen den Vorwurf, wie Wölber & Brohm ge
handelt zu haben. In Betreff des Lieutenants
Volckhamer treffe die Regierung keine Schuld.
Abg. Bebel konstatirt, die Sozialdemokraten
hätten in den Kolonien die Affaire Wölber &
Brohm aufgedeckt, er erkennt an, daß die Regie
rung alles aufgeboten habe, den schmachvollen
Zustand zu beenden; er meint, das Hamburger
Strafgesetzbuch, das in diesem Punkte von dem
Reichsstrafgesetzbuch nicht aufgehoben worden sei,
und Kapitäne oder Superkargos, die Sklaven
beförderten, mit Zuchthaus bedrohe, könne gegen
Wölber & Brohm angewendet werden. Redner
erhebt gegen das Schiff „Marie Woermann" den
Vorwurf, es habe 21 Neger an einen feindlichen
Stamm an der Küste von Liberia ausgeliefert,
obwohl deren Schicksal bekannt gewesen.
Die Debatte wird hier abgebrochen und auf
morgen vertagt.
glücksfälle ereignen sich in jeder Marine,
wie derjenige weiß, welcher die Nachrichten
über solche Vorkommnisse verfolgt. Seit
dem mit so hohen Dampfspannungen —
hier 12 Atmosphären — gefahren wird,
ist damit immer für das Maschinen- und
Heizerpersonal eine gewisse Gefahr ver
bunden, und besonders bei den Probe
fahrten, bei denen eben festgestellt werden
soll, ob alle Maschinentheile, Kessel und
Zubehör den Ansprüchen genügen. Von
außen kann man den einzelnen Theilen
nicht immer ansehen, ob sie die genügende
Haltbarkeit besitzen, sie müssen deshalb
probirt werden. Alle irgendwie zu treffen
den Vorsichtsmaßregeln werden angewandt,
solches Unglück, wie das geschehene, ist
aber voraussichtlich nicht abzuwenden ge
wesen.
Also die neuen hochgespannten Forde
rungen, mit ihren zahlreichen Neuerungen
vermehren die Gefahren. Die neuen
Marineungeheuer sind wissenschaftlich ganz
korrekt gebaut, machen die schwierigsten
achen, aber zu ungelegenster Zeit grade
kommt etwas dazwischen, klappt etwas nicht
und auch den allen Anforderungen der
neuesten Marinetechnik entsprechenden
Schiffen geht Alles, oft mit Mann und
Maus, zu Grunde und man hat erlebt,
daß bei schönstem Wetter, ruhigster See
die herrlichsten Schiffe zu Grunde gegangen
sind, daß mitten im Frieden Kriegsdanipfer
einander Untergang bereiten, und erprobte
Seehelden haben die Frage gestellt, ob
nicht die so vervollkommneten Schiffe den
eigenen Leuten nicht gefährlicher
als dem Feinde sein würden, haben
dabei geäußert, daß man dem nächsten
Seekriege mit noch weit größerem Grauen
entgegensehen müsse, als dem nächsten
Landkriege, und es ist allen Ernstes die
Frage ventilirt worden, ob nicht die Marine
technik besser um- und zu den alten Holz
Schlachtschiffen zurückkehren sollte. Wenn
auch nicht durch ihr Aeußeres erinnern die
heutigen Kriegsschiffe oft an den Bogen,
der so verfeinert worden war, bis es beim
ersten rechten Gebrauch zerbrach.
Was sind Hoffnungen, was sind Ent
würfe? kann man angesichts dieser Kata
strophe mit dem Dichter ausrufen. Auf
dieses Schiff gerade war die deutsche,
Industrie, anscheinend mit Recht, besonders'
stolz gewesen. Das Schiff hatte alle Er
wartungen übertroffen und functionirte vom
ersten Augenblick an ganz vorzüglich, ja
elegant. Maschinen, Kraftentfaltung, Ma-
növerirfähigkeit, Schnelligkeit, alles war
geradezu wunderbar, und das Meisterwerk
! erregte in allen betheiligten Kreisen Auf
sehen. Der Kaiser vollzog selbst die Schiffs-
Ak AtchrOk in„Hmimdmg."
Nächst dem tiefsten Mitgefühl für die
42 Unglücklichen, die ein unerwarteter Tod
jäh dahingerafft, dem Mitleid mit den
Verwundeten und den Angehörigen der
Verunglückten, ruft die Katastrophe der
„Brandenburg" kein anderes Gefühl so
wach, als das der — Ohnmacht. Wohl
wissen wir, daß des Meeres Wellen trü
gerisch sind und das Wasser keine Balken
hat. Aber das Meer ist an der Katastrophe
vollständig unschuldig. Nicht das Meer,
nicht Sturm, Klippen, Strudel, Nebel und
sonstige Seegefahren haben das Unglück
herbeigeführt, sondern das Platzen des
Hauptdampfrohres eines noch ganz jungen,
mit besonderer Sorgfalt erbauten Schiffes,
und der Kessel ist nicht etwa überheizt
worden, denn nur etwas über 7000 Pferde
kräfte wurden entfaltet, während die
Maschinen dieses Kriegsschiffes schon mit
10000 Pferdekräften gearbeitet haben sollen.
Das Unglück entstand, wie der „Reichs
anzeiger mittheilt, durch Losreißen der
Befestigung des Dampfabsperrventils der
Steuerbordmaschine. Was das Reißen be
wirkt hat, Schuld, Fahrlässigkeit, Zufall,
das wissen wir nicht, das werden wir
vielleicht nie erfahren. Vom Reichsmarine-
amt ist ein Maschinenconstructenr sofort
nach Kiel entsandt worden zur Ermittelung
der Ursache. Vorläufig müssen wir uns
mit dem freilich nur sehr schwachen, aber
den thatsächlichen Verhältnissen entsprechen
den Trost begnügen, den der „Reichsanz."
spendet, indem er schreibt; „Solche Un
taufe. Er gab ihm einen Namen, der,
wie der Kaiser schwungvoll in der An
spräche sagte, „in unserer vaterländischen
Geschichte ein Grund- und Eckstein ist und
den Namen eines ganzen Landes, das, im
Mittelpunkt unserer Monarchie gelegen,
bewohnt ist von einem Völkchen, das treu,
fest und tapfer, aufs engste verbunden mit
dem Geschlechte der Hohenzollern und mit
dem Hohenzollernhause eins, sich weithin
berühmt gemacht hat."
Jetzt hat dasselbe schöne und stolze Schiff
dem ganzen Reiche schweren Kummer ver-
ursacht, und man möchte am liebsten mit
der Ausrüstung und dem Bau der Schwester-
schiffe warten, bis die Untersuchung ergeben,
welcher Art die eigentliche Ursache des
Unglücks ist.
ßung von Rio de Janeiro eingestellt. Die
Bevölkerung bittet um Frieden; 5000 aus
dem Süden kommende Aufständische sollen
in den Staat Sao Paulo eingedrungen sein.
Erschütternd sind die Schilderungen,
welche die gerettete Mannschaft des ge
scheiterten Schiffes „Spirit of the Down"
von ihrem Aufenthalt auf einer der süd
östlich von Neuseeland gelegenen Antipoden-
Inseln entwirft. Das Schiff, von Rangun
nach Chile bestimmt, gerieth während sehr
dichten Nebels auf die Felsen in der Nähe
dieser Insel und zerschellte in der furcht
baren Brandung. Der Kapitän, der Koch
und zwei Matrosen wurden von den Wogen
weggespült; der übrigen Mannschaft ge
lang es, ein Boot flott zu machen und
am nächsten Tage die Insel zu erreichen.
Dieselbe ist nur von Seehunden und
Vögeln belebt. Am 18. September war
das Schiff gescheitert; die elf Schiffbrüchigen
hatten nichts als das nackte Leben gerettet;
da sie keine Streichhölzer besaßen, konnten
sie nicht einmal Feuer anmachen und mußten
sich von rohem Fleisch, Wurzeln und
Vogeleiern nähren. Bald stellten sich
Krankheiten ein und die Verzweiflung hatte
nach 80tägiger Gefangenschaft den höchsten
Grad erreicht, als Hilfe nahte. Der vor
überfahrende Dampfer „Hinemoa" bemerkte
die Nothzeichen und rettete die Armen, die
zu Gerippen abgemagert waren. Eigen
thümlich an der Geschichte ist, daß auf der
Insel sich eine „Regierungs-Niederlage"
von Proviant aller Art, Kleidungsstücken
u. s. w. befindet; das hatten die Schiff
brüchigen nicht gewußt und hatten auch
die der wilden Thiere wegen gut verwahr
ten Borräthe auf der 7'/,, km langen Insel
nicht gefunden. Jetzt sollen dort und
anderwärts auf Steinen und Felsen weit-
hin sichtbare Inschriften angebracht werden,
etwaigen Schiffbrüchigen zum Wegweiser.
Italien.
Rom, 18. Febr. Der Papst celebrirte
heute Vormittag als Abschluß der Feier-
lichkeiten anläßlich seines Bischofsjubiläums
in der vatikanischen Basilika eine Messe,
welcher ungefähr 50,000 Personen beiwohn-
ten, die den Papst auf das lebhafteste be-
grüßten. Das diplomatische Corps, die
Patrizierfamilien und die Ritter des Mal-
teserordens wohnten der Messe auf beson
deren Tribünen bei.
Oesterreich.
Der Dampfer „Greif" mit der Kaiserin
von Oesterreich an Bord gerieth auf
der Reise von Gibraltar nach Alicante bei
Sabinal auf eine in den Seekarten
nicht verzeichnete Sandbank. Mit
Hülfe eines vorüberfahrenden französischen
Danipfers wurde der „Greif" wieder flott
gemacht und traf am Sonnabend, ohne
Havarie gelitten zu haben, in Alicante ein
Bcchili (Böhmen), 18. Febr. Ballon
„Phönix", unter Führung des Premier
lieutenants Groß Sonnabend früh 8 Uhr
aufgestiegen, ist 4 Uhr Nachmittags nörd
lich von Budweis in Böhmen glatt gelan
det; der Ballon hat über 4000 Meter-
Höhe erreicht. Tiefster Stand des Ther
mometers 30 Grad Kälte.
Inland.
Tasche hörbar durch die Finger gleiten.
„Fünf-, sechsmal so viel," sagte darauf be
züglich der Andere," könntest Du heute Deiner
Frau nach Hause bringen, wenn Du mit
uns gingst."
„Aber, wenn ich wieder verliere," erwiderte
Werner mit vor Erregung bebender Stimme.
„Ihr wißt ja nicht, wie cs mit mir steht
und wie die Noth bei mir zu Hause."
(Fortsetzung folgt.)
Ausland.
Außereuropäische Gebiete.
Die millionenreichen Pankeetöch
ter wollen gern Fürstenkronen in ihre Leib
wäsche sticken lassen und Madame la Prinzesse
heißen, aber wenn sie diesen Titel einmal
erkauft haben, machen sie sich wenig aus
dem Fürsten, ihrem Gemahl. Das bewies
unlängst eine Tochter des Nähmaschinen
fabrikanten Singer, deren Mutter in
zweiter Ehe einen Tenor geheirathet hatte,
nachdem der Sangeskundige für gutes Geld
zum päpstlichen Herzog vorgerückt war.
Die Tochter wollte noch höher hinaus, sie
heirathete den Sprößling eines alten fran
zösischen Fürstengeschlechts und ließ sich
nach zwei- oder dreijähriger Ehe von ihm
scheiden. Das gleiche thut jetzt die Stief
tochter des Petroleum-Millionärs Mackay.
Sie hatte einem neapolitanischen Fürsten
Colonna die Hand gereicht und ihm die
nöthige Mitgift zugebracht, um sein ver
blaßtes Wappen wieder vergolden zu lassen.
Gegenwärtig weilt sie mit ihren drei kleinen
Kindern in einem Versteck und läßt in Paris
die Scheidungsklage vorbringen. Das zu
ständige Gericht erklärt sich für inkompetent,
weil Fürst Colonna noch immer Italiener ist.
Die Abonnements-Einladung einer grö
ßeren amerikanischen Zeitung schloß
mit folgenden Worten; „Endlich theilen
wir der verehrten Damenwelt noch mit,
daß zu den Abonnenten unseres Blattes
eine Anzahl junger, unverheiratheter und
gebildeter Männer mit großem Vermögen
gehören, welche sich uns gegenüber durch
Namensunterschrift verpflichtet haben, nur
solchen Damen die Hand zum Lebensbunde
zu reichen, welche ein Jahresabonnement
unseres Blattes gewonnen haben!"
Nach vorliegenden Meldungen hat das
Geschwader der Aufständischen die Beschie-
Friedrichsruh, 19. Febr. Mit gewohn
ter Pünktlichkeit traf der Sonderzug des
Kaisers um 5 Uhr 57 Min. in Friedrichs
ruh ein. Langsam fuhr er an dem ge
schmückten Bahnhof vorbei bis zu dem
Uebergang vor dem Schloß des Fürsten.
Dort hatte sich zehn Minuten vor Ankunft
des Zuges Fürst Bismarck, Dr. Schwenin
ger und Dr. Chrysander zum Empfang
aufgestellt und unterhielten sich mit deni
Publikum. -Der Fürst trug über der Kü-
rassiruniform den neuen grauen Mantel,
den ihm der Kaiser kürzlich übersandt hat.
Mit elastischem Schwung sprang der Kaiser
aus dem Wagen und trat rasch auf den
Fürsten zu, schüttelte ihm die Hand und
begleitete ihn ins Schloß, vom Publikum
lebhaft begrüßt.
— Wie die „Kreuzztg." hört, hat das
Diner, das zu Ehren des Kaisers heute
bei dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh
stattfand, einen ganz familiären Charakter
getragen und sich nur auf die dort an
wesenden Mitglieder der fürstlichen Fa
milie erstreckt.
Berlin, 19. Febr. Der deutsch-russische
Handelsvertrag ist im Reichstag ein-
gegangen.
-— Wie die „Nat.-Z." hört, haben der
unter dem Vorsitz des Kaisers stattgehabten
Kronrathssitzung außer den Ministern
der Freih. von Marschall und Freih. von
Thielmann, der erste deutsche Delegirte zu
den Verhandlungen des deutsch-russischen
Handelsvertrages, beigewohnt. Schon dieser
äußere Umstand ergebe, daß es sich um
eine anläßlich des Vertrages entstandene
kritische Lage handelte.
Berlin, 19. Febr. Die Commission zur
Berathung des Gesetzes betr. die Land
wirthschaftskammern beendigte die General
debatte und berieth den Modus der Wah
len; sie nahm den 8 5 der Regierungsvor
lage an, wonach für das active Wahlrecht
ein Alter von mindestens 25 Jahren, für
das passive von 36 Jahren erforderlich ist.
Ausgeschlossen von diesem Wahlrecht sind
Personen, die nicht im Besitze der bürger
lichen Ehrenrechte sind, ferner die im Con
curs befindlichen, sowie die, deren Grund
stücke einer Zwangsversteigerung oder
Zwangsverwaltung unterliegen.
Die Versammlunp des Bundes der
Land Wirthe am Sonnabend in Berlin
hat zur Verschärfung der Lage insofern
beigetragen, als sie vermöge der extra
vaganten Reden mit den Beschuldigungen
feigen Verhaltens gegen Rußland an höch
ster Stelle den Eindruck einer abermaligen
Herausforderung gemacht hat.
— Die „Nordd. Allg. Ztg." bespricht
die Versammlung des Bundes der
Landwirthe und meint, es kam der
Versammlung offenbar nicht darauf an,
die Bedeutung der öffentlichen Angelegen
heit zu erörtern, sondern nur Stimmung
zu machen. In den gehaltenen Reden
suche man vergeblich nach der Begründung
für die einstimmig angenommene Resolution,
daß die Landwirthschaft durch die bereits
abgeschlossenen Handelsverträge in die
denkbar bedrängteste Lage gerathen würde.
Weiter bemerkt dasselbe Blatt; „Mag
man auch der ungeberdigen germanischen
Kraft, die sich in den beiden Versammlun
gen entfaltete, mildernde Umstände zubilli
gen, so kann es doch nicht zu den Aufgaben
einer entschlossen und einheitlich geleiteten
Politik und ihrer Organe gehören, das
Wohlwollen, das an sich der Zusammen
schluß der Landwirthe zu einem Int eres-
s e n b u n d verdiente, auf alle Ausartungen
und Maßlosigkeiten zu übertragen.
Berlin, 18. Febr. Vertreter des Han-
dels und der Industrie aus dem
ganzen Reiche füllten heute Vormittag
den Saal des Concerthanses; zahlreiche am
Erscheinen Verhinderte hatten Zustimmungs-
Erklärungen zu der Kundgebung für den
russischen Handelsvertrag geschickt, die den
Zweck der Versammlung bildete. Nach
einer einleitenden Begrüßung des Kommer-
zienraths Abg Roesicke sprachen Kommer-
zienrath Henneberg-Berlin, Otto v. Pfister-
München und Generaldirektor Kollmann-
Bismarckhütte über den russischen Handels
vertrag. Namentlich betonten die Redner,
daß der Handelsvertrag der Industrie und
dem Handel Bortheil, der Landwirthschaft
aber keinen nachweisbaren Nachtheil bringe.
Kollmann protestirte dagegen, daß die Land-
wirthe Patriotismus allein für sich
beanspruchen und wies gdie gestrigen
plumpen Ausfälle Ploetz's gegen die Börse
zurück. Häufiger lebhafter Beifall begleitete
die Reden. Einstimmig wurde eine ent
schiedene Resolution für den Handelsvertrag
angenommen. Die imposante Versamm
lung wurde alsdann mit einem Hoch auf
den Kaiser geschlossen.
Berlin, 18. Febr. Der Vorstand des
Vereins deutscher Eisen- und Stahl-
industrieller nahm heute nach einem
Referat des Generalsekretärs Bueck, in
welchem derselbe die Vortheile des deutsch
russischen Handelsvertrages für die Groß-
und die Kleincisenindustrie eingehend dar
legte, einstimmig eine Resolution an, in
welcher die zuversichtliche Erwartung aus
gesprochen wird, daß der Reichstag dem
Handelsverträge zustimmen Iverde.
In Saßnitz auf Rügen hat sich, nach
der „Magdeb. Ztg.", in Folge der letzten
Stürme das Ufer vollständig verän
dert. Die Strandpromenade von Saßnitz
bis zur Waldhalle soll ganz eingehen, weil
sie zu gefährlich wird. Es trat stellen
weise in diesem Winter das Wasser so
nahe an die Kreidelvände heran, daß der
Uferweg überhaupt nicht zu passiren war.
Tausende von Buchen liegen in der Stubbe
nitz entwurzelt und abgebrochen. Auf dem
Flachlande sieht man kaum ein Gebäude
unbeschädigt.
Slhneidemühl, 18. Febr. Der bekannte
Johann Arndt, der mehrere Wochen in
tiefstem Schlaf gelegen hat, ist plötzlich
erwacht und hat das Krankenhaus verlassen
können.
Aus Thüringen, 18. Febr. Die Lage
der Bewohner des Meining'schen, auf
dem Thüringer Wald gelegenen Ortes
Neustadt am Rennsteig, ist nach Meldungen
von dort eine traurige. Die Bewohner
ernähren sich von der Zündholzf«bri-
kation. Seit Einführung des Reichs-
gesetzes vom 13. Mai 1884, betreffend die
Anfertigung von Streichhölzern mit weißem
Phosphor, das die schreckliche Phosphor
nekrose beseitigen sollte, ist die Lage der
Bevölkerung nicht verbessert, sondern eher
verschlimmert worden. Die Phosphor
nekrose ist nicht zurückgegangen, von 1870
bis 1885 waren 15 Personen von der
Krankheit befallen, seit Erlaß des Reichs-
gesetzes ebensoviel. Die Hausindustrie ist
nicht auszurotten, man arbeitet im Ge
heimen, vielfach bei Nacht. Kommt dann
am Morgen der Feldjäger, so ist alles
wieder entfernt. Die Fabriken, die ver-
hältnißmäßig hohe Löhne zahlen müssen,
können mit der Hausindustrie, bei der alle
Familienglieder helfen, nicht konkurriren,
dazu kommt, daß die schwedischen Zünd
hölzer die Phosphorzündhölzer immer mehr
verdrängen. Eine der Fabriken, zu der
die Meiningische Regierung ein unverzins
liches Darlehen gegeben hatte, kommt dem
nächst zur Veräußerung. (Frkf. Z.)
Friedrichsruh, 18. Febr. Die Wald-
Verwüstungen durch den Sturm haben
auch in den nördlich von der Bahn liegen
den Theilen des Sachsenwaldes großen Um
fang angenommen, der sich erst nach und
nach feststellen läßt. Den traurigsten An
blick bietet auf dieser Seite der prächtige
Tannen- und Kiefernschlag an der Rothen
becker Chaussee, die „Bierthage" genannt.
Tausende Stämme von mehreren Fuß
Durchmesser liegen in wildem Chaos zer
knickt am Boden. In nächster Nähe des
Bahnhofs Möhnsen an der Schwarzen-
beck-Oldesloer Bahn ist der Bestand einer
mächtigen Waldecke vollständig weggefegt.
Fast kein Baum steht, und die wenigen
schwachen Stämme, die sich bis zur Erde
biegen konnten, ohne zu brechen, haben ab
geschlagene oder durch den Fall der sie
sonst beschützendenRiesenverstümmelteWipfel.
Als Fürst Bismarck gestern gegen
Mittag seinen Spaziergang machte, trat er
zu einer kleinen Gesellschaft von Damen
und Herren aus Hamburg heran, die ihn
bei dem bekannten kleinen Pförtchen, gegen
über der Oberförsterei erwarteten, und
sprach mit ihnen über den schweren Wind-
schaden. „Mit einem Verlust von 40 000
Stämmen werde ich wohl kaum davon
kommen", sagte er, und nach der Ansicht
des Forstpersonals ist diese Zahl gewiß
nicht zu hoch gegriffen.
Prov.uzietles.
Altona, 19. Febr. Der durch den theil-
weisen Einsturz des Thurmes der Jo
hanniskirche angerichtete Schaden soll
sich dem Vernehmen nach auf etwa 50000
Mark beziffern. Die Bewohner der am
Fuße der Kirche befindlichen Häuser mußten
nach dem Unglück ihre Wohnungen räumen,
da der Einsturz des ganzen Thurmes von
sachverständiger Seite befürchtet wurde.
Glücklicherweise flaute der Sturm aber nach
2 Ubr bedeutend ab. Gestern verunglückte
bei der Besichtigung des durchschlagenden
Kirchenschiffes der Altonaer Polizei-In
spektor Klaeber durch einen Sturz von einer
Leiter. Der Beamte zog sich außer einem
Bruch des Nasenbeines schwere innere Ver
letzungen zu.
Kiel, 19. Febr. Von Angehörigen der
Marine und von Augenzeugen der Kata
strophe erfährt das „B. T." Einzelheiten,
die wahrhaft herzzerreißend sind. Nach
der heftigen, mit donnerähnlichem Krach er
folgenden Explosion drang ein dichter Dampf
aus dem Maschinenraum. Ein Matrose
stürzte auf Deck; demselben waren Nase,
Lippen und die eine Seite des Kopfes weg
gerissen. Mit einem Wehelaut fiel der Un
glückliche zu Boden und war sofort eine
Leiche. Der Maschinenraum und das
Zwischendeck boten, nachdem sich der Damp!
endlich verzogen, einen grauenvollen Anblick.
Es lagen Tode und Verwundete mit schreck
lichen Verstümmelungen in wirrem Durch
einander. Auf der vom Maschinenraum zu»'
Zwischenveck führenden Treppe lagen dir
Leichen auf den eisernen Stufen. Die stark
verbrühten und verstümmelten Menschen
waren aus dem Maschinenraum geflüchtet
wo sie indeß sofort todt niedergefallen
waren. In der Maschine lagen Menschen
und einzelne Theile von Menschen. Eu>
Theil der Todten war weniger verstümmelt,
der ausströmende Dampf, der durch eine''
ungeheuren Druck auf fast 200 Grad er
hitzt war, hatte die Lungen der Unglück
lichen buchstäblich verbrannt und den
fortigen Tod herbergefuhrt. Der heiß
Dampf drang in die benachbarten Räuiw
uno erzeugte hier eine solche Hitze, daß dü
Anwesenden die Scheiben zertrümmert'
mußten, um sich vor dem Ersticken zu rette»'
Die Offiziere, die in ihrer Messe von ve->
Dampfe heimgesucht wurden, flüchteten dķ
die Fenster hinaus und retteten auf die!
Weise das Leben. Desto entsetzlicher 8»
staltete sich das Schicksal der Köche, die st«
in der Kombüse befanden, sie tonnten .
gräßlichen Dampfe nicht entrinnen. Z
Köche und der Steward starben infolg
SÄÄÄ«
hatte sich vollständig vom Fleische gelöst
Die Feststellung ihrer Person schien ansang
lich gänzlich ausgeschlossen. Ein Matro!
hatte unmittelbar vor der Katastrophe
unheilvollen Raum verlassen und entşş
auf diese Weise dem Schicksal seiner Kaw
raden. Als Prinz Heinrich an Bord e
schien, war, so erzählt man, die ganze #
satzung noch fast sprachlos vor Schreck
und Entsetzen. Die Todten und Beķ.,
deten wurden sofort, nachdem die Her»
eilenden eindringen konnten, auf Deck h
schafft. Ein Theil der Verwundeten
bis zum andern Tage an Bord der ,,«r
denburg"; jetzt befinden sich sämmtlrche ^
unglückte im Lazareth. Die Todten,
zunächst bei der Marine-Akademre ans ,
befördert wurden, brachte der Möbeln»^
eines hiesigen Tischlers ins Lazareth; < 6 ,
eine Mal bestand die traurige Last ou?
das andere Mal aus 23 Leichen.
Schluffe wird noch erwähnt, daß weg ^
Maschinisten und Heizer auf w«"
bare Weise gerettet wurden- ^
sprangen durch eine mit eisernen ş me-
versehene Luke, sobald die furchtbare
sion erdröhnte; nach langem, gum , ^
Bangen wurden sie aus ihrem Verst
rettet. Anfänglich glaubte man, “ l $$
feien gleichfalls ums Leben gekommen, «j
licherweise hatten sie kaum die ger
Verletzung erlitten.
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