Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 1)

Handelsvertrag durchführen und 
es doch mit den Konservativen und 
dem landansässigen Adel nicht ver 
derben. Alle, welche die Empfindungs- 
Welt des Kaisers kennen, zweifeln stark 
daran, daß er sich eventuell an die Spitze 
der Liberalen stellen könnte, um die konser- 
vative Partei und ihren Einfluß im Lande 
zu „zerschmettern". 
Sensationelles Aufsehen erregt in Sports 
und Cavalier-Kreisen das plötzlich e Ber- 
schwinden ein es exotischen Prinzen, 
der einem hiesigen Garde-Regiment attachirt 
war, um die Einrichtungen der deutschen 
Armee zu studiren. Derselbe, der im Süd 
westen der Stadt eine fürstlich eingerichtete 
Wohnung inne hatte und sechs Pferde und 
zwei Equipagen hielt, soll angeblich durch 
Wuchermanipulationen in derartige Ver 
hältnisse gerathen sein, daß ihm der Sand 
der Mark unter den Füßen zu heiß wurde 
cknd er es vorzog, die Heimath an den 
Ufern des Nils aufzusuchen. In anscheinend 
unterrichteten Kreisen wird die Höhe der 
zurückgelassenen Schuldenlast aus 2 bis 
ZOO 000 Mark angegeben. Thatsache ist, 
daß die prinzlichen Gemächer vor Kurzeni 
von einem Gerichtsvollzieher versiegelt und 
vier Pferde und die beiden Equipagen nach 
der Pfandkammer geschasst worden sind. 
Seitens des Regiments soll dem Prinzen 
ein zwanzigtägiger Urlaub zur Regelung 
seiner Verhältnisse bewilligt worden sein, 
und er soll diesen benutzt haben, um seine 
Abreise unauffällig zu bewerkstelligen. Wenn 
man den verschiedenen circulirenden Ge 
rüchten Glauben schenken kann, so dürfte 
die Affäre noch ein Nachspiel in Form eines 
zweiten hannoverschen Wucherprozesses vor 
dem hiesigen Strafgericht finden. 
— Dem nationalliberslen Abg. v. Cuny 
sind aus seinem Wahlkreise Petitionen 
gegen den Quittungs-, Check- und 
Frachtstempel zugegangen, welche von 
fast allen Gewerbetreibenden der Stadt 
Kreuznach unterzeichnet worden sind. 
— Herr v. Ploetz ist in Friedrichsruh 
bei dem Fürsten Bismarck gewesen in 
der Zeit zwischen der Ankunft des frühern 
Adjutanten v. Moltke daselbst und der Ab 
reise des Fürsten Bismarck nach Berlin. 
Ueber den Zweck dieser Reise berichtet die 
„Kolberger Bolksztg." nach einer Unter 
redung, die der Verleger des Blattes mit 
Herrn v. Ploetz gepflogen hat, nackstehendes: 
„Nachdem es feststand, daß Fürst Bismarck 
nach Berlin kommen werde und die bundes- 
seindliche Presse diese Reise mit einer 
Schwenkung des Fürsten in der russischen 
Handelsvertrags-Angelegenheit in Verbin- 
dung gebracht hatte, begab sich Herr von 
Ploetz nach Friedrichsruh, um vom Fürsten 
eine Erklärung zu erbitten: ob durch die 
Aussöhnung zwischen ihm und Sr. Maje 
stät dem Kaiser seine Stellung zum deutsch 
russischen Handelsvertrag irgendwie alterirt 
sei. Der Fürst sprach sich darauf u n- 
zweideutig aus, daß er nach wie vor 
ein Gegner des deutsch-russischen Handels 
vertrages sei." 
— Dr. Hans v. Bülow ist zur Zeit, 
so berichtet die „Dresd. Ztg.", auf dem 
Wege nach Kairo, wohin er über Wien 
und Triest mit seiner Gattin, geb. Marie 
Schanzer, reist. Hamburgs Klima ist zur 
Genesung Bülow's völlig ungeeignet. Die 
Aerzte verlangen peremtorisch,daß er Egypten 
aussuche, das er an der Hand seiner ge- 
treuen Gefährtin Ende nächster Woche auf 
dem Lloyddampfer „Amphitrite" hoffentlich 
erreicken wird. 
Der Herzog von Koburg-Gotha hat bei 
den Feierlichkeiten zu seinem Regierungs- 
Antritt auf die Ansprache des Bürger 
meisters Lie der trau u. A. Folgendes 
erwiedert: „Meiner Stadt und Meinem 
Lande verspreche Ich, in guten und schlim 
men Zeiten, welch' letztere Gott gnädigst 
fern halten wolle, Meinen Landesfürstlichen 
Schutz und eifrige Fürsorge. Möge Gott 
Mein Bestreben segnen, gesetzlichen Sinn, 
Gottesfurcht und Vaterlandsliebe zu be 
festigen und Meiner Bürger Wohlfahrt 
allerwegen zu mehren. Hierauf wird das 
Bestreben Meiner Regierung gerichtet sein. 
Ich rechne dabei auf die thätige und auf- 
opfernde Mitwirkung aller Stände ohne 
für sie, die nicht durch die äußere Höflichkeit 
diktirt werden, sondern vom Herzen kommen, 
dem Wunsch und Verlangen entspringend, 
mit dem geliebten Wesen in stetem Verkehr 
zu bleiben und die, kaum bemerkbar, doch so 
wohlthuend berühren. 
Die Gräfin schien es Anfangs freilich 
kaum wahrzunehmen oder als eine selbstver 
ständliche Form der Artigkeit hinzunehmen; 
ihr ganzes Denken und Empfinden war ja 
mehr als je auf Rolf, seinen Kummer und 
seine Leiden gerichtet; sie war liebenswürdig, 
aber gänzlich unbefangen im Zusammensein mit 
Gaston, und dies bekümmerte Rolf einiger 
maßen, denn seiner Ueberzeugung nach paßten 
die Beiden gut für einander; er gönnte dem 
Freunde, den er in dieser Zeit mehr und mehr 
schätzen lernte, alles Gute, und Gräfin Tema 
war eine Frau, die den Mann, dem sie ein 
mal ihr Wort gab, auch voll beglücken würde. 
So schwer Rolf von Velten nun auch noch 
am eigenen Herzeleid und an der erfahrenen 
Täuschung zu tragen hatte, sein Gemüth war 
deshalb weder mißtrauisch noch verbittert 
gegen das Glück Anderer. 
(Fortsetzung folgt.) 
Ausnahme, wie Ich Mich solcher heute bei 
Meiner Begrüßung erfreue. In Frieden 
hoffe Ich Meine Regierung zu führen als 
ein deutscher Fürst im Sinne Meiner Vor 
fahren, besonders Meines erlauchten Onkels 
und Meines unvergeßlichen Herrn Vaters. 
Um Meine Residenzstadt zu ehren und 
Ihnen, Herr Bürgermeister, für den bei 
der Vorbereitung des Mir heute bereiteten 
Festtages bewährten Eifer zu danken, er 
nenne Ich Sie zum Ober-Bürgermeister. 
Eine heitere Schmuggelgeschichte 
wird von der russischen Grenze erzählt. 
Eine Dame wollte in ihrem Wohnort in 
Russisch-Polen eine Weckuhr kaufen. Der 
Preis, den der Uhrmacher stellte, war ihr 
zu hoch, und so kaufte sie eine Uhr ge 
legentlich einer Reise jenseits der Grenze. 
Zufällig traf sie auf der Heimfahrt unter 
wegs den Uhrmacher ihrer Heimath, zeigte 
ihm die Uhr und rühmte sich, daß sie die 
Uhr sehr billig gekauft hätte. Der Uhr 
macher besah die Uhr und stellte unbemerkt 
den Wecker so, daß er zu der Zeit ablaufen 
mußte, wenn die Dame die Grenze über 
schritt. Bei der Zollrevision hatte die 
Dame die Uhr in ihren Kleiden versteckt, 
als sie sich plötzlich zur allgemeinen 
Heiterkeit durch ihr Wecken meldete. Die 
Uhr wurde beschlagnahmt, die Dame 
mußte Strafe zahlen und der Uhrmacher 
hat außer seiner Rache die stille Hoffnung, 
daß die Dame nun doch bei ihm kaufen 
Hannover, 2. Febr. Die städtischen 
Kollegien nahmen in ihrer gestrigen Sitzung 
den Antrag betreffend die Einführung 
einer Biersteuer von 65 Pf. pro Hekto 
liter, mit großer Mehrheit an. Das vor 
gelegte, darauf bezügliche Ortsstatut wurde 
einstimmig angenommen. Mit Ausnahnie 
des Bürgermeisters Dr. Brüel war das 
Bürgervorsteherkolleg vollzählich vertreten; 
bei der Abstimmung stimmten 17 Herren 
für die Einführung der Steuer, 6 dagegen; 
von den Magistratsmitgliedern Senator 
Brauns dagegen. 
Halle a. H., 2. Febr. Heute erschoß der 
junge Kaufmann Lotze sich und seine Ge 
liebte, die Tochter seines Prinzipals. 
Der Vorsitzende der Veranlagungskom 
mission der Stadt Münster, ein Regierungs 
rath Brenken veröffentlicht eine Bekannt- 
machung, welche offenbar über die Be 
fugnisse dieses Herren hinausgreift und sich 
mit den gesetzlichen Bestimmungen nicht 
deckt. Die Bekanntmachung lautet wörtlich 
wie folgt: 
„In diesem Jahre ist wiederum eine große 
Zahl Steuererklärungen abgegeben, welche den 
thatsächlichen Verhätlniffen, besonders auch der 
Lebensweise und auch dem Aufwande, nicht ent 
sprechen und unverkennbar zeigen, daß steuer 
pflichtige Einnahmen verschwiegen oder fälschlich 
niedriger angegeben oder durch zu hohe Be 
rechnung von Geschäftsunkosten rc. herabgedrückt 
sind. Ich werde daher in vielen Fällen dem 
nächst das Strafverfahren wegen Verletzung 
des Z 66 des Einkommensteuergesetzes vom 24. 
Juni einleiten. Zugleich weise ich hiermit dar 
auf hin, daß auch die, welche bei Beantwortung 
der im Bcanstandungsverfahren gestellten Fragen 
Wahrheitswidriges mittheilen, der Strafe des 
§ 66 verfallen/' 
In tollem Uebermuth hatten ein 
Forstanfseher und ein Hilfsjüger in ange 
trunkenem Zustande auf dem Wege von 
Neunkirchen nach Spiesen 5 5 jungen 
Bäumen mit ihren Hirschfängern die 
Kronen abgeschlagen. Die Strafkammer 
zu Saarbrücken verurtheilte die zum Baum 
schutz Berufenen zu je zwei Monaten Ge 
fängniß. Einen Werthersatz von 400 Ji 
hatten sie bereits früher geleistet. 
Vor dem Militärbezirksgericht in Würz 
burg erschienen kürzlich in einer Verhand 
lung gegen einen Pionier des Speyerer 
Pionierbataillons zwei Soldaten als 
Zeugen, von welchen der eine in hohem 
Grade stotterte und der andere in ebenso 
hohem Grade schwerhörig war. 
Worms, 31. Jan. Heute Morgen stürzte 
sich ein hiesiger Kaufmann, Besitzer einer 
Seifensiederei, aus der Dachlucke seines 
Hauses auf das Pflaster und war sofort 
todt. Er soll in der letzten Zeit an Ver 
folgungswahn gelitten haben. 
Zu dem Selbstmord des Ober 
primaners vom Mainzer G ymn as ium 
berichtet der dortige „Anzeiger" noch: 
Unmittelbar nach der für das Maturitäts 
examen vorgeschriebenen griechischen Arbeit 
erklärte der Oberprimaner seinen Mit 
schülern auf dem Gange, er habe zweifel 
los eine sehr gute Arbeit abgeliefert, er 
habe den Thucidides bei sich gehabt und 
abgeschrieben. Der Director hörte die Er 
zählung, stellt sofort die Thatsache fest, 
der Oberprimaner gesteht zu, daß er sich 
unerlaubter Hilfsmittel bedient hat. Der 
Direktor erklärt ihm, daß die Prüfungs 
konferenz über die Sache entscheiden werde. 
Der Oberprimaner war sich offenbar der 
Konsequenzen bewußt, denn bereits am 
Freitag muß er den Entschluß zu seiner 
unglückseligen That gefaßt haben. Am 
Freitag-Mittag kaufte er sich den Revolver. 
Am Montag begiebt er sich in die Klasse 
zu seinen Mitschülern, es wird ihm vor 
versammelter Klasse durch den Direktor im 
Beisein der übrigen betheiligten Lehrer 
die Mittheilung gemacht, daß er von der 
Fortsetzung des Maturitätsexamens ausge 
schlossen sei, er begiebt sich aus dem 
Zimmer und unmittelbar nachdem die 
Thür geschlossen, ertönt ein Knall — und 
der verzweifelte, unglückliche junge Mann 
war eine Leiche. 
Hamburg, 2. Febr. Aus dem Bericht 
über die Verhandlungen in den Schöffen 
gerichten I und IV geht hervor, daß ein 
Offiziant der Sittenpolizei eine eigenthüm 
liche Rolle spielte. Zwei Angeklagte waren 
von ihm bezichtigt, Handlungen begangen 
zu haben, die öffentliches Aergerniß 
erregt hätten und unter den Zeugen 
tauchte ein Dritter auf, dem es schon früher 
ebenso gegangen war, nur mit dem Unter 
schied, daß es nicht zur Gerichtsverhand 
lung kam. Ein 18jähriger Jüngling und 
ein hochangesehener Mann sind von dem- 
selben Polizisten verhaftet worden und meh 
rere Tage und Nächte in Haft geblieben, 
ohne daß in beiden Fällen die Angehörigen 
verständigt wurden oder auch nur auf ihre 
besorgten Anfragen Auskunft erhielten. 
Das Gericht hat sie freigesprochen, da es 
nichts von den behaupteten Thatsachen für 
wahr halten konnte. Und die Verhand 
lungen haben nicht etwa ergeben, daß ein 
verzeihlicher Irrthum des Beamten vorlag, 
sondern daß er die „Fälle" selbst ge 
schaffen hat, um sie dann zur Anzeige 
zu bringen. Dadurch kehrt sich aber das 
Verhältniß direkt um — statt Schutz zu 
finden bei einem Organ der Polizei muß 
sich der ruhige Bürger fast mehr vor ihm 
fürchten als vor einem Strolch, gegen 
dessen Angriffe er sich doch eventuell noch 
vertheidigen könnte. Aber macht- und 
hülflos steht Jeder dem mit einer außer- 
ordentlich großen Amtsgewalt ausgerüsteten, 
wiederholt in solche „Irrthümer" verfal 
lenden Beamten gegenüber. Wie die letzten 
Opfer des „Irrthums" kann jeder anstän 
dige in Hamburg Wohnende oder Fremde 
an sich selbst oder in seinen Familienmit 
gliedern getroffen werden. Hoffentlich er 
fährt man bald, daß etwas geschehen ist, 
um weitere solche — „Fälle" unmöglich 
zu machen. („Hamb. Corr.") 
Gegen den Quittungs- und Fracht 
stempel ist aus Hamburg eine Petition 
an den Reichstag gelangt, welche mit 2365 
Unterschriften Hamburger Firmen bedeckt 
ist und einen entschiedenen Gegensatz be 
kundet zu der Befürwortung dieser Steuer 
durch die Hamburger Handelskammer. 
Eine hoch wich tigeEntdeckung durch 
Zufall hat ein Hamburger Privatmann 
dort gemacht, der zu seinem Vergnügen 
physikalische Studien betreibt. Derselbe 
bezieht von dem Besitzer einer Fabrik einen 
elektrischen Strom zur Beleuchtung seines 
Arbeitszimmers Während nun bis vor 
einigen Wochen der Stromverbrauch durch 
schnittlich den Betrag von 12—15 Ji aus 
machte, war plötzlich der Zähler so rasch 
fortgeschritten, daß sich der Verbrauch in 
zwei Tagen auf 8 Ji gesteigert haben 
mußte. Der zu Rathe gezogene Elektro 
techniker konnte nichts Verdächtiges an der 
Uhr finden, doch entdeckte man endlich nach 
längerer Untersuchung, daß der Lichtent- 
nehmer einen starken Magneten, den er 
gebraucht, mit dem Südpol nach dem 
Elektrizitätsmesser gerichtet, in dessen Nähe 
hatte liegen lassen. Der Magnetismus hat 
nun derartig beschleunigend auf den Gang 
des Pendels gewirkt, daß der Mehrver- 
brauch an Strom, den die Uhr zeigte, sich 
erklärte. Weitere Versuche ergaben, das 
überraschende Resultat, daß, wenn der 
Nordpol dem Pendel näher gebracht ivurde, 
dessen Gang verlangsamte. Die Wirkung 
war nach jeder Richtung so gewaltig, daß 
sie auch vom anderen Zimmer durch die 
Wand erzielt werden konnte. Diese Ent 
deckung wird als eine für die Elektrotechnik 
bedeutende bezeichnet. 
Hamburg, 2. Febr. Die Anarchisten 
hatten zu heute Abend in Tütge's Saal 
eine Versammlung angesetzt, in welcher der 
Berliner „Unabhängige" Werner sprechen 
sollte. Als die Versammlung polizeilich 
verboten worden war, meldete derselbe Ein- 
berufer zum gleichen Tage und im gleichen 
Locale eine andere Versammlung mit an- 
derer Tagesordnung und anderem Referenten 
an. Spohr-Berlin sollte über „den wirth- 
schaftlichen Kampf und den Sozialismus" 
sprechen. Die Polizei ließ auch diesmal 
auf Grund des Vereinsgesetzes das Verbot 
erfolgen. 
Ein in Hamburg wohnhafter Drogist 
litt an heftigen Zahnschmerzen, welche ihm 
die Nachtruhe raubten. Darauf eilte er 
in seinen Laden, um ein Betäubungsmittel 
anzuwenden, vergriff sich aber in der 
Flasche und nahm Cyankali. Er verstarb 
sofort. 
Auf der Eisenbahn-Station Bergcdorf 
wurde mittelst Einbruchs in den Eisenbahn- 
Güterschuppen die ca. 500 Pfund schwere 
Geldkiste mit reichlich 200 Mark Inhalt 
gestohlen. 
— Gigen die vom Senat beabsichtigte 
Erhöhung der Einkommensteuer um 
55 pCt. macht sich innerhalb der Bürger 
kreise eine starke Agitation geltend, beson 
ders will man in letzteren das Defizit 
durch eine stärkere Heranziehung des Ein 
kommens von 10000 Mk. an, sowie durch 
Ersparnisse in der Verwaltung aus der 
Welt schaffen. In erster Linie wird aller 
seits auf eine Reorganisation der Baude 
putation aufmerksam gemacht, da verschie 
dene Vorkommnisse der letzten Jahre den 
Beweis erbracht haben sollen, daß dieselbe 
bei anderer Organisation wesentliche Er 
sparnisse machen könnte. 
Provinzielles. 
Vor einigen Tagen hat ein in ganz 
Schleswig-Holstein wohlbekanntes Manu 
faktur- und Konfektionsgeschäft Konkurs 
angemeldet. Der Inhaber hatte in 
Plakaten das Publikum aufgefordert, sich 
nicht von anderen Leuten das Fell über 
die Ohren ziehen zu lassen, sondern bei 
ihm zu kaufen. Thatsächlich hatte er aber 
zu solchen Schleuderpreisen verkauft, daß 
er dem soliden Geschäft viel Schaden that 
und einsichtige Leute das Ende schon voraus 
sagten. Er redete Jeden mit „Du" an 
und hatte auch noch andere gelungene 
Eigenschaften an sich, z. B. soll es vorge 
kommen sein, daß er einen Jungen von 
der Straße holte und ihm dann einen 
neuen Anzug schenkte mit dem Bemerken, 
seiner sei doch zu schlecht. Wenn seine 
Laune es ihm eingab, kam es auch vor, 
daß er des Nachmittags zu beliebiger Zeit 
sein Geschäft schloß und die Leute auf 
forderte, am nächsten Tage wieder zu kom 
men, auch wenn sie meilenweit entfernt 
wohnten. 
Zur Erlangung von Entwürfen für den 
Neubau einen Realschule in Altona hat 
der dortige Magistrat einen Wettbewerb 
unterden deutschen Architekten ausgeschrieben. 
Der seitherige zweite Stations-Vorsteher 
auf Bahnhof Neumünster, Herr Michae 
lis, ist als Bahnhofsverwalter nach Jübck 
versetzt. 
Da die elektrische Straßenbeleuchtung 
in Wcssclburcn vielfach versagte, so plant 
man jetzt mit einem Kostenaufwande von 
40,000 Ji’ eine Erweiterung der Akkumu 
latorenbatterie. 
In der Sonnabend-Nummer des „Neuen 
Apcnradcr Anzeigers" heißt es unter 
„Tagesübersicht" : „Im Berliner Residenz- 
schlosse waren die Zimmer des ermordeten 
(statt erlvarteten) Gastes schon seit einigen 
Tagen in Bereitschaft gesetzt." Daß Fürst 
Bismarck am Kaiserhofe als „ermordeter 
Gast" erwartet wurde, ist eine Leistung 
des Druckfehlerteufels, die doch wirklich 
einzig dasteht. 
Heiligenhafen, 1. Febr. Die Gastwirth 
schaft „Zur Börse" ist an einen Herrn 
Möhler aus Süderholm für 25,000 A' 
verkauft. Der jetzige Besitzer kaufte das 
Gewese vor einigen Jahren vom hiesigen 
Kreditverein für 12000 *//, hat aber meh 
rere Tausend Mark darin verbaut. 
Das bei dem Landmann Egge in Bargen 
bei Lunden bedienstete Mädchen wurde von 
einem Bagabonden überfallen und gemiß 
handelt. 
Kiel hat jetzt 80 586 Einwohner, Al 
tona 150966. 
Eckcrnsvrdc, 2. Febr. Vor einigen Nächten 
ist ein Einbruch in der Kirche zu Hütten 
verübt; da aber keine Werthgegenstände 
sich dort befinden, so hat der Thäter resul 
tatlos wieder abziehen müssen. Auch auf 
dem Gute Hohenlieth versuchte ein Gauner 
vor einigen Nächten mittelst einer Leiter 
in die Wohnung des Herrn v. Gylden- 
feldt zu dringen. Durch das Geräusch 
aufgeweckt, wurde derselbe indeß von dem 
Besitzer durch Abfeuern zweier Revolver- 
schüsse verscheucht. 
—nn. Vom Kanal, 31. Jan. In hiesiger 
Gegend haben sich 2 Obst- und Gartenbau- 
Vereine gebildet, der eine für das Kirch- 
spiel Westensee und der andere für Achter- 
wehr und Umgegend. Beide Vereine scheinen 
lebensfähige zu werden. In kurzer Zeit 
ist die Zahl der Mitglieder für Achterwehr 
schon auf 140 gewachsen. Am letzten 
Mittwoch wurde eine Versammlung bei 
Herrn Beckmann in Achterwehr abgehalten. 
Nachdem der Vorsitzende, Herr Verwalter 
Brühn zu Marutendorf, die Versammlung 
eröffnet, verlas der Schriftführer, Herr- 
Lehrer Lange aus Hohenhude das Protokoll 
und die Statuten. Darauf erhielt der 
Wanderlehrer Herr Lesser das Wort zu 
seinem Vortrag: ?,Pflege und Düngung des 
Obstbaumes." Der Vortrag wurde sehr 
beifällig aufgenommen und zeigte es sich, 
daß Herr Lesser es versteht, den Mitgliedern 
gründliche Belehrung zu geben. 
Bargstedt, 31- Jan. Vorgestern wurde 
im Gehege Himmelreich eine große Treib 
jagd abgehalten. Es war eine recht große 
Anzahl hoher Beamter und Offiziere zu 
derselben eingetroffen, u. A. der Regierungs- 
Präsident Zimmermann und die Admirale 
Knorr und Schering. Leider kam Roth 
wild nicht zum Schuß. Heute dagegen 
wurde im Holtdorfer Gehege von Herr» 
Hartmann aus Oldenhütten ein Stück Roth 
wild erlegt. o-) 
k. Rendsburg, 3. Jan. Musika 
lisches.) Das zweite (54.) Musikvereins 
konzert, in welchem das ganze Oratorium 
„Die Schöpfung" von Jos. Haydn zur 
Aufführung gelangt, wird am Mittwoch, 
den 14. Februar, stattfinden. Zur Ueber- 
nähme der Sopran- und Soloparthien des 
Gabriel und der Eva hat Frau S che lenz 
sich wiederum in entgegenkommendster Weise 
bereitfinden lassen. Bekanntlich hat in dem 
14. Konzert des Vereins am 3. Mai 1880, 
dem letzten unter der Leitung des akade 
mischen Musikdirektors Herrn Hermann 
Stange, jetzigen Professors, Frau Sche 
lenz als Fräulein Elisabeth Kümpel 
überhaupt zum ersten Male hier in Rends 
burg als Gesangskünstlerin sich hören lasten 
und mit großem Erfolg gerade die 
„Schöpfungs"-Sopransoli gesungen. — Für 
die Tenorparthie des Uriel ist Herr Stadt- 
schulrath Kuhlgatz aus Kiel, ein hoch' 
geschätzter Dilettant, welcher den Uriel be 
reits in verschiedenen Städten unserer Pro' 
vinz mit schönstem Gelingen gesungen, ge> 
Wonnen. Den Raphael und Adam, die 
Baßsoli des Oratoriums, wird Herr Kon- 
zertsänger Hermann Brune aus Hannover 
übernehmen und sich zweifelsohne auch hier 
in Rendsburg als ein ebenso ausgezeichneter 
Vertreter dieser Parthien erweisen, als web 
chen wir denselben vor zwei Jahren gell' 
gentlich einer „Schöpfnngs"-Aufführung in 
Schleswig mit Herrn Stadtschulrath K u h l' 
gatz zusammen kennen zu lernen die Ge' 
legenheit hatten. -— Daß die tüchtige In- 
fanteriekapelle, welche, seitdem dieselbe der 
Leitung des Herrn Bartelt unterstellt ist, 
allezeit bereitwilligst die Bestrebungen des 
Musikvereins unterstützt, auch wieder ihr! 
Kräfte in den Dienst des Vereins gestellt, 
wird zu einem guten Gelingen des ganzen 
Unternehmens einen wesentlichen Antheil 
beitragen. 
X Rendsburg, 3. Febr. Die am Montag 
stattfindende Maskerade der „Rendsburger 
Liedertafel" dürfte allem Anscheine nach 
eine recht großartige werden, dä die Di' 
rektion weder Kosten noch Mühe gespart 
hat, um dieselbe besonders glanzvoll aus' 
zustatten. Außer den beiden Hauptaus' 
führungen werden noch verschiedene kleinere 
Aufführungen stattfinden und an Einzel' 
masken wird ebenfalls kein Mangel sein- 
Die Betheiligung an dem Feste wird, wie 
schon jetzt zu ersehen ist, eine außer 
gewöhnlich starke werden. 
X Rendsburg, 2. Febr. In der kürz' 
lich abgehaltenen Generalversammlung des 
Vereins zur Hebung des Fremdenverkehrs 
wurde durch den Vorsitzenden Herrn Sche' 
lenz über die Thätigkeit des Vereins in' 
letzten Jahre berichtet. Nach dem Bericht 
sind wiederholt von auswärts Anfragen rc- 
an den Vorstand gekommen und ist derselbe 
auch sonst in der Lage gewesen, sich i»> 
Interesse der Stadt nützlich zu machen 
Nach den vorgelegten Jahresrechnungen ver' 
fügt der Verein über ein Vermögen vor 
ca. 280 Mk. Als Revisoren wurden die 
Herren v. Cappeln und Ostermann wieder' 
gewählt, desgleichen auch die beiden nach 
dem Turnus ausscheidenden Vorstandsmit 
glieder, die Herren Möller und Greve- 
Mit Bezug auf die für das laufende Jahr 
in Aussicht zu nehmende Thätigkeit wurde 
beschlossen, Anzeigen in den größerer 
Provinzialblättern zu erlassen und in 
denselben auf die besonders für indu 
strielle Anlagen u. s. w. günstige 
Lage der Stadt, auf die günstigen Steuer- 
verhältnisse derselben, die guten Schulen 
usw. hinzuweisen, um dadurch Auswärtige 
zur Niederlassung in Rendsburg zu be 
stimmen. Im Weiteren wurde es für 
zweckmäßig gehalten, durch Anzeigen in 
illuftrirten Zeitungen kurz darauf Hinz»' 
lveisen, daß die Besichtigung des Nordostsee 
kanals am besten von Rendsburg aus vor- 
genommen werden könne, um dadurch der 
Zuzug von Touristen und Reisenden 3» 
vermehren. Da ein derartiges Vorgehe» 
aber nicht unerhebliche Kosten verursach), 
hofft der Verein, daß er auch in Zukunft 
auf die Unterstützung der Stadt und der 
Einwohner rechnen darf. 
-7- Rendsburg, 3. Febr. Zum heutige» 
Wochenmarkt war die Zufuhr an Ferkel» 
keine sehr starke und scheinen bei erhöhtet 
Kauflust die Preise wieder allmählich z» 
steigen. Heute wurden 4—6 Wochen alb 
Ferkel mit 16—20 Ji bezahlt. Buttel 
kostete 1,10—1,15 das Pfd., Eier wurde» 
mit 1,40—1,50 das Stieg bezahlt. HÄ' 
ner sind noch immer knapp und kostete» 
1,40—1,60 Ji, Enten 3—4 Ji, das Stück- 
Gelbe Eßkartoffeln wurden mit 4 Marl, 
weiße mit 3 Jf die Tonne bezahlt. Toff 
war nicht reichlich angefahren und kostet» 
wie gewöhnlich 4—5 JL pro 1000 Soden- 
von Ahlr 
Mittheilungen aus dem Publikum. 
DU Redaction dieser Rubrik, soweit 
-S der Raum gestattet, dem Publikum zur Besprecht 
son Anzcl-ecnh-N-n allgemeinen Interesse? »ur SÄ 
zung, verwahrt sich aber ausdrücklich dagegen, mit dew 
Inhal! ibcnti füllt zu werden und übernimmt daf»i 
fetu-rl-r B-ranrwortuna. . 
WU behalten ims bor bei Einsendungen, welche unse- 
Nnftcht nach über das Maß de? Sachlichen hinausgeht 
Coirccturen reih. Streichungen vorzunehmrn- 
Eingesandt. 
In Folge des am Donnerstag in de»' 
Theatersaal der Tonhalle unterbliebene» 
„Bötel-Konzerts", durch welchem das ve»' 
ehrliche Publikum hiesiger Stadt und Ui»' 
gegend sehr leicht zu der Annahme gela»' 
gen könnte, daß auch dem Auftreten meines 
Liliput an er-Schauspiel-Ensembleê 
im obigen Etablissement ein derartig^ 
Mißgeschick entgegentreten könnte, sehe iw 
mich im Interesse meines so bedeutend»)' 
Kosten unterliegenden Unternehmens şş 
im Interesse des geschätzten Publikums 
anlaßt, an dieser Stelle bekannt zu gebe»- 
daß die annoncirten Liliputaner-Vorstellri»' 
gen unbedingt stattfinden, indem das Be»' 
hältniß zwischen mir und Herrn Timm ei» 
Wohlgeordnetes ist, und bitte ich ganz 
gebenst, sich an den Tages-Annoncen halte» 
zu wollen, welche sich über Aufführung »»" 
Anfang genau aussprechen. 
Mit vorzüglicher Hochachtung 
Max Schlosser, , 
Direktor des Liliputaner-Schauspiel 
Ensembles der Tonhalle. 
Butter. 
vereinigter 
Brutto-8 
frische wöc 
I. Classe 
II. 
Tendenz 
Fern- 
Gestanden 
Bchlesw.-! 
Lrvländisch 
Böhmische 
Finnland! 
Finnland! 
Schmier i 
In dies 
geltend, n 
butter ge 
fallende L 
Nachlasse 
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Weizen,rul 
Roggen, ni 
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Hafer, ruh 
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schreibt: 
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