Full text: Newspaper volume (1893, Bd. 1)

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^rtrljährlich 2 M. — fret in's Haus geliefert 
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1893. 
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m ’-r 24. Jan. Der Hofkapell- 
Eiter Vincenz Lachner ist gestern Nach- 
mittag gestorben. 
Halle a. S., 24. Jan. Ein Student, 
äniens Chemnitzer, welcher einen Ausflug 
yierher gemacht hatte, stürzte im Restaurant 
meichshof über das Treppengeländer und 
blieb mit zerschmettertem Schädel sofort 
todt liegen. 
Belgrad, 24. Jan. Hiesigen Blättern 
Zufolge soll der Regent Bclimarkovits in 
der Nacht tobsüchtig geworden sein und 
konnte nur mit schwerer Mühe unschädlich 
gemacht werden. Belimarkovits wird in 
cine Irrenanstalt gebracht werden 
Berlin,24.Jan. Die „ Börsen-Ztg." schreibt: 
Wie wir erfahren, finden seitens der Kon- 
fervativen Verhandlungen mit dem Zentrum 
zu dem Zwecke statt, um das Zentrum für 
E;î °us Einführung des Roh. 
L'ņ "^'Monopols zu gewinnen, und so die 
»7 dre Militärvvrlage zu decken, 
-vcan hofft auf diesem Wege das Zentrum 
geneigt zu machen, die Vorlage anzunehmen, 
welche eben Mittelpunkt unseres staatlichen 
vintereffes ist. Daß die Regierung dem 
Antrag zustimmen werde, ist nicht zu be- 
zweifeln. Die nächsten Stunden können 
ivmit folgenreiche Entscheidungen bringen. 
Paris, 24. Jan. Gegen Anton, welcher 
«ach Rumänien geflohen sein soll, ist vom 
°i. ^rs»chmigsrickter ein Berbaştunasbdebl 
"tasten wordeu. 
New-Aork, 24. Jan. Die eingebrachte 
şi, die Herkunfte allen von europäischen 
Hufen kommenden Waaren eine Quaran- 
täne aufzuerlegen, wurde verworfen. 
Petersburg, 24. Jan. Heute Mittag 
hat der Großfürst-Thronfolger die Reise 
zu den Vermählungs-Festlichkeiten nach 
Berlin angetreten. 
Die A r be i tsl os cn in Amsterdam haben 
auch am Sonnabend wieder neue Gewalt- 
Tätigkeiten verübt. Sie plünderten mehrere 
t-aden, so daß die Regierung, wie gemeldet 
^bird, zu dem Entschluß gekommen ist, den 
^oelagerungszustand zu proklamiren. 
' Ausland. 
AutzeLķopaische Ģebiete. 
Newyork, 22. Jan. Nach weiteren Meld 
ungen über den Eisenbahn-Zusammenstoß 
auf der Linie Cleveland-Cincinnati verbreitete 
sich das in Brand gerathene Gasolin weit 
hin. 8 Personen wurden getödtet, 11 
tödtlich verwundet und 83 mehr oder min 
der schwer verletzt. 
Eine Lokomotive sammt Tender 
in kaum 10 Stunden zu konstruiren und 
fertig zu montiren, ist, der „Kleinen Presse" 
zufolge, vor Kurzem in der Stradforder 
«aiiptwerkstütte der englischen „Great Eastern 
Railway" vollbracht worden. Eine andere 
auglische Eisenbahn-Gesellschaft, die „London 
bud North Western Railway" habe bereits 
î einigen Jahren die Welt dadurch in 
Erstaunen gesetzt, daß sie eine Lokomotive 
n 25 Stunden fertig brachte, worauf dann 
a Amerika die Pennsylvania Railroad in 
ff, Ateliers zu Altoona (Ver. Staaten) 
j bsselbe Kunststück in 16 Stunden 50 Min. 
zu Ņun galt es, auch diesen Rekord 
^^ichlagen und das gelang in wahrhaft 
u anzender Weise. Der Werkstätten-Chef 
ly Ņadford, Mr. Holden, bestimmte 
vor In "km für die ganze Arbeit und hielt 
da^^angriffnahme derselben an die 137 
Ķoà^êģ^ählten Maschinenschlosser und 
Daran? à"be eine entsprechende Anrede. 
Aîora?«°^àe — um 9 Uhr 8 Minuten 
! ^hämmert Sinter - tüchtig los- 
Ļokomaf n ^ Manner arbeiteten an der 
UÄ Unb 52 on dem Tender. Um 
şànnntlicbe« Minuten Vormittags waren 
DmupşL-ŅĢandtherle des aufzubauenden 
ps lies fertig zubereitet und ohne 
Unterbrechung wurde zur Aufmontiruna 
geschritten. Nach einer Arbeitszeit von 
4 Stunden 37 Minuten ivurde bereits der 
Kessel eingesetzt und 9 Stunden 47 Min 
nach Anbeginn des Werkes stieß die Lokw 
motive triumphirend ihren ersten Pfiff aus 
Sie war nämlich auch schon geheizt wor^ 
den Noch fehlten ewige Minuten zur 
zehnten Stunde, als die neue Lokomotive 
bereits vor einen Kohlenzug gestellt war 
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h n w, rlD s 9§ !<°àtc die Farbe des Anstrichs 
JP*™" toirb gemeldet: Tie gestern 
istE^ ? englaud-feindliche Demonstration 
([„j,, r " Lichts verlaufen, aber es 
^ŗrşcht große Unzufriedenheit unter dem 
Ş »nd sie wird vom Khediven, der sich 
viel öffentlich zeigt, geschürt. Die Europäer 
sind in großer Besorgniß, die englischen 
Beamten erachten ihre Stellung für er 
schüttert und den Fortschritt der Reformen 
für gefährdet. Eine Verstärkung der 
englischen Okkupationsarmee ist wahrschein 
lich. 
Frankreick, 
Nizza, 23. Jan. In Montccarlo sind 
bis jetzt 18 Anarchisten verhaftet worden 
darunter mehrere Deutsche, es handelt sich 
thatsächlich um einen Plan, die Kaffe der 
Bank zu berauben. 
mein, 60. frUpere rnreilvr 
der Banca di Napoli, Caciniello, welcher 
des Diebstahls von 2 V 2 Millionen Lire be- 
schuldigt wird, ist gestern Abend hier ver 
haftet worden. Derselbe trug, als er fest 
genommen wurde, ein Priestergewand. 
— Gestern Abend explodirten 2 Petar 
den, von denen eine im Eingang eines 
Hauses in der St. Claudio-Straße, die 
andere auf ein Fenstergesims vor dem Hotel 
„Angleterre" niedergelegt war. Durch die 
Explosion wurde geringer Schaden ange 
richtet, im Hotel Angleterre wurden die 
Fensterscheiben und das Meublement eines 
Zimmers zerstört. Personen wurden nicht 
verletzt. Die Petarden enthielten Spreng- 
pulver. Der Besitzer des Hotels Angle 
terre, der auch in der Santandrostraße ein 
Haus besitzt, glaubt, es handle sich um 
einen Racheakt. 
Schweiz. 
Aus Eßlingen (im Kanton Zürich) wird 
der „Z. Post" berichtet: Der 15jährige 
Sohn des Schulverwalters Wälder wurde 
auf dem Rückwege aus der Sennhütte von 
zwei Thieren angegriffen und bei 
verzweifeltem Widerstand etwa hundert 
Meter weit fortgeschleppt. Der kräftige 
Bursche rang auf Tod und Leben mit den 
Bestien, die er für Hunde hielt, die aber 
nach den Spuren im Schnee ausgehun 
gerte Füchse gewesen zu sein scheinen. 
Im Moment, wo die Thiere Meister wur 
den, rettete der Vater den Erschöpften, 
deffen Geschrei zu den Ohren einer Frau 
gedrungen war, worauf sie Herrn Wälder 
benachrichtigt hatte. Der Knabe hatte 35 
Bisse in Ober- und Unterschenkel erhalten; 
Stücke Fleisch von Eigröße waren weg 
gerissen. Die Angriffe auf das Gesicht 
waren durch die Fäuste parirt worden. 
Doch wäre der Knabe bei späterem Ein 
treffen des Vaters verloren gewesen. 
Inland. 
Berlin, 23. Jan. Der Kaiser hat die 
Wahl des Rechtsanwalts Kirschner aus 
Breslau zum zweiten Bürgermeister von 
Berlin bestätigt. 
Berlin, 23. Januar. Zu Ehren der 
Prinzessin-Braut Margarethe fand 
heute Nachmittag ein Reiterfest statt, das 
vom ersten Gardedragoner-Regiment 
veranstaltet war und woran der Kaiser, 
die Kaiserin, die Priuzessin-Braut, der 
Bräutigam Prinz Friedrich Carl von 
Hessen, sowie sämmtliche hier anwesenden 
Fürstlichkeiten, darunter der König von 
Sachsen, theilnahmen. Das Fest nahm 
einen glänzenden Verlauf. Heute Abend 
um 7 >/ 2 Uhr fand eine Galatafel bei dem 
Kaiserpaar statt, wozu 300 Einladungen 
ergangen waren. 
Berlin, 21. Jan. Zu den Gästen, die 
zum Geburtstag des Kaisers hierher 
kommen, gehört auch der rumänische 
Thronfolger mit seiner Neuvermählten. 
Berlin, 20. Jan. Der kommandirende 
General des 10. Armeekorps General 
Bronsart v. Schellendorff hat sein 
Abschiedsgesuch eingereicht. Es wurde 
ihm bereits im vorigen Jahre abgeschlagen; 
man glaubt jedoch, der „Köln.'Ztg." zu- 
folge, daß die Bewilligung jetzt erfolgen 
wird. Grund des Entlaffungsgesuchs ist, 
wie im vorigen Jahre, die Krankheit seiner 
Frau. Als wahrscheinlicher Nachfolger gilt 
Generallieutenaut v. Seebeck, Kommandeur 
der 16. Division in Trier. 
— Dem „Berl. Tgbl." zufolge spricht 
man in parlamentarischen Kreisen davon, 
daß die Conservative!, einen Antrag dm 
bringen werden, der dahin geht, das Pro- 
jekt der Brausteuer-Verdoppelung 
fallen zu lassen und dafür eine Quit- 
tungssteuer vorzuschlagen, 
oer AiTlilartommijiion fiel ^ 
Galatafel im königlichen Schlosse aus. 
— Zu den Aussichten der neuen 
Militärvorlage wird der „Köln. Z." 
von guter Seite mitgetheilt, daß die Aus 
sichten auf eine Verständigung sehr ge 
wachsen sind. In der Militärkommission 
machen die Herren zwar noch allesammt 
recht ernste Gesichter, aber wenn die Sache 
schließlich im Reichstage selbst zum Klappen 
kommen wird, dürften die Dinge etwas 
anders sich gestalten. An die volle Be- 
willigung der neuen Vorlage ist indessen 
in keinem Falle zu denken. Die fort 
währenden Redereien von einer Reichstags- 
Auflösung begegnen nur einem verständniß- 
innigen, ironischen Lächeln. 
— Großes Aufsehen erregt gegen 
wärtig, wie eine Lokal-Correspondenz mel 
det, im Centrum der Stadt eine Spiel- 
affäre allerschlimmster Art, durch welche 
ein hiesiger Jndustrieellcr, dessen Vermögen 
vor kurzer Zeit noch auf eine Million 
Mark geschätzt wurde, arg geschädigt wor 
den ist. Der Betreffende hat mit mehreren 
anderen Kaufleuten in einer Privatwohnung 
drei Tage und drei Nächte hindurch Kar 
ten gespielt (I) und dabei, so unglaublich 
dies auch klingen mag, ca. 600 000 Mk. 
verloren, die er seinen glücklichen Mit 
spielern in Checks auf eine hiesige Bank, 
bei welcher er sein Vermögen deponirt, 
schlank auszahlte. Einer der Gewinner, 
ein in der Nähe des Alexanderplatzes wohn 
hafter kleiner Agent, hat nicht weniger als 
120000 Mk. gewonnen. Der Rest des 
Vermögens des betreffenden leidenschaft 
lichen Kartenspielers ist durch Intervention 
von Verwandten für seine Kinder sicher 
gestellt worden. 
— Der „Hannov. Cour." läßt sich be 
richten, daß die konservative und die na- 
tionalliberalc Partei am Freitag und Sonn 
abend Sitzungen abgehalten haben,. um 
über den Weg zu einer Verständigung 
über die Militärvorlage zu berathen. — 
Diese Nachricht ist nicht richtig. Es haben 
solche Fraktionssitzungen. überhaupt 
nicht stattgefunden. Dagegen wird zwischen 
Konservativen, Nationalliberalen und der 
Regierung gehandelt auf der Grundlage 
einer Erhöhung der Friedenspräsenzstärke 
um 54000 Mann. Mau soll hierbei aus 
gehen von einer Erhöhung des Rekruten- 
kontingents um 38000 Mann. Dies würde 
nach Anrechnung des zur Entlassung kom- 
wenden dritten Jahrgangs eine Heeres 
verstärkung an Unteroffizieren und Ge- 
meinen bedingen um 28 000 Mann. Dazu 
würde noch diejenige Erhöhung der Frie- 
denspräseuzstärke von 26000 Mann kom- 
men, welche aus der Annahme der Durch- 
an Stelle dev îkhigen 
Maximalberechnung der Friedenspräseuz- 
starke folgt. 
Berlin, 23. Jan. Das „Kl. Journ." 
meldet: Als der Küster der hiesigen Ma- 
rlenkirche gestern Abend seinen Rund- 
gang durch die Kirche machte, entdeckte er 
mehrere Einbrecher. Auf seinen Hilfe- 
ruf gab einer der Einbrecher einen Schuß 
ab, wodurch der Küster jedoch nicht ver- 
letzt wurde. In Folge des Lärms eilten 
mehrere Nachbarn herbei, denen es gelang, 
zwei Strolche dingfest zu machen. 
Berlin, 23. Januar. Die „Arbeiter- 
Bildungsschule Berlins" hatte die Absicht, 
am Sonnabend. Abend ein „Festspiel" aus 
Anlaß des französischen Revolutions-Ge- 
denktages auszuführen. Der Polizeipräsi- 
dent von Richthofen hat indessen die Auf- 
fuhrung verboten. 
Halle, 23. Januar. Von Sonnabend- 
Mittag bis Sonntag früh sind in der 
Irrenanstalt Nietleben abermals 7 neue 
Cholera - Todesfälle und 12 Erkrankungen 
zur Meldung gekommen. Zwei Assistenz. 
befinden sich unter 
mittag abgehaltenen Conferenz, woran u. 
A. theilnahmen Geheimrath Koch, Ober 
präsident von Pommer-Esche, Landeshaupt 
mann Graf Wintzigerode, Landrath von 
Berger und der Oberbürgermeister Staude, 
gab Geheimrath Koch, der „Halle'schen 
Zeitung" zufolge, der Ueberzeugung Aus- 
druck, daß der Höhepunkt der Epidemie 
überschritten sei, und daß die Stadt Halle 
kaum Befürchtungen zu hegen brauche, da 
sie, ihrer vorzüglichen Waflerverhältnisse 
halber, fast genau in der Lage wie Danzig 
sei, das früher ein arger Choleraheerd war 
und jetzt von der Seuche gänzlich verschont 
blieb. Vor dem Gebrauch des Saale 
wassers, namentlich aber vor dem Gebrauch 
des jetzt gewonnenen Eises sei dringend zu 
warnen, namentlich vor letzterem, das 
sicher den Krankheitsstoff in sich berge. Es 
komme weniger auf absolute Absperrung 
der Anstalt, als darauf an, jeden etwaigen 
Erkrankungsfall außerhalb der Anstalt so 
fort zu erkennen und zur Anzeige zu brin- 
Dic „Saalezeitung" meldet aus den 
Koch'schen Untersuchungen in Nietleben 
folgendes verblüffende Ergebniß: „Das 
Schmutz Wasser der Anstalt, darunter 
Excremente Cholerakranker werden aus 
Rieselfelder geleitet. Die Abflüsse der letz 
teren gehen in die wilde Saale. Wenige 
Schritte unterhalb wird das Trink- und 
Gebrauchs wasser der Anstalt dem Flusse 
entnommen. 
Aus Halle schreibt man der „Voss. Z.": 
Koch ordnet an, die alten Kleidungsstücke 
der Irren zu \ verbrennen. Es wird ein 
öffentlicher Aufruf erlassen zur Sammlung 
freiwilliger Gaben. Der Oberpräsident war 
heute niit Koch in der Irrenanstalt und 
reiste dann um 11'/2 Uhr nach Magdeburg 
zurück, Koch sagte, daß die Anstaltsbeamten 
ein Borwurf nicht treffe; sie hätten den 
ersten Fall am 14. d. M. richtig gemeldet. 
Magdeburg, 22. Jan. Wie der „Volks- 
Ztg." geschrieben wird, sind hier mehr als 
100 Kinder von Dissidenten auf Grund 
des bekannten Ministerialerlasses zwangs 
weise zum Besuche des Religionsunterrichts 
in der Volksschule angehalten worden. 
Bochum, 19. Jan. Den Bergarbeitern, 
die sich an dem Streik nicht betheiligt 
haben, ist eine Lohnerhöhung in Aus 
sicht gestellt worden. 
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