Aêàburger
f%4*{
vu
IV.
Abosuemeutspreis:
Liettrljäkrlich 2 M. — frei in’s Haus geliefert
„ „ 2 ,4 15 H.
für Ausivariige, die das Blatt durch die Post
beziehen 2 JL 25 ^
tue.. Postprovifion îc., jedoch ohne Bestellgeld.
8Ï00 Abonnenten.
8«ster
Jahrg.
Jnsertronspreis:
Für die Petitzeile oder deren Raum 15 3,.
Bei Betriebsstörungen irgend welcher Art ist die
regelmäßige Lieferung dieses Blattes vorbehalten.
Als Beilage wird dem Blatt monatlich einmaļ
„Der Landwirth" und das Blatt „Mode und Heim"
gratis bcigegeben.
o. ZT
Dienstag.
7. Ieöruar
dick
rterr
es
zum
in
ind-
juld
ļäh.
Morgen-Depeschen.
Leipzig, 6. Febr. Bei dem unter cholera-
verdächtigen Kraukheitserscheinungen einge
lieferten Krankenwärter aus Nietleben, so-
lvie bei einem ebenfalls choleraverdächtigen
zugereisten Schlosser wurde festgestellt, daß
nicht Cholera asiatica vorliegt.
Halle, 6. Febr. Aus der Irrenanstalt
Nietleben ist gestern abermals ein Cholera-
Todesfall vorgekommen.
Chemnitz, 6. Febr. Der Export des
Bezirks Chemnitz-Glauchau nach Amerika
weist in 1892 eine Zunahme gegen das
Borjahr von 1700 000 Dollars auf.
Reims, 6. Febr. Eine tumultarische
Versammlung von Arbeitslosen wurde durch
den Polizeikomniissar aufgelöst.
Gent, 6. Febr. Gestern fanden Unruhen
in Folge der Manifestation der Radikalen
und Sozialisten gegen den Militarismus
statt. Ein Fahnenträger trug eine Fahne
d-it Soldaten im Bilde, welche jedoch von
der Polizei verboten wurde.
Paris, 6. Febr. Der „Temps" berichtet,
der Herzog von Orleans werde angesichts
der schwierigen Lage Frankreichs von seiner
Weltreise in nächster Zeit nach Italien zu
rückkehren.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 6. Februar.
Die zweite Berathung des Etats des Reichs
amts des Innern, Besoldung des Staatssekretärs,
wird fortgesetzt.
Ņebel ((See.): Am Sonnabend hatte der
Abgeordnete Leuschner erklärt, er verzichte auf
das Wort, weil nach seiner Meinung die Sozial
demokraten moralisch vernichtet seien. Das; dies
unrichtig sei, beweise der Umstand, daß sie den
Kampf nicht aufgäben; für die Sozialisten sei
nur maßgebend, wie die Arbeiter dächten und
wer der moralische Sieger am Schlüße sein werde,
würden die nächsten Wahlen beweisen. Daß die
Sozialisten die Vertreter der besitzenden Klassen
überzeugen könnten, hätten sie sich nie eingebildet,
denn noch nie habe eine herrschende Klasse die
Macht freiwillig aus der Hand gegeben. In der
Bekämpfung der Sozialdemokratie verschwänden
der den Gegnern alle Parteiunterschiede, es ent
gehe eine geschlossene Phalanx. Den Unterschied
Zwischen Staat und Gesellschaft zu begreifen,
Icheine den Gegnern der Sozialisten nicht gegeben
w sein. Redner betrachtet es als ein großes
Verdienst der politischen Neueinrichtungen seit
*o67, daß die Eheschließungs-Beschränkungen auf-
tzehoben seien. Abg. Stöcker habe von verführten
w>d unwissenden Massen gesprochen. Wenn die
Massen unwissend seien, so sei das ein Produkt
rhrer Erziehung, die sie unwissend erhalten habe.
Man müsse sie jetzt aufklären. Der Abgeordnete
d. Stumm habe seinen Arbeitern sogar das Lesen
von katholischen Blättern untersagt. Aehnliche
Maßnahmen seien auch bei Krupp getroffen. Das
seien Zuchthausmeister und ihre Arbeiter Zucht
häusler. Das allgemeine Wahlrecht habe man
nur sehr ungern ertheilt und wenn es ginge,
würde man es gewiß wieder aufheben. Man
wolle eben den Arbeitern keine politische Gleich
berechtigung zugestehen. Das Bischen Sozial
reform sei ja nur der Furcht vor der Sozial
demokratie zu verdanken, gerade wie die Ein-
fühnlng der 5 jährigen Wahlperioden. Bei den
letzten Wahlen hätten die Sozialdemokraten
1472 000 Stimmen gehabt, bei den nächsten
würden es doppelt so viele sein (Lachen und
Widerspruch). Man sage, nicht alle diese Stim
men seien von Sozialdemokraten abgegeben, aber
die Wähler seien gerade so Sozialdemokraten wie
die Wähler der anderen Parteien zu diesen ge
hörten Das sei aber an sich gleichgültig. Man
bestreite, daß die Sozialdemokraten positive Auf
gaben stellten, Redner habe aber in seiner letzten
Rede deren genug gestellt: Aufhebung der Zölle,
Abschaffung zahlreicher Privilegien, Einführung
eines Milizheeres usw. Wenn inan ernsthafte
Bestrebungen mit guten oder schleckten Witzen
aus der Welt schassen könnte, so wäre es dem
Abg. Richter vielleicht gelungen. Die Sozial
demokratie sei seit ihrem Bestehen stets weiter ge
gangen in ihren Forderungen an die Gesellschaft.
Wenn seine Partei Mauserprozesse durchgemacht
habe, so sei das bei Herrn Richter und seiner
Partei ebenfalls der Fall gewesen. Seine Partei
sei vorwärts gegangen, Herr Richter und die
Seinigen seien stehen geblieben. Herr Richter
könnte ja heute dieselbe Rede halten, wie vor
30 Jahren, er sei, so zu sagen, ein lebendes
Petrefakt, das sei der Unterschied zwischen ihm
und der sozialistischen Partei. Seine Partei müsse
sehen, wie die Dinge sich entwickelten, um dazu
Stellung nehmen 31t können. Die Gegner könnten
ja nicht einmal sagen, was sie in 5 Jahren thun
würden, obwohl sie auf dem Boden der heutigen
Gesellschaft ständen und da verlange man, die
Sozialisten sollten einen ernsthaften Plan vor
legen für ewige Zeiten. Man möge sich schämen,
den Sozialdemokraten solche Fragen vorzulegen.
Wenn die Dinge sich genügend entwickelt hätten,
so werde sich der Uebergang zu der neuen Ge
sellschaftsordnung einmal rasch vollziehen, wie
z. B. in Frankreich, als Napoleon habe abdanken
müssen. Wie rasch die Entwickelung vor sich
gehen werde, wisse Niemand, die Sozialdemokraten
hätten sie nicht in der Hand, sondern umgekehrt.
Nicht in den Personen, sondern in den Dingen
liege der Schwerpunkt. Darum gehe es auch
genau so ohne Bismarck wie früher mit ihm.
Wenn eines Tages alle jetzigen Reichstagsmit
glieder sterben würden, so wäre in vier Wochen
ein neuer Reichstag wieder da, ebenso schön wie
der heutige. (Heiterkeit). Richter habe gesagt,
die Krisis sei eine Folge der schlechten Ernten.
Weshalb sei denn nicht schon längst eine Welt
krisis gewesen? Weil früher nicht, wie jetzt, die
Produktionsmittel vorhanden genesen seien und
weil jetzt einzelne zu große Kapitalien existirten,
die etwas unternehmen müßten, um sich zu ren-
tiren, wobei der Gewinn in den Händen zu
Weniger bleibe. Was Richter in seinem Buche
als Zukunftsstaat schildere, sei nur dessen eigener.
Sei Richter doch der Meinung, es werde in dem
Zukunftsstaat einen Reichskanzler geben, der sich
selbst seine Stiefel wichsen müsse. Wer sage denn,
daß es nicht gelingen werde, Stiefelwichsmäschinen
zu erfinden? Etwas Ehrenrührige? liege doch
nicht im Stiefelwichsen. Redner habe jahrelang
Stiefel gewichst und Stuben gescheuert und das
sei ihm recht gut bekommen. So lächerliche Ein
wände mache man gegen die Socialdemokratie.
Ueberall in der jetzigen Gesellschaft seien schon
die Keime des socialdemokratischen Zukunftsstaates
zu finden, man denke nur an die Cartelle und
die Trusts. Der Abgeordnete Bachem habe gefragt,
was der Abgeordnete Singer machen würde, wenn
er zum Director eines Bergwerkes erwählt würde?
Glaube , denn Herr Bachem, daß das geschehen
könnte? Dazu seien Techniker und Sachverständige
da. Sollten diese einmal auswandern, so würden
rasch neue produzirt werden. Ja, man glaube
gar nicht, welche Summe von Intelligenz in den
Arbeitern stecke. Der Arbeiter wisse alles, er
kenne alles, er könne alles. So verbreitet wie
Richter’s „Zukunftsbilder" sei Redners Buch „Die
Frau" mindestens auch. Immer niehr und mehr
schlössen sich die Frauen der Bewegung an. Wo
sie ständen, da könne schließlich der Sieg nicht
fehle». Redners Einwurf gegen Richter: „Sie
haben keine Kinder", bedeute nur, daß jener nicht
beurtheilen könne, wie einer kinderreichen Frau
zu Muthe sei. Würde man sie fragen, so würde
sie antworten, sie würde Gott danken, wenn sie
die Kinder in einer Anstalt gut aufgehoben wüßte.
(Widerspruch). Was seien denn die Kadetten-
Anstalten anders? Herr Richter habe die Ge
schichte vom Strampelhänschen erzählt, das sei
das Kind der Sparagnes. (Große Heiterkeit.
Zurufe: Nein, nein!) Das Strampelhänschen
strampele sich bloß, erkälte sich und sterbe daran,
das könne auch stets heute vorkommen. Was die
Sparagnes betreffe, so sei allerdings möglich, daß
eine Arbeiterin unter günstigen Verhältnissen mit
den Jahren Ersparnisse machen könne, aber könne
man dies verallgemeinern? Mädchen, die wahre
Hungerlöhne bezögen, könnten nicht sparen. Wie
könne man solche Ausnahmen als Typus hin
stellen? Nie habe ein Sozialdemokrat gesagt, es
solle Niemand sparen, sondern nur, Niemand
könne auf Grund des Sparens zu einer besseren
Lebenshaltung kommen. Dazu seien die Löhne
zu gering. Man sage, die Sozialdemokraten
machten die Arbeiter unzufrieden, aber auch die
liberalen Blätter hätten zugegeben, daß die Un
zufriedenheit die Quelle alles Fortschritts sei.
, Staatssekretär v. Bötticher betont, er glaube
nicht an den sozialistischen Zukunftsstaat, die So
zialdemokraten selbst aber auch nicht. Der Be
weis dafür liege darin, daß sie sich im bürger
lichen Staate einzurichten suchten, was doch über-
flüssig wäre, wenn 1898 der Zukunftsstaat ein
träte. Ohne Autorität könne man keine neue
Kulturstufe schaffen. Das eine Verdienst hätten
d;e Sozialdemokraten, daß sie der Gesellschaft
das Gewissen schärften. Heute gebe es keinen
Staat, der so viel für die Arbeiter gethan habe
nne Deutschland, und zwar nicht nur ohne sozial
demokratische Mitwirkung, sondern sogar gegen sie.
Abg. Koscielski (Pole) hält ebenfalls der
Sozialdemokratie entgegen, daß sie nicht' mit
einem klaren Plane ihrer Gesellschaftsordnung
hervorgetreten sei. In beit polnischen Landes-
tŖeuen gebe es wenig Sozialdemokraten. Wenn
man dort nicht die Waffe der Religion abstumpfe,
so konnte man den sozialistischen Irrlehren noch
bester entgegentreten. Redner räth allen Par-
Ä,® 1 ' kleinen Gegensätze ruhen und größere
Gesichtspunkte hervortreten zu lasten, namentlich
auch fur die Wehrkraft des Reiches. Dann wür
ben auch die Sozialdemokraten einsehen, daß auf
der alten Gesellschaftsordnung Gutes, Tüchtiges
und Großes geleistet werden könne.
Abg. Bachem (Centr.) bemerkt, daß Bebel
auch über die sozialistische Gesellschaftsordnung
keine Aufklärung gegeben habe. Die Sozial
demokratie spreche nicht mehr vom Zilkunftsstaat
oder der Revolution, sie sei also keine revolu
tionäre Partei mehr, sondern nur der radikale
Flügel der demokratischen Partei. Das sei das
Ergebniß der Debatte.
Ausland.
Anhererrropäisch- Gebiete.
Argentinien. Dem Reuter'schen Bureau
wird aus Buenos Aires von heute ge
meldet: 3000 Ansiedler aus der Provinz
Santa Fö, mit Gewehren und mehreren
Kanonen ausgerüstet, haben sich erhoben,
um gegen die von Provinzialregierung auf
erlegte Getreidestener Protest einzulegen.
Der Gouverneur entsandte Truppen und
Artillerie, um die Bewegung zu unterdrücken.
Nach einer Meldung des Reuterschen
Bureaus aus Bumbay vom heuti
gen Tage hat das in Muttia stehende
Dragoner-Regiment den Befehl erhalten,
sich bereit zu halten, um demnächst nach
Aegypten zu gehen.
Melbourne, 6. Febr. Soweit bis jetzt
bekannt, sind bei Ueberschwemnmngen im
Gebiete von Brisbane (Queensland), wo-
bei in der Stadt Ipswich zahlreiche Ge-
bände beschädigt und weggeschwemnit wur
den, 22 Personen umgekommen, doch be
fürchtet man, daß die Anzahl der Umge-
koninienen noch größer ist. Die Bevölker
ung flüchtet sich auf hochgelegene Orte.
Spanien.
Barcelona, 6. Febr. Nach dem Schluß
eines Meetings der Studirenden, welches
zur Förderung der Erbauung einer prote
stantischen Kapelle in Madrid einberufen
war, griff ein von einer Frau ange
führter Haufe von Anarchisten die Po
lizei an und feuerte auf dieselbe. Zwei
Polizisten wurden leicht verwundet. Die
Gensdarmerie stellte die Ruhe wieder her.
Sechs Verhaftungen wurden vorgenommen.
Italien.
Rom, 6. Febr. Gestern Abend ist Ba
ron Michels Lazzaroni, ein Neffe
des bereits eingekerkerten Kassirers der
Banca Romana, verhaftet worden.
Der junge Baron war nicht nur ein wag
halsiger Spekulant, sondern auch ein glän
zender Publizist; er schrieb u. A. ein mit
großem Beifall aufgenommenes Buch über
das Leben des Kolumbus.
Q— 48)
er.
DLmo« Liebe.
r.
terste
ent-
tm«V
für
i*.
zu«
rels-
des
Roman von Hermann Thom.
Sie schrieb daher folgende Zeilen:
„Wenn Sie einen Funken Erbarmen für
Frau haben die Sie mit der ganzen
-Nacht und Gluth der Leidentschaft liebt,
0 besuchen Sie mich morgen zwischen sechs
acht Uhr Abends. Mein Leben hängt
der Erfüllung dieser Bitte ab.
I Angelique."
t Der Brief war vollendet; wie ihn aber
^fördern?
j, ^ie traute weder dem Bedienten noch
Kammerjungfer; aber unter der
il^nerschaft befand sich ein Mädchen von
zwölf Jahren, eine Waise, die sie
ft», Mitleid aufgenommen; es war dies ein
î mes Kind, dessen Eltern bei dem Brand
™ Bauernwirthschaft umkamen.
5liif tQ ^urzo war es gewesen, der ihre
werksamkeit auf das Kind lenkte, und
Ļiebe hatte sie sich seiner an-
Thg/^"' war die einzige und erste
î lhres Lebens,
ļï "eß es rufen.
last un?K J* ötc şi' aU das Kind zag-
ist Du Züchtern vor ihr stand, „Martha,
vernünftig genug, einen Auftrag
zu übernehmen?"
„Zu Befehl, gnädigste Frau Baronin."
Angelique reichte ihr den Brief.
„Du hast nichts weiter zu thun, als ihn
in den Briefkasten an der Ecke zu werfen.
Mache schnell und stecke ihn gut in die
Tasche, damit Du ihn nicht verlierst," und
eigenhändig schob sie ihn hinein.
Die kleine Martha, ganz beglückt durch
das Vertrauen, welches die schöne Herrin
ihr schenkte, ging hurtig in ihre Kanimer,
um ihr Tuch zu holen, dann eilte sie zum
Thore hinaus, lief schnell über den Platz
zu der großen Laterne an der Ecke, wo,
wie sie wußte, der Briefkasten war.
Sie steckte rasch die Hand in die Tasche,
aber zu ihrem Entsetzen kann sie den Brief
nicht finden. Die Kleine, ganz verwirrt,
lief in das erste beste Haus. Sie war
nach der Art der ungarischen Bäuerinnen
gekleidet; der erste Rock hatte keine Tasche.
Sie fing an, mit zitternden Händen und
klopfendem Herzen den Brief zu suchen,
der nun einmal nicht mehr zum Vorschein
kam. Sie lief zurück, die Treppe hinauf
in ihre Kammer, denkend, sie habe ihn auf
dem Wege verloren. Aber weder auf der
Treppe, noch auf dem Gange oder irgend
sonsttvo, war der Brief zu finden.
Was sollte sie nun thun? Ihrer Ge-
bieterm sagen, sie habe ihn verloren —
nein, das wollte sie nicht, sie fürchtete
ihren Zorn. Wie, wenn man sie dann
wieder hinausstoßen würde in die weite
Welt, wo sie frieren und hungern müßte,
wie damals. Nein, sie wird es ihr nicht
sagen. In ihrer kindlichen Einfalt dachte
sie: Gewiß wird irgend Jemand den
Brief finden und ihn statt Deiner in den
Kasten werfen. Schweigen schien ihr das
Rathsamste.
Am folgenden Morgen zeigte sich An
gelique wieder vollkommen hergestellt. Jede
Spur der lästigen Migräne war ver
schwunden.
Ihre Wangen, zart angehaucht, zeigten
keine Spur von Aufregung, ihre Augen
hatten den gewohnten schelmischen Ausdruck
und sie bemühte sich, besonders liebens
würdig und heiter ihrem Gatten gegenüber
zu sein, der in die Zeitungen vertieft schien
und sie fragte, ob sie für den heutigen
Tag schon ihre Pläne gemacht habe.
„Da Du heute Abend nicht zu Hause
bist, so muß mein Programm ein sehr ein
faches sein. Ich iverde musiciren."
Baron Plenk lächelte.
Richtig, heute ist ja der sogenannte
Herrenabend im Casino, zudem habe ich ja
einen Vortrag zu halten. Vor neun Uhr
dürfte ich kaum zurück sein."
Der Tag verging ziemlich rasch. Eine
kurze Promenade vor dem Diner, dann
kam der Abend, der verhängnißvolle Abend,
welcher über das Schicksal Angelique's
entscheiden sollte.
Etwas nach fünf Uhr rrat Baron Plenk
in das duftende Boudoir seiner Frau und
nahm Abschied.
Sie reichte ihm ihre Hand mit einem
liebrerzenden Gesicht; er hielt sie einen
Augenblick und betrachtete sie, dann sagte er:
„Gieb mir einen Kuß, Angelique."
.„Dieser Abschied klingt ja ordentlich
ftierlich, sagte sie, indem sie ihm die
Wange reichte. Er erwiderte nichts und
kurz darauf war sie allein, allein mit ihrer
wilden Leidenschaft, ihrem sündigen Vor
satz und ihren getheilten Gefühlen von
Hoffnung und banger Angst, er könnte
nicht kommen.
Sie ließ die Lampe in ihr Boudoir
bringen und nahm ein Buch zur Hand,
während ihre ganze Aufmerksamkeit der
Straße zugewendet war.
(Fortsetzung folgt.)