Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 1)

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eingehend für Beibehaliung der 3jährigen Legislatur 
perioden. Die Gelegenheit zur Erörterung politischer 
Fragen dürfe nicht beschränkt werden, denn eine Wahr 
heit müsse 25 Jahre lang hindurch wiederholt werden, 
bevor sie in das Volk dringe. 
Abg. v. Bennigsen (nl.) verwahrt sich gegen die 
gegen ihn vorgebrachten Einwürfe. 
Abg. Kräcker (Soc.-Dem.) beantragt Verweisung der 
Vorlage an eine 21ger Commission. 
Abg. v. Hell dors (cons.) vertheidigt in einem Schluß 
worte die Vorlage. 
Der Antrag Kräcker wird abgelehnt. 
Tau Rcmo, 4. Febr. Am Freitag-Mittag, so 
wird dem „Berl. Tgbl." berichtet, machte der Kron 
prinz einen Spaziergang und befindet sich viel 
besser als am Donnerstag. Daß die Athembe 
schwerden keine bedeutenden gewesen sein können, 
beweist die Thatsache, daß der Kronprinz, wie man 
hört, nur auf einem einzigen Kopfkissen schläft, 
was ungenügend wäre, wenn das Athmen irgend 
wie ernstlich schwierig wäre. Der Kronprinz ver 
spürte nur in der vorletzten Nacht einige Athem 
beschwerden in Folge des Reizes, welchen ein ge- 
rinfügiger muskulöser Auswurf verursachte. 
— Daß der Luströhrenschnitt in nicht zu 
ferner Zukunft sich als nothwendig herausstellen 
werde, wird auch heute mehrfach aus San Remo 
gemeldet. Diese Operation, so berichtet der Korre 
spondent des „Berl. Tagebl.", ist unter den vor 
liegenden Umständen des Krankheitsfalles bei erwach 
senen Personen weder eine schwierige noch 
gefährliche und wird in Hospitälern immer von 
den Sekundärärzten ohne Weitere« vorgenommen. 
Hier dürfte, wenn der Fall sich als nothwendig 
herausstellen sollte, Dr. Bramann die Operation 
vornehmen. 
Brüffel, 3. Febr. (B. T.) Wie in hiesigen 
Finanzkreisen verlautet, soll die Uebernahme der 
russischen Anleihe seitens eines französisch-bel- 
gisch-hvlländischen Konsortiums als nahezu perfekt 
zu betrachten sein und die Emission Ende März 
erfolgen. 
London, 2. Feb. Eine blutige Tragödie 
spielte sich gestern im Ostende von London ab. Ein 
polnischer Jude, Namens LouiS Cohn, ein Schuh 
macher, ermordete eine junge Frauensperson, 
Namens Postami, mit der er zusammen lebte, 
und beging nachher Selbstmord, indem er sich, noch 
ehe er verhaftet werden konnte, auf offener Straße 
den Hals abschnitt. 
Loudon, 31. Jan. In dem Weiler Gortboy 
(Irland) wurde mit zwei Ausnahmen eine ganze 
Familie in einer Nacht wahnsinnig. Die Fa 
milie Doyle bestand aus dem Vater, der geistig 
auf sehr niedriger Stufe steht, seiner Frau, zwei 
Söhnen, von denen einer geistig unzurechnungsfähig 
ist, und drei Töchtern. Die Mutter scheint im 
Wahn zu stehen, daß Unglück ihr Haus verfolge, so 
lange dieser blödsinnige Knabe am Leben sei. Di- 
Leute gingen Sonntags wie gewöhnlich zur Ruhe, 
in der Nacht oder stütz Morgen« erfaßte Wahnsinn 
die Leute und die Mutter tödtete den 13jährigen 
Knaben mit einem Beil und warf die Leiche zum 
Fenster hinaus in den Hof. Als die Konstabler 
herbeikamen, fanden sie das HauS von den Insassen 
vertheidigt, und es bedurfte der größten Anstrengung, 
um die Wahnsinnigen dingfest zu machen. Das 
ganze Haus war in der fürchterlichsten Unordnung, 
die Möbel lagen zerschmettert umher und die Leiche 
des Knaben sah auS, als hätten die Hunde oder 
wilden Thiere daran genagt. 
Paris, 1. Febr. Vorgestern war in den soge 
nannten Magasins de Louvre eine Ausstel 
lung von allen möglichen Gegenständen, welche in 
die Kategorie der Weißwäsche gehören. Die An 
ziehungskraft derselben scheint eine ganz außeror 
dentliche gewesen zu sein, denn es wurden im Laufe 
des Tages dem nächsten Kommissariat nicht weniger 
als dreißig Diebinnen und ein Dieb aus 
geliefert. Unter den Ersteren befand sich eine Er 
zieherin, nahe Verwandte eines Richters, die Frau 
eines Advokaten, die Frau eine« Schauspielers und 
mehrere Rentnerinnen. In ihren Wohnungen sollen 
bei der Haussuchung dem Louvre entwendete Waaren 
im Werthe von 30,000 Franken gefunden worden 
sein. Der Dieb, ein echter Baron, hatte seine 
Aufmerksamkeit den Cigarrenspitzen geschenkt, deren 
er eine ansehnliche Sammlung besitzt. In einer 
Verlustaufstellung der großen Magazine, wie Louvre 
und Bon Marchö, figuriren die Diebstähle mit 
300,000 bis 500,000 Frcs. jährlich und diese 
Ziffer soll eher zu niedrig gegriffen sein! 
Rom, 4. Febr. Außerordentliches Aufsehen rief 
heute Crispis Rede hervor, darin besonders der 
Passus: die Centralmächte würden den 
Frieden eventuell diktirrn! „Fanfulla" hält 
die Publizirung für eine Mahnung an Ruß 
land, als ein Ultimatum in der feinstmöglichen 
Form; dennoch sei der erste Zweck der Publicirnng 
der Friede; vielleicht auch sei die Publicirung eine 
Konsequenz der Versöhnung FloquetS 
mit Rußland. 
Aus Graz wird der „N. Fr. Pr." berichtet: 
Der ehemalige Grazer Techniker Adolph Klein 
spielte im letzten Sommer im Theater des Nord 
seebades Westerland Liebhaberrollen und wurde dann 
am Theater in Gießen engagirt. Nachdem er aus 
diesem Engagement freiwillig geschieden war, reiste 
er am 24. Dec. v. I. nach Frankfurt a. M. ab, 
von wo er einen Freund, den Buchhändler Lenz in 
Berlin, besuchen wollte, um einige Tage bei dem 
selben zu bleiben und dann in Schleswig eine 
neue Stelle anzutreten. Er sendete einen großen 
Koffer nach Berlin nnd übergab am bezeichneten 
Tage Nachmittags sein Handgepäck einem Träger 
mit der Weisung, es um 10 Uhr Abends zum 
Berliner Zuge zu bringen. Zwischen 8 nnd 9 Uhr 
Abends, vor Abgang des Zuges, hatte er eine Post 
karte an einen Freund in Graz aufgegeben, woran 
er einen längeren Brief in Aussicht stellte. Seit 
her fehlt jede Spur von seinem Verbleiben. Der 
Koffer ist in Berlin eingetroffen. Sein Berliner 
Freund zog umfassende Erkundigungen ein und unter 
nahm zum Zwecke der Auffindung deS Vermißten 
eine längere Reife in Begleitung eines Polizisten, 
die ebenso wie die in mehreren Zeitungen eingerückten 
Aufrufe erfolglos blieb. 
Berlin, 3. Febr. Die (von uns durch Extrablatt 
geschehene) Veröffentlichung des Vertrage» zwischen 
Oesterreich und Deutschland von 1879 hat unge 
heures Aufsehen gemacht, sie gilt als Einlei 
tung zur Rede, welche Fürst Bismarck am Montag 
im Reichstag über die europäische Lage halten wird 
und eine letzte Warnung an Rußland. Ueberall 
wird die Erinnerung an das bekannte Wort des 
Kanzlers über die Bedeutung laut, welche in kriti 
schen Lagen die Veröffentlichung bis dahin geheim 
gehaltener Actenstücke hat. 
Berlin, 3. Febr. Der Reichstag bietet seit 
zwei Wochen ein seltsames Bild; es stehen Fragen 
von der größten Wichtigkeit zur Verhandlung nnd 
wer die Berichte über die Debatten liest, malt sich 
im Geiste wahrscheinlich eine erregte, volle Ver 
sammlung, die spannungsvoll den Worten der 
Redner lauscht. Statt dessen aber ist in Wahrheit 
der Reichstag in den letzten beiden Wochen auch 
nicht eine Stunde beschlußfähig gewesen. 
Müde und matt und mit allen Anzeichen einer Ab 
spannung, von der man wirklich nicht begreift, woher 
sie konnnt, zieren für gewöhnlich nur etwa 80 bis 
100 Volksvertreter die Bänke des hohen Hauses. 
— Den Antrag auf Verlängerung der 
Legislaturperioden werden die vereinigten 
Confervativen nnd Nationalliberalen im Abgeord 
net enh auf e schon in den nächsten Tagen ein 
bringen. Der „Hannov. Kur." meint dazu, es sei 
nicht rathsam, die vollständige Erledigung der Sache 
im Reichstage abzuwarten, weil der Landtag bei 
Verfassungsänderungen an sehr zeitraubende Fristen 
gebunden sei und die Session sich in Folge dessen 
unnöthig lang hinausziehen könne. 
— Ueber eine sonderbare Duellange 
legenheit wird der „Liberalen Korrespondenz" 
aus Halle a. S. berichtet. Der Vorsteher oder 
Kassirer eines dort bestehenden Eis Vereins war 
wegen Zwistigkeiten innerhalb des Vereins aus dem 
selben ausgeschieden. Der betreffende Herr, welcher 
Referendar und Reserveofficicr ist, forderte nunmehr 
alle Mitglieder, denen er sein Ausscheiden aus dem 
Verein zur Last legte, zum Duell. Unter den Ge 
forderten befanden sich auch drei Professoren 
der Universität Halle, welche die Heraus 
forderung ablehnten. Darauf hin theilte ihnen der 
Kurator der Universität mit, der Bezirks-Kom 
mandeur habe ihm erklärt, falls die Herren Pro 
fessoren auf ihrer Weigerung beharrten, werde er 
Beschwerde beim Kultusminister erheben. 
Schließlich erklärten sich die Professoren bereit, eine 
von den Ofsicieren des Bataillons, dem der Reserve 
officicr angehört, formulirte Entschuldigung zu unter 
schreiben. — Wir können in Anbetracht der klaren 
Bestimmungen des Strafgesetzbuchs über da« Duell 
nicht glauben, daß die Sache sich so verhält. Eine 
nähere Erklärung dürfte wohl kaum auf sich warten 
lassen. 
Berlin, 3. Febr. Holländische Zeitungen haben 
neuerdings die Nachricht verbreitet, daß eine Anzahl 
holländischer Arbeiter, welche sich durch gewissenlose 
Agenten für den Bau des Nordostsee-Kanals 
hätten anwerben lassen, bei der Ankunft an ihrem 
Bestimmungsort so schlecht behandelt und verpflegt 
worden seien, daß sie sich zur sofortigen Rückkehr 
in ihre Heimath entschlossen hätten. Diese Nach 
richt ist, wie der „Reichsanzeiger" constatirt, vollständig 
aus der Luft gegriffen, da seitens der kaiserlichen 
Canalcommission bis jetzt weder direct noch durch 
Mittelspersonen oder Agenturen Arbeiter zum Canal 
bau angeworben worden sind. Auch' ist der ge 
nannten Commission nichts bekannt geworden, daß 
überhaupt holländische Arbeiter nach Schleswig- 
Holstein gekommen sind, um Beschäftigung bei dem 
Bau des Nvrdostsee-Canals zu suchen. 
Dresden» 1. Febr. Ueber die Erkrankung des 
ehemaligen sozialdemokratischen Reichstagsabgeordne 
ten Max Kays er berichtet das „Sächs. Wchbl.", 
daß sich derselbe bereits seit dem Sommer v. I. 
wegen eines ernsten Kehlkopfleidens in ärzt 
licher Behandlung befand. Als sich nun am 29. 
v. M. bei dem Erkrankten ein Anfall von heftiger 
Athemnoth einstellte, wurde derselbe sofort im hie 
sigen Krankenhause untergebracht, wo an ihm die 
Tracheotomie (Lnftröhrenschnitt) vollzogen werden 
mußte. Die Lebensgefahr, in der sich Max Kayser 
befindet, scheint aber dadurch nur vorläufig beseitigt 
zu sein. 
München, 1. Febr. Bor dem Landgericht kam 
ein trauriger Fall zur Verhandlung: ein 15jähriger 
Schüler des Gymnasiums, Fanner, hatte seinen 
Mitschüler erschossen. Der Anklage ist zu entnehmen, 
daß Fanner einen Kläufigen, scharf geladenen Re 
volver mit in das Klassenzimmer brachte und den 
selben während der Pause Nachmittags nach 3 Uhr, 
als sich die Lehrer entfernt hatten, aus der Tasche 
nahm, um ihn zu entladen. Im Glauben, er habe 
alle Patronen entfernt, zielte er im Scherze auf 
einige seiner Mitschüler und ließ niehrnials den 
Hahn einschnappen. Als er den Revolver gegen 
den neben ihm sitzenden Streck hielt und die Mani- 
pulation deS Einschnappens des Hahnes wiederholte, 
krachte Plötzlich ein Schuß, da Fanner vergessen 
hatte, die 6. Patrone aus der Trommel des Re 
volvers zu entfernen. Die Kugel drang dem Streck 
beim linken Augapfel ein und führte den sofortigen 
Tod herbei. Fanner wird als ein ordentlicher, 
fleißiger Schüler geschildert, der aber schon öfter 
Schußwaffen mit in die Schule gebracht; er ist im 
Uebrigcn reumüthig und sehr niedergeschlagen. Der 
Vertheidiger rügte, daß es halbwüchsigen Knaben 
wie dem Angeklagten, so leicht gemacht werde, Schuß 
waffen zu kaufen. Schließlich bat er für Fanner, 
den die Reue auf das Krankenlager geworfen habe, 
um eine möglichst milde Strafe. Das nach kurzer 
Berathung verkündete Urtheil lautete auf 8 Tage 
Gefängniß. 
Altona, 5. Febr. Seit Jahren spielt zwischen 
dem Rentier Bull in Bahrenfeld und dem Eisen 
bahnweichensteller Lüdemann ein Zivilprozeß, indem 
Letzterer behauptet, Bull habe ihm für den Fall, 
daß die Frau der Eisenbahnbeamten das 12. Kind 
bekomme, eine Villa versprochen und auf Heraus 
gabe derselben klagte. Die Zivilkammer des Land 
gerichts zu Altona sprach bem Beamten seine For 
derung zu, wenn er das Versprechen für ernstlich 
gemeint gehalten habe. Gegen die Zulassung zu 
diesem Eid protestirte Bull vergeblich durch alle 
Instanzen und so stand am 2. ds. Termin zur Ab 
leistung des Eides vor der 1. Zivilkammer des 
Königlichen Ober-LandesgerichtS zu Kiel unter dem 
Vorsitz des Herrn Präsidenten Florschütz an. Lttde- 
mann leistete den Eid und wurden ihm endgültig 
als Entschädigung 4500 Jl. zugesprochen. 
Liitjeņburg, 1. Febr. Ein blühendes junges 
Menschenleben wurde gestern Abend hier durch Er 
stickung an Kohlendunst hinweggerafft, und eine 
glückliche Ehe, die erst seit wenigen Wochen bestand, 
jählings getrennt. Ein junger, als Hausknecht an 
gestellter Mann wurde plötzlich nach Hause gerufen; 
hier fand er seine hübsche junge Frau nur mehr 
als Leiche vor. Nachbarn hatten sie soeben mitten 
in der Stube liegend gefunden; durch vorzeitiges 
Schließen der Ofenklappe soll der „Schl. Holst. Z." 
zufolge das Unglück herbeigeführt sein. 
ş Hademarschen, 4. Febr. Im benachbarten 
Nord ha sie dt hat man sich jetzt auch entschlossen, 
eine Genossenschaftsmeierei zu errichten und wird 
der Bau mit Beginn des Frühjahrs wohl in An 
griff genommen werden. 
X Schenefeld, 4. Febr. Von den Jagdinteressenten 
der Reher Feldmark ist in Erfahrung gebracht, daß 
dort gewildert wird und haben dieselben eine Be 
lohnung von 50 Mk. ausgesetzt für denjenigen, der 
die Wilddiebe zur Anzeige bringt, sodaß dieselben 
gerichtlich bestraft werden können. 
< Hohenwestedt, 4. Febr. Bon den Mitgliedern 
des Jtzehoer Stadttheaters war für gestern Abend 
eine Theatervorstellung im B.-Locale „Zur Fernsicht" 
angesetzt und hatte sich ein sehr zahlreiches Publikum 
eingefunden, — jedoch ließ sich obengenannte Ge 
sellschaft nicht blicken und gingen die Leute nach 
längerem Warten wieder nach Hause. Ueber den 
Grund, weshalb die Gesellschaft nicht gekommen ist, 
verlautet nichts. 
— HoheņaSPe, 4. Febr. Im vorigen halben 
Jahre sind verschiedene Alterthümer, die im hiesigen 
Kirchspiel z. B. aus der bekannten Kaaksburg 
gefunden sind, dem Museum vaterländischer Alter 
thümer in Kiel eingeschickt. Auch von den benach 
barten Kirchspielen Schenefeld und Todenbüttel sind 
die aufgefundenen Alterthümer obigem Institute ein 
geschickt und scheint sich das Interesse für dergleichen 
mehr und mehr zu heben. 
ZSl Kirchspiel Westensee, 5. Febr. Herr Lehrer 
Braasch, bisher zweiter Lehrer in Gr. Schönberg 
im Kirchspiel Sandesneben, ist von dem Schul 
patron Herrn v. Heedemann-Heespen zu Deutsch- 
Nienhof zum Distriktsschullehrer für die Schule zu 
Blocksdvrf ernannt. Zu der genannten Stelle 
(Minimalstelle) hatten sich drei Bewerber gefunden, 
zwei Seminaristen und ein Autodidakt. 
ZZ BordeSholm, 4. Febr. Der Meiereigehülfe 
W., welcher in Verdacht ist, den an dieser Stelle 
s. Z. mitgetheilten Diebstahlsversuch bei dem Herrn 
Mciereipächter Esch in Schönbek begangen zu 
haben, wurde dieser Tage dem Amtsgerichtsgefängniß 
in Bordesholm überliefert. 
rr: Nortorf, 3. Febr. Am gestrigen Tage 
wurde in den Schulen am hiesigen Orte, welche 
wegen Masernkrankheit rc. drei Wochen geschlossen 
waren, mit deni Unterricht wieder begonnen. Drei 
Kinder, welche noch nicht schulpflichtig waren, sind 
der Krankheit erlegen. 
— Longwedel» 3. Febr. Die hiesige Wind- und 
Wassermühle, dem Kloster Itzehoe gehörig, wurde 
von dem seitherigen Pächter, Herrn Müller Kühl 
wiederum auf 10 Jahre für eine jährliche Pacht 
summe von 1500 Mk. gepachtet. 
-II. Jedenstedt, 5. Febr. Die Genossenschafts 
meierei II hieselbst, in welcher bis dahin die Milch 
von ca. 100 Kühen verarbeitet wurde, hat in diesen 
Tagen einen nicht unbedeutenden Zuwachs erhalten. 
Fast sämmtliche Besitzer der Dorfschaften Nien- 
kattbeck und Poll Horn sind derselben als Mit 
glieder beigetreten, so daß nunmehr — seit dem 
2. d. M. — die Milch von 200 Kühen verarbeitet 
wird. Wie verlamet, soll der genannten Meierei 
noch ein fernerer Zuwachs in Aussicht stehen. 
Q BüdelSdors, 5. Febr. An dem von Herrn 
Dr. Vollbehr in der freiwilligen Feuerwehr Hier 
selbst begonnenen Samariterkursus nehmen ca. 40 
Personen theil, unter diesen auch viele Bkitglieder 
der eigens für die Karlshütte ins Leben gerufenen 
Hüttenwehr. Der Unterricht umfaßt die Lehre von 
den: menschlichen Organismus und den Funktionen 
desselben, sowie die Behandlung Verunglückter bis 
zur Ankunft des Arztes. Bekanntlich werden überall 
in unserer Provinz derartige Unterrichtskurse, die 
gewiß zum großen Segen werden können, eingerichtet. 
* Rendsburg, 6. Februar. In Nübbel ist 
von den Einwohnern die Gründung einer Genos 
sen sch a ft s m ei er ei beschlossen. Es haben die 
Besitzer von ca. 300 Kühen ihre Betheiligung jetzt 
schon zugesagt, so daß da« Unternehmen als gesichert 
betrachtet werden kann. 
X L o c a l e s. 
— Im vorigen Monat kamen zwei Grundstücke 
zur Zwangsversteigerung und zwar gehörte das 
eine dem Gärtner Peters in Fockbeck (Posthof 
genannt), das andere den Bäckermeister Koppcr- 
holdt'schen Erben. Das erstere hat der Kauf 
mann Herr Pfahler hier für das Meistgebot von 
6750 Mk., das letztere der Spar- und Vorschuß 
verein hier für 3300 Mk. erstanden. 
Depesche. 
Telegramm der „RendSburger Wochenblatt." 
Berlin, » Febr. (Nam. 2 Uhr 55 Min.) 
In der heutigen Reichstagssitzung fand die 
Berathung der Anleihe-Vorlage statt. 
Der Reichskanzler sagte: Wenn sich die 
politische Lage seit seiner letzten Reichs 
tagsrede geändert hätte, so sei dies eher 
zum Guten als zum Schlechten zu bezeich 
nen. Die Zusammenziehung der russischen 
Truppen' an der Grenze bezwecke das Ge 
wicht des russischen Wortes bei einer vor 
kommenden Krisis zu erhöhen. Deutsch 
land müsse sich unabhängig von der Lage 
und so stark machen, das; es jeder Koali 
tion gewachsen sei. Dies werde durch die 
Wehrvorlage erreicht. Wir haben etwas, 
worin uns kein Volk erreichen kann, tüch 
tige Ofsiciere, Unterofficiere, Generäle, 
welche diese gewaltige Armee commandiren. 
Frankenstein, Helldorf, Bennigsen, Graf 
Behr, Rickert äusiern sich zustinnnend, 
worauf die Vorlage an die Budgetkom 
mission verwiesen wird. Die Wehrvorlage 
wird dann auf Antrag Frankensteins en 
bloc in 2. Lesung einstimmig an ge 
il o in nl e »l. 
Fremden-Berkehr. 
Hotel Stadt Hamburg u. Lübeck. 
, Wölfert, Kfm. aus Hamburg. Banks, Gutsbesitzer aus 
Glinde. Kaufleute S. Rahmer, Prag. Große, Berlin. 
Nagel, Hamburg. Rippert, Mannheim. Schwartz, Elber 
feld. Möller, Döbeln in Sachsen. Holstein, Hamburg. 
„ Hotel Green: 
Langmaack aus Gaarden. Busch, Oberingeneur aus 
Güstrow. Kaufleute Quast, Flensburg. Gail, Köln. 
Daicker, Hamburg. Josephsohn, Lübeck. Fräulein Böhm, 
Hamburg. Ritzarius aus Rendsburg. Brühn, Kfm. aus 
Rostock. 
Bahnhofs-Hotel: 
Kaufleute Böhme, Dresden. Wetzold, Primkenau. 
Martens, Köln. Wagner, Hamburg. Mundt, Berlin. 
Franck, Düsseldorf. 
Weber's Hotel: 
Kaufleute Maier, Heidelberg. Wilms, Ottensen. Joh. 
Amsink, Hamburg. Goßler, Hamburg. Dr. Curtius, 
Referendar aus Duisburg. 
^ . 0 Petersens Gasthof: 
B. Tanck, Landniann aus Bovenau. I. Struck, Pferde 
händler aus Ostenfeld. 
Hotel „Im nordischen Löwen." 
W. Nehlsen, Restaurateur aus Flottbeck-Bahnhof. A. 
Harms, Kfm. aus Lüneburg. Zernitz, Kfm. aus Uetersen. 
Fr. Thiede, Viehhändler aus Barmbeck. 
Man fchutze sich selbst vor Täuschung dadurch, 
daß nian beim Ankauf der Apotheker Rich. Brandt's 
Schweizerpillen genau darauf achtet, daß dieselben als 
Etiquette ein weißes Kreuz in rothem Grunde und den 
Ramenszug Rich. Brandt's tragen, alle anders aussehenden 
Schachteln sind unächt und zurückzuweisen. 
Anzeigen. 
Danksagung. 
Für die vielen Beweise herzlicher Theilnahme bei dem 
uns betroffenen Trauerfall sagen hierdurch unsern fim- 
lichsten Dank. ’ 5 
BüdelSdors, 6. Februar 1888. 
I. Tietje und Frau. 
Danksagung. 
Für die uns erwiesene innige Theilnahme bei der 
Beerdigung meines lieben Mannes, Vaters und Schivie- 
gervatcrs, des Pensionär Jürgen Runde, sagen ihren 
ausrichtigsten Dank Die Hinterbliebenen. 
Marienstift, den 5. Februar 1888. 
Danksagung, 
Allen Freunden und Bekannten, insbesondere dem 
Kampfgenosscnvcrein von 1848/50, welche meinem lieben, 
unvergeßlichen Mann und unserem liebevollen Baler, 
Johann Haack die letzte Ehre erwiesen haben, sagen 
wir hiermit unsern herzlichsten Dank. 
I. Haack Wwk., 
nebst Kindern und Schwiegcrkindcrn. 
Danksagung. 
Herrn Lieutenant Baron Freiherr von Brockstorf 
und Herrn Lieutenant Pirschier, sowie den Kano 
nieren Hansen und Möller, sage für Errettung 
meines Sohnes aus der Unter-Eider meinen besten 
Dank. Achtungsvoll 
Joh. Wieck. 
Nachstehende 
Polizeiverordnung 
Auf Grund der §§ 5 und 6 der Verordnung 
vom 20. September 1867 betreffend die Polizei 
verwaltung in den neu erworbenen Landestheilen, 
wird nach Berathung mit den städtischen Collegien 
hiermit zur Ergänzung der Straßenpolizeiordnung 
für die Stadt Rendsburg vom 1. März 1886 
verordnet: 
1. Jeder Haus- und Grundbesitzer ist verpflichtet 
zu gestatten, daß die zur Erleuchtung der 
Straßen nöthigen Laternen und Gasleitungs 
röhren, Straßenbezeichnungen, Nummern, 
Höhenmarken, Meßzeichen nnd sonstige zu 
öffentlichen Ztvecken erforderlichen Schilder und 
Tafeln an den Gebäuden und deren Ein- 
friedigllngen, bezw. an Brunnen, deren Um 
fassungen rc. an den hierfür geeigneten Stellen 
angebracht werden. 
2. Die Kosten der Neuanbringung und Unter 
haltung der genannten Gegenstände rc. trägt 
die Stadt, mit Ausnahme der Hausnummern, 
hinsichtlich deren § 46 der Straßenpolizei 
verordnung zur Anwendung kommt. 
3. Beschädigungen, Beseitigungen, Verunreini 
gungen und Veränderungen der in Ziff. 1 
benannten Gegenstände sind verboten. 
4. Zuwiderhandlungen gegen Ziff. 1 und 3 der 
vorstehenden Bestimmungen iverden, in soweit 
keine anderweite Strafbestimmung Platz greift 
in Gemäßheit des § 366 Ziff. 10 des Straf 
gesetzbuches bestraft. 
5. Diese Polizeiverordnung tritt sofort in .Kraft. 
Rendsburg, den 4. Febr. 1888. 
Die Polizciverwaltung. 
gez. Rühle von Lilienstern, 
wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. 
Rendsburg, 5. Febr. 1888. 
Die Polizeiverwaltung. 
Rühle von Lilienstern. 
Bekanntmachung! 
Behufs Reorganisation des gesammten Polizei 
exekutivdienstes in hiesiger Stadt werden am 1. April 
d. I. 6 Polizeisergeanten mit einem Gehalt von 
900 Mk. und Gewährung der Uniform angestellt. 
Die definitive Anstellung erfolgt nach vorheriger 
sechsmonatlicher Probedienstzeit. Civilversorgungs- 
berechtigte Bewerber wollen sich unter Einreichung 
eines selbstgeschriebenen Lebenslaufes, Gesundheits 
attestes und sonstiger Zeugnisse binnen 4 Wochen 
bei uns melden. 
Rendsburg, den 5. Februar 1888. 
Der M a g i st r a t.
	        
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