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Hlendsburger
, «ļouuementSpreiS:
l,.?^kljcihrlich 2 JĻ — frei ins Haus geliefert 2 JL15
fe
Auswärtige, die das Blatt durch die Post beziehen
tt —Vit UUÖ ?CHUU ÜUi-U; Vit Wjvtyvii
25 ^ inet. Postprovision re., jedoch ohne Bestellgelds
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Erscheint
Montag-, Mittwoch- und Freitag-Abend.
So. 14.
Mittwoch,
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Jahrgang.
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1. Ieöruar.
Deutscher Reichstag.
25. Plenarsitzung, den 30. Januar 1888.
tz^8esordnung: 1j Fortsetzung der Berathung des
'^engesetzcs. 2) Berathung der von Preußen,
b>> ,Jl n y uni) Hamburg getroffenen Anordnungen aus
die V Socialistengesetzes. 3) 1. Berathung über
in x.„ ETUn 8 des Gesetzes betr. die Rechtsverhältnisse
cn deutschen Schutzgebieten.
sie hpm (®oc.=®ein.): Die Vorlage habe, als
tit,, j! àndesrathe zuerst zuging, ganz andere Mo-
ick Die darin aufgeführten Thatsachen hätten
als hinsällig erwiesen. Dieselben seien auf
»omni °kr Angabe eines axent provocateurs aufge-
die Garden. Die vorliegenden Motive begründeten
>kiu. ^Ichärfuug nicht, auch Herr v. Puttkamer habe
kien Steren Gründe beibringen können, am wenigsten
i’.;",! n 9 et ’ä schwere Beschuldigungen gegen die Ge
ll 7°l'zei entkräftet worden. Die Motive enthielten
größten Widersprüche. Einmal heißt es, soll das
"weck erfüllt haben; dann heißt cs wieder,
«■/„Jemen; ,
Son V à Socialdemokratie keinen Abbruch gethan!
itii-i. "ŗ Ausweisungsmaßrcgel werde ein sehr vcr-
> cden„ Gebrauch gemacht. Die Berliner Behörden
a,len nur wenig Gebrauch von ihrer Ausweisungs-
. die sächsische Polizei dagegen weise mit wahrer
°kr "Us. Sehr characteristisch sei das Verfahren
P°l'zei gegenüber den Ausgewiesenen. Drastische
ir ! habe er hierüber in Dresden gemacht.
> sêwst habe nie in seinem bewegten Leben eine solche
rmtierung empfunden, als wie man ihn zu Leipzig
Einen räudigen Hund von Haus und Hof gejagt
,j Dt ' Im Anfange seien durch das Socialistengesetz
i ■truppen der Partei in alle Winde gejagt worden;
4 °r Ausgewiesene habe aber als Agitator gewirkt,
so habe man der Regierungstaktlk die Wirkung
, Socialdemokratie zuzuschreiben. Die Regierung
ļ e geglaubt mit ihrer Socialreform die Rolle des
siMenfängers von Hameln zu spielen und die Social-
Mokratie zu einer Resormpartei machen zu können,
-'ne solche könne die Socialdemokratie nicht werden
S»d was die Socialreform angehe, so sei diese in der
Mt nichts Anderes, als eine veränderte Armenpflege.
Ci e Coalitionsfreiheit der Arbeiter sei vernichtet, be
nders in Sachsen. Dagegen würden die Coalitionen
V Arbeitgeber staatlich auf alle Art und Weise be-
şis'igt, Innungen und Militärvereine dürften unge-
Mdert Politik treiben. Bei der großen nationallibe-
Wallfahrt nach dem Niederwalddenkmal habe
K*: Miguel eine sehr schöne Rede gehalten, ohne daß
Versammlung polizeilich angemeldet gewesen sei.
etwas sollten einmal die Socialdemokraten pro
s'- Man wolle den revolutionären Character der
^'aldeinokratie aus den Verhandlungen des St.
ş "euer Congresses herauslesen, der sächsische Bundes-
jļj„^Ģgte habe sogar von Hochverrath gesprochen.
. irgend ein Nachweis zu erbringen gewesen,
iäu !■ m . Qn "uchl dafür gesorgt haben, daß er (Sîebncr)
îeìîi„£ Itï - şiohc. Die Vorlage bezeichne die Social-
!>!b w als die socialrevolutionäre Partei, als welche
.Anarchisten im Gegensatz zu der socialparla-
-«".■?>.chcn der Socialdemokraten bezeichneten. Das
mtheii
>n dem Chicagoer Prozesse habe Aussehen m
*on l Qn i en Welt erregt; in Deutschland — obgleich er
1 iļ t ° en deutschen Gerichten keine hohe Meinung habe —
.ein solches Urtheil unmöglich gewesen. Das
'ükeitsgesühl sei es gewesen, welches die Social-
tz..,,I^ten zu ihrem Gnadengesuche für die in Chicago
sich ten bewogen hätte. Ehe der deutsche Adel
tollt. Urtheil über die Socialdemokratie herausnehme,
sollte
üiken" auf seine eigene blutige Geschichte zurück-
ie . "• Und wie stehe es mit den früheren Bestrebun-
Hoffnungen aus eine Republik? Herr Dr.
„ad- der jetzt so begeisterte Äismarckanhänger,
kin..îruher ganz offen die Hoffnung auf die Herstellung
Er s- Bundes europäischer Rcpubtiken ausgesprochen,
äbe^ņue ein jetzt sehr eifriges Mitglied der national»
olle x Partei, welcher sich 1848 geäußert habe: „Man
länn- "König von Preußen an die erste, beste Laterne
Iche »>V tOrdnungsrus des Präsidenten.) DasBlind'-
ip b- rntat auf Bismarck hat s. Z. sogar Befriedigung
jefet CTl bürgerlichen Kreisen hervorgerufen. Dr. Götz,
^."'rüonalliberal, sei s. Zt. von den Socialdemo-
N Candidat ausgestellt worden. Ein Blatt,
.^l „ilchem jetzt Emil Rittershaus und andere „natio-
ftà.'chîer arbeiteten, habe s. Z. die gröbsten Maje-
hab. "°'bigungen gegen den König von Preußen ent-
fe Es sei nützlich, angesichts der Angriffe auf die
' „.Demokratie an solche Sachen zu erinnern. Die
à- langen des Gesetzes seien gar nicht motivirt;
wenn Sie es aber gethan, werden Sie es bitter be
reuen, dem fluchwürdigsten aller Gesetze Ihre Zustim
mung gegeben zu haben." ,
Minister v. Puttkamer. Eine solche dreistündige
Vorführung von Behauptungen ohne Beweise könne
nur ermüden. Der Posener Gerichtshof habe ausdrück
lich die Glaubwürdigkeit der Zeugen Jhring und Naporra
anerkannt, v. Ehrenberg habe nie. in anderer Beziehung
zu deutschen Behörden gestanden, als ein Angeklagter.
Die übrigen Ausführungen Bebels würden die badische
Regierung veranlassen, Klage gegen v. Ehrenberg zu er
heben, und Herrn Bebel werde man als Zeugen fordern.
Sächs. Bundeskommissar Dr. Heldt tritt den
Angriffen Bebels auf die sächsischen Behörden entgegen.
Präsident v. Wedelt ruft nachträglich auf Grund
des stenographischen Berichts den Abg. Bebel wegen seines
Schlußwortes zur Ordnung.
Abg. v. Kardorff fReichsp.) Die Ausfuhrungen
des „unwahrscheinlichen" Sozialdemokraten Singer hätten
auf ihn gar keinen Eindruck gemacht. _ Das Spionwesen
sei angesichts des verbrecherischen Treibens der Sozial
demokraten nicht zu entbehren, und der Minister v. Putt
kamer wisse die hier gebotene Grenze trefflich innezuhalten.
Die bisherige Ausführung des Sozialistengesetzes sei ganz
im Sinne der Gesetzgebung erfolgt. Wenn Herr Bebel
die Schandthaten der chicagoer Anarchisten als politische
Verbrechen betrachte, so gebe er eben damit zu erkennen,
daß er dem Anarchismus viel näher stehe, als er glauben
machen wolle. Redner führt dann aus, daß seine poli
tische» Freunde mit einzelnen Verschärfungen einverstan
den seien, anders stehe es aber, mit der Frage der Ex-
patriirung. Mit dieser mache man die Sozialdemokraten
zu Märtyrern und an der Grenze seien sie gerade so
gefährlich, wie im Innern. 2luf die Dauer könne die
Neubewilligung des Gesetzes nicht alle 2—3 Jahre er
folgen, man müffe suchen, zu dauernden Zuständen zu
kommen. Die Taktik Bebels und seiner Genossen _ gehe
dahin jede Autorität und Alles wofür der gebildete
Mensch Pietät empfinde, zu untergraben. Redner bean
tragt schließlich Verweisung an eine 28ger Commission.
Abg. Dr. Windthorst (Ctr.) Seine Freunde seien
auch heute noch der Ansicht, daß das Sozialistengesetz
statt Heil Unheil gebracht habe. Die Theorie des Min.
v. Puttkanier über die geheime Polizei habe ihm nicht
recht gefallen. Wenn Leute eingestellt würden, die der
Minister selbst als Nichtgentlemen bezeichne, so^müsse er
sagen: der Zweck heiligt die Mittel. (Heiterkeit). Die 2tä-
gige Verhandlung habe den Abgrund gezeigt, vor dem
wir stehen. Die Sozialdemokratie lasse sich mit Gewalt-
Mitteln nicht unterdrücken. Wenn man den Expartrii-
rungsparagraphen aufhebe, könne man für eine 2jährige
Verlängerung stimmen. Werde der Paragraph aber nicht
aufgehoben, so werde ein Theil des Centrums für 2jäh-
rige Verlängerung, ein Theil aber gegen jede Verlänge
rung stimmen. Biit der Sozialreform müsse entschieden
vorgegangen werden. Die Versicherungsgesetze genügten
nicht, es müsse der Ilrbeiterschutz eingeführt werden.
3lbg. Dr. Götz (Natl.) verwahrt sich gegen die Un
terstellung Bebels, daß er s. Z. rother Demokrat ge
wesen. Demokratisch gesinnt sei er noch, aber roth sei
er nicht gewesen; wohl könne er aber rcth werden, wenn
man glaube, er habe je zu Bebel in einer Beziehung ge
standen. Ills Geselle sei Bebel ein ganz harmloser con-
stitutioneller Jüngling gewesen.
Die Vorlage wird an eine Kommission von 28 Mit-
glieden! verwiesen.
Folgt Berathung der Darlegungen der Maßregeln,
welche in Folge des Sozialistengesetzes von der preußi
schen, der sächsischen und der Hamburger Regierung ge
troffen worden sind.
— >c
werde im Wiederholungsfälle das Verbreiten
S rbter Druckschriften mit 6 Monaten Gesängniß
: Redner kritisirt sodann die Entscheidungen
sekkz"Elchsgerichts zur Ausführung des Socialistenge-
teJ Daß man in Deutschland nicht mehr ohne AuS-
kzîgesetze und Ausnahmebestimmungen auskommen
a y l n Staube, sei ein trauriges Zeichen des Ver
deutschen Reichs. Hr. v. Puttkamer habe
B» £
^’Şger’ä Hingste» Versuch gemacht, die Ausführungen
sachîn' ® lD ?8 e « der agents "provocateurs mit That-
' fiv"t "überlegen. Es sei bewiesen, daß die beiden
!°'°n der Krüger und v.
" AXr ' * ''
acke mit vollem Bewußt-
und
sie v-n-, î"gweite solche Burschen engagirt hätten,
Beamte Minister pflichtgetreuc und gewissenhaste
Schrvdee IIntimen des preußischen Polizeiagenten
habe au* v u bie bekanntesten Anarchisten; derselbe
" ettJstlw ° Ie Arbeiter während der Lohnbewegung zu
acten -s-vt Grund actenmäßig be-
aufgefordert. Auf
Und t Thatsachen hätten die schweizer Behörden
i ■»„ em . 5 y ) erst recht, die Ueberzeugung gewonnen,
■ beg jvi "auch Attentate provocirt habe. Auf Grund
şûRiesier Polizeispion zu sein, konnte die
Ee fit, .Ņchorde gegen Schröder nicht einschreiten.
^Nien früheren Arbeitern, die zu ihm
: i[ >m l;JLjL tr Polizeispion sei. Es wurde dann bei
"ne Kitt-E ""îer einem Hansen von Hobelspähnen,
îeholt ?uamit gefunden. Run wurde die Polizei
ÜNe ci-Ģ şşf Ķffte fehlten von den Dynamitpaironen
^aupt „Hi bamit geworden ist, weiß Niemand.
Ihinen
onbere preus;ische Polizeispion, sei ein
von
l5o şnj« Şger Soldat, dem man die Geldstrafe ....
habe er ’ !L en ?>abe; mit preußischem Polizeigelde
Hauvtmnn^ > m«*« Landcsangehörigkeit erworben.
Öetotcien IT ì Ehrenberg, der aus der Schweiz aus-
sei, sei nachgewiesenermaßen agent
sich der fra uBfit* rnl |)^- oliàei gewesen. Derselbe habe
'Uì Falle ?^8>erung gegeniiber verpflichtet,
Şociald-m^înes deutsch-französischen Krieges die deutsche
!û schlià°L şş,Râ'°luti°n zu veranlassen. Er
>vord-n beutschcm Gebiete für verrückt erklärt
Subject» 'AÌ’tc^Wc Polizei besolde die verrnsensten
Hütten, s*wei-erw*- R' deutsche Beamte versucht
estechen tta>Ұamļe^egen ihr Vaterland zu
Umļd'enì^L^o'Ģ' 't^nn Sie unter solchen
- n das Gesetz genehmigen, sp thun Sie es,
San Remo, 30. Jan. Heute Nachmittag von
5 bis 6'/, Uhr fand eine Consultation aller Aerzte
in Villa Zirio statt. Es ivurde einstinimig be
schlossen, daß eine Operation unnöthig sei. Der
Kronprinz bleibt bis Mai hier, geht dann nach
Potsdam und später nach Tyrol.
San Remo, 1. Fcbr. Die Heilung des
Kronprinzen kann jedenfalls nur langsam erfol
gen, auch wenn nur Perichondritis vorliegt. Diese
allein ist festgestellt, was nicht unbedingt aus
schließt, daß daneben Krebs vorhanden sei,
doch konnte letzteres bei der Unmöglichkeit einer ört
lichen Untersuchung noch nicht festgestellt werden. Der
Kronprinz lvird kaum vor Mai nach Deutschland
zurückkehren, da warmes Klima ein Haupterforderniß.
— Personen, die den Kronprinzen in den
letzten Tagen in San Remo gesehen haben, er
zählen, daß das langwierige Leiden allerdings nicht
spurlos an der Gesammterscheinung deS Patienten
vorübergegangen ist. Sic versichern aber gleichzeitig,
daß die behandelnden Aerzte in dem Glauben an
die Richtigkeit der ursprünglichen Diagnose stark
erschüttert sind.
Konstantinvpel, 30. Jan. Ein Vorgang in Da
maskus hat Anlaß zu einem diplomatischen
Konflikt zwischen der Türkei und Frankreich
gegeben. Ein Bericht schildert denselben wie folgt:
In Damaskus drang am 25. d. M. ein türkischer
Polizeiofsizier mit 15 Soldaten in das französische
Consulat, die sich widersetzen wollenden Consulats-
beamten mit dem Revolver bedrohend, und verhaftete
einen französischen Unterthan aus Algerien,
der seiner Zeit im Gefolge von Abdel-Kader nach
Damaskus gekommen war. Der französische Bot
schafter in Konstantinopel hat Genugthuung ver
langt ; auf der Pforte behauptet man aber, der Vor
gang habe in Nebengebäuden, nicht im Consulat
selbst stattgefunden, überdies sei der Verhaftete als
Algerier Unterthan des Sultans, welcher die fran
zösische Eroberung Algeriens niemals anerkannt habe.
Der Scheich Hachem, Abdel-Kader's Sohn, theilte
den Vorfall dem Präsidenten der französischen Re
publik telegraphisch mit und bat um die Aniveisnng
eines anderen Aufenthaltsorts für sich und die Seinen.
Land«», 30. Jan. Der „St. James' Gazette"
wird ans Petersburg gemeldet, daß ein Offi
zier sterbend in das Hospital gebracht worden sei,
der einen Selbstmord verübt hatte, um einenl Befehl
des revolutionären Comites, den Zaren zu tödten,
zu entgehen. Es seien Verhaftungen vorgenommen
»nd Geständnisse abgelegt worden.
1888.
Paris, 30. Jan. Der französische Gesandte in
Konstantinopel hat im Aufträge des französischen
Ministers des Auswärtigen, Flourens, die Pforte
um Aufklärung über die Affaire von Damas
kus ersucht. Sollte Frankreich sich dazu berechtigt
halten, Satisfaktion zu fordern und die Pforte die
selbe verweigern, so ist man entschlossen, einige
Kriegsschiffe an die syrische Küste zu senden.
Zürich, 29. Jan. Zur Würdigung der Angriffe
des Ministers v. Puttkamer gegen die Schweiz
wird es dienlich sein, Folgendes zu erfahren: Längst
hatte die sozialistische Parteileitung in Zürich eine
Liste von 12 Spitzeln in Händen, nur Haupt
fehlte und, obwohl verdächtig, konnten keine Be-
iveise gegen ihn aufgebracht werden. Man entschloß
sich zu einem Mittel, wie es eben gegenüber feigen
Subjekten vom Schlage dieser Leute amvendbar ist,
zur Ueberrumpelung. In einer gemüthlichen Zu
sammenkunft wurde Plötzlich gefragt, ivas, falls ein
Spion unter den Häuptern wäre, zu thun sei.
Jedermann — auch Haupt — erklärte, alsdann sei
eine Haussuchung nothwendig. Jetzt hieß cs:
„Gut, wir unterwerfen uns alle dem Urtheil und
es ist dessen Vollstreckung nöthig; denn alle An
zeichen für Verrath unter uns sind vorhanden.
Haupt wir fangen bei Dir an!" Augenblicklich
knickte Haupt zusammen, weinte und bat um Scho
nung. Was er auslieferte, geschah alles frei
willig. Auch seine Reise nach Zürich war die
Folge freien Entschlusses; er wollte sich verant
worten, denn ihm lag sehr viel daran, in Genf
sein Geschäft in Kohlen, Holz und Syphons fort
betreiben zu können. Hier angekommen ivurde er
mit Beiveiseinliefernng der Polizei signalisirt. Sie
verhaftete ihn unter Direktion deS Bnndesraths.
Ganz ebenso, ohne jegliche Zwangsmittel einzig
durch die Macht der plötzlich hereinbrechenden Wahr
heit gegenüber der Lüge haben diese „Strolche"
auch Schröder entlarvt. Beiläufig war dieser
Schröder beim Schlosserstrike einer der Hanpthetzer
vor der Hanptwache und im Schützcnhaus wie auch
bei anderer Gelegenheit rieth er zur Anwendung
von Dhnaniit, ivovon er stets Patronen (aus deut
scher Fabrik geliefert) bei sich zu tragen behauptete.
Schröder hat schriftlich die Freiwilligkeit seiner Ge
ständnisse bezeugt. Bei ihm mußte auf Denunciation
hin Haussuchung gehalten werden, des Dynamits
ivegen. Die Polizei fand trotz haufenlveis ver
brannter Briefe noch Beweise genug, daß er einer
seits nüt der Berliner Polizei, andererseits mit
Anarchisten ivie Kaufmann, verkehrte. Haupt ist
nicht ans deutsches Gebiet abgeschoben worden.
’ Er verließ die Schweiz in südlicher Richtung.
Zürich, 30. Jan. Bei der Aufführung des
Wildenbruch'schen „Menonit" im hiesigen Stadt
theater wollte der Schauspieler Ra a be sich recht
natürlich erschießen lassen und hatte mit dem Dar
steller des Mörders die Richtung des Schusses ver
abredet. Statt zivischen Brust und Arm traf ihn
jedoch der brennende Papierpfropfen aus nächster
Nähe in den Arm und verursachte eine solche Ver
wundung, daß sich der Künstler vor Schmerz auf
dem Boden wälzte. Das Publikum, das keine
Ahnung von dem Unfälle hatte, war entzückt über
die Natürlichkeit der Darstellung. Es steht indeß
die baldige Herstellung des Schauspielers in Aussicht.
Stockholm. Nachdem der König am Sonnabend
in dem schwedisch-norwegischen Staatsrathe seine
Genehmigung zur Verheirathung des Prinzen Oskar
mit Fräulein Henriette Mnnck von Fnlkila ver
kündet hatte, fand Sonntag Nachmittags um 2 Uhr
im Schlosse in Gegenwart der Mitglieder der kö
niglichen Familie, der Staatsminister, der Vertreter
des Auslandes, sowie der Spitzen der Militär- und
Civilbehörden die feierliche Verlobung des Prinzen statt.
Posen, 30. Jan. In dem Prozeß gegen de»
Sozialisten Slavinski und Genossen wegen
Theilnahme an geheimen Verbindungen hat die
zweite Strafkammer des Landgerichts auf Grund
der Artikel 128, 129 und 73 des Strafgesetzbuches
erkannt: Gegen Slavinski ans 2 Jahr 9 Monate,
gegen Witkowski und Konopinski auf je 2 Jahre
6 Monate, gegen Merkowski auf 1 Jahr 9 Mo
nate, gegen Janischeivski und Morawski auf je 1
Jahr 6 Monate Gefängniß. Bon den übrigen 11
Angeklagten wurden 7 zu 9 bis 4 Monaten Ge
fängniß verurtheilt. Bier Angeklagte wurden frei
gesprochen.
Berlin, 31. Jan. Der Kaiser nahm am Sonn
tag den Vortrag des Grafen Perponcher entgegen
und empfing eine Reihe höherer Militärs zur Ent
gegennahme persönlicher Meldungen. Mittags er
schien der Kaiser beim Aufziehen der Wache mit
der Kaiserin am Fenster seines Arbeitszimmers
und wurde von den, draußen harrenden Publikum
freudig begrüßt. Nachnüttags machte der Kaiser
eine Spazierfahrt. Am Sonntag-Nachmittag hatte
der Kaiser noch eine längere Konferenz mit dem
Reichskanzler. Am Abend besuchte der Kaiser
die Vorstellung im Schauspielhaus.
— Prinz Wilhelm gedenkt dem Hofbericht zu
folge mit seiner Familie und dem gesammten Hof
staate voraussichtlich schon am Mittwoch vom Stadt
schlosse zu Potsdam nach dem königlichen Schlosse
in Berlin überzusiedeln. In der Familie des Prin
zen Wilhelm steht nach dem „Deutschen Tageblatt"
in einigen Monaten ein freudiges Ereigniß zu er-
lvarten.
— Ueber die allgemeine Lage hat Minister
präsident Tisza am Sonnabend im ungarischen
Unterhause in Beantwortung einiger vor Kurzem
eingebrachten Interpellationen sich in allerdings sehr
vorsichtiger Weise, aber doch in friedlichem Sinne
ausgesprochen.
— Im Interesse der Stadtmission in den
großen Städten ist jetzt ein Aufruf erlassen worden,
der eine ungewöhnlich große Zahl von Unterschriften
trägt. Man findet darunter auch die Namen zahl
reicher hervorragender Mitglieder der nationallibe
ralen Partei, wie v. Bennigsen, Miguel rc.
— Fürst Bismarck selbst, so berichtet das „Deut
sche Tagebl." hat sich dahinausgesprochen, erwürbe
es für Unrecht halten, Herrn Stöcker seine eigene
Schöpfung aus den Händen zu reißen.
— Eine neue Polizeiverordnung tritt in
Sonnenburg am 1. Februar in Kraft: „Ver
käufer von Backwaaren und anderen Genuß
mitteln, welche zum Verzehren bereits fertig sind,
sind verpflichtet, die Waaren den Käufern selbst
zuzutheilen und dürfen nicht dulden, daß letztere die
zu kaufenden Waaren betasten oder aussuchen.
Uebertretungen iverden mit Geldstrafe bis 9 Mk.,
an deren Stelle im Unvermögcnsfalle eine Haft-
strafe tritt, bestraft." Die Polizeiverordnung mag
gut gemeint sein, ist aber rechtSungiltig. Keine
Bestimmung der Gewerbeordnung ermächtigt, im
Wege der Polizciverordnung derart Vorschriften für
den privaten Gewerbebetrieb zu erlassen.
— Zum Nachfolger des verstorbenen Pastors
Ninck an der Anschar-Capelle in Hamburg wurde
Pastor Koopmann aus Brcitenberg für das
vakante Pfarramt an der St. Anschar-Kapelle ge
wählt.
— Gescheitert ist nach einer Brenier Meldung
des „Berl. Tgbl." vom Dienstag das Bremer
Schiff „Dakato", 1200 Tonnen, von Hamburg
nach Christiania, auf Horns Riff. Der Kapitän
und ein Junge ertranken.
Plön, 28. Jan. Wie das „Plöner Wochenbl."
hört, ist der Abgeordnete unseres 9. Wahlkreises,
Herr Graf Holstein durch einen heftigen Gicht
anfall bisher verhindert worden, seinen Platz im
Reichstage einzunehmen. Doch hofft der Herr Graf,
falls keine Verschlimmerung eintritt, nach Verlauf
von etwa 14 Tagen sich nach Berlin begeben zu
können.
Flensburg, 28. Jan. Der „Fl. N. Ztg." zu
folge soll eine Höhlenbewohnerin, eine junge Frauens
person, hier ganz in der Nähe der Stadt entdeckt
worden sein. Arbeiter, »velche an einem Steinwall
zu thun hatten, fanden nämlich, wie erzählt wird,
in letzterem eine Höhlung, welche jener Person zum
Aufenthalte gedient hatte und zu diesem Behufe,
soiveit möglich, „comfortabel" eingerichtet und mit
Lebensmitteln versehen war.
-7 Neumünster, 31. Jan. Im Laufe der letzten
Monate ist in dm landtvirthschaftlichen Vereinen der
näheren und weiteren Umgebung Kiel's die Frage
der Errichtung einer Genossenschaftsschlachterei
zur Veriverthung des Fett-Absatzviehs erörtert. Das
Project ist nun soweit gediehen, daß am 22. Fe
bruar in einer Delegirtenversammlung betheiligter
Vereine über dasselbe berathen ev. beschlossen werden
soll. Auch der hiesige landwirthschaftliche Verein
tvird einen Delegirten entsenden. — Am 21. Fe
bruar findet beim hiesigen Pro gymnasium das
inündliche Abiturientenexamen statt, das schriftliche
beginnt am 3. Februar. — Zum Anschluß an das
hiesige zu errichtende Fernsprechamt haben sich bereits
24 Geschäftsinhaber bereit erklärt. Es wird nach
Fertigstellung des Leitungsnetzes in der Stadt gleich
zeitig mit dem Ortsverkehr auch der Fernsprechver
kehr zwischen hier und Haniburg, Kiel und Flens
burg eingerichtet werden. — Im Laufe der letzten
Tage ist hier ein „Beamten-VergnügungS-Verein"
ins Leben gerufen, dem subalterne Beamte in staat
lichen und städtischen Diensten angehören. Der
Verein soll seine Mitglieder monatlich einmal zu
einem geselligen Abend und viermal im Jahre mit
den Damen zusammen zu einem Vergnügen vereinen.
Schleswig-Holstein, 31. Jan. Der Entwurf einer
neuen Kreisordnung und Provinzialord
nung für Schleswig-Holstein wird nunmehr voll
ständig veröffentlicht. Daraus ergiebt sich, daß das
Herzogthuni Laumburg dem Kommnnalverband der
Provinz Schleswig-Holstein nicht angehört, sondern
wie bisher einen selbstständigen Kommunalverband
bilden und nur zu gewissen Staatsgeschäftcņ des
Provinziallandtages, Provinzialaiisschusscs und Pro-
vinzialrathes durch Vertreter zugezogen werden soll.
Auch findet die neue Kreisordnung auf Lauenbnrg
keine Anwendung. Dagegen sollen die Bestimmun
gen über die Amtsbezirke und Gemeinden auch für
' Lauenburg gelten. Der Entivnrf ist nach dem
Muster der Kreisordnung für die östlichen Provin
zen gearbeitet. Flensburg bildet einen besonderen
Stadtkreis, ebenso alle Städte mit mehr als 25,000
Einwohnern. Altona und Ottensen bilden zu
sammen einen Stadtkreis. Die Bestimmungen über
die Bildung von Amtsbezirken für die Polizeiver-
waltung, welche von Amtsvorstehern im Ehrenamt
verwaltet werden, entsprechen der àeisordnung der
östlichen Provinzen. Nur soll die Regierung be
rechtigt sein, kommissarische Amtsvorsteher
zu ernennen, wenn der Oberpräsident die vom Kreis
tag in Vorschlag gebrachten Personen nicht für
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