Freitag, den 21. September 1888.
"° Zum Nordvstseekaual. Staaten führen kann, zeigt folgende non einem Ge-
Die Verhandlungen darüber, ob der Nordostsee- schüftsmanne gemachte Schilderung seines Thuns
kanal südlich bei Rendsburg vorbei, oder nördlich und Treibens: „Morgens begebe ich mich in's
durch das Obereiderbassin gebaut werden solle, scheinen Geschäft, wenn meine Kinder noch schlafen, und
noch zn schweben. Ob die ausstehende Entscheidung wenn ich Abends heimkehre, sind sie bereits zur
dadurch beeinflußt wird, wenn offene Besprechungen Ruhe gegangen. Ich sehe die Meinen somit wäh-
dicsseitiger Verhältnisse geführt werden, kann dahin rend der ganzen Woche nicht und Sonntags ist der
gestellt bleiben. Jedenfalls ist cs aber richtig, etwaige Verkehr mit ihnen auch ein beschränkter. Kein
Befürchtungen oder Wünsche vorher zn äußern. Wunder daher, daß wir unsere gegenseitige Bekannt-
Nach Eintritt von Kalamitäten sind Beschwerden schaft noch nicht gemacht haben. An einem Sonn-
nnd Klagen, wie wir solche von der Nogat, und tag nahm ich Gelegenheit, meinem Jüngsten im Hofe
neuerdings vom Hirschberger Thäte her gehört haben, hinter meiner Wohnung wegen einer Unart das Fell
zn spät und wirkungslos. _ zu gerben, und laut heulend eilte er zur Mutter.
Es soll deshalb auch bei der nachfolgenden Be- Auf die Frage, wer ihm ein Leids zugefügt, ent-
sprcchnng über den Nordostscekanal nur dieser Ge- gegnete er schluchzend: „Der Kerl, der sich immer
sichtspunkt beleuchtet werden. Sonntags bei uns aufzuhalten Pflegt."
Für Rendsburg und die Untereiderverhältnisse ist Nürnberg, 19. Sept. An die zehn Jahre mag
es entschieden ein glücklicher Entschluß, den neuen es her sein, daß sich ein junger Mann von hier,
Kanal nicht in, sondern südlich neben der alten der Sohn eines Geschäftsmannes, zu einem Sänger-
Fahrstraße zu bauen. Es bleiben dadurch zwei fest nach Regensburg begab -— um nicht mehr
Verhältnisse, wie sie bisher waren, bestehen, nämlich, zurückzukehren. Alle Nachforschungen blieben ver-
die ab Rendsburg nach der Nordsee vom Nordostsee- gcbens auch eine von den Angehörigen ausgesetzte
kanal unabhängige Schifffahrtsstraße und sodann, die Belohnung hatte keine Wirkung. Ein dunkles Ge-
anßerordentlich wichtige Beibehaltung der Ebbe und rücht nur ging, der Verschollene sei in einem Freuden-
Fluth bis an unser westliches Stadtufer. Als dritter denhause in Regensburg um sein Leben gekom-
Moment für unser Untereiderinteressen ist es, von men. Jetzt, nach langen Jahren, taucht die Sache
dem vielfach zerstörenden und schadenbringenden wieder auf, indem ein Mädchen in Fürth Acuße-
Sturmfluthwasser entlastet zn werden, was leicht zu rnngen gethan haben soll, dahin gehend, daß der
bewerkstelligen ist, indem nian bei Rendsburg einige junge Mann damals wirklich in dem fraglichen
Durchlässe baut und das Sturmfluthwasser nach den Hause verstorben und, um weiteres Aufsehen zu
Eidcrseen, den naturgemäßen Rastplätzen laufen läßt, vermeiden, in aller Heimlichkeit im Keller begraben
von wo aus dasselbe, ohne große Stromerzeugung worden sei; das Mädchen will selbst dabei gewesen
im Nordostseekanal, in die Ost- oder Nordsee ab- sein. Die infolgedessen wieder aufgenommene ge-
geführt werden kann. Eine in diesem Sinne ge- richtliche Untersuchung wird wohl Klarheit bringen,
schaffene Mechanik trägt allen berechtigten Anfor- — Alte Liebe rostet nicht. Baron Tatiau D o s-
dcrungen Rechnung und wäre der Zustimmung Aller telkow, ein sehr reicher russischer Politiker, wurde
sicher. Selbst wenn man den Kanal über Nobiskrug- vor einem Vicrteljahrhundert wegen eines politischen
Schützenhof bauen sollte, wird man dem andrän- Vergehens zur Verbannung nach Sibirien auf die
genden Sturmfluthwasser einen Durchzug gewähren Dauer von 25 Jahren verurtheilt. Der Baron
müssen. Wäre die Rendsburger Schleuse Ursprung- war dazumal mit einem reizenden jungen Mädchen,
lich an der jetzigen Kanalmündung gebaut und die Flora Belton, verlobt, welche von den Behörden
Eiderseeen im Bereiche des Ebbe- und Fluthgebietes die Erlaubniß erwirkt hatte, ihm nach Sibirien zu
belassen worden, so würden den Anwohnern der Unter- folgen. Die Aerzte aber erklärten, das zarte Ge-
eider nicht so vielfach ihr Heu weggeschwemmt und schöpf wäre nicht im Stande, auch nur drei Monate
verdorben, nicht so manches Stück Vieh ersäuft, laug das sibirische Klima zu ertragen, und der
nicht die Deiche so manchmal beschädigt und ganze Baron, der nicht das schreckliche Opfer annehmen
Strecken fortgespült worden sein. Die Untereider, wollte, sagte seiner Braut: „Wenn Du mir nach
wenigstens die Strecke von Alsbeck bis Rendsburg, Sibirien folgst, todte ich mich in den ersten acht
würde, wenn die Fluth sich in die Eiderseeen hätte Tagen, dann mußt Du wieder zurückkehren." So
ergießen können, nicht so verschlickt und verkrüppelt nahmen denn die Beiden Abschied, und das Mädchen
worden, die stets erforderlichen Ausbaggerungen dieser sagte: „Ich bin Deine Braut und werde warten,
Strecken nicht nöthig gewesen sein. Und jetzt, wo bis Du frei wirst." Die junge Dame hat mit
diese Eiderseeen ans den Ostseespiegel gesenkt werden seltener Treue ihr Versprechen gehalten; vor einigen
und eine Wasserstraße von gleicher Höhe durch den Tagen fand in Petersburg die Hochzeit statt, und
Kieler Bergrücken gegraben werden soll, den Unter- das jung-alte Ehepaar hat sich zu ständigem Auf
eideranwohnern also mit Leichtigkeit die Wasserkalami- enthalt in die Schweiz begeben,
täten erträglicher gemacht werden kann, da plant
man, außer dieser Rendsburger Schleuse noch eine
zweite Abdämmung vorzunehmen und zwar vielleicht
deswegen, weil man glaubt, dadurch die Reuds-
burgcr Wasserfrage lösen zu können, ein Unter
nehmen, dessen Erfolg keineswegs sicher ist und dem
gegenüber weit wichtigere Argumente zurückstehen
sollen. Diese Abdämmungsaffaire, falls sie jemals
perfect werden sollte, würde eine erbliche Entrüstung
erzeugen. Wir haben andere Hoffnungen gehegt,
in erster Linie die, daß durch den Ban des Nord-
ostscekanals unsere Verkchrsverhältnisse nach Kiel
und der Ostsee bessere würden, als sie jetzt durch
den Eiderkanal mit den vielen Schleuseu und Brücken,
nebst veralteten Passage- und Beförderungsregeln
sind. Denken wir uns einmal, der Damm bei der
Düngerfabrik wäre in Wirklichkeit da und Jemand
cntrirte beispielsweise eine Tour mittelst Dampf
schiff nach Kiel. Abfahrtsstelle wie bisher an den
Brücken im südlichen Eiderarm. Man müßte dann
zunächst durch die nördliche Eisenbahnbrücke und die
Rendsburger Schleuse nach Westerrönfeld fahren und
dort auf den Nordostseekanal hinüber schleusen. Un
ter Umständen können zwei Stunden vergehen, ehe
man diese Unterbrechung hinter sich hat. Oder man
wollte mit einem Dampfer auf dem Nordostseekanal
nach Hademarschen, Eddelack oder Brunsbüttel fahren
und känie etwa gegen oder nach Mitternacht zurück,
würde man dann wohl noch durch die Wcsterrön-
seldcr Schleuse gelassen, oder würde es jenen Aus-
flüglern ähnlich dem Kieler Dampfer „Frieda" er
gehen, welcher jüngst an einem Sonntag mit 150 Passa
gieren von Rendsburg nach Kiel zurückfuhr, aber
bei einer der Kanalschleusen übernachten mußte,
weil der Schlcusenmeistcr, da die Dicnstinstruktion
nicht dazu verpflichtet, nicht so liebenswürdig war,
das Schiff zur Nachtzeit durchzuschleusen, während
am Sonntage vorher derselbe Dampfer mit nach
einem zweiten um dieselbe Nachtzeit, mit zusammen
ca. 300 Passagieren überall willig durchgeschleust
wurde und um 10 Uhr Abends rechtzeitig in Kiel
eintreffen konnte. Man wird erwidern, cs könnten
Anlegestellen oder Hafenbasins am neuen Kanal gebaut
werden und man könnte von dort aus Personen- und
Waarenbeförderungsfahrten nebst Lusttouren betreiben;
daß Personen und Gepäck ca. l
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schienene Geschichte Schleswig-Holstein von Dr.
C. Godr behandelt den Zeitraum von 1848 bis 1888,
also die für das gesummte Dcìttschlaud so überaus wich
tige Periode, welche in der Erhebung der Herzogthüiner
ihren Anfang genommen. Dieses Äerk kann als ein
verdienstvolles bezeichnet werden, indem cs die Ereig
nisse völlig unparteiisch, kurz, bestimmt und klar für
Jedermann verständlich darstellt; es kann als eine will
kommene Gabe begrüßt werden von Allen, welche an
den Schicksalen der engeren Heimath oder des großen
Kaiserreiches Interesse nehmen, da eine derartige Ge
schichte in der Litteratur bisher noch gefehlt hat. Der
Herr Verfasser hat cs sich besonders angelegen sein
lassen, ans der vorhandenen und Jedermann zugäng
lichen Quellen zu schöpfen, besonders aber die verschie
denen Darstellungen und Ansichten mit einander zu
vergleichen; für die Kriegsgeschichte 1848/51 ist da«
kürzlich erschienene dänische Gencralstabswerk zu Grunde
gelegt. 8 Karten und Pläne geben von denselben eine
klare Uebersicht für Diejenigen, ivclche an den Kämpfen
thcilgcnommen haben. Eine Tabelle führt säinmtliche
Namen alphabetisch aus. Das Buch in seiner gefälligen
Ausstattung zeugt von echt patriotischem Geiste, welcher
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hältnisse Rendsburgs werden durch den südlichen
Kanalbau verschlechtert und zweitens, falls sich mit
Witz und Fernsicht begabte Unternehmer fänden und
au dieser abgelegenen Stelle Häfen oder Docks er-
bantcn, wie hoch würden dieselben wohl ihren Hafen
tarif stellen müssen, um die Zinsen ihres Anlage
kapitals herauszuschlagen? Nein, für den Werth
des Baues der südlichen Linie des Nordostseekanals
kann kein einziges thatsächliches Argument beigebracht
werden, daher glauben wir nicht an diese Linie,
iverden uns indeß noch gestatten, in einer der nächsten
Nummern dieses Blattes darauf zurückzukommen.
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