Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 1)

dritte Theil weist statistisch die äußerst ungünstigen 
Resultate von Kehlkopf-Operationen und die damit 
verbundenen Gefahren nach. Die englische und 
deutsche Ausgabe erscheinen gleichzeitig. Die beider 
seitigen Verlagshandlungen haben sich durch hohe 
Konventionalstrafen gegenseitig verpflichtet, vor einem 
bestimmten Termin keinerlei wörtlichen Anszug oder 
nähere Mittheilung aus der Schrift der Oesfent- 
lichkeit zu übergeben. 
Berlin, 27. August. (H. C.) In der gestrigen 
socialdemokratischen Wählerversammlung des sechsten 
Wahlkreises sprach nach dem Hauptredner S chip Pel 
der frühere Communallehrer Kunert, der seine 
Rede mit folgenden Worten schloß: „Wir sind eine 
antimonarchische Partei, überzeugte Republikaner und 
wollen Hochhalten das Banner der rothen, inter 
nationalen Socialdemokratie!" Die Versammlung 
schloß ohne Störung mit der Annahme einer Reso 
lution für die Wahl Liebknecht's. 
Wiesbaden, 28. Aug. Auf dem freisinnigen 
Parteitage am Sonntage wurde nachstehende Reso 
lution, welche der Agitation für den Landtag zu 
Grunde gelegt werden soll, angenommen: 
Aufgabe der Landtagswahlen ist es, insbesondere 
einer jeden Erhöhung der Steuerlast in 
Preußen, namentlich auch unter dem Vorwände 
einer Steuerreform einen Riegel vorzuschieben, 
eine Entlastung der kleinen Gewerbe 
treibenden in Bezug auf die Gewerbesteuer, der 
Grundbesitzer durch Ermäßigung des Verkaufsstempels, 
Mieths- und Pachtstempels herbeizuführen, der Land- 
wirthschaft einen wirksamen Schutz gegen Wild 
schaden, insbesondere durch Eingatterung aller 
Hegebezirke für Hochwild zu sichern, auf Hebung 
der Volksschule, Verbesserung der Verhältnisse der 
Lehrer durch gesetzliche Regelung der Altersver 
sorgung, Aufhebung der Wittwen- und Waisenkassen 
beiträge zu dringen, die Selbstverwaltung der Ge 
meinden zu erweitern, die Privilegien der Groß 
grundbesitzer und der Großindustrie in der Kreis 
ordnung zu beseitigen und die verfassungsmäßigen 
Rechte des Volkes vor einer weiteren Verminderung 
und Abschwächung zu bewahren. — Das Landtags- 
Wahlrecht ist auf der Grundlage des Reichswahl- 
rechts, insbesondere auch durch Einführung der ge 
heimen Abstimmung zu reformiren, und das jähr 
liche Steuerbewilligungsrecht des Landtages für alle 
directen Steuern zu erstreben, als unerläßlicher 
Schutz gegen eine fortgesetzte Erhöhung der Ge- 
sammtsteuerlast und im Interesse der Sparsamkeit 
im öffentlichen Haushalt. 
Der Abgeordnete Richter gedachte auf diesem Par 
teitage der energischen Maßnahmen des verewigten 
Kaisers Friedrich, um die Wahlfreiheit zu Ehren zu 
bringen und pries es als seine ruhmvollste, im 
Volksbewußtsein ewig fortdauernde That, den Mann, 
in welchem sich die Wahlbeeinflussung personisicirte, 
aus dem Amte entfernt zu haben. (Jubelnder Bei 
fall.) Die freisinnige Partei habe den Kaiser Friedrich 
nicht für sich reklamirt, der Kaiser stehe über 
den Parteien, aber sie sei stolz darauf, daß der 
entschlafene Monarch sie als gleichberechtigte patrio 
tische Partei anerkannt habe. Redner mahnte, die 
Pflichttreue Kaiser Friedrichs in politischen Dingen 
sich als Vorbild dienen zu lassen und das Wahl 
recht, sei es auch ein unvollkommenes, auszuüben. 
Ludwigslust, 26. Aug. Heute fand in Wöbbelin 
die 75jährige Todesfeier Körner's unter zahl 
reicher Betheiligung statt. Am Grabe hielt die Ge 
dächtnißrede der Kirchenrath Daneel. Zur Be- 
kränzung waren 17 Kränze gespendet, darunter ein 
Lorbeerkranz von Dr. Peschel aus Dresden, der 
persönlich anwesend war. Die Feier war einfach 
und würdig. 
Danzig, 27. Aug. Dem Oberpräsidenten von 
Ern st hausen ist der erbetene Abschied unter Ver 
leihung des Kronenordens erster Klasse bewilligt 
worden. 
— In einem Steinbruche unweit Erxleben 
a. d. Gera bei Erfurt entdeckte man am 22. in 
einer Tiefe von vier Meter eine vielfach verzweigte 
Höhle mit interessanten Tropfsteingebilden. Am 
Donnerstag fand eine behördliche Besichtigung statt. 
Augsburg, 27. Aug. »Das Project einer Actien- 
gesellschaft für Spiritusverwerthung in 
Bayern ist gescheitert, da die größten Brennerei 
besitzer Oberbayerns den Anschluß verweigern. 
Braunschweig, 26. Aug. Gestern machten hier 
zwei Kinder, ein zwölfjähriges Mädchen und 
ein neunjähriger Knabe einen Selbstmord 
versuch, indem sie sich in die Oker stürzten. Vor 
übergehenden gelang es, die Kinder zu retten, die 
mir zwei Ihrer Leute, noch ist vielleicht Rettung 
möglich — aber schnell, um Gotteswillen!" Er 
stürzt nach dem Seitengebäude, zwei Feuerwehrleute 
mit Aexten, Stricken und Leitern folgen ihm. In 
tätlicher Spannung harren die Zurückbleibenden. 
„Hülfe, Hülfe!" schallt es noch einmal von oben 
wie mit 'verlöschender Stimme. Der Kopf ver 
schwindet vom Fenster. Dafür erscheint ein anderer, 
der sich hinabbeugt und prüfend die Tiefe mißt. 
Rasch zieht er sich wieder zurück, zwei kräftige 
Arme heben einen menschlichen Körper von drinnen 
auf die Höhe der Fensterbrüstung, schnell schlingen 
die dazu gehörigen Hände ihm eine Leine unterhalb 
der Arme um die Brust, sie stoßen die Last vom 
Fensterbrett ab, und langsam schwankt sie hinab, 
hinab in die grausige Tiefe, bis sie glücklich den 
Boden erreicht. Es ist der Fabrikherr, ohnmächtig, 
mit versengtem Haar und Bart, aber gerettet. Und 
von Neuem richten sich die Augen angstvoll hinauf, 
wo der Retter das Ende der Leine um das Fenster 
kreuz schlingt und sich selbst hinausschwingt. Die 
Flammen züngeln an dem Holz der Fensterbe 
kleidung empor. Rasch gleitet er am Seil herab, 
schon ist er in gleicher Höhe mit dem zwecken 
Stockwerk angelangt, da — ein fürchterlicher Auf 
schrei! — das brennende Fensterkreuz ist gebrochen, 
und hinab stürzt der kühne Retter — er muß zer 
schmettern. Die unten sprangen hinzu; sie hoben 
den Leblosen auf, der wunderbarer Weise keine 
äußeren Verletzungen zeigte. In einem Kranken 
korbe wurde er zur Charit« befördert. Der Arzt 
konstatirte einen Arm- und einen Beinbruch. 
(Schluß folgt). 
aus Furcht vor einer ihnen drohenden Züchtigung 
zu dem verzweifelten Schritt getrieben worden 
sein sollen. 
— In Lüneburg werden, nach der „Kreuzztg.", 
Conservative und Nationalliberale im Wahlkampf 
an einander gerathen. In der Stadt will man 
einen Nationalliberalen aufstellen, auf dem Lande 
aber einen freikonservativen Director Friedrichs. 
— Der jetzt so vielfach erwähnte Artikel 5 des 
Prager Friedens vom 23. August 1866 besagt, 
daß Oesterreich seine im Wiener Frieden auf Schles 
wig-Holstein erworbenen Rechte an Preußen abtrete, 
mit der Maßgabe, daß die Bevölkerungen der nörd 
lichen Districte von Schleswig, wenn sie durch freie 
Abstimmung den Wunsch zu erkennen geben, mit 
Dänemark vereinigt zu werden, an Dänemark ab 
getreten werden sollen. Nachdem die deshalb in 
dem Jahre 1867—68 zwischen Preußen und Däne 
mark geführten Verhandlungen ergebnißlos verlaufen 
waren, wurde endlich durch einen zu Wien am 
11. October 1878 von Oesterreich und Preußen 
abgeschlossenen Vertrag Artikel 5 förmlich auf 
gehoben. (H. C.) 
Bremen» 27. August. Auch der Lloyddampfer 
„Ems" hat den neuen Doppelschraubendampfer 
„City of New York" von der Jnman-Linie auf 
der Heimreise von Newyork um 10 Stunden ge 
schlagen. Der ebenfalls mitkonkurrirende Cunard- 
Dampfer „Umbria" schlug die „City of Newyork" 
um 24 Stunden. 
Hamburg» 27. August. Ein kolossales Feuer 
äscherte heute Nacht mehrere Lagerschuppen auf 
Steinwärder von Michaelsen und Schröder, 
Philipp & Co. und anderen Firmen ein. Dieselben 
enthielten Baumwolle, Schwefel, Pech, Salpeter 
und Zucker. 6 Personen sind umgekommen, zwei 
wurden verkohlt aufgefunden, eine starb ans dem 
Transport zum Krankenhause, 3 wurden unter 
Trümmerhaufen begraben und sind nicht auffindbar; 
2 schwer Verletzte befinden sich im Krankenhause. 
Der Gesammtschaden wird aus mehrere Millionen 
geschätzt. Die Schiffswerft von Blohm u. Boß 
war in großer Gefahr, ist indessen wenig beschädigt. 
Hamburg, 28. Aug. Ueber die kolossale 
Feuersbrunst, welche seit gestern auf dem Stein 
wärder gegenüber der Stadt Hamburg wüthete, 
meldet die „Hamb. Börs." noch Folgendes: In un 
glaublich kurzer Zeit loderte eine ungeheure Feuer 
garbe hoch auf und erleuchtete die Stadt und Um 
gebung. Der Funkenregen fiel bis in die Mitte 
der Stadt. Gänzlich eingeäschert wurden sieben 
große alte Holzschuppen, Schröder und Michaelsen 
gehörend. Die Schuppen wurden früher zur Gummi 
fabrik benutzt, sind jetzt aber zur Lagerung von 
Kaufmannsgütern verpachtet und zwar: ein Schuppen 
an Nathan Philipp u. Co., vier an Emil Israel 
und zwei mit dem Maschinen- und Kesselhaus an 
S. u. L. Durlacher. Letztere richteten in denselben 
eine große Fabrik zur Verarbeitung von Spiri 
tuosen ein. Dort sind für 30000 Mark Wein, 
3000 Kisten Champagner und 50000 Sack Zucker, 
fast 2 Millionen Mark werth, verbrannt. Außer 
dem lagerten daselbst Kaufmannsgüter verschiedenster 
Art, namentlich große Quantitäten Baumwolle, 
Salpeter, Salz, Wachskerzen und Spirituosen. Das 
Feuer entstand in einem Schuppen Israels, woselbst 
14 Arbeiter mit dem Mischen und Färben des 
Zuckers beschäftigt waren, welche Arbeit jetzt wegen 
der Nähe des Zollanschlusses eifrigst Tag und 
Nacht, selbst Sonntags, betrieben wird. Die Ar 
beiter hörten hinter sich plötzlich einen lauten Knall 
und erschreckt sich umsehend, gewahrten sie die 
Flammen hoch emporschlagen. Eine Petroleum- 
Lampe war explodirt und in die Waaren 
gefallen. Zwei Arbeiter liefen zur Meldestation, 
während die übrigen das Feuer auszugießen suchten. 
Dasselbe griff aber so reißend um sich, daß nur 
wenige der Arbeiter aus den Luken ins Wasser 
springen konnten; 5 Arbeiter und 1 Wächter büßten 
ihr Leben ein. Zwei Brüder Kirchmann und der 
Arbeiter Lüddicke wurden schwer verletzt aufgefunden 
und in das Krankenhaus gebracht, einer derselben 
starb auf dem Transport. Vermißt werden die 
Arbeiter Heuck, Molasch, Reitz, Waldschläger und 
der Wächter Land. Von diesen wurden heute Vor 
mittag zwei, nur aus Rückgrat, Rippen und Becken 
knochen bestehende verkohlte Gerippe aufgefunden; 
eine Jdentifizirung ist unmöglich. Ob die Leichen 
der übrigen drei Vermißten unter dem haushoch 
liegenden, Nachmittags noch rauchenden brennenden 
Zuckerhaufen aufgefunden werden, ist fraglich. Mög 
lich ist auch, daß dieselben ins Wasser gesprungen 
und ertrunken sind. Die Schisfswerfte Blohm und 
Voß, welche von den brennenden Schuppen nur 
durch einen 15 Meter breiten Kanal getrennt ist, 
konnte durch die großen Anstrengungen der eigenen 
Werftfenerwehr gerettet werden; nur die Holzbrücke 
und ein Theil der Einfriedigung sind etwas ver 
brannt, sonst ist der Schaden gering. Acht Dampf 
spritzen und die Mannschaften dreier Hamburger 
Feuerwehrzüge bewältigten den ungeheuren Brand 
in 10 Stunden. Der Gesammtschaden wird auf 
5'/2 Millionen geschätzt. Die meisten hier ver 
tretenen Assekuranz-Gesellschaften sind betheiligt. 
Hamburg, 26. Aug. Ein Selbstmord wurde 
heute hier vier viel besprochen. Es ist nämlich der 
seltene Fall vorgekommen, daß sich ein Mädchen 
mit einem Revolver ans offener Straße 
erschossen hat. Der Vorfall, welcher allgemeines 
Aufsehen und großen Schrecken hervorrief, ereignete 
sich Vorniittags auf dem Hopfenmarkt. Eine junge 
Grünwaarenhändlerin, so berichten die „Hamburger 
Nachr.", richtete plötzlich die tödtliche Waffe gegen 
sich, und ehe man es verhindern konnte, war die 
schreckliche That bereits geschehen. Die Unglückliche 
hatte sich durchs Herz geschossen und war auf der 
Stelle todt. Das Motiv zu der That wird ver 
schieden angegeben. Am glaubhaftesten ist noch die 
Angabe, daß dem Mädchen die Mittheilung gewor 
den, sein Bräutigam habe sich mit einer Anderen 
verlobt. Dieses Letztere bestätigte sich denn auch 
später, indem man in einer Tasche des Mädchens 
einen Brief vorfand, in welchem es erklärte, die 
That aus Liebesgram begangen zu haben, indem ihr 
Geliebter, ein Frnchthändler, sie unter bcklagcns- 
werthen sVerhältnissen verlassen hatte. Die Ver 
storbene, welche aus Wilhelmsburg gebürtig ist, war 
circa 24 Jahre alt. 
Hamburg, 25. Aug. Aus einer Quelle, die sehr- 
gut unterrichtet ist, gehen dem „Hamb. Fremdenbl." 
Mittheilungen zu, die die Thatsache, daß 13 Kroko 
dile in die Elbe entflohen seien, direct als unwahr 
bezeichnen. Wir meinen damit nicht etwa die öffent 
liche Erklärung des Capitäns Frey von der „City 
of Lincoln", so schreibt genanntes Blatt weiter, 
daß von seinem Schiffe keine Krokodile entsprungen 
seien, sondern auch die Behauptungen hiesiger Käufer, 
welche sämmtliche 37 Krokodile, die hier mit dem 
Schiffe angekommen sind, bis auf eins erhalten 
haben. Der Thierhändler Herr Möller am Spiel 
budenplatz erhandelte acht Krokodile, die ihm zuge 
zählt wurden, der Thierhändler Hattendorf erhielt 
29 Krokodile, von denen eins in Folge Unachtsam 
keit eines Arbeiters entwischte, sehr bald darauf 
aber wieder cingefangen wurde und jetzt in einer 
Wirthschaft auf den Vorsetzen zur Ansicht ausgestellt 
ist. Das Märchen von dem Entschlüpfen mehrerer 
Krokodile soll dadurch entstanden sein, daß ein Ar 
beiter sich den Scherz machte, von zwei Krokodilen 
zu sprechen. Später wurde von sechs erzählt und 
nun verbreitete sich die Nachricht schnell an der 
ganzen Wasserkante, und selbstverständlich wuchs dann 
die Zahl der entflohenen Krokodile in der Phantasie 
der Leute immer mehr. Die Polizei, welche, wie 
es scheint, selbst dupirt worden ist, soll die Ange 
legenheit der Staatsanwaltschaft übergeben haben 
und diese fahndet auf die Verbreiter des falschen 
Gerüchtes. Die Furcht der Badenden, von Kroko 
dilen gefressen oder wenigstens angenagt zu werden, 
ist also eine unbegründete. 
Zu dieser Krokodil-Affaire bemerkt die „Res.": 
Thatsache ist, daß Kapitän Frey an der Polizei 
wache am Baumwall selbst eine Anzeige über die 
Entweichung von 13 Krokodilen gemacht hat, 
Thatsache ist, daß diese Meldung offiziell nach 
dem Stadthaus ergangen ist, Thatsache ist, daß 
die Polizeibehörde eingehende Erkundigungen über 
die Sache eingezogen hat, Thatsache ist, daß die 
Polizeibehörde, nachdem sie von sachverständiger Seite 
über die Gefährlichkeit dieser Reptilien genügend 
informirt war, am selben Tage, an welchem in 
unserem Blatte die erste Notiz über die Entweichung 
der 13 Krokodile enthalten war, eine Warnung für 
das Publikum vor den 13 entwichenen Krokodilen 
erließ, und Thatsache ist, daß Kapitän Frey 
diese Annonce selbst bezahlt hat. Wenn dann noch 
zum Ueberfluß eines dieser Krokodile gefangen und 
mehrere andere an verschiedenen Stellen gesehen 
worden sind, so wird sich wohl jeder vernünftige 
Leser selbst ein Urtheil darüber bilden können, was 
an der Sache Wahres ist. 
Altona, 28. Aug. Dem Vorsteher einer hiesigen 
Krankenkasse überreichte gestern ein Mitglied, welches 
längere Zeit an Rheumatismus gelitten hatte, Nech- 
nung über eine Garnitur Jägersches Normal-Unter 
zeug. Das Mitglied verlangte Zahlung von der 
Kasse, weil ihm das Tragen von seinem Arzt be 
fohlen war und das Krankenkassengesetz besage, daß 
Medikamente und sonstige Heilnnttel von den Kassen 
ersetzt werden müssen. Der Vorstand hat die Zahlung 
beanstandet und es wird in Folge dessen die An 
gelegenheit auf gerichtlichem Wege zur Entscheidung 
gelangen. 
Altona» 25. Aug. Wegen Ausbruchs der 
Maul- und Klauenseuche unter den Schafen 
und Schweinen ist die Ausfuhr dieses Viehes nach 
England der „Börsenhalle" zufolge bis auf weiteres 
verboten worden. 
Neumüuster» 24. Aug. (H. C.) Von der Polizei 
behörde wird festgestellt, welche am hiesigen Wcber- 
strike betheiligt gewesenen Arbeiter wieder in hiesigen 
Fabriken Anstellung gefunden haben. Nach Fest 
stellung dieser Personalien und nach Aufstellung der 
Liste über die abgereisten Strikenden sollen die Er 
werbs- und sonstigen Verhältnisse der noch hier ver 
bliebenen, am Strike bethciligt Gewesenen näher 
geprüft und danach etwa erforderlich werdende be 
hördliche Maßnahmen getroffen werden. 
kiel, 29. Aug. (K.T.) Der Bau des Nord- 
Ostsee-Kanal ist durch die anhaltende feuchte 
Witterung recht behindert worden, indem der er 
richtete Schienendamm durch die Feuchtigkeit aufge 
weicht wurde und bei den Transporten sich senkte, 
so daß man gezwungen wurde Sand von Itzehoe 
zu holen, um dadurch den Schienendamm bei Bruns 
büttel und Eddelack zu befestigen. Die erbauten 
Arbeiter-Baracken daselbst sind geräumig und bequem 
eingerichtet und enthalten sogar einen Lesesaal, wo 
Journale und sonstige Seetüre aufliegen, welche den 
Arbeitern zur Verfügung stehen. Die ganze Lebens 
weise ist sehr exact und nach militärischer Ordnung 
geregelt. Ein Obmann sorgt bei den Arbeitern für 
Aufrechthaltung der Ordnung. Jeden Tag haben 
die Arbeiter ein Bad zu nehmen. Die Verpflegung 
und Wohnung wird pro Mann auf 55 Pf. pro 
Tag gerechnet und ein Seidel Bier denselben mit 
6 Pf., ein Schnaps mit 3 Pf. in Rechnung ge 
stellt. Die Verpflegung auf dem Arbeitsplätze er 
folgt durch Herbeiführung des Proviants auf Schie 
nen. Die Maschinen, die bis jetzt noch nicht wegen 
der feuchten Witterung aufgestellt werden konnten, 
sollen nun ehestens Aufstellung finden. 
Plön, 26. August. Gestern verstarb in Plön 
Gymnasialdi rector Prof. Dr. Ludwig Christian 
Markus Heimreich. Derselbe war am 16. Sept. 
1839 in Rendsburg geboren. Dort stand sein 
noch lebender Vater August CirsoviuS Heimreich 
(geb. 24. Mai 1807 in Kiel als Sohn des am 
30. November 1812 verstorbenen Ober- und Land 
gerichtsadvokaten Johann Kaspar Heimreich) von 
1836, 4. September, bis 1844, 24. April, als 
Archi-Diakonus zu St. Marien. Derselbe kam im 
letzgedachten Jahre als Hauptpastor an die Fleckens 
später Stadt-Kirche nach Preetz, war auch Propst 
daselbst, bis er zum 1. Mai 1879 in Anlaß der 
Neueintheilung der Propsteibezirke als Propst zurück 
trat und zum 1. October 1882 auch das Pastorat 
niederlegte. Der Sohn besuchte von 1857 bis 
1858 die Kieler Gelehrtenschule, stndirte von 1858 
bis 1863 Philologie in Bonn, wo er am 9. März 
1863 zum Dr. Phil, promovirt wurde. Nachdem 
er das preußische Staats-Examen absolvirt hatte, 
leistete er sein Probejahr am Friedrich-Wilhelms- 
Gymnasium in Posen, wurde am 5. April 1864 
Lehrer am Gymnasium in Flensburg, am 22. Juli 
1867 5. Lehrer, später Ober-Lehrer daselbst und 
kam zum October 1874 als Director ans Gym 
nasium in Plön, in welcher Stellung er nach einigen 
Jahren den Professor-Titel erhielt. (Schl. N.) 
Sylt, 27. Aug. Die Königin von Ru 
mänien hat anläßlich ihres hiesigen Aufenthalts 
die Summe von 1000 Mk. für wohlthätige Zwecke 
gespendet, nämlich 500 Mk. für die Armen unserer 
Gemeinde, 300 Mk. für die Sylter Kinderheilstätte 
und 200 Mk. für die hiesige Wilhelminenstiftung. 
Eidcrstedt» 21. August. Die Gesangbuchs-An 
gelegenheit ist zum zweiten Male wieder in einer- 
großen Zahl von Gemeinden zu Gunsten des alten 
entschieden worden. Die hiesige Propstei dürfte wohl 
die einzige sein, in der das neue Gesangbuch in 
keiner Gemeinde Eingang gefunden hat. 
Schleswig-Holstein, 26. Aug. Dem kürzlich er 
schienenen Werke von I. Blum: „Die Kreuzotter 
und ihre Verbreitung in Deutschland" (M. Diester 
weg, Frankfurt a. M.), entnehmen wir folgende 
interessante Schilderungen. Die Kreuzotter ist weiter 
verbreitet, als man im Allgemeinen glaubt. Im 
Kreise Danzig mußten 1882 während der Roggen- 
ernte auf einem Feldstücke von etwa 60 Morgen 
50—60 Kreuzottern das Leben lassen. In einem 
Gutsbezirk in Süderdithmarschen wurden die Thiere 
„zu hunderten" erschlagen. Bei Volksdorf und 
Bergedorf im Hamburger Gebiete wurden an einem 
Tage 10 und 23 Stück erbeutet, „während 4—6 
Ottern die gewöhnliche Zahl bilden, welche dem zu 
Gesichte kommt, der darauf ausgeht, diese Gift 
schlange zu fangen." Aehnliches wird aus anderen 
Gegenden berichtet, so z. B. vom Kyffhänserbcrge, 
„der als Aufenthaltsort für die Kreuzotter wie ge 
schaffen zu sein scheint." Die Thatsachen zeigen, 
daß sich die Kreuzotter zuweilen für manche Ge 
genden zu einer „Kalamität" gestalte. Der in 
Sachsen bekannte Schlangenhändler I. Geithe in 
Volkmarsdorf berichtet, daß nach seinen Aufzeich 
nungen in den letzten zehn Jahren 216 Personen 
verletzt wurden, und daß 14 derselben starben. Herr- 
Blum glaubt nicht zu hoch zu greifen, wenn er die 
Zahl der Verletzungen in Deutschland in den letzten 
zehn Jahren auf 600 schätzt. Glücklicherweise sind 
die Verletzungen mit tödtlichem Erfolge verhältniß- 
mäßig selten; aber recht viele führen zu ernstlichen 
Erkrankungen und manche zu längerem Siechkhnme. 
Von den mancherlei gegen das Schlangengift ange 
wandten Mitteln scheint es in der That nur eines 
zu geben und — wie Dr. Franz in Arnstadt mit 
vollster Bestimmtheit sagt — ein bewährtes, sicher 
wirkendes ; cs ist dasselbe, welches in Berlin auch 
angewendet wird, um das Leichengift unschädlich zu 
machen bei Verletzungen der Finger bei einer Section, 
nämlich absoluter Alkohol, Weingeist, Sprit äußer 
lich angewendet, und Schnaps (Cognac, Rum, Korn- 
branntwein rc.) innerlich. Ein „mit Alkohol be 
ladener menschlicher- Organismus" — ein „Be 
trunkener" — soll nach Dr. Franz gegen Schlangen 
gift geradezu „gefeit" sein. 
Kleine Mittheilungen ans der Provinz rc. 
Diebeiden Good-Templar-Logen Flensburgs 
suchen für die Sache ihres Ordens Anhänger zu gewin 
nen und ueue Logen zu stisten, besonders in Angeln. 
Zu diesem Zweck veranstalten sie an verschiedenen Orten 
öffentliche Versammlungen, wobei insbesondere die Herren 
F. Döll und A. Carstensen Vorträge halten. — Ein 
eigenthümlicher Vergiftungsfall ereignete sich in dem 
Dorfe S ch afstedt. Nach dem Genusse eines mit Peter 
silien gewürzten Gerichtes erkrankte daselbst eine Arbeiter 
familie. Wie sich herausstellte, hatte sich unter der 
Petersilie Schierling (sog. Hundspetersilie) befunden. 
Dieses Vorkommniß dürste zur Vorsicht mahnen. — Die 
Güterbahnhöfe in Altona und Ottensen werden zu 
einein gemeinschaftlich Güterbahnhof vereinigt werden. 
— Der Oberin der Flensburger Diakonissen- 
Anstall sind für ein Pensionat der Anstalt von unge 
nannten Gebern 20,000 Mark geschenkt worden; mit dem 
Bau wird baldmöglichst begonnen werden. Ein Bauplatz 
ist bereits erworben. Das Pensionat soll auch für Zwecke 
der Schwesterschaft Rauin gewähren. — Im Dorfe 
Grebin, Guts Schönweide, erhängte sich am Dienstag 
Vormittag eine 68jährige Ehefrau, während ihr Mann 
nur kurze Zeit abwesend war. — Wie kürzlich berichtet, 
wurden in Krummstedt 2 Pferde des Unternehmers 
Prien durch Bienenstiche getödtet. Der Eigenthüiner 
der Bienen hat sich nunmehr mit Prien abgesunden und 
demselben eine Entschädigung von 450 Mk. bezahlt. — 
Ein junger Handwerker aus Hamburg wurde als Irr 
sinniger bei Wandsbeck umherwandelnd gefunden. Er 
hatte nach dem Bibelsprüche: „Reiß dein Auge aus, 
wenn es dich ärgert," ein Attentat aus das rechte Auge 
gemacht. Der Unglückliche ist für immer seiner Sehkraft 
beraubt. — Eine verdächtige Höhle entdeckte die Polizei 
gelegentlich einer eingehenden Razzia auf einer Weide an 
der Langenfelderstraße bei Altona. Man fand diese 
Höhle vollständig eingerichtet, mit Teppichen belegt vor, 
und beschlagnahmte diverses Leinen, Stiefeletten rc. Als 
die Polizei noch dort anwesend war, trafen die Bewoh 
ner dieser Höhle ein. Es waren 5 Knaben von denen 
die Polizei einen in Haft nahm, um ihn zur Verant 
wortung zu ziehen. — Beim Einzug der Wo mb we li 
schest Menagerie riß ein Elephant dem Sohn eines 
Plöner Bürgers den Strohhut vom Kopf und verzehrte 
ihn in aller Ruhe. — Für die vakante Predigerstelle i» 
St. Peter bei Garding haben sich bis zum Ablauf der 
Frist 14 Bewerber gefunden. — Der neue Circus Re»; 
in Hamburg wird in diesem Jahre noch nicht eröffnet 
werden. Director Renz giebt mit seiner Gesellschaft an> 
12. September die letzte Vorstellung in Kopenhagen, 
übersiedelt von dort nach Breslau, woselbst die Saiscch 
am 15. September beginnt, wird sich dort längere Ze," 
aufhalten und sodann nach Wien reisen, Hamburg in 
diesem Jahre dementsprechend nicht berühren. — Dein 
Vernehmen nach wurde einem Pferdehändler aus Zürich 
im Circus Busch in Hamburg ein Taschenbuch gestoh 
len, welches Werthpapiere im Betrage von ca. 16000 M- 
Rendsburg, 24. August. (Militärisches.) 
v. der Lieth-Thomsen, Unteroff. vom Schlesw.-Holst- 
Pionier-Bat. Nr. 9 zum Port.-Fähnr. befördert. 
Framheim, Vizefeldw. vom Landw.-Bezirk Hamburg, 
zum Sek.-Lieut. der Reserve des Holst. Jnf.-Rcgts. 
Nr. 85, Dohse, Vizefeldw. vom Landw.-Bats.-Be 
zirk Apenrade, zum Sek.-Lieut. der Reserve des 
Schleswig. Fuß-Art.-Regts. Nr. 9, Curtius, Bizc- 
wachtm. vom Landw.-Bats.-Bezirk Wesel und 
Duderstadt, Vizewachtm. vom Landw.-Bats.-Bezin 
Wiesbaden, zu Sek.-Licuts. der Reserve des Schlesw.- 
Holst. Train-Bats. Nr. 9 befördert. 
ssZ «reis Rendsburg, 29. Aug. Dem Haide° 
Cultur-Verein sind kürzlich auö der hiesigen Gcgc"
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.