Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 1)

kameradschaftlichen Gefühlen für das Heer unserer, 
Deutschland so innig verbündeten Monarchie stets 
vollen Ausdruck. Wenn die deutsche Armee diesen 
hervorragenden, stets bewährten General auf dem 
bedeutsamen Posten Moltkes begrüßen darf, begrüßen 
wir mit sympathischer Theilnahme in ihm auch ins 
besondere einen warmen Freund Oesterreichs und 
seiner Armee." 
Wien, 14. Aug. Ein chiffrirtes Telegramm des 
Fürsten Bismarck, datirt Friedrichsruh, den 4. Juli, 
adresstrt an den damals in Wien befindlichen serbi 
schen Minister Vukacowisch, ist in Wien verloren 
gegangen. Auf Reclamationen wurde festgestellt, 
daß das Telegramm seitens des hiesigen Amtes einem 
Boten zur Beförderung übergeben worden, welcher 
behauptet, dasselbe verloren zu haben. Bisher ist 
das Telegramm nicht aufgefunden, der Bote wurde 
aus dem Dienst entlassen. 
Berlin, 14. Aug Der Kaiser empfing am 
Sonntag Morgen gegen 8 Uhr den König von 
Portugal bei dessen Ankunft auf dem Anhalter 
Bahnhof. Die Monarchen begrüßten sich auf das 
herzlichste durch mehrmalige Umarmung und Kuß. 
Die Herrschaften begaben sich vom Bahnhof nach 
dem königlichen Schlosse, von wo der Kaiser nach 
Potsdam zurückkehrte. Nachmittags machte der 
König von Portugal dem Kaiserpaar in Potsdam 
einen Besuch. 
Am Montag Vormittag fand im Lustgarten zu 
Potsdam zu Ehren des Königs von Portugal eine 
Parade statt. Der König von Portugal erschien 
in einer offenen vierspännigen Equipage. Der 
Kaiser wohnte der Parade zu Pferde bei. 
— Prinz Heinrich beging am Dienstag in 
Kiel die Feier seines 26. Geburtstages. Die 
„Rordd. Allg. Ztg." widmet dem Prinzen bei 
dieser Gelegenheit einen Leitartikel, in welchem es 
heißt: „In Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen 
Heinrich begrüßt das Vaterland den Vertreter des 
kaiserlichen Kriegsherrn in der Marine und die 
zahlreichen Gemeinden des überseeischen Deutschthums 
einen wohlwollenden und einflußreichen Gönner und 
Förderer der deutschen Erwerbsinteressen im Aus 
lande. In Höchstdemselben erblicken beide den 
künftigen Leiter und Führer der deutschen Wehrkraft 
auf dem Meere und den dereinstigen festen Hort 
der maritimen Machtstellung Deutschlands." 
— Ist auch der General-Feldmarschall Graf 
Moltke (wie bereits telegraphisch gemeldet) auf 
seinen Wunsch von den Functionen als Chef des 
Gmeralstabes enthoben, so ist doch seine gleichzeitige 
Ernennung zum Chef der Landesvertheidigungs 
Commission ein Zeichen, daß sein bewährter Rath 
der Arinec in allen wichtigen Fragen des deutschen 
Kriegswesens erhalten bleiben wird. 
— Anläßlich der Ernennun g des Grafen 
Waldersee zum Chef des großen Generalstabes 
an Stelle des Generalfeldmarschalls v. Moltke wird 
daran erinnert, daß im Hause des Grafen Waldersee 
jene vielbesprochene Versammlung zu Gunsten der 
Stöckerschen Stadtmission stattgefunden hat, an 
welcher auch der jetzige Kaiser sich betheiligte. Bald 
nach der Thronbesteigung desselben wurde offiziös 
die Nachricht verbreitet, daß, um den Einfluß des 
Grafen Waldersee auf gewisse Kreise lahm zu legen, 
beabsichtigt werde, demselben das erste in der Provinz 
frei werdende Generalkommando zu übertragen. Es 
wurde dabei angedeutet, daß diese Absicht auf den 
Fürsten Bismarck zurückzuführen sei, welcher in dem 
Grafen einen Gegner seiner Rußland gegenüber ver 
folgten Politik besitze. Inzwischen sind mehrere 
Generalkommandos frei geworden, ohne daß dabei 
Graf Waldersee eine andere dienstliche Verwendung 
bekommen hätte. Jene Nachrichten haben damals 
also entweder mehr den Wünschen bestimmter Persön 
lichkeiten als den Thatsachen entsprochen, oder sie 
sollten dazu dienen, die Beunruhigung zu beseitigen, 
sammeln zu müssen. Dann, als kehre ihm plötz 
lich das Gedächtniß zurück, sagte er mürrisch: „Laß 
mich nur liegen, ich will noch ein paar Stunden 
schlafen und gehe heut noch gar nicht in die Fabrik." 
Anna wußte nicht recht, was sic aus diesen 
Worten machen sollte, es ahnte ihr fast, daß sie 
nichts Gutes bedeuteten. Sie wußte, daß Helmer 
sonst immer der Erste auf dem Platze sein mußte; 
sie begann, nochmals ihn zu ermuntern, aber obgleich 
völlig wach, wollte er vom Fortgehen nichts hören, 
und endlich schien er einzusehen, daß ein Zögern 
oder Verheimlichen hier nichts mehr helfen könne; 
er setzte sich im Bette auf, faßte Anna an der Hand 
und erzählte ihr stockend, sie hätten gestern Nach 
mittag in der Fabrik aus irgend einer tollen Ver 
anlassung ein paar Flaschen Wein geleert, seien dabei 
wohl ein Bischen lustig und laut geworden und 
plötzlich, als sie in der größten Fröhlichkeit drin 
gewesen seien, habe der Prinzipal mitten unter ihnen 
gestanden. „Der Teufel mußte ihn hergeführt 
haben; so lange sich Einer von uns erinnern kann, 
hat er des Nachmittags noch nie einen Fuß in die 
Fabrik gesetzt — es muß ihm irgend Einer was 
gesteckt haben. Natürlich war nun der Satan los, 
der Anstifter hatte sich bei Zeiten aus der Affaire 
gezogen und das Hauptunwetter entlud sich auf 
mich. Ich zog mich natürlich heraus, so gut ich 
konnte, aber der Alte war so wüthend, wie ich ihn noch 
nie gesehen, legte mir alle Schuld bei, da mir die 
Aufsicht auf die Anderen anvertraut gewesen sei, 
wurde ausfällig und — kurz und gut, ein Wort 
gab das Andere, ich blieb ihm auch nichts schuldig 
und sagte ihm daß ich mir das Wiederkommen 
sparen wolle. Na, nun sieh nicht so erschreckt aus, 
— Du bist ja leichenblaß geworden — was ists 
denn auch weiter. Ein geschickter Arbeiter findet 
überall sein Brot, ich wäre gestern gleich nach Hause 
gekommen und hätte Dirs gesagt, aber die Kamera 
den schleppten mich mit in die Kneipe, wo ich dann 
länger als ich wollte, sitzen geblieben bin. Und nun 
mache mir kein so betrübtes Gesicht mehr, geschehenen 
Dingen ist kein Rath. Es wird sich ja wieder 
etwas finden, noch heute will ich mich um eine 
ähnliche Stelle umthun." Anna antwortete nicht. 
Sie war bei Heinrichs Erzählung in einen Stuhl 
gesunken und bedeckte das Gesicht mit beiden Händen, 
indeß ein leises Schluchzen ihre Gestalt erschütterte. 
(Fortsetzung folgt). 
welche die engen Beziehungen des Grafen Waldersee 
zum kaiserlichen Hofe vielfach erzeugten. ' (F. Z.) 
— Dem General-Feldmarschall Grafen v"on 
Moltke ist mit seiner Entbindung von dem Posten 
des Chefs des Großen Generalstabes zugleich eine 
sehr hohe Auszeichnung zu Theil geworden, denn er 
ist in seiner jetzigen Stellung als Präses der Landes- 
Bertheidigungs-Commission der unmittelbare Nach 
folger keines Geringeren als Friedrich's III. Mit 
dieser Ernennung ist der Einfluß des langjährigen 
militärischen ersten Rathgebers Kaiser Wilhelm's des 
Siegreichen noch wesentlich erweitert, denn der Kaiser- 
soll ausdrücklich bestimmt haben, daß der General- 
Feldmarschall noch ferner in Beziehung zum Gencral- 
stabe bleibt und auch seine bisherige Dienstwohnung 
im Gcneralstabsgebäude beibehält. Als besonders 
hohe Auszeichnung muß es aber außerdem angesehen 
werden, daß der Herr Feldmarschall einen persön 
lichen Adjutanten erhalten wird. 
— Wie aus Koblenz gemeldet wird, soll General- 
Major Vogel von Falckenstein, Kommandeur 
der zweiten Garde-Jnfanterie-Brigade, dem Grafen 
v. Waldersee, zur Verfügung gestellt werden. 
— Der Nachfolger des Grafen Moltke, Graf 
von Waldersee, ist 56 Jahre alt. Er trat 1850 
als Lieutenant bei _ der Garde-Artilleriebrigade ein 
und wurde früh in den Generalstab versetzt, in 
welchem er nach 1866 als Major längere Zeit beim 
X. Armeecorps stand. Im Kriege 1870/71 war 
er erst im großen Hauptquartier und wurde dann 
im Januar 1871 Chef des Generalstabes beim XIII. 
Armeecorps. Nach Beendigung des Krieges über 
nahm er das Commando des 13. Ulanenregiments 
in Hannover und wurde dann 1873 ebenda Chef 
des Generalstabes des X. Armeecorps. In dieser 
Stcllung verblieb er, bis er 1882 als General 
leutnant zum General-Quartiermeister und Stell 
vertreter Moltke's ernannt wurde. Er gehört seit 
1870 zur Suite des Kaisers, indem er erst Flügel 
adjutant, dann General a la suits und 1882 Ge- 
neraladjntant wurde. General der Kavallerie ist er 
seit 23. April d. I. Berheirathet ist Graf Walder 
see mit. der früheren Fürstin von Roer, der Wittwe 
des Prinzen Friedrich von Schleswig-Holstein-Son- 
derburg-Augustenburg, einer Tochter des Rentiers 
Lee in Newyork. 
Berlin, 12. Aug. Herr v. Bennigsen ist 
einige Tage zum Besuch beim Reichskanzler in 
Friedrichsruh gewesen. Besuche zum Privatvergnü 
gen empfängt Fürst Bismarck auf seinem Landsitze 
nur selten und nur von Personen, die ihm oder 
seiner Familie besonders nahe stehen. Wenn er 
politische Persönlichkeiten zu sich einladet, so muß 
der Zweck schon ein wichtiger sein. Und so ist die 
Anwesenheit des Herrn v. Bennigsen immerhin als 
ein bedeutsames Ereigniß in dieser Zeit der politi 
schen Stille anzusehen. Herr v. Bennigsen hat 
schon einmal einen berühmt gewordenen Besuch in 
Friedrichsruh abgestattet. Das war um Neujahr 
1878. ^ Damals hoffte er mit dem Reichskanzler 
ein nationalliberales Ministerium bilden zu können. 
Der Preis war die Vermehrung der indirecten 
Steuern, vor allen Dingen das Tabaks-Monopol. 
Damals war Herrn von Bennigsen dieser Preis zu 
hoch. Die Verhandlungen scheiterten, Fürst Bis 
marck machte seine Steuerpolitik mit den Konser 
vativen und dem Centrum, und der Rückgang der 
nationalliberalen Partei datirt von jener Zeit. Kaum 
fünf Jahre später war die Gesammtlage derartig, 
daß Herr v. Bennigsen von der parlamentarischen 
Wirksamkeit zurücktrat, weil er eine ersprießliche 
Thätigkeit für sich nicht mehr möglich hielt und sich 
nicht mehr entschließen konnte, in Opposition gegen 
den Fürsten Bismarck zu treten. Die Zeiten haben 
sich inzwischen geändert. Obwohl man dies vom 
Fürsten Bismarck nicht sagen kann, hat Herr von 
Bennigsen doch wieder Zuversicht zur parlamentari 
schen Thätigkeit bekommen. Es wird jetzt kaum 
noch etwas geben, was er oder gar seine Partei — 
denn er ist immer noch der Liberalste von ihnen — 
dem Herrn Reichskanzler abschlagen würden. Man 
darf bei allen Vorgängen, die sich jetzt vollziehen, 
nie vergessen, daß wir am Anfang einer neuen Aera 
stehen, deren Gestaltung so unklar und Gegenstand 
vieler Meinungsverschiedenheiten ist, wie der politische 
und persönliche Charakter des jungen Kaisers, von 
welchem die Gestattung zum guten Theil abhängen 
wird. Der Kaiser hat bis jetzt auf militärischem 
Gebiete in sehr kurzer Zeit überraschende organisato 
rische und persönliche Aenderungen herbeigeführt, 
welche beweisen, daß er eine starke eigene Initiative hat. 
Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, daß er die 
selbe auch auf politischem Gebiete bethätigen wird. 
Nach welcher Richtung, das ist eben die Frage. Auch 
seine militärischen Neuerungen iverden in ihrer Folge 
den Reichstag zu beschäftigen haben. Die nächste par 
lamentarische Kampagne bringt wahrscheinlich Ueber- 
raschungen, die Volksvertretungen werden Fragen zu 
entscheiden haben, die vielleicht außerhalb des bis 
herigen Geleises der Politik liegen. 
— Das Altersversicherungsgesetz. Die 
Handels- und Gewerbekammer in Ulm hat den 
Reichsgesetzentwurf durchberathen und sich dabei 
über eine Anzahl von Grundsätzen geeinigt. Vor 
allen Dingen erklärt sie sich gegen das System der 
Quittungsmarken. Ihre Schlußansichten faßt sie in 
folgende Sätze zusammen; 1) die Berufsinvaliden 
versorgung durch die Erweiterung der Kranken- und 
Unfallversicherung zu lösen; 2) die für die Alters- 
nnd Jnvalidenvcrsorgung angebotene Reichshülfe nur 
für etwa nothlcidende Berufszweige in Aussicht zu 
nehmen; 3) die Altersversorgung zunächst bis zur 
Erledigung der ersten Aufgabe zurückzustellen. 
— Die Reptilienblätter fahren fort, sich mit der 
Rektorwahl an der Berliner Universität zu beschäf 
tigen und immer von neuem auszuführen, daß ein 
Mann wie Virchow, der ein Führer jener Partei 
gewesen, „welche die Schöpfung des Deutschen 
Reiches erschwert habe", nicht zu einem solchen 
Ehrenamt habe berufen werden können. — Im 
vorigen Jahre bestritt man, daß politische Motive 
bei der Zurücksetzung Virchows obgewaltet hätten, 
jetzt rühmt man -sich dieser politischen Motive. 
— Die „Voss. Ztg." schreibt: „Vor uns liegt 
ein behördlicher Briefumschlag des Amtes 
Pribbenow, Kr, Kammin, der einen erfreulichen 
Beweis der Sparsamkeit unserer Behörden giebt. 
In Briefumschlägen benutzt diese Behörde nämlich 
die nicht verbrauchten Wahlaufrufe für Herrn 
v. Köller. Freilich kann man dabei die Fragen 
nicht unterdrücken: 1) Wie kommt das Amtsbureau 
zu diesen Wahlaufrufen, und 2) in welcher Masse 
müssen die Wahlaufrufe angefertigt worden sein, 
wenn heute noch der vorhandene Borrath zu Um 
schlägen für portopflichtige Dienstsachen verwandt 
wird? Uebrigens ein neues und gar kein übles 
Mittel,. wie man unter der Hand konservative 
Wahlagitation treiben kann." 
— Als ein starker Druck muß die Betriebs 
art einer Musikalienhandlung in R. bei einem ihrer 
Verlagswerke bezeichnet werden. Die genannte Firma 
versandte nämlich, wie das „Berliner Tageblatt" 
meldet, kürzlich an die „Kaiserlichen Post 
ämter" des Deutschen Reiches Subskriptions 
Aufforderungen auf eine soeben in ihrem Verlage 
erschienene Komposition: „Champagner-Geister", 
Walzer von Heinrich von Stephan, mit eincr 
beigefügten „Aufschrift", aus welcher wir folgende 
Stellen wörtlich herausheben: „Dieser von dem 
Sohne Sr. Excellenz des Herrn Staats 
sekretärs v. Stephan komponirteWalzer u.s. w. 
— In der Voraussetzung, daß vielen der musik 
liebenden Herren Postbeamten die Anschaffung dieser 
Komposition aus naheliegenden Gründen 
von Interesse sein wird, bitte ich ein kaiserliches 
Postamt u. s. w. — Die Herren Sub 
skribenten aber ersuche ich höflichst um 
gefällige recht deutliche Namensunter 
schrift, da diese Listen nicht in meinem 
Besitz verbleiben. Hochachtungsvoll u. s. w." 
— Weder der Autor der Koniposition noch der 
Vater des Autors dürfte dem in den Wahl seiner 
Betriebsmittel nicht wählerischen Verleger für s o l ch c 
Geschäftspraxis Dank wissen. 
— Während im ganzen nordwestlichen Europa 
Kühle abwechselnd mit schweren Gewitterstürmen und 
Unwetter aller Art herrschen, meldet man aus dem 
südlichen Rußland eine tropische Hitze, die oft 
40 Grad Reaumur und inehr erreicht! Seit 
Anfang Juli fiel kein Tropfen Regen mehr 
und in Folge dessen ist nun das halbgewachsene 
Sommergetreide in die Aehren geschossen, das Winter 
getreide gelb geworden, ohne volle Körner anzusetzen; 
daS ganze Getreide, auch der Flachs sind von den 
Sonnenstrahlen verbrannt. Gegenwärtig sieht man 
einem schrecklichen Hungerjahr entgegen. Zum 
Unglück wurde auch noch aus dem Gouvernenient 
Tobolsk die sibirische Pest eingeschleppt und hat sich 
schon über den Jrbitschen und einen Theil des Kamy- 
schlowschen Kreises verbreitet. Die Pferde erliegen 
der Pest zu Hunderten, dabei ist noch nirgends etwas 
von Vorbeugungsmaßregeln gegen diese schreckliche 
Seuche, die durch Fliegen auch auf die Menschen 
übertragen wird, zu hören, denn es ist Niemand da, 
der in dem Centrum der Seuche die Maßregeln 
leiten könnte. 
— Von antisemitischer Seite aus wird die Neu 
gründung eines judenfreien Turnbundes im 
Hinblick auf die unlängst erfolgte Ausschließung des 
Ersten Wiener Turnvereins und des niederösterrci- 
chischen Gauverbandes aus dem Verbände der deut 
sche» Turnerschaft befürwortet. 
— In Elberfeld steht ein großer Socialisten 
prozeß bevor. Die Zahl der Angeklagten soll sich 
auf 60 bis 80 belaufen. Haym und noch einige 
andere sozialistische Abgeordnete sind in den Prozeß 
verwickelt. 
— Aus Hammerstei» berichtet die „Danz. Ztg." 
unterm 11. d.: „Die Artillerie gebraucht zum An 
geben der Ziele für die schießenden Batterien u. a. 
Gewehr- und Kanonenläufe, deren Pulvermcngen 
durch Abbrennen einer Zündschnur zur Explosion 
gebracht werden. Zu diesem Dienste waren gestern 
beim Schießen des 1. Regiments ein Unteroffizier 
und vier Mann kommandirt worden. Bon den 
Mannschaften hatte einer das Unglück, auf eine 
Zündschnur zu treten, wodurch das Pulver (unge 
fähr 20 Kgr.) der dort befindlichen Kanonenschläge 
zur Entzündung gebracht wurde. Alle vier Soldaten 
wurden mehr oder minder in gräßlicher Weise ver 
brannt, so daß stellenweise die Knochen bloßgelegt 
wurden und die verkohlten Uniformstücke buchstäblich 
vom Leibe fielen. Die armen Verunglückten wurden 
sofort in Haardecken nach dem nahen Lazareth ge 
schafft, woselbst sie in ärztliche Behandlung genom 
men wurden. Die Verletzungen sollen jedoch der 
artig sein, daß an dem Aufkommen der verbrannten 
Soldaten gezweifelt wird." 
Bomst, 10. Aug. Eine aus sechs Personen be 
stehende Arbeiterfamilie in Sigmuntowo ist einer 
Vergiftung zum Opfer gefallen. Dieselbe hatte 
mit den aus dem Walde geholten Pilzen auch 
giftige gesammelt und zum Abendessen zubereitet. 
Am folgenden Tage starben drei Kinder, am nächsten 
die Eltern und das vierte Kind. 
Duisburg, 14. Aug. In der Generalversamm 
lung des Evangelischen Bundes wurde einstimniig 
eine Resolution angenommen, in welcher das Be 
dauern über die Hindernisse, welche der Aufführung 
des Trümpelmann'schen Lutherfestspielcs in Berlin 
bereitet wurden, ausgedrückt wird. Anßerdeni wurde 
eine Erklärung beschlossen, betreffend die Betheiligung 
evangelischer Behörden an der Aachener Heiligthums 
fahrt, sowie betreffs der Vorgänge in Solingen. 
Leipzig, 12. August. Vom hiesigen Landgericht 
wurde vor einigen Tagen der Büffeticr eines 
größeren Restaurants, der wiederholt gutes 
Bier mit Resten und Spülwasser verschnitten hatte, 
wegen Bierpantscherei, und zwar auf Grund 
des Nahrungsmittelgesetzes zu sechs Wochen Ge 
fängniß verurthcilt. 
Hamburg» 14. Aug. Ein Gewitter, wie es 
so stark seit vielen Jahren nicht vorgekommen, ent 
lud sich in der Nacht zum Montag um 1'/, Uhr 
bis Morgens gegen 5 Uhr. Einzelner Donner 
schläge glichen einer ganz in der Nähe abgefeuerten 
Kanonade und sprangen auf verschiedenen Stellen 
Fensterscheiben. Namentlich in Wandsbeck, von wel 
cher Richtung her auch das Gewitter aufstieg, soll 
dasselbe furchtbar gehaust haben. Es folgten Blitz 
aus Blitz und Donnerschlag auf Donnerschlag, be 
gleitet von so starken Regengüssen, daß auf verschie 
denen Stellen Ueberschwemmungen entstanden. Ge 
gen 5 Uhr ließ die Heftigkeit des Gewitters nach 
und auch der strömende Regen hörte auf. Um st 
mehr erschrak man, als gegen 5 »/, Uhr wieder ein 
wuchtiger, krachender und Alles erzittern machender 
Donnerschlag erschallte. Damit hatte das Gewitter 
vollständig sein Ende erreicht. Eigenthümlicher 
Weise sind trotz der furchtbaren Heftigkeit des Ge- 
witters keine Brandschäden durch Blitzschlag vor 
gekommen. 
Hamburg, 13. August. Senator Theodor 
Rapp ist heute Morgen, 54 Jahre alt, gestorben. 
Hamburg, 11. August. Bon der Hamburger 
Filiale der deutschen Bank ist im Verein 
mit anderen Firmen die Gründung einer Dampf 
schiffslinie von Hamburg nach Australien erfolgt. 
Das Actiencapital ist gezeichnet, zwei Dampfschiffe 
sind bereits im Bau begriffen, so daß dem Beginn 
der Fahrten zu Anfang des nächsten Jahres mit 
Bestimmtheit entgegengesehen werden kann. 
Schleswig-Holstein, 13. Aug. (K. Z.) Der neue 
kommandirende General des 9. Armeekorps, 
General der Infanterie Stanislaus Eduard Paul 
v. Leszczynski, hat sich 1870/71 als Chef d-s 
Generalstabes des Armeekorps des Generals von 
Werder bekannt gemacht. 1830 geboren, also zur 
Zeit erst 58 Jahre alt, trat Herr v. Leszczynski 
1848 als Avantageur beim 20. Infanterie-Regiment 
ein, machte als Fähnrich die Feldzüge in Schleswig 
und in Baden mit, wurde als Lieutenant vielfach 
abkommandirt und kam 1862 als Hauptmann in 
das 60. Regiment. Den Feldzug gegen Dänemark 
machte er als Adjutant der 11. Infanterie-Brigade 
mit und kam dann in den Generalstab, in welchen! 
er 1866 bei der 12. Division Major wurde. 1867 
trat er in badische Dienste über und wurde General- 
stabschef. In dieser Stellung blieb er auch, als die 
badischen Truppen als'l4. Armeekorps unter General 
v. Werder am Kriege 1870—71 theilnahmen. Als 
1871 die badischen Truppen in den Verband der 
preußischen Armee übernommen wurden, trat Herr 
v. Leszczynski als Oberstlieutenant in preußische 
Dienste zurück und wurde erst 1878 als General 
major von der Stabschefstelle beim 14. Korps ent 
bunden, indem er das Commando der 4. Garde- 
Jnfanterie-Brigade erhielt. 1881 wurde er In 
specteur der Jäger und Schützen, 1883 Commandeur 
der 15. und 1884 der 11. Division in Breslau, 
die er bis jetzt führte. Generallieutenant war el 
seit 1883 und ist jetzt zum General der Infanterie 
befördert. 
WandSîeck, 14. Ang. In einer Versammlung 
der hiesigen Lohgerber und der in hiesigen Gerbereien 
beschäftigten Arbeiter, welche gestern Nachmittag in 
von Gehlen's Gasthaus abgehalten wurde, wurde 
beschlossen, die tägliche Arbeitszeit um eine Stunde 
(die Arbeitszeit in den Gerbereien war bisher noch 
eine llstündige) zu kürzen. Ein aus sieben Per 
sonen bestehender Ausschuß wurde gewählt, der sich 
heute mit den Arbeitgebern dieserwegen in Beziehung 
setzen soll. Falls letztere die Forderung des Aus 
schusses bis Dienstag Abend nicht bewilligen, soll 
die Arbeit eingestellt werden. Die Versammlung 
nimmt zwar an, daß die Geschäftsinhaber mit dcr 
zehnstündigen Arbeitszeit einverstanden sein werden, 
sie beschließt jedoch für den Fall, daß es zu einem 
Strike kommen sollte, jedem Ausständigen wöchent 
lich eine Unterstützung von 14 Mk. zu gewähren. 
Altona, 14. August. Wegen Beleidigung 
der Kaiserin Friedrich ist der hochkonservative 
Rittergutsbesitzer und Kreisdeputirte Metzner ans 
Niendorf von der Strafkammer des Landgerichts 
zu 6 Wochen Festungshaft verurthcilt 
worden. Der Berurtheilte gehörte zu den eifrigsten 
und angesehensten Mitgliedern der konservative« 
Partei im Herzogthum Lauenburg. 
= Aus der Krcmpermarsch, 12. Aug. Das 
von Seiten der Gemeinde Neuenbrook am Stör- 
deich mit einem Kostenaufwande von rund 200,000 
Mark erbaute Dampfschöpfwerk, die früheste 
Einrichtung dieser Art in unser er Provinz, 
hat sich in diesem regenreichen Sommer glänzend 
bewährt. Das Neuenbrooker Feld, welches eine 
sehr niedrige Lage hat und sich früher bei einer 
längeren Regenpcriode in einen See verwandelte, 
ist gänzlich wasserfrei, während die Marschstücke der 
anliegenden sogar höher gelegenen NachbarländcreieN 
auf 3 bis 4 Fuß Breite mit Wasser bestanden fittb- 
Für die Leistungsfähigkeit des genannten Wasser 
werkes zeugt der Umstand, daß die Neuenbrooker 
Gemeinde sich auf eine bezügliche Anfrage bereit 
erklärt hat, das Wasser der Gemeinde Grevcn- 
kop gegen eine Vergütung von 23 Mark für jede 
Stunde, in welcher das Grevenkoper Waffer de>" 
Neuenbrooker nach der Stör führenden Kanäle zu 
fließt, mit fortzuschaffen. Die Erbauungs- und 
Unterhaltungskosten des Neuenbrooker Wasserwerkes 
sind dem Nutzen desselben gegenüber verschwindend 
gering; hat es sich doch gezeigt, daß die Ertrags 
fähigkeit des werthvollen Bodens seitdem auf ciu 
Bedeutendes gestiegen ist. Eine weitere Folge hics- 
von fit die, daß die Neuenbrooker Marschhöfe, mit 
es der kürzlich stattgehabte Verkauf eines Hofes d«r- 
gethan hat, fast den doppelten ihres früheren Werthes 
erlangt haben. Herr Maschinenbauer Möller hat 
die Oberaufsicht über das Wasserwerk in Hände« 
und bezieht hierfür außer Wohnung und Garte" 
ein Gehalt von 3000 Mk. 
# Glückstadt, 11. Aug. Gestern und vorgester" 
langte Hierselbst die Stader Festungsartillerie ««• 
Dieselbe kann aus dem Lockstedter Barackenlager, 
wo sie ihre Uebungen abgehalten hat und wurde 
Pr. Schiff nach ihrem Garnisonsorte Stade be 
fördert. 
St. Margarethe«, 11. Aug. Zu der Lokomotive 
„Löwe" des Bauunternehmers Hirt ist nun a»eh 
die letzte Lokomotive Nr. 10 mit dem Rains" 
„Fülscher" hier angekommen und heute Rach 
auf die Banstelle verbracht.worden. Dieselbe 
ebenso gebaut, wie „Löwe" und besitzt bei eines" 
Gewicht von 300 Centnern eine Leistungsfähig^' 
von 80 Pferdekräften. 
Hademarsche«, 12. Aug. Der Lehrer und Or 
ganist Thiede ist wegen körperlichen Leidens 
der Regierung um seine Pensionirung etI1 3" 
kommen. 
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