kameradschaftlichen Gefühlen für das Heer unserer,
Deutschland so innig verbündeten Monarchie stets
vollen Ausdruck. Wenn die deutsche Armee diesen
hervorragenden, stets bewährten General auf dem
bedeutsamen Posten Moltkes begrüßen darf, begrüßen
wir mit sympathischer Theilnahme in ihm auch ins
besondere einen warmen Freund Oesterreichs und
seiner Armee."
Wien, 14. Aug. Ein chiffrirtes Telegramm des
Fürsten Bismarck, datirt Friedrichsruh, den 4. Juli,
adresstrt an den damals in Wien befindlichen serbi
schen Minister Vukacowisch, ist in Wien verloren
gegangen. Auf Reclamationen wurde festgestellt,
daß das Telegramm seitens des hiesigen Amtes einem
Boten zur Beförderung übergeben worden, welcher
behauptet, dasselbe verloren zu haben. Bisher ist
das Telegramm nicht aufgefunden, der Bote wurde
aus dem Dienst entlassen.
Berlin, 14. Aug Der Kaiser empfing am
Sonntag Morgen gegen 8 Uhr den König von
Portugal bei dessen Ankunft auf dem Anhalter
Bahnhof. Die Monarchen begrüßten sich auf das
herzlichste durch mehrmalige Umarmung und Kuß.
Die Herrschaften begaben sich vom Bahnhof nach
dem königlichen Schlosse, von wo der Kaiser nach
Potsdam zurückkehrte. Nachmittags machte der
König von Portugal dem Kaiserpaar in Potsdam
einen Besuch.
Am Montag Vormittag fand im Lustgarten zu
Potsdam zu Ehren des Königs von Portugal eine
Parade statt. Der König von Portugal erschien
in einer offenen vierspännigen Equipage. Der
Kaiser wohnte der Parade zu Pferde bei.
— Prinz Heinrich beging am Dienstag in
Kiel die Feier seines 26. Geburtstages. Die
„Rordd. Allg. Ztg." widmet dem Prinzen bei
dieser Gelegenheit einen Leitartikel, in welchem es
heißt: „In Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen
Heinrich begrüßt das Vaterland den Vertreter des
kaiserlichen Kriegsherrn in der Marine und die
zahlreichen Gemeinden des überseeischen Deutschthums
einen wohlwollenden und einflußreichen Gönner und
Förderer der deutschen Erwerbsinteressen im Aus
lande. In Höchstdemselben erblicken beide den
künftigen Leiter und Führer der deutschen Wehrkraft
auf dem Meere und den dereinstigen festen Hort
der maritimen Machtstellung Deutschlands."
— Ist auch der General-Feldmarschall Graf
Moltke (wie bereits telegraphisch gemeldet) auf
seinen Wunsch von den Functionen als Chef des
Gmeralstabes enthoben, so ist doch seine gleichzeitige
Ernennung zum Chef der Landesvertheidigungs
Commission ein Zeichen, daß sein bewährter Rath
der Arinec in allen wichtigen Fragen des deutschen
Kriegswesens erhalten bleiben wird.
— Anläßlich der Ernennun g des Grafen
Waldersee zum Chef des großen Generalstabes
an Stelle des Generalfeldmarschalls v. Moltke wird
daran erinnert, daß im Hause des Grafen Waldersee
jene vielbesprochene Versammlung zu Gunsten der
Stöckerschen Stadtmission stattgefunden hat, an
welcher auch der jetzige Kaiser sich betheiligte. Bald
nach der Thronbesteigung desselben wurde offiziös
die Nachricht verbreitet, daß, um den Einfluß des
Grafen Waldersee auf gewisse Kreise lahm zu legen,
beabsichtigt werde, demselben das erste in der Provinz
frei werdende Generalkommando zu übertragen. Es
wurde dabei angedeutet, daß diese Absicht auf den
Fürsten Bismarck zurückzuführen sei, welcher in dem
Grafen einen Gegner seiner Rußland gegenüber ver
folgten Politik besitze. Inzwischen sind mehrere
Generalkommandos frei geworden, ohne daß dabei
Graf Waldersee eine andere dienstliche Verwendung
bekommen hätte. Jene Nachrichten haben damals
also entweder mehr den Wünschen bestimmter Persön
lichkeiten als den Thatsachen entsprochen, oder sie
sollten dazu dienen, die Beunruhigung zu beseitigen,
sammeln zu müssen. Dann, als kehre ihm plötz
lich das Gedächtniß zurück, sagte er mürrisch: „Laß
mich nur liegen, ich will noch ein paar Stunden
schlafen und gehe heut noch gar nicht in die Fabrik."
Anna wußte nicht recht, was sic aus diesen
Worten machen sollte, es ahnte ihr fast, daß sie
nichts Gutes bedeuteten. Sie wußte, daß Helmer
sonst immer der Erste auf dem Platze sein mußte;
sie begann, nochmals ihn zu ermuntern, aber obgleich
völlig wach, wollte er vom Fortgehen nichts hören,
und endlich schien er einzusehen, daß ein Zögern
oder Verheimlichen hier nichts mehr helfen könne;
er setzte sich im Bette auf, faßte Anna an der Hand
und erzählte ihr stockend, sie hätten gestern Nach
mittag in der Fabrik aus irgend einer tollen Ver
anlassung ein paar Flaschen Wein geleert, seien dabei
wohl ein Bischen lustig und laut geworden und
plötzlich, als sie in der größten Fröhlichkeit drin
gewesen seien, habe der Prinzipal mitten unter ihnen
gestanden. „Der Teufel mußte ihn hergeführt
haben; so lange sich Einer von uns erinnern kann,
hat er des Nachmittags noch nie einen Fuß in die
Fabrik gesetzt — es muß ihm irgend Einer was
gesteckt haben. Natürlich war nun der Satan los,
der Anstifter hatte sich bei Zeiten aus der Affaire
gezogen und das Hauptunwetter entlud sich auf
mich. Ich zog mich natürlich heraus, so gut ich
konnte, aber der Alte war so wüthend, wie ich ihn noch
nie gesehen, legte mir alle Schuld bei, da mir die
Aufsicht auf die Anderen anvertraut gewesen sei,
wurde ausfällig und — kurz und gut, ein Wort
gab das Andere, ich blieb ihm auch nichts schuldig
und sagte ihm daß ich mir das Wiederkommen
sparen wolle. Na, nun sieh nicht so erschreckt aus,
— Du bist ja leichenblaß geworden — was ists
denn auch weiter. Ein geschickter Arbeiter findet
überall sein Brot, ich wäre gestern gleich nach Hause
gekommen und hätte Dirs gesagt, aber die Kamera
den schleppten mich mit in die Kneipe, wo ich dann
länger als ich wollte, sitzen geblieben bin. Und nun
mache mir kein so betrübtes Gesicht mehr, geschehenen
Dingen ist kein Rath. Es wird sich ja wieder
etwas finden, noch heute will ich mich um eine
ähnliche Stelle umthun." Anna antwortete nicht.
Sie war bei Heinrichs Erzählung in einen Stuhl
gesunken und bedeckte das Gesicht mit beiden Händen,
indeß ein leises Schluchzen ihre Gestalt erschütterte.
(Fortsetzung folgt).
welche die engen Beziehungen des Grafen Waldersee
zum kaiserlichen Hofe vielfach erzeugten. ' (F. Z.)
— Dem General-Feldmarschall Grafen v"on
Moltke ist mit seiner Entbindung von dem Posten
des Chefs des Großen Generalstabes zugleich eine
sehr hohe Auszeichnung zu Theil geworden, denn er
ist in seiner jetzigen Stellung als Präses der Landes-
Bertheidigungs-Commission der unmittelbare Nach
folger keines Geringeren als Friedrich's III. Mit
dieser Ernennung ist der Einfluß des langjährigen
militärischen ersten Rathgebers Kaiser Wilhelm's des
Siegreichen noch wesentlich erweitert, denn der Kaiser-
soll ausdrücklich bestimmt haben, daß der General-
Feldmarschall noch ferner in Beziehung zum Gencral-
stabe bleibt und auch seine bisherige Dienstwohnung
im Gcneralstabsgebäude beibehält. Als besonders
hohe Auszeichnung muß es aber außerdem angesehen
werden, daß der Herr Feldmarschall einen persön
lichen Adjutanten erhalten wird.
— Wie aus Koblenz gemeldet wird, soll General-
Major Vogel von Falckenstein, Kommandeur
der zweiten Garde-Jnfanterie-Brigade, dem Grafen
v. Waldersee, zur Verfügung gestellt werden.
— Der Nachfolger des Grafen Moltke, Graf
von Waldersee, ist 56 Jahre alt. Er trat 1850
als Lieutenant bei _ der Garde-Artilleriebrigade ein
und wurde früh in den Generalstab versetzt, in
welchem er nach 1866 als Major längere Zeit beim
X. Armeecorps stand. Im Kriege 1870/71 war
er erst im großen Hauptquartier und wurde dann
im Januar 1871 Chef des Generalstabes beim XIII.
Armeecorps. Nach Beendigung des Krieges über
nahm er das Commando des 13. Ulanenregiments
in Hannover und wurde dann 1873 ebenda Chef
des Generalstabes des X. Armeecorps. In dieser
Stcllung verblieb er, bis er 1882 als General
leutnant zum General-Quartiermeister und Stell
vertreter Moltke's ernannt wurde. Er gehört seit
1870 zur Suite des Kaisers, indem er erst Flügel
adjutant, dann General a la suits und 1882 Ge-
neraladjntant wurde. General der Kavallerie ist er
seit 23. April d. I. Berheirathet ist Graf Walder
see mit. der früheren Fürstin von Roer, der Wittwe
des Prinzen Friedrich von Schleswig-Holstein-Son-
derburg-Augustenburg, einer Tochter des Rentiers
Lee in Newyork.
Berlin, 12. Aug. Herr v. Bennigsen ist
einige Tage zum Besuch beim Reichskanzler in
Friedrichsruh gewesen. Besuche zum Privatvergnü
gen empfängt Fürst Bismarck auf seinem Landsitze
nur selten und nur von Personen, die ihm oder
seiner Familie besonders nahe stehen. Wenn er
politische Persönlichkeiten zu sich einladet, so muß
der Zweck schon ein wichtiger sein. Und so ist die
Anwesenheit des Herrn v. Bennigsen immerhin als
ein bedeutsames Ereigniß in dieser Zeit der politi
schen Stille anzusehen. Herr v. Bennigsen hat
schon einmal einen berühmt gewordenen Besuch in
Friedrichsruh abgestattet. Das war um Neujahr
1878. ^ Damals hoffte er mit dem Reichskanzler
ein nationalliberales Ministerium bilden zu können.
Der Preis war die Vermehrung der indirecten
Steuern, vor allen Dingen das Tabaks-Monopol.
Damals war Herrn von Bennigsen dieser Preis zu
hoch. Die Verhandlungen scheiterten, Fürst Bis
marck machte seine Steuerpolitik mit den Konser
vativen und dem Centrum, und der Rückgang der
nationalliberalen Partei datirt von jener Zeit. Kaum
fünf Jahre später war die Gesammtlage derartig,
daß Herr v. Bennigsen von der parlamentarischen
Wirksamkeit zurücktrat, weil er eine ersprießliche
Thätigkeit für sich nicht mehr möglich hielt und sich
nicht mehr entschließen konnte, in Opposition gegen
den Fürsten Bismarck zu treten. Die Zeiten haben
sich inzwischen geändert. Obwohl man dies vom
Fürsten Bismarck nicht sagen kann, hat Herr von
Bennigsen doch wieder Zuversicht zur parlamentari
schen Thätigkeit bekommen. Es wird jetzt kaum
noch etwas geben, was er oder gar seine Partei —
denn er ist immer noch der Liberalste von ihnen —
dem Herrn Reichskanzler abschlagen würden. Man
darf bei allen Vorgängen, die sich jetzt vollziehen,
nie vergessen, daß wir am Anfang einer neuen Aera
stehen, deren Gestaltung so unklar und Gegenstand
vieler Meinungsverschiedenheiten ist, wie der politische
und persönliche Charakter des jungen Kaisers, von
welchem die Gestattung zum guten Theil abhängen
wird. Der Kaiser hat bis jetzt auf militärischem
Gebiete in sehr kurzer Zeit überraschende organisato
rische und persönliche Aenderungen herbeigeführt,
welche beweisen, daß er eine starke eigene Initiative hat.
Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, daß er die
selbe auch auf politischem Gebiete bethätigen wird.
Nach welcher Richtung, das ist eben die Frage. Auch
seine militärischen Neuerungen iverden in ihrer Folge
den Reichstag zu beschäftigen haben. Die nächste par
lamentarische Kampagne bringt wahrscheinlich Ueber-
raschungen, die Volksvertretungen werden Fragen zu
entscheiden haben, die vielleicht außerhalb des bis
herigen Geleises der Politik liegen.
— Das Altersversicherungsgesetz. Die
Handels- und Gewerbekammer in Ulm hat den
Reichsgesetzentwurf durchberathen und sich dabei
über eine Anzahl von Grundsätzen geeinigt. Vor
allen Dingen erklärt sie sich gegen das System der
Quittungsmarken. Ihre Schlußansichten faßt sie in
folgende Sätze zusammen; 1) die Berufsinvaliden
versorgung durch die Erweiterung der Kranken- und
Unfallversicherung zu lösen; 2) die für die Alters-
nnd Jnvalidenvcrsorgung angebotene Reichshülfe nur
für etwa nothlcidende Berufszweige in Aussicht zu
nehmen; 3) die Altersversorgung zunächst bis zur
Erledigung der ersten Aufgabe zurückzustellen.
— Die Reptilienblätter fahren fort, sich mit der
Rektorwahl an der Berliner Universität zu beschäf
tigen und immer von neuem auszuführen, daß ein
Mann wie Virchow, der ein Führer jener Partei
gewesen, „welche die Schöpfung des Deutschen
Reiches erschwert habe", nicht zu einem solchen
Ehrenamt habe berufen werden können. — Im
vorigen Jahre bestritt man, daß politische Motive
bei der Zurücksetzung Virchows obgewaltet hätten,
jetzt rühmt man -sich dieser politischen Motive.
— Die „Voss. Ztg." schreibt: „Vor uns liegt
ein behördlicher Briefumschlag des Amtes
Pribbenow, Kr, Kammin, der einen erfreulichen
Beweis der Sparsamkeit unserer Behörden giebt.
In Briefumschlägen benutzt diese Behörde nämlich
die nicht verbrauchten Wahlaufrufe für Herrn
v. Köller. Freilich kann man dabei die Fragen
nicht unterdrücken: 1) Wie kommt das Amtsbureau
zu diesen Wahlaufrufen, und 2) in welcher Masse
müssen die Wahlaufrufe angefertigt worden sein,
wenn heute noch der vorhandene Borrath zu Um
schlägen für portopflichtige Dienstsachen verwandt
wird? Uebrigens ein neues und gar kein übles
Mittel,. wie man unter der Hand konservative
Wahlagitation treiben kann."
— Als ein starker Druck muß die Betriebs
art einer Musikalienhandlung in R. bei einem ihrer
Verlagswerke bezeichnet werden. Die genannte Firma
versandte nämlich, wie das „Berliner Tageblatt"
meldet, kürzlich an die „Kaiserlichen Post
ämter" des Deutschen Reiches Subskriptions
Aufforderungen auf eine soeben in ihrem Verlage
erschienene Komposition: „Champagner-Geister",
Walzer von Heinrich von Stephan, mit eincr
beigefügten „Aufschrift", aus welcher wir folgende
Stellen wörtlich herausheben: „Dieser von dem
Sohne Sr. Excellenz des Herrn Staats
sekretärs v. Stephan komponirteWalzer u.s. w.
— In der Voraussetzung, daß vielen der musik
liebenden Herren Postbeamten die Anschaffung dieser
Komposition aus naheliegenden Gründen
von Interesse sein wird, bitte ich ein kaiserliches
Postamt u. s. w. — Die Herren Sub
skribenten aber ersuche ich höflichst um
gefällige recht deutliche Namensunter
schrift, da diese Listen nicht in meinem
Besitz verbleiben. Hochachtungsvoll u. s. w."
— Weder der Autor der Koniposition noch der
Vater des Autors dürfte dem in den Wahl seiner
Betriebsmittel nicht wählerischen Verleger für s o l ch c
Geschäftspraxis Dank wissen.
— Während im ganzen nordwestlichen Europa
Kühle abwechselnd mit schweren Gewitterstürmen und
Unwetter aller Art herrschen, meldet man aus dem
südlichen Rußland eine tropische Hitze, die oft
40 Grad Reaumur und inehr erreicht! Seit
Anfang Juli fiel kein Tropfen Regen mehr
und in Folge dessen ist nun das halbgewachsene
Sommergetreide in die Aehren geschossen, das Winter
getreide gelb geworden, ohne volle Körner anzusetzen;
daS ganze Getreide, auch der Flachs sind von den
Sonnenstrahlen verbrannt. Gegenwärtig sieht man
einem schrecklichen Hungerjahr entgegen. Zum
Unglück wurde auch noch aus dem Gouvernenient
Tobolsk die sibirische Pest eingeschleppt und hat sich
schon über den Jrbitschen und einen Theil des Kamy-
schlowschen Kreises verbreitet. Die Pferde erliegen
der Pest zu Hunderten, dabei ist noch nirgends etwas
von Vorbeugungsmaßregeln gegen diese schreckliche
Seuche, die durch Fliegen auch auf die Menschen
übertragen wird, zu hören, denn es ist Niemand da,
der in dem Centrum der Seuche die Maßregeln
leiten könnte.
— Von antisemitischer Seite aus wird die Neu
gründung eines judenfreien Turnbundes im
Hinblick auf die unlängst erfolgte Ausschließung des
Ersten Wiener Turnvereins und des niederösterrci-
chischen Gauverbandes aus dem Verbände der deut
sche» Turnerschaft befürwortet.
— In Elberfeld steht ein großer Socialisten
prozeß bevor. Die Zahl der Angeklagten soll sich
auf 60 bis 80 belaufen. Haym und noch einige
andere sozialistische Abgeordnete sind in den Prozeß
verwickelt.
— Aus Hammerstei» berichtet die „Danz. Ztg."
unterm 11. d.: „Die Artillerie gebraucht zum An
geben der Ziele für die schießenden Batterien u. a.
Gewehr- und Kanonenläufe, deren Pulvermcngen
durch Abbrennen einer Zündschnur zur Explosion
gebracht werden. Zu diesem Dienste waren gestern
beim Schießen des 1. Regiments ein Unteroffizier
und vier Mann kommandirt worden. Bon den
Mannschaften hatte einer das Unglück, auf eine
Zündschnur zu treten, wodurch das Pulver (unge
fähr 20 Kgr.) der dort befindlichen Kanonenschläge
zur Entzündung gebracht wurde. Alle vier Soldaten
wurden mehr oder minder in gräßlicher Weise ver
brannt, so daß stellenweise die Knochen bloßgelegt
wurden und die verkohlten Uniformstücke buchstäblich
vom Leibe fielen. Die armen Verunglückten wurden
sofort in Haardecken nach dem nahen Lazareth ge
schafft, woselbst sie in ärztliche Behandlung genom
men wurden. Die Verletzungen sollen jedoch der
artig sein, daß an dem Aufkommen der verbrannten
Soldaten gezweifelt wird."
Bomst, 10. Aug. Eine aus sechs Personen be
stehende Arbeiterfamilie in Sigmuntowo ist einer
Vergiftung zum Opfer gefallen. Dieselbe hatte
mit den aus dem Walde geholten Pilzen auch
giftige gesammelt und zum Abendessen zubereitet.
Am folgenden Tage starben drei Kinder, am nächsten
die Eltern und das vierte Kind.
Duisburg, 14. Aug. In der Generalversamm
lung des Evangelischen Bundes wurde einstimniig
eine Resolution angenommen, in welcher das Be
dauern über die Hindernisse, welche der Aufführung
des Trümpelmann'schen Lutherfestspielcs in Berlin
bereitet wurden, ausgedrückt wird. Anßerdeni wurde
eine Erklärung beschlossen, betreffend die Betheiligung
evangelischer Behörden an der Aachener Heiligthums
fahrt, sowie betreffs der Vorgänge in Solingen.
Leipzig, 12. August. Vom hiesigen Landgericht
wurde vor einigen Tagen der Büffeticr eines
größeren Restaurants, der wiederholt gutes
Bier mit Resten und Spülwasser verschnitten hatte,
wegen Bierpantscherei, und zwar auf Grund
des Nahrungsmittelgesetzes zu sechs Wochen Ge
fängniß verurthcilt.
Hamburg» 14. Aug. Ein Gewitter, wie es
so stark seit vielen Jahren nicht vorgekommen, ent
lud sich in der Nacht zum Montag um 1'/, Uhr
bis Morgens gegen 5 Uhr. Einzelner Donner
schläge glichen einer ganz in der Nähe abgefeuerten
Kanonade und sprangen auf verschiedenen Stellen
Fensterscheiben. Namentlich in Wandsbeck, von wel
cher Richtung her auch das Gewitter aufstieg, soll
dasselbe furchtbar gehaust haben. Es folgten Blitz
aus Blitz und Donnerschlag auf Donnerschlag, be
gleitet von so starken Regengüssen, daß auf verschie
denen Stellen Ueberschwemmungen entstanden. Ge
gen 5 Uhr ließ die Heftigkeit des Gewitters nach
und auch der strömende Regen hörte auf. Um st
mehr erschrak man, als gegen 5 »/, Uhr wieder ein
wuchtiger, krachender und Alles erzittern machender
Donnerschlag erschallte. Damit hatte das Gewitter
vollständig sein Ende erreicht. Eigenthümlicher
Weise sind trotz der furchtbaren Heftigkeit des Ge-
witters keine Brandschäden durch Blitzschlag vor
gekommen.
Hamburg, 13. August. Senator Theodor
Rapp ist heute Morgen, 54 Jahre alt, gestorben.
Hamburg, 11. August. Bon der Hamburger
Filiale der deutschen Bank ist im Verein
mit anderen Firmen die Gründung einer Dampf
schiffslinie von Hamburg nach Australien erfolgt.
Das Actiencapital ist gezeichnet, zwei Dampfschiffe
sind bereits im Bau begriffen, so daß dem Beginn
der Fahrten zu Anfang des nächsten Jahres mit
Bestimmtheit entgegengesehen werden kann.
Schleswig-Holstein, 13. Aug. (K. Z.) Der neue
kommandirende General des 9. Armeekorps,
General der Infanterie Stanislaus Eduard Paul
v. Leszczynski, hat sich 1870/71 als Chef d-s
Generalstabes des Armeekorps des Generals von
Werder bekannt gemacht. 1830 geboren, also zur
Zeit erst 58 Jahre alt, trat Herr v. Leszczynski
1848 als Avantageur beim 20. Infanterie-Regiment
ein, machte als Fähnrich die Feldzüge in Schleswig
und in Baden mit, wurde als Lieutenant vielfach
abkommandirt und kam 1862 als Hauptmann in
das 60. Regiment. Den Feldzug gegen Dänemark
machte er als Adjutant der 11. Infanterie-Brigade
mit und kam dann in den Generalstab, in welchen!
er 1866 bei der 12. Division Major wurde. 1867
trat er in badische Dienste über und wurde General-
stabschef. In dieser Stellung blieb er auch, als die
badischen Truppen als'l4. Armeekorps unter General
v. Werder am Kriege 1870—71 theilnahmen. Als
1871 die badischen Truppen in den Verband der
preußischen Armee übernommen wurden, trat Herr
v. Leszczynski als Oberstlieutenant in preußische
Dienste zurück und wurde erst 1878 als General
major von der Stabschefstelle beim 14. Korps ent
bunden, indem er das Commando der 4. Garde-
Jnfanterie-Brigade erhielt. 1881 wurde er In
specteur der Jäger und Schützen, 1883 Commandeur
der 15. und 1884 der 11. Division in Breslau,
die er bis jetzt führte. Generallieutenant war el
seit 1883 und ist jetzt zum General der Infanterie
befördert.
WandSîeck, 14. Ang. In einer Versammlung
der hiesigen Lohgerber und der in hiesigen Gerbereien
beschäftigten Arbeiter, welche gestern Nachmittag in
von Gehlen's Gasthaus abgehalten wurde, wurde
beschlossen, die tägliche Arbeitszeit um eine Stunde
(die Arbeitszeit in den Gerbereien war bisher noch
eine llstündige) zu kürzen. Ein aus sieben Per
sonen bestehender Ausschuß wurde gewählt, der sich
heute mit den Arbeitgebern dieserwegen in Beziehung
setzen soll. Falls letztere die Forderung des Aus
schusses bis Dienstag Abend nicht bewilligen, soll
die Arbeit eingestellt werden. Die Versammlung
nimmt zwar an, daß die Geschäftsinhaber mit dcr
zehnstündigen Arbeitszeit einverstanden sein werden,
sie beschließt jedoch für den Fall, daß es zu einem
Strike kommen sollte, jedem Ausständigen wöchent
lich eine Unterstützung von 14 Mk. zu gewähren.
Altona, 14. August. Wegen Beleidigung
der Kaiserin Friedrich ist der hochkonservative
Rittergutsbesitzer und Kreisdeputirte Metzner ans
Niendorf von der Strafkammer des Landgerichts
zu 6 Wochen Festungshaft verurthcilt
worden. Der Berurtheilte gehörte zu den eifrigsten
und angesehensten Mitgliedern der konservative«
Partei im Herzogthum Lauenburg.
= Aus der Krcmpermarsch, 12. Aug. Das
von Seiten der Gemeinde Neuenbrook am Stör-
deich mit einem Kostenaufwande von rund 200,000
Mark erbaute Dampfschöpfwerk, die früheste
Einrichtung dieser Art in unser er Provinz,
hat sich in diesem regenreichen Sommer glänzend
bewährt. Das Neuenbrooker Feld, welches eine
sehr niedrige Lage hat und sich früher bei einer
längeren Regenpcriode in einen See verwandelte,
ist gänzlich wasserfrei, während die Marschstücke der
anliegenden sogar höher gelegenen NachbarländcreieN
auf 3 bis 4 Fuß Breite mit Wasser bestanden fittb-
Für die Leistungsfähigkeit des genannten Wasser
werkes zeugt der Umstand, daß die Neuenbrooker
Gemeinde sich auf eine bezügliche Anfrage bereit
erklärt hat, das Wasser der Gemeinde Grevcn-
kop gegen eine Vergütung von 23 Mark für jede
Stunde, in welcher das Grevenkoper Waffer de>"
Neuenbrooker nach der Stör führenden Kanäle zu
fließt, mit fortzuschaffen. Die Erbauungs- und
Unterhaltungskosten des Neuenbrooker Wasserwerkes
sind dem Nutzen desselben gegenüber verschwindend
gering; hat es sich doch gezeigt, daß die Ertrags
fähigkeit des werthvollen Bodens seitdem auf ciu
Bedeutendes gestiegen ist. Eine weitere Folge hics-
von fit die, daß die Neuenbrooker Marschhöfe, mit
es der kürzlich stattgehabte Verkauf eines Hofes d«r-
gethan hat, fast den doppelten ihres früheren Werthes
erlangt haben. Herr Maschinenbauer Möller hat
die Oberaufsicht über das Wasserwerk in Hände«
und bezieht hierfür außer Wohnung und Garte"
ein Gehalt von 3000 Mk.
# Glückstadt, 11. Aug. Gestern und vorgester"
langte Hierselbst die Stader Festungsartillerie ««•
Dieselbe kann aus dem Lockstedter Barackenlager,
wo sie ihre Uebungen abgehalten hat und wurde
Pr. Schiff nach ihrem Garnisonsorte Stade be
fördert.
St. Margarethe«, 11. Aug. Zu der Lokomotive
„Löwe" des Bauunternehmers Hirt ist nun a»eh
die letzte Lokomotive Nr. 10 mit dem Rains"
„Fülscher" hier angekommen und heute Rach
auf die Banstelle verbracht.worden. Dieselbe
ebenso gebaut, wie „Löwe" und besitzt bei eines"
Gewicht von 300 Centnern eine Leistungsfähig^'
von 80 Pferdekräften.
Hademarsche«, 12. Aug. Der Lehrer und Or
ganist Thiede ist wegen körperlichen Leidens
der Regierung um seine Pensionirung etI1 3"
kommen.
lang
4 P
Für
ding,
daß
bare
dürst
auf
der s
stein
Are!
bone
«i
>»urd
Sch,
Fl
'lnget
größt
der 9
Heila
dach
Et
dahn
aufge
den ļ
S>;
>!>Nßt!
'arrer
»nd
d>erde
siürsc
i *
■oteiti
Dîittļ
strand
hinan
Slldn
^hte
?°lge
V-ubl
^lei,
„Ans
Mtzlii
in
> i,
PW?.
h 3?
Bum
roniu
>n Sül
Jabe
dewilli
den ï
Ņgarr
drauer
Miie«
b«
(-"Se I
hat eii
""Nh»
welche
r
b
amt
Hin
ern
S «bei
Äuff,
Kn
Aenl«
Molt,
Herr ^
f s
Men a
Üt
äutn
188i
D
15
üin,
S
M d
^bend'
Aber
°er
şig
I b0
.st*
bnş
der
>sch
!e «,,S
hte.
ļifc
Zìlin"
fe'
»el
I, "8 si
lltl Ge