oV'/; * in
gar nur als ein Deckmäntel für den Judenhaß,
der zum guten Ton gehörte?" — Jedenfalls wollen
wir, die wir als preußische Gymnasiasten „unsern
Fritz" im leuchtenden Siegerkranz von Königgrätz
gesehen und als deutsche Studenten 1870 in Frank
reich unter König Wilhelms Fahnen gestanden haben,
tausendmal lieber mit unserem unvergeßlichen Kaiser
Friedrich zu den „Zurückgebliebenen" gehören, als
mit den „neuen Fortschrittsgedanken" der Stöcker,
Böckel und Konsorten „Fühlung" halten!
— Der § 166 des Strafgesetzbuchs sagt: „Wer
öffentlich eine der christlichen Kirchen oder eine
andere mit Korporationsrechten innerhalb des
Bundesgebiets bestehende Religionsgesellschaft oder
ihre Einrichtungen oder Gebräuche beschimpft, wird
bestraft." Gegenwärtig cirkulirt in den Rheinlanden
und Westfalen eine Petition an den Reichstag,
welche verlangt, diesen Artikel aufzuheben. Unter
zeichnet ist diese Petition von 800 Namen, die zum
großen Theile dem Stande der evangelischen Geist
lichen und Lehrer angehören und, wie wir an
nehmen, sich überwiegend zu dem rechten Flügel
der nationalliberalen Partei oder der konservativen
Partei zählen. Es geschehen wahrhaftig Zeichen
und Wunder. Wir hätten nimmermehr gedacht,
sagt die „F. Z.", daß gerade in diesen Kreisen
das Streben nach Preßfreiheit ein so lebhaftes sein
wird. Desto eigenthümlicher berührt es uns, daß
sich eine Anzahl von Männern in angesehener
Stellung findet, die so offen für das Verhalten des
Pfarrers Thümmel eintritt, wie es in der vor
liegenden Petition geschieht.
— Zu der deutschfeindlichen Kundgebung gegen
Kaiser Wilhelm in Kopenhagen theilt ein Augen
zeuge dem „Hamb. Corr." noch Folgendes mit:
„Der Platz bei der Zollbude war vollgedrängt von
Menschen. Ich schätzte sie ungefähr auf 6000 bis
8000 Köpfe. Am frühesten hatten sich die Fremden
eingesunden. Sie standen daher dicht hinter dem
Militär. Hinter ihnen drängte sich in dichten Massen
die Kopenhagener Arbeiterbevölkerung. Die Auffahrt
beginnt. Sowie der mit 6 Pferden bespannte Wagen
sich nähert, ist Alles todtenstill. Aber fast Alle
stehen entblößten Hauptes da. Diese Stille schien
begreiflicher Weise den Fremden (den Deutschen)
wenig erfreulich, und enthusiastische Rufe: „Heil
dem Kaiser!" „Hoch lebe der Kaiser!" wurden laut.
Das bessere dänische Publikum schloß sich diesen
Huldigungen durch das nationale Hurrahrufen an.
Den Anderen aber sah man deutlich an, daß das
gegen die Abrede sei. Und gleichsam als ein Aus
druck dieser Meinung ließ sich plötzlich ein heftiges,
aber sofort wieder verstummendes Pfeifen vernehmen.
Die Demonstration kann dem Kaiser unmöglich
entgangen sein, und doch fuhr er ruhig fort zu
grüßen. Der König hingegen stellte sofort das
Grüßen ein, und sah, blaß werdend, mit erregtem
Blick auf das Publikum. Das Ganze dauerte etwa
zwei Minuten. Man sah sich verdutzt an, und die
Schuldigen hielten es für das Beste, sich zu drücken."
— In derselben Corresponds; de« Hamburger-
Blattes wird in Abrede gestellt, daß der Kaiser, wie
gemeldet worden war, den dänischen Kriegsminister
Bahn son durch eine längere Unterhaltung ausge
zeichnet habe. Herr Bahnson ist bekanntlich der
Führer der dänischen konservativen Chauvinisten.
Dex Gewährsmann des „Hamb. Corr.", welcher
bei dem Besuch Kaiser Wilhelms in der Kopen
hagener Ausstellung anwesend war, schreibt nun,
daß Herr Bahnson sowohl von dem Kaiser, wie
auch von dem Grafen Bismarck auf das Gründ
lichste ignorirt worden ist.
Danzig, 3. Aug. (B. T.) Am 22. August geht
das Manövergeschwadernach Danzig. Dem
Schluß der Manöver in der Danziger Bucht wird
Kaiser Wilhelm beiwohnen. Die letzten Worte des
Kaisers zu den Admiralen bei der Verabschiedung
in Kiel lauteten: „In sechs Wochen sehen wir uns
wieder!"
— Die Reise der Königin von England
nach Baden-Baden, welche mit einer beabsichtigten
Begegnung mit Kaiser Wilhelm in Verbindung
gebracht wurde, findet nach einem Telegramm des
Reuterschen Bureaus aus London nicht statt.
Halle a.S., 3.Aug. Die Nationalliberalen,
Konservativen und Freisinnigen in hiesiger
Stadt sind nach soeben gefaßtem Beschlusse überein
gekommen, bei den bevorstehenden Landtagswahlen
einen gemeinsamen Kandidaten aufzustellen.
Hamburg, 1. Aug. (F. Z.) Die Nachricht,
welche durch die „Bert. Pol. Nachr." über den
Termin des Zollanschlusses hierher gelangte, nach
welcher dieser Anschluß sich etwa Mitte October
laufenden Jahres, anstatt, wie jüngst in Aussicht
genommen war, mit dem 1. October vollziehen
dürfte, hat in den betreffenden Kreisen der Kauf
mannschaft große Befriedigung hervorgerufen. An
fang October befindet sich nämlich das Winterge
schäft nach dem Norden hierorts noch in vollstem
Gange, eine Eissperre steht dann noch nicht in un
mittelbarer Aussicht, und man hat alle Hände voll
zu thun, um die für Schweden, Norwegen, Ruß
land und Finnland bestimmten Waaren fertig zu
machen und zu verladen, bevor dem Schiffer der
Zutritt zu den nordischen Häfen durch Eis unmög
lich gemacht wird. Wenn nun aber der Zollan
schlußtermin auf den 1. October festgesetzt worden
wäre, so würde eine unmittelbar nach diesem Termin
beginnende umfangreiche Nachverzollung mit den
Manipulationen für den Versand nach dem Norden
zusammengetroffen sein, und es wären dadurch Ver
legenheiten hervorgerufen worden, welche sich den
Betheiligten recht fühlbar gemacht hätten. Das
wird nun vermieden werden, und wenngleich der
Reichskanzler das letzte Wort zur Sache auch noch
nicht gesprochen hat, so hofft man hier doch ans
das tvciteste Entgegenkommen.
Hamburg, 3. Aug. Die Untersuchung gegen die
des an der Wittwe Henrici verübten Mordes und
Raubes verdächtigen in Haft befindlichen Individuen
hat jetzt dahin geführt, daß, nachdem bisher Alle
beharrlich geleugnet haben, irgend etwas über den
Mord angeben zu können, während sie sämmtlich
sich der Theilnahme an dem Diebstahl schuldig be
kannten, nun der in Haft befindliche Plähn ein um
fassendes Geständniß abgelegt und den Mitange
klagten Detlof als den eigentlichen Mörder ange
geben hat.
Schleswig-Holstein, 4. Aug. Die Lehrer in den
Städten Altona, Kiel, Flensburg, Wandsbeck, Ot
tensen, Schleswig, Rendsburg, Neumünster,
Hadersleben, Tondern und Itzehoe, denen seinerzeit,
trotz Verwendung der Regierung in Schleswig für
sie, durch Verfügung des Herrn Ministers die An
wartschaft auf staatliche Dienstalterszulagen entzogen
wurde, weil da, „wo bei größeren Schulsystemen
durch planmäßige Abstufung der Lehrergehälter,
bezw. Einführung von Dienstalterszulagen für die
angemessene Besoldung älterer Lehrer bereits gesorgt
sei oder füglich gesorgt werden könne", wollen sich
jetzt — da mit dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des
Gesetzes vom 14. Juni d. I., betreffend die Er
leichterung der Volksschullasten, voraussichtlich ein
bedeutender Theil der bisher an unterstützungsbedürf
tige Schulgemeinden widerruflich gewährten Besol
dungsbeihülfen zurückgezogen und zu staatlichen Dienst
alterszulagen für Lehrer und Lehrerinnen vertvandt
werden kann — an den Herrn Minister der geist
lichen u. s. w. Angelegenbeiten wenden mit der Bitte,
daß auch ihnen, gleich den Lehrern in anderen Städten
Schleswig-Holsteins, staatliche Dienstalterszulagen
gewährt werden.
Altona, 3. Aug. Heute fand vor der Ferien
strafkammer I des hiesigen Landgerichts eine Ver
handlung gegen 28 Anhänger der Socialdemokratie
statt. Die Anklage richtet sich gegen 25 der Ange
klagten wegen unerlaubter Verbreitung von Druck
schriften. Ferner sieht die Anklage es aus den
früheren Socialistenprozessen für erwiesen au, daß in
Altona, Hamburg und Umgegend eine Verbindung
besteht, deren Dasein und Zweck der Staatsregicrung
geheim gehalten werden soll nnd zu deren Zweck es
gehört, Maßregeln der Verwaltung und Vollziehung
von Gesetzen durch ungesetzliche Mittel zu hinter
treiben. Das Gericht erkennt wegen Geheimbündelei
gegen sieben Angeklagte auf 3 Monate Gefängniß,
die übrigen erhielten 2—3 Wochen Haft. Drei
Angeklagte sind freigesprochen.
Altona, 7. Aug. 100 Dänen (Mitglieder des
dänischen Zoll-Reformvereins) waren heute Morgen
hier zur Besichtigung der Zollbauten angelangt.
Es sind darunter Mitglieder des dänischen Volks
und Landthings, Beamte und Lehrer u. s. w. Zu
Ehren der Gäste waren die Schiffe iiu Hafen und
an den Quais reich beflaggt.
Elmshorn, 4. Aug. In der Gerberei der Herren
Gebrüder Thormählen erfolgte eine Explosion des
Dampfkessels. Leider ist Herr Thormählen hier
bei sehr stark am Oberkörper verbrüht worden.
Der herbeigerufene Arzt konnte glücklicher Weise
konstatiren, daß Augen nnd Ohren nicht verletzt sind.
Reumüuster, 4. Aug. In den großen fiskali
schen Gehegen unserer Gegend ist jetzt Bick
beere n e r n t e, Hunderte von Kindern und Frauen,
den ärmeren Klaffen angehörend, pflücken dort müh
selig den ganzen Tag Liter um Liter. Manschätzt
den alljährlichen Werth der aus diesen Gehegen ge
wonnenen Bickbeeren auf 30—40,000 Mk. Die
Lüneburger Heide liefert in ertragreichen Jahren für
100,000 Mk. Beeren, von denen große Quantitäten
nach Hamburg und Bremen zum Weinfärben gehen.
Der in Kiel verhaftete spionsverdächtige angeb
liche französische Marine-Officier ist nach
dem „Hamb. Fremdenbl." bereits nach kurzer Zeit
aus der. Haft wieder entlassen worden, da sich
seine gänzliche Schuldlosigkeit herausgestellt habe.
Der fragliche Herr sei Vertreter einer großen Firma
in Forbach und Leiter der in der Umgegend von
Kiel für die Kanalarbeiter aufzuführenden transpor
tablen Baracken.
Tondern, 3. Aug. Nunmehr ist das Programm
für die 100jährige Jubelfeier unseres Senrinars wie
folgt festgestellt: Am 9. Septbr. Vorfeier auf der
Schweizerhalle. Am 10. Septbr., 10 Uhr Morgens,
Hauptfeier. Reden halten der Director Schulrath
Propst Carstens, Lehrer Kaper und Christiansen aus
Husum. Die Zwischenpausen werden durch Gesangs
einlagen ausgefüllt. Darauf Umzug durch die Stadt,
Festessen um 2 Uhr, und Abends um 6 Uhr Zu
sammenkunft im festlich beleuchteten Garten von
„Stadt Hamburg". Es wird eine große Anzahl
von Gästen erwartet.
Sylt» 2. August. Gestern wurde den vielen
Kindern, die sich hier als Badegäste aufhalten, von
der hieselbst weilenden Königin von Rumänien
ein froher Nachmittag und Abends im Kurhause
ein Ball bereitet. Unter klingendem Spiel zogen
die Kinder, festlich gekleidet und mit Blumen ge
schmückt und bekränzt, theils zu Wagen, theils zu
Pferde und zu Fuß hinauf nach der Noth'schen
Villa, wo die Königin wohnt. Ihre Majestät er
schien auf dem Balkon und grüßte freundlich mit
einem Tuche winkend, während die Kinder ein drei
maliges Hurrah erschallen ließen. Nach einer Weile
ging der Zug, unter Vorantritt der Musik, begleitet
von vielen Erwachsenen — Angehörigen der Kleinen
und Kinderfreunden — nach dem Kurhause, wo
Kaffee und Kuchen gereicht und hernach getanzt
wurde. Viele Badegäste wohnten als Zuschauer,
unter welchen sich auch die leutselige Königin befand,
dem fröhlichen Feste der Kinder bei, um mit diesen
die innigste Freude zu theilen. Ein solches Kinder
fest hat unser Badeort seit seinem Bestehen noch
nicht aufzuweisen gehabt.
X Kreis Rendsburg, 4. Aug. Aus der sogen,
lex Huene entfallen für das Etatsjahr 1887/1888
auf unsern Kreis 26,599 Mark; auf die ganze
Provinz 781,154 Mark.
Rendsburg. Junge Leute, welche, nachdem sie
das wissenschaftliche Befähigungszeugniß für den ein
jährig-freiwilligen Militärdienst von einer höheren
Lehranstalt erhalten haben, dieselbe verlaffen und
später als Nichtschüler sich auf Grund dieses Zeug
nisses für den einjährig-freiwilligen Dienst melden,
haben das Unbescholtenheitszeugniß seitens der
Polizeiobrigkeit bezw. der vorgesetzten Dienstbehörde
außerdem beizubringen.
O Rendsburg, 6. Aug. Mit dem Wiederbeginn
der Schule mußten die 3 unteren Klaffen der Neu
werker Mädchenschule auf Anordnung der Königl.
Schulinspection sofort wieder geschlossen werden, da
jn der Familie des im Mädchenschulhaus wohnenden
Pedellen die Masern ausgebrochen sind. — Dieselben
scheinen überhaupt wieder sehr zu grassiren, da eine
große Zahl von Fällen zur Anzeige gelangte.
fiZ Rendsburg, 6. August. Trotz wiederholter
Warnungen auch an dieser Stelle, gehen Kinder
mädchen häufig noch recht leichtsinnig mit dm ihrer
Obhut unterstellten Kleinen um. So ließ am
Sonnabend ein Mädchen den Wagen mit einem
Kinde in der Nähe der Post auf der Straße stehen,
tvährend sie im Postgebäude eine Bestellung besorgte.
Der plötzlich scharf einsetzende Wind setzte den Wagen
nach dem hier steil abfallenden Bollwerk der Eider
in Bewegung und hätte nicht eine zufällig des
Weges kommende Dame denselben aufgehalten, wäre
das Kind unrettbar verloren gewesen.
siZ Rendsburg, 5. Aug. Heute prangte unsere
Stadt wieder einmal im Festgewand, da in den
Mauern desselben das V. Gauturnfest des schleswig
holsteinischen Nordgaues abgehalten wurde. Leider
verregnete das Fest zum großen Theil und das vom
Festkomits aufgestellte Programni konnte nur theil-
weise durchgeführt werden. Der Festzug wurde ab
gekürzt und statt auf dem Festplatz beim Aukrug
mußte das Turnen im Saale der Tonhalle abge
halten werden. Erschienen waren reichlich 100 fremde
Turner aus den Städten Kiel, Eckernförde, Schles
wig, Flensburg, Husum und Bredstedt. Das Turnen
bestand in Freiübungen, im Geräthturnen am Reck,
Pferd ^ und Barren nnd im Wettturnen. Als volks-
thümliche Uebungen waren für das Letztere Hoch
sprung und Gewichtheben bestimmt worden. — Das
Turnen nahm einen befriedigenden Verlauf und von
32 Wettturnern konnten 20 als Sieger genannt
werden, welche es auf über 36 Punkte gebracht
hatten. Die Namen der Sieger sind folgende:
1) Sönksen-Kiel 57'/« Punkte, 2) Sachau-Kiel
56 '/ 3 , 3) Gamst-Kiel 54V,, 4) Klinker-Kiel 54'/ 6 ,
5) Paulsen-Kiel 52'/„ 6) Sachau-Kiel 52'/,, 7)
Meier-Flensburg 48V«, 8) Dirks-Husum 45,
9)_ Wiese-Kiel 45, 10) Höhne-Flensburg 45, 11)
Dirks-Kiel 44, 12) Brüning-Flensburg 42, 13)
Evert-Schleswig 41°/«, 14) Scheller-Schleswig 41,
15) Kunst-Eckernförde 39°/«, 16) Martens-Kiel 39,
17) Sachau-Kiel 38, 18) Hühne-Flensburg 37°/«,
19) Mahnte - Kiel 37 und Schröder - Schleswig
36°/« Punkte. —- Nach der Verkündigung der
Sieger wurde nach dem Apollosaal marschirt, wo
selbst ein Ball abgehalten wurde.
Kleine Mittheilungen ans der Provinz re.
Die Kartoffelkrankheit greift in der Plön er Gegend
rasch um sich. Noch immer ist die Heu- und Kleeernte
hier nicht beendet. — Der Verkehr in unseren benach
barten Badeörtern ist infolge der rauhen und regnerischen
Witterung als gering zu bezeichnen. Bis Schluß des
Juli wurde Glücksburg von 979 Badegästen besucht,
von denen 378 schon wieder abgereist sind; Gravenstein
von 62 besucht, abgereist 39; Ko llund von 97 besucht,
abgereist 47; Süderhaff von 39 besucht, abgereist 2;
Mass er sieben von 25 besucht, abgereist 6. — Dem
„Dithmarsischen homöopatischen Verein" sind seit
der kilrzen Zeit seines Bestehens bereits ca. 400 Mit-
glieder beigetreten. — Jn Reh er bei Sanerau starb ein
99jähriger Mann. — Bei den Sparkassen unserer Provinz
sind im Jahre 1886 per Kopf 14,50 M. gespart, in
Hannover 10,8 M., Westfalen 9,7 JU\ am wenigsten
wurde in West- und Ostpreußen gespart. — Die Zucker
fabrik Oldesloe hat im letzten Betriebsjahre 14988 Ji
zugesetzt. — In der Ortschaft Reinsbüttel trat kürz
lich der Fall ein, daß ein junges, sehr werthvolles Pferd
durch die Bohlendecke eines Brunnens hindurchbrach und
in die Tiefe stürzte. Die ganze männliche Einwohner
schaft des Ortes wurde aufgeboten, das Tier aus seiner
hilflosen Lage zu befreien, und gelang es derselben, das
Pferd unversehrt aus dem Brunnen hinauszuwinden. —
Am Sonnabend Nachmittag zog ein heftiges Gewitter
über die Hallig Langeneß, begleitet von einem Platz
regen, wie ihn die ältesten Leute dort nie erlebt haben.
Der Topp des Mastes eines im Rindel liegenden Ewers
wurde vom Blitze vollständig zerschmettert, so daß die
Splitter iveit umher zu finden waren. — Herr Amts
richter Paulsen, früher in Gettorf, unlängst nach Kiel
versetzt, ist zum Syndikus an hiesiger Universität, im
Nebenamte ernannt worden, an Stelle des versetzten
Prof. Dr. Lehmann. — Ein Schneider in Hamburg
rieb sich eine eiternde Geschwulst am Arm auf den Rath
einer Frau init Petroleum ein. Die Folge war eine
eintretende Blutvergiftung. Es ist unglaublich, welche
Thorheiten aus Unwissenheit nach dieser Richtung noch
begangen werden. — Jn dem Dorfe Pfingstberg bei
Plön hat sich ein Dienstjunge wegen beleidigten Ehrge
fühls erhängt. Er hatte im Scherz einem Dienstmäd
chen einen Bescheid auf ihren ausgesprochenen Wunsch
gebracht, den sie nicht erwartet hatte und nicht für-
glaubwürdig fand. Auf geschehene Nachfrage erhielt der
Knabe eine Rüge, die ihn so verletzte, daß er sich deshalb
erhängt hat. — Jn einer Wirthschaft Hamburgs biß
ein Arbeiter einein Gaste das halbe Ohr ab. — Auf
dem Gute Bothk amp sind bereits 200 Fuder Heu
verdorben und dem Düngerhaufen übergeben. — In
Preetz biß ein Dienstknecht seinem Mädchen ein Stück
ans der linken Backe. — Von Arbeitern wurde in
Wesselburen das Skelett eines Kindes aufgefunden.
Dem Anscheine nach wird die betreffende Leiche schon
mehrere Jahre in der Erde gelegen haben und das
augenscheinlich verübte Verbrechen schwerlich aufgedeckt
werden. — Der Seminar-Direktor Eckert vom Schul
lehrer-Seminar zu Tondern ist in gleicher Eigenschaft
an das Lehrerinnen-Seminar zu Augusten bürg ver
setzt worden. — Der frühere Kirchspielvogt in Kiel,
Herr von Götze, zuletzt kommissarischer Inhaber des
Landrathsamts für den Kreis Schildberg, ist zum Königl.
Landrath ernannt worden. — Im Neubau Gerhardstr.
22 in Kiel stürzte ein Theil des Treppenhauses ein.
Ein Maurer und ein Maurerarbeitsmann wurden von
den Trümmern verschüttet. Anscheinend waren sie mit
einzelneil Quetschungen ohne gefährlichere Verletzungen
davongekommen.
Mitgetheilt von dem Agenteu des Nordd. Llohd
JE. Klüver, Rendsburg.
Bremen, 3. August. Der Schnelldampfer „Lahn",
Capt. H. Helmers, voin Norddeutschen Lloyd in Bremen,
welcher am 25. Juli von Bremen und am 26. Juli von
Southampton abgegangen war, ist heute 5 Uhr Morgens
wolbehalten in Newyork angekommen.
Vermischtes.
— Taube und Biene. Ein Herr Chr. R. in
Hamm in Westfalen, sowohl Brieftaubenliebhaber,
als auch Imker, proponirte folgende Wette: „Auf
einer Strecke von nicht ganz einer Stunde, nämlich
von Rhynern nach Hamm, sollen Bienen eher wieder
zu Hause eintreffen als Brieftauben." Diese Wette
wurde nun am 25. d., Nachmittags 4 Uhr, zum
Austrag gebracht und von Herrn Chr. R. glänzend
gewonnen. Zwölf Brieftauben und zwölf mit Mehl
bestäubte Bienen, unter den letzteren vier Drohnen
und acht Arbeitsbienen, wurden nach Rhynern ge
schafft und dort gleichzeitig in Freiheit gesetzt, und
siehe da; eine weiße Drohne war 4 Sekunden eher
angelangt als die erste Taube. Mit der zweiten
Taube langten schon die übrigen drei Drohnen und
mit dem Rest der Tauben auch schon die Arbeits
bienen an.
— Die Berichterstatter der Londoner „Time!"
in den Hauptstädten Europas sind gleichsam ihtt
Botschafter, wie die großen Staaten sie halten, und
werden auch wie diese bezahlt. Der etwas ver
rufene Blowitz in Paris erhält ein jährliches Gehalt
von 80 000 Mark, Lowe in Berlin 2000 Pfund
Sterling, der Wiener Berichterstatter, der oft
wechselt, do. 2000 Pfund, der Berichterstatter in
Rom 1000 Pfund und freie Wohnung, Simson in
Petersburg do. do., im ganzen zahlt die „Times'
30 000 Pfund an ihre ausländischen Mitarbeiter.
Das kann freilich nur eine Zeitung, deren Abonne
ment vierteljährlich ein Pfund Sterling und in der
jede sehr schmale Zeile Inserat 50 Pf. oder gar
ein Schilling und in der die ganze Seiten füllenden
Reklamen das 2- und 3-fache kosten, die in Eng
land selbst fast jeder wohlhabende Mann hält, ab
gesehen vom Einzelverkauf, die jeder Engländer mit
auf Reisen oder in Bäder nimmt und die in In
dien und in allen englischen Colonien ihre Äb-
nehmer hat.
Abgeblitzt. „Gnädiges Fräulein — darf
id; darf ich wohl Ihre Mama zur Schwieger
mutter machen?" — „O, warum nicht, wen»
Sie einen Mann für mich wüßten, welcher mir
gefällt!" — '
— (Ueberzcugt.) Ein Herr stürzt in den Kursaal
am Strand. „Unmensch", ruft er seinem Freunde
zu, der dort ruhig Scat spielt, „Du sitzest hier und
Deine Frau hat eben beim Muschelsammeln di-
Fluth überrascht und mitgenommen." „Sei unbe
sorgt", sagte der Gatte ruhig, „sie bringt sie
wieder!"
Literatur.
Von der im Verlage von Franz Lipperheide, Berlin
unter dem Titel „Friedrich, Deutscher Kaiser und König
von Preußen-- von Ludwig Ziemffen erscheinenden Bio
graphie des dahingeschiedenen Monarchen gelangte webe»
d,e neunte Lieferung zur Ausgabe, welche die Leidens
geschichte Kaiser Friedrichs und die ersten Acte seiner
Regierung in ausführlicher Weise behandelt. Der äußerst
feffelnden Darstellung wird durch den reichen Jllustrations-
schmuck dieser Lieferung ein ganz besonderer Reiz ver
liehen. Wir heben hervor: „Villa Zirio" von H. Nestel,
„Der Kronprinz auf dem Balkvii der Villa Ziro" vo»
de Haenen, „Vor dem Schlosse zu Charlottenburg
während der Krankheit Kaiser Friedrichs" von T. vo»
Eckenbrecher, und von den Vollbildern: „Kaiser Friedrich
im Park des Charlottenburger Schlosses" voir F. Stahl,
Das schöne Werk wird mit der 10. Lieferung vollständige
Hede Lieferung kostet nur 60 Pfg.
Geschehen
Rendsburg, den 3. August 1888.
in der Sitzung des Stadtverordneten-Colleqiums.
Es fehlen die Sladiverordncten Pfahler, Matthiesse»
und Mohr.
Auf der Tagesordnung stand:
1) Aeußerung des Stadtverordneten-Collegiums da
rüber, ob Bedenken enkgegenständen, daß dem am 1. Oc
tober d. I. in den Ruhestand tretenden Polizciserqcante»
Glienicke der Posten eines Schuldieners für die Alt-
städter Schulen zu übertragen sei. — DaS Stadtvcr-
vrdneten-Colleginrn beschloß, den, Magistrat zu erwidern,
daß seinerseits Bedenken gegen diese Anstellung ui#
im Wege stehen.
2) Aeußerung über die von dem Magistrate beab
sichtigte Anstellung des Sergeanten Robert 5oeydorN
vom Trainbataillon Nr. 9 als Polizeisergegnten f» 1 '
eine sechsmonatliche Probedienstzeit. — Es wurde be
schlossen dem Magistrate zu erwidern, daß Bedenkc>t
gegen diese beabsichtigte Anstellung nicht entgegen ständen.
3) Wahl zweier Mitglieder in die Wahlcommissiv»
fur die bevorstehende Scnatorenwahl und eines Sicll-
vertreters. — Es wurden gewählt zu Mitgliedern:
Die Stadtverordneten Druckenmüller und Gütlein, zu»'
Stellvertreter: Der Stadtverordnete Rohwer.
4) Wahl von 6 Mitgliedern der Präsentationscoi"-
mljsion für die durch den Austritt des Senators Holle
sen erforderlich werdende Wahl eines Senators »
5) Es wurden gewählt: Die Stadtverordneten Roh
wer, Bock, Gutlein, Janssen, Druckenmüller nnd Speck.
V. G. U.
.. „Zgez.) W. E. Wiggers, lgez.) Speck.
Fur die Richtigkeit der Abschrift
Der Stadtverordneten-Vorsteher: W E Wiggers.
Kemmerich’s «s*■-iävx;
__ in kurzer Zeit bereits* mit
16 Enrendiplomen und goldenen Medaillen aus
gezeichnet worden.
Anzeigen.
Todes-Anzeige.
(Statt besonderer Meldung)
I Hsjffe Abend 8 Uhr starb nach langen schwe-
ren Leiden unsere unvergeßliche Tochter' Am.,lie,
im Alter von 6 -4 ^zahr, tiefbetrnuert von ihren
Eltern und Geschwistern.
Ggstwirth P. Rohde und Frau.
„ Die Beerdigung findet am Dienstag, den
7. August, Nachmittags 3 Uhr, vom Sterbehause
Paradeplatz 436, aus statt.
Todesanzeige.
Heute Abend 5'/ 2 Uhr starb nach kurzen schwe
ren Leiden, sanft und ruhig unsere geliebte Toch
ter Auguste Carol. Dor. Prcusse, im Alter
von 1 Jahr 5 Monaten, tief betrauert von
ihren Eltern und Geschwister».
Die Beerdigung findet am Dienstag, den 7.
d. M., Nachmittags um 4 Uhr vom Sterbchause,
Grünestraße aus statt.
Bekanntmachung. .,
Bei dem hiesigen Amtsgericht ist die Stelle eines
Kanzleigchülfm sofort zu besetzen. Qnalificirte Be
werber, welche mit dem gerichtlichen Kanzleiişş'
vertraut sind, wollen sich unter Einreichung eine"
kurzen Lebenslaufs schriftlich oder persönlich bei de»
Unterzeichneten melden. Militairanwärter habe'
den Vorzug.
Rendsburg, den 4. August 1888.
Königliches UmtSgeriĢ-
Hartift-
ļ
T
Troi
om :
der
às»
Min
gebe:
. P
NN 5
schlo
ss ;
»bzw
R
N
Herr
Ner
Zwe
Gen:
14.
»ls
Vor,
un i
T
Wäh
3« Ï
selbst
Etwl
stens
sitzen
löw
I
den S
dem
Nliin
erklä
R
A
auch
der
Unif
T
3cg«
C
»nt«
louse
Nisse
R
d. I
unter
Vedi:
T
usfeni
kverd,
l) (Ş
3)
1) P
5)'
6)
s )
a )
10)
U)i