Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 1)

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Aus St. Petersburg wird gemeldet r Ungeachtet 
der sehr bemerkten unfreundlichen Haltung der deut 
schen Offiziösen hält die Presse daran fest, Kaiser 
Wilhelm werde, wie der „Swjet" sogar meint, 
gegen die Absicht des Fürsten Bismarck 
Rußlands Ansprüche auf der Balkanhalbinsel auf 
richtig unterstützen. Die „Most. Ztg." prophezeit 
einen Umschwung der deutschen Politik im eigensten 
Interesse Deutschlands. Weniger Siegesgewißheit 
zeigen die leitenden Kreise, obgleich auch sie die 
tiefste Befriedigung über den Verlauf der Begeg 
nung nicht verhehlen. 
Berlin, 23. Juli. Das Pariser Blatt „Autorits", 
hat die Reise des Kaiser Wilhelm nach Peters 
burg besprochen und erzählt, der Kaiser wolle den 
Zaren für die Idee der Abrüstung gewinnen und 
Graf Herbert Bismarck werde demnächst nach Paris 
gehen, um den Entschluß der Mächte mitzutheilen. 
Dazu bemerkt die „Nordd. Allg. Ztg.", daß dem 
deutschen Lesepublikum so kindische und alberne 
politische ^Darstellungen gar nicht geboten werden 
könnten; der Gedanke, daß Deutschland sich wegen 
der Abrüstung in Paris bemühen sollte, ist ein so 
insipider, daß er nur auf Kinder in der Politik be 
rechnet sein könne. 
Berlin, 24. Juli. (H. C.) Graf Herbert Bismarck 
wird in den nächsten Tagen hier aus St. Peters 
burg zurückerwartet. Es ist wahrscheinlich, daß er 
sich alsbald nach Friedrichsruh begeben wird, um 
dem Reichskanzler über seine persönlichen Eindrücke 
und ^Wahrnehmungen während des Aufenthalte« des 
deutschen Kaisers am russischen Hofe zu berichten. 
In den ersten Tagen de« August wird Graf Her 
bert Bismarck eine Urlaubsreise antreten und sich 
zunächst, wie es heißt, zu längerem Aufenthalte 
nach dem Seebade Ostende begeben. 
— Ueber den Empfang des General 
majors von Winterfeld bei der Königin 
von Großbritannien in Anlaß der offiziellen 
Anzeige der Thronbesteigung Kaiser Wilhelms II. 
erhält die „Schlesische Ztg." so merkwürdige Mit 
theilungen, daß sie dieselben, obwohl sie „von einem 
sonst durchaus zuverlässigen Berliner Corresponden 
ten" herrühren, doch nur „unter allem Vorbehalt" 
abdruckt: 
„In den höchsten Kreisen, so schreibt dieser Cor 
respondent, hat der Empfang, welcher dem Generalmajor 
von Wlnterfeld, der dem Kronprinzen Friedrich Wil 
helm lange Jahre als Adjutant zur Seite gestanden 
hat und von Kaiser Friedrich zum dienstthuenden Ge 
neral-Adjutanten ernannt wurde, bei der Meldung 
von der Thronbesteigung Kaiser Wilhelms II. jüngst 
am Hofe der Königin Victoria von England in Lon 
don zu Theil geworden ist, einen peinlichen Eindruck 
hervorgerufen. Als der Generalmajor von Winterfeld 
und der ihn begleitende Haupimann an zuständiger 
Stelle über den Zeitpunkt der Audienz bei der Königin 
sich Gewißheit verschaffen wollten, wurde ihnen dieser 
mit dem Bemerken mitgetheilt, daß Ihre Majestät die 
Herren in Civil zu empfangen wünsche. Etwas frap- 
pirt über diesen Befehl, begaben sich die Herren, da 
sie mit Civilkleidern nicht -versehen waren, in eine 
Kleiderhandlung und equipirten sich schleunigst. Bei 
der darauf stattfindenden Audienz nahm die Königin 
das Schreiben in Empfang, sagte zum General etwa 
die Worte: „Bei Ihnen hat sich in letzter Zeit 
viel verändert", und zu dem Hauptmann, der 
früher in der Umgebung des Kaisers Friedrich gewesen: 
„Ich habe Sie lange nicht gesehen" — „Ich 
danke Ihnen, meine Herren", und die Audienz 
war zu Ende." 
Wahrscheinlich darf man diese Nachricht als eine 
„Ente" betrachten. Die Königin von England 
wird nicht einen Augenblick außer Acht gelassen 
haben, daß eine solche eclatante Beleidigung der 
deutschen Krone unbedingt Repressalien im Gefolge 
hat, welche auf England zurückfallen. 
Berlin, 23. Juli. Mit steigender Genugthuung 
verzeichnet die hauptstädtische Presse die überaus 
glänzende und herzliche Aufnahme, die der deutsche 
Kaiser am russischen Hofe findet, und gleich 
zeitig wächst die Zuversicht, die auch in hiesigen gut 
unterrichteten Kreisen getheilt wird, daß das politische 
Resultat der Entrevue dauernde Garantien 
gegen die Wiederkehr derBeunruhigun- 
gen schaffen werde, unter denen Europa im letzten 
Jahre gelitten hat. Dieser Auffassung entspricht 
jetzt auch die Haltung der russischen Presse. 
— Abseiten der abhängigen Zeitungen und den 
Reptilien in der Provinz werden die Artikel der 
„Kreuzzeitung" und des „Reichsboten" gegen das 
Freimaurerthum noch einmal ausgegraben, 
nachdem man im Allgemeinen die Sache abgethan 
hielt, um — den Freisinnigen noch eins anzuhängen. 
Der politische Anstand ließ die« zu. — Natürlich 
haben die freisinnigen Blätter wieder alle Schuld, 
weil sie an die genannten Artikel ihre Betrachtungen 
knüpften. Der Kern dieser Frage liegt indeß 
tiefer. Die unabhängige Presse hat keine 
Veranlassung auf Commando die Wahr 
heit zu verhüllen und auf Commando 
Unrecht in Recht zu verdrehen. — That 
sache bleibt es, daß den Offizieren und höheren 
Beamten angesonnen wurde, aus den Logen auszu 
treten. Ob dies Ansinnen zu Recht bestehend be 
trachtet werden kann, ist eine andere Frage. 
— Das Organ des Herrn Reichskanzlers äußert 
sich heute in einem anscheinend inspirirten Artikel 
zu der bekannten Auslassung des Herrn v. Rauch 
haupt über das Kartell. Es stellt sich fast noch 
entschiedener, als zu erwarten war, auf Seiten der 
Nationalliberalen, erklärt deren Weigerung, ein 
Kartell für die Landtagswahlen abzuschließen, für 
keinen genügenden Grund für die Angriffe des Herrn 
v. Rauchhaupt, erinnert diesen an seine Haltung 
beim.Schullastengesetz, wobei er versucht habe, die 
konservative Partei von Neuem in das Lager des 
Centrums hinüberzuführen, und beschuldigt ihn, 
diesen Versuch jetzt zu erneuern. Der „Kreuzztg." 
widmet das offiziöse Blatt folgende Sätze: „Wir 
verzichten darauf, mit der „Kreuzztg." über die Nütz 
lichkeit und Nothwendigkeit des Kartells in Erörte 
rungen einzutreten. In kleinlicher Parteipolitik be 
fangen hat dieses Blatt schon längst den Blick für 
die wahren Interessen des Vaterlandes verloren. 
Das Bündniß mit dem jeder staatlichen Autorität 
widerstrebenden Centrum ist seiner politischen Weis 
heit letzter Schluß und in tiefgcwurzeltem Hasse 
gegen Alle, die nicht ihren specifisch kirchlichen Stand 
punkt theilen, scheut die „Kreuzztg." nicht davor 
zurück, zur Bekämpfung der nationalen Elemente in 
der Provinz Hannover auf die Hülfe der Welfen 
zu rechnen, trotzdem dieses Liebeswerben auf Seiten 
der Letzteren nur Spott und Hohn gefunden hat." 
— Die „Kreuzzeitung" antwortet sehr heftig 
auf den gestrigen Angriff der „Norddeutschen All 
gemeinen Zeitung" gegen Rauchhaupt; sie bezeichnet 
Sen Angriff als eine Unverschämtheit und fragt, 
wo denn die Leute stecken, die nach der Meinung 
der „Nordd. Allg. Ztg." noch berechtigt sind, die 
konservative Partei zu vertreten. 
— Die „Nat.-Lib. Corr." nimmt von obigem 
Artikel der „Nordd. Allgem. Ztg." gegen 
den Abg. von Rauchhaupt und die „Kreuz. 
Ztg." mit Befriedigung Notiz und bemerkt u. A.: 
„Das ist klar, deutlich und treffend. Es wird 
eben nicht besser werden, bevor die gemäßigten 
Elemente der konservativen Partei zwischen sich 
und der Hochreactionären klerikalen Gruppe von der 
Farbe der „Kreuz-Ztg." und des Herrn von Rauch 
haupt eine scharfe Grenzlinie gezogen haben. Herr v. 
Rauchhaupt hat sicher nicht die Befähigung und die 
Berechtigung zum Führer der konservativen Partei, 
das wird ihm jetzt in der „Nordd. Allgem. Ztg." 
bescheinigt." 
— Auch das nationalliberale „Franks. Journ." 
räumt ein, daß die Bedenken des Arbeiterstandes 
gegen das Altersversicherungsgesetz hauptsächlich in 
dem Quittungsbuch ihren Grund haben, und daß 
gegen dasselbe sich eine eifrige Agitation richten wird. 
Von den Behörden erwarte man, daß sie Versamm 
lungen mit diesen Tagesordnungen zulassen, anderen 
falls sei man gewillt, die Verweigerung der Erlaub 
niß energisch auszubeuten und der sozialdemokrati 
schen Fraktion des Reichstags reiches Material zur 
Bekämpfung des Entwurfs verschaffen. — Wie es 
scheint, verschließt sich selbst das nationalliberale Blatt 
Sen Bedenken gegen das Quittungsbuch nicht. 
— Nach einer Berliner Meldung der „St. James 
Gazette" soll Kaiser Alexander beabsichtigen, im 
Herbst Kaiser Wilhelms Besuch zu erwidern und 
nach Berlin zu kommen. 
— Am Freitag Morgen gegen 9 Uhr fand man 
den Director der Stettiner Couplet- und Quartett 
sänger, Woldemar Weyhmann, todt in seinem Zim 
mer in einem Gasthofe zu Stargard in Pommern 
auf. Derselbe hatte sich kurz vorher vom Wirth 
die Rechnung ausschreiben lassen und war damit auf 
sein Zimmer gegangen, wo er sich durch Einnehmen 
von Gift tödtete. Der Bedauernswerthe ist zu 
dieser That durch die Geschäftslosigkeit der letzten 
Wochen, wo jede Aussicht auf gutes Geschäft durch 
den unaufhörlich fallenden Regen vernichtet wurde, 
getrieben. In Stargard hatte er gehofft, sich auf 
zuhelfen, aber auch diese Hoffnung war ihm am 
Abend vorher, an welchem nur wenige Besucher dem 
Concerte beiwohnten, genommen. Er konnte am 
Morgen dem Wirthe nicht zahlen und suchte daher 
den Tod. 
tzardurg, 24. Juli. Gestern Abend hat sich hier 
ein Eisenbahnunfall zugetragen. Von Ham 
burg auS fuhr ein Leichenwagen nach Winsen. Nach 
dem die Bestattung erfolgt war und der Leichen 
wagen Abends zurückkehrte, wurde er an dem Bahn 
übergänge von einer vorbeifahrenden Locomotive er 
faßt, umgestürzt und total zertrümmert den Bahn 
damm hinuntergeworfen. Dem Kutscher wurde ein 
Bein abgefahren, ein Pferd wurde nur verletzt und 
konnte zum Thierarzt geschasst werden, das andere 
dagegen wurde von der Locomotive etwa 20 Meter 
vorwärts geschoben und entsetzlich verstümmelt. 
Hamburg, 21. Juli. Dr. Ludwig Prochaska, 
der seit Jahren eine allgemein geschätzte musikalische 
Thätigkeit, sowohl als Musik- und Gesanglehrer, 
wie als ausgezeichneter Klavierkünstler im Koncert 
entfaltet hatte, ist in Prag im kräftigsten Mannes 
alter gestorben. Er wollte nach Marienbad zur 
Kur, sein erschütterte Gesundheitszustand nöthigte 
ihn aber auf der Tour bei den Seinen in Prag 
einzukehren und dort starb er. 
Hamburg, 22. Juli. Von einem neuen, wenig 
empfehlenswerthen Kindermädchensport berichten die 
„Hamb. Nachr." Folgendes: Am Dienstag-Nach 
mittag setzten Kindermädchen in der Allee ein Wett 
rennen mit Kinderwagen in Scene. Drei Con- 
currentinnen erschienen am Start und rannten auf 
das gegebene Signal: „Eins, zwei, drei" mit großer 
Schnelligkeit die Allee hinunter, gar nicht der ihnen 
anvertrauten Kinder gedenkend. Zwei leidenschaftliche 
Wettjahrerinnen kollidirten mit den Wagen an der 
Gewinnseite, wodurch eins der Kinder aus dem 
Wagen siel. Ein herbeikommender Beamter, der 
fast von den Mädchen angerannt wäre, inhibirte 
das fernere Rennen. Glücklicherweise war dem 
Kinde nichts geschehen. 
Hamburg. 24. Juli. Der am Sonnabend unter 
dem Verdacht von Heirathsschwindeleien verhaftete 
Dr. Carlotta ist soeben in Freiheit gesetzt worden, 
da die Untersuchung die Behauptung des Denun 
cianten nicht bestätigt hat. Carlotta behauptete von 
Anfang an, daß eine Personenwechsel vorliegen müsse. 
Mona. 24. Juli. Beim nächsten Sozialisten 
prozeß sind 27 Personen angeklagt, 7 wegen 
Geheimbündelei. 
Süderdithmarschen, 23. Juli. Seitens der 
nationalliberalen Partei in Süderdithmarschen ist 
dem langjährigen Vertreter des Kreises Hofbesitzer 
Pflueg in Brunsbüttel, der zur deutschfreisinnigen 
Partei gehört, in der Person des Hofbesitzers Kahlke- 
Friedrichsgabekoog ein Gegenkandidat siebte Land 
tagswahl gestellt. 
Brunsbüttel, 24. Juli. Der von der Königlichen 
Regierung für den Bau des Nord-Ostsee kanals 
zunächst ausgeschriebene Ziegelbedarf ist an einen 
KasselerZiegeleibesitzer vergeben. Der Grund 
und Boden für Anfertigung der Ziegel wird von 
der Regierung angewiesen und der Unternehmer wird 
dort Ringöfen anlegen. Für je 1000 Steine werden 
26 Mk. gezahlt werden. 
Burg «, F., 22. Juli. Auf der Tiefe ertrank 
beim Baden am letzten Donnerstag eine junge Dame 
aus Clausdorf. Ob sie durch Schlaganfall umge 
kommen ist, ließ sich bis jetzt nicht ermitteln; etwa 
eine Stunde nach dem Unglück fand man die Leiche 
auf dem Wasser treibend. 
Kiel, 23. Juli. Die Sprengung des Kanonen 
boots „Drache" wird in der Wieker Bucht am 
Tage Ser Rückkehr des Kaisers erfolgen, auch 
wird daselbst eine Minensperre gelegt. Die Torpedo 
bootsflottille, welche in der vergangenen Woche sehr 
anstrengende Manöver an der Ostküste ausgeführt 
hat, lief am Sonnabend Abend in den hiesigen 
Hafen ein. 
stiel, 22. Juli. In der medicinischen Fakultät 
der Christiana Albertina hat sich als P r i v a t d o- 
cent habilitirt: Herr Dr. mcd. Friedrich 
August Theodor Kirchhofs, Sohn des Oberleh 
rers am Altonaer Gymnasium Prof. Friedrich 
Christian Kirchhofs, geboren 1853 in Mörs. Sein 
Wohnsitz wird, laut dem „K: T.", Schleswig bleiben 
und wird er zum Zweck der Vorlesungen regelmä 
ßig herüberreisen. 
Kappeln, 22. Juli. Ein hiesiger Bürger, Herr 
Buchbinder Sander, ist in große Trauer versetzt. 
Gestern taf an den Bürgermeister, Herrn Viereck, 
aus der Schweiz ein Telegramm ein, daß der 21- 
jährige Sohn des genannten Herrn im Gebirge der 
Schweiz vom Felsen gestürzt und so ein jähes 
EnSe gefunden. Der junge Mann, durch dessen 
Tod die Familie in fo großer Trauer versetzt, war 
Buchbinder und befand sich auf der Reise. 
Breklum, 22. Juli. Als in diesem Winter seitens 
des Cultusministeriums eine abschlägige Antwort auf 
die Eingabe des Kuratoriums des Martineums zu 
Breklum behufs staatliche Anerkennung des dortigen 
Martineums eintraf, reiste Herr Pastor Jensen sofort 
nach Berlin und erhielt in seiner Sache Audienz 
bei hohen und höchsten Personen, welchen er ein 
Bittgesuch übergab. Nunmehr ist von dieser Stelle 
her auch ein ablehnender Bescheid erfolgt, so daß 
auf die staatliche Anerkennung des Gymnasiums nun 
wohl nicht mehr zu hoffen ist. 
^ L Bon der Eider, 24. Juli. Der gestrige in 
Friedrichstadt abgehaltene Pferdemarkt war mit ca. 
900 Pferden beschickt. Der Handel war nicht be 
sonders lebhaft. Am meisten wurden volljährige 
jette Arbeitspferde schweren Schlags gekauft. Die 
Preise waren hoch; dieselben gingen in gedachter 
Gattung bis 1000 Mk. pro Stück und darüber. 
Es verblieb ein ziemlich bedeutender Restbestand. 
— In der letzten Nacht versank zwischen der Eider 
brücke und der FriedrichstüSter Fähre ein Schiff, 
eine sogenannte Boje, welche mit Kohlen befrachtet 
war und dem Schiffer Fritz Gehrken in Megger 
koog gehörte, mitten auf dem Eiderstrome. Das 
Schiff hatte beim Passiren der Eiderbrücke mit 
letzterer kollidirt und war schwer leck geworden, was 
der Schiffer entdeckte, als er das sinkende Fahrzeug 
noch rechtzeitig verlassen konnte. Das Wrack ist 
der Schifffahrt jedenfalls hinderlich und muß daher 
baldigst entfernt werden. 
Levensau, 24. Juli. Der Bau der Ba 
racken schreitet rüstig vorwärts. Das Verwaltungs 
gebäude ist so ziemlich fertiggestellt und ist die Ein- 
theilung der Räume eine äußerst praktische. An 
die Räume für die Verwaltungsbeamten in dem 
einen Flügel schließt sich die Kochküche, der Speise- 
und der Betjaal (derselbe ist mit einem hübschen 
Thürmchen versehen), die Waschküche, sowie die 
Räumlichkeiten für den Bezirksarzt an. Hinter dem 
Verivaltungsgebäude sind bereits 2 Baracken er 
richtet ; dieselben enthalten je 14 Stuben und einen 
Speisesaal. Beim Bau der dritten Baracke ist an 
gefangen und wird sich später noch eine vierte (von 
einem anderen Unternehmer) anschließen. Für sämmt 
liche Baracken ist bereits ein sogenanntes Wirth 
schaftsgebäude gebaut. Im Verwaltungsgebäude 
werden späterhin Restauration und Verkaufsläden 
eingerichtet werden. 
/\ Rendsburg, 23. Juli. Das Ende voriger 
Woche unsere Schleuse passirte alte Kriegs-Kanonen 
boot „Drache", welches, wie bereits gemeldet, zu 
einem TorPeSomanöver bei der Rückkunft des Kaisers 
in Kiel benutzt werden soll, ist nur unter großen 
Schwierigkeiten die Eider passirt. Der großen Länge 
des Fahrzeuges wegen hat Sie hiesige Schleuse ver 
längert werden müssen, wodurch die Canalschifffahrt 
angestaut wurde. Hier waren mehr als 20 Segel 
schiffe genöthigt, zu warten und der von Kiel nach 
hier bestimmte Lustdampfer „Frida" traf in Folge 
SieseS Umstandes hier erst mit einer bedeutenden 
Verspätung um 9 Uhr Sonnabend Abend ein. 
LV Rendsburg, 24. Juli. Herr Kirchspielvogt 
Klinger ist zum 1. September als HardeSvogt 
nach Hàrsleben versetzt worden, die Geschäfte 
werden inzwischen von Herrn Kirchspielvogt 
Christensen interimistisch verwaltet; als Amts 
anwalt dürfte wie seither, Herr Amtsgerichtssecretair 
Sperling an Stelle des Herrn Kirchspielvogt 
Klinger auch ferner in Vertretung fnngiren. 
-ff Rendķîurg, 24. Juli. Das vierte und letzte 
Verzeichniß der bei dem „Schleswig-Holsteinischen 
Provinzial-Hülfs-Comitö für die Ueberschwemmten" 
eingegangenen Geldbeträge ergiebt die Summe von 
5324 Mk. 39 Pf.; im Ganzen sind eingegangen: 
228 019 Mk. 93 Pf. Diese Summe ist wie folgt 
verwendet worden: 
d. Ueberschwemmten in d. Prov. Westpreußen 118 000,— 
„ „ „ „ „ Ostpreußen 44 500,— 
„ „ „ „ Posen 56 698,98 
„ „ „ ., Elbgegend d. Prov. 
Hannover 
„ „ „ „ Elbgegend d. Prov. 
Brandenburg 
„ „ „ „ Elbgegcnd d. Groß- 
hzgth.Mecklenb.- 
Schwerin 
einer aus dem Elbinger Ueberschwemmungs- 
gcbiet in die hiesige Prov. verzogenen 
Arbeiterfamilie 
an Porto verauslagt 
noch bekannte Persönlichkeit. Er war in Rendsburg 
geboren, jüngerer Bruder von Paul Heinrich Juli^ 
Kürschner, der 1885 als Gymnasialoberlehrer a. D 
in Eutin starb. Er war 1847 als Jurist in & 
mit dem 1. Character examinirt und dann Advokat 
in Rendsburg geworden, trat jedoch 1867 von d« 
Praxis zurück, da er, streng partikularistisch-sşş- 
wig-holsteinisch gesinnt, sich nicht dazu verstehen sonnte, 
den Homagialeid zu leisten. — Im Jahre 1864 
hatte er die bekannte und s. Zt. sehr beachte» 
Schrift veröffentlicht: „Ein Wort über die 
sogenannten schleswigschen Dörfer." 
Rendsburg, 24. Juli. Das Festprogramm 
für die vom 1.—3. August in Wilster stattfin 
dende XXIII. Schleswig-Holst. Lehrerversammlung 
ist wie folgt zusammengestellt: Mittwoch, des 
1. August: 1) Empfang der Gäste am Bahnhof. 
Ausgabe der Wohnungs- und Tischkarten ini „ Wilsten 
marschhause"; 2) Sektionsversammlung fürs Zeichne« 
in Nissen's Gasthof von 1—3 Uhr Nachmittags 
3) Delegirtenversammlung beim Gastwirth Gôttşş 
von 4—6 Uhr Nachmittags; 4) Generalversamm 
lung des „Pestalozzivereins" daselbst von 6 Uhr «6 
5) Vorversammlung, Begrüßung der Gäste, Kom 
mers im „Kolosseum" um 8'4 Uhr Abends. 
Donnerstag, den 2. August: 1) Choral vom 
Thurm Morgens früh; 2) Kirchenkonzert, Anfang 
8 Uhr Morgens; 3) Hauptversammlung in der 
Kirche von 9 7, Uhr an; 4) Festessen beim Gast 
wirth P. Brandt, 4 Uhr Nachmittags; 5) Concert 
nnd gemüthliche Unterhaltung von 7 Uhr an i»> 
„Colosseum". Freitag, den 3. August: l 1 
Section für Gesang und Musik beim Gastwirth 
Schmidt von 9—11 Uhr Morgens; 2) Besichtigung 
der Sehenswürdigkeiten von 11—12 Uhr Vormit 
tags; 3) Ausfahrt durch die Marsch, — Abfahrt 
vom Marktplatz 1'/, Uhr Nachmittags; 4) Ab 
schieds-Versammlung bei M. Göttschc 8'/, Uhr 
Abends. Während der ganzen Dauer der Ver 
sammlung ist die Ausstellung der Zeichen-Sectio» 
und die Lehrmittel-Ausstellung im neuen Schulhaust 
geöffnet. 
Kleine Mittheilungen aus der Provinz rc. 
Ä".Hamb urg lief das 2'/ 2 jä[jrige Schnchen einer i« 
der Likenstraße wohnenden Frau in die Küche kletterte 
auf den Rand einer auf den- Fußboden stehenden Balje 
mit kochend heißem Wasser und fiel in die Balje hiiiei». 
Zwar bemerkte die Mutter sofort den Unfall und entriß 
das Kind dem siedenden Waster, doch hatte dasselbe scho» 
so erhebliche Brandwunden erlitten, daß es bald nachher 
starb. — Ein bedauerlicher Unfall ereignete sich i» 
Bergedorf in der Aktien-Badeanstalt an der Bille. 
Drei junge Damen badeten daselbst und plötzlich f«n f 
die eine derselben vor den Augen der anderen in die 
Tiefe. Durch Hülferufe wurden einige Leute herbeiaeloät 
und gelang es diesen auch, die Verunglückte herauszU' 
ziehen, sie war jedoch bereits eine Leiche.—In Hohen 
felde ist ein schauerliches Sittenverbrechen verübt. Ein 
dortiger Arbeiter hatte seine eigene 9jährige Tochter i»o 
Kornfeld gelockt und hier die schaudererregende That aus 
geführt. Der Mensch ist bereits hinter Schloß und 
Riegel gesetzt. — Ein Ehepaar in Sonderburg h»l 
der dortigen Kirche ein Kapital von 20 000 Mk. zur 
Verfügung gestellt zum Bau einer Todtenkapelle 
und Todtengräber-Wohuung. Auch ein Ver- 
mächtnih. —In der Segeberger Propsteisynode theilt« 
der Vorsitzende mit, daß in Betreff der Versorgung der 
Predigcrwittwen von den meisten Gemeinden beschlossen, 
die Vacanzeinnahmen zur Verwendung eines Fonds zu 
bestimmen. — Ein singender Hund, ist wohl das Neueste 
vorn Neuen auf den Gebieten der „Specialitäten" und 
der Dressur. Das „Eden-Konzert" in Hamburg hat 
sich diesen „singenden Hund" mit dessen Herrn und Lehr 
meister für kurze Zeit erworben. Herr Bufflo, ein frü 
herer Mime, bläst seinem Zügling/eben dem gedachte» 
vierbeinigen Köter, eine Melodie vor und der Hund singt- 
d. h. in diesem Fall, er winselt oder heult dieselbe nach! 
so hört man „Die letzte Rose" von dem singenden Hund, 
angeblich wirlich ganz „kunstgerecht" vorgetragen. ^ 
Der schleswig-holstein. Taubstummenverei» 
hat zur Zeit ein Vermögen von ungefähr 35 000 
Erst kürzlich sind wieder 6000 Mk. zinstragend belegt. 
Zu Revisoren für das laufende Rechnungsjahr sind ge 
wählt die Herren Gymnasiallehrer Terno und Photograph 
Schnittger in Schleswig. — In Wesselburen wurde 
von inehreren Einwohnern, als große Seltenheit, ei» 
weißer Staar unter einer größeren Anzahl seiner schivaU» 
glänzenden Gattungsgenossen im Felde bemerkt. — 3» 
Neumünster ist der Tuchmacher Wegel wegen Uuten 
zeichnung des daselbst erschienenen Flugblattes: „Arbeite« 
Mittheilungen aus de,» Publikum. 
Die Redaction stellt die Benutzung dieser Rubrik soweit (?. 
der Raun, gestattet, dem Publikum zur Besprechung von Angl, 
lcgenl,eiten allgemeinen Interesses zur Verfügung, verwahrt !'» 
"der ausdrücklich dagegen, mit dem Inhalt identificirt zu werd'» 
und übernimmt dafür keinerlei Verantwort ung 
6000,— 
2 500,- 
155,50 
100,— 
65,45 
Zusammen 228 019,93 
+ Rendsburg, 23. Juli. Am letzten Freitag 
passirte auf seiner Lustyacht „Lehnsahn" Ş. Kgl. 
Hoheit der Erbgroßherzog von Oldenburg unsere 
Schleuse und setzte auf derselben seine Reise nach 
Kopenhagen behufs Besichtigung der dortigen Aus 
stellung fort. Gestern Nachmittag kehrte derselbe 
auf der „Lehnsahn" wieder hierher zurück und setzte 
eine Reise nach der Wesermündung fort. 
» Rendsburg, 21. Juli. Der hier am 19. Juli 
plötzlich im Alter von 66 Jahren verstorbene Ad 
vokat Kürschner war trotz seiner Zurückgezogenheit, 
in welcher er in den letzten Jahren lebte, eine immer 
Eingesandt. 
Segelsport. 
Der Einsender dieses hat mit großem Interest 
den Artikel in letzter Nummer des „Rendsb. 
gelesen, welches den Segelsport auf unseren Eidet-- 
fecrt zum Gegenstände hat. Er erachtet es gleich 
jalls sehr wünschenswerth, wenn ein Segelercl»" 
auch hier gegründet würde, wo in fast allen Städte», 
welche am Wasser belegen sind, derartige Bestrebung^" 
in den Sportkreisen durch Vereinigung gestützt werde». 
Gerade hier aber dürfte ein solcher Verein am Plakj 
sein, wo die Gelegenheit vorhanden ist, unsere Waffen 
straße bis zum Canal hinaus über den Audorstj 
und Schirnaner See zu benutzen. Der Einsen^sj 
dieses ist nicht abgeneigt, auch seinerseits sein Scheck 
lein beizutragen, diese Absicht zu realisiren, die »'" 
so mehr Anhänger finden dürfte, als ja auch untjj 
Sen begüterten Mitbürgern viele Freunde deö Wnşst^ 
sports sich befinden. Herren, welche einem solche" 
Sportclub beitreten und noch nicht fahrkundig 
würden dadurch Gelegenheit finden, die regelrech" 
Hantirung der Fahrzeuge beim Segeln gründlich ? l 
erlernen. Der Einsender erhofft, daß dieje km'ff 
Anregung mit dazu dienen möge, den Mcin»»g 
austausch unter den Freunden des Lustsegelns so>»^ 
zu fördern, daß er dazu beiträgt, die Interessent^ 
zu weiteren Maßnahmen in dieser Angelegenste 
zusammen zu führen. 
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Wert 
^läriļ 
^acob' 
Auch 
st n 
stenstei 
Neueste Nachrichten. 
Peterhof. 24. Juli. Kaiser Wilhelm ist j 
herzlichster Verabschiedung von der Kaiserin >»it 
Kaiser Alexander heute Vormittag um 10 Uh» 11(1 
Kronstadt abgereist.
	        
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