Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 1)

Seine sind nach dem Nordfriedhose gebracht und dort 
wieder begraben worden. Die Gefallenen waren 
größtentheils Russen, und an vielen Schädeln er 
kannte man deutlich den tatarischen Typus. In 
Hellem Emailglanz leuchtende, tadellose Zahnreihen 
hatten sich, trotz der fünfundsiebzig Jahre, die sie in 
der Erde lagen, in Menge erhalten. Waffen wur 
den, außer einem Gewehr, nicht aufgefunden, wohl 
aber Uniformreste, Knöpfe, Fußbekleidungen und 
Aehnliches. 
Aus Thüringen, 3. Juli. In dem gothaischen 
Orte Eschenbergen machte ein zehnjähriger 
Knabe seinem Leben durch Erhängen ein Ende. 
— In dem bekannten und vielbesuchten gothaischen 
Luftcurort Oberhof werden, wie die „Krz.-Ztg." 
hört, die vier Söhne des Kaisers Wilhelm noch in 
diesem Monat zu längerem Genuß der Sommer 
frische erwartet. Das herzogliche Jagdschloß daselbst 
wird für diesen Besuch hergerichtet. 
Einbeck, 4. Juli. Aus einem hiesigen, seit drei 
Jahren von einer Wittwe und ihrer 40jährigen 
ledigen Tochter bewohnten Hause ertönten dieser 
Tage Plötzlich Hilferufe. Den hinzueilenden Nach 
barn, welche die Hausthür erbrechen mußten, bot 
sich ein schauderhafter Anblick dar. In dem von 
Schmutz starrenden Wohnzimmer lag die Tochter 
als Leiche, neben dem Bette saß die bis zum 
Skelett abgemagerte greise Hausbesitzerin, 
in deren hohlen Augen Hunger und Krankheit sich 
spiegelten. Ueberall im Hause fand man Geld, 
175 Mark an der Hausthür, 130 Mark im Ofen, 
in Tischladen und Kommoden 1800 Mk., außerdem 
Werthpapiere im Betrage von 14,000 Mk. und ein 
Sparkassenbuch über 21,000 Mk. Es hat sich 
herausgestellt, daß die Leute seit acht Tagen keine 
Lebensmittel mehr gekauft haben. Der Zustand der 
Greisin ist hoffnungslos. Die Unglücklichen sind 
Opfer ihres Geizes geworden. 
Franksurt, 3. Juli. Zu den neuen Fortschritten 
der Verfälschungskunst gehört, nach dem Wochen 
blatte des wirthschaftlichen Vereins Baden, die Ver 
fälschung der Kaffeebohnen mit Mais 
körnern. Da letztere im natürlichen Zustande 
von den Kaffeebohnen leicht unterschieden werden 
können, so werden für diesen Zweck beide, sowohl 
Kaffeebohnen als Maiskörner, gebrannt und mit 
Zucker glasirt. Auf diese Weise füllt die Ver 
mengung bei flüchtigem Ansehen nicht auf, oder es 
machen die gebrannten Maiskörner den Eindruck 
von sogenanntem Kaffeebruch. Wenn nun auch ein 
derartiges Kaffeemaisgemisch für gewöhnlich mit der 
Bezeichnung „Kaffeeersatzmischung" verkauft wird 
und damit ein ausgesprochener Betrug wegfällt, so 
ist doch nach dem genannten Blatt in den letzten 
Wochen ein Fall zu konstatiren gewesen, in welchem 
ein unter der Bezeichnung „Echter Javakaffee", „für 
die Reinheit wird garantirt", verkaufter gebrannter 
Kaffee mit 46,71 Procent gebrannten Maiskörnern 
verfälscht war und zu den Preisen des echten Kaffees 
verkauft wurde. 
In Mülhausen im Elsaß ist das Gerücht von 
einem Verbrechen verbreitet, dessen sich ein junges 
Mädchen aus getäuschter Liebeshoffnung oder Eifer 
sucht schuldig gemacht habe. Dieselbe soll nämlich 
den Versuch gemacht haben, ihren ehemaligen Lieb 
haber, sowie dessen junge Ehefrau vermittelst eines 
Kuchens zu vergiften, den sie dem jungen Paare 
aus angeblicher Freundschaft übersandte. Aehnliche 
Sendungen an Süßigkeiten, Blumensträußen rc. 
sollen dem letzteren Geschenke, das, wie es heißt, 
der Polizei übergeben wurde, schon vorangegangen, 
aber stets von den Empfängern mit Mißtrauen auf 
genommen worden sein, da sie sich veranlaßt sahen, 
den Freundschaftsbezeugungen des Mädchens nicht 
recht zu trauen. Das junge Mädchen, dessen Name 
man überall nennt, ist, wie es heißt, verhaftet 
worden und soll seine Schuld theilweise schon ein 
gestanden haben. 
Hamburg, 4. Juli. Eine hiesige Zeitung ver 
öffentlicht aus Kopenhagen das nachfolgende Original- 
Telegramm: „Die hier anwesende deutsche Schau 
spieler-Gesellschaft (vom „Deutschen Theater" in 
Berlin) hielt heute Mittwoch Probe" (!). . . 
Was doch alles als „Neueste Depesche" in den 
Blättern figuriren muß. Nächstens wird man 
vielleicht folgende „Neueste Telegramm" lesen: 
Kopenhagen (abends 10 Uhr): Erfahre soeben 
aus bester Quelle, daß sich Herr Josef Kainz ab 
geschminkt hat und im Begriffe steht, ein Filet mit 
Champignons zu verzehren." 
Oder: Kopenhagen (11 Uhr vormittags): Im 
herrlichsten Sonnenschein unternahm heute die kleine 
Sorma eine Ausfahrt nach Tivoli, nachdem die 
charmante Künstlerin vorher drei Dutzend dänischer 
Handschuhe (Nr. 5 V 4 ) gekauft hatte. 
— Ein tragisches Ereigniß trug sich am Sonn 
abend Abend in Altona zu. Eine 19jährige, aus 
Grünholz in Schleswig gebürtige Tänzerin, welche 
im Circus Schumann engagirt war, hatte sich in 
einen auswärtigen Offizier verliebt. Sie hatte, wie 
sie es immer zu thun pflegte, auf den jungen Mann 
gewartet. Diesmal hatte sie sich mit einem sechs 
läufigen Revolver bewaffnet, um sich in Gegenwart 
ihres Liebhabers das Leben zu nehmen. Der erste 
und zweite Schuß verfehlte das Ziel, worauf sie 
rasch, bevor es den Herbeieilenden gelingen konnte, 
ihr die Waffe zu entreißen, den dritten Schuß auf 
sich abgab. Das Mädchen stürzte besinnungslos zu 
Boden und wurde schwer verletzt ins Krankenhaus 
befördert. Noch bis Sonntag-Abend war die Lebens 
müde ohne Besinnung und konnte nicht vernommen 
werden. 
Schleswig-Holstein, 4. Juli. Theodor Storm 
ist entschlafen. Am 17. September zu Husum 
geboren, feierte er noch im vorigen Jahre seinen 
siebzigsten Geburtstag. In ganz Deutschland und 
weit darüber hinaus fand diese Feier bei seinen 
zahlreichen Verehrern einen herzlichen Widerhall. 
Er sollte die Wiederkehr dieses Tages nicht erleben. 
Zu Anderau bei Hademarschen, auf welchen Ruhesitz 
er sich nach seinem Austritt auS dem preußischen 
Justizdienst im Jahre 1880 zurückgezogen hatte, ist 
er gestorben. 
»mg i. D., 3. Juli. Das „Alt. Tagbl." bringt 
die folgende sensationelle Notiz: Wie wir hören, 
ereignete sich in Christianskovg ein Verbrechen seltener 
Art. Ein Schornsteinfeger vernahm, während er 
im Schornstein beschäftigt war, ein eigenthümliches 
Wimmern. Seine Aufforderung, den Speicher aus 
zuschließen, blieb ohne Erfolg und als er sich nun 
mit Gewalt Zugang zum Speicher verschaffte, fand 
er dort ein 9-jähriges Kind in einer Kiste, welches 
augenscheinlich dem Hungertode preisgegeben war. 
Nach Aussage des Arztes hat das Kind bereits drei 
Tage ohne Nahrung zugebracht. Ob das Erbtheil 
des Kindes (Stiefkind) die Eltern zu diesem Ver 
brechen verleitet, dürfte die Untersuchung ergeben. 
Kiel, 4. Juli. Die zweite landeskirchliche 
Konferenz wurde heute Mittag um 1 Uhr durch 
Generalsuperintendent Dr. Kaftan geschlossen, 
nachdem Herr Professor Dr. Klostermann einen 
Vortrag „Ueber den Hebräerbrief mit besonderer 
Berücksichtigung des hohenpriesterlichen Amts" gehalten 
und an der darauf folgenden Verhandlungen sich die 
beiden Herren Generalsuperintendenten Dr. Jensen 
und Dr. Kaftan, Prof. Dr. K a w e r a u, Pastor 
Tadey aus Sonderburg und Marine-Oberpfarrer 
Lang Held betheiligt hatten. 
Amt Hütten, 2. Juli. Die letzten Gewitter- 
haben hier arg gehaust. Sie hatten an verschiedenen 
Orten wolkenbruchartigen Regen im Gefolge und 
konnten sich alte Leute nicht entsinnen, in ihrem 
Leben solche Wassermengen gesehen zu haben. Gärten 
und Felder sind stellenweise arg durch dieselben be 
schädigt. (E. Z.) 
AuS Nordschleswig, 4 Juli. In Folge des ent 
setzlichen Unwetters, welches dieser Tage in der 
hiesigen Gegend herrschte, verunglückte auf schreckliche 
Weise ein junges, blühendes Mädchen, Marie Hansen 
aus Iller (Sundewitt). Am Herde beschäftigte sie 
sich mit dem Füllen des Petroleum-Apparats, als 
plötzlich ein so furchtbarer Donnerschlag erfolgte, 
daß der Erschreckten der Behälter entfiel und auf 
den Herd stürzte. Lichterloh schossen im Nu die 
Flammen empor und hüllten die Aermste in Feuers- 
gluth ein; einer lebenden Fackel gleich, stürzte die 
Bejammenswerthe hinaus, wohl in der Absicht, 
durch den herabströmenden Regen Kühlung und 
Linderung für ihre unaussprechlichen Schmerzen zu 
finden. In hoffnungslosem Zustande und am 
ganzen Körper mit gräßlichen Brandwunden bedeckt, 
wurde die Unglückliche nach der Diakonissenanstalt 
gebracht, woselbst sie nunmehr verstarb. 
Tonderņ, 4. Juli. Vor einigen Wochen ging 
die den Parteigenossen des Abgeordneten Francke 
befremdliche Mittheilung durch verschiedene Blätter, 
daß derselbe nicht gesonnen sei, für die nächste Land 
tagsperiode ein Mandat anzunehmen. Einige Freunde 
des Abgeordneten Francke richteten sofort ein Schrei 
ben an denselben, mit der Bitte, sich darüber zu 
erklären. Die Antwort ist in diesen Tagen einge 
troffen. Herr Francke erklärt in derselben, daß er 
eine Aeußerung über Nichtwiederannahme eines 
Mandats niemals gethan habe. Er würde es sich 
zu höchster Ehre anrechnen, wenn er auch ferner 
diesen Kreis vertreten dürfe. Ende September wird 
derselbe seinen Wählern einen Rechenschaftsbericht 
über die verflossene Legislaturperiode erstatten. Eine 
Wiederwahl Franckes für den Landtag steht wohl 
außer allem Zweifel. (F. N.) 
< tzohenwestedt, 1. Juli. Die Einfriedigung 
der vom hiesigen Obstbauvereine angekauften Grund 
stücke ist jetzt fertig gestellt; namentlich nach unten 
ist die ganze Fläche durch ein ca. 1 Meter hohes 
Drahtgeflecht gegen Hasenfraß geschützt. — Die 
Enthüllungsfeier des Kaiser Wilhelm Denksteins 
von der hiesigen landwirthschaftlichen Lehranstalt ist 
jetzt definitiv auf Dienstag, den 10. Juli l. I. 
festgesetzt und werden zu dieser Feier in erster Linie 
sämmtliche frühere Schüler der genannten Anstalt 
und sodann alle Einwohner unseres Kirchspiels ein 
geladen werden. 
Bockelholm, 5. Juli. Heute Vormittag 10 Uhr 
fand hier eine Sitzung des Provinzialstän 
dischen Verwaltungs-Ausschusses, ver 
bunden mit einer Besichtigung der Ländereien und 
der Anstalt statt. Der Herr Oberpräsident 
Excellenz von Steinmann war in Begleitung des 
Herrn Regierungs-Assessors Dr. Scheiff erschienen. 
Rendsburg, 4. Juli. Am Dienstag, den 10. 
d. Mts., Vormittags 10'/, Uhr wird von dem 
Herrn Regierungsrath Gerling aus Schleswig 
auf dem Gute Schirnau ein Termin abgehalten, 
in welchem die Entschädigungen für die in den 
Gemarkungen Schirnau und Steinwart zum Bau 
des Nord-Ostsee-Kanals zu enteignenden Grundstücke 
festgestellt werden. Eigenthümer der bezüglichen 
Grundstücke ist bekanntlich Herr Gutsbesitzer Mylord 
zu Schirnau. 
# Rendsburg, 6. Juli. Für die Anwohner der 
StaatsbahnstreckeFlensburg-Schleswig-R e n d s b u r g- 
Neumünster-Kiel läßt die Kgl. Eisenbahndirection 
zu Altona einen alle Sonntag Abend vom 8. Juli 
bis auf Weiteres von Flensburg abgehenden Per- 
sonen-Extrazug zur Beförderung kommen. Der 
Zug verläßt im Anschlüsse an das von Sonderburg 
und Glücksburg um 9 Uhr Abends in Flensburg 
eintreffende Dampfschiff um 9 Uhr 22 Min. Flens 
burg, kommt 11 Uhr 37 Minuten in Neumünster 
an, zum Anschluß an den 11 Uhr 51 Min. von 
Neumünster nach Kiel fahrenden Schnellzug. 
.A. Rendsburg, 6. Juli. Heute passirte der 
Hamburger „Klabautermann", ein 35 Cubm. 
großer, in zweiter Abtheilung rühmlichst bekannter 
Segler, der auf der Elbe schon einige Mal, auf der 
Kieler Föhrde jedoch bisher noch nicht, als Sieger 
hervorging, unsere Schleuse. — Am Sonntag und 
Montag findet in Kiel eine Geflügelausstellung statt. 
X Rendsburg, 6. Juli. Die Arbeiter der 
hiesigen mechanischen Weberei richteten in diesen 
Tagen an die Direktion derselben die Bitte, die 
Mittagspause von 1 auf 1'/, Stunden verlängern 
zu wollen. Diesem Ersuchen wurde bereitwilligst 
entsprochen und die Mittagspause bis auf Weiteres 
von 12—1'/ 2 Uhr festgesetzt. 
X Locales. 
— Heute gegen 11 Uhr Vormittags traf der 
Danipfer „Courier", mit Schülern der Bürgerschule 
ans Kiel nebst Lehrern, ca. 100 an der Zahl, auf 
einer Excursionstour hier ein. Die Rückfahrt soll 
um 4 Uhr Nachmittags stattfinden. 
— Wie wir erfahren, werden auf Beschluß der 
Lehrer die alljährlich um diese Zeit stattfindenden 
Vogelschießen der Volksschüler in diesem Jahre 
wegen der Landestrauer erst nach den Ferien abge 
halten werden. 
Kleine Mittheilungen aus der Provinz rc. 
Im Land Oldenburg grassirt gegenwärtig die 
Diphtheritis in einigen Ortschaften. So jsind von 
196 Einwohnern in Heringsdorf gegen 30, größtentheils 
Erwachsene, an derselben Krankheit erkrankt. In einem 
Hause liegen sämmtliche Bewohner, 8 an der Zahl, 
darnieder, von denen am Sonntag Morgen der Knecht 
todt in seinem Bett gefunden wurde. — Bor ea. 3 
Wochen wurde den „Schl. Nachr." zufolge in Heili- 
genhafen ein junges Mädchen hier von einer Ratte 
gebissen. Der Biß hatte eine Blutvergiftung im 
Gefolge, an der die Betroffene jetzt noch schwer krank 
darnieder liegt. — Der erste Unternehmer des Schürf 
laches im Brunsbüttlerkovg Herr Kähle, hat 
den „S. N." zufolge sein gesammtes Betriebsmaterial, 
als Dampfmaschine, Säugpumpe, Schienenmaterial 
u. s. w., sowie sonstige werthvolle Gegenstände dem 
königl. Amtsgericht zu Eddelack ausliefern müssen, 
welches diese Gegenstände am 14. d. am Brunsbüttler- 
hafen gerichtlich versteigern lassen wird. — Ein Land 
mann aus Thumbyfeld verlor von fünf Kindern 
vier au der Diphtheritis. — In Hamburg sind z. Z. 
834 Lehrer und 444 Lehrerinnen angestellt. — Bei der 
heutige» Stadtverordnetenwahl in Elmshorn wurden 
an Stelle der als Stadtverordnete abgehenden Herren 
Kaufmann Sießenbüttel und Kaufnmnn Ratjen die 
Herren Viehhändler M. Lippstadt mit 199 und Gast- 
wirth Beuernianu mit 198 Stimmen zu Stadtverord 
neten gewählt. 
Vermischtes. 
— Ueber die höchst erreichbare Geschwindigkeit 
der Lok,motiven enthält der Londoner „Engineer" 
einen interessanten Anfsatz. Thatsächlich, heißt es 
dort, bringen es die schnellsten Züge nie auf 60 
englische Meilen oder 96 Kilometer in der Stunde, 
und es sei die erhoffte Schnelligkeit von 80 Meilen 
oder 128 Kilometern ein Wahn. Warum? Einmal 
wegen des Widerstandes der Luft. Derselbe komme 
bei dieser Geschwindigkeit dem Drucke des schwersten 
Orkans gleich, wozu noch der Umstand trete, daß 
die Maschinen häufig dem Winde entgegen fahren. 
Ferner müsse sich ein 7 Fuß-Lokomotiv-Treibrad 
bei 80 Meilen in der Minute 320 Mal drehen, 
und jeder Cylinder sich 740 Mal mit Dampf 
füllen. Diesem bleibe aber hierbei zum vollen Ent 
weichen keine Zeit und er wirke daher dem ein 
tretenden entgegen. Endlich seien die furchtbaren 
Schwingungen der arbeitenden Theile in Betracht 
zu ziehen. 
— Sine seltene Münze. Der Berliner Apotheken 
besitzer L., ein eifriger Münzensammler, hat, wie 
daS „Fremdenblatt" zu berichten weiß, in den letzten 
Tagen um eine namhafte Summe ein hoch interessantes 
Exemplar erworben, das wohl heutzutage zu den 
größten Seltenheiten gehören dürfte. Es ist dies 
ein sogenannter Spielkreuzer der Kaiserin 
Maria Theresia und die Geschichte dieses 
Kreuzers ist folgende: Maria Theresia, welche be 
kanntlich eine außerordentlich sittenstrenge und religiöse 
Frau war, hatte doch eine heimliche Leidenschaft, der 
sie sich nur im engsten und vertrautetsten Hofzirkel 
hingab, nämlich die des Kartenspiels, und zwar die 
des Kartenspiels um hohen Einsatz. Diese Passion 
der hohen Frau war dem Fürsten Kaunitz und bet- 
gesammten Jesuitenpartei längst ein Aergerniß ge 
wesen, und man hatte alle Mittel, irdische und kirch 
liche, angewendet, um die Kaiserin von ihrer Leiden 
schaft zu befreien, aber vergeblich. Da steckte man 
sich hinter ihrem Beichvater und diesem Jesuiten 
pater gelang es endlich, der frommen Frau das 
Versprechen abzunehmen, künftighin, wenn sie schon 
dem Kartenspiel nicht entsagen wollte, den Einsatz 
nicht höher zu stellen, als mit — einem Kreuzer. 
Die Kaiserin fügte sich scheinbar, ließ aber ganz 
heimlich ihren Hofjuwelier kommen und bestellte bei 
diesem 100 Stück Kreuzer von einer ganz eigen 
thümlichen Konstruction. Jeder dieser Kreuzer >var 
mitten durchgeschnitten und ließ sich durch eine ein 
fache Manipulation abdrehen, im Innern desselben 
war eine feine Höhlung, in welche ein Dukaten 
genau einpaßte. Und diese simplen Spielkreuzer 
mit ihrem kostbaren Inhalt kamen künftig bei den 
vertrauten Spielzirkeln der Kaiserin zur Verwendung, 
so daß ein unvermuthet Hinzutretender nichts Unge 
wöhnliches bemerken konnte. Man sieht, Maria 
Theresia, welche ein vollkommenes Muster jeder 
weiblichen Tugend war, hatte mit ihren Mitschwestern 
aus Eva's Stamm eine Eigenschaft gemeinschaftlich 
— die List. 
— Die Lage tine» Redakteur» schildert ein Blatt 
mit folgenden Worten: „Die Herausgabe eines 
Blattes ist ein vergnügliches Ding, die besonders 
dem Redacteur allseitig Freude schafft und selbst viel 
Vergnügen macht. Enthält die Zeitung zuviel Po 
litik, so ist das Publikum unzufrieden; wenn zu 
wenig, so will man sie nicht ansehen. Ist die 
Schrift groß, so ist nicht Inhalt genug für das 
Geld da; ist sie klein, so verdirbt man sich die 
Augen beim Lesen. Treten tvir Jemand auf's 
Hühnerauge, so lachen die andern, während jener 
sich ärgert; kitzeln wir aber die andern an einer 
verwundbaren Stelle, so schimpfen sie, und ersterer 
lacht sich in's Fäustchen. Loben wir Jemand, so 
sind wir parteiisch; thun wir es nicht, so sind wir 
es sicherlich auch wieder. Bringen wir einen Ar 
tikel, der den Damen gefällt, so sagen die Männer, 
es wäre Gewäsch, befriedigen wir aber die Wünsche 
der Frauen nicht, so eignet sich das Blatt nicht für 
das Haus." 
— Eine seltsame Wirkn«, de» Blitzschläge» zeigte 
sich bei einem Gewitter auf dem Hauenstein (Jura). 
Fünf Personen, Männer und Frauen, waren etwa 
zehn Schritte von der Telegraphenleitung mit Rechen 
beschäftigt. Sie befanden sich Alle in einer Reihe. 
Plötzlich stürzten sie sämmtlich betäubt zu Boden, 
von dem sie erst nach einer kleinen Weile mit ver 
störten Gesichtern sich wieder erhoben. Ohne daß 
sie von dem Schlage etwas gehört, war ihnen doch 
die Ursache des Falles bald klar. Ein Blitz hatte 
in die Telegraphenleitung geschlagen. 
Literatur. 
Gleichwie auf den Tod Kaiser Wilhelm I. hat die 
Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart jetzt auch ein 
Gedenkblatt aus das Hinscheiden des Kaisers Friedrich 
herausgegeben. Dieselben Vorzüge, welche man allge 
mein bei dem ersten Gedenkblatt rühmt: Würde, Ele 
ganz, eine feierliche Pracht und gediegene Volsthüm- 
lichkeit in Text und Bild zeichnen auch dieses Heft aus, 
das wiederum ein Separatabdruck aus dem Weltblatt 
„Ueber Land und Meer" ist. Eine Fülle von Illu 
strationen, die hervorragendsten Momente aus dew 
Kriegs- und Familienleben des edlen Fürsten darstellend, 
Bilder aus den Tagen seines Leidens, Abbildungen 
seiner Lieblingswohnstätten in früheren Jahren und 
als Kaiser ergänzen nach der künstlerischen Richtung 
hin die ausgezeichnete Biographie, die voll Wärme 
und Liebe und doch dabei von der sorgfältigsten histo 
rischen Genauigkeit und Wahrheit ist. Dieses Gedenk 
heft in Großfolio mit dem herrlichen Porträt des Kai 
sers in gleicher Größe als Feldmarschall von Hofmaler 
Bülow darf unstreitig zu den weihevollsten und reich 
haltigsten Gaben, welche auf den Tod des allzu früh 
Hingeschiedenen edlen zweiten deutschen Kaisers erschie 
nen sind, gerechnet werden und zeigt wieder, wie 
„Ueber Land und Meer" seine Ausgabe, das Gedie 
genste und Schönste, das Interessanteste aus der Zeit 
künstlerisch vollendet und in elegaulester Ausführung 
bei unerreicht niederem Preis (die stattliche Gedenk 
schrift kostet nur 50 Pfennig) zu bringen, ernst nimmt. 
— An neuer Reise-Literatur ist erschienen: Eine Be 
schreibung der Brünig-Bahn, welche in diesem Monat 
noch eröffnet wird und bekanntlich die direkte Verbindung 
des Centralpunktes Luzern mit dem Herzen des Berner 
Oberlandes herstellt. Die Beschreibung ist von I. Hard- 
ineyer und bildet Nr. 130 und 131 der „Europäischen 
Wanderbilder" (Zürich, Orell Füßli u. Cie.). Beigegeben 
sind 30 prächtige Illustrationen und eine Karte. 
Kleine Gedankensplitter. 
Dein Ja sei Ja, Dein Nein sei Nein 
Und schars das Schwert an Deiner Lende; 
Die beste Staatskunst bleibt am Ende 
Doch: tapfer und gerecht zu sein. Geibel. 
Mit der warmen Jahreszeit kommen regelmäßig 
Gäste inS Haus, welche man sich gern recht bald vom 
Halse schafft. — Zu diesem Zwecke machen wir aus das 
seit einer Reihe von Jahren erprobte und durch eine 
große Anzahl von Anerkennungen empfohlene Andel’s 
überseeische Pulver ausmerksam, dasselbe ist das wirk- 
Kemmerich’s 
Fleiscli-Extraci 
ist vom feinst. Geschmack 
grösster Ausgiebigkeit. V* 
Beste ist stets das Billig**®* 
Anzeigen. 
Kirchliche Anzeige. 
St. Marienkirche. 
Sonntag, den 8. Juli (6. n. Trinitatis): 
9'/, Uhr: Predigt des Herrn Pastor Hess. 
Der Frühgottesdienst fällt aus. 
Ltzrift- nutz Garnison-Kirche. 
(Civilgemeinde.) 
Sonntag, den 8. Juli (6. n. Trinitatis)' 
Morgens 9 Uhr: Predigt des Herrn Pastor Stoess^-' 
Ltzrift- nn!> «irnison-Kirchc. 
l Militärgemeinde, j 
Sonntag, den 8. Juli (6. n. Trinitatis): . 
Vorm. 11 Uhr: Gottesdienst, Predigt des Herrn D>» > 
Pfarrer Roeder. .j« 
Pfarrer moeoer. 
Sonntag, den 15. Juli (7. n. Trinitatis) fşş I 
dem Gottesdienste Feier des heil. Abendmahls 
Beichte Sonnabend, den 14. Juli, Nachm. 3ZşşX 
Katholischer Gottesdienst- 
Sonntag, den 8. Juli: , ,ģ, 
Morgens 7 und 9'/, Uhr, Nachmittags - 1 
sis' 
st' 
überseeische Pulver aufmerksam, dasselbe ist i 
samste, einzig bewährte Mittel zur radicalen Ausrottung 
aller lästigen und schädlichen Insekten, wie Motte», 
Schwaben, Fliegen, Wanzen, Flöhe, Ameisen, Blatt 
läuse, Vogelmilben re. Wer Andel's Pulver gebraucht, 
wird niemals über Insektenplage zu klagen haben, es 
empfiehlt sich daher vor anderen angepriesenen Mittel» 
vorzugsweise zur Reinigung der Wohnräume, Stallun 
gen, Gärten, uud ist für Jedermann unentbehrlich' 
Ju Rendsburg ist Andel's Pulver echt zu habe» 
bei E. Klüver. 
— Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß die 
Ziehung der Weseler Kirchbau Geld-Lotterie ga'ss 
destimmļ nächste Woche, Donnerstag, den 12. Juli, 
stattfindet. 
Die Sanct Anna-Kurquelle zu Altreiche na» 
bei Freiburg in Schlesien hat sich nach der von de»' 
Königlichen Bergmeister a. D. und Privatdocenten der 
Universität zu Breslau Herrn Dr. Kosmann im Som 
mer 1887 ausgeführten chemischen Analyse als ein reine) 
alkalischer Säuerling erwiesen, dessen Zugehörigkeit z» 
den gleichartigen Mineralquellen des Salzbrunnen 
Thales außer Zweifel steht. Wegen ihres Gehalts a» 
doppelkohlensaurem Lithion neben ihrem Gehalt »» 
Natriumbicarbonat ist sie zugleich zu den beachten^) 
werļhen Natron-Lithionquelleu zu zählen. Das Es 
gkbniß der Analyse hat deßhalb die Brnnnen-Berlşş 
tuug veranlaßt, an Ort und Stelle die für den K»' 
gebrauch des Mineralwassers erforderlichen Einrichtn») 
gen zu schaffen und hat dieselbe am 1. Mai cr. 
und hat dieselbe am 1. Mai cr. 
erste "Saison eröffnet. Der im Kreise Bollenhain 
der Landeshut-Schweidnitzer Chaussee gelegene Kurv»'- 
welcher sich parallel dem nördlichen Abhänge 
Sattclwaldcs hinzieht, wird in der Richtung von M» 
nach Ost von dem Striegauer Wasser durchflossen u» 
präsentirt sich nach Lage, Größe (2565 Einwohner/, 
sowie nach Beschaffenheit der ländlichen Besitzungen a> 
ein stattliches aussehendes Dors, mitten in einer hem 
lichen Gebirgslandschaft. Durch sehr günstige kittn» 
sche Berhältnfsse, namentlich durch eine gesunde, reu 
und zugleich milde Luft sich auszeichnend, erscheint ä* 
reicherm» zunächst als eine angenehme Sommerfrtt» 
und ist als solche allen der körperlichen und geistige 
Erholung Bedürftigen, sowie denen, die an allgemein 
Nervenschwäche leiden, sehr zu empfehlen. Autzerbe» 
aber ist der mit einer geräumigen Trinkhalle versehe» 
Brunnen seiner Zusammensetzung nach durchaus geeig'ss) 
als Heilquelle verwendet zu werden. Gleich den n»"' 
gelegenen Salzbrunner und anderen bekannten Wim) 
ralquellen, als Fachingen, Geilnau, Ems, Neuen»»« 
Gieshübel bei Carlsbad und Vichy in Frankreich, dütt 
dieselbe bei allen chronisch-entzündlichen Affectionmr ( 
Athmungs- und Verdauungsvrgane, bei harnsam 
Diatheje, Harngries, Gicht und chronischem Blajem 
tarrh angezeigt sein. 
Russische Prämie».Anleihe von 1864. Dienlich! 
Ziehung findet am 13. Juli statt. Gegen c 
Coursverlust von ca. 280 Mk. pro Stück bei 
Ausloosung übernimmt das Bankhaus Carl 
burger, Berlin, Französische Staße 13, die Vff! 
chernng fur eine Prämie von 2 Mark pro St»^ 
Mitgetheilt von dem Agenten des Nord». Ll»^ 
JE. Klüver, Rendsburg. „ 
Bremen, 29. Juni. Der Schnelldampfer „Lşş'j 
Capt. H. Hellmers, vom Norddeutschen Lloyd in 
men, welcher am 20. Juni von Bremen und m» g 
Juni von Southampton abgegangen war, ist he»'Q. 
Uhr Morgens wohlbehalten in Newyork angekomm 
Der Postdampfer „America", Capt. H. Heincke,» 
Norddeutschen Lloyd in Bremen, welcher am 13. 
von Bremen abgegangen war, ist am 27. Juni i> 
Morgens wohlbehalten in Baltimore angekommen^ 
das 
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leiteten 
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